Material zur Unterrichtsgestaltung - Museen in Köln
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... er wäre über alles selig,<br />
wann er die Jungfrau se<strong>in</strong>em<br />
e<strong>in</strong>zigen Sohn könnte<br />
zum Weibe geben. Darauf<br />
stund auch des Jüngl<strong>in</strong>gs<br />
Begier. Darum sandten sie<br />
feierlich Boten zu der Jungfrau<br />
Vater, die sollten ihm<br />
schön tun und große D<strong>in</strong>ge<br />
geloben ...<br />
Legenda aurea<br />
LIEBE<br />
mittelhochdeutsch<br />
= Gutes,<br />
Angenehmes,<br />
Wertes<br />
PARTnERwAHl<br />
Die heilige Ursula aktuell<br />
Die Wahl e<strong>in</strong>es geeigneten Partners bewegt sich zwischen evolutionären Prozessen<br />
und sozialpsychologischen Strategien. Die Rollen der Geschlechter<br />
s<strong>in</strong>d je nach Ausprägung der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung <strong>in</strong> den<br />
unterschiedlichen Kulturen anders gelagert. Die Frage nach den <strong>in</strong>dividuellen<br />
Wahlmöglichkeiten e<strong>in</strong>es Partners stellt sich <strong>in</strong> diesem Zusammenhang immer<br />
wieder. Hier haben die verschiedenen Kulturen aber auch frühere Jahrhunderte<br />
jeweils unterschiedliche Modelle, die es im Kontext zu erläutern<br />
gilt. Auch die Bestimmung von K<strong>in</strong>dheit, Jugend und Erwachsenenalter s<strong>in</strong>d<br />
abhängig von dem gesellschaftlichen Umfeld und daran richtet sich die Frage<br />
der Partnerwahl, der Heirat und des K<strong>in</strong>derkriegens aus. Im Mittelalter wurde<br />
häufig aufgrund politischer oder wirtschaftlicher Überlegungen e<strong>in</strong> „Heiratszwang“<br />
ausgeübt. Das galt für mächtige Herrscher aber auch zum Beispiel<br />
für Zunftangehörige. Auch heute f<strong>in</strong>den wir die Zwangsheirat noch <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>igen Kulturen praktiziert.<br />
Aus dem Textbuch<br />
E<strong>in</strong> Jüngl<strong>in</strong>g: Warum b<strong>in</strong> ich nicht als Adliger geboren? Dann könnte ich<br />
Pr<strong>in</strong>zess<strong>in</strong> Ursula heiraten und mit ihr 12 K<strong>in</strong>der machen!<br />
E<strong>in</strong> anderer Jüngl<strong>in</strong>g: Träum weiter!!!!<br />
MINNE ... hängt etymologisch mit me<strong>in</strong>en zusammen; zugrunde liegt das<br />
<strong>in</strong>dogermanische *men, das ‚denken, im S<strong>in</strong>n haben‘ bedeutet<br />
(vgl. lat. mem<strong>in</strong>i). Das heißt so viel wie: liebendes, freundliches Gedenken.<br />
Im Mittelalter war der Begriff M<strong>in</strong>ne vor allem mit der Vorstellung e<strong>in</strong>es gegenseitigen<br />
ehrenden Andenkens und gesellschaftlicher Verb<strong>in</strong>dung geprägt.<br />
Mit Gesang und kle<strong>in</strong>en Geschenken versicherte man sich der gegenseitigen<br />
Liebe. Jedoch war eher der Weg das Ziel – die Liebe blieb oft unerfüllt und<br />
von ständiger Sehnsucht geprägt. Die formelhafte Brautwerbung mit sogenannten<br />
M<strong>in</strong>ne-Geschenken konnte auch von Gesandten übernommen<br />
werden, so dass sich die Eheleute oft erst bei der Eheschließung zum ersten<br />
Mal sahen. Auch die M<strong>in</strong>ne zu Gott wurde <strong>in</strong> vielen Liedern besungen. In vielen<br />
Heiligenlegenden wird diese M<strong>in</strong>ne höher bewertet als die Liebe zu e<strong>in</strong>em<br />
möglichen irdischen Partner.<br />
11<br />
PARTnERwAHl