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Pflegepreise Internet - Rheinisches Institut für Fort ...

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LVR-Akademie <strong>für</strong> seelische Gesundheit<br />

Halfeshof 10, 42651 Solingen<br />

Pflegepreis der LVR-Kliniken 2011<br />

Konzepte und Projekte psychiatrischer Pflege aus den LVR-Kliniken<br />

Der erste Preis ging an die Tagesklinik in Opladen <strong>für</strong> Ihr therapeutisches Klettern.<br />

Die beiden 2. Preise gingen an die „TAG“ Gruppe, der Station 16 in der LVR-<br />

Klinik und an die Station Süd 1C in der LVR-Klinik Bonn <strong>für</strong> die „Gute Nachtgruppe“<br />

„Reise zum Wohlfühlen.<br />

Folgende Arbeiten wurden eingereicht:<br />

• Aus der LVR-Klinik Köln Porz wurde die Gartengestaltung der Station 5-<br />

„duftende Blühpflanzen gegen die Tristesse des Klinikalltags“ eingereicht.<br />

• „TAG“ – Gruppe<br />

• Implementierung eines Standards zur Pflegevisite, LVR-Klinik Köln<br />

• Die vierte Arbeit aus der LVR-Klinik Köln beschäftigt sich mit der praktischen<br />

Ausbildung von Pflegeschülern. „Schülertreff“ heißt das Projekt der Station 30.<br />

• Aus der LVR-Klinik Bedburg Hau wurde das Projekt - Pflegetherapeutische<br />

Gruppenarbeit „Sinnesgarten“ eingereicht.<br />

• Mit dem Beitrag „Multiprofessionalität nutzen – Diagnostik und Behandlung<br />

menschlicher Reaktionen auf kognitive Störungen“ bewarb sich das<br />

Pflegeteam der Memory Clinic des Gerontopsychiatrischen Zentrums der LVR-<br />

Klinik Bonn.<br />

• „Reise zum Wohlfühlen“ Implementierung einer pflegetherapeutischen<br />

Patientengruppe auf einer offenen suchtpsychiatrischen Akutstation<br />

Dieses Projekt wurde ebenfalls aus der Klinik Bonn eingereicht<br />

• Aromapflege und Aromatherapie in der Klinik <strong>für</strong> Forensische Psychiatrie<br />

des LVR-Klinikums Essen<br />

• In der Forensischen Abteilung der LVR-Klinik Langenfeld wird „Brot gebacken“<br />

• Selbstbefähigung am Beispiel der „Therapeutischen Klettergruppe“ mit<br />

psychisch kranken Menschen<br />

ist eine weitere Arbeit aus der LVR-Klinik Langenfeld.


Die Therapeutische Klettergruppe<br />

der<br />

LVR Tagesklinik Leverkusen-Opladen<br />

Selbstbefähigung am Beispiel der<br />

„Therapeutischen Klettergruppe“<br />

mit psychisch kranken Menschen :<br />

Ein pflegerisches Handlungsfeld<br />

oder<br />

„Das Klettern verschafft mir das Gefühl, auch andere<br />

Dinge im Leben schaffen zu können“


Gliederung<br />

1. Erfahrungsberichte unserer Patienten sagen mehr, als jedes Vorwort S.1<br />

2. Grundgedanke des therapeutischen Kletterns S.3<br />

2.1 Die Beziehungsgestaltung nach Hildegard Peplau S. 5<br />

3. Die pflegerisch –therapeutische Klettergruppe in der S. 6<br />

Psychiatrischen Tagesklinik Leverkusen-Opladen<br />

3.1. Rahmenbedingungen und Auswahl der Patienten S.5<br />

3.2 Vorbereitung und Einführung S. 7<br />

3.3 Die Durchführung der therapeutischen<br />

Klettergruppe, jetzt geht’s los S.7<br />

3.4 Die Auswertung S.8<br />

4. Resümee S. 9<br />

Anhänge:<br />

Anhang 1 Evaluationsbogen<br />

Anhang 2 Evaluation der therapeutischen Klettergruppe der TK Opladen<br />

Anhang 3 Statistischer Anhang.<br />

1. Erfahrungsberichte unserer Patienten sagen mehr, als jedes Vorwort


Frau K.: Mein erstes Klettern<br />

Als ich vor einigen Wochen auf dieses Angebot aufmerksam gemacht wurde, waren<br />

meine Gedankenmuster zunächst gewohnt, trotz Neugier:<br />

„Du und Klettern, bei Deiner Konstitution…und dann musst Du den ganzen Weg<br />

dahin laufen, im Sommer!...dann bist Du schon durchgeschwitzt, bevor Du da<br />

überhaupt ankommst…Wirklich, Hochsommer! …Hoch wirst Du eh nicht kommen,<br />

Dir wird schon auf einer Leiter Angst und Bange, das ist doch nur peinlich…“<br />

Zudem bin ich eher ein Mensch, der zu Hause bleibt, da kann man alles kontrollieren,<br />

und peinlichen Situationen die die eigene Schwäche aufzeigen, aus dem Weg<br />

gehen. Aber ich wollte unbedingt diese Erfahrung machen, mitmachen.<br />

Man traut sich immer weniger Dinge zu, was einen nur noch mehr runter zieht, ein<br />

Strudel. Die Organisatorin und meine<br />

Vertrauensperson Frau Dz., sprach dann mit mir: Sie<br />

erzählte von ihrem ersten Klettern, und das es<br />

wirklich keine einfache Sache sei, aber man sei stolz,<br />

wenn man wenige 1-2 Meter geschafft habe.<br />

Einfach und klar… ohne Druck. Erstmal mitgehen und<br />

schauen, wie so etwas aussieht. Das Wochenende<br />

hatte ich Bedenkzeit, aber sehr schnell entschied ich,<br />

das ich einfach mal mutig sein will, ohne alle<br />

vorherigen Abwägungen. Halt EINFACH, KLAR,<br />

OHNE DRUCK.. Da war der Stolz schon fühlbar in<br />

der Brust, als ich ihr sagte: ich mach mit!<br />

Nach einer Einführung in die Sicherheit und Technik,<br />

war dann der Tag gekommen. Die Nervosität,<br />

Aufgeregtheit, aber auch etwas Angst, krochen von<br />

Minute zu Minute meine Kehle hoch. Aber irgendwann war sie dann da,<br />

DIE WAND, DER GURT, und DAS SEIL.<br />

Ich dachte mir, wenn Du schon soweit bist, dann probierst Du es EINFACH.<br />

1-2 Meter wirst selbst Du schaffen.<br />

An der Wand kam ein lang nicht mehr bekanntes Gefühl: FREI von Alltagsgedanken,<br />

Gedanken, die einen in die Tiefe reißen, hört man auf sich, auf seinen Körper… noch<br />

ein Stückchen hoch, noch einen Stein, noch sind Deine Kräfte da, und wenn sie<br />

fernbleiben, hörst Du halt auf. Nach ca 3 Meter war die Kraft dann weg.<br />

Was sagte Frau Dz.? Wenn Du soweit bist, lässt Du Dich los, und sie wird Dich<br />

auffangen, und sicher zu Boden bringen. Eigentlich sehr schwierig <strong>für</strong> einen<br />

Menschen der seit seiner Kindheit in einer Verantwortungsposition seiner Familie<br />

gegenüber gefangen ist. Einem anderen Menschen so zu vertrauen? So einfach<br />

fallen lassen? Undenkbar. Aber falsch, da hatte Frau Dz. gute Vorarbeit geleistet.<br />

Kein Grübeln, kein ängstliches nach Unten schauen. EINFACH LOSLASSEN,<br />

EINFACH GEFANGEN WORDEN, SICHER AM BODEN.<br />

Und so ähnlich erging es auch meinen Mitpatienten, obwohl sicher jeder seine ganz<br />

eigene Geschichte an der WAND mit sich ausmachte.<br />

In unseren Gesichtern sah man Stolz, Freude, Heiterkeit. Wir konnten nicht anders<br />

als Lächeln, sich freuen, aus tiefster Seele lachen.<br />

Nun ist es einer meiner schönsten Erinnerungen, die lange nicht vergehen wird.<br />

EINFACH UND KLAR ! Ein tiefer Einblick von A. K.<br />

Seite -1-<br />

Frau E.:


„Als ich erfahren habe, dass ich bei der Klettergruppe<br />

dabei sein kann, habe ich mich sehr gefreut. Auf dem<br />

Weg zur halle war ich sehr nervös, weil ich Angst<br />

bekam, mich von Jemanden Sichern zu lassen,<br />

Vertrauen fällt mir grundsätzlich schwer, das liegt an<br />

meiner Vergangenheit und schlechten Erfahrungen.<br />

Deshalb bin ich ja auch hier in der Tagesklinik.<br />

Als es losging, war ich echt ehrgeizig, wollte hoch<br />

hinaus, wurde aber nach 2 Meter erstmal gestoppt.<br />

Ich sollte erstmal loslassen und mich wieder runter<br />

bringen lassen.<br />

Jetzt hatte ich richtig Angst. Aber es hat ja geklappt!!!<br />

Dann hätte ich am liebsten jede Wand besteigen<br />

wollen, und ich hab viel geschafft!<br />

Im Ganzen gesagt, war es eine atemberaubende<br />

Möglichkeit, weil ich beim Klettern irgendwie an nichts<br />

anderes dachte. Man hat keine Probleme und Sorgen und das tut mir gut.“<br />

Frau Ke.:<br />

Vorher Ich habe mich gefreut, ich war schon mal dabei gewesen. Ich war stolz,<br />

das ich den anderen was zeigen durfte, wie es gemacht wird.<br />

Während Man konzentriert sich aufs Klettern und vergisst alle anderen Dinge um<br />

sich herum ! Alles andere ist unwichtig.<br />

Nachher Fühlt man sich völlig entspannt, glücklich, zufrieden. Man ist froh, was<br />

geschafft zu haben. Keine Schlafarznei in den folgenden Nächten, nach<br />

langer Zeit.<br />

Seite -2-


Evaluationsbogen Klettergruppe<br />

Anhang 1 :<br />

Freitag, 9. September 2011<br />

Bitte…<br />

nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit, um uns eine Rückmeldung zur<br />

Klettergruppe zu geben..<br />

Die Angaben werden anonym behandelt und unterliegen der Schweigepflicht. Sie<br />

dienen uns zur Gestaltung und Verbesserung unseres Angebotes.<br />

Geschlecht: weiblich männlich <br />

Alter: ……. Jahre<br />

Unter welchem Symptom leiden Sie besonders?<br />

Schlaflosigkeit Konzentrationsstörung <br />

Depressive Verstimmung Gefühlsschwankungen <br />

Wahnhafte Gedanken Verfolgungswahn <br />

Suizidgedanken anderes………………..<br />

…………………………. ………………………….<br />

Wie lange sind sie schon erkrankt? ………………………….<br />

Nehmen Sie Medikamente?<br />

Antidepressivum Antipsychotikum <br />

Stimmungsstabilisator anderes……………………..…<br />

Was interessierte Sie an dem Angebot?<br />

Haben Sie bereits Vorerfahrungen beim Klettern?<br />

Betreiben Sie regelmäßig Sport?<br />

monatlich wöchentlich öfter nie <br />

Welche Sportart?<br />

Wie hat Ihnen das Angebot insgesamt gefallen?<br />

gar nicht weiß nicht ganz gut sehr gut


Wie erlebten Sie die Organisation?<br />

gar nicht weiß nicht ganz gut sehr gut <br />

Sind Ihre Erwartungen erfüllt worden?<br />

gar nicht weiß nicht ganz gut sehr gut <br />

Gab es kritische Momente? welche?<br />

Haben Sie Verbesserungsvorschläge <strong>für</strong> uns?<br />

Wie hat sich das Klettern auf Ihren Körper ausgewirkt?<br />

Wie hat sich das Klettern auf Ihre Gefühle ausgewirkt?<br />

Würden Sie anderen diese Therapieform empfehlen? Warum?<br />

Vielen Dank!<br />

Das Team der Tagesklinik Leverkusen-Opladen


Anhang 2: Evaluation der therapeutischen<br />

Klettergruppe der TK Opladen<br />

Ausgewertet ist der Zeitraum vom<br />

21.07.2009 bis 29.06.2010<br />

anhand eines im Team erstellten Fragebogens, den die Klienten nach dem Klettern erhalten.<br />

Ein Exemplar liegt bei.<br />

Es fanden in dem oben genannten Zeitraum 17 Klettergruppen statt, jeweils mit einer<br />

Teilnehmerzahl von durchschnittlich 4 – 7 Patienten.<br />

Insgesamt haben 69 Patienten an diesem Angebot teilgenommen,<br />

davon 46 Frauen und 23 Männer.<br />

Der Altersdurchschnitt lag bei 34 Jahren. Die ältesten TN waren 56, 61 und 67 Jahre alt, die<br />

Jüngsten 20 und 24 Jahre.<br />

Eine Mehrfachteilnahme war aufgrund der begrenzten Platzzahl nur bei<br />

12 Patienten möglich. Der Bedarf lag jedoch deutlich höher.<br />

Vorerfahrungen beim Klettern waren bei 3 Patienten gegeben, die als Kind mit den Eltern in<br />

den Bergen waren, alle anderen waren noch nie<br />

geklettert.<br />

Auf die Frage „Betreiben Sie Sport?“ erklärten<br />

45 Patienten, in den letzten Jahren keinen Sport betrieben zu haben,<br />

3 Patienten betreiben monatlich 1x Sport<br />

14 Patienten wöchentlich 1x<br />

7 Patienten mehrfach in der Woche<br />

Angegebene Sportarten waren Yoga, Laufen, Schwimmen, Gymnastik,<br />

Krafttraining und Radfahren.<br />

Abgefragt wurde von uns, unter welchen aktuellen Symptomen die TN derzeit leiden.<br />

37 Patienten gaben Depressive Verstimmung als aktuelle Befindlichkeit an,<br />

32 Patienten litten unter Gefühlsschwankungen,<br />

24 TN hatten das Gefühl, Konzentrationsschwächen zu haben.<br />

Unter Schlaflosigkeit litten 19 Klienten,<br />

7 gaben Suizidgedanken an.<br />

Weiter quälten 4 Patienten Verfolgungszwänge und Wahngedanken.<br />

Einzelne Patienten gaben Verlassensängste, Höhenangst, Erschöpfung oder diffuse Ängste an.<br />

5 Patienten beantworteten diese Frage nicht.<br />

Zur Frage „Wie lange sind Sie schon erkrankt?“<br />

machten 10 Patienten keine Angaben, 9 TN schrieben „ich weiß es nicht“,<br />

solange ich denken kann, gaben 2 TN an.<br />

Unter 1 Jahr 2 TN<br />

1-3 Jahre 8 TN<br />

4-6 Jahre 8 TN<br />

7-10 Jahre 4 TN<br />

15-20 Jahre 13 TN


21-24 Jahre 9 TN<br />

länger 4 TN<br />

Zum Zeitpunkt der Teilnahme nahmen 12 Patienten keine Medikamente, 31 nahmen ein<br />

Antidepressivum, 11 Patienten einen Stimmungsstabilisator und 16 Patienten ein<br />

Antipsychiotikum. Schlafmittel wurden von 5 Menschen eingenommen, 2 hatten ein<br />

Antiepileptikum.<br />

Motivation des Wunsches nach Teilnahme war unterschiedlich.<br />

Die Klettergruppe ist sehr begehrt und platzanzahlmäßig begrenzt, „ich“ will aber auch dabei<br />

sein“ gaben 32 Menschen an.<br />

40 TN wollten die Herausforderung und eine neue Erfahrung machen.<br />

Eigene Grenzen erfahren, schauen, was ich kann, oder auch über mich hinaus wachsen, war<br />

<strong>für</strong> 54 TN wichtig.<br />

Neugierde spielten bei allen eine Rolle, genauso wie der Wunsch nach Stressabbau und einer<br />

guten Gruppenerfahrung.<br />

Weiter wollten wir wissen, wie die TN das Angebot insgesamt fanden.<br />

Bei den folgenden Fragen konnten die TN unter 4 möglichen Antworten auswählen: Gar<br />

nicht, ganz gutweiß nicht und sehr gut:<br />

„Wie hat Ihnen das Angebot insgesamt gefallen?“<br />

gar nicht 0 Antworten weiß nicht 4 Antworten<br />

ganz gut 4 Antworten sehr gut 61 Antworten<br />

„Wie erlebten Sie die Organisation?“<br />

gar nicht 0 Antworten ganz gut 1 Antwort<br />

weiß nicht 3 Antworten sehr gut 65 Antworten<br />

„Sind Ihre Erwartungen erfüllt worden?“<br />

gar nicht 0 Antworten weiß nicht 1 Antwort<br />

ganz gut 2 Antworten sehr gut 66 Antworten<br />

Bei unseren nächsten Fragen zum Thema Klettererfahrung wurde frei formuliert.<br />

„Gab es kritische Momente? Welche?“<br />

Von den 69 TN hatten 52 beim ersten Klettergang, Angst vor dem Abgeseilt werden. Hier<br />

sind sie gänzlich auf die Sicherungsperson angewiesen gewesen. Beim zweiten Klettergang<br />

hatten nur noch 7 TN Angst.<br />

Einige schrieben, Angst vor der eigenen Courage gehabt zu haben, 4 Patienten berichteten,<br />

müde geworden zu sein.<br />

„Als meine Kraft nachließ“ fanden dies 3 Patienten kritisch.<br />

Geäußert wurde auch von Einigen „…als ich keine Steine mehr erreichen konnte“.<br />

6 Klienten empfanden keinen kritischen Moment.<br />

Wir stellten die Frage nach „Verbesserungsvorschlägen“:


Keinen Verbesserungswunsch gaben 61 Patienten an.<br />

„Mehr davon“ wollten 34 Patienten.<br />

8 Patienten schlugen vor, eine zweite Sicherungsperson wäre sinnvoll, damit das Angebot<br />

ausgeweitet werden könnte.<br />

4 Patienten machten keine Angaben.<br />

Weiter wollten wir wissen,<br />

„Wie sich das Klettern auf den Körper ausgewirkt hat“:<br />

Verbesserte Schlafqualität war bei 39 Klienten der Fall.<br />

49 fühlten sich körperlich besser, spürten sich selbst.<br />

Angenehm angestrengt, müde und erschöpft waren 58 TN.<br />

Muskelkater am nächsten Tag hatten 29 Menschen<br />

13 TN machten keine Angaben.<br />

„Wie hat sich das Klettern auf Ihre Gefühle ausgewirkt?“<br />

Stolz , es geschafft zu haben waren 52 TN.<br />

Fast 80 Prozent eine euphorisierende Stimmung, die sie lange nicht erlebt hatten, sie fühlten<br />

sich insgesamt besser. Der Kopf wäre frei, die Sorgen drücken nicht mehr so sehr. Die<br />

Meisten beschrieben einen Energieschub.<br />

„Das Klettern verschafft mir das Gefühl, auch andere Dinge schaffen zu können“.<br />

„Würden Sie anderen diese Therapieform empfehlen? Warum?“<br />

Außer 5 Nichtantworten<br />

empfehlen dieses Angebot alle TN weiter.<br />

Die vorwiegenden Gründe wurden angegeben mit:<br />

um das Selbstwertgefühl zu steigern, eigene Grenzen austesten zu können, Ängste<br />

überwinden, Vertrauen gewinnen und vor allem Abschalten können vom Alltag.<br />

Des weiteren empfehlen die meisten das gute Gruppenerleben.<br />

„Es ist ein Wahnsinn, sich nach langer Zeit so zu fühlen, völlig losgelöst von der Erde“.<br />

<strong>für</strong> das TK Team<br />

Petra Dziergwa<br />

Leitung der Klettergruppe<br />

TK Opladen


Anhang 3: Statistischer Anhang<br />

Tab. 1: Private sportliche Aktivierung<br />

vorgegebene Antworten<br />

monatlich wöchentlich öfter nie<br />

[%] 2,3 20,3 10,1 65,2<br />

[n] 3 14 7 45<br />

Frei angegebene Erfahrungen mit: Yoga, Laufen, Schwimmen, Gymnastik, Kraftsport,<br />

Radfahren<br />

Tab. 2: Symptome zum Zeitpunkt der Teilnahme<br />

Schlaflosi<br />

gkeit<br />

vorgegebene Antworten mit Ergänzungsmöglichkeit, Mehrfachnennung möglich<br />

Depressiv<br />

e<br />

Verstimm<br />

ung<br />

Verfolgun<br />

gswahn/W<br />

ahnhafte<br />

Gedanken<br />

Suizidged<br />

anken<br />

Konzentra<br />

tionsstöru<br />

ng<br />

Gefühlssc<br />

hwankung<br />

en<br />

[%] 27,5 53,6 5,8 10,1 34,8 46,4 7,2<br />

[n] 19 37 4 7 24 32 5<br />

Weitere freie Angaben: „Verlassensangst“, „Höhenangst“, „Erschöpfung“, „diffuse Angst“.<br />

Tab. 3: Dauer der Erkrankung<br />

keine<br />

Angabe<br />

freie Antworten<br />

[Jahr] < 1 1-3 4-6 7-10 15-20 21-24 >24 weiß keine<br />

nicht Angabe<br />

[%] 2,9 11,6 15,8 18,8 13,0 5,8 8,7 13,2 14,5<br />

[n] 2 8 8 4 13 9 6 9 10<br />

Tab. 4: Medikation<br />

vorgegebene Antworten mit Ergänzungsmöglichkeit, Mehrfachnennung möglich<br />

Antidepressivu Stimmungsstabi Antipsychotiku Hypnotikum kein<br />

m<br />

lisator m<br />

Medikament<br />

[%] 45,0 18,8 23,2 7,2 17,4<br />

[n] 31 13 16 5 12<br />

Tab. 5: Teilnahmemotivation<br />

„Ich will einfach dabei<br />

sein.“<br />

Neue<br />

Erfahrung/Herausforderung<br />

freie Antworten<br />

Eigene Grenzen<br />

spüren/überwinden


[%] 46,4 58,0 78,3<br />

[n] 32 40 54<br />

Tab. 6: „Wie hat Ihnen das Angebot insgesamt gefallen?“<br />

vorgegebene Antworten<br />

gar nicht weiß nicht ganz gut sehr gut<br />

[%] 0 5,8 5,8 88,4<br />

[n] 0 4 4 61<br />

Tab. 7: „Wie erlebten Sie die Organisation?“<br />

vorgegebene Antworten<br />

gar nicht weiß nicht ganz gut sehr gut<br />

[%] 0 4,3 1,5 94,2<br />

[n] 0 3 1 65<br />

Tab. 8: „Sind Ihre Erwartungen erfüllt worden?“<br />

vorgegebene Antworten<br />

gar nicht weiß nicht ganz gut sehr gut<br />

[%] 0 1,5 2,9 95,7<br />

[n] 0 1 2 66<br />

Tab. 9: „Gab es kritische Momente?“<br />

Angst vor dem<br />

Abseilen 1.<br />

Versuch<br />

Angst vor dem<br />

Abseilen 2.<br />

Versuch<br />

Körperliche<br />

Ermüdung beim<br />

Klettern<br />

freie Antworten<br />

Kraft ließ nach keine kritischen<br />

Momente<br />

[%] 75,4 10,1 5,8 4,3 8,7<br />

[n] 52 7 4 3 6<br />

Tab. 10: „Haben Sie Verbesserungsvorschläge?<br />

Häufiger anbieten Zweite Sicherungsperson keine<br />

[%] 49,3 11,6 5,8<br />

[n] 34 8 4<br />

freie Antworten


Tab. 11: „Wie hat sich das Klettern auf Ihren Körper ausgewirkt?“<br />

Verbesserung<br />

der<br />

Schlafqualität<br />

Körperliches<br />

Wohlgefühl/Sic<br />

h spüren<br />

Angenehme<br />

Anstrengung<br />

freie Antworten<br />

Muskelkater am keine Angabe<br />

nächsten Tag<br />

[%] 56,5 71,0 84,1 42,0 18,8<br />

[n] 39 49 58 29 13


Bewerbung um den<br />

Pflegepreis der LVR Kliniken 2011<br />

Implementierung einer<br />

Pflegetherapeutischen Patientengruppe auf einer<br />

offenen suchtpsychiatrischen Akutstation<br />

Eingereicht durch:<br />

„Reise zum Wohlfühlen“<br />

Janine Filla, stellvertretende Stationsleitung<br />

Abteilung <strong>für</strong> Abhängigkeitserkrankungen und Psychotherapie<br />

Station Süd 1 C<br />

LVR Klinik Bonn<br />

Kaiser-Karl-Ring 20<br />

53111 Bonn


1 Vorstellung der Station<br />

Die Station Süd 1 C ist eine offen geführte, gemischtgeschlechtliche Station mit<br />

20 Planbetten und gehört zur Abteilung <strong>für</strong> Abhängigkeitserkrankungen und Psychotherapie<br />

der LVR Klinik Bonn. Sie arbeitet eng vernetzt mit der <strong>Institut</strong>sambulanz<br />

der Abteilung, mit den zuweisenden niedergelassenen Ärzten und dem<br />

ambulanten Suchthilfesystem.<br />

Behandelt werden Menschen mit stoffgebundenen Abhängigkeiten und Komorbidität,<br />

der Schwerpunkt liegt auf der Qualifizierten Alkohol- und Medikamentenentzugsbehandlung.<br />

Das multiprofessionelle Team setzt sich zusammen aus Gesundheits- und Krankenpflegekräften,<br />

Assistenzärzten, Oberärztin, Psychologin, Pädagogin, Sozialpädagogin,<br />

Ergotherapeutin und b. B. Bewegungstherapeuten.<br />

Zur Referentin:<br />

Janine Filla, Gesundheits- und Krankenpflegerin, seit 5 Jahren stellvertretende<br />

Stationsleitung, seit 10 Jahren tätig in der LVR Klinik Bonn, seit 6 Jahren auf der<br />

Station Süd 1 C<br />

2 Die Idee!<br />

Unsere Patienten beschreiben in der Behandlung, bewusst oder unbewusst, immer<br />

wieder dieselbe Problematik. Sie berichten häufig, dass die Therapien hier<br />

auf der Station durchaus effektiv seien und auch Spaß machten, jedoch hätten<br />

sie Schwierigkeiten, positiv erlebte Therapieinhalte im Alltag umzusetzen (Beispiel:<br />

Ergotherapie hohe Anschaffungskosten).<br />

In den Gesprächen fiel auch auf, dass einige Patienten sich im Alltag selten <strong>für</strong><br />

die „ kleinen Dinge“ Zeit nehmen. Nur die Wenigsten berichten uns von sich aus,<br />

dass sie sich zum Beispiel zur Tasse Tee oder einem guten Buch entspannen und<br />

abschalten könnten. Zur Stressbewältigung geben fast alle Patienten an, dass sie<br />

dann zum entsprechenden Suchtmittel greifen, beispielsweise Alkohol.<br />

Aus diesen Erfahrungen und aus Gesprächen mit Angehörigen erschloss sich die<br />

Annahme, dass abhängigkeitserkrankte Menschen den Weg zu persönlichem<br />

„Wohlbefinden“ und „wohltuendem Genuss“ verlernt haben.<br />

Daraus entwickelte sich die Idee, mittels einer speziell auf diese Problematik<br />

ausgerichteten Gruppe, durch informelle und selbstpraktische Erfahrungen/Übungen<br />

den Patienten eine neue Sichtweise auf ihr Wohlbefinden zu vermitteln.<br />

So fand vor ca. 2 Jahren die Konzeptentwicklung statt, basierend auf dem salutogenetischen<br />

Denken nach Aron Antonowsky (1987) >„Was erhält gesund?“<<br />

und Elementen des Konzepts der „Genussgruppe“ von Koppenhöfer und Lutz<br />

(1983).<br />

J. Filla LVR Klinik Bonn - 1 - 12.01.2011


3 Das Ziel<br />

Um das Ziel klar definieren zu können, waren folgende Leitfragen zu klären:<br />

• Wie schaffe ich mir eine angenehme Atmosphäre?<br />

• Was kann ich mir Gutes tun?<br />

• Was tut mir überhaupt gut?<br />

• Was kann ich tun, um mich zu entspannen?<br />

• Wie finde ich in den Schlaf?<br />

Zusammenfassend:<br />

1. Beruhigende und Schlaf fördernde Alternativen aufzeigen<br />

2. Aktivierende Alternativen aufzeigen<br />

3. Sensibilisierung der Sinne<br />

4. Widererleben des Genießens und Wohlbefindens<br />

5. Reaktivierung von genussvollen Erinnerungen<br />

6. Ein Forum des „ Wohlfühlens“ bieten<br />

Aus diesen Übertragungen wurde deutlich, da es nicht das Ziel gibt, sondern<br />

dass es sinnvoll ist, Nahziel und Fernziel zu unterscheiden.<br />

3.1 Nahziel<br />

Es werden Möglichkeiten zur Entspannung und zum „ Wohlfühlen“ aufgezeigt, die<br />

es den Patienten ermöglichen sollen, am Abend besser in den Schlaf zu finden.<br />

Das Thema Krankheit oder Abhängigkeit soll möglichst nicht zum Inhalt werden,<br />

die Gedanken und Gespräche während der Pflegetherapeutischen Gruppe sollen<br />

sich auf Gesundheit und Gesundheitsförderung fokussieren.<br />

3.2 Fernziel<br />

Durch das praktische Widererleben von „Genießen und Wohlbefinden“ und das<br />

Aufzeigen von alternativen Maßnahmen soll eine gesundheitsfördernde Lebenseinstellung<br />

reaktiviert werden, die auch als ein Baustein der Rückfallprophylaxe<br />

bei Abhängigkeitserkrankungen dienen kann.<br />

Das Verlangen, soziale und/oder psychische Probleme mit Konsum von Substanzen<br />

in den Hintergrund zu drängen, soll im besten Falle reduziert werden können<br />

durch alternative „positive“ Stressbewältigungsstrategien.<br />

Nur Patienten und Patientinnen, die in ihrer psychischen Verfassung gestärkt<br />

sind, können ihre Abhängigkeitserkrankung lindern.<br />

J. Filla LVR Klinik Bonn - 2 - 12.01.2011


4 Rahmenbedingungen und Vorbereitung<br />

• Die Gruppe findet 1mal wöchentlich im Tagesraum der Station um 22:00 Uhr<br />

statt, dauert ca. eine Stunde und wird kontinuierlich von einer Pflegekraft im<br />

Nachtdienst geleitet.<br />

• Die Patienten werden in der „Informationsgruppe Pflege“ und über die „Infotafel<br />

der Patienten“ informiert und eingeladen. Zusätzlich liegen bei der<br />

Durchführung Flyer aus.<br />

• Die Gruppe darf von allen Patienten der Station besucht werden - es gibt keine<br />

Beschränkung der Teilnehmerzahl.<br />

• Die Gruppenleitung entscheidet, nachdem sie sich (bei Dienstbeginn) ein Bild<br />

vom Befinden des anwesenden (der derzeitigen) Patientenklientel gemacht<br />

hat, ob die Gruppe durchführbar ist.<br />

• Die Gruppenleitung sorgt vor Beginn der Gruppe <strong>für</strong> einen „störungsfreien<br />

Raum“. Patienten die nicht teilnehmen, werden informiert, dass eine Gruppe<br />

stattfindet und werden gebeten, sich im hinteren Bereich der Station aufzuhalten<br />

beziehungsweise in ihren Zimmern. Die Gruppenleitung versorgt vor<br />

dem Beginn alle Patienten mit der Abendarznei und je nach vegetativer Entzugssymptomatik<br />

ggf. mit Bedarfsarznei nach ärztlicher Anordnung.<br />

• Zu Beginn werden die Patienten zu Unverträglichkeiten und Allergien befragt.<br />

• Die Teilnehmer finden sich ein und bilden im Tagesraum einen<br />

Stuhl/Sesselkreis, das Licht wird gedämpft und es entsteht mit Hilfe einer Leselampe<br />

eine angenehme Atmosphäre.<br />

• Die Gruppenleitung hat die in Frage kommende Materialien vorbereitet:<br />

Materialien<br />

Naturmaterialien wie Holz, Blätter, Moos, Heu<br />

andere Tastmaterialien wie Gummi, Glasperlen, Stoffe<br />

Düfte (100% Naturprodukt) , Seifen, Cremes<br />

Bilder wie Landschaftsbilder<br />

Nahrungsmittel wie Schokolade, Getränke, Brot<br />

Entspannungsmusik/Traumreisen<br />

Märchen, Gedichte, Fabeln, Redewendungen, Kurzgeschichten<br />

J. Filla LVR Klinik Bonn - 3 - 12.01.2011


5 Durchführung und Nachbereitung<br />

5.1 Durchführung<br />

Die Verantwortung <strong>für</strong> die Durchführung der Gruppe trägt die Gruppenleitung.<br />

Sie entscheidet über den Verlauf und deren Inhalt. Da die Gruppe je nach Patientenkonstellation<br />

variabel zu gestalten ist, ist dies eine verantwortungsvolle pflegerische<br />

Aufgabe die eine sehr gute Krankenbeobachtung und Empathie verlangt.<br />

Im Folgenden wird ein Ablauf der Gruppe dargestellt:<br />

• Pünktliches Beginnen und Beenden<br />

„Lernen am Modell“: Abhängigkeitserkrankte Menschen haben verlernt, eine konstante<br />

Tagesstruktur einzuhalten, sie lernen am Modell der Gruppenleitung.<br />

• Begrüßung<br />

Informationsklarheit: Mit der Begrüßung wird die Gruppe eröffnet. Die Patienten<br />

erhalten einen kurzen Einstieg in den Verlauf, Ziele und Inhalte. „ Rückblende“<br />

zur letzten Gruppe.<br />

• „Spruch des Tages“<br />

Aktivierung: Aus wechselnden Gedichtbänden und Sammlungen von Sprüchen<br />

und Redewendungen wird ein Spruch heraus gesucht und von der Gruppenleitung<br />

vorgetragen.<br />

• „Mit allen Sinnen genießen“<br />

Individueller Ausdruck und Autonomie: Verschiedene Materialien werden den Patienten<br />

gereicht; sie haben die Möglichkeit, diese mit allen Sinnen wahrzunehmen<br />

und über Erinnerungen zu berichten.<br />

• Informationen<br />

Informationsaustausch: Die Gruppenleitung gibt Informationen zu Schlaf fördernden<br />

Alternativen, Entspannungsverfahren und Entspannungsprodukten.<br />

• Musikalische Begleitung<br />

Aktivierung: Die Begleitung durch Musik ist ein weiterer wichtiger Bestandteil.<br />

Die Musik spielt im Hintergrund je nach Situation der Gruppendurchführung entspannend<br />

oder aktivierend.<br />

• Abschließend<br />

Mitentscheid und Mitverantwortung: Die Gruppe wird mit einem Gedicht, einer<br />

Kurzgeschichte oder einem Märchen beendet. Ob dies von einem Patienten oder<br />

der Gruppenleitung durchgeführt wird, wird gemeinsam entschieden. Bei geringer<br />

Teilnehmerzahl und je nach Krankheitsbildern wird die Gruppe mit einer<br />

„Traumreise“ beendet.<br />

• Rückmeldung über Eindrücke und Erleben<br />

Reflexion: Bevor die Gruppe auseinander geht, hat jeder Patient die Möglichkeit<br />

sich zum Erlebten zu äußern ohne dass darüber diskutiert wird.<br />

J. Filla LVR Klinik Bonn - 4 - 12.01.2011


5.2 Nachbereitung<br />

Gemeinsames Aufräumen des Gruppenraumes als positives gemeinschaftliches<br />

Gruppenerleben, strukturiert durch die Gruppenleitung.<br />

Bei Bedarf anbieten: Nachbesprechung mit Patienten/in im Einzelgespräch<br />

6 Dokumentation des Gruppengeschehens<br />

Die Dokumentation des Gruppengeschehens geschieht direkt nach der Durchführung<br />

beziehungsweise nach den Einzelgesprächen und der Reflexion in der Gruppe.<br />

Inhalte sind:<br />

• Die Dokumentation der Teilnahme an der Gruppe<br />

• Reaktion und Bereitschaft des Patienten<br />

• Welchen Ablauf hatte die Gruppe und wie hat sich der Patient einbringen können?<br />

• Gab es Konflikte?<br />

• Welche Ressourcen des Patienten wurden ersichtlich?<br />

• Hat der Patient von der Gruppe profitiert?<br />

• Welchen Einfluss hat die Gruppe auf seinen Genesungsprozess?<br />

• Welchen Einfluss hat die Gruppe auf das Stationsleben/Alltag/Gemeinschaft?<br />

• Was hat sich <strong>für</strong> den Patienten nach der Gruppe verändert?<br />

• Hat der Patient Kompetenzen erworben?<br />

• Dokumentation der Einzelgespräche in der Nachbereitung<br />

Die Dokumentation erfolgt im KIS (Krankenhaus Informationssystem)<br />

7 Erfahrungen und Auswirkungen<br />

Seit ca. 2 Jahren wird die „Reise zum Wohlfühlen“ nun durch eine Pflegeperson<br />

der Station durchgeführt. Die Resonanz der Patienten und des Personals sind<br />

durchgängig positiv.<br />

Für die Stimmung und den Therapieverlauf scheint die Gruppe eine Art “Krafttanken<br />

und Ruhepol„ zu sein. Patienten beschreiben, dass sie Elemente der<br />

Gruppe zu Hause weiterführen werden und dass die Gruppe insgesamt zur Genesung<br />

beigetragen habe. Wiederkehrende Patienten berichten, dass sie Entspannungsübungen<br />

zu Hause durchgeführt haben, und sich auch bestimmte entspannende<br />

Öle gekauft und diese angewendet haben.<br />

So zeigt sich im Gesamtverlauf deutlich, dass sich zum einen die Haltung der Patienten<br />

in Bezug auf Gesundheitsförderung verändern lässt, und sich andrerseits<br />

die Zielführung der pflegerischen Behandlung, also die Denkweise was pflegerische<br />

Arbeit auf einer suchtpsychiatrischen Station bewirken kann, verändert hat.<br />

J. Filla LVR Klinik Bonn - 5 - 12.01.2011


So ist die pflegerische Sicht auf die gesunden Anteile der zu behandelnden Patienten<br />

gewachsen, der Gebrauch von gesundheitsfördernden pflegerischen Tätigkeiten<br />

hat zugenommen.<br />

Insgesamt hat die Gruppe nach zwei Jahren Durchführungspraxis ihren Stellenwert<br />

gefunden und die Akzeptanz und positiven Auswirkungen auf den Stationsalltag<br />

sind deutlich sichtbar.<br />

8 Zukunftsperspektive<br />

Derzeit wird die „Reise zum Wohlfühlen“ durch eine Gesundheits- und Krankenpflegerin<br />

selbständig geleitet. Die Gruppenleitung ist <strong>für</strong> die Vorbereitung, Durchführung<br />

und Nachbereitung der Gruppe verantwortlich.<br />

Für die Zukunft (Herbst 2011) ist geplant, eine weitere Gesundheits- und Krankenpflegeperson<br />

einzubinden, um die kontinuierliche Durchführung sicherzustellen<br />

und die Angebotspalette erweitern zu können.<br />

Eine weitere Zukunftsperspektive wäre eine Vernetzung mit anderen Stationen<br />

oder Abteilungen bezüglich der Vorstellung des Konzeptes und des Austauschs<br />

mit anderen „Durchführenden“.<br />

Literatur<br />

Antonovsky, A. > Salutogenese, Zur Entmystifizierung der Gesundheit < Deutesche Gesellschaft<br />

<strong>für</strong> Verhaltenstherapie Tübingen, 1997<br />

Rakel, T./ Lanzenberger, A. > Pflegetherapeutische Gruppen in der Psychiatrie, planen –<br />

durchführen – dokumentieren – bewerten < Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart,<br />

2009<br />

J. Filla LVR Klinik Bonn - 6 - 12.01.2011


Was ist das Pflegeprojekt „TAG“ – Gruppe, das sich um den Pflegepreis der<br />

LVR - Kliniken 2011 bewirbt?<br />

Dies wird im folgenden an folgenden Punkten erläutert:<br />

1.) Angaben zu den Personen/zum Team, die/das sich um den Preis<br />

bewerben/bewirbt<br />

2.) Kurze Beschreibung des Behandlungsrahmens in dem das Projekt realisiert<br />

wird<br />

3.) Beschreibung der pflegerischen Leistung bzw. des Projektes mit Zielsetzung,<br />

Struktur, Inhalt, Auswertung<br />

4.) Erfahrungen und eventuelle Konsequenzen <strong>für</strong> die Zukunft<br />

5.) Was ist das besondere an dieser Gruppe?<br />

______________________________________________________________<br />

Das Praxisprojekt „TAG“ – Gruppe, das auf den folgenden Seiten vorgestellt<br />

wird, versucht auf der Grundlage des Empowerments den häufig bei der<br />

Behandlung von Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen verbreiteten<br />

Blickwinkel auf die Defizite, eine Ausrichtung auf die Potenziale und Ressourcen<br />

dieser Menschen gegenüber zu stellen. Im Vordergrund stehen hierbei die<br />

Stärkung (noch) vorhandener Potenziale und die Ermutigung zum Ausbau dieser<br />

Möglichkeiten (fördern und fordern), um die Gruppenteilnehmer zu einem<br />

höchstmöglichen Maß an Autonomie zu befähigen und diese immer wieder zu<br />

motivieren, über erlebte und selbst gesetzte Grenzen hinauszugehen.<br />

Die „TAG“ – Gruppe unterscheidet sich von anderen, vielleicht ähnlich gelagerten<br />

Gruppenangeboten, dadurch, dass sie sich flexibel an die Gruppenteilnehmer<br />

anpasst und es diesen dadurch ermöglicht, während ihres stationären<br />

Aufenthaltes (in Einzelfällen darüber hinaus) an den Gruppensitzungen<br />

teilzunehmen. Die Form ist vorgegeben, die Themenauswahl und der Inhalt der<br />

einzelnen Gruppensitzungen sind explizit an den Teilnehmern orientiert. Damit<br />

dies gelingt, existiert <strong>für</strong> jede Gruppensitzung ein „Plan B“:<br />

(Kerstin Bunz) (Susanne - Philomena Söllner)


Seite 2 von 7<br />

1.) Angaben zu den Personen/zum Team, die /das sich um den Preis<br />

bewerben<br />

Kerstin Bunz<br />

Am 15.Februar 2011 arbeite ich seit 20 Jahren in der LVR - Klinik Köln. Mein Einsatz<br />

erfolgte in der Allgemeinpsychiatrie, sowohl in Stationen mit dem Ansatz der<br />

Rehabilitation (A3), als auch in der geschützten Station (A2), aber überwiegend in<br />

offenen Sektorstationen (A1). Auf der Station 16 arbeite ich seit dem 19. Oktober<br />

2009. Mein Anliegen ist es, mit Patienten Möglichkeiten zu erarbeiten, wie diese mit<br />

ihrer psychiatrischen Erkrankung außerhalb der Klinik aktiv leben können.<br />

Susanne – Philomena Söllner<br />

Im Februar 2011 arbeite ich 22 Jahre in der LVR – Klinik Köln. Ich habe ebenfalls in<br />

verschiedenen Bereichen der Allgemeinpsychiatrie gearbeitet, die längste Zeit im<br />

fakultativ offenen Bereich, zudem habe ich mehrere Jahre in einer Tagesklinik<br />

gearbeitet. Mein Fokus in der Arbeit mit psychisch kranken Menschen lag schwerpunktmäßig<br />

immer in der Perspektivenentwicklung <strong>für</strong> diese Klientel. Das Angebot<br />

der „TAG“ - Gruppe entwickelt diesen Ansatz auf einer lebenspraktischen<br />

Grundlage weiter und ermöglicht die individuelle Umsetzung <strong>für</strong> den einzelnen<br />

Patienten.<br />

Das Pflege-Team<br />

der Station 16 setzt sich aus 13 Krankenpflegekräften zusammen. In der Station 16<br />

wird in der Regel in einer Mischung aus Funktionspflege und Bereichspflege<br />

gearbeitet. Bei dem Bereichspflegemodell betreuen definierte Pflegekräfte definierte<br />

Zimmer. Nach diesem Modell wird die Pflegevisite wöchentlich durchgeführt und<br />

etwa 75% der Pflegeanamnesegespräche geführt.<br />

Die Station 16 hat keine Dauernachtwache, sondern mehrere KollegInnen wechseln<br />

sich im Nachtdienst ab.<br />

Im Moment finden an Gruppenangeboten (durch und mit Krankenpflegepersonal) <strong>für</strong><br />

die PatientInnen – außer der hier beschriebenen Gruppe- fest die Akupunkturgruppe,<br />

eine Außenaktivitätsgruppe und die Kegelgruppe statt. Andere Gruppen<br />

befinden sich im konzeptionellen Aufbau.<br />

Für die hier beschriebene „TAG“– Gruppe wird es durch die Dienstplangestaltung 2<br />

Kolleginnen ( im folgenden „Gruppenleitung“ genannt) ermöglicht, die Gruppe<br />

kontinuierlich durchzuführen. Nach einem abgeschlossenen Zyklus findet mit der<br />

pflegerischen Stationsleitung eine Validation statt.<br />

2.) Kurze Beschreibung des Behandlungsrahmens, in dem das<br />

Projekt realisiert wird<br />

Die Station 16 behandelt vorwiegend Patienten aus den rechtsrheinischen Bezirken<br />

Kalk, Deutz und Mülheim. Hier werden Menschen mit verschiedenen psychischen<br />

Störungen behandelt, sofern keine Überwachung unter geschützten Bedingungen<br />

erforderlich ist. Die meisten Patienten leiden an Psychosen, manischen Episoden<br />

oder schweren Persönlichkeitsstörungen mit jeweils deutlichen Auswirkungen auf die<br />

soziale Situation. Dem Stationskonzept liegt das „Vulnerabilitäts - Stressmodell“, das<br />

auf den Amerikaner Joseph Zubin zurück geht, zu Grunde.<br />

3.) Beschreibung der pflegerischen Leistung bzw. des Projektes mit<br />

Zielsetzung, Struktur, Inhalt, Auswertung<br />

Die Gruppe findet an einem fest definierten Wochentag statt. Die teilnehmenden<br />

PatientInnen (im folgenden „Teilnehmer“ genannt) werden von den Pflegekräften der


Seite 3 von 7<br />

Station der Gruppenleitung vorgeschlagen, letztlich erstellt die Gruppenleitung die<br />

Teilnehmerliste nach verschiedenen Kriterien (beispielsweise: Bedarfsermittlung,<br />

Verweildauer, fehlende Unterstützung außerhalb des stationären Rahmens,<br />

Wohnsituation etc.) zusammen.<br />

Die Durchführung findet im Seminarcharakter über einen definierten Zeitraum statt.<br />

Der Zeitpunkt (16:00 Uhr) ist so gewählt, dass er sich mit anderen Angeboten<br />

(Arbeitstherapie, Psychoedukation) nicht überschneidet. Sollte es zu Überschneidungen<br />

kommen (dies kann bei den angebotenen Gruppen nur einzelne Patientinnen<br />

betreffen, die am Elterncafé teilnehmen) , wird das mit den Teilnehmern, die<br />

es betrifft, vorher besprochen. Diese kommen dann später zur Gruppe hinzu und<br />

nehmen einfach ihren Platz ein.<br />

Die Teilnehmer erhalten in der ersten Sitzung eine Mappe, in die sie Infomaterialien,<br />

die sie in den folgenden Sitzungen erhalten, abheften können. Darüber hinaus<br />

erhalten sie Gelegenheit sich Notizen zu machen (Stifte und Papier liegen bereit).<br />

Zum besseren Verständnis und zur Visualisierung steht eine Flipchart mit entsprechenden<br />

Stiften zur Verfügung. Damit die Sitzung nicht hektisch wird, werden im<br />

Vorfeld auch die Materialien <strong>für</strong> die jeweilige Sitzung zusammengestellt und liegen in<br />

ausreichender Zahl zur Sitzung vor. Damit eine Atmosphäre herrscht, in der sich die<br />

Teilnehmer konzentrieren können und wohlfühlen, wird vor der Sitzung der Raum<br />

entsprechend vorbereitet. Es wird gelüftet und <strong>für</strong> eine angenehme Temperatur<br />

gesorgt. Es werden ausreichend Getränke bereit gestellt.<br />

Die Gruppenleitung bereitet in einer Vorbesprechung das Thema <strong>für</strong> die nächste<br />

Sitzung vor. Hierbei achtet sie darauf, an welchen Stellen und in welcher Form sich<br />

die Teilnehmer einbringen können, um davon in ihrer Lebenswirklichkeit zu<br />

profitieren.<br />

Dann wird ein 2. Thema gewählt (Plan B), um zu vermeiden, dass in der Sitzung<br />

folgende Situation auftaucht:<br />

Eine der Gruppenleiterinnen referiert und die Teilnehmer hören etwa 15 Minuten<br />

konzentriert zu und dann nimmt das Interesse ab. Es findet keine aktive Teilnahme,<br />

z.B. durch Wortbeiträge, statt.<br />

Ziel jeder Sitzung ist es, dass die Teilnehmer durch die Einleitung und die Informationen<br />

der Gruppenleitung eine Form finden, in die sie ihren eigenen Inhalt<br />

einfügen und <strong>für</strong> sich Konsequenzen <strong>für</strong> ihren Alltag ableiten, die ihnen helfen<br />

können, diesen eigenständig oder mit gezielter Inanspruchnahme von ambulanten<br />

Hilfsangeboten außerhalb der Klinik aktiv gestalten zu können.<br />

Es besteht kein Interesse von Seiten der Gruppenleitung „ein Entertainment“ zu<br />

betreiben, sondern das Hauptziel ist, dass die Teilnehmer die Gruppe mitgestalten,<br />

damit ein Austausch und Informationsfluss entstehen kann.<br />

Gegen Ende der aktuellen Gruppensitzung ist es vorgesehen - je nach Themenschwerpunkt/Gruppengeschehen<br />

- dass die Teilnehmer eine Aufgabe erhalten (z.B.<br />

etwas mitzubringen oder nachzulesen), um dies dann in der nächsten Sitzung in der<br />

Gruppe vorzustellen oder zu besprechen.<br />

Es gelten die allgemeinen Gruppenregeln, die in der ersten Sitzung besprochen<br />

werden und nach Bedarf ergänzt werden.<br />

Nach jeder Gruppensitzung erfolgt eine Auswertung durch die Gruppenleitung über<br />

die <strong>Fort</strong>schritte/Rückschritte der einzelnen Teilnehmer, um <strong>für</strong> den Einzelnen<br />

weiteres Entwicklungspotenzial zu eruieren und zu überlegen, ob und wie dies im<br />

Gruppenkontakt gefördert werden kann. Außerdem wird überlegt, wie eine, aus Sicht<br />

der Gruppenleitung, notwendige Einzelmaßnahme aussehen sollte und durchgeführt


Seite 4 von 7<br />

werden könnte, um hier unterstützend zu wirken. In diese Überlegung fließt auch<br />

immer ein, wie die Rückmeldung über eine durchgeführte Einzelmaßnahme in die<br />

Gruppe aussehen kann.<br />

Dabei steht im Fokus, welche alternativen Gruppenangebote (Psychoedukation <strong>für</strong><br />

Patienten/ Angehörige, Elterncafé, Angebote in einem SPZ etc.) dem einzelnen<br />

Teilnehmer zusätzlich empfohlen werden könnten. Gemeinsam wird auch der<br />

gesamte Gruppenverlauf, wie z.B. das Thema ankam, was ggf. wie verändert<br />

werden könnte, reflektiert. Die aktuelle Gruppensitzung (anhand der Teilnehmer)<br />

wird jeweils im KIS (OPS) dokumentiert.<br />

Bei dem hier zu beschreibendem Projekt handelt es sich um die pflegerische „TAG“<br />

– Gruppe.<br />

Der Name „TAG“ <strong>für</strong> die Gruppe hört sich nicht nur griffig und lebensnah an,<br />

sondern er charakterisiert schon im wesentlichen das Konzept des<br />

Gruppenangebotes.<br />

Das T steht <strong>für</strong> Therapiemanagement und <strong>für</strong> die Tagesstruktur<br />

Das A steht <strong>für</strong> Alltag und <strong>für</strong> Aktivität<br />

Das G steht <strong>für</strong> Gesundheitsbewusstsein/Gesundheitsverhalten und Gestaltung<br />

Therapiemanagement und Tagesstruktur<br />

Hiermit ist die Zielsetzung verknüpft, dass Menschen mit der Therapie ihrer Erkrankung<br />

und der Prävention von Krankheitsfolgen bzw. mit den Begleiterscheinungen<br />

einer Erkrankung zurecht kommen und diese in ihr Leben integrieren können.<br />

Für viele Patienten ist durch die Erkrankung ein sozialer Abstieg zu be<strong>für</strong>chten.<br />

Sie fühlen sich stigmatisiert und empfinden sich nicht mehr als vollwertige Mitglieder<br />

der Gesellschaft und glauben, dies in den Augen anderer Menschen ( z. B. Eltern,<br />

Lebenspartner, Nachbarn) auch nicht mehr zu sein.<br />

Es ist wichtig, die Patienten an diesem Punkt abzuholen und mit Ihnen in der Gruppe<br />

zu erarbeiten, dass sie sich nicht zuhause oder in der Klinik verstecken. Gleichzeitig<br />

soll auch vermittelt werden, wie sie selber die Verantwortung <strong>für</strong> den<br />

Therapieverlauf außerhalb des Klinikaufenthaltes übernehmen können. In den einzelnen<br />

Stadtteilen der Sektorstation (Kalk, Mülheim, Ostheim, Vingst, Neubrück,<br />

Merheim oder auch Deutz) gibt es neben den SPZ´s weitere Möglichkeiten, sich eine<br />

Struktur zu schaffen und Anlaufstellen <strong>für</strong> Krisensituationen zu haben.<br />

Durch die strukturierte Informationsvermittlung in der Gruppenaktivität mit geplantem<br />

Expositionstraining in den Stadtteil hinein, werden diese Möglichkeiten gemeinsam<br />

erkundet.<br />

Alltag und Aktivität<br />

Der Buchstabe und die beiden Wörter stehen nicht zufällig in der Mitte:<br />

Dies signalisiert, dass der Alltag und die Aktivität im Mittelpunkt des Gruppengeschehens<br />

stehen.<br />

Alltag und Aktivität finden sich auch immer in den anderen beiden Schwerpunkten<br />

(Therapiemanagement und Tagesstruktur so wie Gesundheitsbewusstsein/Gesundheitsverhalten<br />

und Gestaltung) wieder. In der Gruppe soll die Aktivität der<br />

Teilnehmer gefördert und unterstützt werden. Sie sollen befähigt werden, die<br />

Anregungen aus der Gruppe in ihren Alltag integrieren zu können.<br />

Alltag ist so unterschiedlich wie die Menschen, die an der Gruppe teilnehmen. Dieser<br />

Alltag kann in einem Hotelzimmer, in einer Wohnung, im Wohnheim, in der Familie


Seite 5 von 7<br />

(vielfältige Konstellationen) bereits stattfinden. Oder es kann sich auch ergeben,<br />

dass dieser Alltag und wo er stattfinden wird, während der stationären Behandlung<br />

neu geordnet und organisiert wird.<br />

In der Gruppe wird gemeinsam erarbeitet, dass der Alltag nicht etwas ist, das über<br />

einen einzelnen Menschen hereinbricht und hingenommen werden muss, sondern<br />

der Alltag kann aktiv gestaltet werden.<br />

Durch die Gruppenarbeit soll die Kompetenz im Alltag und die soziale Kompetenz<br />

gefördert und unterstützt werden. Auch die Aktivität und die Mobilität der<br />

teilnehmenden Menschen soll gefördert und gefordert werden.<br />

Expositionstrainingsmaßnahmen werden absichtlich immer mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

durchgeführt:<br />

a) Die Benutzung des ÖPNV gehört zur Lebenswirklichkeit der meisten Menschen<br />

die in der Klinik behandelt werden.<br />

b) Kein Verkehrsmittel löst soviel Angst und Panik aus bzw. ist so mit Ängsten behaftet<br />

wie Bus oder Bahn.<br />

Dies kann konkret dazu führen, dass Panikstörungen einzelner Gruppenteilnehmer<br />

bei der Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel, in der Gruppe thematisiert werden und<br />

als praktische Vorgehensweise erfolgt ein gemeinsames Training (ggf. auch<br />

Einzeltraining). Die Gruppe benutzt gemeinsam ein öffentliches Verkehrsmittel.<br />

Später wird der Verlauf und auftretende Probleme (Panikattacken u. ä.) gemeinsam<br />

reflektiert. In der Sitzung werden Lösungsmöglichkeiten herausgearbeitet und deren<br />

Umsetzung begleitet. Später werden aus den Ergebnissen Handlungsstrategien<br />

erarbeitet und abgeleitet, die jeder Betroffene <strong>für</strong> sich individuell umsetzen kann.<br />

So kann der einzelne Teilnehmer mit der Zeit ein Gefühl der Sicherheit <strong>für</strong> sich als<br />

Fahrgast herstellen, dass es ihm ermöglicht diese Verkehrsmittel wieder zu nutzen.<br />

Weiter werden hier lebenspraktische Hilfen zur besseren Alltagsbewältigung<br />

besprochen, z.B. wie die Hausarbeit sinnvoll und praktisch organisiert werden kann,<br />

und welchen Sinn z. B. Einkaufslisten haben können.<br />

Wenn Menschen in der Gruppe über Langeweile berichten, ist dies auch ein Thema,<br />

dass gemeinsam besprochen wird.<br />

Die Teilnehmer könnten z.B. aus ihrer Belastungserprobung etwas von zu Hause<br />

mitbringen, womit sie sich in ihrer Freizeit vor der Erkrankung gerne beschäftigt<br />

haben und darüber in der Gruppe sprechen. Das wäre ein Beispiel <strong>für</strong> die<br />

Mitgestaltungsmöglichkeiten der Teilnehmer an der Gruppe und eine mögliche<br />

Aufgabe von einer Sitzung zur nächsten. Manchmal wird so ein Hobby wieder aufgenommen.<br />

Es werden auch individuelle Ruhegewohnheiten und die Achtsamkeit in Bezug auf<br />

Ruhebedürfnisse angesprochen.<br />

Auch die Wichtigkeit der Nachtruhe und der Schlafhygiene finden in den Sitzungen<br />

ihren Platz. Es werden begleitend Achtsamkeitsübungen angeboten, um die praktische<br />

Umsetzung besser in den Alltag zu integrieren.<br />

Gesundheitsbewusstsein/Gesundheitsverhalten und Gestaltung<br />

Bei diesem Seminarabschnitt geht es im Schwerpunkt nicht darum, dass die<br />

Teilnehmer jetzt plötzlich alle gängigen Gesundheitsempfehlungen (z.B. 5<br />

Portionen Obst am Tag und rauchfrei leben) 1:1 umsetzen, sondern um die<br />

psychotischen/psychischen Krisen und die Abwesenheit derselben. In der<br />

psychiatrischen Fachliteratur finden sich mittlerweile zunehmend Beispiele von


Seite 6 von 7<br />

Bewältigungsstrategien von Psychoseerfahrenen. Teilweise sprechen einzelne<br />

Autoren von einem „Vulnerabilitäts ––Stress – Bewältigungsmodell“.<br />

Der Umgang der Betroffenen mit ihrem Alltag und ihrer Erkrankung entscheiden<br />

auch darüber, ob Krisen zustande kommen und wie sie verlaufen.<br />

In den Gruppensitzungen zu dieser Thematik, wird mit den Teilnehmern reflektiert,<br />

wie ihre Lebenssituation zum Zeitpunkt der Krise ausgesehen hat und wie sie in der<br />

Zukunft ihre Lebenssituation aktiv gestalten können, um ihre psychische Gesundheit<br />

zu stärken<br />

Damit dies <strong>für</strong> die Patienten durchführbar ist, wird anhand von verschiedenen<br />

Punkten, wie z.B. strukturierter Tagesablauf, keine eigenständigen Veränderungen<br />

der medikamentösen Therapie, <strong>Fort</strong>setzung der fachärztlichen Behandlung,<br />

Extremsituationen vermeiden, stabiles soziales Umfeld, Tag + Nacht Rhythmus<br />

einhalten, regelmäßiger Kontakt zum SPZ etc., mit den Teilnehmern eine Liste<br />

erarbeitet mit den <strong>für</strong> sie zutreffenden Punkten, die sie in ihren Alltag integrieren<br />

können und müssen, um in der Zukunft Krisen zu vermeiden.<br />

Die Teilnehmer sollen nicht nur in die Lage versetzt werden, sich ihre Medikamente<br />

selber zu stellen und bei den Medikamenten eine bestimmte Vorratshaltung zu<br />

betreiben, sondern außerdem <strong>für</strong> einen notwendigen Arztbesuch die Praxisgebühr<br />

(geplant und bewusst) in Reserve zu halten.<br />

Sie sollen darüber hinaus ihre „Frühwarnzeichen“ kennen und z.B. mit einem<br />

Krisenpass auf die nächste Krise vorbereitet sein, den sie sich selber ( mit<br />

Unterstützung ,ggf. Anleitung in der Gruppe) erarbeiten können.<br />

Beispielhaft sei hier an einer in der Gruppe angeregten Teilnahme an einer<br />

Kochgruppe im SPZ aufgezeigt, wie mehrere Punkte in eine Aktivität integriert sind:<br />

In der Kochgruppe wird eine ausgewogene, preiswerte Mahlzeit gemeinsam mit<br />

anderen zubereitet und gegessen.<br />

Das gemeinsame Kochen und Essen (inklusive Tischgestaltung) stärkt die soziale<br />

Kompetenz und wirkt sich positiv auf das Wohlbefinden aus. Gleichzeitig beinhaltet<br />

die regelmäßige Gruppenaktivität im SPZ eine Strukturierung des Tagesablaufs,<br />

bildet schon ein eigenständiges soziales Umfeld und die Übernahme von Aufgaben<br />

stärkt das Selbstwertgefühl. Gleichzeitig existiert ein vertrauter Rahmen, in dem sich<br />

über mögliche „Frühwarnsymptome“ ausgetauscht werden kann, in dem aber auch<br />

allgemein Informationen oder Alltagserlebnisse besprochen werden können.<br />

Dies alles entgeht demjenigen, der sich allein zuhause von Fertigprodukten ernährt<br />

und sich hierbei von seinem Fernseher Gesellschaft leisten lässt.<br />

4.) Erfahrungen und evt. Konsequenzen <strong>für</strong> die Zukunft<br />

Es hat sich bewährt, die Gruppe in einer Seminarform zu organisieren.<br />

Positiv erwies sich zudem, ein fester Teilnehmerkreis <strong>für</strong> einen Zyklus anzustreben,<br />

auch wenn es hier immer mal zu Rotationen (einer kommt/einer geht) in der Praxis<br />

kommen kann.<br />

Es hat sich als richtig und wichtig erwiesen, eine Vorbesprechung durchzuführen und<br />

immer ein zweites Thema mit vorzubereiten (Plan B), um zu vermeiden, dass in der<br />

Gruppensitzung ein Thema vorgestellt wird, dass nicht zur Gruppe passt und dann<br />

die Teilnehmer daran hindert, sich aktiv in die Diskussion einzubringen.<br />

Stehen während der stationären Behandlung der Teilnehmer Veränderungen an, wie<br />

z.B. eine Verlegung in die Tagesklinik oder die Entlassung und ambulante<br />

Weiterbehandlung, wird dies zeitnah als Thema aufgenommen und in der Gruppe<br />

angesprochen.


Seite 7 von 7<br />

Sollte es sich ergeben, dass einer der Teilnehmenden plötzlich und unerwartet in<br />

einer geschützten Station weiterbehandelt werden muss, kann die Gruppenteilnahme<br />

auch von dort aus erfolgen. Diese aktuellen Geschehnisse bieten sich als<br />

Thema somit direkt an.<br />

Da der angesprochene Teilnehmerkreis, jeweils unterschiedlichen Alltagsproblemen<br />

gegenüber steht, kann die Gruppe bei einem erneuten stationären Aufenthalt den<br />

Patientinnen und Patienten jeweils wieder vorgeschlagen werden.<br />

Es hat sich außerdem bewährt, nicht mehr als 9 Personen in die Gruppe zu nehmen<br />

und es zeigt sich in der Praxis, dass es notwendig ist, die Gruppe mit 2<br />

Gruppenleiterinnen durchzuführen.<br />

Dies wirkt sich beispielsweise positiv auf die Ausfallquote aus, weil immer eine<br />

Gruppenleiterin im Dienst ist und die Gruppe so kontinuierlich durchgeführt werden<br />

kann und bisher keine Termine abgesagt werden mussten.<br />

5.) Was ist das besondere an dieser Gruppe?<br />

Die Besonderheit der Gruppe liegt darin, dass deren Durchführung angefangen bei<br />

der konzeptionellen Gestaltung, über die Auswahl der teilnehmenden Patientinnen<br />

und Patienten, der Vorbereitung der einzelnen Gruppensitzungen und deren<br />

Auswertung und Evaluation komplett durch Krankenpflegepersonal geleistet wird.<br />

Die Gruppe ist nicht auf einzelne Aspekte festgelegt, sondern kann inhaltlich flexibel<br />

an die Mehrzahl des Teilnehmerkreises „angepasst“ werden kann.<br />

Für die Durchführung der Gruppe ist es unabdingbar, dass die Teilnehmenden sich<br />

aktiv beteiligen. Bei der Vorbereitung der einzelnen Sitzungen wird deshalb großer<br />

Wert darauf gelegt, dass immer 2 Themen vorbereitet werden, so dass, wenn die<br />

Thematik die Teilnehmenden nicht anspricht und zur Beteiligung anregt, auf ein<br />

anderes Thema „umgeschaltet“ werden kann.<br />

Die Gruppe bietet „stabile“ Rahmenbedingungen, die es den Teilnehmenden ermöglichen,<br />

offen über ihre Gedanken und Erfahrungen, aber auch ihre Ängste in<br />

Bezug auf die angesprochenen Themen zu sprechen.<br />

Die Gruppe fügt sich in das „Vulnerabilitäts – Stress – Modell“ dem das<br />

Stationskonzept zugrunde liegt ein und versucht diesem praktische<br />

„Bewältigungsstrategien“ hinzu zu fügen.<br />

Die Gruppe ist inhaltlich nicht auf bestimmte Teilaspekte des Lebens mit einer<br />

psychiatrischen Erkrankung festgelegt. Einzelne Teilnehmer können während ihres<br />

gesamten stationären Aufenthaltes an der Gruppe teilnehmen, da die Themen<br />

aktuell sind und sich fortlaufend an die Teilnehmer und ihre Situation anpassen (im<br />

Unterschied z.B. zu einer Psychoedukationsgruppe).<br />

Aus einer Gruppenstunde kann sich aus den Diskussionsbeiträgen der Teilnehmenden<br />

ein Thema <strong>für</strong> die nächste Sitzung ergeben.<br />

Der Name „TAG“ spiegelt den Inhalt der Gruppe wieder:<br />

Es geht um jeden Tag im Leben der Teilnehmer über den Klinikalltag hinaus.<br />

Das Gruppengeschehen ist so facettenreich wie die Teilnehmer.


LVR-Klinik Langenfeld 20.01.2011/sn.<br />

45.62<br />

LVR-Akademie<br />

<strong>für</strong> seelische Gesundheit<br />

Halfeshof 2a<br />

42651 Solingen<br />

- auf dem Dienstweg -<br />

Bewerbung um den Pflegepreis der LVR-Kliniken 2011<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

hiermit bewirbt sich das Team der Station 25/27 um den Pflegepreis 2011.<br />

Die milieutherapeutische Maßnahme, mit der wir uns um den Preis bewerben<br />

wollen, wird im Folgenden dargestellt:<br />

Das Projekt beinhaltet die Planung und den Bau eines Brotbackofens. Das<br />

„Brot backen“ wird somit als regelmäßige Maßnahme in das Stationskonzept<br />

aufgenommen.<br />

Die Station 25/27 der Abteilung forensische Psychiatrie I ist eine Station<br />

<strong>für</strong> 20 Patienten mit längerfristigen Behandlungsverläufen.<br />

Die Station 25/27 ist eine sozio-milieutherapeutisch ausgerichtete Station,<br />

die diejenigen Patienten im Maßregelvollzug, bei denen trotz mehrfacher<br />

Behandlungsversuche keine nachhaltige Besserung ihrer psychischen Störungen<br />

und/oder Krankheit erzielt werden konnte und die langfristig weiter<br />

als gefährlich/rückfallgefährdet einzuschätzen sind, ein spezielles Behandlungsangebot<br />

bietet.<br />

Im Rahmen eines multiprofessionellen Teams, bestehend aus 15 Mitarbeiter<br />

des Pflege- und Erziehungsdienstes, einer therapeutischen Leitung und<br />

einem Arzt in hausärztlicher Funktion, liegt der Schwerpunkt der Arbeit<br />

darin, die persönlichen Ressourcen der Patienten bei größtmöglicher<br />

Selbstständigkeit, Verantwortungsübernahme und persönlicher Freiheit zu<br />

fördern sowie eine langfristige Stabilisierung zu erreichen.


Konzeptionelle Struktur:<br />

- 2 -<br />

Im therapeutischen Konzept der Station 25/27 ist die Gestaltung des Milieus<br />

ein wesentlicher Bestandteil, um die individuellen und sozialen Fähigkeiten<br />

der Patienten positiv zu beeinflussen. Damit dem Patienten soziales<br />

Lernen und der Erwerb von Alltagskompetenzen, die zur Stabilisierung<br />

und Veränderung notwendig sind zu ermöglichen, gestalten wir ein<br />

geeignetes Lern- und Übungsfeld im Stationsalltag.<br />

Die soziale Wirklichkeit und der Alltag auf der Station werden bewusst <strong>für</strong><br />

die therapeutischen Veränderungsprozesse genutzt.<br />

In der heterogen zusammengesetzten Patientengruppe werden mit allen<br />

Patienten individuelle Behandlungsziele formuliert und daran anschließend<br />

konzeptionelle Angebote auf der Station entsprechend umgesetzt. Die Heterogenität<br />

der Patientengruppe erfordert ein sehr flexibles Angebot, um<br />

die Einzelnen in ihren unterschiedlichen Ressourcen zu unterstützen. Im<br />

Vordergrund der Arbeit, sowohl in den Einzelkontakten als auch in den<br />

Gruppenaktivitäten steht der intensive persönliche Kontakt und die Schaffung<br />

eines respektvollen und verbindlichen Klimas, in dem die Patienten<br />

individuell in dem Umgang mit ihren Beeinträchtigungen begleitet und unterstützt<br />

werden. Die „Gruppe“ erhält im Stationsalltag einen hohen Stellenwert<br />

und trägt entscheidend zu einer möglichen Weiterentwicklung einzelner<br />

Patienten bei. Von den Mitarbeitern geleitete Gruppen als auch von<br />

den Patienten selbst organisierte gemeinsame Aktivitäten sind wesentlicher<br />

Bestandteil der Arbeit.<br />

Angebote zur Förderung basaler Fähigkeiten (Kommunikation, Verbindlichkeit,<br />

Verantwortungsübernahme und Konfliktlösung) in Einzelkontakten<br />

und Gruppen sind <strong>für</strong> alle Patienten verbindlich.<br />

Es hat sich gezeigt, dass sich die Heterogenität hinsichtlich der unterschiedlichen<br />

Entwicklungsstadien der Patienten insgesamt positiv auf den<br />

Behandlungsprozess und die Behandlungsmotivation einzelner Patienten<br />

ausgewirkt hat. Die Patienten werden in die Verantwortung ihrer Behandlung<br />

und Weiterentwicklung einbezogen und sind jederzeit über die noch<br />

notwendigen Behandlungsschritte informiert, wenn sie eine Entlassung<br />

aus dem Maßregelvollzug anstreben. In Einzelfällen ist eine Rückverlegung<br />

auf eine Behandlungsstation möglich, aber nicht obligat.<br />

Behandlungsangebote:<br />

Die individuelle Förderung der Patienten wird durch psychologische, medizinische<br />

und pflegerische Maßnahmen eines multiprofessionellen Teams<br />

unterstützt.


- 3 -<br />

Regelmäßige Einzelgespräche, Gruppenangebote, pflegerische Alltagsbegleitung<br />

in Form von Bezugspflege und tagesstrukturierende Maßnahmen<br />

haben einen besonderen Stellenwert.<br />

Außerhalb der Station ist die Behandlung der Patienten durch weitere Behandlungsangebote<br />

wie Arbeitstherapie, Ergotherapie, Schule, Sporttherapie<br />

unterstützt.<br />

Gezielte sozio- und milieutherapeutische Maßnahmen wie<br />

⇒ die selbstständige Versorgung an den Wochenenden <strong>für</strong> 10<br />

Patienten (mit allen notwendigen Planungen und Verrichtungen),<br />

⇒ Tier gestützte Aktivitäten durch die Anwesenheit eines Hundes<br />

auf der Station,<br />

⇒ Gartenprojekte wie den Umbau zum Nutzgarten,<br />

bieten dem Patienten die Möglichkeit sich aktiv in die Gestaltung des<br />

Stationslebens einzubringen.<br />

Auf begleitete Aktivitäten außerhalb des Geländes wie Spaziergänge, Teilnahme<br />

an sportlichen und kulturellen Veranstaltungen, Ausflüge wird besonders<br />

Wert gelegt.<br />

Alle Maßnahmen, die den Erwerb oder die Erweiterung der Alltagskompetenz<br />

der Patienten dienen, haben entscheidend zu einer Verbesserung des<br />

Stationsklimas und zu einer positiven Entwicklung einzelner Patienten beigetragen.<br />

Aus diesem Grund haben wir innerhalb des Teams entschieden, dieses<br />

Konzept um eine Maßnahme zu erweitern. Geplant wurde in diesem Rahmen<br />

im Garten der Station 25/27 unter Anleitung der Mitarbeiter einen<br />

Brotbackenofen selbstständig zu bauen.<br />

Ziel war es ein Projekt zu planen, dass von allen Mitarbeitern getragen<br />

und in das Stationskonzept eingebunden werden kann, welches auch viele<br />

verschiedene Arbeitsschritte erfordert, in denen unterschiedliche Kompetenzen<br />

erworben und in das alle Patienten eingebunden werden können<br />

sowie ein Projekt zu planen, dass in der Weiterführung kostengünstig ist.<br />

Im März 2010 konnten wir mit unseren Aktivitäten beginnen, die auf der<br />

beiliegenden CD dokumentiert sind. Bis zum Ende des Sommers 2010<br />

konnte der Bau soweit fertig gestellt werden, dass die ersten Backvorgänge<br />

stattfinden konnten. Während des ganzen Prozesses hat sich gezeigt,<br />

dass es von besonderem Vorteil war, dass sich sowohl Mitarbeiter als auch<br />

Mitpatienten in einem <strong>für</strong> sie ungewohnten Projekt gemeinsam annähern.


- 4 -<br />

Es entstanden viele Diskussionen im Team und mit den Patienten, wie das<br />

ganze Vorhaben in das Stationskonzept zu integrieren ist.<br />

Dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen und setzt sich weiter fort, in<br />

dem immer wieder neue Planungsschritte überlegt und umgesetzt werden.<br />

Damit haben wir ein Projekt installiert, dass die kreativen Ressourcen des<br />

Teams mobilisiert und bei den Patienten das Gefühl einer gemeinsamen<br />

Aufgabe und Verantwortlichkeit fördert.<br />

Ansprechpartner: Anne Radau-Ruhl (Pflegerische Stationsleitung)<br />

Station 25/27 Haus 11<br />

Tel. 02173/1022625<br />

Thorsten, Letzner (Stellvertr. Stationsleitung)<br />

Plavic, Bruno (Bauleiter des Projektes)


Implementierung<br />

der Pflegvisite in der<br />

LVR-Klinik Köln<br />

Bewerbung <strong>für</strong> den Pflegepreis der LVR-Kliniken 2011<br />

Vorgelegt von<br />

Andrea Claaßen<br />

Andrea.Claassen@lvr.de<br />

Yvonne Schirmer<br />

Yvonne.Schirmer@lvr.de<br />

LVR-Klinik Köln<br />

Januar 2011


Inhalt Seite<br />

1. Vorwort 3<br />

2. Hintergrund 3<br />

3. Auszüge aus dem Konzept „Pflegevisite“ der LVR-Klinik Köln 5<br />

3.1. Definition Pflegevisite 5<br />

3.2. Ziel und Zweck der Pflegevisite 5<br />

3.3. Rahmenbedingungen/Durchführung 6<br />

3.4. Variationen 7<br />

4. <strong>Fort</strong>bildungsschwerpunkte 8<br />

5. Ist-Situation 8<br />

6. Fazit 8<br />

7. Quellenverzeichnis 10<br />

Anlagen<br />

I Konzept Pflegevisite der LVR-Klinik Köln<br />

II Definitionen wichtiger Begriffe<br />

III Auszug aus den Schulungsunterlagen zur Pflegevisite -<br />

Leitfragen & pflegerische Beobachtungen<br />

IV Auszug aus den Schulungsunterlagen zur Pflegevisite -<br />

Checkliste Pflegevisite<br />

Implementierung der Pflegevisite in der LVR-Klinik Köln<br />

A. Claaßen, Y. Schirmer<br />

LVR-Klinik Köln, Januar 2011<br />

2


1. Vorwort<br />

„Wer die Zielrichtung nicht überprüft,<br />

betrügt sich und den Patienten um das wohlverdiente Erfolgserlebnis 1 “<br />

Vor welchem Hintergrund wird in der LVR-Klinik Köln die Pflegevisite durchgeführt?<br />

Wie wird sie durchgeführt?<br />

Welche Vorraussetzungen mussten und müssen auf Struktur- und Prozessebene geschaffen<br />

werden, um eine erfolgreiche Umsetzung der Pflegevisite zu gewährleisten?<br />

Welche Bedeutung hat das Instrument „Pflegevisite“ <strong>für</strong> Patienten 2 und Pflegende?<br />

Dies sind Fragen, auf die die Autorinnen dieser Arbeit, Andrea Claaßen (BA of Nursing,<br />

M.A. Beratung und Vertretung im Sozialen Recht) und Yvonne Schirmer (Fachgesundheits-<br />

und Krankenpflegerin), eingehen.<br />

Frau Claaßen arbeitet als KIS-Verfahrensverantwortliche und Pflegeexpertin in der Abteilung<br />

<strong>für</strong> Forensische Psychiatrie I in der LVR Klinik Köln. Zu ihrem Tätigkeitsbereich gehört<br />

neben dem berufsübergreifenden Support und der Schulung der Anwender im KIS<br />

auch die Beratung und Schulung der Mitarbeiter zu pflege- und forensikspezifischen Inhalten,<br />

wie zum Beispiel Pflegediagnosen, Pflegeprozess und -dokumentation, sowie psychiatrische<br />

Grundlagenschulungen <strong>für</strong> die Mitarbeiter. Darüber hinaus berät sie die Pflegedienst-<br />

und Stationsleitungen zu inhaltlichen Themen, wie z.B. die Pflegevisite.<br />

Frau Schirmer ist Mitarbeiterin der innerbetrieblichen <strong>Fort</strong>bildung in der LVR-Klinik Köln.<br />

Zu ihrem Aufgabenfeld gehört neben der Organisation und Koordination der <strong>Fort</strong>bildungen<br />

auch die Schulung und Beratung der Mitarbeiter zu pflegespezifischen Themen wie Pflegediagnosen,<br />

Pflegeprozess und –dokumentation, sowie Umgang mit psychiatrischen Patienten<br />

(z.B. „Umgang mit psychotischen Patienten“). Ebenso wie Frau Claaßen berät<br />

Frau Schirmer die Pflegedienst- und Stationsleitungen zu inhaltlichen Themen wie der<br />

Pflegevisite. Frau Schirmer hat im Rahmen Ihrer Weiterbildung bereits eine Facharbeit<br />

zum Thema Pflegevisite geschrieben und diese in ihrer vorherigen Stelle in der Tagesklinik<br />

Mühlheim bereits praktrisch umgesetzt.<br />

2. Hintergrund<br />

Die Begriff „Pflegevisite“ ist weder in der Literatur, noch in der Praxis einheitlich definiert.<br />

Erstmals beschrieben wurde die Pflegevisite vermutlich 1981. 3 Erste konzeptuelle Festlegungen<br />

wurden Anfang der 1990-er Jahre definiert. 4 Zahlreiche Autoren haben sich seitdem<br />

theoretisch und empirisch mit diesem Instrument auseinandergesetzt. Sie kommen<br />

übereinstimmend zu dem Ergebnis, dass es in der Berufsgruppe der Pflegenden noch<br />

keinen Konsens über die Notwendigkeit, die Zielsetzungen oder die praktische Umsetzung<br />

der Pflegevisite gibt. 5<br />

Der Begriff wird in vielen verschiedenen Bedeutungen verwendet: Die Pflegevisite als<br />

- Führungsinstrument mit Teilnahme der Stations- oder Pflegedienstleitung, 6<br />

- Qualitätssicherungsinstrument, 7<br />

1<br />

Heering, 2004.<br />

2<br />

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im Folgenden die männliche Form verwendet, die weibliche Form ist selbstverständlich<br />

mit einbegriffen. Der Begriff „Patient“ impliziert im Folgenden aus Gründen der besseren Lesbarkeit neben der<br />

weiblichen Form ebenfalls Bewohner.<br />

3<br />

Vgl. Döpcke-Paentz, 1981.<br />

4<br />

Vgl. z. B. Brodehl, 1990; Heering, 1994.<br />

5<br />

Vgl.Heering, 2004.<br />

6<br />

Vgl. Christian, 1994; Bieg, 1994; Uhde, 1996.<br />

7<br />

Vgl. Hübsch – Swoboda, 1999; Görres et al, 2002.<br />

Implementierung der Pflegevisite in der LVR-Klinik Köln<br />

A. Claaßen, Y. Schirmer<br />

LVR-Klinik Köln, Januar 2011<br />

3


- Dienstübergabe mit dem Patienten, 8<br />

- Besuch von Anästhesie-Pflegepersonal am Patientenbett, 9<br />

- Besuch einer Pflegekraft beim Patienten/Klienten zu Hause in der ambulanten Pflege, 10<br />

oder<br />

- Instrument zur Patientenpartizipation. 11<br />

Trotz dieser Vielfältigkeit gibt es bisher nur sehr wenige systematische Untersuchungen<br />

über die Bedeutung und die Ergebnisse der verschiedenen Ansätze. 12<br />

Stichprobenartige Befragungen von Pflegefach- und Leitungskräften in der LVR-Klinik<br />

Köln ergaben ebenfalls unterschiedlichste Interpretationen und Definitionen. So wurden<br />

zum Beispiel sowohl die kurze Anwesenheit beim Patienten als auch die ausführliche<br />

Evaluation des Beziehungs- und Pflegeprozesses als Pflegevisite definiert. Auf einigen<br />

Stationen wurden bereits Pflegevisiten durchgeführt, jedoch ohne konzeptionelle Grundlage.<br />

Begrifflichkeiten wurden verschieden definiert, die Umsetzung und Dokumentation<br />

erfolgte nicht einheitlich.<br />

Zugleich forderten die Pflegedienstleitungen die Pflegevisite als ein Instrument, das die<br />

Qualität der pflegerischen Tätigkeiten und Maßnahmen, sowie die professionelle Beziehungsgestaltung<br />

zwischen Patient und Bezugspflegekraft abbildet und eine transparente<br />

und evidente Umsetzung des Pflegeprozesses gewährleistet.<br />

Aus diesen theoretischen und praktischen Hintergründen ergab sich, dass <strong>für</strong> die erfolgreiche<br />

klinikweite Implementierung der Pflegevisite eine einheitliche Begriffsbestimmung<br />

festgelegt und etabliert werden musste. Außerdem stellte sich heraus, dass weitere, der<br />

Pflegevisite ähnliche, Begriffe definiert werden mussten wie beispielsweise Pflegegespräch<br />

oder Bezugspflegegespräch.<br />

Neben den Begriffsdefinitionen war es erforderlich, die Pflegevisite in ein Klinik übergreifendes<br />

Konzept ein zu betten, um den Rahmen <strong>für</strong> die praktische Umsetzung und Durchführung<br />

fest zu legen.<br />

Zur Gewährleistung der erfolgreichen Implementierung des Pflegevisitenkonzepts bedurfte<br />

es zudem <strong>Fort</strong>bildungen <strong>für</strong> die Mitarbeiter.<br />

Die Realisierung dieser Aspekte (Begriffsdefinitionen, Pflegevisitenkonzept, Schulungen,<br />

praktische Umsetzung) erforderte ein umfassendes, übergeordnetes Konzept.<br />

Dieses wurde von den Autorinnen dieser Arbeit mit Einverständnis und unter Einbezug<br />

der Pflegedienstleitungen und –direktion erstellt.<br />

Auf Grundlage dieser Planung führten die Autorinnen zunächst Literaturrecherchen durch,<br />

definierten unter Einbezug von Pflegefach- und Leitungskräften unklare/mehrdeutige Begriffe,<br />

erarbeiteten das Konzept <strong>für</strong> die Pflegevisite in der LVR-Klinik Köln und erstellten ein<br />

Schulungskonzept <strong>für</strong> die <strong>Fort</strong>bildung der Mitarbeiter. Sie führten (und führen weiterhin<br />

kontinuierlich) die Schulungen durch und boten/bieten den Mitarbeitern Beratung u7nd<br />

Unterstützung an.<br />

8 Vgl. Hoch, 1992.<br />

9 Vgl. Görres et al, 2002.<br />

10 Vgl. Görres et al, 2002.<br />

11 Vgl. Heering 1994; Heering et al. 1997.<br />

12 Vgl. Heering, 2004.<br />

Implementierung der Pflegevisite in der LVR-Klinik Köln<br />

A. Claaßen, Y. Schirmer<br />

LVR-Klinik Köln, Januar 2011<br />

4


Übersicht: zeitlicher Ablauf des Projekts<br />

Ende 2009 Januar<br />

2010<br />

Uneinheitliche<br />

Definition &<br />

Umsetzung der<br />

Pflegevisite in<br />

der LVR-Klinik<br />

Köln<br />

Idee zur<br />

einheitlichenPflegevisite<br />

Jan – Apr<br />

2010<br />

- Literaturrecherchen<br />

- klärende Gespräche<br />

und<br />

Rücksprachen<br />

mit<br />

Pflegefach-<br />

& Leitungskräften,<br />

- Konzeptentwürfe<br />

- Konzeption<br />

Mitarbeiterschulungen<br />

Implementierung der Pflegevisite in der LVR-Klinik Köln<br />

A. Claaßen, Y. Schirmer<br />

LVR-Klinik Köln, Januar 2011<br />

April 2010 Mai – Dez.<br />

2010<br />

Vorstellung &<br />

Verabschiedung<br />

des<br />

Konzepts<br />

„Pflegevisite<br />

in der LVR-<br />

Klinik Köln“<br />

durch die<br />

Pflegedienstleitungen<br />

& -<br />

direktion<br />

- <strong>Fort</strong>laufende<br />

Schulungen<br />

der Mitarbeiter<br />

- stufenweise<br />

Implementierung<br />

der<br />

Pflegevisite<br />

in den Stationen<br />

3. Auszüge aus dem Konzept Pflegevisite der LVR-Klinik Köln 13<br />

3.1 Definition Pflegevisite<br />

Ende 2010<br />

Die Pflegevisite<br />

wird in<br />

allen Stationenentsprechend<br />

des<br />

Konzeptes<br />

praktisch<br />

umgesetzt<br />

In der LVR-Klinik Köln versteht man unter Pflegevisite den Grundgedanken von Christian<br />

Heering. Laut Heering ist die Pflegevisite „… ein regelmäßiger Besuch bei und ein Gespräch<br />

mit der KlientIn über ihren Pflegeprozess 14 .“<br />

Diese Definition deckt sich mit der allgemeinen Definition „Visite“:<br />

Lat. Visitare: Hingehen, Nachsehen um zu helfen oder zu trösten. 15<br />

Der Grundgedanke der Pflegevisite nach Heering „basiert auf einem Menschenbild, das<br />

jeden Menschen und jeden Patienten grundsätzlich als eine denkende, fühlende und wollende<br />

Persönlichkeit mit eigener Verantwortung ansieht. 16 “<br />

Die Autorinnen möchten mit diesem Konzept erreichen, dass die Pflegevisite nicht als<br />

Kontrollinstrument verstanden und gelebt wird, sondern es als ein Instrument in der Patienten-/Pflegendenkommunikation.<br />

3.2 Ziel und Zweck der Pflegevisite<br />

Die Pflegevisite ist ein regelmäßiges und geplantes Gespräch mit dem Patienten über<br />

seinen Pflegeprozess. Es soll als etwas gemeinsames (partizipatives) von Pflegenden<br />

und Patienten verstanden werden, bei dem der Patient im Mittelpunkt steht.<br />

Das Potential der Pflegevisite besteht darin, Diskrepanzen zwischen dem subjektiven Befinden<br />

des Patienten, den festgelegten Anforderungen an professioneller Pflege und den<br />

dazwischen vermittelnden Pflegeprozess aufzudecken und gezielte Interventionen einzuleiten.<br />

Den Pflegenden ermöglicht es, die Pflegequalität und die Pflegedokumentation regelmäßig<br />

zu überprüfen, zu bewerten und transparent zu gestalten.<br />

13<br />

Vgl. Anlage I <strong>für</strong> das vollständige Konzept, aus Gründen des Umfangs werden an dieser Stelle nur die wesentlichsten<br />

Inhalte abgebildet.<br />

14<br />

Heering, 2004.<br />

15<br />

Vgl. Hübsch – Swoboda, 1999; Görres et al, 2002.<br />

16 Vgl.Heering, 2004.<br />

5


3.2.1 Patientenbezogene Ziele<br />

- Förderung des Beziehungsprozesses zwischen Patienten und Pflegenden<br />

- Förderung von Wohlbefinden, Wertschätzung, und Eigenverantwortung des Patienten<br />

- Förderung von Verständnis <strong>für</strong> die notwendigen Pflegemaßnahmen<br />

- Abbau von Unsicherheiten und Ängsten, Transparenz der psychiatrischen Pflege<br />

3.2.2 Mitarbeiterbezogene Ziele<br />

- Verbesserung des Berufsbildes der Pflege durch patientenorientierte Beratung bei<br />

(Pflege) Problemen<br />

- Potentiale <strong>für</strong> Verbesserungen erkennen<br />

- Förderung des Verantwortungsbewusstseins der Pflegenden<br />

3.2.3 Qualitätsbezogene Ziele<br />

- Transparenz und Wahrnehmung von Pflegequalität<br />

- Erstellung, Bearbeitung und Kontrolle der Pflegeprozessplanung<br />

- Beurteilung und Optimierung der Pflege<br />

- Überprüfung der Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität hinsichtlich der Einhaltung<br />

der Vorgaben des Pflegeprozesses und der Vorgaben der Pflegedokumentation<br />

- Erfassung von Patientenzufriedenheit<br />

- Leistungsangebote optimieren<br />

3.3 Rahmenbedingungen/Durchführung<br />

3.3.1 Kompetenzen<br />

Die Pflegevisite wird von staatlich examinierten Gesundheits- und Krankenpflegekräften,<br />

staatlich examinierten Altenpflegekräften und staatlich anerkannten Heilerziehungspflegekräften<br />

durchgeführt, die durch den erfolgreichen Abschluss ihrer Ausbildung die entsprechende<br />

Befähigung erlangt haben. 17 Um die Pflegevisite effektiv und effizient durchführen<br />

zu können, müssen die Mitarbeiter insbesondere über folgende Kompetenzen verfügen<br />

Fachkompetenz<br />

- Wissen über die professionelle Anwendung des Pflegeprozesses und der Pflegevisite<br />

- Fachwissen über die Biografie und Krankengeschichte des Patienten<br />

Sozialkompetenz<br />

- Normen, Werte, Berufshaltung der Pflegepersonen<br />

- Umgang mit Kommunikationsformen<br />

Auf Grund mangelnder fachlicher Qualifizierung und Befugnisse sind Krankenpflegehelfer<br />

und Pflegehelfer von der Durchführung der Pflegevisite ausgeschlossen.<br />

3.3.2 Beteiligte Personen<br />

An der Pflegevisite sind der Patient und die Bezugspflegeperson beteiligt.<br />

Auch Patienten mit eingeschränkten Wahrnehmungsfähigkeiten und eingeschränkten intellektuellen<br />

Fähigkeiten nehmen an der Pflegevisite teil. In diesem Falle können als Ausnahme<br />

vertraute Personen mit einbezogen werden, die sich im Sinne als Fürsprecher des<br />

Patienten einbringen und das Wohlbefinden des Patienten zum Ausdruck bringen.<br />

Verantwortlich <strong>für</strong> die Durchführung der Pflegevisite ist die zuständige Bezugspflegekraft.<br />

17 Vgl. <strong>für</strong> Gesundheits- und Krankenpflegekräfte beispielsweise § 3 Abs. 2 KrPflG.<br />

Implementierung der Pflegevisite in der LVR-Klinik Köln<br />

A. Claaßen, Y. Schirmer<br />

LVR-Klinik Köln, Januar 2011<br />

6


3.3.3 Zeitliche Planung<br />

Die Pflegevisite wird zielgerichtet geplant, aber so durchgeführt, dass alle teilnehmenden<br />

Personen dazu bereit sind. Es sollte nur eine gewisse Zeitspanne statt eines festen Zeitpunktes<br />

gewählt werden.<br />

Die Pflegevisite wird in einem Zeitrahmen von 7 – 10 Tagen (wöchentlich) durchgeführt.<br />

Je nach Stations-Setting ist diese Zeitspanne anzupassen (siehe Variationen). Dieses erfolgt<br />

nur nach Rücksprache mit der Pflegedienstleitung.<br />

Die Terminplanung ist <strong>für</strong> alle an der Behandlung des Patienten Beteiligten transparent im<br />

KIS dargestellt, die Pflegevisite ist patientenbezogen als Pflegemaßnahme hinterlegt und<br />

mit dem geplanten Datum/der geplanten Durchführungszeit versehen.<br />

3.3.4 Nachbereitung/Dokumentation<br />

Die Durchführung der Pflegevisite und deren Ergebnisse/Absprachen/Vereinbarungen mit<br />

dem Patienten werden im KIS in der Evaluationsseite unter der jeweiligen Pflegediagnose<br />

dokumentiert. Diese Einträge werden mit dem Eingangshinweis „Pflegevisite“ gekennzeichnet.<br />

3.4 Variationen<br />

3.4.1 Pflegevisite als Dienstübergabe mit dem Patienten<br />

Zu empfehlen <strong>für</strong> Stationen mit einer hohen Patientenfluktuation, (Verweildauer: < 1 Woche)<br />

3.4.1.1 Rahmenbedingungen<br />

- Fester Ort (z.B. Patientenzimmer, Therapieraum ect.): ist <strong>für</strong> alle Transparent<br />

- Fester Zeitraum<br />

- Diskretion/Datenschutz muss gewährleistet sein<br />

- 2 x wöchentliche Durchführung<br />

- Bewusstsein: Was sind die pflegerischen Ziele bei diesem Patienten?<br />

3.4.1.2 Ablauf<br />

- Wird durch die Bezugs/Bereichspflege geleitet<br />

- Patient erzählt über: sein Befinden, <strong>Fort</strong>schritte (Ziele), aktuelle Probleme (z.B. bestehender<br />

Suchtdruck, Schlaflosigkeit), Wünsche<br />

3.4.2 Bezugspflegegespräch im Rahmen der Pflegevisite<br />

(Pflegevisite ohne Evaluation)<br />

Empfohlen bei Stationen mit Langzeitpatienten<br />

- Pflegevisite mit Evaluation (wie im Konzept beschrieben) wird in größeren Zeitabschnitten<br />

von 8 Wochen bis 6 Monaten durchgeführt<br />

- Der Zeitabstand ist mit der Pflegedienstleitung abzusprechen<br />

- Rahmenbedingungen des Bezugspflegegespräches: Durchführung in kürzeren Abständen,<br />

Bezugspflegegespräch ist in der Pflegeplanung gezielt geplant, das Ergebnis<br />

wird dokumentiert im Verlauf als „Bezugspflegegespräch im Rahmen der Pflegevisite“.<br />

Implementierung der Pflegevisite in der LVR-Klinik Köln<br />

A. Claaßen, Y. Schirmer<br />

LVR-Klinik Köln, Januar 2011<br />

7


4. <strong>Fort</strong>bildungsschwerpunkte<br />

Anhand der zuvor analysierten Anforderungen an die Schulungen zur Implementierung<br />

der Pflegevisite wurden folgende Schwerpunkte in den jeweils 1-tägigen <strong>Fort</strong>bildungen<br />

gesetzt:<br />

- Bewusstsein bei den Mitarbeitern schaffen: Was ist „Pflegevisite“? Warum hat die LVR-<br />

Klinik Köln sich <strong>für</strong> die Pflegevisite mit partzipativen Ansatz entschieden?<br />

- Vorurteile und Ängste abbauen: Welche Vorteile können <strong>für</strong> die Mitarbeiter von diesem<br />

Instrument ausgehen, welches auf den ersten Blick mehr Arbeit zu machen scheint?<br />

- Wie kann man Pflegevisite mit schwerstkranken Patienten (z.B. mit einer akuten Psychose<br />

oder fortgeschrittenen Demenz) durchführen? Ist dies überhaupt möglich?<br />

- Vertiefung von Fach- und Sozialkompetenz:<br />

o Wiederholung des Pflegeprozesses<br />

o Klärung der Begriffe: Pflegevisite, Pflegegespräch, Bezugspflegegespräch, Evaluation<br />

18<br />

o Üben von Formulierung von Pflegezielen anhand der SMART-Regel<br />

o Vorstellung und Üben verschiedener Kommunikationsstile z.B. aktives Zuhören,<br />

Klientenzentrierte Beratung nach Rogers, Narrative Gesprächsform<br />

o Vorstellen und Arbeiten mit der Checkliste „Im Gespräch“ als Hilfestellung zur<br />

Durchführung der Pflegevisite 19<br />

o Vorstellen und Arbeiten mit der Checkliste Pflegevisite als unterstützendes Manual<br />

bei der Implementierung 20<br />

5. Ist-Situation<br />

In allen Stationen wird die Pflegevisite praktisch umgesetzt.<br />

Stationen, in denen schon länger die Pflegevisite durchgeführt wurde, haben das Instrument<br />

an das nun gültige Konzept angepasst, ebenso die Dokumentation der Pflegevisite.<br />

In Stationen, in denen die Pflegevisite neu implementiert wurde, wurde parallel das Bezugspflegesystem<br />

einheitlich (wieder) eingeführt, um Kontinuität im Pflegeprozess zu gewährleisten.<br />

Im Rahmen der monatlichen Qualitätskontrollen der Pflegedokumentation durch die Pflegedienstleitungen<br />

wird die Durchführung der Pflegevisite qualitativ und quantitativ stichprobenartig<br />

überprüft.<br />

6. Fazit<br />

Aus den Rückmeldungen der Mitarbeiter und Patienten bezüglich der Pflegevisite lässt<br />

sich ein positives Fazit ziehen.<br />

Trotz anfänglicher Bedenken einiger Mitarbeiter, beispielsweise dahingehend, ob die<br />

Pflegevisite tatsächlich <strong>für</strong> alle Patienten geeignet ist, sind die Rückmeldungen zu den Erfahrungen<br />

durchweg positiv.<br />

Aus allen Stationen wurde berichtet, dass zu Beginn der Implementierung zusätzliche Zeit<br />

investiert werden musste, zum Beispiel um die zeitliche Planung und Abläufe zu koordinieren.<br />

Auch <strong>für</strong> die Vor- und Nachbereitung und <strong>für</strong> die Dokumentation musste extra Zeit<br />

eingeplant werden. Diese zusätzliche zeitlichen Ressourcen müssen inzwischen kaum<br />

18 Vgl. Anlage II<br />

19 Vgl. Anlage III<br />

20 Vgl. Anlage IV<br />

Implementierung der Pflegevisite in der LVR-Klinik Köln<br />

A. Claaßen, Y. Schirmer<br />

LVR-Klinik Köln, Januar 2011<br />

8


noch aufgebracht werden, Übung und Routine haben dies auf ein Minimum reduziert,<br />

welches gut vertretbar ist.<br />

Durch die Regelmäßigkeit und Erfahrungen fällt inzwischen die Umsetzung der Pflegevisite<br />

im pflegerischen Alltag deutlich leichter als noch zu Beginn. Inzwischen wird die Pflegevisite<br />

überwiegend als sinnvolle, strukturierende Ergänzung im gelebten Pflegeprozess<br />

erfahren.<br />

Mitarbeiter einiger Stationen gaben zudem an, dass sie die Patienten nun in einem anderen<br />

Zusammenhang kennen lernen und dass sie in multiprofessionellen Fallbesprechungen<br />

besser aufgestellt seien. Dies sei den Mitarbeitern anderer Berufsgruppen ebenfalls<br />

aufgefallen.<br />

Die Patienten nehmen laut Aussagen der Mitarbeiter das Angebot der Pflegevisite in der<br />

Regel positiv auf, fühlen sich einbezogen in ihren Pflegeprozess. Auffällig sei, dass Vereinbarungen<br />

mit den Patienten nun in der Regel verbindlicher seien und die Patienten motivierter<br />

seien, sich an diese zu halten.<br />

Einige Mitarbeiter betonten, dass die eigene Arbeitszufriedenheit sich verbessert habe auf<br />

Grund dessen, dass sie nun strukturiert und gemeinsam mit dem Patienten die Pflege, also<br />

die eigene Arbeit, evaluieren und weiterhin planen.<br />

Der Erfolg der Implementierung der Pflegevisite ist nach Ansicht der Autorinnen an folgenden<br />

Kriterien verbunden:<br />

- Verbindlichkeit durch ein offizielles, Klinik übergreifendes Konzept und die Forderung<br />

der Pflegedirektion und -dienstleitungen, dies um zu setzten<br />

- Unterstützung der Pflegedienstleitungen durch Ermöglichung der Teilnahme an <strong>Fort</strong>bildungen<br />

und Bereitstellung von Materialen wir z.B. Fachliteratur<br />

- Stichprobenartige Überprüfungen seitens der Pflegedienstleitung hinsichtlich der Qualitiät<br />

und Quantität durchgeführter Pflegevisiten<br />

- <strong>Fort</strong>laufend stattfindende innerbetriebliche <strong>Fort</strong>bildungen<br />

- Beratungs- und Unterstützungsangebote durch die Autorinnen<br />

Implementierung der Pflegevisite in der LVR-Klinik Köln<br />

A. Claaßen, Y. Schirmer<br />

LVR-Klinik Köln, Januar 2011<br />

9


7. Quellenverzeichnis<br />

- Arbeitsgruppe PflegeQualität (AGPQ): Praxisheft Leitfaden zur Pflegevisite. Eine Arbeitshilfe<br />

<strong>für</strong> die Praxis. Deutscher Berufsverband <strong>für</strong> Pflegeberufe Nordost e. V. ,<br />

2010.<br />

- Brodehl, R.: Die Pflegevisite als Voraussetzung <strong>für</strong> die Einführung des Pflegeprozesses.<br />

Deutsche Krankenpflegezeitschrift ,8, S. 597 - 601, 1990.<br />

- Doenges, M.; Moorhouse, M.; Geissler-Murr, A.: Pflegediagnosen und Maßnahmen.<br />

Bern: Hans-Huber-Verlag, 2002.<br />

- Görres S; Hinz I M; Reif K.; u. a.: Pflegevisite: Möglichkeiten und Grenzen. In: Pflege<br />

15:1, S. 25-32, 2002.<br />

- Gültekin, J.; Liebchen, A.: Pflegevisite und Pflegeprozess. Theorie und Praxis <strong>für</strong> die<br />

stationäre und ambulante Pflege. Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer, 2003.<br />

- Heering, Ch. (Hrsg.): Das Pflegevisiten-Buch. Bern: Hans-Huber-Verlag, 2006.<br />

- Hollick, J., Kerres, A. (Hrsg.): Pflegevisite. Ein Praxisleitfaden <strong>für</strong> Krankenpflege im<br />

Operationsdienst und die stationäre Kranken- und Altenpflege. Stuttgart: Verlag W.<br />

Kohlhammer, 2003.<br />

- NANDA-International (Hrsg.): Pflegediagnosen, Definitionen und Klassifikationen.<br />

2009 – 2011. Kassel: Recom-Verlag, 2010.<br />

- Peplau,H.: Interpersonale Beziehung in der Pflege - ein konzeptueller Bezugsrahmen<br />

<strong>für</strong> eine psychodynamische Pflege. Basel: Recom-Verlag, 1995.<br />

- Ratz, B: Mehr als ein Besuch: Die Pflegevisite. In: Forum Sozialstation 25:108, S. 24-<br />

27, 2001.<br />

- Rehder J.; Rehder P. (Hrsg.): Pflegevisite zwischen Qualität und Überwachung. Veröffentlicht<br />

unter: http://www.konfliktfeld-pflege.de, 17.04.2010.<br />

- Rogers, C.: Die klientenzentrierte Gesprächspsychotherapie. Frankfurt am Main: Fischer<br />

Taschenbuch, 1993.<br />

- Rogers, C.: Die nicht-direktive Beratung. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch,<br />

1994,<br />

- Sauter, D.; Abderhalden, C.; Needham, I.; Wolff, S.: Lehrbuch Psychiatrische Pflege.<br />

Bern: Hans-Huber-Verlag, 2006.<br />

Implementierung der Pflegevisite in der LVR-Klinik Köln<br />

A. Claaßen, Y. Schirmer<br />

LVR-Klinik Köln, Januar 2011<br />

10


Im Gespräch<br />

Folgende Leitfragen und pflegerische Beobachtungen können hilfreich sein:<br />

• Anlass der Pflegevisite? (z.B. Regelmäßige Kontrolle des Pflegeverlaufs, Beschwerde,<br />

Veränderung des Pflegezustandes…)<br />

• Wie ist das aktuelle Befinden des Patienten/Bewohners?<br />

• Wie ist der pflegerische Gesamteindruck?<br />

• Ist der Patient mit der Pflege zufrieden?<br />

• Sind die geplanten/vereinbarten Maßnahmen durchgeführt worden?<br />

• Welche Maßnahmen sind zusätzlich durchgeführt worden?<br />

• Welche Ziele sind erreichbar/realistisch?<br />

• Wurden Pflegeziele erreicht/teilweise erreicht?<br />

• Welche neuen (Pflege) Ziele entstehen aus der Pflegevisite?<br />

• Sind neue Pflegeprobleme aufgetreten?<br />

• Welche Ressourcen sind vorhanden?<br />

• Welche besonderen Wünsche hat der Patient/Bewohner?<br />

• Sind die Maßnahmen ausreichend und wirksam?<br />

• Können die bestehenden Pflegmaßnahmen so bestehen bleiben oder müssen Sie ange-<br />

passt werden?<br />

• Wie gestaltet sich die Entwicklung des Pflegeverlaufs?<br />

• Werden (weitere) Pflegehilfsmittel benötigt?<br />

• ___________________________________________________________________<br />

• ___________________________________________________________________<br />

• ___________________________________________________________________<br />

• ___________________________________________________________________<br />

• ___________________________________________________________________<br />

• ___________________________________________________________________<br />

Spezielle Pflegesituationen<br />

• Liegt ein Dekubitus vor?<br />

• Liegen sonstige Wunden vor?<br />

• Wenn ja, hat sich der Status verbessert oder verschlechtert?<br />

• Ist die Wundversorgung angemessen?<br />

• __________________________________________________________________<br />

• __________________________________________________________________<br />

• __________________________________________________________________<br />

• __________________________________________________________________<br />

• __________________________________________________________________<br />

• __________________________________________________________________<br />

• __________________________________________________________________<br />

• _____________________________________________________________<br />

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A. Claaßen, Y. Schirmer<br />

LVR-Klinik Köln, Januar 2011<br />

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Definitionen Begriffe<br />

Pflegeprozess<br />

„Eine professionelle Pflege unterscheidet sich…durch das gezielte und geplante<br />

(systematische) Vorgehen von der Laienpflege“. 21<br />

In der Pflegevisite wird der Pflegeprozess von Außen betrachtet: Welche Ziele sind erreicht?<br />

Welche Maßnahmen sind wirksam, welche unwirksam? Welche Änderungen müssen<br />

vorgenommen werden? Dieses geschieht mit dem Patienten, nicht über ihn. Der Patient<br />

entscheidet und bewertet mit. Dadurch wird eine Rahmen geschaffen, in dem die Bedürfnisse<br />

des Patienten nach Wissen, Anleitung, Beratung, Aufklärung ect. Platz finden.<br />

Das Potential der Pflegevisite besteht darin, Diskrepanzen zwischen dem subjektiven Befinden<br />

des Patient, den festgelegten Anforderungen an professioneller Pflege und den dazwischen<br />

vermittelnden Pflegeprozess – auf zu decken und gezielte Maßnahmen ein zu<br />

leiten.<br />

Evaluation<br />

Die Evaluation ist Teil des Pflegeprozesses und ist gleichzeitig nicht ohne die Pflegevisite<br />

durchführbar. Die Evaluation eine Kombination von Beobachtungen und objektiver Einschätzung<br />

von Außen, sowie die Selbstbeurteilung von Seiten des Patienten.<br />

Dies ermöglicht und erfordert eine immer wieder neue Situationseinschätzung. In wie weit<br />

sind die Pflegemaßnahmen noch nötig und erforderlich, oder ist eine Anpassung der Pflegeziele<br />

und Maßnahmen notwendig? Somit erfolgt die Evaluation ausschließlich im Rahmen<br />

der Pflegevisite.<br />

Bezugspflegegespräch<br />

Eine Pflegevisite erfolgt niemals ohne Bezugspflegegespräch, ein Bezugspflegegespräch<br />

erfolgt nicht ausschließlich in der Pflegevisite.<br />

Es dient als Informationssammlung, gemeinsame Reflexion, zum Mut machen, zur Motivation,<br />

zum Angst nehmen, zur Beziehungsgestaltung, zum Anleiten, Erklären und Trösten,<br />

sowie zum Abgleichen von Pflegezielen. Das Bezugspflegegespräch ist Inhalt der<br />

Pflegevisite.<br />

Es ist eine Pflegerische Maßnahme, die Platz in der Pflegeplanung sowie in der Pflegevisite<br />

an sich findet.<br />

21 Vgl.Heering, 2004.<br />

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LVR-Klinik Köln, Januar 2011<br />

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1. Ziel und Zweck der Pflegevisite<br />

Die Pflegevisite ist ein regelmäßiges und geplantes Gespräch mit dem Patienten<br />

über seinen Pflegeprozess und ist etwas gemeinsames (partizipatives) von<br />

Pflegenden und Patienten.<br />

Das Potential der Pflegevisite besteht darin, Diskrepanzen zwischen dem subjektiven<br />

Befinden des Patienten, den festgelegten Anforderungen an professioneller<br />

Pflege und den dazwischen vermittelnden Pflegeprozess – auf zu decken<br />

und gezielte Maßnahmen ein zu leiten.<br />

Den Pflegenden ermöglicht es, die Pflegequalität und die Pflegedokumentation<br />

regelmäßig zu überprüfen, zu bewerten und transparent zu gestalten.<br />

Ziele im Einzelnen:<br />

Patientenbezogen:<br />

• Förderung des Beziehungsprozesses zwischen Patienten und Mitarbeiter<br />

• Förderung von Wohlbefinden und Wertschätzung des Patienten<br />

• Förderung der Eigenverantwortung und Autonomie des Patienten<br />

• Förderung von Verständnis <strong>für</strong> die notwendigen Pflegemaßnahmen<br />

• Abbau von Unsicherheiten und Ängsten<br />

• Transparenz der psychiatrischen Pflege<br />

Mitarbeiterbezogen:<br />

• Verbesserung des Berufsbildes der Pflege durch patientenorientierte Beratung<br />

bei (Pflege)Problemen<br />

• Potentiale <strong>für</strong> Verbesserungen erkennen<br />

• Förderung des Verantwortungsbewusstsein der Pflegenden<br />

Qualitätsbezogen:<br />

• Transparenz und Wahrnehmung von Pflegequalität<br />

• Erstellung, Bearbeitung und Kontrolle der Pflegeprozessplanung<br />

• Beurteilung und Optimierung der Pflege<br />

• Überprüfung der Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität hinsichtlich<br />

der Einhaltung der Vorgaben des Pflegeprozesses und der Vorgaben der<br />

Pflegedokumentation<br />

• Erfassung von Patientenzufriedenheit<br />

• Leistungsangebote optimieren<br />

2. Gliederung/ Inhaltsangabe<br />

Pflegeverständnis<br />

Definition<br />

Rahmenbedingungen und Durchführung<br />

Variationen<br />

Mitgeltende Unterlagen und Anlagen<br />

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3. Beschreibung<br />

Pflegeverständnis<br />

Pflege Deinen Nächsten - wie Dich selbst<br />

Das moderne Pflegeverständnis der psychiatrischen Pflege geht weit über die<br />

eigentliche Betreuung und Pflege psychisch erkrankter Menschen hinaus. Die<br />

Pflege befasst sich im Unterschied zu den Medizinern nicht nur mit der Krankheit<br />

sondern mit dem Kranksein des Menschen. Von der Krankheit unterscheidet<br />

sich das Kranksein dadurch, dass jeder Mensch unterschiedlich auf eine<br />

Erkrankung reagiert, sie individuell erlebt und bewältigt.<br />

Im Krankenpflegegesetz sind die von der Pflege eigenverantwortlich aus zu<br />

führenden Tätigkeiten definiert:<br />

• Erhebung und Feststellung des Pflegebedarfs, Planung, Organisation,<br />

Durchführung und Dokumentation der Pflege<br />

• Evaluation der Pflege, Sicherung und Entwicklung der Pflegequalität<br />

• Beratung, Anleitung und Unterstützung von zu pflegenden Menschen<br />

und Ihren Bezugspersonen in der individuellen Auseinandersetzung mit<br />

Gesundheit und Krankheit […]. 22<br />

Diese eigenständige Berufsausübung bedeutet Eigenverantwortung im Hinblick<br />

auf die ständige Sicherung und kontinuierliche Verbesserung der geleisteten<br />

Pflegequalität.<br />

Um dies zu gewährleisten bedarf es einerseits der Pflegeforschung und der<br />

Umsetzung evidenzbasierter Pflege. Andererseits erfordert es auch die Entwicklung<br />

von patientenorientierten und partizipativen Kommunikationsformen<br />

wie zum Beispiel der Pflegevisite.<br />

Definition<br />

In der LVR-Klinik Köln versteht man unter Pflegevisite den Grundgedanken<br />

von Christian Heering.<br />

Laut Heering ist die Pflegevisite „ist ein regelmäßiger Besuch bei und ein<br />

Gespräch mit der KlientIn über ihren Pflegeprozess.“ 23<br />

Diese Definition deckt sich mit der allgemeinen Definition „Visite“: “<br />

Lat. Visitare: Hingehen, Nachsehen um zu helfen oder zu trösten.“ 24<br />

Der Grundgedanke der Pflegevisite nach Heering „basiert auf einem Menschenbild,<br />

das jeden Menschen und jeden Patienten grundsätzlich als<br />

eine denkende, fühlende und wollende Persönlichkeit mit eigener Verantwortung<br />

ansieht.“ 25<br />

22 Vgl. § 3 KrPflG<br />

23 Vgl.Heering, 2004.<br />

24 Vgl. Hübsch – Swoboda, 1999; Görres et al, 2002.<br />

25 Vgl.Heering, 2004.<br />

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Rahmenbedingungen und Durchführung<br />

Qualifikation/Kompetenzen<br />

• Die Pflegevisite wird von staatlich examinierten Gesundheits- und Krankenpflegekräften,<br />

staatlich examinierten Altenpflegekräften und staatlich<br />

anerkannten Heilerziehungspflegekräften durchgeführt, die durch<br />

den erfolgreichen Abschluss ihrer Ausbildung die entsprechende Befähigung<br />

erlangt haben (vgl. Richtlinien im Krankenpflegegesetz).<br />

• Um die Pflegevisite effektiv und effizient durchführen zu können, müssen<br />

die Mitarbeiter über folgende Kompetenzen verfügen:<br />

Fachkompetenz:<br />

• Wissen über die professionelle Anwendung des Pflegeprozesses<br />

und der Pflegevisite<br />

• Fachwissen über die Biografie und Krankengeschichte des Patienten<br />

Sozialkompetenz:<br />

• Einstellung und Haltungen der Pflegepersonen<br />

• Umgang mit Kommunikationsformen<br />

Beteiligte Personen<br />

• An der Pflegevisite sind der Patient und die Bezugspflegeperson beteiligt<br />

• Die Pflegevisite stellt den Patienten in den Mittelpunkt und eignet sich<br />

somit <strong>für</strong> alle Patienten<br />

• Auch Patienten mit eingeschränkten Wahrnehmungsfähigkeiten und<br />

eingeschränkten intellektuellen Fähigkeiten nehmen an der Pflegevisite<br />

teil<br />

• In diesem Falle können als Ausnahmen vertraute Personen mit einbezogen<br />

werden, die sich im Sinne als Fürsprecher des Patienten einbringen<br />

und das Wohlbefinden des Patienten zum Ausdruck bringen<br />

• Verantwortlich <strong>für</strong> die Durchführung der Pflegevisite ist zuständige Bezugspflegekraft<br />

• Der Ort der Durchführung ist <strong>für</strong> alle beteiligten Personen transparent<br />

• Der Datenschutz ist zu beachten<br />

Zeitliche Planung<br />

• Die Pflegevisite wird zielgerichtet geplant, aber so durchgeführt, wenn<br />

alle teilnehmenden Personen dazu bereit sind<br />

• Es sollte nur eine gewisse Zeitspanne statt eines festen Zeitpunktes gewählt<br />

werden.<br />

• Die Pflegevisite wird in einem Zeitrahmen von 7 – 10 Tagen (wöchentlich)<br />

durchgeführt.<br />

• Je nach Stations-Setting ist die diese Zeitspanne anzupassen (siehe Variationen).<br />

Dieses erfolgt nur nach Rücksprache der Pflegedienstleitung<br />

• Die Terminplanung ist <strong>für</strong> alle an der Behandlung des Patienten beteiligten<br />

transparent dargestellt im KIS, die Pflegevisite ist patientenbezogen<br />

als Pflegemaßnahme hinterlegt und mit dem geplanten Datum/der geplanten<br />

Durchführungszeit versehen.<br />

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Nachbereitung/Dokumentation<br />

• Die Durchführung der Pflegevisite und deren Ergebnisse/Absprachen/Vereinbarungen<br />

mit dem Patienten werden im KIS in der<br />

Evaluationsseite unter der jeweiligen Pflegediagnose dokumentiert. Diese<br />

Einträge werden mit dem Eingangshinweis „Pflegevisite“ gekennzeichnet.<br />

Variationen<br />

Pflegevisite als Dienstübergabe mit dem Patienten<br />

Zu empfehlen Stationen mit einer hohen Patientenfluktuation,<br />

Verweildauer


Version 01, gültig ab: 01.02.2011<br />

Revisionsdatum: 01.02.2014<br />

Dieses Dokument wurde durch die Betriebsleitung freigegeben.<br />

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LVR-Klinik Köln, Januar 2011<br />

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Bewerbung<br />

um den Pflegepreis<br />

der LVR-Kliniken 2011<br />

Pflegetherapeutische<br />

Gruppenaktivität<br />

Für das Team der Station 28/1<br />

Abteilung Forensische Psychiatrie IV<br />

LVR Klinik Bedburg-Hau<br />

Hendrika van Heesch<br />

„Sinnesgarten“<br />

Durchführung Frühjahr/Sommer 2010<br />

LVR-Klinik Bedburg-Hau<br />

Fachbereich Forensik


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Vorstellung des Hauses ............................................................................................ 3<br />

2 Idee zur pflegetherapeutischen Gruppenaktivität..................................................... 3<br />

3 Überlegungen im Vorfeld des Projektes................................................................... 3<br />

4 Projektverlauf ........................................................................................................... 4<br />

5 Projektdurchführung................................................................................................. 4<br />

6 Erfahrungen und Auswirkungen auf die Patienten und den Stationsalltag ................ 5<br />

7 Dokumentation des Gruppengeschehens ................................................................. 6<br />

8 Auswirkungen des Projektes mit besonderem Augenmerk auf einen Patienten........ 6<br />

9 Anhang ..................................................................................................................... 8<br />

LVR Landschaftsverband<br />

LVR-Klinik Bedburg-Hau<br />

47551 Bedburg-Hau<br />

rkbedburg-hau@lvr.de


1 Vorstellung des Hauses<br />

Die Station 28. 1-2 ist eine geschlossene forensische Station mit sozio- und milieutherapeutischem<br />

Charakter.<br />

Es werden zur Zeit. 20, gemäß § 63 StGB unterbrachte, männliche Patienten im Alter<br />

zwischen 20 – 60 Jahren behandelt. Diagnostisch handelt es sich dabei vorwiegend<br />

um Intelligenz geminderte, verhaltens-, persönlichkeits- beziehungsweise auch sexuell<br />

gestörte, hebephrene beziehungsweise auch chronisch-rezidivierend psychotische<br />

Patienten. Bei einigen Patienten sind die aufgeführten Krankheitsbilder in<br />

Mischformen diagnostiziert. Die Patienten sind wegen mehr oder weniger schwerwiegender<br />

Delikte untergebracht.<br />

Betreut werden die Patienten durch ein multiprofessionelles Team bestehend aus<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Pflege- und Erziehungsdienstes, Psychologinnen,<br />

Ergotherapeuten, Sozialarbeiter und Ärzten (therapeutische Leitung), stellenanteilig.<br />

2 Idee zur pflegetherapeutischen Gruppenaktivität<br />

Die Idee zur pflegetherapeutischen Gruppenaktivität wurde seitens einer Mitarbeiterin<br />

des Pflege- und Erziehungsdienstes in die Patientengruppe eingebracht. Mehrere<br />

Patienten der Wohngruppe zeigten ein starkes Interesse an der Umgestaltung des<br />

Stationsgartens. Ein wichtiges Element, welches das gesamte Projekt von Anfang an<br />

begleitete, war ein Teich und die Anpflanzung von Rosen und Lavendel. Dieses besondere<br />

Interesse wurde von Seiten der Patienten in mehreren Gesprächen in der<br />

Planungsphase immer wieder betont.<br />

3 Überlegungen im Vorfeld des Projektes<br />

Die beteiligten Patienten sollten sich im Projekt wiederfinden und eigene Ideen<br />

einbringen.<br />

Das Projekt sollte <strong>für</strong> die Patienten eine Möglichkeit zum Rückzug bzw. Ruhe sowie<br />

zur aktiven Mitarbeit bieten.<br />

Die Sinne der Patienten, wie Sehen, Hören, Fühlen, Schmecken und Riechen sollten<br />

„ihren Platz im Garten finden“ bzw. geschärft werden.<br />

Die Patienten sollten durch dieses Projekt zum gemeinsamen Tun aktiviert werden.<br />

Die Freude an einer kontinuierlichen gemeinsamen Arbeit/Aufgabe sollte gefördert<br />

werden.<br />

Eine Mitarbeiterin des Pflege- und Erziehungsdienstes musste die Projektleitung<br />

übernehmen.<br />

Material und Geräte mussten zeitnah besorgt werden, um mit den Aktivitäten <strong>für</strong><br />

die Patienten beginnen zu können.<br />

Die Patienten sollten ein Lernfeld zur Verfügung gestellt bekommen,<br />

indem sie Fähigkeiten und Fertigkeiten erwerben bzw. einsetzen können,<br />

sich Unterstützung einzufordern, wenn dies <strong>für</strong> sie erforderlich ist,<br />

lernen Verantwortung zu übernehmen und Entscheidungen zu treffen.<br />

LVR Landschaftsverband<br />

LVR-Klinik Bedburg-Hau<br />

47551 Bedburg-Hau<br />

rkbedburg-hau@lvr.de


LVR-Klinik-Bedburg-Hau ###<br />

4 Projektverlauf<br />

Die in der Planungsphase von den Patienten gesammelten Ideen wurden in einem<br />

gemeinsamen Gespräch detailliert festgelegt.<br />

Teich mit Wasserfall und Springbrunnen<br />

Rosen- und Lavendelbeete in Hügelform<br />

Gemüse- und Kräuterbeete<br />

Barfußweg mit verschiedenartigen Feldern<br />

Tastwand<br />

Die umsetzbaren Ideen wurden geordnet und der Reihe nach angegangen. Dabei<br />

standen die Belange der Patienten im Mittelpunkt des Schaffens. Es konnte den Patienten<br />

vermittelt werden, dass es sich um „ihren Garten“ handelt, in dem sie sich<br />

auch wohl fühlen sollen. Er sollte ihnen die Möglichkeit zur Entspannung bieten, aber<br />

auch anregend auf alle Sinne wirken.<br />

Zuerst wurde ein Lageplan <strong>für</strong> die einzelnen Elemente des Sinnengartens erstellt.<br />

Dabei wurde der Sonnenstand berücksichtigt, um Fehlplanungen zu verhindern. Besonders<br />

wichtig waren überschaubare Arbeitsaufträge, die die Patienten nicht überforderten.<br />

Sie sollten sich als kreative, schöpferische Menschen erleben, die ihre individuellen<br />

Fähigkeiten in dieses Projekt einbringen können. Dabei war insbesondere<br />

die individuelle Belastbarkeit zu berücksichtigen, damit sich kein Patient durch<br />

eine gefühlte Überlastung aus dem Projekt zurückzieht. Dies hätte dazu führen können,<br />

dass sich das Projekt wegen fehlender kontinuierlicher Mitarbeit einzelner beteiligter<br />

Patienten über einen längeren Zeitraum hingezogen hätte und daher nicht<br />

alle Bepflanzungen rechtzeitig im Frühjahr erfolgt wären. Auch wurde mit eingeplant,<br />

dass eine zweite Pflanzphase im Herbst nötig wird.<br />

5 Projektdurchführung<br />

Im ersten Schritt hoben die Patienten die Erde <strong>für</strong> die Beete (Blumen, Kräuter, Gemüse)<br />

aus. Mit Hilfe eines Zollstocks wurde die Größe der einzelnen Beete festgelegt<br />

und durch Steinen auf der Wiese markiert. Anhand dieser Anhaltspunkte gelang es<br />

den Patienten, selbstbestimmt ihre aktuelle Arbeit zu erledigen.<br />

Der Erdaushub wurde an anderer Stelle aufgeschüttet, um einen Rosenhügel, ein<br />

Kräuter- und ein Blumenbeet anzulegen. Die ausgehobenen Beete und die angedeuteten<br />

Erdhügel wurden mit Mutterboden verfüllt, um ein gutes Anwachsen der Pflanzen<br />

zu ermöglichen.<br />

Einzelne Patienten konnten mit den Gartengeräten, wie Spaten und Schaufel nicht<br />

umgehen, da sie noch nie damit gearbeitet hatten. Sie wurden an den Umgang mit<br />

diesen Arbeitsgeräten in mehreren therapeutischen Einheiten herangeführt. Jeder<br />

Patient bekam seinen Fähigkeiten entsprechend Arbeitsaufträge.<br />

Sie waren motiviert, am Gartenprojekt mitzuwirken. Einer der Patienten äußerte sich,<br />

als er in den Garten kam, folgendermaßen: „Jetzt mache ich endlich etwas Sinnvolles.“<br />

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Für den Barfußweg wurde eine Fläche markiert. Dabei konnte festgestellt werden,<br />

dass zwei Patienten eigene Kenntnisse einbrachten und große Teile der Planungsarbeit<br />

eigenverantwortlich gestalteten und ausführten. Es wurden verschiedene Materialien<br />

(wie Kies, Rindenmulch, Sand) eingefüllt und luden bald dazu ein, den Füßen<br />

ein Erlebnis anderer Art zu geben.<br />

Bereits von Anfang an war der Wunsch der Patienten sehr stark, einen kleinen Teich<br />

anzulegen. Zuerst wurde feiner Sand in den vorbereiteten Teich eingestreut. So sollte<br />

verhindert werden, dass später Wurzeln von unten die Teichfolie durchstoßen.<br />

Nachdem die Teichfolie an Ort und Stelle in das ausgehobene Loch eingearbeitet<br />

wurde, sorgte der Regen <strong>für</strong> eine erste Befüllung des Teiches. Nun wurden die Stufen<br />

<strong>für</strong> den Wasserfall angelegt. Aus Sicherheitsgründen wurden die Elektroinstallationen<br />

<strong>für</strong> den Springbrunnen und Wasserfall in Auftrag gegeben.<br />

Bei den vorherigen Ortsterminen zur Planung kamen regelmäßig Enten hinzu, die<br />

sich gerne auf dem Gelände aufhielten. Wenn mehrere Patienten zu einer Besprechung<br />

zusammenstanden, kam es vor, dass die Enten sich dazugesellten. So entstand<br />

die Idee, in der Mitte des Teiches eine Enteninsel mit Hütte zu gestalten.<br />

Mit den sichtbaren <strong>Fort</strong>schritten im Garten wuchs auch der Wunsch nach dem Bau<br />

eines Pizzaofens, was auch die Mitarbeiter des Pflege- und Erziehungsdienstes begeisterte,<br />

da das therapeutische Kochen einen hohen Stellenwert besitzt. Der Pizzaofen<br />

würde die Möglichkeit eröffnen, Pizza, Flammkuchen und Brot selbst zu backen.<br />

Nachdem der richtige Platz gefunden worden war, wurde das Fundament gelegt.<br />

Über mehrere Wochen arbeiteten die Patienten an diesem Ofen und wenn sie mit<br />

einzelnen Bauabschnitten nicht zufrieden waren, wurden von ihnen Teile des Ofens<br />

wieder abgebaut und erneut mit dem Mauern begonnen. So erhielt der Ofen nach<br />

und nach sein Gesicht.<br />

Aber auch die anderen Projektteile haben sich weiter entwickelt.<br />

6 Erfahrungen und Auswirkungen auf die Patienten und den Stationsalltag<br />

Die Patienten nutzten den Freiraum, selbst Entscheidungen im gemeinsam vorgegebenen<br />

Rahmen treffen zu können und aktiver zu werden.<br />

Die gemeinsame Planung und Durchführung des Projektes erfolgte von Seiten<br />

der Patienten mit großem Engagement. In Gesprächen wurden gegenseitig Aufgaben<br />

verteilt. Trotz einer geringen Belastbarkeit und kontroverser Auffassungen<br />

kamen es am Ende immer zu einvernehmlichen Lösungen.<br />

Teilaufgaben wurden den persönlichen Fähigkeiten entsprechend ausgewählt<br />

und durchgeführt.<br />

Die Patienten wurden durch die ungewohnte Arbeit aktiviert und haben dies auf<br />

ihre Art und Weise zum Ausdruck gebracht, auch diejenigen die im Stationsleben<br />

ansonsten schwer motivierbar sind, haben viel Energie und Zeit in das Projekt<br />

investiert. Langschläfer wurden zu Frühaufstehern und waren stets pünktlich.<br />

Auch bei auftretenden Schwierigkeiten, wenn zum Beispiel der Aushub so<br />

schwer war und an Stelle des erwarteten Mutterbodens nur Schotter zu Tage<br />

kam, gaben die Patienten nicht auf. Sie überlegten, an wen sie sich wenden<br />

mussten, um den Mutterboden zu bekommen und betrieben ihr Vorhaben weiter.<br />

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Patienten, die vorher nicht in den Garten kamen, nutzen ihn nun. Sie setzen sich<br />

zum Beispiel an den Teich, um dort die Ruhe zu genießen.<br />

Der <strong>Fort</strong>schritt im Wachstum der Blumen und Kräuter wurde von den Patienten<br />

aufmerksam verfolgt. Durch das Berühren der Kräuter nahmen sie die Duftstoffe<br />

auf ihren Händen wahr. Sie stellten fest, dass die Intensität des Duftes stärker<br />

wurde, je näher ihre Hand der Nase kam.<br />

Durch den Umgang mit verschiedenen Duftpflanzen und Kräutern haben die Patienten<br />

ihre eigenen Erfahrungen erweitern können, z. B. im Rahmen des therapeutischen<br />

Kochens mit Kräutern oder als Teeaufguss.<br />

Über die Wahrnehmung der Düfte hinaus wollten einige Patienten wissen, welche<br />

weitere Verwendung Kräuter haben. Die Patienten wurden von einer Mitarbeiterin<br />

des Pflege- und Erziehungsdienstes über die Anwendungsmöglichkeiten<br />

von Heilkräutern aufgeklärt.<br />

Die Benutzung des Barfußweges war <strong>für</strong> einige Patienten ein ungewohntes aber<br />

angenehmes Erlebnis.<br />

Durch die Arbeit im Projekt waren die Patienten ausgeglichener und ihre Impulsivität<br />

ging zurück. Sie freuten sich über ihre Erfolge, teilten dies mit und sahen<br />

sich in vielem bestätigt.<br />

Der Sinnesgarten war immer wieder Thema in den Stationsversammlungen und<br />

in Gesprächen der Patienten untereinander.<br />

Auch in den Visiten informierten die Patienten über die anfallenden Arbeiten<br />

und die Ergebnisse, die sie erzielt hatten.<br />

Die Bereitschaft, im Stationsalltag Verantwortung zu übernehmen, wurde durch<br />

das Projekt gefördert.<br />

Viele der Patienten bewegten sich im Garten und vertieften diese Erfahrungen.<br />

Sie konnten ihre Entdeckungen mit kindlicher Freude kundtun.<br />

Es war schön, zu beobachten, wie sich durch diese Aktivitäten die Interaktion<br />

zwischen den Patienten und zum Pflegepersonal änderte.<br />

7 Dokumentation des Gruppengeschehens<br />

Das beobachtbare Gruppengeschehen beziehungsweise feststellbare Veränderungen<br />

einzelner Patienten wurde regelmäßig dokumentiert.<br />

Im Verlauf des Projektes wurden weitere Ideen und Vorschläge eingebracht. Dies<br />

hatte zur Folge, dass die Arbeit im Sinnesgarten im kommenden Frühjahr weitergeführt<br />

wird.<br />

8 Auswirkungen des Projektes mit besonderem Augenmerk auf einen Patienten<br />

Ich möchte Herrn M. wie folgt beschreiben:<br />

Er wirkte still, in sich gekehrt, immer unnahbar und gekränkt. Er sprach oft Beschwerden<br />

aus, ließ sich nichts sagen und ging seinen eigenen Weg. Herr M. lehnte<br />

jegliche Mitarbeit an therapeutischen Maßnahmen ab.<br />

Im Vorfeld des Projektes zeigte Herr M. Interesse an einer Beteiligung und äußerte<br />

sich wie folgt: „Jetzt mache ich endlich etwas Sinnvolles.“<br />

Während des gesamten Projektverlaufes war eine Veränderung an Herrn M. zu beobachten,<br />

die ich hier kurz beschreiben möchte:<br />

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Herr M. hat sich seine Aufgaben selbst gestellt, die er schnell und nicht immer im<br />

Sinne der Gruppe durchführte. Eine Korrektur seiner Vorgehensweise war nicht<br />

möglich, da es seinerseits Tätigkeiten abbrach und er sich aus dem Gruppengeschehen<br />

herauszog. Anfangs beteiligte er sich er erst nach 1 bis 2 Tagen wieder an<br />

den Arbeiten, später wurden die Zeiträume seiner Rückzüge immer kürzer.<br />

Es konnte eine Entspannung seiner Mimik und Körperhaltung beobachtet werden.<br />

In der Kommunikation zu Mitpatienten und Personal zeigte Herr M. deutliche <strong>Fort</strong>schritte,<br />

er suchte das Gespräch mit diesen und ließ sich auf Gespräche ein. Er beteiligte<br />

sich immer mehr am Stationsalltag und die Anzahl seiner Beschwerden nahm<br />

ab.<br />

Therapeutische <strong>Fort</strong>schritte waren ebenfalls beobachtbar. Herr M. führt mittlerweile<br />

Einzelgespräche mit der zuständigen Psychologin, nimmt auch an der Sporttherapie<br />

in der Gruppe sowie an der Dramatherapie teil. Selbst die Begutachtung durch einen<br />

externen Gutachter ließ er zu, was bisher nicht möglich war.<br />

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9 Anhang<br />

Im Anhang werden ausgewählte Fotos aus dem kontinuierlich mit „Fototerminen“<br />

begleiteten Projekt präsentiert.<br />

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LVR-Klinik-Bedburg-Hau Sinnesgarten<br />

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Bewerbung um den Pflegepreis der LVR Kliniken<br />

Gartengestaltung der Station 5<br />

- duftende Blühpflanzen gegen die Tristesse des Klinikalltages -<br />

LVR Klinik Köln Porz<br />

Yvonne Hilger und Maren Baur<br />

Gesundheits- und Krankenpflegerinnen<br />

LVR Klinik Köln- Porz<br />

Klinik <strong>für</strong> Forensische Psychiatrie<br />

Abt. Forensik 1<br />

Station 5<br />

Bewerbung Pflegepreis LVR<br />

LVR Klinik Köln Porz Station 5


- 2 -<br />

Kurze Vorstellung der Bewerberinnen und des Behandlungsrahmens:<br />

Wir, die Milieutherapeutinnen Frau Baur und Frau Hilger der Station 5 der Klinik <strong>für</strong><br />

forensische Psychiatrie und Psychotherapie in Köln, hegen schon seit dem Einzug in<br />

die Stationsräume den Wunsch unsere stationseigene Terrasse zu nutzen und den<br />

Garten freundlicher zu gestalten. Wir sind seit Klinikeröffnung ein Teil der neuesten<br />

LVR Klinik <strong>für</strong> Maßregelvollzug.<br />

Unser festes multiprofessionelles Team besteht aus 14 Pflegekräften, einem<br />

Stationsarzt, einer Psychologin, einer Oberärztin, einem Chefarzt, sowie einem<br />

Sozialarbeiter, zwei Ergotherapeutinnen und drei Arbeitstherapeuten.<br />

Anlass zu diesem Projekt gibt ein schöner Frühlingstag in der LVR Klinik Köln-Porz,<br />

an welcher die Tristesse des gesamten Geländes deutlich wird, die Sonne scheint<br />

außerhalb der Mauern, innerhalb dessen sieht das Gelände trostlos und grau aus.<br />

Genutzt wird der stationseigene Garten von den Patienten der Station 5, untergebracht<br />

nach dem § 63 StGB.<br />

Ausgelegt <strong>für</strong> die geschlossene Unterbringung von 22 Patienten werden hier<br />

Persönlichkeitsstörungen, Intelligenzminderung und Psychosen, laut ICD-10, nach<br />

aktuellen Methoden behandelt.<br />

Übersicht über das Planungsobjekt<br />

Die Klinik<br />

Der Neubau der Maßregelvollzugsklinik in Köln Porz, der im September 2009 in<br />

Betrieb genommen wurde, gehört zur LVR Klinik Köln. Die Klinik verfügt über 150<br />

Behandlungsplätze, die auf sieben Stationen verteilt sind. Träger der Einrichtung ist<br />

der Landschaftsverband Rheinland.<br />

Die forensische Abteilung in Köln Porz ist auf die Sicherung und Therapie psychisch<br />

kranker Straftäter gemäß § 63 StGB, vorwiegend aus Köln und dem Kölner Umland,<br />

ausgerichtet.<br />

Lage des Gartens<br />

Der Garten befindet sich innerhalb des gesicherten Bereiches der Klinik in einem<br />

Wasserschutzgebiet.<br />

Unsere Station befindet sich im Erdgeschoss des Gebäudeteils C und ist durch eine<br />

weiß gekennzeichnete Linie vom anderen Teil des Geländes abgegrenzt.<br />

Bewerbung Pflegepreis LVR<br />

LVR Klinik Köln Porz Station 5


Ziel des Projektes:<br />

- 3 -<br />

Das Ziel dieses Projektes ist die Gestaltung des Gartens, welche den Ansprüchen<br />

und Bedürfnissen der zukünftigen Nutzer, den Patienten, gerecht werden soll, er soll<br />

ein stationsinterner Treffpunkt zum Austausch und verweilen werden.<br />

Die Verwirklichung dieses Zieles setzt Kenntnis über die Ansprüche und Bedürfnisse<br />

der Patienten voraus, wobei diese nach einer Umfrage ihre Wünsche einbringen<br />

konnten, welche nach Möglichkeiten, u.a. der Sicherheit wegen, erfüllt werden<br />

können. Es ist daher notwendig, allgemeine Ansprüche und Bedürfnisse zu<br />

erkennen. Diese lassen sich zum Teil aus den charakteristischen Verhaltensweisen<br />

und Stimmungen eines Krankheitsbildes ableiten. Aus dem geringen zur Verfügung<br />

stehenden Bewegungsraum und dem permanenten und unfreiwilligen<br />

Zusammensein mit anderen Patienten entstehen Bedürfnisse, die es bei der<br />

Gestaltung des Gartens zu berücksichtigen gilt.<br />

Gerade <strong>für</strong> einen Klinikgarten ist es nahe liegend, therapeutische Möglichkeiten, die<br />

im oder gerade durch den Freiraum möglich sind, zu integrieren. Dabei gilt es zu<br />

klären, wie und durch welche Faktoren es möglich ist, dem Garten eine<br />

therapeutische Wirkung zu geben.<br />

Das Ziel bei der Gestaltung des Gartens <strong>für</strong> die psychiatrische Klinik ist es, das<br />

Wohlbefinden der Patienten zu steigern. Zum Wohlergehen eines Menschen gehört<br />

sowohl die Stimulation des Körpers, als auch des Geistes. Darum soll der Garten zur<br />

Entspannung einladen, aber auch durch verschiedene Angebote zur Tätigkeit<br />

animieren, dabei dazu anregen den Körper wieder bewusst zu erfahren und die<br />

menschlichen Sinne gezielt wahrzunehmen, wozu u.a. eine Duftecke geplant ist.<br />

Der Garten soll durch mehrere Blumenbeete vom restlichen Gelände abgeteilt<br />

werden. Verwendet werden sollen Pflanzen, die bereits auf dem Klinikgelände<br />

vorhanden sind, um den Garten in die Umgebung zu integrieren. Bevorzugt sollen<br />

Bäume und Sträucher gepflanzt werden, die zu jeder Jahreszeit besonders schöne<br />

optische Reize bieten. Frühjahrblüher oder Bäume mit einer besonders schönen<br />

Herbstfärbung verdeutlichen auf besonders schöne Weise die Jahreszeit und fördern<br />

somit ein natürliches Zeitempfinden.<br />

Zu den einzelnen Bereichen des Gartens soll auch ein Ruhebereich gehören, der in<br />

erster Linie Erholung und Entspannung in angenehmer Umgebung bieten soll. Die<br />

Sitzmöbel werden von den Patienten selbst zusammen mit der Arbeitstherapeutin in<br />

der Arbeitstherapie Holz hergestellt werden. Der Grillplatz und die Sitzmöglichkeiten<br />

machen auch Aktivitäten in der Gruppe möglich.<br />

Bewerbung Pflegepreis LVR<br />

LVR Klinik Köln Porz Station 5


Planung<br />

Der Duftgarten:<br />

- 4 -<br />

Es ist unbestritten, dass Pflanzen positiv auf die Psyche wirken. Ein schön<br />

gestalteter Grünraum kann als zusätzlicher Lebensraum in unserem Umfeld<br />

angesehen werden: Ein Raum, den wir aufsuchen um zu entspannen, Energie zu<br />

tanken oder um uns einfach an den Eindrücken zu erfreuen, die durch Duft, Farbe<br />

oder sonstige Reize hervorgerufen werden. Der Geruchssinn ist einer unser<br />

ursprünglichsten Sinne, er beeinflusst unsere Stimmung und Gefühle, kaum etwas<br />

wirkt intensiver und unmittelbarer als Düfte. Ein Duft erzeugt Gefühle, noch bevor er<br />

bewusst klassifiziert wird, was daran liegt, dass der Geruchssinn die Reize zuerst<br />

ungefiltert ins Gehirn übermittelt, ohne dass weitere Nervenzellen dazwischen<br />

geschaltet sind. Duftstoffe wirken vor allem auf das limbische System, also auf jenen<br />

Teil des Gehirns, der Gefühle, Erinnerungen und Sexualität steuert. Erst im zweiten<br />

Schritt werden Düfte im Gehirn mit bestimmten Erinnerungen und Erfahrungen<br />

verknüpft. Diese Assoziationen prägen die individuell unterschiedliche<br />

Wahrnehmung, ob ein Duft als positiv oder negativ empfunden wird. Einige Düfte<br />

wirken auf den menschlichen Organismus beruhigend oder anregend. Der<br />

Geruchssinn ist ein wahres Wunderwerk der Natur, denn er kann rund 10.ooo<br />

verschiedene Düfte unterscheiden, im Gegensatz zum Geschmackssinn, der nur fünf<br />

unterschiedliche Geschmacksrichtungen kennt. Früher schon machte sich der<br />

Mensch Düfte <strong>für</strong> Heilzwecken zunutze, und auch heute gewinnt die Aromatherapie<br />

eine erneut immer größer werden Popularität.<br />

Bei der Auswahl sollte daher beachtet werden, dass die Duftpflanzen ihre Aromen zu<br />

unterschiedlichen Tages- und Nachtzeiten und in verschiedenen Reichweiten<br />

entfalten. Es empfiehlt sich deshalb, auf mehreren Ebenen zu pflanzen (am Boden,<br />

in Hand- und Nasenhöhe, über den Kopf). Die ätherischen Öle der Duftpflanzen<br />

entfalten sich am besten an sonnigen und windstillen Plätzen.<br />

Kräutergarten:<br />

Der Kräuteranbau im Garten ist ein sinnliches Vergnügen. Beim Gärtnern rücken die<br />

Alltagsprobleme in weite Ferne. Die frische Luft und die Bewegung tun gut und die<br />

Pflanzen verwöhnen in ihrer ganzen Pracht mit Duft, Farben und leckerer, gesunder<br />

Nahrung. Das kleine Gartenparadies ist <strong>für</strong> viele Menschen ein wichtiger Ruhepol der<br />

den unverzichtbaren Ausgleich schafft. Darüber hinaus können die ergärtnerten<br />

Kräuter natürlich <strong>für</strong> weitere pflegtherapeutische Aktivitäten wie Kochgruppen o.ä.<br />

genutzt werden.<br />

Welche Kräuter <strong>für</strong> den Kräuter- und Duftgarten?<br />

Basilikum ist Gewürz- und Heilkraut zugleich und wird beim Kochen zur Verfeinerung<br />

von Soßen, Salaten und zur Herstellung von Pesto verwendet. Basilikum gedeiht am<br />

besten an einem sonnigen Standort in einem lockeren Boden.<br />

Lavendel ist wegen seines intensiven Duftes und der schönen lila Farbe sehr beliebt.<br />

Lavendel wird beim Kochen als Würzmittel <strong>für</strong> Fisch-, Fleisch- und Eintopfgerichte<br />

verwendet. Darüber hinaus wird Lavendel zum Desinfizieren und als Einschlafhilfe in<br />

Form von kleinen Duftbeutelchen benutzt. Am besten gedeiht Lavendel an einem<br />

sonnigen Standort in einem trockenen, sandigen Boden, so wie dem hier<br />

vorhandenen.<br />

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LVR Klinik Köln Porz Station 5


- 5 -<br />

Oregano gehört zu den beliebtesten Würzkräutern. Er wird zur Verfeinerung von<br />

Tomatengerichten, Soßen, Pizza und <strong>für</strong> andere italienische Rezepte verwendet.<br />

Das mehrjährige Gewürzkraut gedeiht am besten an einem sonnigen, warmen<br />

Standort in einem trockenen Boden. Oregano sollte während der Blüte geerntet<br />

werden, da das intensive Aroma in getrockneter Form bewahrt werden kann.<br />

Schnittlauch verfeinert Salate, Soßen, Suppen und passt sehr gut als Beilage zu<br />

Quark und Rühreiern. Die mehrjährige Zwiebelpflanze gedeiht am besten an einem<br />

sonnigen bis halbschattigen Standort in einem feuchten Boden und sollte feucht<br />

gehalten werden.<br />

Rosmarin hat einen sehr intensiven, aromatischen Geruch und einen harzigen, leicht<br />

bitteren Geschmack, es passt hervorragend zu Fleisch oder Kartoffeln.<br />

Dill ist eine vielseitig verwendete Gewürzpflanze. Er wird <strong>für</strong> Salate verwendet, in<br />

Saucen auf Grundlage von Salatöl, Joghurt, Quark und in Gewürzbutter ist Dill<br />

beliebt und als Brotaufstrich geeignet. Weiters dient er auch zum Würzen von Fisch-<br />

und Fleischspeisen.<br />

Weitere geplante Pflanzen <strong>für</strong> unseren Kräuter- und Duftgarten sind Petersilie, Salbei<br />

und Thymian.<br />

Gartenmöbel:<br />

Die Patienten sollen so viel wie möglich in Eigenarbeit leisten. So werden die<br />

Gartenmöbel, zusammen mit der Arbeitstherapeutin, in der Holz AT gefertigt. Die<br />

Arbeitstherapie als stationsübergreifendes Angebot ermöglicht den Patienten einen<br />

möglichst frühen, niedrigschwelligen Einstieg in die Arbeit.<br />

Durch den therapeutischen Einsatz von Arbeit wird der Versorgungscharakter der<br />

Klinik abgeschwächt und Mitarbeit und Verantwortungsbewusstsein der Patienten<br />

werden gefördert. Die Fähigkeiten, Talente und Ideen der Patienten können mit<br />

fachlicher Hilfestellung der Arbeitstherapeuten eingesetzt werden, um den<br />

momentanen Lebensraum zu verschönern.<br />

Dies ist das bevorzugte Modell (Picknicktisch), welches nach Fertigung in der Holz<br />

AT in Betonfundamenten gesichert wird.<br />

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LVR Klinik Köln Porz Station 5


Pflegerische Leistung Planung:<br />

- 6 -<br />

Patienten: Zusammen mit dem zuständigen Pflegepersonal wurde die Terrasse<br />

ausgemessen und eine Skizze angefertigt, die einen Überblick über den zu<br />

gestaltenden Raum geben soll. Gewünscht werden von den Patienten der Station<br />

zwei Sitzgruppen, damit im Sommer mit der gesamten Station kleine<br />

Veranstaltungen (Grillen, Gesprächsgruppen) veranstaltet werden können.<br />

Darüber hinaus haben sich die Patienten überlegt, dass 2 Tische, 4 Bänke und ein<br />

paar Stühle benötigt werden, welche in der Arbeitstherapie und somit auch von<br />

Patienten der Station hergestellt werden sollen.<br />

Pflegeteam/ Milieutherapeutinnen: Mit den Patienten zusammen wird eine Skizze<br />

erstellt, um die genaue Umsetzung anschaulich zu gestalten. Zusammen wird nach<br />

passenden Möbel gesucht, die in der AT Holz angefertigt werden können. Die<br />

Milieutherapeutinnen der Station besprechen mit den einzelnen Berufsgruppen die<br />

Umsetzung des Projektes. Geplant wird weiterhin das Anlegen eines Duftgartens und<br />

eines Kräuterbeetes. Da<strong>für</strong> müssen zusammen mit der Gartentherapeutin passende<br />

Pflanzen gefunden und bestellt werden.<br />

Sicherheitsbeauftragter: Fragestellung, ob Gartenmöbel aus Sicherheitsaspekten<br />

erlaubt seien. Laut Sicherheitsbeauftragtem sind folgende Dinge zu beachten:<br />

- Tische & Bänke sind so zu sichern, dass diese nicht endmontiert und als Kletterhilfe<br />

genutzt werden können.<br />

- Die Tische / Bänke / Pflanzenkübel sollte so massiv gebaut werden, dass der<br />

Transport durch Personen (2) nicht zu bewältigen ist.<br />

- Die Maße der Tische (ca.: 180 x 200 x 75) sollten zudem nicht überschritten werden.<br />

- Sicherung der einzelnen Brettersysteme (Tische, Bänke, Pflanzkübel), sodass diese<br />

nicht endmontiert werden können<br />

- Bei der Montage der Befestigungen muss darauf geachtet werden, dass diese nur<br />

mit besonderen Werkzeugen demontiert werden können.<br />

- Die Befestigung am Boden muss gesichert werden.(Betonfundament?)<br />

Zu klären ist noch, ob ein Holzkohlegrill genutzt werden darf.<br />

Arbeitstherapie Holz: Mit der Arbeitstherapeutin ist abklären, ob die Umsetzung von<br />

2 Sitzgruppen und Pflanzkübeln durchführbar ist. Materialkosten?<br />

Arbeitstherapie Garten: Zusammen mit der Arbeitstherapeutin aus dem<br />

Gartenbereich wird die Umsetzung des Duftgarten und des Kräuterbeetes geplant.<br />

Arbeitstherapie Metall: Wenn ein Grill erlaubt ist, muss geklärt werden, ob dieser<br />

zusammen mit den Patienten in der Metall AT hergestellt werden kann.<br />

Dieser Grill soll so gestaltet werden, dass er ohne großen Aufwand auch <strong>für</strong> andere<br />

Stationen oder z.B. bei einem Sommerfest genutzt werden kann (Schwenkgrill).<br />

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LVR Klinik Köln Porz Station 5


Pflegerische Leistung Durchführung:<br />

1. Arbeitseinheit im Garten 18.08.2010<br />

- 7 -<br />

Anwesend: Frau Baur und 6 Patienten<br />

Arbeitsmaterial: 3 Pickeln, 2 Spaten und 1 Schubkarre<br />

Arbeit: Abtragen der Grasnarben<br />

Anfänglich waren 3 Patienten sofort bereit, mit den Gartenarbeiten anzufangen.<br />

Zusammen wurden in der Garten AT die passenden Geräte <strong>für</strong> die Arbeit geliehen.<br />

Die Patienten zeigten sich dabei motiviert und freuten sich auf die bevorstehende<br />

Arbeit. Die Garten AT hat momentan Urlaub und so haben die Patienten eine andere<br />

Gelegenheit sich zu verausgaben.<br />

2 Patienten übernahmen die Leitung und teilten ihre Mitpatienten in die Arbeit ein.<br />

Hr. Schu., Mitglied in der Garten AT, war mit dem Umgang der Arbeitsmaterialien<br />

vertraut und konnte Tipps bei der Handhabung geben.<br />

Hr. Po war früher in einer Friedhofsgärtnerei beschäftigt, er war zusätzlich mit den<br />

Arbeitsmaterialien vertraut und konnte seinen Mitpatienten ebenfalls Tipps und<br />

Hilfestellungen geben.<br />

Es wurde zusammen mit den Patienten 1 ½ Stunden im Garten gearbeitet. Die<br />

Motivation bei den einzelnen Patienten war gleich bleibend hoch.<br />

2. Arbeitseinheit im Garten 19.08.2010<br />

Anwesend: Frau Baur und 6 Patienten<br />

Arbeitsmaterial: 2 Pickeln, 2 Spaten, 1 Heugabel und 2 Schubkarre<br />

Arbeit: Abtragen der Grasnarben<br />

Zusammen mit 4 Patienten wurde in der Garten AT das passende Arbeitsmaterial <strong>für</strong><br />

heute zusammengetragen. Auf Wunsch der Patienten wurden 2 Schubkarren<br />

bereitgestellt, um einen schnelleren Abtransport der abgetragenen Grasnarben zu<br />

gewährleisten.<br />

Wie in der vorherigen Arbeitseinheit übernahmen Hr. Schu und Hr. Po die Einteilung<br />

der Patienten und erklärten den richtigen Umgang mit den Arbeitsgeräten.<br />

Alle Patienten waren, bis auf eine Ausnahme, die gesamte Arbeitseinheit anwesend.<br />

In der heutigen Arbeitseinheit wurde die Feinabstimmung vorgenommen, das<br />

Blumenbeet erhielt konkrete Formen, welche mit Hilfe des Spaten durchgeführt<br />

wurden. Die restlichen Grasnarben wurde beseitig.<br />

Auch heute wurden 1 ½ Stunden im Garten gearbeitet.<br />

Besprechung mit den Patienten bezüglich der Bepflanzung:<br />

Die Gartengruppe hat Ableger ihrer Pflanzen zur Verfügung gestellt. Zusammen<br />

wurden diese mit der Gartengruppe und Patienten unserer Station gepflanzt.<br />

Zusätzlich sollten sich die Patienten überlegen, welche Pflanzen sie pflanzen<br />

möchten. Es können nur Pflanzen verwendet werden, die eine nicht giftige oder<br />

berauschende Wirkung haben.<br />

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LVR Klinik Köln Porz Station 5


- 8 -<br />

Ideen der Patienten:<br />

- Lavendel<br />

- Oleander<br />

- weitere Kräuter<br />

- duftende Pflanzen<br />

Ein Mitpatient fertig im Rahmen seiner Ergotherapie kleine Holztafeln an, welche mit<br />

dem Namen der jeweiligen Pflanze beschriftet werden. Dies ermöglichst den<br />

Patienten das Aussehen und den Duft der jeweiligen Pflanze zu zuordnen und später<br />

wieder zu erkennen.<br />

Auswertung und Ausblick:<br />

Zusammen mit den Patienten wurde die Planung erstellt, Beete angelegt, mit Hilfe<br />

der Garten AT Duft- und Blühpflanzen (Rosmarin, Currykraut, Thymian, Lavendel,<br />

Sonnenblumen, Pfefferminze, Korkenzieherweide, Hibiskus, Erdbeeren, Sedum,<br />

Margeriten u.a.) gepflanzt, sowie Holzschilder zur Benennung der Pflanzen in der<br />

Ergotherapie hergestellt.<br />

Nun warten wir noch auf die Fertigstellung, sowie Montage der Picknicktische und<br />

des Grills und natürlich auf das kommende Frühjahr, um den Garten das erste Mal in<br />

seiner vollen Pracht bewundern und nutzen zu können.<br />

Der Garten war vor dem Start des Projektes sehr trist und wenig einladend. Seit die<br />

ersten Pflanzen im Beet gepflanzt sind, wird der Garten häufig durch die Patienten<br />

genutzt, zusammen mit dem Pflegeperson wird dort nun Frisbee oder Volleyball<br />

gespielt.<br />

An diesen Freizeitaktivitäten nehmen sogar die Patienten teil, die sonst schwer zu<br />

motivieren waren. Es macht allen sichtlich Spaß den gemeinsam gestalteten Garten<br />

zu nutzen. Für den Sommer werden schon viele neue Ideen gesammelt. Die<br />

Patienten wünschen sich weitere Aktivitäten im Garten, wie z.B. Badminton oder<br />

gemeinsames Grillen.<br />

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LVR Klinik Köln Porz Station 5


- 9 -<br />

Impressionen<br />

Bewerbung Pflegepreis LVR<br />

LVR Klinik Köln Porz Station 5


- 10 -<br />

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LVR Klinik Köln Porz Station 5


Schülertreff<br />

Angaben zur Person Köln, den 10.01.2011<br />

Name: Nathalie Dickersbach<br />

Geburtstag: 23.09.1974<br />

Familienstand: ledig<br />

Kinder: 1 Tochter, geb. 02/2009<br />

Adresse: Auf dem Knöpp 65, 51145 Köln<br />

Telefon: 02203-292070 o. 0177-2607955<br />

Ausbildung: 1995-1998 Ausbildung zur Krankenschwester an der<br />

Wilhelm-Griesinger Schule <strong>für</strong> Aus- und <strong>Fort</strong>bildung in<br />

Pflegeberufen, LVR Klinik Köln<br />

Praxisanleiterweiterbildung, LVR Klinik Bonn<br />

Sommer 2009 Bachelor of science in Pflegewissen-<br />

schaft an der Katholischen Hochschule Köln<br />

seit WS 2009/2010 Masterstudiengang in Pflegepäda-<br />

gogik an der Katholischen Hochschule Köln, voraus-<br />

sichtlicher Abschluß Master of science im SS 2011<br />

Tätigkeit: 09/1998 – 09/2000 Tätigkeit als Krankenschwester auf<br />

Station 30, LVR Klinik Köln<br />

10/2000 – 03/2001 Krankenschwester im Antonius<br />

Krankenhaus, Köln Bayenthal<br />

seit 04/2001 Krankenschwester auf Station 30, LVR<br />

Klinik Köln<br />

Dozententätigkeit an der Wilhelm-Griesinger Schule <strong>für</strong><br />

Aus- und <strong>Fort</strong>bildung in Pflegeberufen, LVR Klinik Köln<br />

Ich arbeite auf einer akut geschlossenen Aufnahmestation der LVR Klinik Köln.<br />

Hier werden Menschen mit akuten, schweren psychischen Störungen behandelt,<br />

die wegen Selbst- oder Fremdgefährdung vorübergehend eine intensive Therapie<br />

unter geschützten Bedingungen benötigen. Die Diagnostik und Therapie erfolgt<br />

1


multiprofessionell in einem Team von Ärzten, Psychologen, Pflegern sowie Ergo-<br />

und Bewegungstherapeuten. Die medikamentöse Behandlung erfolgt evidenzbasiert<br />

nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Sozialen<br />

Problemlagen wird im Rahmen des individuellen Behandlungsplanes unter<br />

Hinzuziehung des Sozialdienstes begegnet. Ziel ist die möglichst rasche<br />

Stabilisierung und Besserung der Symptomatik, die eine Überleitung in die offene<br />

stationäre, teilstationäre oder ambulante Versorgung ermöglicht.<br />

Auf dieser Station bin ich u.a. mit der Anleitung von Gesundheits- und Krankenpflegeschülern<br />

1 betraut. Im Rahmen dieser Tätigkeit und der Weiterbildung zur<br />

Praxisanleiterin reifte in mir der Gedanke einen „Schülertreff“ einzurichten. Nach<br />

der Entwicklung eines Konzeptes <strong>für</strong> den „Schülertreff“ reichte ich dieses bei dem<br />

Ideenmanagement der Klinik ein. Nach einer Be<strong>für</strong>wortung meiner Idee erhielt ich<br />

die Möglichkeit ab dem Jahre 2007 den „Schülertreff“ regelmäßig stattfinden zu<br />

lassen.<br />

Für die Zeit der Veranstaltung bin sowohl ich, in der Funktion der Moderatorin, als<br />

auch die Schüler von der Stationsarbeit freigestellt, soweit sich dies mit der<br />

Arbeitsbelastung auf den Einsatzstationen der Schüler vereinbaren lässt.<br />

Die LVR Klinik Köln stellt <strong>für</strong> diverse somatische Krankenhäuser aus der<br />

Umgebung Einsatzstellen <strong>für</strong> Gesundheits- und Krankenpflegeschüler zur Verfügung.<br />

Die Einsatzzeit der Schüler variiert zwischen 4 und 8 Wochen. Oftmals werden<br />

diese Schüler ohne vorherigen Psychiatrie- und Pharmakologieunterricht (im<br />

speziellen Neuroleptika) bzw. ohne irgendwelche Vorkenntnisse/Vorerfahrungen in<br />

unserer Klinik eingesetzt. Dies bringt unter Umständen einige Probleme mit sich:<br />

Meine Erfahrung zeigt, dass die Gesundheits- und Krankenpflegeschüler oft sehr<br />

motiviert und interessiert sind viel über die Akutpsychiatrie zu erfahren und zu<br />

lernen. Gleichzeitig aber sowohl große Unsicherheit, Unbehagen bis hin zu Angst<br />

im Umgang und in der Arbeit mit psychisch kranken Menschen bestehen.<br />

Das Krankenpflegegesetz (KrPflG) vom 16.07.2003 sieht vor, dass die<br />

Praxisanleitung durch die Einrichtungen durch Absatz 2 Satz 3 sicherzustellen ist.<br />

Durch Krankheitsausfälle, Urlaub oder hohes Arbeitsaufkommen auf der<br />

Einsatzstation kann es aber leider immer wieder zu Lücken in der<br />

Anleitung/Begleitung kommen.<br />

Des weiteren habe ich beobachtet, dass Schüler sich oftmals nicht trauen,<br />

auftretende Probleme, Sorgen, Nöte, Fragen auf der Station anzusprechen und<br />

zu thematisieren.<br />

Gerade bei Einsätzen auf Akut-Aufnahmestationen/geschlossenen Stationen<br />

kommt es sowohl zu fremdaggressivem, bedrohlichem Verhalten der Patienten<br />

(bis hin zu Fixierungssituationen) als auch zu Akut-Eigengefährdenden Situationen<br />

mit Suizidversuchen bzw. vollendetem Suizid der Patienten. Dies sind Vorfälle, die<br />

<strong>für</strong> die Schüler völlig neue Situationen darstellen, mit denen sie bisher meist noch<br />

nicht konfrontiert worden sind und als Angst machend empfunden werden,<br />

Unsicherheiten aufkommen lassen, Gefühle des eigenen Versagens hervorrufen<br />

können und viele Fragen und Gesprächsbedarf implizieren. Die Nachsorge der<br />

Schüler auf den Stationen kommt leider oft zu kurz. Es ist weder ausreichend Zeit<br />

diese Dinge mit examiniertem Personal besprechen zu können, noch haben sie<br />

1 Im weiteren Verlauf wird zur Vereinfachung immer die männliche Form genannt.<br />

2


die Gelegenheit ihre Erfahrungen mit anderen Gesundheits- und Krankenpflegeschülern<br />

austauschen zu können.<br />

Externe Schüler werden am Tag ihres ersten Einsatzes von einem Mitarbeiter der<br />

IBF in Empfang genommen. Bei dieser Gelegenheit erhalten sie einen Flyer mit<br />

der Einladung zum „Schülertreff“ und den geplanten Terminen. Ebenfalls sind die<br />

Stationsleitungen und Praxisanleiter der Klinik über die aktuellen Termine informiert<br />

und sie erhalten den Flyer per mail, mit der Bitte diesen zusätzlich auf den<br />

Stationen auszuhängen.<br />

Ablauf eines „Schülertreffs“:<br />

• Regelmäßige Treffen, freitags 13.oo bis 14.3o Uhr in der<br />

Krankenpflegeschule der LVR Klinik Köln<br />

• Eingeladen sind alle Schüler, die zur Zeit in der Klinik eingesetzt sind<br />

(sowohl externe, als auch interne Gesundheits- und Krankenpflegeschüler)<br />

• Bei jedem Treffen wird nach der Befindlichkeit der Teilnehmer<br />

gefragt, aktuelle Anlässe und Wünsche <strong>für</strong> die Treffen werden<br />

besprochen. Je nach Aussagen der Gesundheits- und<br />

Krankenpflegeschüler/innen ist es möglich, die Treffen flexibel zu<br />

gestalten. Bei keinerlei Anliegen bzw. Wünschen wird auf ein<br />

vorbereitetes Thema zurückgegriffen, ansonsten werden aktuelle<br />

Vorschläge, Fragen und Probleme aufgegriffen und besprochen.<br />

Wünschenswert ist dabei ein reger Austausch und Diskussion aller<br />

Teilnehmenden.<br />

Mögliche Themen zur Gestaltung des „Schülertreffs“ sind:<br />

* offene Stunde – „Supervision“ („Wie erlebe ich die Psychiatrie?“, „Wovor habe<br />

ich Angst?“, „Schwierige Patienten“, Probleme auf Station etc.)<br />

* Gewalt + Aggression<br />

* Fixierung (Theoretisch, Praktisch mit Demonstration am Fixierbett, Erleben der<br />

Situation „Ich bin fixiert“ – was macht das mit mir ?)<br />

* Suizid- und Suizidprophylaxe<br />

* Besuch einer geschlossenen Station<br />

* Psychose<br />

* Suchterkrankungen<br />

* Depression/Manie<br />

* Borderline-Erkrankung (mit Demonstration eines „Erste-Hilfe-Skill-Koffer“ und<br />

Ausprobieren einzelner Skills)<br />

* Snoozeln – Theoretisch und praktisch<br />

* Gestaltung des „Schülertreff“ durch andere Praxisanleiter aus dem Haus mit<br />

Schwerpunktthemen der Einzelnen<br />

Zu den einzelnen Themen werden den Teilnehmern Hand-outs ausgeteilt. Als<br />

weitere Medien und Methoden sind power-point-präsentationen, Flip-Chart,<br />

Overhead-Projektionen, Rollenspiele (z.B. beim Thema „Stimmen hören“ in der<br />

Psychose) u.v.m. zu nennen.<br />

3


Praxisanleiter der Klinik sind eingeladen, den Schülertreff“ mitzuorganisieren bzw.<br />

selber den „Schülertreff“ zu gestalten. Dieses Projekt wurde den Praxisanleitern<br />

des Hauses auf einem Praxisanleitertreffen vorgestellt. Leider wurde dies noch<br />

nicht von anderen Praxisanleitern genutzt.<br />

Auf Wunsch der Schüler steht die Leiterin diesen auch telefonisch bzw. durch<br />

Besuch auf der Station beratend und unterstützend zur Seite.<br />

Erhoffte und wünschenswerte Ziele des „Schülertreffs“:<br />

• Umsetzung einer Theorie-Praxis-Verzahnung<br />

• Verbesserung der Qualität der praktischen Ausbildung<br />

• Austausch mit anderen Schülern<br />

• Den Gesundheits- und Krankenpflegeschüler/innen wird eine Wertschätzung<br />

durch die Einrichtung eines „Schülertreffs“ zu Teil und<br />

gleichzeitig wird <strong>für</strong> sie transparent, dass sie nicht mit ihren Problemen<br />

allein gelassen werden.<br />

• Auftretende Probleme frühzeitig erkennen und abwenden können. Diese<br />

auf „neutralem“ Boden vertraulich besprechen zu können. Bei Wunsch der<br />

Teilnehmenden könnte der Moderator/die Moderatorin die Probleme,<br />

Sorgen, Wünsche an die PDL bzw. die Station weitergeben und eine<br />

vermittelnde Position einnehmen.<br />

Die Teilnehmerzahl variiert, je nach Anzahl der eingesetzten Schüler im Hause.<br />

Bislang war der „Schülertreff“ eine offene Veranstaltung, zu der jeder ohne<br />

Voranmeldung kommen konnte. Im folgenden eine Aufstellung über die<br />

Teilnehmerzahl bei den letzten Veranstaltungen:<br />

Datum Teilnehmerzahl<br />

14.09.2007 7<br />

28.09.2007 8<br />

12.10.2007 5<br />

26.10.2007 6<br />

09.11.2007 6<br />

23.11.2007 7<br />

18.01.2007 6<br />

25.01.2007 9<br />

08.02.2007 7<br />

22.02.2007 8<br />

07.03.2007 0<br />

28.03.2007 9<br />

11.04.2008 3<br />

25.04.2008 5<br />

08.10.2010 3<br />

22.10.2010 0<br />

05.11.2010 12<br />

03.12.2010 5<br />

4


Am Ende eines „Schülertreffs“ wird bei den Teilnehmern eine Evaluation zur<br />

Gestaltung und Sinnhaftigkeit der Veranstaltung durchgeführt. Der Evaluationsbogen<br />

ist beigefügt.<br />

Fazit<br />

Insgesamt ist die Ressonanz der Schüler durchweg sehr positiv auf die<br />

Veranstaltungen und kann von Ihnen, laut Evaluationsbogen, weiterempfohlen<br />

werden. Weiterhin ist zu bemerken, dass auch hausinterne Gesundheits- und<br />

Krankenpflegeschüler ein großes Interesse gezeigt haben und ebenfalls am<br />

„Schülertreff“ teilgenommen haben.<br />

Für die Zukunft ist allerdings geplant, die Schüler zu bitten, eine Zusage bei<br />

Teilnahmewunsch per mail über outlook an mich zu richten. In Kooperation mit der<br />

IBF der Klinik erhalte ich von dieser die Einsätzpläne der Schüler <strong>für</strong> die Klinik, so<br />

dass mir immer bekannt ist, wie viele Gesundheits- und Krankenpflegeschüler sich<br />

im Haus befinden. Da ich die Termine an meinen Dienstplan angepasst plane und<br />

die Treffen Freitags stattfinden, kann es sein, dass sich an diesem Tag nicht so<br />

viele Schüler im Dienst befinden. Um dem entgegenzuwirken, dass nur einige<br />

wenige bzw. gar keine Schüler am „Schülertreff“ teilnehmen können, ist es sinnvoll<br />

im Vorfeld abzuklären, ob zu den angebotenen Terminen Interesse besteht bzw.<br />

ob Kapazitäten <strong>für</strong> eine temporäre Freistellung der Schüler auf den Stationen vorhanden<br />

sind.<br />

In den Treffen wurde deutlich, dass viele Schüler ein großes Mitteilungsbedürfnis<br />

über die erlebten Situationen auf den Einsatzstationen haben und sich nach einer<br />

kurzen Kennenlern-Phase schnell öffnen konnten und in den Dialog getreten sind.<br />

Der Austausch mit anderen Schülern wird als sehr positiv und interessant<br />

empfunden.<br />

Auch <strong>für</strong> mich als Leiterin des „Schülertreffs“ gab es immer wieder neue<br />

Erkenntnisse und Anregungen durch die Gesundheits- und Krankenpflegeschüler,<br />

die ich als Impulse mit in meine praktische Arbeit nehmen konnte.<br />

Die Praxis hat gezeigt, das vorbereitete Themen meist gar nicht „in Anspruch<br />

genommen“ werden, bzw. nur peripher tangiert werden, da es sich bei den<br />

Zusammenkünften um dynamische Prozesse handelt und durch die Teilnehmer<br />

selbst gestaltet werden.<br />

Von externen Schülern wird immer wieder betont, das sie sich wünschen würden,<br />

dass ihr Einsatz innerhalb der Psychiatrie, länger als geplant ist.<br />

5


LVR Klinik Bonn<br />

Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />

Multiprofessionalität nutzen<br />

-Diagnostik und Behandlung menschlicher<br />

Reaktionen auf kognitive Störungen-<br />

Der Beitrag der Pflege in der<br />

Memory Clinic<br />

Marion Frings, Rita Löbach, Helga Rehbach<br />

Gerontopsychiatrisches Zentrum<br />

LVR-Klinik Bonn


LVR Klinik Bonn<br />

Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />

Aufbau eines Gerontopsychiatrischen Zentrums<br />

Tagesklinik<br />

M.F rings, R. Löbach, H. Rehbach<br />

Klinik am Tag - über Nacht und am Wochenende zuhause - die Gerontopsychiatrische<br />

Tagesklinik verbindet spezialisierte Therapie mit dem gewohnten Lebensumfeld.<br />

Gerontopsychiatrische <strong>Institut</strong>sambulanz<br />

Psychische Erkrankungen im höheren Lebensalter folgen anderen Gesetzen als in jungen Jahren -<br />

besondere Krankheitsbilder brauchen besondere Therapeuten.<br />

Memory Clinic (Gedächtnisambulanz)<br />

Wenn das Gedächtnis nachlässt, kann das Zeichen einer schweren<br />

Erkrankung sein - muss aber nicht - die Mitarbeiter der Memory Clinic geben Antworten.<br />

Altenberatung<br />

Durch die "Untiefen" von rechtlichen und sozialen Fragen braucht es<br />

zuverlässige Lotsen - die Altenberatung hilft.


LVR Klinik Bonn<br />

Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />

Ziele eines Gerontopsychiatrischen Zentrums<br />

•Prävention, Behandlung, Rehabilitation und Pflege von psychisch<br />

kranken alten Menschen mit einem multiprofessionellen Team<br />

•Bindeglied zwischen stationären und nichtstationären<br />

Einrichtungen<br />

•Zusammenarbeit zwischen anderen Einrichtungen<br />

•Aus-, <strong>Fort</strong>- und Weiterbildung<br />

M.F rings, R. Löbach, H. Rehbach


LVR Klinik Bonn<br />

Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />

Arbeitsschwerpunkte des Gerontopsychiatrischen Zentrums<br />

der Rheinischen Kliniken Bonn<br />

• Behandlung von Menschen über 65 Jahren mit komplexen<br />

psychiatrischen Erkrankungen<br />

• Behandlung gerontopsychiatrisch erkrankter Menschen in<br />

Pflegeheimen<br />

• Durchführung von multiprofessionellen / pflegerischen<br />

Fallbesprechungen inklusive Pflegediagnostik u. -dokumentation<br />

• Früherkennung dementieller Erkrankungen (MC)<br />

• Pflegeüberleitung nach einem stationären Aufenthalt<br />

• Gruppenpsychotherapie und Nachsorge<br />

• Angebote <strong>für</strong> Angehörige von Patienten (Beratung; Gruppe;<br />

Schulung)<br />

• Durchführung von <strong>Fort</strong>bildungen zu gerontopsychiatrischen<br />

Themen (Vorträge; <strong>Fort</strong>bildungsreihe)<br />

M.F rings, R. Löbach, H. Rehbach


LVR Klinik Bonn<br />

Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />

Die Memory Clinic des GPZ<br />

Klärung bei Verdacht auf eine demenzielle Erkrankung durch<br />

Ausschluss anderer Ursachen <strong>für</strong> die Beeinträchtigungen des<br />

Gedächtnisses, beispielsweise durch…<br />

• andere Erkrankungen<br />

• Einfluss von Medikamenten<br />

• Dehydration<br />

• ……………<br />

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Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />

Berufsspezifische Beiträge in der Memory Clinic<br />

M.F rings, R. Löbach, H. Rehbach<br />

Neuropsychologische<br />

Testung<br />

Medizinische<br />

Diagnostik<br />

(Therapie)<br />

Sozialberatung<br />

Pflegediagnostik<br />

(Behandlung)


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Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />

M.F rings, R. Löbach, H. Rehbach<br />

Das Memory Clinic Team:


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Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />

M.F rings, R. Löbach, H. Rehbach<br />

Ablaufschema einer Behandlung in der<br />

Memory Clinic<br />

siehe PDF-Datei


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Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />

M.F rings, R. Löbach, H. Rehbach<br />

Beispiel eines Befundberichts<br />

siehe PDF-Datei


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Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />

Aufgaben der Pflegefachfrauen in der Memory Clinic<br />

„Pflege ist die Diagnose und Behandlung menschlicher Reaktionen<br />

auf vorhandene oder potenzielle Gesundheitsprobleme“<br />

(ANA Pflegedefinition)<br />

Mitwirkung bei der medizinischen Diagnostik<br />

Einschätzung der Alltagskompetenz der Patienten bei der<br />

Demenzdiagnostik des Arztes / Psychologen<br />

Durchführung des Pflegeprozesses<br />

Pflegeassessment, Pflegediagnostik und ggfs. individuelles,<br />

pflegerisches Behandlungsangebot an Pat. Angehörige<br />

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Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />

Pflegeassessment Ablauf<br />

Gemeinsame Anamneseerhebung<br />

im Diagnoseteam mit Arzt / Psychologe<br />

ausführliches, strukturiertes Anamnesegespräch mit<br />

Pat. und Angehörigen<br />

Krankenbeobachtung des aktuellen Zustands des<br />

Patienten während des Gesprächs<br />

(Verhalten, Befinden, Kommunikations-, Merk-,<br />

Wahrnehmungsfähigkeit, Stimmung, Konzentration, Vigilanz)<br />

M.F rings, R. Löbach, H. Rehbach


LVR Klinik Bonn<br />

Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />

Pflegeassessment Ablauf<br />

Getrenntes Angehörigengespräch<br />

nur mit Einverständnis des Patienten!<br />

räumlich getrennt im Büro der Pflegefachfrau<br />

fremdanamnestische Ergänzung der Pflegeanamnese<br />

Focusassessment Alltagskompetenz<br />

ggfs. Erfassung der subjektiven Belastung des<br />

M.F rings, R. Löbach, H. Rehbach<br />

betreuenden / pflegenden Angehörigen


LVR Klinik Bonn<br />

Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />

M.F rings, R. Löbach, H. Rehbach<br />

Assessmentinstrumente<br />

• Pflegeanamnesebogen n. NANDA<br />

• Bayer ADL-Skala (B-ADL)<br />

• IADL-Skala<br />

• Häusliche Pflegeskala (HPS)


LVR Klinik Bonn<br />

Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />

Assessmentinstrument:<br />

Pflegeanamnesebogen n. NANDA<br />

1. Gesundheitsförderung 10. Lebensprinzipien<br />

2. Ernährung 11. Sicherheit / Schutz<br />

3. Ausscheidung 12. Wohlbehagen<br />

4. Aktivität / Ruhe 13. Wachstum / Entwicklung<br />

5. Perzeption / Kognition<br />

6. Selbstwahrnehmung<br />

7. Rolle / Beziehungen<br />

8. Sexualität<br />

9. Coping / Stresstoleranz<br />

M.F rings, R. Löbach, H. Rehbach


LVR Klinik Bonn<br />

Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />

Assessmentinstrument: Bayer –ADL-Skala (B-ADL)<br />

• Skala zur Erfassung von Beeinträchtigungen der<br />

Alltagskompetenz bei älteren Patienten<br />

• Zielgruppe sind zuhause lebende Patienten mit „leichter<br />

kognitiver Störung „MCI“ oder leichtem, bis mittelgradigem<br />

Demenzsyndrom<br />

• die Skala wird von einem Angehörigen bearbeitet, der den<br />

Patienten hinreichend gut kennt<br />

• die Skala enthält 25 Fragen, die sensitiv sind <strong>für</strong> kognitive<br />

Beeinträchtigungen und die inhaltlich einen großen Bereich von<br />

Aktivitäten abdecken, deren Ausübung ein unabhängiges leben<br />

gewährleistet<br />

M.F rings, R. Löbach, H. Rehbach


LVR Klinik Bonn<br />

Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />

Assessmentinstrument: IADL – Skala n. Lawton und Brody<br />

• Fremdanamnestisches Verfahren zur Erfassung der instrumentel-<br />

len Alltagskompetenz<br />

• Auflistung von Tätigkeitsbereichen und Einschätzung, ob diese<br />

selbständig ausgeführt werden<br />

• Darin erhobene Fähigkeiten sind bei Demenzerkrankungen früh<br />

beeinträchtigt<br />

• Liefert wichtige Zusatzinformationen zu neuropsychologischen<br />

Testergebnissen, da das individuelles Ausgangsniveau als<br />

Vergleichsmaßstab herangezogen wird<br />

M.F rings, R. Löbach, H. Rehbach


LVR Klinik Bonn<br />

Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />

Assessmentinstrument:<br />

Häusliche Pflegeskala (HPS) (E. Gräßel)<br />

• Skala zur Erfassung der subjektiven Belastung bei betreuenden<br />

oder pflegenden Angehörigen<br />

• Die Skala verschafft rasch einen Überblick über die Dringlichkeit und<br />

Ansatzpunkte des Entlastungsbedarfs<br />

• Sichert die Verdachts-Pflegediagnose „Rollenbelastung des<br />

Pflegenden“<br />

Frau Frings stellt den HPS detailliert vor.<br />

M.F rings, R. Löbach, H. Rehbach


LVR Klinik Bonn<br />

Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />

Pflegediagnostik und Pflegeziele<br />

• Übergeordnetes Pflegeziel ist die Bewahrung, Förderung und<br />

gegebenenfalls Wiederherstellung von individuellem, relativem<br />

Wohlbefinden und Selbstbestimmung des Patienten und die<br />

Unterstützung der pflegenden Angehörigen<br />

• Individuelle Pflegeziele und Interventionen werden<br />

gemeinsam mit Patienten / Angehörigen vereinbart<br />

M.F rings, R. Löbach, H. Rehbach


LVR Klinik Bonn<br />

Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />

Taxonomiebereich<br />

Gesundheitsförderung<br />

Häufige (Verdachts-)Pflegediagnosen<br />

Pflegediagnosetitel<br />

Beeinträchtigte Haushaltsführung<br />

Unwirksames Therapiemanagement<br />

Ernährung Risiko eines unzureichenden Flüssigkeitsvolumens<br />

Ausscheidung<br />

Aktivität / Ruhe Selbst<strong>für</strong>sorgedefizite; Schlafstörung;<br />

Beschäftigungsdefizit<br />

Perzeption /<br />

Kognition<br />

Selbstwahrnehmung<br />

Rolle /<br />

Beziehungen<br />

M.F rings, R. Löbach, H. Rehbach<br />

Beeinträchtigte Gedächtnisleistung; Chronische<br />

Verwirrtheit; Gestörte Denkprozesse; Beeinträchtigte<br />

verbale Kommunikation<br />

Risiko d. Machtlosigkeit; Situationsbedingt, bzw.<br />

Chronisch geringes Selbstwertgefühl<br />

Rollenbelastung des Pflegenden; Beeinträchtigte<br />

soziale Interaktion


LVR Klinik Bonn<br />

Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />

Taxonomiebereich<br />

Sexualität<br />

Coping /<br />

Stresstoleranz<br />

Lebensprinzipien<br />

Sicherheit /<br />

Schutz<br />

Wohlbehagen<br />

Wachstum /<br />

Entwicklung<br />

Häufige (Verdachts-)Pflegediagnosen ff<br />

M.F rings, R. Löbach, H. Rehbach<br />

Pflegediagnosetitel<br />

Angst; Behindernde familiäre Bewältigung;<br />

Unwirksames Verleugnen<br />

Risiko einer Verletzung


Setting<br />

(Wo?)<br />

Methode<br />

(Wie?)<br />

Inhalt<br />

(Was?)<br />

LVR Klinik Bonn<br />

Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />

Optionale Pflegeinterventionen<br />

Patient Angehörige<br />

• Pflegesprechstunde<br />

• Hausbesuch(e*)<br />

• Aktivität(en*)<br />

(* bei längerfristiger Behandlung)<br />

• Beratungsgespräch<br />

• Entlastendes Gespräch<br />

• Gemeinsames<br />

Tun /Anleitung<br />

/Begleitung<br />

• ABC-Motto (n. Powell)<br />

• Personenzentrierte Interaktionen<br />

(n. Kitwood)<br />

M.F rings, R. Löbach, H. Rehbach<br />

• Pflegesprechstunde<br />

• Offene Gruppe f. Angehörige<br />

• Schulungsreihe f. Angehörige*<br />

• Beratungsgespräch<br />

• Entlastendes Gespräch<br />

• Gruppenberatung, -austausch<br />

Vortrag /Gruppenarbeit /Rollenspiel<br />

• ABC- Motto (n. Powell)<br />

• Personenzentrierte Interaktionen<br />

(n. Kitwood)


Inhalt<br />

(Was?)<br />

LVR Klinik Bonn<br />

Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />

Optionale Pflegeinterventionen ff<br />

Patient Angehörige<br />

NICs:<br />

• Aufbau einer therapeutischen<br />

Beziehung<br />

• Demenzmanagement<br />

• Aktives Zuhören<br />

• Selbstwertgefühl stärken<br />

• Medikamentenmanagement<br />

• Verlegungsstress reduzieren*<br />

• Hoffnung geben<br />

M.F rings, R. Löbach, H. Rehbach<br />

NICs:<br />

• Demenzmanagement /<br />

Körperpflege<br />

• Aktives Zuhören<br />

• Selbstwertgefühl stärken<br />

• Verlegungsstress reduzieren*<br />

• Trauer erleichtern<br />

• Hoffnung geben<br />

• Medikamentenmanagement


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Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />

Offene Gruppe <strong>für</strong> Angehörige von Menschen mit<br />

Demenz<br />

Offene Gruppe<br />

<strong>für</strong> Angehörige<br />

von Menschen mit Demenz<br />

fachlich begleitet<br />

M.F rings, R. Löbach, H. Rehbach<br />

Wer ist angesprochen?<br />

Wer gestaltet die<br />

Gruppe?<br />

Wann/Wo findet die<br />

Gruppe statt?


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Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />

Ablauf eines Gruppenabends<br />

• Begrüßung / Vorstellungsrunde<br />

• Formulierung von Themenwünschen oder<br />

Fragen<br />

• Gespräche zu den gewünschten Themen<br />

• Abschlussrunde<br />

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Erwartungen der Angehörigen an die Gruppe<br />

• Erweitern von Wissen über die Krankheit und therapeutische<br />

Möglichkeiten zur Behandlung<br />

• Verbessern des Verständnisses <strong>für</strong> das Verhalten des Erkrankten<br />

• Anregungen das eigenen Verhalten dem des Erkrankten anzupassen<br />

• Emotionale Entlastung durch Schilderung der eigenen Situation<br />

• Informationen zur Bewältigung praktischer Pflegeprobleme<br />

• Informationen zu Leistungen der Kranken- und Pflegeversicherung /<br />

rechtlichen Aspekten<br />

• Informationen zu Alternativen der häuslichen Versorgung<br />

• Informationen über Entlastungsmöglichkeiten / Betreuungsangebote<br />

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Ziele des Angebotes aus Sicht der<br />

Ambulanzmitarbeiter/-innen<br />

• Unterstützung der Angehörigen im Umgang mit<br />

ihrem erkrankten Familienmitglied<br />

• Verbesserung der Lebensqualität <strong>für</strong><br />

Angehörige und <strong>für</strong> den Erkrankten<br />

• Vermittlung von Informationen zum<br />

Versorgungssystem<br />

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Hilfe beim Helfen<br />

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Wer ist<br />

angesprochen?<br />

Worum geht es?<br />

Wie gehen wir vor?


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Wer ist angesprochen?<br />

Pflegende/betreuende Angehörige oder Bezugspersonen von<br />

Patienten im Frühstadium einer Alzheimer Demenz<br />

> Ziel ist eine möglichst<br />

homogene Teilnehmergruppe<br />

Die Teilnehmerakquise findet wöchentlich in der MC-Team-<br />

Konferenz statt und wird schriftlich erfasst<br />

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Worum geht es ?<br />

Programminhalte<br />

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Wie gehen wir vor?<br />

• Die Schulungsreihe „Hilfe beim Helfen“ ist in sieben Module<br />

eingeteilt, die jeweils 2 Stunden beanspruchen<br />

• Die Module bauen aufeinander auf<br />

• Anhand eine Power-Point-Präsentation wird gemeinsam das<br />

jeweilige Thema besprochen und ggf. durch Beiträge aus<br />

dem Alltag der Teilnehmer erörtert.<br />

• Zusätzlich erhält jede/r Teilnehmer/in zur jeweiligen<br />

Veranstaltung ein Skript, um zuhause nachlesen zu können.<br />

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Daten/Fakten<br />

Die Schulungsreihe wird jährlich von der <strong>Institut</strong>sambulanz<br />

der LVR-Klinik Bonn (PIA) angeboten<br />

seit 2003 findet mindestens 1x jährlich eine Schulungsreihe<br />

statt<br />

gestaltet und moderiert wird sie von einer Pflegefach-<br />

expertin und einem Sozialarbeiter<br />

2011 wird erstmalig mit Hilfe des HPS eine Evaluation bzgl.<br />

der Effektivität der Schulungsreihe erhoben<br />

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HPS- Häusliche Pflege Skala (n. Gräßel)<br />

• ermittelt das subjektive Belastungsniveau familiärer<br />

Pflegepersonen,<br />

denn das Belastungsniveau beeinflusst:<br />

• die Verhaltensweise der Pflegeperson<br />

• die körperliche Beschwerden der Pflegeperson<br />

• und die Dauer der häuslichen Pflegesituation<br />

• Durch eine Wiederholungsbefragung lässt sich die<br />

Wirksamkeit von Hilfsmaßnahmen/Interventionen<br />

beurteilen<br />

• Dauer der Beantwortung durch Ankreuzen ca. 5-10 Min.<br />

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