Arginin-Vasopressin Investigator's Brochure - VITRIS
Arginin-Vasopressin Investigator's Brochure - VITRIS Arginin-Vasopressin Investigator's Brochure - VITRIS
A Multicenter, Randomized, Controlled Trial Assessing Arginine Vasopressin vs. Saline Placebo in Refractory Traumatic Hemorrhagic Shock Patients (www.VITRIS.at Study) Eine multizentrische, randomisierte, kontrollierte klinische Studie zur Untersuchung von Arginin- Vasopressin vs. Kochsalz-Plazebo bei Patienten mit lebensbedrohlichem Blutungsschock nach einem Trauma (www.VITRIS.at Studie) EudraCT Nr.: 2006-004252-20 Arginin-Vasopressin Investigator’s Brochure Sponsor: Prof. Dr. Volker Wenzel, M.Sc. Medizinische Universität Innsbruck Univ.-Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin Anichstraße 35 A-6020 Innsbruck / Österreich Tel.: +43 512 504-80430 Fax: +43 512 504-6780430 E-Mail: volker.wenzel@uki.at Version: 02 ersetzt Version: 01 Datum: 22.07.2009 ersetzt Datum: 03.11.2008
- Seite 2 und 3: Inhalt Inhalt .....................
- Seite 4 und 5: Einleitung Oliver und Schäfer beri
- Seite 6 und 7: z.B. Noradrenalin und Angiotensin I
- Seite 8 und 9: arterielle Blutdruck nicht stabilis
- Seite 10 und 11: • Splanchnikus Darmischämie •
- Seite 12 und 13: 14. Tsuneyoshi I, Onomoto M, Yoneta
A Multicenter, Randomized, Controlled Trial Assessing <strong>Arginin</strong>e<br />
<strong>Vasopressin</strong> vs. Saline Placebo in Refractory Traumatic Hemorrhagic<br />
Shock Patients (www.<strong>VITRIS</strong>.at Study)<br />
Eine multizentrische, randomisierte, kontrollierte klinische Studie zur Untersuchung von <strong>Arginin</strong>-<br />
<strong>Vasopressin</strong> vs. Kochsalz-Plazebo bei Patienten mit lebensbedrohlichem Blutungsschock nach<br />
einem Trauma (www.<strong>VITRIS</strong>.at Studie)<br />
EudraCT Nr.: 2006-004252-20<br />
<strong>Arginin</strong>-<strong>Vasopressin</strong><br />
Investigator’s <strong>Brochure</strong><br />
Sponsor:<br />
Prof. Dr. Volker Wenzel, M.Sc.<br />
Medizinische Universität Innsbruck<br />
Univ.-Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin<br />
Anichstraße 35<br />
A-6020 Innsbruck / Österreich<br />
Tel.: +43 512 504-80430<br />
Fax: +43 512 504-6780430<br />
E-Mail: volker.wenzel@uki.at<br />
Version: 02 ersetzt Version: 01<br />
Datum: 22.07.2009 ersetzt Datum: 03.11.2008
Inhalt<br />
Inhalt ................................................................................................................................................. 2<br />
Zusammenfassung ........................................................................................................................... 3<br />
Einleitung .......................................................................................................................................... 4<br />
Physikalische, chemische und pharmazeutische Informationen....................................................... 5<br />
Präklinische und klinische Daten ...................................................................................................... 7<br />
Zusammenfassung der Sicherheitsdaten ......................................................................................... 9<br />
Literaturverzeichnis......................................................................................................................... 11<br />
Investigator’s <strong>Brochure</strong><br />
<strong>VITRIS</strong>.at Studie – EudraCT 2006-004252-20<br />
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Zusammenfassung<br />
Der Einsatz von <strong>Arginin</strong>-<strong>Vasopressin</strong> im Schock wurde schon 1957 beschrieben. In den letzten<br />
Jahren hat dieses Hormon an Bedeutung bei der Behandlung von Herzkreislaufstillstand und septischem<br />
Schock gewonnen. 1 Bei der Behandlung des schweren hämorrhagischen Schocks werden<br />
<strong>Arginin</strong>-<strong>Vasopressin</strong> und Terlipressin (Lysin <strong>Vasopressin</strong>) seit über 30 Jahren sowohl experimentell<br />
als auch vereinzelt klinisch eingesetzt. 2-6 <strong>Arginin</strong>-<strong>Vasopressin</strong> verursacht eine Kontraktion der<br />
glatten Muskulutar im Gastrointestinaltrakt und im Gefäßsystem verursacht, insbesondere in den<br />
Kapillaren, den Arteriolen und Venolen. Weniger betroffen von dieser vasokonstringierenden Wirkung<br />
sind die großen Venen. <strong>Arginin</strong>-<strong>Vasopressin</strong> hat weder inotrope noch chronotrope Wirkungen.<br />
Bei der Therapie eines unkontrollierten hämorrhagischen Schocks mit <strong>Arginin</strong>-<strong>Vasopressin</strong><br />
scheinen drei Effekte zum Tragen zu kommen:<br />
eine Stabilisierung des arteriellen Blutdrucks im Volumen- und Katecholaminrefraktären Kreislaufversagen<br />
eine Umverteilung des zirkulierenden Blutvolumens von einer Blutungsquelle unterhalb des<br />
Zwerchfells hin zu den lebenswichtigen Organen im Thorax und zum Gehirn, sowie<br />
ein verminderter Bedarf an Volumenersatzmitteln.<br />
Symptome von Nebenwirkungen oder einer Überdosierung können entsprechend des Beipackzettels<br />
während normaler Kreislaufverhältnisse Schwindel, Gewichtszunahme, Antriebslosigkeit und<br />
eine Wasserintoxikation sein. Diese Symptome sind bei einem <strong>Arginin</strong>-<strong>Vasopressin</strong>-Einsatz im<br />
Schock nie beschrieben worden. Eine verminderte Durchblutung der Bauchorgane beim Einsatz im<br />
hämorrhagischen Schock ist theoretisch möglich, wurde bisher aber nicht beobachtet. Das Protokoll<br />
der <strong>VITRIS</strong>.at Studie sieht die intravenöse Injektion von 10 IU <strong>Vasopressin</strong> (oder 4 ml Kochsalz-Plazebo)<br />
zusätzlich zur Standard-Schocktherapie (Intubation, Beatmung, aggressive Volumentherapie,<br />
Katecholamine) vor.<br />
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Einleitung<br />
Oliver und Schäfer berichteten vor über 100 Jahren über vasopressorischen Effekte von Hypophysenextrakten;<br />
1 die erste Beschreibung von <strong>Arginin</strong>-<strong>Vasopressin</strong> zur Therapie des Schocks stammt<br />
aus dem Jahr 1957. In den letzten Jahren hat dieses Hormon an Bedeutung bei der Behandlung<br />
von Patienten mit Herzkreislaufstillstand oder septischem Schock gewonnen. 1 Zur Therapie des<br />
schweren hämorrhagischen Schocks werden <strong>Arginin</strong>-<strong>Vasopressin</strong> und Terlipressin (Lysin-<strong>Vasopressin</strong>)<br />
seit über 30 Jahren sowohl experimentell als auch vereinzelt klinisch eingesetzt. 2-6 Im<br />
traumatischen Kreislaufstillstand wurde mit dem Vasopressor <strong>Arginin</strong>-<strong>Vasopressin</strong> eine Umverteilung<br />
von Blut aus dem Muskel und der Haut in das Herz und das Gehirn erreicht; die lebenswichtigen<br />
Organe wurden dadurch besser durchblutet, was mit einer höheren Überlebensrate verbunden<br />
war. 7 Weiterhin konnte in einem Tierversuch gezeigt werden, dass eine aggressive Volumentherapie<br />
bei einer simulierten Leberruptur mit unkontrolliertem hämorrhagischem Schock innerhalb von<br />
15 min zum Tod aller Tiere führte, alle mit <strong>Arginin</strong>-<strong>Vasopressin</strong> behandelten Tiere jedoch überlebten.<br />
8 Auch beim simulierten Thoraxtrauma mit hämorrhagischem Schock konnte mit <strong>Arginin</strong>-<br />
<strong>Vasopressin</strong> der Kreislauf stabilisiert und die Letalität gesenkt werden. 9 Diese Beobachtungen aus<br />
Forschungslaboren decken sich mit klinischen Erfahrungen bei der Therapie von unkontrollierten<br />
hämorrhagischen Schockzuständen in Deutschland, Indien, Japan und Österreich, in denen gezeigt<br />
werden konnte, dass eine Kreislaufstabilisierung mit <strong>Arginin</strong>-<strong>Vasopressin</strong> auch im therapierefraktären<br />
traumatisch-hämorrhagischen Schock möglich war, 10-14 wenn die Standard-Schocktherapie<br />
mit aggressiver Volumeninfusion, Intubation, Beatmung und Katecholaminen versagt hatte.<br />
In der <strong>VITRIS</strong>.at-Studie soll nun erstmals systematisch untersucht werden, ob <strong>Arginin</strong>-<br />
<strong>Vasopressin</strong> eine sinnvolle Ergänzung zur Therapie eines schweren traumatisch-hämorrhagischen<br />
Schocks ist, wenn dieser durch die herkömmlichen Behandlungsmaßnahmen nicht beherrscht<br />
werden kann.<br />
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Physikalische, chemische und pharmazeutische Informationen<br />
Produktname<br />
Synthetisches <strong>Arginin</strong>-<strong>Vasopressin</strong> 10 IU / 4 ml zur intravenösen Injektion.<br />
ATC-Code<br />
H01BA01<br />
Physikalische Eigenschaften<br />
Klare, farblose, sterile Flüssigkeit in 4 ml durchsichtigen Glasampullen.<br />
Pharmakologische Eigenschaften<br />
Die Primärstruktur von <strong>Arginin</strong>-<strong>Vasopressin</strong> besteht aus neun Aminosäuren. <strong>Arginin</strong>-<strong>Vasopressin</strong><br />
besitzt eine intramolekulare Disulfidbindung und einen amidierten C-Terminus.<br />
Cys-Tyr-Phe-Gln-Asn-Cys-Pro-Arg-Gly-NH2<br />
<strong>Arginin</strong>-<strong>Vasopressin</strong> ist das native antidiuretische Nonapeptidhormon des Hypophysenhinterlappens,<br />
dessen Synthese in den Nuclei supraopticus und paraventricularis des Hypothalamus erfolgt.<br />
15 Über den Tractus supraopticohypohypophysealis gelangt es zur Neurohypophyse und wird<br />
dort in Granula gespeichert. 16 Bei arterieller Hypotonie, Hypovolämie und Anstieg der Blutosmolaliltät<br />
kommt es zur vermehrten Freisetzung von <strong>Arginin</strong>-<strong>Vasopressin</strong> in die systemische Zirkulation.<br />
17 <strong>Arginin</strong>-<strong>Vasopressin</strong> zeigt an 5 unterschiedlichen Rezeptoren intrinsische Aktivität: an den<br />
drei <strong>Vasopressin</strong>rezeptorsubtypen (V1, V2, V3), dem Oxytozin (OXT)-Rezeptror und dem purinergen<br />
P2-Rezeptor. Die V1-Rezeptoren sind v.a. auf den Gefäßmuskelzellen lokalisiert und vermitteln<br />
über einen Anstieg der intrazellulären Kalziumkonzentration eine vasokonstriktorische Wirkung.<br />
Die V2-Rezeptoren befinden sich auf den basolaterealen Membranen der Nierentubuluszellen und<br />
erhöhen die intrazelluläre Konzentration von zyklischen Adenosin-Monophosphat (cAMP), das in<br />
einer vermehrten Resorption von freiem Wasser. Die V3-Rezeptoren auf den Zellen der Adenohypophyse<br />
steigern die Freisetzung des adrenokortikotropen Hormons (ACTH). 18 Oxytozinrezeptoren<br />
sind auf Endothelzellen lokalisiert und bewirken einen Anstieg der intrazellulären Kalziumkonzentration.<br />
Durch die gesteigerte Formation von Kalzium-Calmodulin-Komplexen kommt es zur Aktivierung<br />
der neuronalen (nNOS) und der endothelialen (eNOS) NOS (Stickstoff-Monoxid-Synthase),<br />
durch die eine endothelabhängige Vasodilatation vermittelt wird. Neuere Untersuchungen berichten<br />
auch von einer intrinsischen Aktivität von <strong>Arginin</strong>-<strong>Vasopressin</strong> an P2-purinergen Rezeptoren. 18<br />
<strong>Arginin</strong>-<strong>Vasopressin</strong> potenziert die vasokonstriktorischen Eigenschaften vieler Substanzen, wie<br />
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z.B. Noradrenalin und Angiotensin II; der zugrunde liegende Mechanismus ist unbekannt. 19 <strong>Arginin</strong>-<strong>Vasopressin</strong><br />
inhibitiert die ATP-sensitiven Kaliumkanäle (KATP) in der glatten Gefäßmuskulatur.<br />
Die Aktivierung der KATP-Kanäle durch Gewebehypoxie und Hypoperfusion führt zu einem Abfall<br />
des intrazellulärem Kalziums, das wiederum in einer Vasodilatation resultiert. Zudem inhibitiert<br />
<strong>Arginin</strong>-<strong>Vasopressin</strong> Interleukin 1-β. Interleukin 1-β wird bei Trauma oder Infektion ausgeschüttet<br />
und führt durch die Stimulation vaskulärer NO-Produktion zu einer Vasodilatation. 20 <strong>Arginin</strong>-<br />
<strong>Vasopressin</strong> wird enzymatisch gespalten, die Halbwertszeit beträgt ca. 10 Minuten. Ein Großteil<br />
von <strong>Arginin</strong>-<strong>Vasopressin</strong> wird in der Leber metabolisiert, 5-15% werden unverändert renal ausgeschieden.<br />
Zusammenfassend kann man sagen, dass <strong>Arginin</strong>-<strong>Vasopressin</strong> eine Kontraktion der<br />
glatten Muskulutar im Gastrointestinaltrakt und im Gefäßsystem verursacht, insbesondere in den<br />
Kapillaren, den Arteriolen und Venolen. Weniger betroffen von dieser vasokonstringierenden Wirkung<br />
sind die großen Venen. <strong>Arginin</strong>-<strong>Vasopressin</strong> hat weder inotrope noch chronotrope Wirkungen.<br />
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten<br />
Keine bekannt.<br />
Haltbarkeit<br />
36 Monate<br />
Lagerung<br />
Zwischen 2°C und 8°C lagern. Vor Frost schützen.<br />
Glasbehälter<br />
Durchsichtige 4 ml Glasampullen.<br />
Hinweise zur Anwendung<br />
Keine Besonderheiten.<br />
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Präklinische und klinische Daten<br />
Präklinische Daten<br />
Im schweren hämorrhagischen Schock 2,3 und im traumatischen Kreislaufstillstand wurde mit <strong>Arginin</strong>-<strong>Vasopressin</strong><br />
eine Umverteilung von Blut aus dem Muskel und der Haut in das Herz und das<br />
Gehirn erreicht; die lebenswichtigen Organe wurden dadurch besser durchblutet, was mit einer<br />
höheren Überlebensrate verbunden war. 7 Weiterhin konnte in einem Tierversuch gezeigt werden,<br />
dass eine aggressive Volumentherapie bei einer simulierten Leberruptur mit unkontrolliertem hämorrhagischem<br />
Schock innerhalb von 15 min zum Tod aller Tiere führte, alle mit <strong>Arginin</strong>-<strong>Vasopressin</strong><br />
behandelten Tiere jedoch überlebten. 8 Auch beim simulierten Thoraxtrauma mit hämorrhagischem<br />
Schock konnte mit <strong>Arginin</strong>-<strong>Vasopressin</strong> der Kreislauf stabilisiert und die Letalität gesenkt<br />
werden. 9 Yoo konnte in Studien im hämorrhagischen Schock zeigen, dass <strong>Arginin</strong>-<strong>Vasopressin</strong> als<br />
effektiver Vasopressor im dekompensierten hämorrhagischen Schock eingesetzt werden kann und<br />
dass eine moderate Dosis von 0,4 IU/kg im Vergleich zu niedrigen Dosierungen (0,1 IU/kg) und<br />
hohen Dosierungen (1,4 IU/kg) am effektivsten war. 21,22 Yoo stellte in einer weiteren hämorrhagischen<br />
Schock-Studie fest, dass die Injektion von <strong>Arginin</strong>-<strong>Vasopressin</strong> vor der Volumenersatztherapie<br />
günstig auf die schnelle Wiederherstellung des Blutflusses wirkt und dabei der schädigenden<br />
Ansammlung interstitieller Flüssigkeit entgegenwirkt. 23 Nach einem penetrierendem Lebertrauma<br />
und damit einem schwersten hämorrhagischen Schock konnte ein höherer zerebraler Perfusionsdruck<br />
mit <strong>Arginin</strong>-<strong>Vasopressin</strong> erzielt werden; die zerebrale Oxygenierung war dementsprechend<br />
im Vergleich zu den Tieren der Norepinephrine- und der Flüssigkeitsgruppe verbessert. 24,25<br />
In einem Schockmodell durch eine Zerreißung der Mesenterialgefäße (Simulation einer Anschnallgurt-Verletzung)<br />
konnte zwar initial der Blutdruck mit einer Volumen- und <strong>Arginin</strong>-<strong>Vasopressin</strong>-<br />
Injektion stabilisiert werden; die Tiere in der Volumengruppe verstarben jedoch vor Beginn der definitiven<br />
chirurgischen Therapie, während alle <strong>Vasopressin</strong>tiere überlebten. 26 Im prolongierten hämorrhagischen<br />
Schock konnte mit <strong>Arginin</strong>-<strong>Vasopressin</strong> der Blutdruck stabilisiert werden, was mit<br />
Katecholaminen nicht gelungen war. 4<br />
Klinische Daten<br />
<strong>Arginin</strong>-<strong>Vasopressin</strong> und Terlipressin (Lysin <strong>Vasopressin</strong>) werden seit über 30 Jahren bei der Behandlung<br />
des schweren hämorrhagischen Schocks sowohl experimentell als auch vereinzelt klinisch<br />
eingesetzt. 2-6 Während die ersten Berichte aus 1988 5 noch recht vage den Einsatz von <strong>Arginin</strong>-<strong>Vasopressin</strong><br />
bei intra-abdominalen Blutungen beschreiben, beruhen neuere Erfahrungen mit<br />
<strong>Arginin</strong>-<strong>Vasopressin</strong> im schwersten hämorrhagischen Schock aus den oben diskutierten tierexperimentellen<br />
Studien. Daher wurde <strong>Arginin</strong>-<strong>Vasopressin</strong> erfolgreich eingesetzt, wenn trotz der Standard-Schocktherapie<br />
(Intubation, Beatmung, aggressive Volumentherapie, Katecholamine) der<br />
Investigator’s <strong>Brochure</strong><br />
<strong>VITRIS</strong>.at Studie – EudraCT 2006-004252-20<br />
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arterielle Blutdruck nicht stabilisiert werden konnte. 11,27 Diese Beobachtungen sind nahezu identisch<br />
mit klinischen Erfahrungen bei der Therapie von unkontrollierten hämorrhagischen Schockzuständen<br />
in Deutschland, Indien, Japan und Österreich. 10-12,14 Eine Cochrane-Analyse stellt fest,<br />
dass leider nur wenige Daten zur Behandlung des septischen, anaphylaktischen, kardiogenen,<br />
hämorrhagischen/hypovolämen Schock vorliegen; 28-30 insgesamt konnten acht randomisierte, kontrollierte<br />
Studien gefunden und in die Analyse eingeschlossen werden. Die Autoren konnten keine<br />
Empfehlung für oder gegen den Einsatz eines bestimmten Vasopressors in jeglichem Schockzustand<br />
aussprechen; vielmehr forderten sie die Durchführung weiterer großer klinischer Studien.<br />
Eine Analyse zur wissenschaftlichen Evidenz von Volumenersatzlösungen konnte ebenfalls keinerlei<br />
Beweise für oder gegen jegliche Volumenstrategie beim unkontrollierten hämorrhagischen<br />
Schock feststellen. 31<br />
Investigator’s <strong>Brochure</strong><br />
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Zusammenfassung der Sicherheitsdaten<br />
Symptome Nebenwirkungen/Überdosierung<br />
Symptome von Nebenwirkungen oder einer Überdosierung können entsprechend des Beipackzettels<br />
während normaler Kreislaufverhältnisse Schwindel, Gewichtszunahme, Antriebslosigkeit und<br />
eine Wasserintoxikation sein. Diese Symptome sind bei einem <strong>Arginin</strong>-<strong>Vasopressin</strong>-Einsatz im<br />
Schock nie beschrieben worden.<br />
Mögliche Komplikationen im Zusammenhang mit <strong>Arginin</strong>-<strong>Vasopressin</strong><br />
Die hier aufgeführten Nebenwirkungen stammen aus dem Beipacktext von <strong>Vasopressin</strong>, das zur<br />
Behandlung von Ösophagusvarizenblutungen zugelassen ist. 32 Bei dieser Indikation besteht in<br />
allen Fällen ein stabiler Kreislauf, sodass eine hypertensive Krise und damit eine kardiale Dekompensation<br />
grundsätzlich möglich ist und auch beschrieben wurde. 33 Aufgrund des Schockzustands<br />
in der <strong>VITRIS</strong>.at Studie ist ein Blutdruckanstieg jedoch erwünscht, sodass eine hypertensive Entgleisung<br />
unwahrscheinlich ist. Die anderen möglichen Nebenwirkungen sind aus Studien zum vasodilatorischen<br />
Schock übertragen worden; hier ist anzumerken, dass die Wahrscheinlichkeit dieser<br />
Nebenwirkungen bei mit <strong>Vasopressin</strong> oder mit Katecholaminen (die aktuell übliche Behandlungsoption<br />
für nicht stabilisierbare Patienten) behandelten Patienten vergleichbar häufig war. 34,35<br />
Hypertensive Entgleisung<br />
Niere<br />
• Zunahme der Blutung an der Verletzungsstelle<br />
• Linksherzversagen bei zu hoher Nachlast und bereits vorbestehender LV-<br />
Einschränkung<br />
• Myokardischämie (Akutes Koronarsyndrom)<br />
• Zerebrale Blutung<br />
• Oligurie<br />
• Lungenödem<br />
• Kopfschmerzen<br />
• Schwindel<br />
• Krampfanfall<br />
Minderperfusion<br />
• Herz insbesondere bei KHK, Akutes Koronarsyndrom<br />
• Haut insbesondere bei pAVK, Nekrosen<br />
• Nierenperfusion fraglich<br />
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<strong>VITRIS</strong>.at Studie – EudraCT 2006-004252-20<br />
möglich<br />
selten<br />
sehr selten<br />
sehr selten<br />
möglich<br />
sehr selten<br />
sehr selten<br />
sehr selten<br />
sehr selten<br />
selten<br />
selten<br />
möglich<br />
Seite 9
• Splanchnikus Darmischämie<br />
• Leberperfusion Leberversagen<br />
Gerinnungsstörung<br />
sehr selten<br />
sehr selten<br />
• Wirkung auf die Thrombozytenaggregation sehr selten<br />
Anaphylaktische Reaktion<br />
• <strong>Vasopressin</strong><br />
• Zusatzstoffe<br />
sehr selten<br />
sehr selten<br />
Eine verminderte Durchblutung der Bauchorgane nach dem Einsatz im hämorrhagischen Schock<br />
ist theoretisch möglich, wurde bisher aber nicht beobachtet. Stadlbauer et al. berichten von einer<br />
transienten unblutigen Diarrhoe bei Schweinen im hämorrhagischen Schock 3 h nach einer Stabilisierung<br />
mit <strong>Arginin</strong>-<strong>Vasopressin</strong>, die bei allen Tieren innerhalb von 24 h in normale Darmbewegungen<br />
übergegangen ist. 36<br />
Bei den Häufigkeitsangaben zu Nebenwirkungen werden folgende Kategorien zugrunde gelegt:<br />
Sehr häufig (≥ 1/10)<br />
Häufig (≥ 1/100 bis < 1/10)<br />
Gelegentlich (≥ 1/1.000 bis < 1/100)<br />
Selten (≥ 1/10.000 bis < 1/1.000)<br />
Sehr selten (
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