Pflegepreise Internet - Rheinisches Institut für Fort ...
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LVR-Akademie <strong>für</strong> seelische Gesundheit<br />
Halfeshof 10, 42651 Solingen<br />
Pflegepreis der LVR-Kliniken 2011<br />
Konzepte und Projekte psychiatrischer Pflege aus den LVR-Kliniken<br />
Der erste Preis ging an die Tagesklinik in Opladen <strong>für</strong> Ihr therapeutisches Klettern.<br />
Die beiden 2. Preise gingen an die „TAG“ Gruppe, der Station 16 in der LVR-<br />
Klinik und an die Station Süd 1C in der LVR-Klinik Bonn <strong>für</strong> die „Gute Nachtgruppe“<br />
„Reise zum Wohlfühlen.<br />
Folgende Arbeiten wurden eingereicht:<br />
• Aus der LVR-Klinik Köln Porz wurde die Gartengestaltung der Station 5-<br />
„duftende Blühpflanzen gegen die Tristesse des Klinikalltags“ eingereicht.<br />
• „TAG“ – Gruppe<br />
• Implementierung eines Standards zur Pflegevisite, LVR-Klinik Köln<br />
• Die vierte Arbeit aus der LVR-Klinik Köln beschäftigt sich mit der praktischen<br />
Ausbildung von Pflegeschülern. „Schülertreff“ heißt das Projekt der Station 30.<br />
• Aus der LVR-Klinik Bedburg Hau wurde das Projekt - Pflegetherapeutische<br />
Gruppenarbeit „Sinnesgarten“ eingereicht.<br />
• Mit dem Beitrag „Multiprofessionalität nutzen – Diagnostik und Behandlung<br />
menschlicher Reaktionen auf kognitive Störungen“ bewarb sich das<br />
Pflegeteam der Memory Clinic des Gerontopsychiatrischen Zentrums der LVR-<br />
Klinik Bonn.<br />
• „Reise zum Wohlfühlen“ Implementierung einer pflegetherapeutischen<br />
Patientengruppe auf einer offenen suchtpsychiatrischen Akutstation<br />
Dieses Projekt wurde ebenfalls aus der Klinik Bonn eingereicht<br />
• Aromapflege und Aromatherapie in der Klinik <strong>für</strong> Forensische Psychiatrie<br />
des LVR-Klinikums Essen<br />
• In der Forensischen Abteilung der LVR-Klinik Langenfeld wird „Brot gebacken“<br />
• Selbstbefähigung am Beispiel der „Therapeutischen Klettergruppe“ mit<br />
psychisch kranken Menschen<br />
ist eine weitere Arbeit aus der LVR-Klinik Langenfeld.
Die Therapeutische Klettergruppe<br />
der<br />
LVR Tagesklinik Leverkusen-Opladen<br />
Selbstbefähigung am Beispiel der<br />
„Therapeutischen Klettergruppe“<br />
mit psychisch kranken Menschen :<br />
Ein pflegerisches Handlungsfeld<br />
oder<br />
„Das Klettern verschafft mir das Gefühl, auch andere<br />
Dinge im Leben schaffen zu können“
Gliederung<br />
1. Erfahrungsberichte unserer Patienten sagen mehr, als jedes Vorwort S.1<br />
2. Grundgedanke des therapeutischen Kletterns S.3<br />
2.1 Die Beziehungsgestaltung nach Hildegard Peplau S. 5<br />
3. Die pflegerisch –therapeutische Klettergruppe in der S. 6<br />
Psychiatrischen Tagesklinik Leverkusen-Opladen<br />
3.1. Rahmenbedingungen und Auswahl der Patienten S.5<br />
3.2 Vorbereitung und Einführung S. 7<br />
3.3 Die Durchführung der therapeutischen<br />
Klettergruppe, jetzt geht’s los S.7<br />
3.4 Die Auswertung S.8<br />
4. Resümee S. 9<br />
Anhänge:<br />
Anhang 1 Evaluationsbogen<br />
Anhang 2 Evaluation der therapeutischen Klettergruppe der TK Opladen<br />
Anhang 3 Statistischer Anhang.<br />
1. Erfahrungsberichte unserer Patienten sagen mehr, als jedes Vorwort
Frau K.: Mein erstes Klettern<br />
Als ich vor einigen Wochen auf dieses Angebot aufmerksam gemacht wurde, waren<br />
meine Gedankenmuster zunächst gewohnt, trotz Neugier:<br />
„Du und Klettern, bei Deiner Konstitution…und dann musst Du den ganzen Weg<br />
dahin laufen, im Sommer!...dann bist Du schon durchgeschwitzt, bevor Du da<br />
überhaupt ankommst…Wirklich, Hochsommer! …Hoch wirst Du eh nicht kommen,<br />
Dir wird schon auf einer Leiter Angst und Bange, das ist doch nur peinlich…“<br />
Zudem bin ich eher ein Mensch, der zu Hause bleibt, da kann man alles kontrollieren,<br />
und peinlichen Situationen die die eigene Schwäche aufzeigen, aus dem Weg<br />
gehen. Aber ich wollte unbedingt diese Erfahrung machen, mitmachen.<br />
Man traut sich immer weniger Dinge zu, was einen nur noch mehr runter zieht, ein<br />
Strudel. Die Organisatorin und meine<br />
Vertrauensperson Frau Dz., sprach dann mit mir: Sie<br />
erzählte von ihrem ersten Klettern, und das es<br />
wirklich keine einfache Sache sei, aber man sei stolz,<br />
wenn man wenige 1-2 Meter geschafft habe.<br />
Einfach und klar… ohne Druck. Erstmal mitgehen und<br />
schauen, wie so etwas aussieht. Das Wochenende<br />
hatte ich Bedenkzeit, aber sehr schnell entschied ich,<br />
das ich einfach mal mutig sein will, ohne alle<br />
vorherigen Abwägungen. Halt EINFACH, KLAR,<br />
OHNE DRUCK.. Da war der Stolz schon fühlbar in<br />
der Brust, als ich ihr sagte: ich mach mit!<br />
Nach einer Einführung in die Sicherheit und Technik,<br />
war dann der Tag gekommen. Die Nervosität,<br />
Aufgeregtheit, aber auch etwas Angst, krochen von<br />
Minute zu Minute meine Kehle hoch. Aber irgendwann war sie dann da,<br />
DIE WAND, DER GURT, und DAS SEIL.<br />
Ich dachte mir, wenn Du schon soweit bist, dann probierst Du es EINFACH.<br />
1-2 Meter wirst selbst Du schaffen.<br />
An der Wand kam ein lang nicht mehr bekanntes Gefühl: FREI von Alltagsgedanken,<br />
Gedanken, die einen in die Tiefe reißen, hört man auf sich, auf seinen Körper… noch<br />
ein Stückchen hoch, noch einen Stein, noch sind Deine Kräfte da, und wenn sie<br />
fernbleiben, hörst Du halt auf. Nach ca 3 Meter war die Kraft dann weg.<br />
Was sagte Frau Dz.? Wenn Du soweit bist, lässt Du Dich los, und sie wird Dich<br />
auffangen, und sicher zu Boden bringen. Eigentlich sehr schwierig <strong>für</strong> einen<br />
Menschen der seit seiner Kindheit in einer Verantwortungsposition seiner Familie<br />
gegenüber gefangen ist. Einem anderen Menschen so zu vertrauen? So einfach<br />
fallen lassen? Undenkbar. Aber falsch, da hatte Frau Dz. gute Vorarbeit geleistet.<br />
Kein Grübeln, kein ängstliches nach Unten schauen. EINFACH LOSLASSEN,<br />
EINFACH GEFANGEN WORDEN, SICHER AM BODEN.<br />
Und so ähnlich erging es auch meinen Mitpatienten, obwohl sicher jeder seine ganz<br />
eigene Geschichte an der WAND mit sich ausmachte.<br />
In unseren Gesichtern sah man Stolz, Freude, Heiterkeit. Wir konnten nicht anders<br />
als Lächeln, sich freuen, aus tiefster Seele lachen.<br />
Nun ist es einer meiner schönsten Erinnerungen, die lange nicht vergehen wird.<br />
EINFACH UND KLAR ! Ein tiefer Einblick von A. K.<br />
Seite -1-<br />
Frau E.:
„Als ich erfahren habe, dass ich bei der Klettergruppe<br />
dabei sein kann, habe ich mich sehr gefreut. Auf dem<br />
Weg zur halle war ich sehr nervös, weil ich Angst<br />
bekam, mich von Jemanden Sichern zu lassen,<br />
Vertrauen fällt mir grundsätzlich schwer, das liegt an<br />
meiner Vergangenheit und schlechten Erfahrungen.<br />
Deshalb bin ich ja auch hier in der Tagesklinik.<br />
Als es losging, war ich echt ehrgeizig, wollte hoch<br />
hinaus, wurde aber nach 2 Meter erstmal gestoppt.<br />
Ich sollte erstmal loslassen und mich wieder runter<br />
bringen lassen.<br />
Jetzt hatte ich richtig Angst. Aber es hat ja geklappt!!!<br />
Dann hätte ich am liebsten jede Wand besteigen<br />
wollen, und ich hab viel geschafft!<br />
Im Ganzen gesagt, war es eine atemberaubende<br />
Möglichkeit, weil ich beim Klettern irgendwie an nichts<br />
anderes dachte. Man hat keine Probleme und Sorgen und das tut mir gut.“<br />
Frau Ke.:<br />
Vorher Ich habe mich gefreut, ich war schon mal dabei gewesen. Ich war stolz,<br />
das ich den anderen was zeigen durfte, wie es gemacht wird.<br />
Während Man konzentriert sich aufs Klettern und vergisst alle anderen Dinge um<br />
sich herum ! Alles andere ist unwichtig.<br />
Nachher Fühlt man sich völlig entspannt, glücklich, zufrieden. Man ist froh, was<br />
geschafft zu haben. Keine Schlafarznei in den folgenden Nächten, nach<br />
langer Zeit.<br />
Seite -2-
Evaluationsbogen Klettergruppe<br />
Anhang 1 :<br />
Freitag, 9. September 2011<br />
Bitte…<br />
nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit, um uns eine Rückmeldung zur<br />
Klettergruppe zu geben..<br />
Die Angaben werden anonym behandelt und unterliegen der Schweigepflicht. Sie<br />
dienen uns zur Gestaltung und Verbesserung unseres Angebotes.<br />
Geschlecht: weiblich männlich <br />
Alter: ……. Jahre<br />
Unter welchem Symptom leiden Sie besonders?<br />
Schlaflosigkeit Konzentrationsstörung <br />
Depressive Verstimmung Gefühlsschwankungen <br />
Wahnhafte Gedanken Verfolgungswahn <br />
Suizidgedanken anderes………………..<br />
…………………………. ………………………….<br />
Wie lange sind sie schon erkrankt? ………………………….<br />
Nehmen Sie Medikamente?<br />
Antidepressivum Antipsychotikum <br />
Stimmungsstabilisator anderes……………………..…<br />
Was interessierte Sie an dem Angebot?<br />
Haben Sie bereits Vorerfahrungen beim Klettern?<br />
Betreiben Sie regelmäßig Sport?<br />
monatlich wöchentlich öfter nie <br />
Welche Sportart?<br />
Wie hat Ihnen das Angebot insgesamt gefallen?<br />
gar nicht weiß nicht ganz gut sehr gut
Wie erlebten Sie die Organisation?<br />
gar nicht weiß nicht ganz gut sehr gut <br />
Sind Ihre Erwartungen erfüllt worden?<br />
gar nicht weiß nicht ganz gut sehr gut <br />
Gab es kritische Momente? welche?<br />
Haben Sie Verbesserungsvorschläge <strong>für</strong> uns?<br />
Wie hat sich das Klettern auf Ihren Körper ausgewirkt?<br />
Wie hat sich das Klettern auf Ihre Gefühle ausgewirkt?<br />
Würden Sie anderen diese Therapieform empfehlen? Warum?<br />
Vielen Dank!<br />
Das Team der Tagesklinik Leverkusen-Opladen
Anhang 2: Evaluation der therapeutischen<br />
Klettergruppe der TK Opladen<br />
Ausgewertet ist der Zeitraum vom<br />
21.07.2009 bis 29.06.2010<br />
anhand eines im Team erstellten Fragebogens, den die Klienten nach dem Klettern erhalten.<br />
Ein Exemplar liegt bei.<br />
Es fanden in dem oben genannten Zeitraum 17 Klettergruppen statt, jeweils mit einer<br />
Teilnehmerzahl von durchschnittlich 4 – 7 Patienten.<br />
Insgesamt haben 69 Patienten an diesem Angebot teilgenommen,<br />
davon 46 Frauen und 23 Männer.<br />
Der Altersdurchschnitt lag bei 34 Jahren. Die ältesten TN waren 56, 61 und 67 Jahre alt, die<br />
Jüngsten 20 und 24 Jahre.<br />
Eine Mehrfachteilnahme war aufgrund der begrenzten Platzzahl nur bei<br />
12 Patienten möglich. Der Bedarf lag jedoch deutlich höher.<br />
Vorerfahrungen beim Klettern waren bei 3 Patienten gegeben, die als Kind mit den Eltern in<br />
den Bergen waren, alle anderen waren noch nie<br />
geklettert.<br />
Auf die Frage „Betreiben Sie Sport?“ erklärten<br />
45 Patienten, in den letzten Jahren keinen Sport betrieben zu haben,<br />
3 Patienten betreiben monatlich 1x Sport<br />
14 Patienten wöchentlich 1x<br />
7 Patienten mehrfach in der Woche<br />
Angegebene Sportarten waren Yoga, Laufen, Schwimmen, Gymnastik,<br />
Krafttraining und Radfahren.<br />
Abgefragt wurde von uns, unter welchen aktuellen Symptomen die TN derzeit leiden.<br />
37 Patienten gaben Depressive Verstimmung als aktuelle Befindlichkeit an,<br />
32 Patienten litten unter Gefühlsschwankungen,<br />
24 TN hatten das Gefühl, Konzentrationsschwächen zu haben.<br />
Unter Schlaflosigkeit litten 19 Klienten,<br />
7 gaben Suizidgedanken an.<br />
Weiter quälten 4 Patienten Verfolgungszwänge und Wahngedanken.<br />
Einzelne Patienten gaben Verlassensängste, Höhenangst, Erschöpfung oder diffuse Ängste an.<br />
5 Patienten beantworteten diese Frage nicht.<br />
Zur Frage „Wie lange sind Sie schon erkrankt?“<br />
machten 10 Patienten keine Angaben, 9 TN schrieben „ich weiß es nicht“,<br />
solange ich denken kann, gaben 2 TN an.<br />
Unter 1 Jahr 2 TN<br />
1-3 Jahre 8 TN<br />
4-6 Jahre 8 TN<br />
7-10 Jahre 4 TN<br />
15-20 Jahre 13 TN
21-24 Jahre 9 TN<br />
länger 4 TN<br />
Zum Zeitpunkt der Teilnahme nahmen 12 Patienten keine Medikamente, 31 nahmen ein<br />
Antidepressivum, 11 Patienten einen Stimmungsstabilisator und 16 Patienten ein<br />
Antipsychiotikum. Schlafmittel wurden von 5 Menschen eingenommen, 2 hatten ein<br />
Antiepileptikum.<br />
Motivation des Wunsches nach Teilnahme war unterschiedlich.<br />
Die Klettergruppe ist sehr begehrt und platzanzahlmäßig begrenzt, „ich“ will aber auch dabei<br />
sein“ gaben 32 Menschen an.<br />
40 TN wollten die Herausforderung und eine neue Erfahrung machen.<br />
Eigene Grenzen erfahren, schauen, was ich kann, oder auch über mich hinaus wachsen, war<br />
<strong>für</strong> 54 TN wichtig.<br />
Neugierde spielten bei allen eine Rolle, genauso wie der Wunsch nach Stressabbau und einer<br />
guten Gruppenerfahrung.<br />
Weiter wollten wir wissen, wie die TN das Angebot insgesamt fanden.<br />
Bei den folgenden Fragen konnten die TN unter 4 möglichen Antworten auswählen: Gar<br />
nicht, ganz gutweiß nicht und sehr gut:<br />
„Wie hat Ihnen das Angebot insgesamt gefallen?“<br />
gar nicht 0 Antworten weiß nicht 4 Antworten<br />
ganz gut 4 Antworten sehr gut 61 Antworten<br />
„Wie erlebten Sie die Organisation?“<br />
gar nicht 0 Antworten ganz gut 1 Antwort<br />
weiß nicht 3 Antworten sehr gut 65 Antworten<br />
„Sind Ihre Erwartungen erfüllt worden?“<br />
gar nicht 0 Antworten weiß nicht 1 Antwort<br />
ganz gut 2 Antworten sehr gut 66 Antworten<br />
Bei unseren nächsten Fragen zum Thema Klettererfahrung wurde frei formuliert.<br />
„Gab es kritische Momente? Welche?“<br />
Von den 69 TN hatten 52 beim ersten Klettergang, Angst vor dem Abgeseilt werden. Hier<br />
sind sie gänzlich auf die Sicherungsperson angewiesen gewesen. Beim zweiten Klettergang<br />
hatten nur noch 7 TN Angst.<br />
Einige schrieben, Angst vor der eigenen Courage gehabt zu haben, 4 Patienten berichteten,<br />
müde geworden zu sein.<br />
„Als meine Kraft nachließ“ fanden dies 3 Patienten kritisch.<br />
Geäußert wurde auch von Einigen „…als ich keine Steine mehr erreichen konnte“.<br />
6 Klienten empfanden keinen kritischen Moment.<br />
Wir stellten die Frage nach „Verbesserungsvorschlägen“:
Keinen Verbesserungswunsch gaben 61 Patienten an.<br />
„Mehr davon“ wollten 34 Patienten.<br />
8 Patienten schlugen vor, eine zweite Sicherungsperson wäre sinnvoll, damit das Angebot<br />
ausgeweitet werden könnte.<br />
4 Patienten machten keine Angaben.<br />
Weiter wollten wir wissen,<br />
„Wie sich das Klettern auf den Körper ausgewirkt hat“:<br />
Verbesserte Schlafqualität war bei 39 Klienten der Fall.<br />
49 fühlten sich körperlich besser, spürten sich selbst.<br />
Angenehm angestrengt, müde und erschöpft waren 58 TN.<br />
Muskelkater am nächsten Tag hatten 29 Menschen<br />
13 TN machten keine Angaben.<br />
„Wie hat sich das Klettern auf Ihre Gefühle ausgewirkt?“<br />
Stolz , es geschafft zu haben waren 52 TN.<br />
Fast 80 Prozent eine euphorisierende Stimmung, die sie lange nicht erlebt hatten, sie fühlten<br />
sich insgesamt besser. Der Kopf wäre frei, die Sorgen drücken nicht mehr so sehr. Die<br />
Meisten beschrieben einen Energieschub.<br />
„Das Klettern verschafft mir das Gefühl, auch andere Dinge schaffen zu können“.<br />
„Würden Sie anderen diese Therapieform empfehlen? Warum?“<br />
Außer 5 Nichtantworten<br />
empfehlen dieses Angebot alle TN weiter.<br />
Die vorwiegenden Gründe wurden angegeben mit:<br />
um das Selbstwertgefühl zu steigern, eigene Grenzen austesten zu können, Ängste<br />
überwinden, Vertrauen gewinnen und vor allem Abschalten können vom Alltag.<br />
Des weiteren empfehlen die meisten das gute Gruppenerleben.<br />
„Es ist ein Wahnsinn, sich nach langer Zeit so zu fühlen, völlig losgelöst von der Erde“.<br />
<strong>für</strong> das TK Team<br />
Petra Dziergwa<br />
Leitung der Klettergruppe<br />
TK Opladen
Anhang 3: Statistischer Anhang<br />
Tab. 1: Private sportliche Aktivierung<br />
vorgegebene Antworten<br />
monatlich wöchentlich öfter nie<br />
[%] 2,3 20,3 10,1 65,2<br />
[n] 3 14 7 45<br />
Frei angegebene Erfahrungen mit: Yoga, Laufen, Schwimmen, Gymnastik, Kraftsport,<br />
Radfahren<br />
Tab. 2: Symptome zum Zeitpunkt der Teilnahme<br />
Schlaflosi<br />
gkeit<br />
vorgegebene Antworten mit Ergänzungsmöglichkeit, Mehrfachnennung möglich<br />
Depressiv<br />
e<br />
Verstimm<br />
ung<br />
Verfolgun<br />
gswahn/W<br />
ahnhafte<br />
Gedanken<br />
Suizidged<br />
anken<br />
Konzentra<br />
tionsstöru<br />
ng<br />
Gefühlssc<br />
hwankung<br />
en<br />
[%] 27,5 53,6 5,8 10,1 34,8 46,4 7,2<br />
[n] 19 37 4 7 24 32 5<br />
Weitere freie Angaben: „Verlassensangst“, „Höhenangst“, „Erschöpfung“, „diffuse Angst“.<br />
Tab. 3: Dauer der Erkrankung<br />
keine<br />
Angabe<br />
freie Antworten<br />
[Jahr] < 1 1-3 4-6 7-10 15-20 21-24 >24 weiß keine<br />
nicht Angabe<br />
[%] 2,9 11,6 15,8 18,8 13,0 5,8 8,7 13,2 14,5<br />
[n] 2 8 8 4 13 9 6 9 10<br />
Tab. 4: Medikation<br />
vorgegebene Antworten mit Ergänzungsmöglichkeit, Mehrfachnennung möglich<br />
Antidepressivu Stimmungsstabi Antipsychotiku Hypnotikum kein<br />
m<br />
lisator m<br />
Medikament<br />
[%] 45,0 18,8 23,2 7,2 17,4<br />
[n] 31 13 16 5 12<br />
Tab. 5: Teilnahmemotivation<br />
„Ich will einfach dabei<br />
sein.“<br />
Neue<br />
Erfahrung/Herausforderung<br />
freie Antworten<br />
Eigene Grenzen<br />
spüren/überwinden
[%] 46,4 58,0 78,3<br />
[n] 32 40 54<br />
Tab. 6: „Wie hat Ihnen das Angebot insgesamt gefallen?“<br />
vorgegebene Antworten<br />
gar nicht weiß nicht ganz gut sehr gut<br />
[%] 0 5,8 5,8 88,4<br />
[n] 0 4 4 61<br />
Tab. 7: „Wie erlebten Sie die Organisation?“<br />
vorgegebene Antworten<br />
gar nicht weiß nicht ganz gut sehr gut<br />
[%] 0 4,3 1,5 94,2<br />
[n] 0 3 1 65<br />
Tab. 8: „Sind Ihre Erwartungen erfüllt worden?“<br />
vorgegebene Antworten<br />
gar nicht weiß nicht ganz gut sehr gut<br />
[%] 0 1,5 2,9 95,7<br />
[n] 0 1 2 66<br />
Tab. 9: „Gab es kritische Momente?“<br />
Angst vor dem<br />
Abseilen 1.<br />
Versuch<br />
Angst vor dem<br />
Abseilen 2.<br />
Versuch<br />
Körperliche<br />
Ermüdung beim<br />
Klettern<br />
freie Antworten<br />
Kraft ließ nach keine kritischen<br />
Momente<br />
[%] 75,4 10,1 5,8 4,3 8,7<br />
[n] 52 7 4 3 6<br />
Tab. 10: „Haben Sie Verbesserungsvorschläge?<br />
Häufiger anbieten Zweite Sicherungsperson keine<br />
[%] 49,3 11,6 5,8<br />
[n] 34 8 4<br />
freie Antworten
Tab. 11: „Wie hat sich das Klettern auf Ihren Körper ausgewirkt?“<br />
Verbesserung<br />
der<br />
Schlafqualität<br />
Körperliches<br />
Wohlgefühl/Sic<br />
h spüren<br />
Angenehme<br />
Anstrengung<br />
freie Antworten<br />
Muskelkater am keine Angabe<br />
nächsten Tag<br />
[%] 56,5 71,0 84,1 42,0 18,8<br />
[n] 39 49 58 29 13
Bewerbung um den<br />
Pflegepreis der LVR Kliniken 2011<br />
Implementierung einer<br />
Pflegetherapeutischen Patientengruppe auf einer<br />
offenen suchtpsychiatrischen Akutstation<br />
Eingereicht durch:<br />
„Reise zum Wohlfühlen“<br />
Janine Filla, stellvertretende Stationsleitung<br />
Abteilung <strong>für</strong> Abhängigkeitserkrankungen und Psychotherapie<br />
Station Süd 1 C<br />
LVR Klinik Bonn<br />
Kaiser-Karl-Ring 20<br />
53111 Bonn
1 Vorstellung der Station<br />
Die Station Süd 1 C ist eine offen geführte, gemischtgeschlechtliche Station mit<br />
20 Planbetten und gehört zur Abteilung <strong>für</strong> Abhängigkeitserkrankungen und Psychotherapie<br />
der LVR Klinik Bonn. Sie arbeitet eng vernetzt mit der <strong>Institut</strong>sambulanz<br />
der Abteilung, mit den zuweisenden niedergelassenen Ärzten und dem<br />
ambulanten Suchthilfesystem.<br />
Behandelt werden Menschen mit stoffgebundenen Abhängigkeiten und Komorbidität,<br />
der Schwerpunkt liegt auf der Qualifizierten Alkohol- und Medikamentenentzugsbehandlung.<br />
Das multiprofessionelle Team setzt sich zusammen aus Gesundheits- und Krankenpflegekräften,<br />
Assistenzärzten, Oberärztin, Psychologin, Pädagogin, Sozialpädagogin,<br />
Ergotherapeutin und b. B. Bewegungstherapeuten.<br />
Zur Referentin:<br />
Janine Filla, Gesundheits- und Krankenpflegerin, seit 5 Jahren stellvertretende<br />
Stationsleitung, seit 10 Jahren tätig in der LVR Klinik Bonn, seit 6 Jahren auf der<br />
Station Süd 1 C<br />
2 Die Idee!<br />
Unsere Patienten beschreiben in der Behandlung, bewusst oder unbewusst, immer<br />
wieder dieselbe Problematik. Sie berichten häufig, dass die Therapien hier<br />
auf der Station durchaus effektiv seien und auch Spaß machten, jedoch hätten<br />
sie Schwierigkeiten, positiv erlebte Therapieinhalte im Alltag umzusetzen (Beispiel:<br />
Ergotherapie hohe Anschaffungskosten).<br />
In den Gesprächen fiel auch auf, dass einige Patienten sich im Alltag selten <strong>für</strong><br />
die „ kleinen Dinge“ Zeit nehmen. Nur die Wenigsten berichten uns von sich aus,<br />
dass sie sich zum Beispiel zur Tasse Tee oder einem guten Buch entspannen und<br />
abschalten könnten. Zur Stressbewältigung geben fast alle Patienten an, dass sie<br />
dann zum entsprechenden Suchtmittel greifen, beispielsweise Alkohol.<br />
Aus diesen Erfahrungen und aus Gesprächen mit Angehörigen erschloss sich die<br />
Annahme, dass abhängigkeitserkrankte Menschen den Weg zu persönlichem<br />
„Wohlbefinden“ und „wohltuendem Genuss“ verlernt haben.<br />
Daraus entwickelte sich die Idee, mittels einer speziell auf diese Problematik<br />
ausgerichteten Gruppe, durch informelle und selbstpraktische Erfahrungen/Übungen<br />
den Patienten eine neue Sichtweise auf ihr Wohlbefinden zu vermitteln.<br />
So fand vor ca. 2 Jahren die Konzeptentwicklung statt, basierend auf dem salutogenetischen<br />
Denken nach Aron Antonowsky (1987) >„Was erhält gesund?“<<br />
und Elementen des Konzepts der „Genussgruppe“ von Koppenhöfer und Lutz<br />
(1983).<br />
J. Filla LVR Klinik Bonn - 1 - 12.01.2011
3 Das Ziel<br />
Um das Ziel klar definieren zu können, waren folgende Leitfragen zu klären:<br />
• Wie schaffe ich mir eine angenehme Atmosphäre?<br />
• Was kann ich mir Gutes tun?<br />
• Was tut mir überhaupt gut?<br />
• Was kann ich tun, um mich zu entspannen?<br />
• Wie finde ich in den Schlaf?<br />
Zusammenfassend:<br />
1. Beruhigende und Schlaf fördernde Alternativen aufzeigen<br />
2. Aktivierende Alternativen aufzeigen<br />
3. Sensibilisierung der Sinne<br />
4. Widererleben des Genießens und Wohlbefindens<br />
5. Reaktivierung von genussvollen Erinnerungen<br />
6. Ein Forum des „ Wohlfühlens“ bieten<br />
Aus diesen Übertragungen wurde deutlich, da es nicht das Ziel gibt, sondern<br />
dass es sinnvoll ist, Nahziel und Fernziel zu unterscheiden.<br />
3.1 Nahziel<br />
Es werden Möglichkeiten zur Entspannung und zum „ Wohlfühlen“ aufgezeigt, die<br />
es den Patienten ermöglichen sollen, am Abend besser in den Schlaf zu finden.<br />
Das Thema Krankheit oder Abhängigkeit soll möglichst nicht zum Inhalt werden,<br />
die Gedanken und Gespräche während der Pflegetherapeutischen Gruppe sollen<br />
sich auf Gesundheit und Gesundheitsförderung fokussieren.<br />
3.2 Fernziel<br />
Durch das praktische Widererleben von „Genießen und Wohlbefinden“ und das<br />
Aufzeigen von alternativen Maßnahmen soll eine gesundheitsfördernde Lebenseinstellung<br />
reaktiviert werden, die auch als ein Baustein der Rückfallprophylaxe<br />
bei Abhängigkeitserkrankungen dienen kann.<br />
Das Verlangen, soziale und/oder psychische Probleme mit Konsum von Substanzen<br />
in den Hintergrund zu drängen, soll im besten Falle reduziert werden können<br />
durch alternative „positive“ Stressbewältigungsstrategien.<br />
Nur Patienten und Patientinnen, die in ihrer psychischen Verfassung gestärkt<br />
sind, können ihre Abhängigkeitserkrankung lindern.<br />
J. Filla LVR Klinik Bonn - 2 - 12.01.2011
4 Rahmenbedingungen und Vorbereitung<br />
• Die Gruppe findet 1mal wöchentlich im Tagesraum der Station um 22:00 Uhr<br />
statt, dauert ca. eine Stunde und wird kontinuierlich von einer Pflegekraft im<br />
Nachtdienst geleitet.<br />
• Die Patienten werden in der „Informationsgruppe Pflege“ und über die „Infotafel<br />
der Patienten“ informiert und eingeladen. Zusätzlich liegen bei der<br />
Durchführung Flyer aus.<br />
• Die Gruppe darf von allen Patienten der Station besucht werden - es gibt keine<br />
Beschränkung der Teilnehmerzahl.<br />
• Die Gruppenleitung entscheidet, nachdem sie sich (bei Dienstbeginn) ein Bild<br />
vom Befinden des anwesenden (der derzeitigen) Patientenklientel gemacht<br />
hat, ob die Gruppe durchführbar ist.<br />
• Die Gruppenleitung sorgt vor Beginn der Gruppe <strong>für</strong> einen „störungsfreien<br />
Raum“. Patienten die nicht teilnehmen, werden informiert, dass eine Gruppe<br />
stattfindet und werden gebeten, sich im hinteren Bereich der Station aufzuhalten<br />
beziehungsweise in ihren Zimmern. Die Gruppenleitung versorgt vor<br />
dem Beginn alle Patienten mit der Abendarznei und je nach vegetativer Entzugssymptomatik<br />
ggf. mit Bedarfsarznei nach ärztlicher Anordnung.<br />
• Zu Beginn werden die Patienten zu Unverträglichkeiten und Allergien befragt.<br />
• Die Teilnehmer finden sich ein und bilden im Tagesraum einen<br />
Stuhl/Sesselkreis, das Licht wird gedämpft und es entsteht mit Hilfe einer Leselampe<br />
eine angenehme Atmosphäre.<br />
• Die Gruppenleitung hat die in Frage kommende Materialien vorbereitet:<br />
Materialien<br />
Naturmaterialien wie Holz, Blätter, Moos, Heu<br />
andere Tastmaterialien wie Gummi, Glasperlen, Stoffe<br />
Düfte (100% Naturprodukt) , Seifen, Cremes<br />
Bilder wie Landschaftsbilder<br />
Nahrungsmittel wie Schokolade, Getränke, Brot<br />
Entspannungsmusik/Traumreisen<br />
Märchen, Gedichte, Fabeln, Redewendungen, Kurzgeschichten<br />
J. Filla LVR Klinik Bonn - 3 - 12.01.2011
5 Durchführung und Nachbereitung<br />
5.1 Durchführung<br />
Die Verantwortung <strong>für</strong> die Durchführung der Gruppe trägt die Gruppenleitung.<br />
Sie entscheidet über den Verlauf und deren Inhalt. Da die Gruppe je nach Patientenkonstellation<br />
variabel zu gestalten ist, ist dies eine verantwortungsvolle pflegerische<br />
Aufgabe die eine sehr gute Krankenbeobachtung und Empathie verlangt.<br />
Im Folgenden wird ein Ablauf der Gruppe dargestellt:<br />
• Pünktliches Beginnen und Beenden<br />
„Lernen am Modell“: Abhängigkeitserkrankte Menschen haben verlernt, eine konstante<br />
Tagesstruktur einzuhalten, sie lernen am Modell der Gruppenleitung.<br />
• Begrüßung<br />
Informationsklarheit: Mit der Begrüßung wird die Gruppe eröffnet. Die Patienten<br />
erhalten einen kurzen Einstieg in den Verlauf, Ziele und Inhalte. „ Rückblende“<br />
zur letzten Gruppe.<br />
• „Spruch des Tages“<br />
Aktivierung: Aus wechselnden Gedichtbänden und Sammlungen von Sprüchen<br />
und Redewendungen wird ein Spruch heraus gesucht und von der Gruppenleitung<br />
vorgetragen.<br />
• „Mit allen Sinnen genießen“<br />
Individueller Ausdruck und Autonomie: Verschiedene Materialien werden den Patienten<br />
gereicht; sie haben die Möglichkeit, diese mit allen Sinnen wahrzunehmen<br />
und über Erinnerungen zu berichten.<br />
• Informationen<br />
Informationsaustausch: Die Gruppenleitung gibt Informationen zu Schlaf fördernden<br />
Alternativen, Entspannungsverfahren und Entspannungsprodukten.<br />
• Musikalische Begleitung<br />
Aktivierung: Die Begleitung durch Musik ist ein weiterer wichtiger Bestandteil.<br />
Die Musik spielt im Hintergrund je nach Situation der Gruppendurchführung entspannend<br />
oder aktivierend.<br />
• Abschließend<br />
Mitentscheid und Mitverantwortung: Die Gruppe wird mit einem Gedicht, einer<br />
Kurzgeschichte oder einem Märchen beendet. Ob dies von einem Patienten oder<br />
der Gruppenleitung durchgeführt wird, wird gemeinsam entschieden. Bei geringer<br />
Teilnehmerzahl und je nach Krankheitsbildern wird die Gruppe mit einer<br />
„Traumreise“ beendet.<br />
• Rückmeldung über Eindrücke und Erleben<br />
Reflexion: Bevor die Gruppe auseinander geht, hat jeder Patient die Möglichkeit<br />
sich zum Erlebten zu äußern ohne dass darüber diskutiert wird.<br />
J. Filla LVR Klinik Bonn - 4 - 12.01.2011
5.2 Nachbereitung<br />
Gemeinsames Aufräumen des Gruppenraumes als positives gemeinschaftliches<br />
Gruppenerleben, strukturiert durch die Gruppenleitung.<br />
Bei Bedarf anbieten: Nachbesprechung mit Patienten/in im Einzelgespräch<br />
6 Dokumentation des Gruppengeschehens<br />
Die Dokumentation des Gruppengeschehens geschieht direkt nach der Durchführung<br />
beziehungsweise nach den Einzelgesprächen und der Reflexion in der Gruppe.<br />
Inhalte sind:<br />
• Die Dokumentation der Teilnahme an der Gruppe<br />
• Reaktion und Bereitschaft des Patienten<br />
• Welchen Ablauf hatte die Gruppe und wie hat sich der Patient einbringen können?<br />
• Gab es Konflikte?<br />
• Welche Ressourcen des Patienten wurden ersichtlich?<br />
• Hat der Patient von der Gruppe profitiert?<br />
• Welchen Einfluss hat die Gruppe auf seinen Genesungsprozess?<br />
• Welchen Einfluss hat die Gruppe auf das Stationsleben/Alltag/Gemeinschaft?<br />
• Was hat sich <strong>für</strong> den Patienten nach der Gruppe verändert?<br />
• Hat der Patient Kompetenzen erworben?<br />
• Dokumentation der Einzelgespräche in der Nachbereitung<br />
Die Dokumentation erfolgt im KIS (Krankenhaus Informationssystem)<br />
7 Erfahrungen und Auswirkungen<br />
Seit ca. 2 Jahren wird die „Reise zum Wohlfühlen“ nun durch eine Pflegeperson<br />
der Station durchgeführt. Die Resonanz der Patienten und des Personals sind<br />
durchgängig positiv.<br />
Für die Stimmung und den Therapieverlauf scheint die Gruppe eine Art “Krafttanken<br />
und Ruhepol„ zu sein. Patienten beschreiben, dass sie Elemente der<br />
Gruppe zu Hause weiterführen werden und dass die Gruppe insgesamt zur Genesung<br />
beigetragen habe. Wiederkehrende Patienten berichten, dass sie Entspannungsübungen<br />
zu Hause durchgeführt haben, und sich auch bestimmte entspannende<br />
Öle gekauft und diese angewendet haben.<br />
So zeigt sich im Gesamtverlauf deutlich, dass sich zum einen die Haltung der Patienten<br />
in Bezug auf Gesundheitsförderung verändern lässt, und sich andrerseits<br />
die Zielführung der pflegerischen Behandlung, also die Denkweise was pflegerische<br />
Arbeit auf einer suchtpsychiatrischen Station bewirken kann, verändert hat.<br />
J. Filla LVR Klinik Bonn - 5 - 12.01.2011
So ist die pflegerische Sicht auf die gesunden Anteile der zu behandelnden Patienten<br />
gewachsen, der Gebrauch von gesundheitsfördernden pflegerischen Tätigkeiten<br />
hat zugenommen.<br />
Insgesamt hat die Gruppe nach zwei Jahren Durchführungspraxis ihren Stellenwert<br />
gefunden und die Akzeptanz und positiven Auswirkungen auf den Stationsalltag<br />
sind deutlich sichtbar.<br />
8 Zukunftsperspektive<br />
Derzeit wird die „Reise zum Wohlfühlen“ durch eine Gesundheits- und Krankenpflegerin<br />
selbständig geleitet. Die Gruppenleitung ist <strong>für</strong> die Vorbereitung, Durchführung<br />
und Nachbereitung der Gruppe verantwortlich.<br />
Für die Zukunft (Herbst 2011) ist geplant, eine weitere Gesundheits- und Krankenpflegeperson<br />
einzubinden, um die kontinuierliche Durchführung sicherzustellen<br />
und die Angebotspalette erweitern zu können.<br />
Eine weitere Zukunftsperspektive wäre eine Vernetzung mit anderen Stationen<br />
oder Abteilungen bezüglich der Vorstellung des Konzeptes und des Austauschs<br />
mit anderen „Durchführenden“.<br />
Literatur<br />
Antonovsky, A. > Salutogenese, Zur Entmystifizierung der Gesundheit < Deutesche Gesellschaft<br />
<strong>für</strong> Verhaltenstherapie Tübingen, 1997<br />
Rakel, T./ Lanzenberger, A. > Pflegetherapeutische Gruppen in der Psychiatrie, planen –<br />
durchführen – dokumentieren – bewerten < Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart,<br />
2009<br />
J. Filla LVR Klinik Bonn - 6 - 12.01.2011
Was ist das Pflegeprojekt „TAG“ – Gruppe, das sich um den Pflegepreis der<br />
LVR - Kliniken 2011 bewirbt?<br />
Dies wird im folgenden an folgenden Punkten erläutert:<br />
1.) Angaben zu den Personen/zum Team, die/das sich um den Preis<br />
bewerben/bewirbt<br />
2.) Kurze Beschreibung des Behandlungsrahmens in dem das Projekt realisiert<br />
wird<br />
3.) Beschreibung der pflegerischen Leistung bzw. des Projektes mit Zielsetzung,<br />
Struktur, Inhalt, Auswertung<br />
4.) Erfahrungen und eventuelle Konsequenzen <strong>für</strong> die Zukunft<br />
5.) Was ist das besondere an dieser Gruppe?<br />
______________________________________________________________<br />
Das Praxisprojekt „TAG“ – Gruppe, das auf den folgenden Seiten vorgestellt<br />
wird, versucht auf der Grundlage des Empowerments den häufig bei der<br />
Behandlung von Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen verbreiteten<br />
Blickwinkel auf die Defizite, eine Ausrichtung auf die Potenziale und Ressourcen<br />
dieser Menschen gegenüber zu stellen. Im Vordergrund stehen hierbei die<br />
Stärkung (noch) vorhandener Potenziale und die Ermutigung zum Ausbau dieser<br />
Möglichkeiten (fördern und fordern), um die Gruppenteilnehmer zu einem<br />
höchstmöglichen Maß an Autonomie zu befähigen und diese immer wieder zu<br />
motivieren, über erlebte und selbst gesetzte Grenzen hinauszugehen.<br />
Die „TAG“ – Gruppe unterscheidet sich von anderen, vielleicht ähnlich gelagerten<br />
Gruppenangeboten, dadurch, dass sie sich flexibel an die Gruppenteilnehmer<br />
anpasst und es diesen dadurch ermöglicht, während ihres stationären<br />
Aufenthaltes (in Einzelfällen darüber hinaus) an den Gruppensitzungen<br />
teilzunehmen. Die Form ist vorgegeben, die Themenauswahl und der Inhalt der<br />
einzelnen Gruppensitzungen sind explizit an den Teilnehmern orientiert. Damit<br />
dies gelingt, existiert <strong>für</strong> jede Gruppensitzung ein „Plan B“:<br />
(Kerstin Bunz) (Susanne - Philomena Söllner)
Seite 2 von 7<br />
1.) Angaben zu den Personen/zum Team, die /das sich um den Preis<br />
bewerben<br />
Kerstin Bunz<br />
Am 15.Februar 2011 arbeite ich seit 20 Jahren in der LVR - Klinik Köln. Mein Einsatz<br />
erfolgte in der Allgemeinpsychiatrie, sowohl in Stationen mit dem Ansatz der<br />
Rehabilitation (A3), als auch in der geschützten Station (A2), aber überwiegend in<br />
offenen Sektorstationen (A1). Auf der Station 16 arbeite ich seit dem 19. Oktober<br />
2009. Mein Anliegen ist es, mit Patienten Möglichkeiten zu erarbeiten, wie diese mit<br />
ihrer psychiatrischen Erkrankung außerhalb der Klinik aktiv leben können.<br />
Susanne – Philomena Söllner<br />
Im Februar 2011 arbeite ich 22 Jahre in der LVR – Klinik Köln. Ich habe ebenfalls in<br />
verschiedenen Bereichen der Allgemeinpsychiatrie gearbeitet, die längste Zeit im<br />
fakultativ offenen Bereich, zudem habe ich mehrere Jahre in einer Tagesklinik<br />
gearbeitet. Mein Fokus in der Arbeit mit psychisch kranken Menschen lag schwerpunktmäßig<br />
immer in der Perspektivenentwicklung <strong>für</strong> diese Klientel. Das Angebot<br />
der „TAG“ - Gruppe entwickelt diesen Ansatz auf einer lebenspraktischen<br />
Grundlage weiter und ermöglicht die individuelle Umsetzung <strong>für</strong> den einzelnen<br />
Patienten.<br />
Das Pflege-Team<br />
der Station 16 setzt sich aus 13 Krankenpflegekräften zusammen. In der Station 16<br />
wird in der Regel in einer Mischung aus Funktionspflege und Bereichspflege<br />
gearbeitet. Bei dem Bereichspflegemodell betreuen definierte Pflegekräfte definierte<br />
Zimmer. Nach diesem Modell wird die Pflegevisite wöchentlich durchgeführt und<br />
etwa 75% der Pflegeanamnesegespräche geführt.<br />
Die Station 16 hat keine Dauernachtwache, sondern mehrere KollegInnen wechseln<br />
sich im Nachtdienst ab.<br />
Im Moment finden an Gruppenangeboten (durch und mit Krankenpflegepersonal) <strong>für</strong><br />
die PatientInnen – außer der hier beschriebenen Gruppe- fest die Akupunkturgruppe,<br />
eine Außenaktivitätsgruppe und die Kegelgruppe statt. Andere Gruppen<br />
befinden sich im konzeptionellen Aufbau.<br />
Für die hier beschriebene „TAG“– Gruppe wird es durch die Dienstplangestaltung 2<br />
Kolleginnen ( im folgenden „Gruppenleitung“ genannt) ermöglicht, die Gruppe<br />
kontinuierlich durchzuführen. Nach einem abgeschlossenen Zyklus findet mit der<br />
pflegerischen Stationsleitung eine Validation statt.<br />
2.) Kurze Beschreibung des Behandlungsrahmens, in dem das<br />
Projekt realisiert wird<br />
Die Station 16 behandelt vorwiegend Patienten aus den rechtsrheinischen Bezirken<br />
Kalk, Deutz und Mülheim. Hier werden Menschen mit verschiedenen psychischen<br />
Störungen behandelt, sofern keine Überwachung unter geschützten Bedingungen<br />
erforderlich ist. Die meisten Patienten leiden an Psychosen, manischen Episoden<br />
oder schweren Persönlichkeitsstörungen mit jeweils deutlichen Auswirkungen auf die<br />
soziale Situation. Dem Stationskonzept liegt das „Vulnerabilitäts - Stressmodell“, das<br />
auf den Amerikaner Joseph Zubin zurück geht, zu Grunde.<br />
3.) Beschreibung der pflegerischen Leistung bzw. des Projektes mit<br />
Zielsetzung, Struktur, Inhalt, Auswertung<br />
Die Gruppe findet an einem fest definierten Wochentag statt. Die teilnehmenden<br />
PatientInnen (im folgenden „Teilnehmer“ genannt) werden von den Pflegekräften der
Seite 3 von 7<br />
Station der Gruppenleitung vorgeschlagen, letztlich erstellt die Gruppenleitung die<br />
Teilnehmerliste nach verschiedenen Kriterien (beispielsweise: Bedarfsermittlung,<br />
Verweildauer, fehlende Unterstützung außerhalb des stationären Rahmens,<br />
Wohnsituation etc.) zusammen.<br />
Die Durchführung findet im Seminarcharakter über einen definierten Zeitraum statt.<br />
Der Zeitpunkt (16:00 Uhr) ist so gewählt, dass er sich mit anderen Angeboten<br />
(Arbeitstherapie, Psychoedukation) nicht überschneidet. Sollte es zu Überschneidungen<br />
kommen (dies kann bei den angebotenen Gruppen nur einzelne Patientinnen<br />
betreffen, die am Elterncafé teilnehmen) , wird das mit den Teilnehmern, die<br />
es betrifft, vorher besprochen. Diese kommen dann später zur Gruppe hinzu und<br />
nehmen einfach ihren Platz ein.<br />
Die Teilnehmer erhalten in der ersten Sitzung eine Mappe, in die sie Infomaterialien,<br />
die sie in den folgenden Sitzungen erhalten, abheften können. Darüber hinaus<br />
erhalten sie Gelegenheit sich Notizen zu machen (Stifte und Papier liegen bereit).<br />
Zum besseren Verständnis und zur Visualisierung steht eine Flipchart mit entsprechenden<br />
Stiften zur Verfügung. Damit die Sitzung nicht hektisch wird, werden im<br />
Vorfeld auch die Materialien <strong>für</strong> die jeweilige Sitzung zusammengestellt und liegen in<br />
ausreichender Zahl zur Sitzung vor. Damit eine Atmosphäre herrscht, in der sich die<br />
Teilnehmer konzentrieren können und wohlfühlen, wird vor der Sitzung der Raum<br />
entsprechend vorbereitet. Es wird gelüftet und <strong>für</strong> eine angenehme Temperatur<br />
gesorgt. Es werden ausreichend Getränke bereit gestellt.<br />
Die Gruppenleitung bereitet in einer Vorbesprechung das Thema <strong>für</strong> die nächste<br />
Sitzung vor. Hierbei achtet sie darauf, an welchen Stellen und in welcher Form sich<br />
die Teilnehmer einbringen können, um davon in ihrer Lebenswirklichkeit zu<br />
profitieren.<br />
Dann wird ein 2. Thema gewählt (Plan B), um zu vermeiden, dass in der Sitzung<br />
folgende Situation auftaucht:<br />
Eine der Gruppenleiterinnen referiert und die Teilnehmer hören etwa 15 Minuten<br />
konzentriert zu und dann nimmt das Interesse ab. Es findet keine aktive Teilnahme,<br />
z.B. durch Wortbeiträge, statt.<br />
Ziel jeder Sitzung ist es, dass die Teilnehmer durch die Einleitung und die Informationen<br />
der Gruppenleitung eine Form finden, in die sie ihren eigenen Inhalt<br />
einfügen und <strong>für</strong> sich Konsequenzen <strong>für</strong> ihren Alltag ableiten, die ihnen helfen<br />
können, diesen eigenständig oder mit gezielter Inanspruchnahme von ambulanten<br />
Hilfsangeboten außerhalb der Klinik aktiv gestalten zu können.<br />
Es besteht kein Interesse von Seiten der Gruppenleitung „ein Entertainment“ zu<br />
betreiben, sondern das Hauptziel ist, dass die Teilnehmer die Gruppe mitgestalten,<br />
damit ein Austausch und Informationsfluss entstehen kann.<br />
Gegen Ende der aktuellen Gruppensitzung ist es vorgesehen - je nach Themenschwerpunkt/Gruppengeschehen<br />
- dass die Teilnehmer eine Aufgabe erhalten (z.B.<br />
etwas mitzubringen oder nachzulesen), um dies dann in der nächsten Sitzung in der<br />
Gruppe vorzustellen oder zu besprechen.<br />
Es gelten die allgemeinen Gruppenregeln, die in der ersten Sitzung besprochen<br />
werden und nach Bedarf ergänzt werden.<br />
Nach jeder Gruppensitzung erfolgt eine Auswertung durch die Gruppenleitung über<br />
die <strong>Fort</strong>schritte/Rückschritte der einzelnen Teilnehmer, um <strong>für</strong> den Einzelnen<br />
weiteres Entwicklungspotenzial zu eruieren und zu überlegen, ob und wie dies im<br />
Gruppenkontakt gefördert werden kann. Außerdem wird überlegt, wie eine, aus Sicht<br />
der Gruppenleitung, notwendige Einzelmaßnahme aussehen sollte und durchgeführt
Seite 4 von 7<br />
werden könnte, um hier unterstützend zu wirken. In diese Überlegung fließt auch<br />
immer ein, wie die Rückmeldung über eine durchgeführte Einzelmaßnahme in die<br />
Gruppe aussehen kann.<br />
Dabei steht im Fokus, welche alternativen Gruppenangebote (Psychoedukation <strong>für</strong><br />
Patienten/ Angehörige, Elterncafé, Angebote in einem SPZ etc.) dem einzelnen<br />
Teilnehmer zusätzlich empfohlen werden könnten. Gemeinsam wird auch der<br />
gesamte Gruppenverlauf, wie z.B. das Thema ankam, was ggf. wie verändert<br />
werden könnte, reflektiert. Die aktuelle Gruppensitzung (anhand der Teilnehmer)<br />
wird jeweils im KIS (OPS) dokumentiert.<br />
Bei dem hier zu beschreibendem Projekt handelt es sich um die pflegerische „TAG“<br />
– Gruppe.<br />
Der Name „TAG“ <strong>für</strong> die Gruppe hört sich nicht nur griffig und lebensnah an,<br />
sondern er charakterisiert schon im wesentlichen das Konzept des<br />
Gruppenangebotes.<br />
Das T steht <strong>für</strong> Therapiemanagement und <strong>für</strong> die Tagesstruktur<br />
Das A steht <strong>für</strong> Alltag und <strong>für</strong> Aktivität<br />
Das G steht <strong>für</strong> Gesundheitsbewusstsein/Gesundheitsverhalten und Gestaltung<br />
Therapiemanagement und Tagesstruktur<br />
Hiermit ist die Zielsetzung verknüpft, dass Menschen mit der Therapie ihrer Erkrankung<br />
und der Prävention von Krankheitsfolgen bzw. mit den Begleiterscheinungen<br />
einer Erkrankung zurecht kommen und diese in ihr Leben integrieren können.<br />
Für viele Patienten ist durch die Erkrankung ein sozialer Abstieg zu be<strong>für</strong>chten.<br />
Sie fühlen sich stigmatisiert und empfinden sich nicht mehr als vollwertige Mitglieder<br />
der Gesellschaft und glauben, dies in den Augen anderer Menschen ( z. B. Eltern,<br />
Lebenspartner, Nachbarn) auch nicht mehr zu sein.<br />
Es ist wichtig, die Patienten an diesem Punkt abzuholen und mit Ihnen in der Gruppe<br />
zu erarbeiten, dass sie sich nicht zuhause oder in der Klinik verstecken. Gleichzeitig<br />
soll auch vermittelt werden, wie sie selber die Verantwortung <strong>für</strong> den<br />
Therapieverlauf außerhalb des Klinikaufenthaltes übernehmen können. In den einzelnen<br />
Stadtteilen der Sektorstation (Kalk, Mülheim, Ostheim, Vingst, Neubrück,<br />
Merheim oder auch Deutz) gibt es neben den SPZ´s weitere Möglichkeiten, sich eine<br />
Struktur zu schaffen und Anlaufstellen <strong>für</strong> Krisensituationen zu haben.<br />
Durch die strukturierte Informationsvermittlung in der Gruppenaktivität mit geplantem<br />
Expositionstraining in den Stadtteil hinein, werden diese Möglichkeiten gemeinsam<br />
erkundet.<br />
Alltag und Aktivität<br />
Der Buchstabe und die beiden Wörter stehen nicht zufällig in der Mitte:<br />
Dies signalisiert, dass der Alltag und die Aktivität im Mittelpunkt des Gruppengeschehens<br />
stehen.<br />
Alltag und Aktivität finden sich auch immer in den anderen beiden Schwerpunkten<br />
(Therapiemanagement und Tagesstruktur so wie Gesundheitsbewusstsein/Gesundheitsverhalten<br />
und Gestaltung) wieder. In der Gruppe soll die Aktivität der<br />
Teilnehmer gefördert und unterstützt werden. Sie sollen befähigt werden, die<br />
Anregungen aus der Gruppe in ihren Alltag integrieren zu können.<br />
Alltag ist so unterschiedlich wie die Menschen, die an der Gruppe teilnehmen. Dieser<br />
Alltag kann in einem Hotelzimmer, in einer Wohnung, im Wohnheim, in der Familie
Seite 5 von 7<br />
(vielfältige Konstellationen) bereits stattfinden. Oder es kann sich auch ergeben,<br />
dass dieser Alltag und wo er stattfinden wird, während der stationären Behandlung<br />
neu geordnet und organisiert wird.<br />
In der Gruppe wird gemeinsam erarbeitet, dass der Alltag nicht etwas ist, das über<br />
einen einzelnen Menschen hereinbricht und hingenommen werden muss, sondern<br />
der Alltag kann aktiv gestaltet werden.<br />
Durch die Gruppenarbeit soll die Kompetenz im Alltag und die soziale Kompetenz<br />
gefördert und unterstützt werden. Auch die Aktivität und die Mobilität der<br />
teilnehmenden Menschen soll gefördert und gefordert werden.<br />
Expositionstrainingsmaßnahmen werden absichtlich immer mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />
durchgeführt:<br />
a) Die Benutzung des ÖPNV gehört zur Lebenswirklichkeit der meisten Menschen<br />
die in der Klinik behandelt werden.<br />
b) Kein Verkehrsmittel löst soviel Angst und Panik aus bzw. ist so mit Ängsten behaftet<br />
wie Bus oder Bahn.<br />
Dies kann konkret dazu führen, dass Panikstörungen einzelner Gruppenteilnehmer<br />
bei der Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel, in der Gruppe thematisiert werden und<br />
als praktische Vorgehensweise erfolgt ein gemeinsames Training (ggf. auch<br />
Einzeltraining). Die Gruppe benutzt gemeinsam ein öffentliches Verkehrsmittel.<br />
Später wird der Verlauf und auftretende Probleme (Panikattacken u. ä.) gemeinsam<br />
reflektiert. In der Sitzung werden Lösungsmöglichkeiten herausgearbeitet und deren<br />
Umsetzung begleitet. Später werden aus den Ergebnissen Handlungsstrategien<br />
erarbeitet und abgeleitet, die jeder Betroffene <strong>für</strong> sich individuell umsetzen kann.<br />
So kann der einzelne Teilnehmer mit der Zeit ein Gefühl der Sicherheit <strong>für</strong> sich als<br />
Fahrgast herstellen, dass es ihm ermöglicht diese Verkehrsmittel wieder zu nutzen.<br />
Weiter werden hier lebenspraktische Hilfen zur besseren Alltagsbewältigung<br />
besprochen, z.B. wie die Hausarbeit sinnvoll und praktisch organisiert werden kann,<br />
und welchen Sinn z. B. Einkaufslisten haben können.<br />
Wenn Menschen in der Gruppe über Langeweile berichten, ist dies auch ein Thema,<br />
dass gemeinsam besprochen wird.<br />
Die Teilnehmer könnten z.B. aus ihrer Belastungserprobung etwas von zu Hause<br />
mitbringen, womit sie sich in ihrer Freizeit vor der Erkrankung gerne beschäftigt<br />
haben und darüber in der Gruppe sprechen. Das wäre ein Beispiel <strong>für</strong> die<br />
Mitgestaltungsmöglichkeiten der Teilnehmer an der Gruppe und eine mögliche<br />
Aufgabe von einer Sitzung zur nächsten. Manchmal wird so ein Hobby wieder aufgenommen.<br />
Es werden auch individuelle Ruhegewohnheiten und die Achtsamkeit in Bezug auf<br />
Ruhebedürfnisse angesprochen.<br />
Auch die Wichtigkeit der Nachtruhe und der Schlafhygiene finden in den Sitzungen<br />
ihren Platz. Es werden begleitend Achtsamkeitsübungen angeboten, um die praktische<br />
Umsetzung besser in den Alltag zu integrieren.<br />
Gesundheitsbewusstsein/Gesundheitsverhalten und Gestaltung<br />
Bei diesem Seminarabschnitt geht es im Schwerpunkt nicht darum, dass die<br />
Teilnehmer jetzt plötzlich alle gängigen Gesundheitsempfehlungen (z.B. 5<br />
Portionen Obst am Tag und rauchfrei leben) 1:1 umsetzen, sondern um die<br />
psychotischen/psychischen Krisen und die Abwesenheit derselben. In der<br />
psychiatrischen Fachliteratur finden sich mittlerweile zunehmend Beispiele von
Seite 6 von 7<br />
Bewältigungsstrategien von Psychoseerfahrenen. Teilweise sprechen einzelne<br />
Autoren von einem „Vulnerabilitäts ––Stress – Bewältigungsmodell“.<br />
Der Umgang der Betroffenen mit ihrem Alltag und ihrer Erkrankung entscheiden<br />
auch darüber, ob Krisen zustande kommen und wie sie verlaufen.<br />
In den Gruppensitzungen zu dieser Thematik, wird mit den Teilnehmern reflektiert,<br />
wie ihre Lebenssituation zum Zeitpunkt der Krise ausgesehen hat und wie sie in der<br />
Zukunft ihre Lebenssituation aktiv gestalten können, um ihre psychische Gesundheit<br />
zu stärken<br />
Damit dies <strong>für</strong> die Patienten durchführbar ist, wird anhand von verschiedenen<br />
Punkten, wie z.B. strukturierter Tagesablauf, keine eigenständigen Veränderungen<br />
der medikamentösen Therapie, <strong>Fort</strong>setzung der fachärztlichen Behandlung,<br />
Extremsituationen vermeiden, stabiles soziales Umfeld, Tag + Nacht Rhythmus<br />
einhalten, regelmäßiger Kontakt zum SPZ etc., mit den Teilnehmern eine Liste<br />
erarbeitet mit den <strong>für</strong> sie zutreffenden Punkten, die sie in ihren Alltag integrieren<br />
können und müssen, um in der Zukunft Krisen zu vermeiden.<br />
Die Teilnehmer sollen nicht nur in die Lage versetzt werden, sich ihre Medikamente<br />
selber zu stellen und bei den Medikamenten eine bestimmte Vorratshaltung zu<br />
betreiben, sondern außerdem <strong>für</strong> einen notwendigen Arztbesuch die Praxisgebühr<br />
(geplant und bewusst) in Reserve zu halten.<br />
Sie sollen darüber hinaus ihre „Frühwarnzeichen“ kennen und z.B. mit einem<br />
Krisenpass auf die nächste Krise vorbereitet sein, den sie sich selber ( mit<br />
Unterstützung ,ggf. Anleitung in der Gruppe) erarbeiten können.<br />
Beispielhaft sei hier an einer in der Gruppe angeregten Teilnahme an einer<br />
Kochgruppe im SPZ aufgezeigt, wie mehrere Punkte in eine Aktivität integriert sind:<br />
In der Kochgruppe wird eine ausgewogene, preiswerte Mahlzeit gemeinsam mit<br />
anderen zubereitet und gegessen.<br />
Das gemeinsame Kochen und Essen (inklusive Tischgestaltung) stärkt die soziale<br />
Kompetenz und wirkt sich positiv auf das Wohlbefinden aus. Gleichzeitig beinhaltet<br />
die regelmäßige Gruppenaktivität im SPZ eine Strukturierung des Tagesablaufs,<br />
bildet schon ein eigenständiges soziales Umfeld und die Übernahme von Aufgaben<br />
stärkt das Selbstwertgefühl. Gleichzeitig existiert ein vertrauter Rahmen, in dem sich<br />
über mögliche „Frühwarnsymptome“ ausgetauscht werden kann, in dem aber auch<br />
allgemein Informationen oder Alltagserlebnisse besprochen werden können.<br />
Dies alles entgeht demjenigen, der sich allein zuhause von Fertigprodukten ernährt<br />
und sich hierbei von seinem Fernseher Gesellschaft leisten lässt.<br />
4.) Erfahrungen und evt. Konsequenzen <strong>für</strong> die Zukunft<br />
Es hat sich bewährt, die Gruppe in einer Seminarform zu organisieren.<br />
Positiv erwies sich zudem, ein fester Teilnehmerkreis <strong>für</strong> einen Zyklus anzustreben,<br />
auch wenn es hier immer mal zu Rotationen (einer kommt/einer geht) in der Praxis<br />
kommen kann.<br />
Es hat sich als richtig und wichtig erwiesen, eine Vorbesprechung durchzuführen und<br />
immer ein zweites Thema mit vorzubereiten (Plan B), um zu vermeiden, dass in der<br />
Gruppensitzung ein Thema vorgestellt wird, dass nicht zur Gruppe passt und dann<br />
die Teilnehmer daran hindert, sich aktiv in die Diskussion einzubringen.<br />
Stehen während der stationären Behandlung der Teilnehmer Veränderungen an, wie<br />
z.B. eine Verlegung in die Tagesklinik oder die Entlassung und ambulante<br />
Weiterbehandlung, wird dies zeitnah als Thema aufgenommen und in der Gruppe<br />
angesprochen.
Seite 7 von 7<br />
Sollte es sich ergeben, dass einer der Teilnehmenden plötzlich und unerwartet in<br />
einer geschützten Station weiterbehandelt werden muss, kann die Gruppenteilnahme<br />
auch von dort aus erfolgen. Diese aktuellen Geschehnisse bieten sich als<br />
Thema somit direkt an.<br />
Da der angesprochene Teilnehmerkreis, jeweils unterschiedlichen Alltagsproblemen<br />
gegenüber steht, kann die Gruppe bei einem erneuten stationären Aufenthalt den<br />
Patientinnen und Patienten jeweils wieder vorgeschlagen werden.<br />
Es hat sich außerdem bewährt, nicht mehr als 9 Personen in die Gruppe zu nehmen<br />
und es zeigt sich in der Praxis, dass es notwendig ist, die Gruppe mit 2<br />
Gruppenleiterinnen durchzuführen.<br />
Dies wirkt sich beispielsweise positiv auf die Ausfallquote aus, weil immer eine<br />
Gruppenleiterin im Dienst ist und die Gruppe so kontinuierlich durchgeführt werden<br />
kann und bisher keine Termine abgesagt werden mussten.<br />
5.) Was ist das besondere an dieser Gruppe?<br />
Die Besonderheit der Gruppe liegt darin, dass deren Durchführung angefangen bei<br />
der konzeptionellen Gestaltung, über die Auswahl der teilnehmenden Patientinnen<br />
und Patienten, der Vorbereitung der einzelnen Gruppensitzungen und deren<br />
Auswertung und Evaluation komplett durch Krankenpflegepersonal geleistet wird.<br />
Die Gruppe ist nicht auf einzelne Aspekte festgelegt, sondern kann inhaltlich flexibel<br />
an die Mehrzahl des Teilnehmerkreises „angepasst“ werden kann.<br />
Für die Durchführung der Gruppe ist es unabdingbar, dass die Teilnehmenden sich<br />
aktiv beteiligen. Bei der Vorbereitung der einzelnen Sitzungen wird deshalb großer<br />
Wert darauf gelegt, dass immer 2 Themen vorbereitet werden, so dass, wenn die<br />
Thematik die Teilnehmenden nicht anspricht und zur Beteiligung anregt, auf ein<br />
anderes Thema „umgeschaltet“ werden kann.<br />
Die Gruppe bietet „stabile“ Rahmenbedingungen, die es den Teilnehmenden ermöglichen,<br />
offen über ihre Gedanken und Erfahrungen, aber auch ihre Ängste in<br />
Bezug auf die angesprochenen Themen zu sprechen.<br />
Die Gruppe fügt sich in das „Vulnerabilitäts – Stress – Modell“ dem das<br />
Stationskonzept zugrunde liegt ein und versucht diesem praktische<br />
„Bewältigungsstrategien“ hinzu zu fügen.<br />
Die Gruppe ist inhaltlich nicht auf bestimmte Teilaspekte des Lebens mit einer<br />
psychiatrischen Erkrankung festgelegt. Einzelne Teilnehmer können während ihres<br />
gesamten stationären Aufenthaltes an der Gruppe teilnehmen, da die Themen<br />
aktuell sind und sich fortlaufend an die Teilnehmer und ihre Situation anpassen (im<br />
Unterschied z.B. zu einer Psychoedukationsgruppe).<br />
Aus einer Gruppenstunde kann sich aus den Diskussionsbeiträgen der Teilnehmenden<br />
ein Thema <strong>für</strong> die nächste Sitzung ergeben.<br />
Der Name „TAG“ spiegelt den Inhalt der Gruppe wieder:<br />
Es geht um jeden Tag im Leben der Teilnehmer über den Klinikalltag hinaus.<br />
Das Gruppengeschehen ist so facettenreich wie die Teilnehmer.
LVR-Klinik Langenfeld 20.01.2011/sn.<br />
45.62<br />
LVR-Akademie<br />
<strong>für</strong> seelische Gesundheit<br />
Halfeshof 2a<br />
42651 Solingen<br />
- auf dem Dienstweg -<br />
Bewerbung um den Pflegepreis der LVR-Kliniken 2011<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
hiermit bewirbt sich das Team der Station 25/27 um den Pflegepreis 2011.<br />
Die milieutherapeutische Maßnahme, mit der wir uns um den Preis bewerben<br />
wollen, wird im Folgenden dargestellt:<br />
Das Projekt beinhaltet die Planung und den Bau eines Brotbackofens. Das<br />
„Brot backen“ wird somit als regelmäßige Maßnahme in das Stationskonzept<br />
aufgenommen.<br />
Die Station 25/27 der Abteilung forensische Psychiatrie I ist eine Station<br />
<strong>für</strong> 20 Patienten mit längerfristigen Behandlungsverläufen.<br />
Die Station 25/27 ist eine sozio-milieutherapeutisch ausgerichtete Station,<br />
die diejenigen Patienten im Maßregelvollzug, bei denen trotz mehrfacher<br />
Behandlungsversuche keine nachhaltige Besserung ihrer psychischen Störungen<br />
und/oder Krankheit erzielt werden konnte und die langfristig weiter<br />
als gefährlich/rückfallgefährdet einzuschätzen sind, ein spezielles Behandlungsangebot<br />
bietet.<br />
Im Rahmen eines multiprofessionellen Teams, bestehend aus 15 Mitarbeiter<br />
des Pflege- und Erziehungsdienstes, einer therapeutischen Leitung und<br />
einem Arzt in hausärztlicher Funktion, liegt der Schwerpunkt der Arbeit<br />
darin, die persönlichen Ressourcen der Patienten bei größtmöglicher<br />
Selbstständigkeit, Verantwortungsübernahme und persönlicher Freiheit zu<br />
fördern sowie eine langfristige Stabilisierung zu erreichen.
Konzeptionelle Struktur:<br />
- 2 -<br />
Im therapeutischen Konzept der Station 25/27 ist die Gestaltung des Milieus<br />
ein wesentlicher Bestandteil, um die individuellen und sozialen Fähigkeiten<br />
der Patienten positiv zu beeinflussen. Damit dem Patienten soziales<br />
Lernen und der Erwerb von Alltagskompetenzen, die zur Stabilisierung<br />
und Veränderung notwendig sind zu ermöglichen, gestalten wir ein<br />
geeignetes Lern- und Übungsfeld im Stationsalltag.<br />
Die soziale Wirklichkeit und der Alltag auf der Station werden bewusst <strong>für</strong><br />
die therapeutischen Veränderungsprozesse genutzt.<br />
In der heterogen zusammengesetzten Patientengruppe werden mit allen<br />
Patienten individuelle Behandlungsziele formuliert und daran anschließend<br />
konzeptionelle Angebote auf der Station entsprechend umgesetzt. Die Heterogenität<br />
der Patientengruppe erfordert ein sehr flexibles Angebot, um<br />
die Einzelnen in ihren unterschiedlichen Ressourcen zu unterstützen. Im<br />
Vordergrund der Arbeit, sowohl in den Einzelkontakten als auch in den<br />
Gruppenaktivitäten steht der intensive persönliche Kontakt und die Schaffung<br />
eines respektvollen und verbindlichen Klimas, in dem die Patienten<br />
individuell in dem Umgang mit ihren Beeinträchtigungen begleitet und unterstützt<br />
werden. Die „Gruppe“ erhält im Stationsalltag einen hohen Stellenwert<br />
und trägt entscheidend zu einer möglichen Weiterentwicklung einzelner<br />
Patienten bei. Von den Mitarbeitern geleitete Gruppen als auch von<br />
den Patienten selbst organisierte gemeinsame Aktivitäten sind wesentlicher<br />
Bestandteil der Arbeit.<br />
Angebote zur Förderung basaler Fähigkeiten (Kommunikation, Verbindlichkeit,<br />
Verantwortungsübernahme und Konfliktlösung) in Einzelkontakten<br />
und Gruppen sind <strong>für</strong> alle Patienten verbindlich.<br />
Es hat sich gezeigt, dass sich die Heterogenität hinsichtlich der unterschiedlichen<br />
Entwicklungsstadien der Patienten insgesamt positiv auf den<br />
Behandlungsprozess und die Behandlungsmotivation einzelner Patienten<br />
ausgewirkt hat. Die Patienten werden in die Verantwortung ihrer Behandlung<br />
und Weiterentwicklung einbezogen und sind jederzeit über die noch<br />
notwendigen Behandlungsschritte informiert, wenn sie eine Entlassung<br />
aus dem Maßregelvollzug anstreben. In Einzelfällen ist eine Rückverlegung<br />
auf eine Behandlungsstation möglich, aber nicht obligat.<br />
Behandlungsangebote:<br />
Die individuelle Förderung der Patienten wird durch psychologische, medizinische<br />
und pflegerische Maßnahmen eines multiprofessionellen Teams<br />
unterstützt.
- 3 -<br />
Regelmäßige Einzelgespräche, Gruppenangebote, pflegerische Alltagsbegleitung<br />
in Form von Bezugspflege und tagesstrukturierende Maßnahmen<br />
haben einen besonderen Stellenwert.<br />
Außerhalb der Station ist die Behandlung der Patienten durch weitere Behandlungsangebote<br />
wie Arbeitstherapie, Ergotherapie, Schule, Sporttherapie<br />
unterstützt.<br />
Gezielte sozio- und milieutherapeutische Maßnahmen wie<br />
⇒ die selbstständige Versorgung an den Wochenenden <strong>für</strong> 10<br />
Patienten (mit allen notwendigen Planungen und Verrichtungen),<br />
⇒ Tier gestützte Aktivitäten durch die Anwesenheit eines Hundes<br />
auf der Station,<br />
⇒ Gartenprojekte wie den Umbau zum Nutzgarten,<br />
bieten dem Patienten die Möglichkeit sich aktiv in die Gestaltung des<br />
Stationslebens einzubringen.<br />
Auf begleitete Aktivitäten außerhalb des Geländes wie Spaziergänge, Teilnahme<br />
an sportlichen und kulturellen Veranstaltungen, Ausflüge wird besonders<br />
Wert gelegt.<br />
Alle Maßnahmen, die den Erwerb oder die Erweiterung der Alltagskompetenz<br />
der Patienten dienen, haben entscheidend zu einer Verbesserung des<br />
Stationsklimas und zu einer positiven Entwicklung einzelner Patienten beigetragen.<br />
Aus diesem Grund haben wir innerhalb des Teams entschieden, dieses<br />
Konzept um eine Maßnahme zu erweitern. Geplant wurde in diesem Rahmen<br />
im Garten der Station 25/27 unter Anleitung der Mitarbeiter einen<br />
Brotbackenofen selbstständig zu bauen.<br />
Ziel war es ein Projekt zu planen, dass von allen Mitarbeitern getragen<br />
und in das Stationskonzept eingebunden werden kann, welches auch viele<br />
verschiedene Arbeitsschritte erfordert, in denen unterschiedliche Kompetenzen<br />
erworben und in das alle Patienten eingebunden werden können<br />
sowie ein Projekt zu planen, dass in der Weiterführung kostengünstig ist.<br />
Im März 2010 konnten wir mit unseren Aktivitäten beginnen, die auf der<br />
beiliegenden CD dokumentiert sind. Bis zum Ende des Sommers 2010<br />
konnte der Bau soweit fertig gestellt werden, dass die ersten Backvorgänge<br />
stattfinden konnten. Während des ganzen Prozesses hat sich gezeigt,<br />
dass es von besonderem Vorteil war, dass sich sowohl Mitarbeiter als auch<br />
Mitpatienten in einem <strong>für</strong> sie ungewohnten Projekt gemeinsam annähern.
- 4 -<br />
Es entstanden viele Diskussionen im Team und mit den Patienten, wie das<br />
ganze Vorhaben in das Stationskonzept zu integrieren ist.<br />
Dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen und setzt sich weiter fort, in<br />
dem immer wieder neue Planungsschritte überlegt und umgesetzt werden.<br />
Damit haben wir ein Projekt installiert, dass die kreativen Ressourcen des<br />
Teams mobilisiert und bei den Patienten das Gefühl einer gemeinsamen<br />
Aufgabe und Verantwortlichkeit fördert.<br />
Ansprechpartner: Anne Radau-Ruhl (Pflegerische Stationsleitung)<br />
Station 25/27 Haus 11<br />
Tel. 02173/1022625<br />
Thorsten, Letzner (Stellvertr. Stationsleitung)<br />
Plavic, Bruno (Bauleiter des Projektes)
Implementierung<br />
der Pflegvisite in der<br />
LVR-Klinik Köln<br />
Bewerbung <strong>für</strong> den Pflegepreis der LVR-Kliniken 2011<br />
Vorgelegt von<br />
Andrea Claaßen<br />
Andrea.Claassen@lvr.de<br />
Yvonne Schirmer<br />
Yvonne.Schirmer@lvr.de<br />
LVR-Klinik Köln<br />
Januar 2011
Inhalt Seite<br />
1. Vorwort 3<br />
2. Hintergrund 3<br />
3. Auszüge aus dem Konzept „Pflegevisite“ der LVR-Klinik Köln 5<br />
3.1. Definition Pflegevisite 5<br />
3.2. Ziel und Zweck der Pflegevisite 5<br />
3.3. Rahmenbedingungen/Durchführung 6<br />
3.4. Variationen 7<br />
4. <strong>Fort</strong>bildungsschwerpunkte 8<br />
5. Ist-Situation 8<br />
6. Fazit 8<br />
7. Quellenverzeichnis 10<br />
Anlagen<br />
I Konzept Pflegevisite der LVR-Klinik Köln<br />
II Definitionen wichtiger Begriffe<br />
III Auszug aus den Schulungsunterlagen zur Pflegevisite -<br />
Leitfragen & pflegerische Beobachtungen<br />
IV Auszug aus den Schulungsunterlagen zur Pflegevisite -<br />
Checkliste Pflegevisite<br />
Implementierung der Pflegevisite in der LVR-Klinik Köln<br />
A. Claaßen, Y. Schirmer<br />
LVR-Klinik Köln, Januar 2011<br />
2
1. Vorwort<br />
„Wer die Zielrichtung nicht überprüft,<br />
betrügt sich und den Patienten um das wohlverdiente Erfolgserlebnis 1 “<br />
Vor welchem Hintergrund wird in der LVR-Klinik Köln die Pflegevisite durchgeführt?<br />
Wie wird sie durchgeführt?<br />
Welche Vorraussetzungen mussten und müssen auf Struktur- und Prozessebene geschaffen<br />
werden, um eine erfolgreiche Umsetzung der Pflegevisite zu gewährleisten?<br />
Welche Bedeutung hat das Instrument „Pflegevisite“ <strong>für</strong> Patienten 2 und Pflegende?<br />
Dies sind Fragen, auf die die Autorinnen dieser Arbeit, Andrea Claaßen (BA of Nursing,<br />
M.A. Beratung und Vertretung im Sozialen Recht) und Yvonne Schirmer (Fachgesundheits-<br />
und Krankenpflegerin), eingehen.<br />
Frau Claaßen arbeitet als KIS-Verfahrensverantwortliche und Pflegeexpertin in der Abteilung<br />
<strong>für</strong> Forensische Psychiatrie I in der LVR Klinik Köln. Zu ihrem Tätigkeitsbereich gehört<br />
neben dem berufsübergreifenden Support und der Schulung der Anwender im KIS<br />
auch die Beratung und Schulung der Mitarbeiter zu pflege- und forensikspezifischen Inhalten,<br />
wie zum Beispiel Pflegediagnosen, Pflegeprozess und -dokumentation, sowie psychiatrische<br />
Grundlagenschulungen <strong>für</strong> die Mitarbeiter. Darüber hinaus berät sie die Pflegedienst-<br />
und Stationsleitungen zu inhaltlichen Themen, wie z.B. die Pflegevisite.<br />
Frau Schirmer ist Mitarbeiterin der innerbetrieblichen <strong>Fort</strong>bildung in der LVR-Klinik Köln.<br />
Zu ihrem Aufgabenfeld gehört neben der Organisation und Koordination der <strong>Fort</strong>bildungen<br />
auch die Schulung und Beratung der Mitarbeiter zu pflegespezifischen Themen wie Pflegediagnosen,<br />
Pflegeprozess und –dokumentation, sowie Umgang mit psychiatrischen Patienten<br />
(z.B. „Umgang mit psychotischen Patienten“). Ebenso wie Frau Claaßen berät<br />
Frau Schirmer die Pflegedienst- und Stationsleitungen zu inhaltlichen Themen wie der<br />
Pflegevisite. Frau Schirmer hat im Rahmen Ihrer Weiterbildung bereits eine Facharbeit<br />
zum Thema Pflegevisite geschrieben und diese in ihrer vorherigen Stelle in der Tagesklinik<br />
Mühlheim bereits praktrisch umgesetzt.<br />
2. Hintergrund<br />
Die Begriff „Pflegevisite“ ist weder in der Literatur, noch in der Praxis einheitlich definiert.<br />
Erstmals beschrieben wurde die Pflegevisite vermutlich 1981. 3 Erste konzeptuelle Festlegungen<br />
wurden Anfang der 1990-er Jahre definiert. 4 Zahlreiche Autoren haben sich seitdem<br />
theoretisch und empirisch mit diesem Instrument auseinandergesetzt. Sie kommen<br />
übereinstimmend zu dem Ergebnis, dass es in der Berufsgruppe der Pflegenden noch<br />
keinen Konsens über die Notwendigkeit, die Zielsetzungen oder die praktische Umsetzung<br />
der Pflegevisite gibt. 5<br />
Der Begriff wird in vielen verschiedenen Bedeutungen verwendet: Die Pflegevisite als<br />
- Führungsinstrument mit Teilnahme der Stations- oder Pflegedienstleitung, 6<br />
- Qualitätssicherungsinstrument, 7<br />
1<br />
Heering, 2004.<br />
2<br />
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im Folgenden die männliche Form verwendet, die weibliche Form ist selbstverständlich<br />
mit einbegriffen. Der Begriff „Patient“ impliziert im Folgenden aus Gründen der besseren Lesbarkeit neben der<br />
weiblichen Form ebenfalls Bewohner.<br />
3<br />
Vgl. Döpcke-Paentz, 1981.<br />
4<br />
Vgl. z. B. Brodehl, 1990; Heering, 1994.<br />
5<br />
Vgl.Heering, 2004.<br />
6<br />
Vgl. Christian, 1994; Bieg, 1994; Uhde, 1996.<br />
7<br />
Vgl. Hübsch – Swoboda, 1999; Görres et al, 2002.<br />
Implementierung der Pflegevisite in der LVR-Klinik Köln<br />
A. Claaßen, Y. Schirmer<br />
LVR-Klinik Köln, Januar 2011<br />
3
- Dienstübergabe mit dem Patienten, 8<br />
- Besuch von Anästhesie-Pflegepersonal am Patientenbett, 9<br />
- Besuch einer Pflegekraft beim Patienten/Klienten zu Hause in der ambulanten Pflege, 10<br />
oder<br />
- Instrument zur Patientenpartizipation. 11<br />
Trotz dieser Vielfältigkeit gibt es bisher nur sehr wenige systematische Untersuchungen<br />
über die Bedeutung und die Ergebnisse der verschiedenen Ansätze. 12<br />
Stichprobenartige Befragungen von Pflegefach- und Leitungskräften in der LVR-Klinik<br />
Köln ergaben ebenfalls unterschiedlichste Interpretationen und Definitionen. So wurden<br />
zum Beispiel sowohl die kurze Anwesenheit beim Patienten als auch die ausführliche<br />
Evaluation des Beziehungs- und Pflegeprozesses als Pflegevisite definiert. Auf einigen<br />
Stationen wurden bereits Pflegevisiten durchgeführt, jedoch ohne konzeptionelle Grundlage.<br />
Begrifflichkeiten wurden verschieden definiert, die Umsetzung und Dokumentation<br />
erfolgte nicht einheitlich.<br />
Zugleich forderten die Pflegedienstleitungen die Pflegevisite als ein Instrument, das die<br />
Qualität der pflegerischen Tätigkeiten und Maßnahmen, sowie die professionelle Beziehungsgestaltung<br />
zwischen Patient und Bezugspflegekraft abbildet und eine transparente<br />
und evidente Umsetzung des Pflegeprozesses gewährleistet.<br />
Aus diesen theoretischen und praktischen Hintergründen ergab sich, dass <strong>für</strong> die erfolgreiche<br />
klinikweite Implementierung der Pflegevisite eine einheitliche Begriffsbestimmung<br />
festgelegt und etabliert werden musste. Außerdem stellte sich heraus, dass weitere, der<br />
Pflegevisite ähnliche, Begriffe definiert werden mussten wie beispielsweise Pflegegespräch<br />
oder Bezugspflegegespräch.<br />
Neben den Begriffsdefinitionen war es erforderlich, die Pflegevisite in ein Klinik übergreifendes<br />
Konzept ein zu betten, um den Rahmen <strong>für</strong> die praktische Umsetzung und Durchführung<br />
fest zu legen.<br />
Zur Gewährleistung der erfolgreichen Implementierung des Pflegevisitenkonzepts bedurfte<br />
es zudem <strong>Fort</strong>bildungen <strong>für</strong> die Mitarbeiter.<br />
Die Realisierung dieser Aspekte (Begriffsdefinitionen, Pflegevisitenkonzept, Schulungen,<br />
praktische Umsetzung) erforderte ein umfassendes, übergeordnetes Konzept.<br />
Dieses wurde von den Autorinnen dieser Arbeit mit Einverständnis und unter Einbezug<br />
der Pflegedienstleitungen und –direktion erstellt.<br />
Auf Grundlage dieser Planung führten die Autorinnen zunächst Literaturrecherchen durch,<br />
definierten unter Einbezug von Pflegefach- und Leitungskräften unklare/mehrdeutige Begriffe,<br />
erarbeiteten das Konzept <strong>für</strong> die Pflegevisite in der LVR-Klinik Köln und erstellten ein<br />
Schulungskonzept <strong>für</strong> die <strong>Fort</strong>bildung der Mitarbeiter. Sie führten (und führen weiterhin<br />
kontinuierlich) die Schulungen durch und boten/bieten den Mitarbeitern Beratung u7nd<br />
Unterstützung an.<br />
8 Vgl. Hoch, 1992.<br />
9 Vgl. Görres et al, 2002.<br />
10 Vgl. Görres et al, 2002.<br />
11 Vgl. Heering 1994; Heering et al. 1997.<br />
12 Vgl. Heering, 2004.<br />
Implementierung der Pflegevisite in der LVR-Klinik Köln<br />
A. Claaßen, Y. Schirmer<br />
LVR-Klinik Köln, Januar 2011<br />
4
Übersicht: zeitlicher Ablauf des Projekts<br />
Ende 2009 Januar<br />
2010<br />
Uneinheitliche<br />
Definition &<br />
Umsetzung der<br />
Pflegevisite in<br />
der LVR-Klinik<br />
Köln<br />
Idee zur<br />
einheitlichenPflegevisite<br />
Jan – Apr<br />
2010<br />
- Literaturrecherchen<br />
- klärende Gespräche<br />
und<br />
Rücksprachen<br />
mit<br />
Pflegefach-<br />
& Leitungskräften,<br />
- Konzeptentwürfe<br />
- Konzeption<br />
Mitarbeiterschulungen<br />
Implementierung der Pflegevisite in der LVR-Klinik Köln<br />
A. Claaßen, Y. Schirmer<br />
LVR-Klinik Köln, Januar 2011<br />
April 2010 Mai – Dez.<br />
2010<br />
Vorstellung &<br />
Verabschiedung<br />
des<br />
Konzepts<br />
„Pflegevisite<br />
in der LVR-<br />
Klinik Köln“<br />
durch die<br />
Pflegedienstleitungen<br />
& -<br />
direktion<br />
- <strong>Fort</strong>laufende<br />
Schulungen<br />
der Mitarbeiter<br />
- stufenweise<br />
Implementierung<br />
der<br />
Pflegevisite<br />
in den Stationen<br />
3. Auszüge aus dem Konzept Pflegevisite der LVR-Klinik Köln 13<br />
3.1 Definition Pflegevisite<br />
Ende 2010<br />
Die Pflegevisite<br />
wird in<br />
allen Stationenentsprechend<br />
des<br />
Konzeptes<br />
praktisch<br />
umgesetzt<br />
In der LVR-Klinik Köln versteht man unter Pflegevisite den Grundgedanken von Christian<br />
Heering. Laut Heering ist die Pflegevisite „… ein regelmäßiger Besuch bei und ein Gespräch<br />
mit der KlientIn über ihren Pflegeprozess 14 .“<br />
Diese Definition deckt sich mit der allgemeinen Definition „Visite“:<br />
Lat. Visitare: Hingehen, Nachsehen um zu helfen oder zu trösten. 15<br />
Der Grundgedanke der Pflegevisite nach Heering „basiert auf einem Menschenbild, das<br />
jeden Menschen und jeden Patienten grundsätzlich als eine denkende, fühlende und wollende<br />
Persönlichkeit mit eigener Verantwortung ansieht. 16 “<br />
Die Autorinnen möchten mit diesem Konzept erreichen, dass die Pflegevisite nicht als<br />
Kontrollinstrument verstanden und gelebt wird, sondern es als ein Instrument in der Patienten-/Pflegendenkommunikation.<br />
3.2 Ziel und Zweck der Pflegevisite<br />
Die Pflegevisite ist ein regelmäßiges und geplantes Gespräch mit dem Patienten über<br />
seinen Pflegeprozess. Es soll als etwas gemeinsames (partizipatives) von Pflegenden<br />
und Patienten verstanden werden, bei dem der Patient im Mittelpunkt steht.<br />
Das Potential der Pflegevisite besteht darin, Diskrepanzen zwischen dem subjektiven Befinden<br />
des Patienten, den festgelegten Anforderungen an professioneller Pflege und den<br />
dazwischen vermittelnden Pflegeprozess aufzudecken und gezielte Interventionen einzuleiten.<br />
Den Pflegenden ermöglicht es, die Pflegequalität und die Pflegedokumentation regelmäßig<br />
zu überprüfen, zu bewerten und transparent zu gestalten.<br />
13<br />
Vgl. Anlage I <strong>für</strong> das vollständige Konzept, aus Gründen des Umfangs werden an dieser Stelle nur die wesentlichsten<br />
Inhalte abgebildet.<br />
14<br />
Heering, 2004.<br />
15<br />
Vgl. Hübsch – Swoboda, 1999; Görres et al, 2002.<br />
16 Vgl.Heering, 2004.<br />
5
3.2.1 Patientenbezogene Ziele<br />
- Förderung des Beziehungsprozesses zwischen Patienten und Pflegenden<br />
- Förderung von Wohlbefinden, Wertschätzung, und Eigenverantwortung des Patienten<br />
- Förderung von Verständnis <strong>für</strong> die notwendigen Pflegemaßnahmen<br />
- Abbau von Unsicherheiten und Ängsten, Transparenz der psychiatrischen Pflege<br />
3.2.2 Mitarbeiterbezogene Ziele<br />
- Verbesserung des Berufsbildes der Pflege durch patientenorientierte Beratung bei<br />
(Pflege) Problemen<br />
- Potentiale <strong>für</strong> Verbesserungen erkennen<br />
- Förderung des Verantwortungsbewusstseins der Pflegenden<br />
3.2.3 Qualitätsbezogene Ziele<br />
- Transparenz und Wahrnehmung von Pflegequalität<br />
- Erstellung, Bearbeitung und Kontrolle der Pflegeprozessplanung<br />
- Beurteilung und Optimierung der Pflege<br />
- Überprüfung der Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität hinsichtlich der Einhaltung<br />
der Vorgaben des Pflegeprozesses und der Vorgaben der Pflegedokumentation<br />
- Erfassung von Patientenzufriedenheit<br />
- Leistungsangebote optimieren<br />
3.3 Rahmenbedingungen/Durchführung<br />
3.3.1 Kompetenzen<br />
Die Pflegevisite wird von staatlich examinierten Gesundheits- und Krankenpflegekräften,<br />
staatlich examinierten Altenpflegekräften und staatlich anerkannten Heilerziehungspflegekräften<br />
durchgeführt, die durch den erfolgreichen Abschluss ihrer Ausbildung die entsprechende<br />
Befähigung erlangt haben. 17 Um die Pflegevisite effektiv und effizient durchführen<br />
zu können, müssen die Mitarbeiter insbesondere über folgende Kompetenzen verfügen<br />
Fachkompetenz<br />
- Wissen über die professionelle Anwendung des Pflegeprozesses und der Pflegevisite<br />
- Fachwissen über die Biografie und Krankengeschichte des Patienten<br />
Sozialkompetenz<br />
- Normen, Werte, Berufshaltung der Pflegepersonen<br />
- Umgang mit Kommunikationsformen<br />
Auf Grund mangelnder fachlicher Qualifizierung und Befugnisse sind Krankenpflegehelfer<br />
und Pflegehelfer von der Durchführung der Pflegevisite ausgeschlossen.<br />
3.3.2 Beteiligte Personen<br />
An der Pflegevisite sind der Patient und die Bezugspflegeperson beteiligt.<br />
Auch Patienten mit eingeschränkten Wahrnehmungsfähigkeiten und eingeschränkten intellektuellen<br />
Fähigkeiten nehmen an der Pflegevisite teil. In diesem Falle können als Ausnahme<br />
vertraute Personen mit einbezogen werden, die sich im Sinne als Fürsprecher des<br />
Patienten einbringen und das Wohlbefinden des Patienten zum Ausdruck bringen.<br />
Verantwortlich <strong>für</strong> die Durchführung der Pflegevisite ist die zuständige Bezugspflegekraft.<br />
17 Vgl. <strong>für</strong> Gesundheits- und Krankenpflegekräfte beispielsweise § 3 Abs. 2 KrPflG.<br />
Implementierung der Pflegevisite in der LVR-Klinik Köln<br />
A. Claaßen, Y. Schirmer<br />
LVR-Klinik Köln, Januar 2011<br />
6
3.3.3 Zeitliche Planung<br />
Die Pflegevisite wird zielgerichtet geplant, aber so durchgeführt, dass alle teilnehmenden<br />
Personen dazu bereit sind. Es sollte nur eine gewisse Zeitspanne statt eines festen Zeitpunktes<br />
gewählt werden.<br />
Die Pflegevisite wird in einem Zeitrahmen von 7 – 10 Tagen (wöchentlich) durchgeführt.<br />
Je nach Stations-Setting ist diese Zeitspanne anzupassen (siehe Variationen). Dieses erfolgt<br />
nur nach Rücksprache mit der Pflegedienstleitung.<br />
Die Terminplanung ist <strong>für</strong> alle an der Behandlung des Patienten Beteiligten transparent im<br />
KIS dargestellt, die Pflegevisite ist patientenbezogen als Pflegemaßnahme hinterlegt und<br />
mit dem geplanten Datum/der geplanten Durchführungszeit versehen.<br />
3.3.4 Nachbereitung/Dokumentation<br />
Die Durchführung der Pflegevisite und deren Ergebnisse/Absprachen/Vereinbarungen mit<br />
dem Patienten werden im KIS in der Evaluationsseite unter der jeweiligen Pflegediagnose<br />
dokumentiert. Diese Einträge werden mit dem Eingangshinweis „Pflegevisite“ gekennzeichnet.<br />
3.4 Variationen<br />
3.4.1 Pflegevisite als Dienstübergabe mit dem Patienten<br />
Zu empfehlen <strong>für</strong> Stationen mit einer hohen Patientenfluktuation, (Verweildauer: < 1 Woche)<br />
3.4.1.1 Rahmenbedingungen<br />
- Fester Ort (z.B. Patientenzimmer, Therapieraum ect.): ist <strong>für</strong> alle Transparent<br />
- Fester Zeitraum<br />
- Diskretion/Datenschutz muss gewährleistet sein<br />
- 2 x wöchentliche Durchführung<br />
- Bewusstsein: Was sind die pflegerischen Ziele bei diesem Patienten?<br />
3.4.1.2 Ablauf<br />
- Wird durch die Bezugs/Bereichspflege geleitet<br />
- Patient erzählt über: sein Befinden, <strong>Fort</strong>schritte (Ziele), aktuelle Probleme (z.B. bestehender<br />
Suchtdruck, Schlaflosigkeit), Wünsche<br />
3.4.2 Bezugspflegegespräch im Rahmen der Pflegevisite<br />
(Pflegevisite ohne Evaluation)<br />
Empfohlen bei Stationen mit Langzeitpatienten<br />
- Pflegevisite mit Evaluation (wie im Konzept beschrieben) wird in größeren Zeitabschnitten<br />
von 8 Wochen bis 6 Monaten durchgeführt<br />
- Der Zeitabstand ist mit der Pflegedienstleitung abzusprechen<br />
- Rahmenbedingungen des Bezugspflegegespräches: Durchführung in kürzeren Abständen,<br />
Bezugspflegegespräch ist in der Pflegeplanung gezielt geplant, das Ergebnis<br />
wird dokumentiert im Verlauf als „Bezugspflegegespräch im Rahmen der Pflegevisite“.<br />
Implementierung der Pflegevisite in der LVR-Klinik Köln<br />
A. Claaßen, Y. Schirmer<br />
LVR-Klinik Köln, Januar 2011<br />
7
4. <strong>Fort</strong>bildungsschwerpunkte<br />
Anhand der zuvor analysierten Anforderungen an die Schulungen zur Implementierung<br />
der Pflegevisite wurden folgende Schwerpunkte in den jeweils 1-tägigen <strong>Fort</strong>bildungen<br />
gesetzt:<br />
- Bewusstsein bei den Mitarbeitern schaffen: Was ist „Pflegevisite“? Warum hat die LVR-<br />
Klinik Köln sich <strong>für</strong> die Pflegevisite mit partzipativen Ansatz entschieden?<br />
- Vorurteile und Ängste abbauen: Welche Vorteile können <strong>für</strong> die Mitarbeiter von diesem<br />
Instrument ausgehen, welches auf den ersten Blick mehr Arbeit zu machen scheint?<br />
- Wie kann man Pflegevisite mit schwerstkranken Patienten (z.B. mit einer akuten Psychose<br />
oder fortgeschrittenen Demenz) durchführen? Ist dies überhaupt möglich?<br />
- Vertiefung von Fach- und Sozialkompetenz:<br />
o Wiederholung des Pflegeprozesses<br />
o Klärung der Begriffe: Pflegevisite, Pflegegespräch, Bezugspflegegespräch, Evaluation<br />
18<br />
o Üben von Formulierung von Pflegezielen anhand der SMART-Regel<br />
o Vorstellung und Üben verschiedener Kommunikationsstile z.B. aktives Zuhören,<br />
Klientenzentrierte Beratung nach Rogers, Narrative Gesprächsform<br />
o Vorstellen und Arbeiten mit der Checkliste „Im Gespräch“ als Hilfestellung zur<br />
Durchführung der Pflegevisite 19<br />
o Vorstellen und Arbeiten mit der Checkliste Pflegevisite als unterstützendes Manual<br />
bei der Implementierung 20<br />
5. Ist-Situation<br />
In allen Stationen wird die Pflegevisite praktisch umgesetzt.<br />
Stationen, in denen schon länger die Pflegevisite durchgeführt wurde, haben das Instrument<br />
an das nun gültige Konzept angepasst, ebenso die Dokumentation der Pflegevisite.<br />
In Stationen, in denen die Pflegevisite neu implementiert wurde, wurde parallel das Bezugspflegesystem<br />
einheitlich (wieder) eingeführt, um Kontinuität im Pflegeprozess zu gewährleisten.<br />
Im Rahmen der monatlichen Qualitätskontrollen der Pflegedokumentation durch die Pflegedienstleitungen<br />
wird die Durchführung der Pflegevisite qualitativ und quantitativ stichprobenartig<br />
überprüft.<br />
6. Fazit<br />
Aus den Rückmeldungen der Mitarbeiter und Patienten bezüglich der Pflegevisite lässt<br />
sich ein positives Fazit ziehen.<br />
Trotz anfänglicher Bedenken einiger Mitarbeiter, beispielsweise dahingehend, ob die<br />
Pflegevisite tatsächlich <strong>für</strong> alle Patienten geeignet ist, sind die Rückmeldungen zu den Erfahrungen<br />
durchweg positiv.<br />
Aus allen Stationen wurde berichtet, dass zu Beginn der Implementierung zusätzliche Zeit<br />
investiert werden musste, zum Beispiel um die zeitliche Planung und Abläufe zu koordinieren.<br />
Auch <strong>für</strong> die Vor- und Nachbereitung und <strong>für</strong> die Dokumentation musste extra Zeit<br />
eingeplant werden. Diese zusätzliche zeitlichen Ressourcen müssen inzwischen kaum<br />
18 Vgl. Anlage II<br />
19 Vgl. Anlage III<br />
20 Vgl. Anlage IV<br />
Implementierung der Pflegevisite in der LVR-Klinik Köln<br />
A. Claaßen, Y. Schirmer<br />
LVR-Klinik Köln, Januar 2011<br />
8
noch aufgebracht werden, Übung und Routine haben dies auf ein Minimum reduziert,<br />
welches gut vertretbar ist.<br />
Durch die Regelmäßigkeit und Erfahrungen fällt inzwischen die Umsetzung der Pflegevisite<br />
im pflegerischen Alltag deutlich leichter als noch zu Beginn. Inzwischen wird die Pflegevisite<br />
überwiegend als sinnvolle, strukturierende Ergänzung im gelebten Pflegeprozess<br />
erfahren.<br />
Mitarbeiter einiger Stationen gaben zudem an, dass sie die Patienten nun in einem anderen<br />
Zusammenhang kennen lernen und dass sie in multiprofessionellen Fallbesprechungen<br />
besser aufgestellt seien. Dies sei den Mitarbeitern anderer Berufsgruppen ebenfalls<br />
aufgefallen.<br />
Die Patienten nehmen laut Aussagen der Mitarbeiter das Angebot der Pflegevisite in der<br />
Regel positiv auf, fühlen sich einbezogen in ihren Pflegeprozess. Auffällig sei, dass Vereinbarungen<br />
mit den Patienten nun in der Regel verbindlicher seien und die Patienten motivierter<br />
seien, sich an diese zu halten.<br />
Einige Mitarbeiter betonten, dass die eigene Arbeitszufriedenheit sich verbessert habe auf<br />
Grund dessen, dass sie nun strukturiert und gemeinsam mit dem Patienten die Pflege, also<br />
die eigene Arbeit, evaluieren und weiterhin planen.<br />
Der Erfolg der Implementierung der Pflegevisite ist nach Ansicht der Autorinnen an folgenden<br />
Kriterien verbunden:<br />
- Verbindlichkeit durch ein offizielles, Klinik übergreifendes Konzept und die Forderung<br />
der Pflegedirektion und -dienstleitungen, dies um zu setzten<br />
- Unterstützung der Pflegedienstleitungen durch Ermöglichung der Teilnahme an <strong>Fort</strong>bildungen<br />
und Bereitstellung von Materialen wir z.B. Fachliteratur<br />
- Stichprobenartige Überprüfungen seitens der Pflegedienstleitung hinsichtlich der Qualitiät<br />
und Quantität durchgeführter Pflegevisiten<br />
- <strong>Fort</strong>laufend stattfindende innerbetriebliche <strong>Fort</strong>bildungen<br />
- Beratungs- und Unterstützungsangebote durch die Autorinnen<br />
Implementierung der Pflegevisite in der LVR-Klinik Köln<br />
A. Claaßen, Y. Schirmer<br />
LVR-Klinik Köln, Januar 2011<br />
9
7. Quellenverzeichnis<br />
- Arbeitsgruppe PflegeQualität (AGPQ): Praxisheft Leitfaden zur Pflegevisite. Eine Arbeitshilfe<br />
<strong>für</strong> die Praxis. Deutscher Berufsverband <strong>für</strong> Pflegeberufe Nordost e. V. ,<br />
2010.<br />
- Brodehl, R.: Die Pflegevisite als Voraussetzung <strong>für</strong> die Einführung des Pflegeprozesses.<br />
Deutsche Krankenpflegezeitschrift ,8, S. 597 - 601, 1990.<br />
- Doenges, M.; Moorhouse, M.; Geissler-Murr, A.: Pflegediagnosen und Maßnahmen.<br />
Bern: Hans-Huber-Verlag, 2002.<br />
- Görres S; Hinz I M; Reif K.; u. a.: Pflegevisite: Möglichkeiten und Grenzen. In: Pflege<br />
15:1, S. 25-32, 2002.<br />
- Gültekin, J.; Liebchen, A.: Pflegevisite und Pflegeprozess. Theorie und Praxis <strong>für</strong> die<br />
stationäre und ambulante Pflege. Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer, 2003.<br />
- Heering, Ch. (Hrsg.): Das Pflegevisiten-Buch. Bern: Hans-Huber-Verlag, 2006.<br />
- Hollick, J., Kerres, A. (Hrsg.): Pflegevisite. Ein Praxisleitfaden <strong>für</strong> Krankenpflege im<br />
Operationsdienst und die stationäre Kranken- und Altenpflege. Stuttgart: Verlag W.<br />
Kohlhammer, 2003.<br />
- NANDA-International (Hrsg.): Pflegediagnosen, Definitionen und Klassifikationen.<br />
2009 – 2011. Kassel: Recom-Verlag, 2010.<br />
- Peplau,H.: Interpersonale Beziehung in der Pflege - ein konzeptueller Bezugsrahmen<br />
<strong>für</strong> eine psychodynamische Pflege. Basel: Recom-Verlag, 1995.<br />
- Ratz, B: Mehr als ein Besuch: Die Pflegevisite. In: Forum Sozialstation 25:108, S. 24-<br />
27, 2001.<br />
- Rehder J.; Rehder P. (Hrsg.): Pflegevisite zwischen Qualität und Überwachung. Veröffentlicht<br />
unter: http://www.konfliktfeld-pflege.de, 17.04.2010.<br />
- Rogers, C.: Die klientenzentrierte Gesprächspsychotherapie. Frankfurt am Main: Fischer<br />
Taschenbuch, 1993.<br />
- Rogers, C.: Die nicht-direktive Beratung. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch,<br />
1994,<br />
- Sauter, D.; Abderhalden, C.; Needham, I.; Wolff, S.: Lehrbuch Psychiatrische Pflege.<br />
Bern: Hans-Huber-Verlag, 2006.<br />
Implementierung der Pflegevisite in der LVR-Klinik Köln<br />
A. Claaßen, Y. Schirmer<br />
LVR-Klinik Köln, Januar 2011<br />
10
Im Gespräch<br />
Folgende Leitfragen und pflegerische Beobachtungen können hilfreich sein:<br />
• Anlass der Pflegevisite? (z.B. Regelmäßige Kontrolle des Pflegeverlaufs, Beschwerde,<br />
Veränderung des Pflegezustandes…)<br />
• Wie ist das aktuelle Befinden des Patienten/Bewohners?<br />
• Wie ist der pflegerische Gesamteindruck?<br />
• Ist der Patient mit der Pflege zufrieden?<br />
• Sind die geplanten/vereinbarten Maßnahmen durchgeführt worden?<br />
• Welche Maßnahmen sind zusätzlich durchgeführt worden?<br />
• Welche Ziele sind erreichbar/realistisch?<br />
• Wurden Pflegeziele erreicht/teilweise erreicht?<br />
• Welche neuen (Pflege) Ziele entstehen aus der Pflegevisite?<br />
• Sind neue Pflegeprobleme aufgetreten?<br />
• Welche Ressourcen sind vorhanden?<br />
• Welche besonderen Wünsche hat der Patient/Bewohner?<br />
• Sind die Maßnahmen ausreichend und wirksam?<br />
• Können die bestehenden Pflegmaßnahmen so bestehen bleiben oder müssen Sie ange-<br />
passt werden?<br />
• Wie gestaltet sich die Entwicklung des Pflegeverlaufs?<br />
• Werden (weitere) Pflegehilfsmittel benötigt?<br />
• ___________________________________________________________________<br />
• ___________________________________________________________________<br />
• ___________________________________________________________________<br />
• ___________________________________________________________________<br />
• ___________________________________________________________________<br />
• ___________________________________________________________________<br />
Spezielle Pflegesituationen<br />
• Liegt ein Dekubitus vor?<br />
• Liegen sonstige Wunden vor?<br />
• Wenn ja, hat sich der Status verbessert oder verschlechtert?<br />
• Ist die Wundversorgung angemessen?<br />
• __________________________________________________________________<br />
• __________________________________________________________________<br />
• __________________________________________________________________<br />
• __________________________________________________________________<br />
• __________________________________________________________________<br />
• __________________________________________________________________<br />
• __________________________________________________________________<br />
• _____________________________________________________________<br />
Implementierung der Pflegevisite in der LVR-Klinik Köln<br />
A. Claaßen, Y. Schirmer<br />
LVR-Klinik Köln, Januar 2011<br />
11
Definitionen Begriffe<br />
Pflegeprozess<br />
„Eine professionelle Pflege unterscheidet sich…durch das gezielte und geplante<br />
(systematische) Vorgehen von der Laienpflege“. 21<br />
In der Pflegevisite wird der Pflegeprozess von Außen betrachtet: Welche Ziele sind erreicht?<br />
Welche Maßnahmen sind wirksam, welche unwirksam? Welche Änderungen müssen<br />
vorgenommen werden? Dieses geschieht mit dem Patienten, nicht über ihn. Der Patient<br />
entscheidet und bewertet mit. Dadurch wird eine Rahmen geschaffen, in dem die Bedürfnisse<br />
des Patienten nach Wissen, Anleitung, Beratung, Aufklärung ect. Platz finden.<br />
Das Potential der Pflegevisite besteht darin, Diskrepanzen zwischen dem subjektiven Befinden<br />
des Patient, den festgelegten Anforderungen an professioneller Pflege und den dazwischen<br />
vermittelnden Pflegeprozess – auf zu decken und gezielte Maßnahmen ein zu<br />
leiten.<br />
Evaluation<br />
Die Evaluation ist Teil des Pflegeprozesses und ist gleichzeitig nicht ohne die Pflegevisite<br />
durchführbar. Die Evaluation eine Kombination von Beobachtungen und objektiver Einschätzung<br />
von Außen, sowie die Selbstbeurteilung von Seiten des Patienten.<br />
Dies ermöglicht und erfordert eine immer wieder neue Situationseinschätzung. In wie weit<br />
sind die Pflegemaßnahmen noch nötig und erforderlich, oder ist eine Anpassung der Pflegeziele<br />
und Maßnahmen notwendig? Somit erfolgt die Evaluation ausschließlich im Rahmen<br />
der Pflegevisite.<br />
Bezugspflegegespräch<br />
Eine Pflegevisite erfolgt niemals ohne Bezugspflegegespräch, ein Bezugspflegegespräch<br />
erfolgt nicht ausschließlich in der Pflegevisite.<br />
Es dient als Informationssammlung, gemeinsame Reflexion, zum Mut machen, zur Motivation,<br />
zum Angst nehmen, zur Beziehungsgestaltung, zum Anleiten, Erklären und Trösten,<br />
sowie zum Abgleichen von Pflegezielen. Das Bezugspflegegespräch ist Inhalt der<br />
Pflegevisite.<br />
Es ist eine Pflegerische Maßnahme, die Platz in der Pflegeplanung sowie in der Pflegevisite<br />
an sich findet.<br />
21 Vgl.Heering, 2004.<br />
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LVR-Klinik Köln, Januar 2011<br />
12
1. Ziel und Zweck der Pflegevisite<br />
Die Pflegevisite ist ein regelmäßiges und geplantes Gespräch mit dem Patienten<br />
über seinen Pflegeprozess und ist etwas gemeinsames (partizipatives) von<br />
Pflegenden und Patienten.<br />
Das Potential der Pflegevisite besteht darin, Diskrepanzen zwischen dem subjektiven<br />
Befinden des Patienten, den festgelegten Anforderungen an professioneller<br />
Pflege und den dazwischen vermittelnden Pflegeprozess – auf zu decken<br />
und gezielte Maßnahmen ein zu leiten.<br />
Den Pflegenden ermöglicht es, die Pflegequalität und die Pflegedokumentation<br />
regelmäßig zu überprüfen, zu bewerten und transparent zu gestalten.<br />
Ziele im Einzelnen:<br />
Patientenbezogen:<br />
• Förderung des Beziehungsprozesses zwischen Patienten und Mitarbeiter<br />
• Förderung von Wohlbefinden und Wertschätzung des Patienten<br />
• Förderung der Eigenverantwortung und Autonomie des Patienten<br />
• Förderung von Verständnis <strong>für</strong> die notwendigen Pflegemaßnahmen<br />
• Abbau von Unsicherheiten und Ängsten<br />
• Transparenz der psychiatrischen Pflege<br />
Mitarbeiterbezogen:<br />
• Verbesserung des Berufsbildes der Pflege durch patientenorientierte Beratung<br />
bei (Pflege)Problemen<br />
• Potentiale <strong>für</strong> Verbesserungen erkennen<br />
• Förderung des Verantwortungsbewusstsein der Pflegenden<br />
Qualitätsbezogen:<br />
• Transparenz und Wahrnehmung von Pflegequalität<br />
• Erstellung, Bearbeitung und Kontrolle der Pflegeprozessplanung<br />
• Beurteilung und Optimierung der Pflege<br />
• Überprüfung der Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität hinsichtlich<br />
der Einhaltung der Vorgaben des Pflegeprozesses und der Vorgaben der<br />
Pflegedokumentation<br />
• Erfassung von Patientenzufriedenheit<br />
• Leistungsangebote optimieren<br />
2. Gliederung/ Inhaltsangabe<br />
Pflegeverständnis<br />
Definition<br />
Rahmenbedingungen und Durchführung<br />
Variationen<br />
Mitgeltende Unterlagen und Anlagen<br />
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3. Beschreibung<br />
Pflegeverständnis<br />
Pflege Deinen Nächsten - wie Dich selbst<br />
Das moderne Pflegeverständnis der psychiatrischen Pflege geht weit über die<br />
eigentliche Betreuung und Pflege psychisch erkrankter Menschen hinaus. Die<br />
Pflege befasst sich im Unterschied zu den Medizinern nicht nur mit der Krankheit<br />
sondern mit dem Kranksein des Menschen. Von der Krankheit unterscheidet<br />
sich das Kranksein dadurch, dass jeder Mensch unterschiedlich auf eine<br />
Erkrankung reagiert, sie individuell erlebt und bewältigt.<br />
Im Krankenpflegegesetz sind die von der Pflege eigenverantwortlich aus zu<br />
führenden Tätigkeiten definiert:<br />
• Erhebung und Feststellung des Pflegebedarfs, Planung, Organisation,<br />
Durchführung und Dokumentation der Pflege<br />
• Evaluation der Pflege, Sicherung und Entwicklung der Pflegequalität<br />
• Beratung, Anleitung und Unterstützung von zu pflegenden Menschen<br />
und Ihren Bezugspersonen in der individuellen Auseinandersetzung mit<br />
Gesundheit und Krankheit […]. 22<br />
Diese eigenständige Berufsausübung bedeutet Eigenverantwortung im Hinblick<br />
auf die ständige Sicherung und kontinuierliche Verbesserung der geleisteten<br />
Pflegequalität.<br />
Um dies zu gewährleisten bedarf es einerseits der Pflegeforschung und der<br />
Umsetzung evidenzbasierter Pflege. Andererseits erfordert es auch die Entwicklung<br />
von patientenorientierten und partizipativen Kommunikationsformen<br />
wie zum Beispiel der Pflegevisite.<br />
Definition<br />
In der LVR-Klinik Köln versteht man unter Pflegevisite den Grundgedanken<br />
von Christian Heering.<br />
Laut Heering ist die Pflegevisite „ist ein regelmäßiger Besuch bei und ein<br />
Gespräch mit der KlientIn über ihren Pflegeprozess.“ 23<br />
Diese Definition deckt sich mit der allgemeinen Definition „Visite“: “<br />
Lat. Visitare: Hingehen, Nachsehen um zu helfen oder zu trösten.“ 24<br />
Der Grundgedanke der Pflegevisite nach Heering „basiert auf einem Menschenbild,<br />
das jeden Menschen und jeden Patienten grundsätzlich als<br />
eine denkende, fühlende und wollende Persönlichkeit mit eigener Verantwortung<br />
ansieht.“ 25<br />
22 Vgl. § 3 KrPflG<br />
23 Vgl.Heering, 2004.<br />
24 Vgl. Hübsch – Swoboda, 1999; Görres et al, 2002.<br />
25 Vgl.Heering, 2004.<br />
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14
Rahmenbedingungen und Durchführung<br />
Qualifikation/Kompetenzen<br />
• Die Pflegevisite wird von staatlich examinierten Gesundheits- und Krankenpflegekräften,<br />
staatlich examinierten Altenpflegekräften und staatlich<br />
anerkannten Heilerziehungspflegekräften durchgeführt, die durch<br />
den erfolgreichen Abschluss ihrer Ausbildung die entsprechende Befähigung<br />
erlangt haben (vgl. Richtlinien im Krankenpflegegesetz).<br />
• Um die Pflegevisite effektiv und effizient durchführen zu können, müssen<br />
die Mitarbeiter über folgende Kompetenzen verfügen:<br />
Fachkompetenz:<br />
• Wissen über die professionelle Anwendung des Pflegeprozesses<br />
und der Pflegevisite<br />
• Fachwissen über die Biografie und Krankengeschichte des Patienten<br />
Sozialkompetenz:<br />
• Einstellung und Haltungen der Pflegepersonen<br />
• Umgang mit Kommunikationsformen<br />
Beteiligte Personen<br />
• An der Pflegevisite sind der Patient und die Bezugspflegeperson beteiligt<br />
• Die Pflegevisite stellt den Patienten in den Mittelpunkt und eignet sich<br />
somit <strong>für</strong> alle Patienten<br />
• Auch Patienten mit eingeschränkten Wahrnehmungsfähigkeiten und<br />
eingeschränkten intellektuellen Fähigkeiten nehmen an der Pflegevisite<br />
teil<br />
• In diesem Falle können als Ausnahmen vertraute Personen mit einbezogen<br />
werden, die sich im Sinne als Fürsprecher des Patienten einbringen<br />
und das Wohlbefinden des Patienten zum Ausdruck bringen<br />
• Verantwortlich <strong>für</strong> die Durchführung der Pflegevisite ist zuständige Bezugspflegekraft<br />
• Der Ort der Durchführung ist <strong>für</strong> alle beteiligten Personen transparent<br />
• Der Datenschutz ist zu beachten<br />
Zeitliche Planung<br />
• Die Pflegevisite wird zielgerichtet geplant, aber so durchgeführt, wenn<br />
alle teilnehmenden Personen dazu bereit sind<br />
• Es sollte nur eine gewisse Zeitspanne statt eines festen Zeitpunktes gewählt<br />
werden.<br />
• Die Pflegevisite wird in einem Zeitrahmen von 7 – 10 Tagen (wöchentlich)<br />
durchgeführt.<br />
• Je nach Stations-Setting ist die diese Zeitspanne anzupassen (siehe Variationen).<br />
Dieses erfolgt nur nach Rücksprache der Pflegedienstleitung<br />
• Die Terminplanung ist <strong>für</strong> alle an der Behandlung des Patienten beteiligten<br />
transparent dargestellt im KIS, die Pflegevisite ist patientenbezogen<br />
als Pflegemaßnahme hinterlegt und mit dem geplanten Datum/der geplanten<br />
Durchführungszeit versehen.<br />
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LVR-Klinik Köln, Januar 2011<br />
15
Nachbereitung/Dokumentation<br />
• Die Durchführung der Pflegevisite und deren Ergebnisse/Absprachen/Vereinbarungen<br />
mit dem Patienten werden im KIS in der<br />
Evaluationsseite unter der jeweiligen Pflegediagnose dokumentiert. Diese<br />
Einträge werden mit dem Eingangshinweis „Pflegevisite“ gekennzeichnet.<br />
Variationen<br />
Pflegevisite als Dienstübergabe mit dem Patienten<br />
Zu empfehlen Stationen mit einer hohen Patientenfluktuation,<br />
Verweildauer
Version 01, gültig ab: 01.02.2011<br />
Revisionsdatum: 01.02.2014<br />
Dieses Dokument wurde durch die Betriebsleitung freigegeben.<br />
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17
Bewerbung<br />
um den Pflegepreis<br />
der LVR-Kliniken 2011<br />
Pflegetherapeutische<br />
Gruppenaktivität<br />
Für das Team der Station 28/1<br />
Abteilung Forensische Psychiatrie IV<br />
LVR Klinik Bedburg-Hau<br />
Hendrika van Heesch<br />
„Sinnesgarten“<br />
Durchführung Frühjahr/Sommer 2010<br />
LVR-Klinik Bedburg-Hau<br />
Fachbereich Forensik
Inhaltsverzeichnis<br />
1 Vorstellung des Hauses ............................................................................................ 3<br />
2 Idee zur pflegetherapeutischen Gruppenaktivität..................................................... 3<br />
3 Überlegungen im Vorfeld des Projektes................................................................... 3<br />
4 Projektverlauf ........................................................................................................... 4<br />
5 Projektdurchführung................................................................................................. 4<br />
6 Erfahrungen und Auswirkungen auf die Patienten und den Stationsalltag ................ 5<br />
7 Dokumentation des Gruppengeschehens ................................................................. 6<br />
8 Auswirkungen des Projektes mit besonderem Augenmerk auf einen Patienten........ 6<br />
9 Anhang ..................................................................................................................... 8<br />
LVR Landschaftsverband<br />
LVR-Klinik Bedburg-Hau<br />
47551 Bedburg-Hau<br />
rkbedburg-hau@lvr.de
1 Vorstellung des Hauses<br />
Die Station 28. 1-2 ist eine geschlossene forensische Station mit sozio- und milieutherapeutischem<br />
Charakter.<br />
Es werden zur Zeit. 20, gemäß § 63 StGB unterbrachte, männliche Patienten im Alter<br />
zwischen 20 – 60 Jahren behandelt. Diagnostisch handelt es sich dabei vorwiegend<br />
um Intelligenz geminderte, verhaltens-, persönlichkeits- beziehungsweise auch sexuell<br />
gestörte, hebephrene beziehungsweise auch chronisch-rezidivierend psychotische<br />
Patienten. Bei einigen Patienten sind die aufgeführten Krankheitsbilder in<br />
Mischformen diagnostiziert. Die Patienten sind wegen mehr oder weniger schwerwiegender<br />
Delikte untergebracht.<br />
Betreut werden die Patienten durch ein multiprofessionelles Team bestehend aus<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Pflege- und Erziehungsdienstes, Psychologinnen,<br />
Ergotherapeuten, Sozialarbeiter und Ärzten (therapeutische Leitung), stellenanteilig.<br />
2 Idee zur pflegetherapeutischen Gruppenaktivität<br />
Die Idee zur pflegetherapeutischen Gruppenaktivität wurde seitens einer Mitarbeiterin<br />
des Pflege- und Erziehungsdienstes in die Patientengruppe eingebracht. Mehrere<br />
Patienten der Wohngruppe zeigten ein starkes Interesse an der Umgestaltung des<br />
Stationsgartens. Ein wichtiges Element, welches das gesamte Projekt von Anfang an<br />
begleitete, war ein Teich und die Anpflanzung von Rosen und Lavendel. Dieses besondere<br />
Interesse wurde von Seiten der Patienten in mehreren Gesprächen in der<br />
Planungsphase immer wieder betont.<br />
3 Überlegungen im Vorfeld des Projektes<br />
Die beteiligten Patienten sollten sich im Projekt wiederfinden und eigene Ideen<br />
einbringen.<br />
Das Projekt sollte <strong>für</strong> die Patienten eine Möglichkeit zum Rückzug bzw. Ruhe sowie<br />
zur aktiven Mitarbeit bieten.<br />
Die Sinne der Patienten, wie Sehen, Hören, Fühlen, Schmecken und Riechen sollten<br />
„ihren Platz im Garten finden“ bzw. geschärft werden.<br />
Die Patienten sollten durch dieses Projekt zum gemeinsamen Tun aktiviert werden.<br />
Die Freude an einer kontinuierlichen gemeinsamen Arbeit/Aufgabe sollte gefördert<br />
werden.<br />
Eine Mitarbeiterin des Pflege- und Erziehungsdienstes musste die Projektleitung<br />
übernehmen.<br />
Material und Geräte mussten zeitnah besorgt werden, um mit den Aktivitäten <strong>für</strong><br />
die Patienten beginnen zu können.<br />
Die Patienten sollten ein Lernfeld zur Verfügung gestellt bekommen,<br />
indem sie Fähigkeiten und Fertigkeiten erwerben bzw. einsetzen können,<br />
sich Unterstützung einzufordern, wenn dies <strong>für</strong> sie erforderlich ist,<br />
lernen Verantwortung zu übernehmen und Entscheidungen zu treffen.<br />
LVR Landschaftsverband<br />
LVR-Klinik Bedburg-Hau<br />
47551 Bedburg-Hau<br />
rkbedburg-hau@lvr.de
LVR-Klinik-Bedburg-Hau ###<br />
4 Projektverlauf<br />
Die in der Planungsphase von den Patienten gesammelten Ideen wurden in einem<br />
gemeinsamen Gespräch detailliert festgelegt.<br />
Teich mit Wasserfall und Springbrunnen<br />
Rosen- und Lavendelbeete in Hügelform<br />
Gemüse- und Kräuterbeete<br />
Barfußweg mit verschiedenartigen Feldern<br />
Tastwand<br />
Die umsetzbaren Ideen wurden geordnet und der Reihe nach angegangen. Dabei<br />
standen die Belange der Patienten im Mittelpunkt des Schaffens. Es konnte den Patienten<br />
vermittelt werden, dass es sich um „ihren Garten“ handelt, in dem sie sich<br />
auch wohl fühlen sollen. Er sollte ihnen die Möglichkeit zur Entspannung bieten, aber<br />
auch anregend auf alle Sinne wirken.<br />
Zuerst wurde ein Lageplan <strong>für</strong> die einzelnen Elemente des Sinnengartens erstellt.<br />
Dabei wurde der Sonnenstand berücksichtigt, um Fehlplanungen zu verhindern. Besonders<br />
wichtig waren überschaubare Arbeitsaufträge, die die Patienten nicht überforderten.<br />
Sie sollten sich als kreative, schöpferische Menschen erleben, die ihre individuellen<br />
Fähigkeiten in dieses Projekt einbringen können. Dabei war insbesondere<br />
die individuelle Belastbarkeit zu berücksichtigen, damit sich kein Patient durch<br />
eine gefühlte Überlastung aus dem Projekt zurückzieht. Dies hätte dazu führen können,<br />
dass sich das Projekt wegen fehlender kontinuierlicher Mitarbeit einzelner beteiligter<br />
Patienten über einen längeren Zeitraum hingezogen hätte und daher nicht<br />
alle Bepflanzungen rechtzeitig im Frühjahr erfolgt wären. Auch wurde mit eingeplant,<br />
dass eine zweite Pflanzphase im Herbst nötig wird.<br />
5 Projektdurchführung<br />
Im ersten Schritt hoben die Patienten die Erde <strong>für</strong> die Beete (Blumen, Kräuter, Gemüse)<br />
aus. Mit Hilfe eines Zollstocks wurde die Größe der einzelnen Beete festgelegt<br />
und durch Steinen auf der Wiese markiert. Anhand dieser Anhaltspunkte gelang es<br />
den Patienten, selbstbestimmt ihre aktuelle Arbeit zu erledigen.<br />
Der Erdaushub wurde an anderer Stelle aufgeschüttet, um einen Rosenhügel, ein<br />
Kräuter- und ein Blumenbeet anzulegen. Die ausgehobenen Beete und die angedeuteten<br />
Erdhügel wurden mit Mutterboden verfüllt, um ein gutes Anwachsen der Pflanzen<br />
zu ermöglichen.<br />
Einzelne Patienten konnten mit den Gartengeräten, wie Spaten und Schaufel nicht<br />
umgehen, da sie noch nie damit gearbeitet hatten. Sie wurden an den Umgang mit<br />
diesen Arbeitsgeräten in mehreren therapeutischen Einheiten herangeführt. Jeder<br />
Patient bekam seinen Fähigkeiten entsprechend Arbeitsaufträge.<br />
Sie waren motiviert, am Gartenprojekt mitzuwirken. Einer der Patienten äußerte sich,<br />
als er in den Garten kam, folgendermaßen: „Jetzt mache ich endlich etwas Sinnvolles.“<br />
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LVR-Klinik-Bedburg-Hau ###<br />
Für den Barfußweg wurde eine Fläche markiert. Dabei konnte festgestellt werden,<br />
dass zwei Patienten eigene Kenntnisse einbrachten und große Teile der Planungsarbeit<br />
eigenverantwortlich gestalteten und ausführten. Es wurden verschiedene Materialien<br />
(wie Kies, Rindenmulch, Sand) eingefüllt und luden bald dazu ein, den Füßen<br />
ein Erlebnis anderer Art zu geben.<br />
Bereits von Anfang an war der Wunsch der Patienten sehr stark, einen kleinen Teich<br />
anzulegen. Zuerst wurde feiner Sand in den vorbereiteten Teich eingestreut. So sollte<br />
verhindert werden, dass später Wurzeln von unten die Teichfolie durchstoßen.<br />
Nachdem die Teichfolie an Ort und Stelle in das ausgehobene Loch eingearbeitet<br />
wurde, sorgte der Regen <strong>für</strong> eine erste Befüllung des Teiches. Nun wurden die Stufen<br />
<strong>für</strong> den Wasserfall angelegt. Aus Sicherheitsgründen wurden die Elektroinstallationen<br />
<strong>für</strong> den Springbrunnen und Wasserfall in Auftrag gegeben.<br />
Bei den vorherigen Ortsterminen zur Planung kamen regelmäßig Enten hinzu, die<br />
sich gerne auf dem Gelände aufhielten. Wenn mehrere Patienten zu einer Besprechung<br />
zusammenstanden, kam es vor, dass die Enten sich dazugesellten. So entstand<br />
die Idee, in der Mitte des Teiches eine Enteninsel mit Hütte zu gestalten.<br />
Mit den sichtbaren <strong>Fort</strong>schritten im Garten wuchs auch der Wunsch nach dem Bau<br />
eines Pizzaofens, was auch die Mitarbeiter des Pflege- und Erziehungsdienstes begeisterte,<br />
da das therapeutische Kochen einen hohen Stellenwert besitzt. Der Pizzaofen<br />
würde die Möglichkeit eröffnen, Pizza, Flammkuchen und Brot selbst zu backen.<br />
Nachdem der richtige Platz gefunden worden war, wurde das Fundament gelegt.<br />
Über mehrere Wochen arbeiteten die Patienten an diesem Ofen und wenn sie mit<br />
einzelnen Bauabschnitten nicht zufrieden waren, wurden von ihnen Teile des Ofens<br />
wieder abgebaut und erneut mit dem Mauern begonnen. So erhielt der Ofen nach<br />
und nach sein Gesicht.<br />
Aber auch die anderen Projektteile haben sich weiter entwickelt.<br />
6 Erfahrungen und Auswirkungen auf die Patienten und den Stationsalltag<br />
Die Patienten nutzten den Freiraum, selbst Entscheidungen im gemeinsam vorgegebenen<br />
Rahmen treffen zu können und aktiver zu werden.<br />
Die gemeinsame Planung und Durchführung des Projektes erfolgte von Seiten<br />
der Patienten mit großem Engagement. In Gesprächen wurden gegenseitig Aufgaben<br />
verteilt. Trotz einer geringen Belastbarkeit und kontroverser Auffassungen<br />
kamen es am Ende immer zu einvernehmlichen Lösungen.<br />
Teilaufgaben wurden den persönlichen Fähigkeiten entsprechend ausgewählt<br />
und durchgeführt.<br />
Die Patienten wurden durch die ungewohnte Arbeit aktiviert und haben dies auf<br />
ihre Art und Weise zum Ausdruck gebracht, auch diejenigen die im Stationsleben<br />
ansonsten schwer motivierbar sind, haben viel Energie und Zeit in das Projekt<br />
investiert. Langschläfer wurden zu Frühaufstehern und waren stets pünktlich.<br />
Auch bei auftretenden Schwierigkeiten, wenn zum Beispiel der Aushub so<br />
schwer war und an Stelle des erwarteten Mutterbodens nur Schotter zu Tage<br />
kam, gaben die Patienten nicht auf. Sie überlegten, an wen sie sich wenden<br />
mussten, um den Mutterboden zu bekommen und betrieben ihr Vorhaben weiter.<br />
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LVR-Klinik-Bedburg-Hau ###<br />
Patienten, die vorher nicht in den Garten kamen, nutzen ihn nun. Sie setzen sich<br />
zum Beispiel an den Teich, um dort die Ruhe zu genießen.<br />
Der <strong>Fort</strong>schritt im Wachstum der Blumen und Kräuter wurde von den Patienten<br />
aufmerksam verfolgt. Durch das Berühren der Kräuter nahmen sie die Duftstoffe<br />
auf ihren Händen wahr. Sie stellten fest, dass die Intensität des Duftes stärker<br />
wurde, je näher ihre Hand der Nase kam.<br />
Durch den Umgang mit verschiedenen Duftpflanzen und Kräutern haben die Patienten<br />
ihre eigenen Erfahrungen erweitern können, z. B. im Rahmen des therapeutischen<br />
Kochens mit Kräutern oder als Teeaufguss.<br />
Über die Wahrnehmung der Düfte hinaus wollten einige Patienten wissen, welche<br />
weitere Verwendung Kräuter haben. Die Patienten wurden von einer Mitarbeiterin<br />
des Pflege- und Erziehungsdienstes über die Anwendungsmöglichkeiten<br />
von Heilkräutern aufgeklärt.<br />
Die Benutzung des Barfußweges war <strong>für</strong> einige Patienten ein ungewohntes aber<br />
angenehmes Erlebnis.<br />
Durch die Arbeit im Projekt waren die Patienten ausgeglichener und ihre Impulsivität<br />
ging zurück. Sie freuten sich über ihre Erfolge, teilten dies mit und sahen<br />
sich in vielem bestätigt.<br />
Der Sinnesgarten war immer wieder Thema in den Stationsversammlungen und<br />
in Gesprächen der Patienten untereinander.<br />
Auch in den Visiten informierten die Patienten über die anfallenden Arbeiten<br />
und die Ergebnisse, die sie erzielt hatten.<br />
Die Bereitschaft, im Stationsalltag Verantwortung zu übernehmen, wurde durch<br />
das Projekt gefördert.<br />
Viele der Patienten bewegten sich im Garten und vertieften diese Erfahrungen.<br />
Sie konnten ihre Entdeckungen mit kindlicher Freude kundtun.<br />
Es war schön, zu beobachten, wie sich durch diese Aktivitäten die Interaktion<br />
zwischen den Patienten und zum Pflegepersonal änderte.<br />
7 Dokumentation des Gruppengeschehens<br />
Das beobachtbare Gruppengeschehen beziehungsweise feststellbare Veränderungen<br />
einzelner Patienten wurde regelmäßig dokumentiert.<br />
Im Verlauf des Projektes wurden weitere Ideen und Vorschläge eingebracht. Dies<br />
hatte zur Folge, dass die Arbeit im Sinnesgarten im kommenden Frühjahr weitergeführt<br />
wird.<br />
8 Auswirkungen des Projektes mit besonderem Augenmerk auf einen Patienten<br />
Ich möchte Herrn M. wie folgt beschreiben:<br />
Er wirkte still, in sich gekehrt, immer unnahbar und gekränkt. Er sprach oft Beschwerden<br />
aus, ließ sich nichts sagen und ging seinen eigenen Weg. Herr M. lehnte<br />
jegliche Mitarbeit an therapeutischen Maßnahmen ab.<br />
Im Vorfeld des Projektes zeigte Herr M. Interesse an einer Beteiligung und äußerte<br />
sich wie folgt: „Jetzt mache ich endlich etwas Sinnvolles.“<br />
Während des gesamten Projektverlaufes war eine Veränderung an Herrn M. zu beobachten,<br />
die ich hier kurz beschreiben möchte:<br />
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LVR-Klinik-Bedburg-Hau ###<br />
Herr M. hat sich seine Aufgaben selbst gestellt, die er schnell und nicht immer im<br />
Sinne der Gruppe durchführte. Eine Korrektur seiner Vorgehensweise war nicht<br />
möglich, da es seinerseits Tätigkeiten abbrach und er sich aus dem Gruppengeschehen<br />
herauszog. Anfangs beteiligte er sich er erst nach 1 bis 2 Tagen wieder an<br />
den Arbeiten, später wurden die Zeiträume seiner Rückzüge immer kürzer.<br />
Es konnte eine Entspannung seiner Mimik und Körperhaltung beobachtet werden.<br />
In der Kommunikation zu Mitpatienten und Personal zeigte Herr M. deutliche <strong>Fort</strong>schritte,<br />
er suchte das Gespräch mit diesen und ließ sich auf Gespräche ein. Er beteiligte<br />
sich immer mehr am Stationsalltag und die Anzahl seiner Beschwerden nahm<br />
ab.<br />
Therapeutische <strong>Fort</strong>schritte waren ebenfalls beobachtbar. Herr M. führt mittlerweile<br />
Einzelgespräche mit der zuständigen Psychologin, nimmt auch an der Sporttherapie<br />
in der Gruppe sowie an der Dramatherapie teil. Selbst die Begutachtung durch einen<br />
externen Gutachter ließ er zu, was bisher nicht möglich war.<br />
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9 Anhang<br />
Im Anhang werden ausgewählte Fotos aus dem kontinuierlich mit „Fototerminen“<br />
begleiteten Projekt präsentiert.<br />
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LVR-Klinik-Bedburg-Hau Sinnesgarten<br />
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10<br />
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Bewerbung um den Pflegepreis der LVR Kliniken<br />
Gartengestaltung der Station 5<br />
- duftende Blühpflanzen gegen die Tristesse des Klinikalltages -<br />
LVR Klinik Köln Porz<br />
Yvonne Hilger und Maren Baur<br />
Gesundheits- und Krankenpflegerinnen<br />
LVR Klinik Köln- Porz<br />
Klinik <strong>für</strong> Forensische Psychiatrie<br />
Abt. Forensik 1<br />
Station 5<br />
Bewerbung Pflegepreis LVR<br />
LVR Klinik Köln Porz Station 5
- 2 -<br />
Kurze Vorstellung der Bewerberinnen und des Behandlungsrahmens:<br />
Wir, die Milieutherapeutinnen Frau Baur und Frau Hilger der Station 5 der Klinik <strong>für</strong><br />
forensische Psychiatrie und Psychotherapie in Köln, hegen schon seit dem Einzug in<br />
die Stationsräume den Wunsch unsere stationseigene Terrasse zu nutzen und den<br />
Garten freundlicher zu gestalten. Wir sind seit Klinikeröffnung ein Teil der neuesten<br />
LVR Klinik <strong>für</strong> Maßregelvollzug.<br />
Unser festes multiprofessionelles Team besteht aus 14 Pflegekräften, einem<br />
Stationsarzt, einer Psychologin, einer Oberärztin, einem Chefarzt, sowie einem<br />
Sozialarbeiter, zwei Ergotherapeutinnen und drei Arbeitstherapeuten.<br />
Anlass zu diesem Projekt gibt ein schöner Frühlingstag in der LVR Klinik Köln-Porz,<br />
an welcher die Tristesse des gesamten Geländes deutlich wird, die Sonne scheint<br />
außerhalb der Mauern, innerhalb dessen sieht das Gelände trostlos und grau aus.<br />
Genutzt wird der stationseigene Garten von den Patienten der Station 5, untergebracht<br />
nach dem § 63 StGB.<br />
Ausgelegt <strong>für</strong> die geschlossene Unterbringung von 22 Patienten werden hier<br />
Persönlichkeitsstörungen, Intelligenzminderung und Psychosen, laut ICD-10, nach<br />
aktuellen Methoden behandelt.<br />
Übersicht über das Planungsobjekt<br />
Die Klinik<br />
Der Neubau der Maßregelvollzugsklinik in Köln Porz, der im September 2009 in<br />
Betrieb genommen wurde, gehört zur LVR Klinik Köln. Die Klinik verfügt über 150<br />
Behandlungsplätze, die auf sieben Stationen verteilt sind. Träger der Einrichtung ist<br />
der Landschaftsverband Rheinland.<br />
Die forensische Abteilung in Köln Porz ist auf die Sicherung und Therapie psychisch<br />
kranker Straftäter gemäß § 63 StGB, vorwiegend aus Köln und dem Kölner Umland,<br />
ausgerichtet.<br />
Lage des Gartens<br />
Der Garten befindet sich innerhalb des gesicherten Bereiches der Klinik in einem<br />
Wasserschutzgebiet.<br />
Unsere Station befindet sich im Erdgeschoss des Gebäudeteils C und ist durch eine<br />
weiß gekennzeichnete Linie vom anderen Teil des Geländes abgegrenzt.<br />
Bewerbung Pflegepreis LVR<br />
LVR Klinik Köln Porz Station 5
Ziel des Projektes:<br />
- 3 -<br />
Das Ziel dieses Projektes ist die Gestaltung des Gartens, welche den Ansprüchen<br />
und Bedürfnissen der zukünftigen Nutzer, den Patienten, gerecht werden soll, er soll<br />
ein stationsinterner Treffpunkt zum Austausch und verweilen werden.<br />
Die Verwirklichung dieses Zieles setzt Kenntnis über die Ansprüche und Bedürfnisse<br />
der Patienten voraus, wobei diese nach einer Umfrage ihre Wünsche einbringen<br />
konnten, welche nach Möglichkeiten, u.a. der Sicherheit wegen, erfüllt werden<br />
können. Es ist daher notwendig, allgemeine Ansprüche und Bedürfnisse zu<br />
erkennen. Diese lassen sich zum Teil aus den charakteristischen Verhaltensweisen<br />
und Stimmungen eines Krankheitsbildes ableiten. Aus dem geringen zur Verfügung<br />
stehenden Bewegungsraum und dem permanenten und unfreiwilligen<br />
Zusammensein mit anderen Patienten entstehen Bedürfnisse, die es bei der<br />
Gestaltung des Gartens zu berücksichtigen gilt.<br />
Gerade <strong>für</strong> einen Klinikgarten ist es nahe liegend, therapeutische Möglichkeiten, die<br />
im oder gerade durch den Freiraum möglich sind, zu integrieren. Dabei gilt es zu<br />
klären, wie und durch welche Faktoren es möglich ist, dem Garten eine<br />
therapeutische Wirkung zu geben.<br />
Das Ziel bei der Gestaltung des Gartens <strong>für</strong> die psychiatrische Klinik ist es, das<br />
Wohlbefinden der Patienten zu steigern. Zum Wohlergehen eines Menschen gehört<br />
sowohl die Stimulation des Körpers, als auch des Geistes. Darum soll der Garten zur<br />
Entspannung einladen, aber auch durch verschiedene Angebote zur Tätigkeit<br />
animieren, dabei dazu anregen den Körper wieder bewusst zu erfahren und die<br />
menschlichen Sinne gezielt wahrzunehmen, wozu u.a. eine Duftecke geplant ist.<br />
Der Garten soll durch mehrere Blumenbeete vom restlichen Gelände abgeteilt<br />
werden. Verwendet werden sollen Pflanzen, die bereits auf dem Klinikgelände<br />
vorhanden sind, um den Garten in die Umgebung zu integrieren. Bevorzugt sollen<br />
Bäume und Sträucher gepflanzt werden, die zu jeder Jahreszeit besonders schöne<br />
optische Reize bieten. Frühjahrblüher oder Bäume mit einer besonders schönen<br />
Herbstfärbung verdeutlichen auf besonders schöne Weise die Jahreszeit und fördern<br />
somit ein natürliches Zeitempfinden.<br />
Zu den einzelnen Bereichen des Gartens soll auch ein Ruhebereich gehören, der in<br />
erster Linie Erholung und Entspannung in angenehmer Umgebung bieten soll. Die<br />
Sitzmöbel werden von den Patienten selbst zusammen mit der Arbeitstherapeutin in<br />
der Arbeitstherapie Holz hergestellt werden. Der Grillplatz und die Sitzmöglichkeiten<br />
machen auch Aktivitäten in der Gruppe möglich.<br />
Bewerbung Pflegepreis LVR<br />
LVR Klinik Köln Porz Station 5
Planung<br />
Der Duftgarten:<br />
- 4 -<br />
Es ist unbestritten, dass Pflanzen positiv auf die Psyche wirken. Ein schön<br />
gestalteter Grünraum kann als zusätzlicher Lebensraum in unserem Umfeld<br />
angesehen werden: Ein Raum, den wir aufsuchen um zu entspannen, Energie zu<br />
tanken oder um uns einfach an den Eindrücken zu erfreuen, die durch Duft, Farbe<br />
oder sonstige Reize hervorgerufen werden. Der Geruchssinn ist einer unser<br />
ursprünglichsten Sinne, er beeinflusst unsere Stimmung und Gefühle, kaum etwas<br />
wirkt intensiver und unmittelbarer als Düfte. Ein Duft erzeugt Gefühle, noch bevor er<br />
bewusst klassifiziert wird, was daran liegt, dass der Geruchssinn die Reize zuerst<br />
ungefiltert ins Gehirn übermittelt, ohne dass weitere Nervenzellen dazwischen<br />
geschaltet sind. Duftstoffe wirken vor allem auf das limbische System, also auf jenen<br />
Teil des Gehirns, der Gefühle, Erinnerungen und Sexualität steuert. Erst im zweiten<br />
Schritt werden Düfte im Gehirn mit bestimmten Erinnerungen und Erfahrungen<br />
verknüpft. Diese Assoziationen prägen die individuell unterschiedliche<br />
Wahrnehmung, ob ein Duft als positiv oder negativ empfunden wird. Einige Düfte<br />
wirken auf den menschlichen Organismus beruhigend oder anregend. Der<br />
Geruchssinn ist ein wahres Wunderwerk der Natur, denn er kann rund 10.ooo<br />
verschiedene Düfte unterscheiden, im Gegensatz zum Geschmackssinn, der nur fünf<br />
unterschiedliche Geschmacksrichtungen kennt. Früher schon machte sich der<br />
Mensch Düfte <strong>für</strong> Heilzwecken zunutze, und auch heute gewinnt die Aromatherapie<br />
eine erneut immer größer werden Popularität.<br />
Bei der Auswahl sollte daher beachtet werden, dass die Duftpflanzen ihre Aromen zu<br />
unterschiedlichen Tages- und Nachtzeiten und in verschiedenen Reichweiten<br />
entfalten. Es empfiehlt sich deshalb, auf mehreren Ebenen zu pflanzen (am Boden,<br />
in Hand- und Nasenhöhe, über den Kopf). Die ätherischen Öle der Duftpflanzen<br />
entfalten sich am besten an sonnigen und windstillen Plätzen.<br />
Kräutergarten:<br />
Der Kräuteranbau im Garten ist ein sinnliches Vergnügen. Beim Gärtnern rücken die<br />
Alltagsprobleme in weite Ferne. Die frische Luft und die Bewegung tun gut und die<br />
Pflanzen verwöhnen in ihrer ganzen Pracht mit Duft, Farben und leckerer, gesunder<br />
Nahrung. Das kleine Gartenparadies ist <strong>für</strong> viele Menschen ein wichtiger Ruhepol der<br />
den unverzichtbaren Ausgleich schafft. Darüber hinaus können die ergärtnerten<br />
Kräuter natürlich <strong>für</strong> weitere pflegtherapeutische Aktivitäten wie Kochgruppen o.ä.<br />
genutzt werden.<br />
Welche Kräuter <strong>für</strong> den Kräuter- und Duftgarten?<br />
Basilikum ist Gewürz- und Heilkraut zugleich und wird beim Kochen zur Verfeinerung<br />
von Soßen, Salaten und zur Herstellung von Pesto verwendet. Basilikum gedeiht am<br />
besten an einem sonnigen Standort in einem lockeren Boden.<br />
Lavendel ist wegen seines intensiven Duftes und der schönen lila Farbe sehr beliebt.<br />
Lavendel wird beim Kochen als Würzmittel <strong>für</strong> Fisch-, Fleisch- und Eintopfgerichte<br />
verwendet. Darüber hinaus wird Lavendel zum Desinfizieren und als Einschlafhilfe in<br />
Form von kleinen Duftbeutelchen benutzt. Am besten gedeiht Lavendel an einem<br />
sonnigen Standort in einem trockenen, sandigen Boden, so wie dem hier<br />
vorhandenen.<br />
Bewerbung Pflegepreis LVR<br />
LVR Klinik Köln Porz Station 5
- 5 -<br />
Oregano gehört zu den beliebtesten Würzkräutern. Er wird zur Verfeinerung von<br />
Tomatengerichten, Soßen, Pizza und <strong>für</strong> andere italienische Rezepte verwendet.<br />
Das mehrjährige Gewürzkraut gedeiht am besten an einem sonnigen, warmen<br />
Standort in einem trockenen Boden. Oregano sollte während der Blüte geerntet<br />
werden, da das intensive Aroma in getrockneter Form bewahrt werden kann.<br />
Schnittlauch verfeinert Salate, Soßen, Suppen und passt sehr gut als Beilage zu<br />
Quark und Rühreiern. Die mehrjährige Zwiebelpflanze gedeiht am besten an einem<br />
sonnigen bis halbschattigen Standort in einem feuchten Boden und sollte feucht<br />
gehalten werden.<br />
Rosmarin hat einen sehr intensiven, aromatischen Geruch und einen harzigen, leicht<br />
bitteren Geschmack, es passt hervorragend zu Fleisch oder Kartoffeln.<br />
Dill ist eine vielseitig verwendete Gewürzpflanze. Er wird <strong>für</strong> Salate verwendet, in<br />
Saucen auf Grundlage von Salatöl, Joghurt, Quark und in Gewürzbutter ist Dill<br />
beliebt und als Brotaufstrich geeignet. Weiters dient er auch zum Würzen von Fisch-<br />
und Fleischspeisen.<br />
Weitere geplante Pflanzen <strong>für</strong> unseren Kräuter- und Duftgarten sind Petersilie, Salbei<br />
und Thymian.<br />
Gartenmöbel:<br />
Die Patienten sollen so viel wie möglich in Eigenarbeit leisten. So werden die<br />
Gartenmöbel, zusammen mit der Arbeitstherapeutin, in der Holz AT gefertigt. Die<br />
Arbeitstherapie als stationsübergreifendes Angebot ermöglicht den Patienten einen<br />
möglichst frühen, niedrigschwelligen Einstieg in die Arbeit.<br />
Durch den therapeutischen Einsatz von Arbeit wird der Versorgungscharakter der<br />
Klinik abgeschwächt und Mitarbeit und Verantwortungsbewusstsein der Patienten<br />
werden gefördert. Die Fähigkeiten, Talente und Ideen der Patienten können mit<br />
fachlicher Hilfestellung der Arbeitstherapeuten eingesetzt werden, um den<br />
momentanen Lebensraum zu verschönern.<br />
Dies ist das bevorzugte Modell (Picknicktisch), welches nach Fertigung in der Holz<br />
AT in Betonfundamenten gesichert wird.<br />
Bewerbung Pflegepreis LVR<br />
LVR Klinik Köln Porz Station 5
Pflegerische Leistung Planung:<br />
- 6 -<br />
Patienten: Zusammen mit dem zuständigen Pflegepersonal wurde die Terrasse<br />
ausgemessen und eine Skizze angefertigt, die einen Überblick über den zu<br />
gestaltenden Raum geben soll. Gewünscht werden von den Patienten der Station<br />
zwei Sitzgruppen, damit im Sommer mit der gesamten Station kleine<br />
Veranstaltungen (Grillen, Gesprächsgruppen) veranstaltet werden können.<br />
Darüber hinaus haben sich die Patienten überlegt, dass 2 Tische, 4 Bänke und ein<br />
paar Stühle benötigt werden, welche in der Arbeitstherapie und somit auch von<br />
Patienten der Station hergestellt werden sollen.<br />
Pflegeteam/ Milieutherapeutinnen: Mit den Patienten zusammen wird eine Skizze<br />
erstellt, um die genaue Umsetzung anschaulich zu gestalten. Zusammen wird nach<br />
passenden Möbel gesucht, die in der AT Holz angefertigt werden können. Die<br />
Milieutherapeutinnen der Station besprechen mit den einzelnen Berufsgruppen die<br />
Umsetzung des Projektes. Geplant wird weiterhin das Anlegen eines Duftgartens und<br />
eines Kräuterbeetes. Da<strong>für</strong> müssen zusammen mit der Gartentherapeutin passende<br />
Pflanzen gefunden und bestellt werden.<br />
Sicherheitsbeauftragter: Fragestellung, ob Gartenmöbel aus Sicherheitsaspekten<br />
erlaubt seien. Laut Sicherheitsbeauftragtem sind folgende Dinge zu beachten:<br />
- Tische & Bänke sind so zu sichern, dass diese nicht endmontiert und als Kletterhilfe<br />
genutzt werden können.<br />
- Die Tische / Bänke / Pflanzenkübel sollte so massiv gebaut werden, dass der<br />
Transport durch Personen (2) nicht zu bewältigen ist.<br />
- Die Maße der Tische (ca.: 180 x 200 x 75) sollten zudem nicht überschritten werden.<br />
- Sicherung der einzelnen Brettersysteme (Tische, Bänke, Pflanzkübel), sodass diese<br />
nicht endmontiert werden können<br />
- Bei der Montage der Befestigungen muss darauf geachtet werden, dass diese nur<br />
mit besonderen Werkzeugen demontiert werden können.<br />
- Die Befestigung am Boden muss gesichert werden.(Betonfundament?)<br />
Zu klären ist noch, ob ein Holzkohlegrill genutzt werden darf.<br />
Arbeitstherapie Holz: Mit der Arbeitstherapeutin ist abklären, ob die Umsetzung von<br />
2 Sitzgruppen und Pflanzkübeln durchführbar ist. Materialkosten?<br />
Arbeitstherapie Garten: Zusammen mit der Arbeitstherapeutin aus dem<br />
Gartenbereich wird die Umsetzung des Duftgarten und des Kräuterbeetes geplant.<br />
Arbeitstherapie Metall: Wenn ein Grill erlaubt ist, muss geklärt werden, ob dieser<br />
zusammen mit den Patienten in der Metall AT hergestellt werden kann.<br />
Dieser Grill soll so gestaltet werden, dass er ohne großen Aufwand auch <strong>für</strong> andere<br />
Stationen oder z.B. bei einem Sommerfest genutzt werden kann (Schwenkgrill).<br />
Bewerbung Pflegepreis LVR<br />
LVR Klinik Köln Porz Station 5
Pflegerische Leistung Durchführung:<br />
1. Arbeitseinheit im Garten 18.08.2010<br />
- 7 -<br />
Anwesend: Frau Baur und 6 Patienten<br />
Arbeitsmaterial: 3 Pickeln, 2 Spaten und 1 Schubkarre<br />
Arbeit: Abtragen der Grasnarben<br />
Anfänglich waren 3 Patienten sofort bereit, mit den Gartenarbeiten anzufangen.<br />
Zusammen wurden in der Garten AT die passenden Geräte <strong>für</strong> die Arbeit geliehen.<br />
Die Patienten zeigten sich dabei motiviert und freuten sich auf die bevorstehende<br />
Arbeit. Die Garten AT hat momentan Urlaub und so haben die Patienten eine andere<br />
Gelegenheit sich zu verausgaben.<br />
2 Patienten übernahmen die Leitung und teilten ihre Mitpatienten in die Arbeit ein.<br />
Hr. Schu., Mitglied in der Garten AT, war mit dem Umgang der Arbeitsmaterialien<br />
vertraut und konnte Tipps bei der Handhabung geben.<br />
Hr. Po war früher in einer Friedhofsgärtnerei beschäftigt, er war zusätzlich mit den<br />
Arbeitsmaterialien vertraut und konnte seinen Mitpatienten ebenfalls Tipps und<br />
Hilfestellungen geben.<br />
Es wurde zusammen mit den Patienten 1 ½ Stunden im Garten gearbeitet. Die<br />
Motivation bei den einzelnen Patienten war gleich bleibend hoch.<br />
2. Arbeitseinheit im Garten 19.08.2010<br />
Anwesend: Frau Baur und 6 Patienten<br />
Arbeitsmaterial: 2 Pickeln, 2 Spaten, 1 Heugabel und 2 Schubkarre<br />
Arbeit: Abtragen der Grasnarben<br />
Zusammen mit 4 Patienten wurde in der Garten AT das passende Arbeitsmaterial <strong>für</strong><br />
heute zusammengetragen. Auf Wunsch der Patienten wurden 2 Schubkarren<br />
bereitgestellt, um einen schnelleren Abtransport der abgetragenen Grasnarben zu<br />
gewährleisten.<br />
Wie in der vorherigen Arbeitseinheit übernahmen Hr. Schu und Hr. Po die Einteilung<br />
der Patienten und erklärten den richtigen Umgang mit den Arbeitsgeräten.<br />
Alle Patienten waren, bis auf eine Ausnahme, die gesamte Arbeitseinheit anwesend.<br />
In der heutigen Arbeitseinheit wurde die Feinabstimmung vorgenommen, das<br />
Blumenbeet erhielt konkrete Formen, welche mit Hilfe des Spaten durchgeführt<br />
wurden. Die restlichen Grasnarben wurde beseitig.<br />
Auch heute wurden 1 ½ Stunden im Garten gearbeitet.<br />
Besprechung mit den Patienten bezüglich der Bepflanzung:<br />
Die Gartengruppe hat Ableger ihrer Pflanzen zur Verfügung gestellt. Zusammen<br />
wurden diese mit der Gartengruppe und Patienten unserer Station gepflanzt.<br />
Zusätzlich sollten sich die Patienten überlegen, welche Pflanzen sie pflanzen<br />
möchten. Es können nur Pflanzen verwendet werden, die eine nicht giftige oder<br />
berauschende Wirkung haben.<br />
Bewerbung Pflegepreis LVR<br />
LVR Klinik Köln Porz Station 5
- 8 -<br />
Ideen der Patienten:<br />
- Lavendel<br />
- Oleander<br />
- weitere Kräuter<br />
- duftende Pflanzen<br />
Ein Mitpatient fertig im Rahmen seiner Ergotherapie kleine Holztafeln an, welche mit<br />
dem Namen der jeweiligen Pflanze beschriftet werden. Dies ermöglichst den<br />
Patienten das Aussehen und den Duft der jeweiligen Pflanze zu zuordnen und später<br />
wieder zu erkennen.<br />
Auswertung und Ausblick:<br />
Zusammen mit den Patienten wurde die Planung erstellt, Beete angelegt, mit Hilfe<br />
der Garten AT Duft- und Blühpflanzen (Rosmarin, Currykraut, Thymian, Lavendel,<br />
Sonnenblumen, Pfefferminze, Korkenzieherweide, Hibiskus, Erdbeeren, Sedum,<br />
Margeriten u.a.) gepflanzt, sowie Holzschilder zur Benennung der Pflanzen in der<br />
Ergotherapie hergestellt.<br />
Nun warten wir noch auf die Fertigstellung, sowie Montage der Picknicktische und<br />
des Grills und natürlich auf das kommende Frühjahr, um den Garten das erste Mal in<br />
seiner vollen Pracht bewundern und nutzen zu können.<br />
Der Garten war vor dem Start des Projektes sehr trist und wenig einladend. Seit die<br />
ersten Pflanzen im Beet gepflanzt sind, wird der Garten häufig durch die Patienten<br />
genutzt, zusammen mit dem Pflegeperson wird dort nun Frisbee oder Volleyball<br />
gespielt.<br />
An diesen Freizeitaktivitäten nehmen sogar die Patienten teil, die sonst schwer zu<br />
motivieren waren. Es macht allen sichtlich Spaß den gemeinsam gestalteten Garten<br />
zu nutzen. Für den Sommer werden schon viele neue Ideen gesammelt. Die<br />
Patienten wünschen sich weitere Aktivitäten im Garten, wie z.B. Badminton oder<br />
gemeinsames Grillen.<br />
Bewerbung Pflegepreis LVR<br />
LVR Klinik Köln Porz Station 5
- 9 -<br />
Impressionen<br />
Bewerbung Pflegepreis LVR<br />
LVR Klinik Köln Porz Station 5
- 10 -<br />
Bewerbung Pflegepreis LVR<br />
LVR Klinik Köln Porz Station 5
Schülertreff<br />
Angaben zur Person Köln, den 10.01.2011<br />
Name: Nathalie Dickersbach<br />
Geburtstag: 23.09.1974<br />
Familienstand: ledig<br />
Kinder: 1 Tochter, geb. 02/2009<br />
Adresse: Auf dem Knöpp 65, 51145 Köln<br />
Telefon: 02203-292070 o. 0177-2607955<br />
Ausbildung: 1995-1998 Ausbildung zur Krankenschwester an der<br />
Wilhelm-Griesinger Schule <strong>für</strong> Aus- und <strong>Fort</strong>bildung in<br />
Pflegeberufen, LVR Klinik Köln<br />
Praxisanleiterweiterbildung, LVR Klinik Bonn<br />
Sommer 2009 Bachelor of science in Pflegewissen-<br />
schaft an der Katholischen Hochschule Köln<br />
seit WS 2009/2010 Masterstudiengang in Pflegepäda-<br />
gogik an der Katholischen Hochschule Köln, voraus-<br />
sichtlicher Abschluß Master of science im SS 2011<br />
Tätigkeit: 09/1998 – 09/2000 Tätigkeit als Krankenschwester auf<br />
Station 30, LVR Klinik Köln<br />
10/2000 – 03/2001 Krankenschwester im Antonius<br />
Krankenhaus, Köln Bayenthal<br />
seit 04/2001 Krankenschwester auf Station 30, LVR<br />
Klinik Köln<br />
Dozententätigkeit an der Wilhelm-Griesinger Schule <strong>für</strong><br />
Aus- und <strong>Fort</strong>bildung in Pflegeberufen, LVR Klinik Köln<br />
Ich arbeite auf einer akut geschlossenen Aufnahmestation der LVR Klinik Köln.<br />
Hier werden Menschen mit akuten, schweren psychischen Störungen behandelt,<br />
die wegen Selbst- oder Fremdgefährdung vorübergehend eine intensive Therapie<br />
unter geschützten Bedingungen benötigen. Die Diagnostik und Therapie erfolgt<br />
1
multiprofessionell in einem Team von Ärzten, Psychologen, Pflegern sowie Ergo-<br />
und Bewegungstherapeuten. Die medikamentöse Behandlung erfolgt evidenzbasiert<br />
nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Sozialen<br />
Problemlagen wird im Rahmen des individuellen Behandlungsplanes unter<br />
Hinzuziehung des Sozialdienstes begegnet. Ziel ist die möglichst rasche<br />
Stabilisierung und Besserung der Symptomatik, die eine Überleitung in die offene<br />
stationäre, teilstationäre oder ambulante Versorgung ermöglicht.<br />
Auf dieser Station bin ich u.a. mit der Anleitung von Gesundheits- und Krankenpflegeschülern<br />
1 betraut. Im Rahmen dieser Tätigkeit und der Weiterbildung zur<br />
Praxisanleiterin reifte in mir der Gedanke einen „Schülertreff“ einzurichten. Nach<br />
der Entwicklung eines Konzeptes <strong>für</strong> den „Schülertreff“ reichte ich dieses bei dem<br />
Ideenmanagement der Klinik ein. Nach einer Be<strong>für</strong>wortung meiner Idee erhielt ich<br />
die Möglichkeit ab dem Jahre 2007 den „Schülertreff“ regelmäßig stattfinden zu<br />
lassen.<br />
Für die Zeit der Veranstaltung bin sowohl ich, in der Funktion der Moderatorin, als<br />
auch die Schüler von der Stationsarbeit freigestellt, soweit sich dies mit der<br />
Arbeitsbelastung auf den Einsatzstationen der Schüler vereinbaren lässt.<br />
Die LVR Klinik Köln stellt <strong>für</strong> diverse somatische Krankenhäuser aus der<br />
Umgebung Einsatzstellen <strong>für</strong> Gesundheits- und Krankenpflegeschüler zur Verfügung.<br />
Die Einsatzzeit der Schüler variiert zwischen 4 und 8 Wochen. Oftmals werden<br />
diese Schüler ohne vorherigen Psychiatrie- und Pharmakologieunterricht (im<br />
speziellen Neuroleptika) bzw. ohne irgendwelche Vorkenntnisse/Vorerfahrungen in<br />
unserer Klinik eingesetzt. Dies bringt unter Umständen einige Probleme mit sich:<br />
Meine Erfahrung zeigt, dass die Gesundheits- und Krankenpflegeschüler oft sehr<br />
motiviert und interessiert sind viel über die Akutpsychiatrie zu erfahren und zu<br />
lernen. Gleichzeitig aber sowohl große Unsicherheit, Unbehagen bis hin zu Angst<br />
im Umgang und in der Arbeit mit psychisch kranken Menschen bestehen.<br />
Das Krankenpflegegesetz (KrPflG) vom 16.07.2003 sieht vor, dass die<br />
Praxisanleitung durch die Einrichtungen durch Absatz 2 Satz 3 sicherzustellen ist.<br />
Durch Krankheitsausfälle, Urlaub oder hohes Arbeitsaufkommen auf der<br />
Einsatzstation kann es aber leider immer wieder zu Lücken in der<br />
Anleitung/Begleitung kommen.<br />
Des weiteren habe ich beobachtet, dass Schüler sich oftmals nicht trauen,<br />
auftretende Probleme, Sorgen, Nöte, Fragen auf der Station anzusprechen und<br />
zu thematisieren.<br />
Gerade bei Einsätzen auf Akut-Aufnahmestationen/geschlossenen Stationen<br />
kommt es sowohl zu fremdaggressivem, bedrohlichem Verhalten der Patienten<br />
(bis hin zu Fixierungssituationen) als auch zu Akut-Eigengefährdenden Situationen<br />
mit Suizidversuchen bzw. vollendetem Suizid der Patienten. Dies sind Vorfälle, die<br />
<strong>für</strong> die Schüler völlig neue Situationen darstellen, mit denen sie bisher meist noch<br />
nicht konfrontiert worden sind und als Angst machend empfunden werden,<br />
Unsicherheiten aufkommen lassen, Gefühle des eigenen Versagens hervorrufen<br />
können und viele Fragen und Gesprächsbedarf implizieren. Die Nachsorge der<br />
Schüler auf den Stationen kommt leider oft zu kurz. Es ist weder ausreichend Zeit<br />
diese Dinge mit examiniertem Personal besprechen zu können, noch haben sie<br />
1 Im weiteren Verlauf wird zur Vereinfachung immer die männliche Form genannt.<br />
2
die Gelegenheit ihre Erfahrungen mit anderen Gesundheits- und Krankenpflegeschülern<br />
austauschen zu können.<br />
Externe Schüler werden am Tag ihres ersten Einsatzes von einem Mitarbeiter der<br />
IBF in Empfang genommen. Bei dieser Gelegenheit erhalten sie einen Flyer mit<br />
der Einladung zum „Schülertreff“ und den geplanten Terminen. Ebenfalls sind die<br />
Stationsleitungen und Praxisanleiter der Klinik über die aktuellen Termine informiert<br />
und sie erhalten den Flyer per mail, mit der Bitte diesen zusätzlich auf den<br />
Stationen auszuhängen.<br />
Ablauf eines „Schülertreffs“:<br />
• Regelmäßige Treffen, freitags 13.oo bis 14.3o Uhr in der<br />
Krankenpflegeschule der LVR Klinik Köln<br />
• Eingeladen sind alle Schüler, die zur Zeit in der Klinik eingesetzt sind<br />
(sowohl externe, als auch interne Gesundheits- und Krankenpflegeschüler)<br />
• Bei jedem Treffen wird nach der Befindlichkeit der Teilnehmer<br />
gefragt, aktuelle Anlässe und Wünsche <strong>für</strong> die Treffen werden<br />
besprochen. Je nach Aussagen der Gesundheits- und<br />
Krankenpflegeschüler/innen ist es möglich, die Treffen flexibel zu<br />
gestalten. Bei keinerlei Anliegen bzw. Wünschen wird auf ein<br />
vorbereitetes Thema zurückgegriffen, ansonsten werden aktuelle<br />
Vorschläge, Fragen und Probleme aufgegriffen und besprochen.<br />
Wünschenswert ist dabei ein reger Austausch und Diskussion aller<br />
Teilnehmenden.<br />
Mögliche Themen zur Gestaltung des „Schülertreffs“ sind:<br />
* offene Stunde – „Supervision“ („Wie erlebe ich die Psychiatrie?“, „Wovor habe<br />
ich Angst?“, „Schwierige Patienten“, Probleme auf Station etc.)<br />
* Gewalt + Aggression<br />
* Fixierung (Theoretisch, Praktisch mit Demonstration am Fixierbett, Erleben der<br />
Situation „Ich bin fixiert“ – was macht das mit mir ?)<br />
* Suizid- und Suizidprophylaxe<br />
* Besuch einer geschlossenen Station<br />
* Psychose<br />
* Suchterkrankungen<br />
* Depression/Manie<br />
* Borderline-Erkrankung (mit Demonstration eines „Erste-Hilfe-Skill-Koffer“ und<br />
Ausprobieren einzelner Skills)<br />
* Snoozeln – Theoretisch und praktisch<br />
* Gestaltung des „Schülertreff“ durch andere Praxisanleiter aus dem Haus mit<br />
Schwerpunktthemen der Einzelnen<br />
Zu den einzelnen Themen werden den Teilnehmern Hand-outs ausgeteilt. Als<br />
weitere Medien und Methoden sind power-point-präsentationen, Flip-Chart,<br />
Overhead-Projektionen, Rollenspiele (z.B. beim Thema „Stimmen hören“ in der<br />
Psychose) u.v.m. zu nennen.<br />
3
Praxisanleiter der Klinik sind eingeladen, den Schülertreff“ mitzuorganisieren bzw.<br />
selber den „Schülertreff“ zu gestalten. Dieses Projekt wurde den Praxisanleitern<br />
des Hauses auf einem Praxisanleitertreffen vorgestellt. Leider wurde dies noch<br />
nicht von anderen Praxisanleitern genutzt.<br />
Auf Wunsch der Schüler steht die Leiterin diesen auch telefonisch bzw. durch<br />
Besuch auf der Station beratend und unterstützend zur Seite.<br />
Erhoffte und wünschenswerte Ziele des „Schülertreffs“:<br />
• Umsetzung einer Theorie-Praxis-Verzahnung<br />
• Verbesserung der Qualität der praktischen Ausbildung<br />
• Austausch mit anderen Schülern<br />
• Den Gesundheits- und Krankenpflegeschüler/innen wird eine Wertschätzung<br />
durch die Einrichtung eines „Schülertreffs“ zu Teil und<br />
gleichzeitig wird <strong>für</strong> sie transparent, dass sie nicht mit ihren Problemen<br />
allein gelassen werden.<br />
• Auftretende Probleme frühzeitig erkennen und abwenden können. Diese<br />
auf „neutralem“ Boden vertraulich besprechen zu können. Bei Wunsch der<br />
Teilnehmenden könnte der Moderator/die Moderatorin die Probleme,<br />
Sorgen, Wünsche an die PDL bzw. die Station weitergeben und eine<br />
vermittelnde Position einnehmen.<br />
Die Teilnehmerzahl variiert, je nach Anzahl der eingesetzten Schüler im Hause.<br />
Bislang war der „Schülertreff“ eine offene Veranstaltung, zu der jeder ohne<br />
Voranmeldung kommen konnte. Im folgenden eine Aufstellung über die<br />
Teilnehmerzahl bei den letzten Veranstaltungen:<br />
Datum Teilnehmerzahl<br />
14.09.2007 7<br />
28.09.2007 8<br />
12.10.2007 5<br />
26.10.2007 6<br />
09.11.2007 6<br />
23.11.2007 7<br />
18.01.2007 6<br />
25.01.2007 9<br />
08.02.2007 7<br />
22.02.2007 8<br />
07.03.2007 0<br />
28.03.2007 9<br />
11.04.2008 3<br />
25.04.2008 5<br />
08.10.2010 3<br />
22.10.2010 0<br />
05.11.2010 12<br />
03.12.2010 5<br />
4
Am Ende eines „Schülertreffs“ wird bei den Teilnehmern eine Evaluation zur<br />
Gestaltung und Sinnhaftigkeit der Veranstaltung durchgeführt. Der Evaluationsbogen<br />
ist beigefügt.<br />
Fazit<br />
Insgesamt ist die Ressonanz der Schüler durchweg sehr positiv auf die<br />
Veranstaltungen und kann von Ihnen, laut Evaluationsbogen, weiterempfohlen<br />
werden. Weiterhin ist zu bemerken, dass auch hausinterne Gesundheits- und<br />
Krankenpflegeschüler ein großes Interesse gezeigt haben und ebenfalls am<br />
„Schülertreff“ teilgenommen haben.<br />
Für die Zukunft ist allerdings geplant, die Schüler zu bitten, eine Zusage bei<br />
Teilnahmewunsch per mail über outlook an mich zu richten. In Kooperation mit der<br />
IBF der Klinik erhalte ich von dieser die Einsätzpläne der Schüler <strong>für</strong> die Klinik, so<br />
dass mir immer bekannt ist, wie viele Gesundheits- und Krankenpflegeschüler sich<br />
im Haus befinden. Da ich die Termine an meinen Dienstplan angepasst plane und<br />
die Treffen Freitags stattfinden, kann es sein, dass sich an diesem Tag nicht so<br />
viele Schüler im Dienst befinden. Um dem entgegenzuwirken, dass nur einige<br />
wenige bzw. gar keine Schüler am „Schülertreff“ teilnehmen können, ist es sinnvoll<br />
im Vorfeld abzuklären, ob zu den angebotenen Terminen Interesse besteht bzw.<br />
ob Kapazitäten <strong>für</strong> eine temporäre Freistellung der Schüler auf den Stationen vorhanden<br />
sind.<br />
In den Treffen wurde deutlich, dass viele Schüler ein großes Mitteilungsbedürfnis<br />
über die erlebten Situationen auf den Einsatzstationen haben und sich nach einer<br />
kurzen Kennenlern-Phase schnell öffnen konnten und in den Dialog getreten sind.<br />
Der Austausch mit anderen Schülern wird als sehr positiv und interessant<br />
empfunden.<br />
Auch <strong>für</strong> mich als Leiterin des „Schülertreffs“ gab es immer wieder neue<br />
Erkenntnisse und Anregungen durch die Gesundheits- und Krankenpflegeschüler,<br />
die ich als Impulse mit in meine praktische Arbeit nehmen konnte.<br />
Die Praxis hat gezeigt, das vorbereitete Themen meist gar nicht „in Anspruch<br />
genommen“ werden, bzw. nur peripher tangiert werden, da es sich bei den<br />
Zusammenkünften um dynamische Prozesse handelt und durch die Teilnehmer<br />
selbst gestaltet werden.<br />
Von externen Schülern wird immer wieder betont, das sie sich wünschen würden,<br />
dass ihr Einsatz innerhalb der Psychiatrie, länger als geplant ist.<br />
5
LVR Klinik Bonn<br />
Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />
Multiprofessionalität nutzen<br />
-Diagnostik und Behandlung menschlicher<br />
Reaktionen auf kognitive Störungen-<br />
Der Beitrag der Pflege in der<br />
Memory Clinic<br />
Marion Frings, Rita Löbach, Helga Rehbach<br />
Gerontopsychiatrisches Zentrum<br />
LVR-Klinik Bonn
LVR Klinik Bonn<br />
Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />
Aufbau eines Gerontopsychiatrischen Zentrums<br />
Tagesklinik<br />
M.F rings, R. Löbach, H. Rehbach<br />
Klinik am Tag - über Nacht und am Wochenende zuhause - die Gerontopsychiatrische<br />
Tagesklinik verbindet spezialisierte Therapie mit dem gewohnten Lebensumfeld.<br />
Gerontopsychiatrische <strong>Institut</strong>sambulanz<br />
Psychische Erkrankungen im höheren Lebensalter folgen anderen Gesetzen als in jungen Jahren -<br />
besondere Krankheitsbilder brauchen besondere Therapeuten.<br />
Memory Clinic (Gedächtnisambulanz)<br />
Wenn das Gedächtnis nachlässt, kann das Zeichen einer schweren<br />
Erkrankung sein - muss aber nicht - die Mitarbeiter der Memory Clinic geben Antworten.<br />
Altenberatung<br />
Durch die "Untiefen" von rechtlichen und sozialen Fragen braucht es<br />
zuverlässige Lotsen - die Altenberatung hilft.
LVR Klinik Bonn<br />
Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />
Ziele eines Gerontopsychiatrischen Zentrums<br />
•Prävention, Behandlung, Rehabilitation und Pflege von psychisch<br />
kranken alten Menschen mit einem multiprofessionellen Team<br />
•Bindeglied zwischen stationären und nichtstationären<br />
Einrichtungen<br />
•Zusammenarbeit zwischen anderen Einrichtungen<br />
•Aus-, <strong>Fort</strong>- und Weiterbildung<br />
M.F rings, R. Löbach, H. Rehbach
LVR Klinik Bonn<br />
Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />
Arbeitsschwerpunkte des Gerontopsychiatrischen Zentrums<br />
der Rheinischen Kliniken Bonn<br />
• Behandlung von Menschen über 65 Jahren mit komplexen<br />
psychiatrischen Erkrankungen<br />
• Behandlung gerontopsychiatrisch erkrankter Menschen in<br />
Pflegeheimen<br />
• Durchführung von multiprofessionellen / pflegerischen<br />
Fallbesprechungen inklusive Pflegediagnostik u. -dokumentation<br />
• Früherkennung dementieller Erkrankungen (MC)<br />
• Pflegeüberleitung nach einem stationären Aufenthalt<br />
• Gruppenpsychotherapie und Nachsorge<br />
• Angebote <strong>für</strong> Angehörige von Patienten (Beratung; Gruppe;<br />
Schulung)<br />
• Durchführung von <strong>Fort</strong>bildungen zu gerontopsychiatrischen<br />
Themen (Vorträge; <strong>Fort</strong>bildungsreihe)<br />
M.F rings, R. Löbach, H. Rehbach
LVR Klinik Bonn<br />
Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />
Die Memory Clinic des GPZ<br />
Klärung bei Verdacht auf eine demenzielle Erkrankung durch<br />
Ausschluss anderer Ursachen <strong>für</strong> die Beeinträchtigungen des<br />
Gedächtnisses, beispielsweise durch…<br />
• andere Erkrankungen<br />
• Einfluss von Medikamenten<br />
• Dehydration<br />
• ……………<br />
M.F rings, R. Löbach, H. Rehbach
LVR Klinik Bonn<br />
Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />
Berufsspezifische Beiträge in der Memory Clinic<br />
M.F rings, R. Löbach, H. Rehbach<br />
Neuropsychologische<br />
Testung<br />
Medizinische<br />
Diagnostik<br />
(Therapie)<br />
Sozialberatung<br />
Pflegediagnostik<br />
(Behandlung)
LVR Klinik Bonn<br />
Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />
M.F rings, R. Löbach, H. Rehbach<br />
Das Memory Clinic Team:
LVR Klinik Bonn<br />
Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />
M.F rings, R. Löbach, H. Rehbach<br />
Ablaufschema einer Behandlung in der<br />
Memory Clinic<br />
siehe PDF-Datei
LVR Klinik Bonn<br />
Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />
M.F rings, R. Löbach, H. Rehbach<br />
Beispiel eines Befundberichts<br />
siehe PDF-Datei
LVR Klinik Bonn<br />
Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />
Aufgaben der Pflegefachfrauen in der Memory Clinic<br />
„Pflege ist die Diagnose und Behandlung menschlicher Reaktionen<br />
auf vorhandene oder potenzielle Gesundheitsprobleme“<br />
(ANA Pflegedefinition)<br />
Mitwirkung bei der medizinischen Diagnostik<br />
Einschätzung der Alltagskompetenz der Patienten bei der<br />
Demenzdiagnostik des Arztes / Psychologen<br />
Durchführung des Pflegeprozesses<br />
Pflegeassessment, Pflegediagnostik und ggfs. individuelles,<br />
pflegerisches Behandlungsangebot an Pat. Angehörige<br />
M.F rings, R. Löbach, H. Rehbach
LVR Klinik Bonn<br />
Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />
Pflegeassessment Ablauf<br />
Gemeinsame Anamneseerhebung<br />
im Diagnoseteam mit Arzt / Psychologe<br />
ausführliches, strukturiertes Anamnesegespräch mit<br />
Pat. und Angehörigen<br />
Krankenbeobachtung des aktuellen Zustands des<br />
Patienten während des Gesprächs<br />
(Verhalten, Befinden, Kommunikations-, Merk-,<br />
Wahrnehmungsfähigkeit, Stimmung, Konzentration, Vigilanz)<br />
M.F rings, R. Löbach, H. Rehbach
LVR Klinik Bonn<br />
Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />
Pflegeassessment Ablauf<br />
Getrenntes Angehörigengespräch<br />
nur mit Einverständnis des Patienten!<br />
räumlich getrennt im Büro der Pflegefachfrau<br />
fremdanamnestische Ergänzung der Pflegeanamnese<br />
Focusassessment Alltagskompetenz<br />
ggfs. Erfassung der subjektiven Belastung des<br />
M.F rings, R. Löbach, H. Rehbach<br />
betreuenden / pflegenden Angehörigen
LVR Klinik Bonn<br />
Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />
M.F rings, R. Löbach, H. Rehbach<br />
Assessmentinstrumente<br />
• Pflegeanamnesebogen n. NANDA<br />
• Bayer ADL-Skala (B-ADL)<br />
• IADL-Skala<br />
• Häusliche Pflegeskala (HPS)
LVR Klinik Bonn<br />
Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />
Assessmentinstrument:<br />
Pflegeanamnesebogen n. NANDA<br />
1. Gesundheitsförderung 10. Lebensprinzipien<br />
2. Ernährung 11. Sicherheit / Schutz<br />
3. Ausscheidung 12. Wohlbehagen<br />
4. Aktivität / Ruhe 13. Wachstum / Entwicklung<br />
5. Perzeption / Kognition<br />
6. Selbstwahrnehmung<br />
7. Rolle / Beziehungen<br />
8. Sexualität<br />
9. Coping / Stresstoleranz<br />
M.F rings, R. Löbach, H. Rehbach
LVR Klinik Bonn<br />
Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />
Assessmentinstrument: Bayer –ADL-Skala (B-ADL)<br />
• Skala zur Erfassung von Beeinträchtigungen der<br />
Alltagskompetenz bei älteren Patienten<br />
• Zielgruppe sind zuhause lebende Patienten mit „leichter<br />
kognitiver Störung „MCI“ oder leichtem, bis mittelgradigem<br />
Demenzsyndrom<br />
• die Skala wird von einem Angehörigen bearbeitet, der den<br />
Patienten hinreichend gut kennt<br />
• die Skala enthält 25 Fragen, die sensitiv sind <strong>für</strong> kognitive<br />
Beeinträchtigungen und die inhaltlich einen großen Bereich von<br />
Aktivitäten abdecken, deren Ausübung ein unabhängiges leben<br />
gewährleistet<br />
M.F rings, R. Löbach, H. Rehbach
LVR Klinik Bonn<br />
Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />
Assessmentinstrument: IADL – Skala n. Lawton und Brody<br />
• Fremdanamnestisches Verfahren zur Erfassung der instrumentel-<br />
len Alltagskompetenz<br />
• Auflistung von Tätigkeitsbereichen und Einschätzung, ob diese<br />
selbständig ausgeführt werden<br />
• Darin erhobene Fähigkeiten sind bei Demenzerkrankungen früh<br />
beeinträchtigt<br />
• Liefert wichtige Zusatzinformationen zu neuropsychologischen<br />
Testergebnissen, da das individuelles Ausgangsniveau als<br />
Vergleichsmaßstab herangezogen wird<br />
M.F rings, R. Löbach, H. Rehbach
LVR Klinik Bonn<br />
Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />
Assessmentinstrument:<br />
Häusliche Pflegeskala (HPS) (E. Gräßel)<br />
• Skala zur Erfassung der subjektiven Belastung bei betreuenden<br />
oder pflegenden Angehörigen<br />
• Die Skala verschafft rasch einen Überblick über die Dringlichkeit und<br />
Ansatzpunkte des Entlastungsbedarfs<br />
• Sichert die Verdachts-Pflegediagnose „Rollenbelastung des<br />
Pflegenden“<br />
Frau Frings stellt den HPS detailliert vor.<br />
M.F rings, R. Löbach, H. Rehbach
LVR Klinik Bonn<br />
Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />
Pflegediagnostik und Pflegeziele<br />
• Übergeordnetes Pflegeziel ist die Bewahrung, Förderung und<br />
gegebenenfalls Wiederherstellung von individuellem, relativem<br />
Wohlbefinden und Selbstbestimmung des Patienten und die<br />
Unterstützung der pflegenden Angehörigen<br />
• Individuelle Pflegeziele und Interventionen werden<br />
gemeinsam mit Patienten / Angehörigen vereinbart<br />
M.F rings, R. Löbach, H. Rehbach
LVR Klinik Bonn<br />
Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />
Taxonomiebereich<br />
Gesundheitsförderung<br />
Häufige (Verdachts-)Pflegediagnosen<br />
Pflegediagnosetitel<br />
Beeinträchtigte Haushaltsführung<br />
Unwirksames Therapiemanagement<br />
Ernährung Risiko eines unzureichenden Flüssigkeitsvolumens<br />
Ausscheidung<br />
Aktivität / Ruhe Selbst<strong>für</strong>sorgedefizite; Schlafstörung;<br />
Beschäftigungsdefizit<br />
Perzeption /<br />
Kognition<br />
Selbstwahrnehmung<br />
Rolle /<br />
Beziehungen<br />
M.F rings, R. Löbach, H. Rehbach<br />
Beeinträchtigte Gedächtnisleistung; Chronische<br />
Verwirrtheit; Gestörte Denkprozesse; Beeinträchtigte<br />
verbale Kommunikation<br />
Risiko d. Machtlosigkeit; Situationsbedingt, bzw.<br />
Chronisch geringes Selbstwertgefühl<br />
Rollenbelastung des Pflegenden; Beeinträchtigte<br />
soziale Interaktion
LVR Klinik Bonn<br />
Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />
Taxonomiebereich<br />
Sexualität<br />
Coping /<br />
Stresstoleranz<br />
Lebensprinzipien<br />
Sicherheit /<br />
Schutz<br />
Wohlbehagen<br />
Wachstum /<br />
Entwicklung<br />
Häufige (Verdachts-)Pflegediagnosen ff<br />
M.F rings, R. Löbach, H. Rehbach<br />
Pflegediagnosetitel<br />
Angst; Behindernde familiäre Bewältigung;<br />
Unwirksames Verleugnen<br />
Risiko einer Verletzung
Setting<br />
(Wo?)<br />
Methode<br />
(Wie?)<br />
Inhalt<br />
(Was?)<br />
LVR Klinik Bonn<br />
Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />
Optionale Pflegeinterventionen<br />
Patient Angehörige<br />
• Pflegesprechstunde<br />
• Hausbesuch(e*)<br />
• Aktivität(en*)<br />
(* bei längerfristiger Behandlung)<br />
• Beratungsgespräch<br />
• Entlastendes Gespräch<br />
• Gemeinsames<br />
Tun /Anleitung<br />
/Begleitung<br />
• ABC-Motto (n. Powell)<br />
• Personenzentrierte Interaktionen<br />
(n. Kitwood)<br />
M.F rings, R. Löbach, H. Rehbach<br />
• Pflegesprechstunde<br />
• Offene Gruppe f. Angehörige<br />
• Schulungsreihe f. Angehörige*<br />
• Beratungsgespräch<br />
• Entlastendes Gespräch<br />
• Gruppenberatung, -austausch<br />
Vortrag /Gruppenarbeit /Rollenspiel<br />
• ABC- Motto (n. Powell)<br />
• Personenzentrierte Interaktionen<br />
(n. Kitwood)
Inhalt<br />
(Was?)<br />
LVR Klinik Bonn<br />
Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />
Optionale Pflegeinterventionen ff<br />
Patient Angehörige<br />
NICs:<br />
• Aufbau einer therapeutischen<br />
Beziehung<br />
• Demenzmanagement<br />
• Aktives Zuhören<br />
• Selbstwertgefühl stärken<br />
• Medikamentenmanagement<br />
• Verlegungsstress reduzieren*<br />
• Hoffnung geben<br />
M.F rings, R. Löbach, H. Rehbach<br />
NICs:<br />
• Demenzmanagement /<br />
Körperpflege<br />
• Aktives Zuhören<br />
• Selbstwertgefühl stärken<br />
• Verlegungsstress reduzieren*<br />
• Trauer erleichtern<br />
• Hoffnung geben<br />
• Medikamentenmanagement
LVR Klinik Bonn<br />
Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />
M.F rings, R. Löbach, H. Rehbach
LVR Klinik Bonn<br />
Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />
Offene Gruppe <strong>für</strong> Angehörige von Menschen mit<br />
Demenz<br />
Offene Gruppe<br />
<strong>für</strong> Angehörige<br />
von Menschen mit Demenz<br />
fachlich begleitet<br />
M.F rings, R. Löbach, H. Rehbach<br />
Wer ist angesprochen?<br />
Wer gestaltet die<br />
Gruppe?<br />
Wann/Wo findet die<br />
Gruppe statt?
LVR Klinik Bonn<br />
Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />
Ablauf eines Gruppenabends<br />
• Begrüßung / Vorstellungsrunde<br />
• Formulierung von Themenwünschen oder<br />
Fragen<br />
• Gespräche zu den gewünschten Themen<br />
• Abschlussrunde<br />
M.F rings, R. Löbach, H. Rehbach
LVR Klinik Bonn<br />
Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />
Erwartungen der Angehörigen an die Gruppe<br />
• Erweitern von Wissen über die Krankheit und therapeutische<br />
Möglichkeiten zur Behandlung<br />
• Verbessern des Verständnisses <strong>für</strong> das Verhalten des Erkrankten<br />
• Anregungen das eigenen Verhalten dem des Erkrankten anzupassen<br />
• Emotionale Entlastung durch Schilderung der eigenen Situation<br />
• Informationen zur Bewältigung praktischer Pflegeprobleme<br />
• Informationen zu Leistungen der Kranken- und Pflegeversicherung /<br />
rechtlichen Aspekten<br />
• Informationen zu Alternativen der häuslichen Versorgung<br />
• Informationen über Entlastungsmöglichkeiten / Betreuungsangebote<br />
M.F rings, R. Löbach, H. Rehbach
LVR Klinik Bonn<br />
Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />
Ziele des Angebotes aus Sicht der<br />
Ambulanzmitarbeiter/-innen<br />
• Unterstützung der Angehörigen im Umgang mit<br />
ihrem erkrankten Familienmitglied<br />
• Verbesserung der Lebensqualität <strong>für</strong><br />
Angehörige und <strong>für</strong> den Erkrankten<br />
• Vermittlung von Informationen zum<br />
Versorgungssystem<br />
M.F rings, R. Löbach, H. Rehbach
LVR Klinik Bonn<br />
Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />
M.F rings, R. Löbach, H. Rehbach
LVR Klinik Bonn<br />
Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />
Hilfe beim Helfen<br />
M.F rings, R. Löbach, H. Rehbach<br />
Wer ist<br />
angesprochen?<br />
Worum geht es?<br />
Wie gehen wir vor?
LVR Klinik Bonn<br />
Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />
Wer ist angesprochen?<br />
Pflegende/betreuende Angehörige oder Bezugspersonen von<br />
Patienten im Frühstadium einer Alzheimer Demenz<br />
> Ziel ist eine möglichst<br />
homogene Teilnehmergruppe<br />
Die Teilnehmerakquise findet wöchentlich in der MC-Team-<br />
Konferenz statt und wird schriftlich erfasst<br />
M.F rings, R. Löbach, H. Rehbach
LVR Klinik Bonn<br />
Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />
Worum geht es ?<br />
Programminhalte<br />
M.F rings, R. Löbach, H. Rehbach
LVR Klinik Bonn<br />
Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />
Wie gehen wir vor?<br />
• Die Schulungsreihe „Hilfe beim Helfen“ ist in sieben Module<br />
eingeteilt, die jeweils 2 Stunden beanspruchen<br />
• Die Module bauen aufeinander auf<br />
• Anhand eine Power-Point-Präsentation wird gemeinsam das<br />
jeweilige Thema besprochen und ggf. durch Beiträge aus<br />
dem Alltag der Teilnehmer erörtert.<br />
• Zusätzlich erhält jede/r Teilnehmer/in zur jeweiligen<br />
Veranstaltung ein Skript, um zuhause nachlesen zu können.<br />
M.F rings, R. Löbach, H. Rehbach
LVR Klinik Bonn<br />
Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />
Daten/Fakten<br />
Die Schulungsreihe wird jährlich von der <strong>Institut</strong>sambulanz<br />
der LVR-Klinik Bonn (PIA) angeboten<br />
seit 2003 findet mindestens 1x jährlich eine Schulungsreihe<br />
statt<br />
gestaltet und moderiert wird sie von einer Pflegefach-<br />
expertin und einem Sozialarbeiter<br />
2011 wird erstmalig mit Hilfe des HPS eine Evaluation bzgl.<br />
der Effektivität der Schulungsreihe erhoben<br />
M.F rings, R. Löbach, H. Rehbach
LVR Klinik Bonn<br />
Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />
HPS- Häusliche Pflege Skala (n. Gräßel)<br />
• ermittelt das subjektive Belastungsniveau familiärer<br />
Pflegepersonen,<br />
denn das Belastungsniveau beeinflusst:<br />
• die Verhaltensweise der Pflegeperson<br />
• die körperliche Beschwerden der Pflegeperson<br />
• und die Dauer der häuslichen Pflegesituation<br />
• Durch eine Wiederholungsbefragung lässt sich die<br />
Wirksamkeit von Hilfsmaßnahmen/Interventionen<br />
beurteilen<br />
• Dauer der Beantwortung durch Ankreuzen ca. 5-10 Min.<br />
M.F rings, R. Löbach, H. Rehbach
LVR Klinik Bonn<br />
Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />
M.F rings, R. Löbach, H. Rehbach
LVR Klinik Bonn<br />
Gerontopsychiatrisches Zentrum / Memory Clinic<br />
Vielen Dank <strong>für</strong> Ihre Aufmerksamkeit<br />
M.F rings, R. Löbach, H. Rehbach