Implementierung der Aromapflege im Benevit ... - Connexia

Vjekoslava POSAVEC
Implementierung der Aromapflege im
Benevit Sozialzentrum „Weidach“ in
Bregenz
Abschlussarbeit
Karl-Franzens-Universität Graz
MSc Mario Wölbitsch
2012

Ehrenwörtliche Erklärung
Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne fremde Hilfe
verfasst, andere als die angegebenen Quellen nicht benutzt und die den Quellen wörtlich oder
inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe. Die Arbeit wurde bisher
in gleicher oder ähnlicher Form keiner anderen inländischen oder ausländischen Prüfungsbe-
hörde vorgelegt und auch noch nicht veröffentlicht. Die vorliegende Fassung entspricht der
eingereichten elektronischen Version.
Tag. Monat. Jahr* Unterschrift
*Zutreffendes bitte auswählen bzw. ergänzen – rot dargestellten Text entfernen

Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis ....................................................................................................... 6
1 Einleitung ...................................................................................................................... 7
2 Implementierung der Aromapflege im Benevit Sozialzentrum Weidach in
Bregenz ................................................................................................................................. 8
3 Definition Aromapflege / Aromatherapie ................................................................ 11
3.1 Aromapflege ....................................................................................................... 11
3.2 Aromatherapie ..................................................................................................... 12
4 Wirkungsweisen der Aromapflege ............................................................................ 12
5 Ätherische Öle ............................................................................................................. 13
5.1 Beschreibung Ätherischer Öle ............................................................................ 13
5.1.1 Bergamotte .............................................................................................. 13
5.1.2 Lavendel .................................................................................................. 14
5.1.3 Orange ..................................................................................................... 15
6 Fette Pflanzöle und Mazerate .................................................................................... 16
6.1 Johanniskrautöl (Mazerat)................................................................................... 17
6.2 Süßes Mandelöl ................................................................................................... 18
6.3 Olivenöl ............................................................................................................... 19
7 Pflanzenfette ................................................................................................................ 20
8 Hydrolate ..................................................................................................................... 20
9 Reispulver .................................................................................................................... 21
10 Wirkung die Ätherischen Öle über die Geruchssinn und über die intakte Haut . 21
10.1 Wirkung über Atmung ........................................................................................ 21
10.2 Wirkung über intakte Haut .................................................................................. 22
11 Anwendungsmöglichkeiten ätherischer Öle über den Geruchssinn und über die
intakte Haut ....................................................................................................................... 23
11.1 Anwendungsmöglichkeit über den Geruchssinn................................................. 23
11.1.1 Objekte zur Raumbeduftung ................................................................... 24
3

11.1.1.1 Duftlampe ................................................................................ 24
11.1.1.2 Aromastream – Aromaventilator ............................................. 24
11.1.1.3 Duftleuchten ............................................................................ 24
11.1.1.4 Duftbrunnen ............................................................................ 25
11.1.1.5 Mikrovernebler ........................................................................ 25
11.1.1.6 Thermoduftstein – Aromastone ............................................... 25
11.1.1.7 Duftsteine aus Terrakotta ........................................................ 25
11.1.1.8 Raumsprays – Airsprays ......................................................... 25
11.1.2 Inhalationen ............................................................................................. 25
11.1.2.1 Trockeninhalation ................................................................... 25
11.1.2.2 Wasserdampf-Inhalation ......................................................... 26
11.2 Anwendungsmöglichkeit über die intakte Haut .................................................. 26
11.2.1 Aromatische Bäder .................................................................................. 26
11.2.1.1 Vollbad .................................................................................... 28
11.2.1.2 Fußbad ..................................................................................... 28
11.2.1.3 Sitzdampfbad ........................................................................... 28
11.2.2 Waschungen ............................................................................................ 28
11.2.3 Hautpflege ............................................................................................... 29
11.2.4 Einreibungen ........................................................................................... 29
11.2.5 Streichungen ............................................................................................ 29
11.2.6 Wickel und Kompressen ......................................................................... 30
12 Fachsprache in der Aromapflege .............................................................................. 30
13 Gesetzliche Grundlagen der Aromapflege ............................................................... 30
14 Qualitätskriterien ....................................................................................................... 32
14.1 Pflegequaltät durch Fort- und Weiterbildungen.................................................. 32
14.2 Qualitätskriterien Ätherischer Öle ...................................................................... 32
14.3 Umgang mit Aromapflegeprodukten .................................................................. 34
14.3.1 Hygienerichtlinien bei Aromapflegeprodukten ....................................... 34
14.3.2 Haltbarkeit Aromapflegeprodukten ........................................................ 34
- Hochempfindliche ätherische Öle ........................................... 35
- Mittelempfindliche ätherische Öle .......................................... 35
- Langlebige ätherische Öle ....................................................... 35
4

14.3.3 Lagerung Aromapflegeprodukten ........................................................... 35
14.3.4 Dosierungsempfehlungen ........................................................................ 35
14.4 Sicherheit in der Aromapflege ............................................................................ 36
14.4.1 Einsatz von Aromapflegeprodukten ........................................................ 36
14.4.2 Pflegeanamnese ....................................................................................... 36
14.4.3 Einverständniserklärung .......................................................................... 37
14.4.4 Hautverträglichkeitstest ........................................................................... 37
14.4.5 Erste Hilfe bei Unfällen oder Anwendungsfehlern ................................. 37
14.4.5.1 Bei Kontakt von ätherischem Öl mit Augen ........................... 37
14.4.5.2 Bei verschlucken von ätherischen Ölen .................................. 37
14.4.5.3 Bei allergischen Reaktionen der Haut ..................................... 37
15 Schlussfolgerung ......................................................................................................... 38
Literaturverzeichnis .......................................................................................................... 40
5

Abkürzungsverzeichnis
DGKS – Diplomierte Gesundheits und Krankenschwester
AVO – Arzt Verordnung
EBN - Evidance based Nursing
bzw. – beziehungsweise
z.B. – zum Beispiel
ev. – eventuell
6

1 Einleitung
Das Sozialzentrum Weidach in Bregenz bietet 84 Langzeitpflegeplätze und 16 Wohnungen
für Betreutes Wohnen. In „Weidach“ beschäftigen wir über achtzig Mitarbeiter, größten-
teils in der Pflege, welche auf drei Stationen aufgeteilt sind. Jeder Wohnbereich verfügt
über eine eigene Küche, einen gemeinsamen Speiseraum, ein Wohnzimmer und eine Ter-
rasse.
Ab Mai 2012 wollen wir die Aromapflege schrittweise im Benevit Sozialzentrum „Wei-
dach“ einführen. Wir legen nämlich großen Wert darauf, dass sich unsere Bewohner wohl
fühlen und auf die Bedürfnisse der Bewohner eingegangen wird.
Im Rahmen meiner Ausbildung „Case- und Care-Management mit integriertem Mittlerem
Pflegemanagement“ wurde ich mit dem Thema Projektmanagement konfrontiert. So kam
ich auf die Idee, Aromapflege im Benevit Sozialzentrum „Weidach“ einzuführen.
Deswegen habe ich mit unserem Heimleiter einige Gespräche geführt. Er war von meiner
Idee begeistert und gab mir den Auftrag, die Aromapflege zu implementieren. Nebenbei
hat auch DGKS Blazenka Thoma, unsere Aromapflege-Expertin, das Projekt sehr begrüßt
und mich dabei unterstützt.
Jetzt stellt sich für mich die Forschungsfrage: Wie kann das Konzept Aromapflege in das
Benevit Sozialzentrum Weidach implementiert werden und welche Aspekte müssen dabei
beachtet werden?
Das Ziel meiner Arbeit ist es, die Aromapflege erfolgreich und nachhaltig in den Pflegeall-
tag zu integrieren.
Um das Projekt umzusetzen, stütze ich mich hauptsächlich auf zwei Methoden: Erstens auf
Literaturrecherchen und zweitens auf eine „Aromapflege-Kerngruppe“.
Einerseits geht es in dem Projekt darum, den Begriff Aromapflege abzuklären, Wirkungs-
weisen und Anwendungsmöglichen der Aromaöle darzustellen, Qualitätskriterien darzu-
stellen und gesetzliche Bestimmungen einzuhalten. Andererseits will ich ein tragfähiges
Konzept erarbeiten, um die Aromapflege im Sozialzentrum Weidach zu implementieren.
7

2 Implementierung der Aromapflege im Benevit Sozial-
zentrum Weidach in Bregenz
Zur erfolgreichen Implementierung der Aromapflege im Benevit Sozialzentrum Weidach
haben wir zunächst eine Aromapflege-Kerngruppe gebildet. In dieser Kerngruppe bilden
unser Heimleiter/Pflegedienstleiter, die Stationsleiterin der Dementenstation, die Stations-
leiterinnen im ersten und zweiten Stock sowie eine Mitarbeiterin, die die Ausbildung zur
Aromaexpertin macht, ein Team.
In Zusammenarbeit mit dieser Aromapflege-Kerngruppe habe ich einige Denkansätze und
Konzepte ausgearbeitet. Unsere Aufgabe und unser Wille ist es, Aromapflege in dem be-
reits bestehenden Pflegesystem zu integrieren.
Anfangs habe ich zur Durchführung des Projekts die Genehmigung unseres Heimleiters
eingeholt. Heimleiter Dorin Limbean war von meiner Idee begeistert. Die Genehmigung
zur Einführung der Aromapflege im Sozialzentrum Weidach hat er sehr begrüßt und mir
die Genehmigung gerne erteilt.
Daraufhin konnte ich weitere Schritte in Angriff nehmen. Dazu gehörte die intensive Re-
cherche in der Fachliteratur und die Konsultation mit unserer in Ausbildung befindlichen
Aromaexpertin. Als nächstes stand die Bildung eines Arbeitskreises auf dem Programm. Er
ist für die Organisation und Qualitätskontrolle, Integration der Aromapflege in die beste-
henden hausinternen Standards, stetige Weiterentwicklung und Umsetzung im größeren
Rahmen verantwortlich.
a) Gründung einer Aromapflege-Kerngruppe: Sie wird aus der Heimlei-
tung/Pflegedienstleitung, allen 3 Stationsleitungen und der Aromaexpertin gebildet.
Wir treffen uns 1x monatlich.
Unsere Strukturen:
- Leitung (Verantwortung liegt bei Aromaexpertin)
- Schriftführung (Protokoll über jede Sitzung)
- Moderation (Mediator bei Unstimmigkeiten)
- Maßnahmen (konkrete Aufgabenverteilung, zeitlicher Rahmen)
- Idee (Vorschläge und mögliche Umsetzung, W-Fragen)
- Listenverwaltung (Zuständigkeit für Aromapflegeprodukte, für Aromapfle-
gerichtlinien, für Aromapflegestandards, Informationsblatt, …)
8

) Großgruppe: Zusätzlich zur Kerngruppe stoßen zu diesem Kreis die Aromapflege-
Anwenderinnen dazu. Das sind Mitarbeiterinnen aus allen drei Stationen, die einen
Basiskurs in Aromapflege absolviert haben. Ihre Aufgabe ist es, für einen konti-
nuierlichen Verbesserungsprozess zu sorgen, nur so ist eine positive Umsetzung
gewährleistet. Diese geschulten Mitarbeiterinnen, insgesamt sind es bisher pro Sta-
tion zwei, tragen Verantwortung dafür, dass auf den jeweiligen Stationen die Aro-
mapflege praktiziert wird. Die Großgruppe trifft sich halbjährlich. Schwerpunkte
dieser Sitzungen sind:
- Mitarbeiter (Feedback: wie geht es Mitarbeitern im Umgang mit Aromapf-
legeprodukten, Anwendungen und Probleme allgemein)
- Patientenfeedback (wird schriftlich erfasst und befindet sich auf Erfolgspro-
tokoll, wird bei den Sitzungen evaluiert. Abklären, wo es gut läuft und wo
Änderungsbedarf besteht)
- Weiterentwicklung des Wissenstandes (aufgrund Mitarbeiter- und Patienten-
feedback, zum Beispiel EBN) - Aromaexpertin
- Idee (Vorschläge und mögliche Umsetzung, W-Fragen)
Budgetabklärung: Welches Budget steht uns zur Verfügung (aufzeigen, dass Aromapflege
nicht teurer, sondern sogar etwas kostengünstiger sind als herkömmliche Pflegeprodukte)?
Diese Frage wird auf einer der nächsten Sitzungen geklärt. Es geht um den Zentraleinkauf
und den Kostenvergleich (Firma Arte Verde in Röthis und Löwen Apotheke Bregenz
[Preise + Angebote]). Der Heimleiter muss diesbezüglich noch Gespräche mit Firmen füh-
ren und ein passendes Angebot aushandeln. Die Kontrolle über Bestellungen und Qualität
sicherstellen übernimmt die Aromaexpertin.
Die Aufbewahrung der Aromapflegeprodukte haben wir organisiert, es steht ein eigenes
Lager im zweiten Stock zur Verfügung.
Zur Sicherstellung der Fachkompetenz und Qualität ist die Ausbildung des Personals wich-
tig. Um eine positive Umsetzung zu gewährleisten, haben wir sechs Mitarbeiter zu Basis-
seminaren geschickt, eine Mitarbeiterin macht zudem die Ausbildung zur Aromaexpertin.
Funktion dieser 7 Mitarbeiterinnen: Sie sollen Ansprechpartnerinnen für die Kolleginnen
sein, die Projektleitung auf den Stationen übernehmen und Informationen an das Team
weitergeben.
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Die Aromaexpertin soll die Organisation von Anwendungsseminaren für unser Pflegeper-
sonal übernehmen sowie während den Teamsitzungen das Personal schulen.
Folgende Schwerpunkte haben wir in der Kerngruppe festgelegt: Hautpflege und Einrei-
bungen, anregende Waschung, entspannende Waschung, Vollbad, Fußbad, Intertrigopro-
phylaxe, Raumbeduftung mit Duftlampe, Duftleuchte und Aromastream. Aus der wissen-
schaftlichen Fachliteratur haben wir entsprechende Standards und Richtlinien entwickelt
(siehe Kapitel 10 und 11, wo die Anwendungen näher beschrieben werden). Wir haben
darauf geachtet, dass die Aromapflege in die bereits bestehenden hausinternen Pflegestan-
dards integriert wird.
In der Kerngruppe haben wir ferner beschlossen, mit einer kleinen Auswahl von Aromapf-
legeprodukten Schritt für Schritt zu beginnen: ätherische Öle (Bergamotte, Lavendel,
Orange), fette Pflanzenöle und Mazerate (Johanniskrautöl, Süßmandelöl und Olivenöl) und
Reispulver (siehe Kapitel 5 bis 9).
Im Sozialzentrum Weidach benutzen wir das Dokumentationsprogramm Care-Center, in
dem alle Berichte zum Thema Aromapflege gespeichert werden.
Information über Aromapflege: für Bewohner, Angehörige, Ärzte…
- Wir haben eine Infomappe für Mitarbeiter auf den Stationen ausgearbeitet, in der
sich Infos über Aromapflegeprodukte, Aromapflegestandards und Aromapflege-
Richtlinien befinden.
- In der Hausinfo-Mappe sind allgemeine Infos über das Haus. Zukünftig sollen sich
darunter auch Infos über Aromapflege im Sozialzentrum Weidach befinden.
- Ein Kick-off-Abend für Mitarbeiter und speziell auch für Bewohner wird durchge-
führt, wenn alle Vorbereitungen erledigt sind. Dies dürfte im Mai/Juni 2012 der
Fall sein.
- Im Eingangsbereich des Sozialzentrums Weidach wird jeden Monat in einer Info-
Ecke ein ätherisches Öl oder ein allgemeines Thema aus der Aromapflege vorges-
tellt. Unsere Aromaexpertin soll sich darum kümmern.
Anwendung im Rahmen des Pflegeprozesses:
- Pflegeanamnese wird obligatorisch von DGKS durchgeführt
- Einholen des Einverständnisses wird obligatorisch von DGKS durch-
geführt
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- Hautverträglichkeitstest wird obligatorisch von DGKS durchgeführt
- AVO wird obligatorisch von DGKS durchgeführt
- Pflegeplanung: wird obligatorisch von DGKS erstellt in Abstimmung
mit Aromakologin
- Durchführung: verordnete Maßnahme, Durchführungsnachweis
- Dokumentation nach jeder Anwendung: Bericht über Verlauf und
Hautverhältnisse
- Evaluierung: Auswertung der Resultate der Pflegemaßnahme
Der nächste Schritt ist die Implementierung der Aromapflege im Pflegealltag.
Für die erfolgreiche Umsetzung ist es sehr wichtig den Blickwinkel nicht zu verlieren. Das
bedeutet: im Zentrum sind unsere Bewohner (Anamnese-Erhebung, Patientenfeedback,
Qualitätssicherung und Dokumentation), dann kommt die Qualität (Kontaktpflege, Hygie-
ne, Sicherheitsdienst und Funktionseinheiten) und zum Schluss kommt EBN –Evidance
based Nursing (Evidenz basierte Krankenpflege). Der Sinn der EBN ist immer die beste
Intervention mit dem Ziel des höchsten Outcome für den Patienten.
In den folgenden Kapiteln möchte ich einige Aspekte vorstellen, die bei der Implementie-
rung der Aromapflege im Sozialzentrum Weidach eine wichtige Rolle spielen. Dabei stütze
ich mich auf internationale Experten der Aromapflege und wissenschaftliche Fachliteratur.
3 Definition Aromapflege / Aromatherapie
Was ist Aromapflege? Was ist Aromatherapie?
3.1 Aromapflege
„Die Aromapflege als komplementäre Pflegemethode ist ein Teil der Pflanzenheilkunde.
Sie orientiert sich an den individuellen Pflegeproblemen und Bedürfnissen der jeweiligen
Patientinnen im Sinne des Pflegeprozesses sowie deren Pflegediagnosen.
Die Aromapflege beschäftigt sich mit der Anwendung von 100% naturreinen ätherischen
Ölen, fetten Pflanzenölen, Hydrolaten, sowie den daraus hergestellten Pflegeprodukten.
Die Anwendung und Wirkung ätherischer Öle erfolgt über den Geruchssinn und über die
intakte Haut. Sie dient prophylaktischen und pflegerischen Maßnahmen.“ (Buch-
mayr/Deutsch/Fink 2007, S. 14).
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3.2 Aromatherapie
„Die Aromatherapie ist ein Teil der Phytotherapie und in Österreich den Ärzten vorbehal-
ten. Nach einer genauen Diagnosestellung erfolgt eine gezielte Therapie mit ätherischen
Ölen, fetten Pflanzenölen, Hydrolaten sowie den daraus hergestellten Produkten.
Die Anwendung erfolgt als Therapeutische Maßnahme über den Geruchssinn sowie über
die Haut und Schleimhaut. Auch die orale Anwendung und die Anwendung in Form von
Zäpfchen gehören zur Aromatherapie.“ (Buchmayr/Deutsch/Fink 2007, S. 14-15).
4 Wirkungsweisen der Aromapflege
Pflegeanwendungen, Prophylaxen, Gesundheitsberatungen, psychosoziale Betreuung etc.
fallen laut Gesundheits- und Krankengesetz in den eigenverantwortlichen Tätigkeitsbereich
des diplomierten Pflegepersonals.
Die Aromapflege bietet Pflegepersonal hiermit neue Möglichkeiten, den Bewohnern eine
Wohltat zu gewähren sowie ihnen dabei zu helfen, Beschwerden zu lindern.
Sie bietet laut Buchmayr/Deutsch/Fink zum Beispiel Möglichkeiten zur:
„Förderung der physischen und psychischen Gesundheit
Unterstützung der Körperhygiene
Erhaltung bzw. Verbesserung eines gesundes Hautbildes
Verbesserund der Atmung
Erleichterung von Bewegungsabläufen (z.B. bei Verspannungen, Zerrungen,…)
Unterstützung der Verdauung und Ausscheidung
Stärkung des Immunsystems
Unterstützung des Herz-Kreislaufsystem
Verbesserung von Ruhen und Schlafen
Förderung von Entspannung und Wohlbefinden
Förderung der eigenen Wahrnehmung
Verbesserung der Lebensqualität, besonders von schwer- und chronisch kranken
Menschen
Schaffung einer angenehme Raumatmosphäre“ (Buchmayr/Deutsch/Fink 2007, S.
16-17).
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5 Ätherische Öle
Ätherische Öle sind konzentrierte Auszüge aus Pflanzen oder Pflanzenteilen, die einen
identischen Geruch wie die Herkunftspflanze haben. „In der griechischen Philosophie
stand Äther für den Himmel, ätherisch meint auch zart und vergeistigt.“ (Hammelmann
2007, S 12).
Ätherische Öle sind fettlöslich und können in Mischungen mit Pflanzölen gut von der Haut
aufgenommen werden. Sie werden gewonnen durch: Kaltpressung, Destillationsverfahren
und Extraktionen.
5.1 Beschreibung Ätherischer Öle
Unser Aromapflege-Kernteam hat sich intensiv mit der Wirkungsweise verschiedener
Aromaöle beschäftigt. Diese Informationen sollten uns dazu dienen, die Aromaöle zielge-
richtet zur Prophylaxe und Gesundheitspflege einzusetzen. Aus der Vielzahl möglicher
Produkte haben wir uns schließlich darauf geeinigt, zunächst drei Aromaöle für die Pflege
einzusetzen. Wir sind nämlich der Meinung, dass diese drei ätherischen Öle für unsere
Bewohner eine sehr wohltuende Wirkung haben könnten.
5.1.1 Bergamotte
- „Lateinischer Name: Citrus aurantium var. Bergamia
- Pflanzenfamilie: Rutaceae (Rautengewächse)
- Herkunft: Ursprünglich stammt sie aus Asien, heute wird sie vor allem in Kalabrien
(Süditalien) kultiviert; weiters zu finden in Spanien, Südafrika, La Reunion und
Kalifornien.
- Gewinnungsmethode: Kaltpressung der grünen Fruchtschalen; aus ca. 200 kg ge-
winnt man 1 kg ätherisches Öl.
- Inhaltsstoffe: 30-45% Ester (v.a.Linalylacetat), 30-45% Monoterpene (v.a.(+) Li-
monen), 10-25% Monoterpenole (v.a.Linalool), 5% Cumarine (v.a.Furocumarine),
bis 5% Monoterpenaldehyde, bis 1% Sesquiterpene und Sesquiterpenole, in Spuren
Sesquiterpenketone und –aldehyde sowie aromatische Ester (Methylanthranilat),
geringe Spuren von anderen Stoffgruppen wie Indol und Jasmon.
- Duftprofil: frisch, fruchtig, lebhaft-warm.
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- Körperliche Wirkungen: antiseptisch, stark antibakteriell, antiviral, fibersenkend,
appetit- und verdauungsanregend, entzündungshemmend, epithelisierend, hautre-
generierend, juckreizlindernd, krampflösend.
- Psychische Wirkung: stimmungsaufhellend, stark antidepressiv, stresslösend, ent-
spannend, angstlösend, harmonisierend.
- Vorsichtsmaßnahmen: In Kombination mit warmen Wasser niedrig dosieren, da es
ansonsten zu Hautreizungen kommen kann.
- Bergamotte ist auf Grund der Inhaltsstoffe dem Lavendelöl sehr ähnlich (Linalyla-
cetat und Linalool) hautfreundlich und mild, die eine phototoxische Reaktion bei
Sonnenbestrahlung hervorrufen können – daher vorsichtig einsetzen.“ (Buch-
mayr/Deutsch/Fink 2007, S 57).
5.1.2 Lavendel
„Wegen seiner umfangreichen Wirkungsweisen ist das Lavendelöl ein Großartiger Helfer
in der Kranken- und Gesundheitspflege und gilt in der Aromapflege als das Allroundöl! Im
Pflegebereich wird das Lavendel fein Öl dem Lavendel extra Öl vorgezogen, da es groß-
flächiger angebaut werden kann und daher kostengünstiger ist.
- Lateinischer Name: Lavandula angustifolia oder Lavandula vera (Lavendel fein in
Talregionen; Lavendel extra in Bergregionen und wird von Hand geemtet
[=Berglavendel bzw. Lavendel wild])
- Pflanzenfamilie: Lamiaceae (Lippenblütengwächse)
- Herkunft: die besten Gebieten liegen in der Provence, Weiters in England, Italien,
Kroatien und Tasmanien
- Gewinnungsmethode: Wasserdampfdestillation der Blütenrispen; man benötigt für
1 kg ätherisches Öl ca. 160 kg Berglavendel oder ca. 130 kg Lavendel fein
- Inhaltsstoffe: 40-50% Ester (v.a. Linalylacetat), 30-40% Monoterpenole (v.a. Lina-
lool), 7-13% Monoterpene (v.a. Ocimene), bis 8% Sequiterpene (v.a. beta-
Carophyllen) bis 1,5% Oxide (v.a.1,8-Cineol, Linalooloxid), in Spuren Sesquiter-
penketone und – oxide, Cumarine, Eugenol, aromatische Säuren und Aldehyde,
aromatische Ester und Alkohole, Monoterpenketone und Sesquiterpenole
- Duftprofil: blumig – krautig, leicht süß mit einem zarten holzigen Unterton
- Körperliche Wirkungen: antiseptisch, antiviral und antimykotisch, antibakteriell
und entzündungshemmend, hautpflegend und sehr hautverträglich, wundheilend
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und zellregenerierend, narbenglättend und juckreizlindernd, schlaffördernd, stark
abwehrsteigend, schmerzlindernd, fibersenkend, krampflösend, reizlindernd, herz-
stärkend
- Psychische Wirkung: stimmungsaufhellend und harmonisierend, beruhigend, ent-
spannend und tröstend, ausgleichend, es wirkt wie Nervenbalsam
- Vorsichtsmaßnahmen: im psychischen Bereich niedrig dosieren, da ein Zuviel zu
paradoxen Reaktionen führen kann (Schlaflosigkeit, Unruhezustände). In Physiolo-
gischer Dosierung keine Nebenwirkungen.“ (Buchmayr/Deutsch/Fink 2007, S 66).
5.1.3 Orange
„ - Lateinischer Name: Citrus sinensis ssp. dulcus
- Pflanzenfamilie: Rutaceae (Rautengewächse)
- Herkunft: der Baum stammt aus China und wird heute rund um das Mittelmeer kul-
tiviert; ebenso wächst er in USA und in allen sudtropischen Gebieten der Erde; ei-
nes der besten Öle stammt aus Sizilien
- Gewinnungsmethode: Kaltpressung aus der Schalen; man gewinnt aus ca. 2000
Orangen 1 kg ätherisches Öl
- Inhaltsstoffe: 92-97% Monoterpene (v.a. (+) Limonen), bis 3% Monoterpenole und
Monoterpenaldehyde, 0,3% Sesquiterpene (v.a. Valencae), 0,1% Sesquiterpenalde-
hyde (v.a. Sinensal), in Spuren Sesquiterpenketone und Cumarine (v.a. Furocuma-
rine)
- Duftprofil: frisch, fruchtig, lieblich, süß
- Körperliche Wirkung: antibakteriell, antiviral, appetitanregend, verdauungsför-
dernd, adstringierend, durchblutungsfördernd, hautstoffwechselanregend, hautrege-
nerierend, lymphflussanregend
- Psychische Wirkungen: angstlösend, stressabbauend, lindert Schlafstörungen,
stimmungsaufhellend, verbreitet eine angenehme Raumatmosphäre
- Vorsichtsmaßnahmen: Orangenöl enthält Furocumarine, die eine phototoxische Re-
aktion bei Sonnenbestrahlung hervorrufen können – daher vorsichtig einsetzen. Auf
Grund des hohen Monoterpengehaltes kann das Orangenöl im warmen Wasser
hautreizend wirken, deswegen immer niedrig dosieren bzw. mit hautfreundlichen
ätherischen Ölen kombinieren. Vorsicht bei empfindlicher Haut (z.B. bei alten
Menschen und Kindern)! Feinste Dossierungen in Hautölen anwenden und immer
15

mit hautfreundlichen ätherischen Ölen kombinieren.“ (Buchmayr/Deutsch/Fink
2007, S 71).
6 Fette Pflanzöle und Mazerate
Pflanzenöle, auch genannt Basisöle, Trägeröle oder fette Öle, sind Trägersubstanz für die
ätherischen Öle. Sie werden gut von der Haut aufgenommen. Fette Pflanzenöle nähren und
pflegen die Haut und werden in den Stoffwechsel einbezogen.
Fette Pflanzenöle bestehen aus einem Glycerin und drei Fettsäuren. Eine Besonderheit von
naturreinen (nativen) Pflanzenölen und –fetten ist es, dass sie meistens einen sehr geringen
Anteil an gesättigten Fettsäuren enthalten, hingegen einen hohen Anteil an ungesättigten
Fettsäuren, sogenannten cis-Fettsäuren.
Gesättigten Fettsäuren sind, wie der Name schon sagt, „satt“, das heißt, sie sind reaktions-
träge. Weil sie so träge sind, gehen sie mit anderen Molekülen kaum Verbindungen ein.
Deshalb regen sie unseren Stoffwechsel kaum an und werden letztlich zu einem Fettdepot
in unserem Körper. Vorrangig sind diese gesättigten Fettsäuren in tierischen Fetten wie
Rinder- und Schweinefett, Butter, ebenso in Sheabutter und Kokosfett enthalten. Die gesät-
tigten Fettsäuren haben jedoch auch positive Seiten: Sie bewirken auf der Haut einen guten
Schutz und sind sehr hautfreundlich.
Die ungesättigten Fettsäuren sind für den Körper lebensnotwendig. Der Körper benötigt sie
für den Stoffwechsel und kann sie selber nicht bilden. Beispiele für Öle mit einem relativ
hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren sind Mandelöl, Sonnenblumenöl, Sesamöl und
Olivenöl.
Fette Pflanzenöle können durch Kaltpressung (erste und zweite Pressung), Warmpressung,
Extraktion und Raffination gewonnen werden.
Für die Anwendung in der Aromapflege ist es sehr wichtig, dass die fetten Öle aus kontrol-
liertem biologischem Anbau stammen. Sie sollten zudem ausschließlich aus erster Kalt-
pressung gewonnen werden.
Die fetten Pflanzenöle sollten in dunklen Flaschen, gut verschlossen, aufbewahrt werden.
Anwendung fetter Pflanzenöle:
- „Pflanzenöle werden zur natürlichen, gesunden Hautpflege pur auf die Haut nach
einem Bad, einer Dusche oder einer Waschung aufgetragen.
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- Pflanzenöle im Badewasser sorgen für ein wunderbares, rückfettendes Ölbad. Mi-
schen sie bis zu einer ½ Tasse Milch mit ca.1-2 Esslöffeln Pflanzenöl (z.B. Oliven-
öl) und geben sie dies in das Badewasser. Vorsicht Rutschgefahr.
- Fette Pflanzenöle sind eine gute Trägersubstanz für die ätherischen Öle. Diese wer-
den so schneller in die Haut eingeschleust. Die Herstellung von Aromapflegepro-
dukten ist in der Pflege ausschließlich dem Apotheker oder befähigten Firmen er-
laubt.“ (Buchmayr/Deutsch/Fink 2007, S. 88).
Mazerate (Auszüge) sind Pflanzenöle, die durch Einlegen einer Heilpflanze in Öl (zum
Beispiel Olivenöl oder Mandelöl) gewonnen werden. Durch Einwirkung der Sonne und mit
der Zeit „dringen“ die Wirkstoffe aus der Heilpflanze in das Pflanzenöl ein. Die Wirkstoffe
von Öl und Pflanze werden im Mazerat vereinigt und dadurch ergibt sich eine zusätzliche
Wirkung (Schmerzlinderung, Beruhigung,…). Mazerate können mit anderen Pflanzölen
und ätherischen Ölen gemischt werden.
Im Folgenden möchte ich nun fette Pflanzenöle und Mazerate vorstellen, welche im Bene-
vit Sozialzentrum Weidach verwendet werden.
6.1 Johanniskrautöl (Mazerat)
„Johanniskraut wächst auf sonnigen Wiesen und Waldrändern, blüht um die Zeit von Jo-
hannis (24. Juni) bis zum September hin. Es wird als „Arnika der Nerven“ bezeichnet. Man
erkennt es an seinem zweikantigen Stängel. In den dunklen Tupfen, die sichtbar an den
Blüten, Blättern und Stängeln sind, ist das Hypericin gespeichert. Dieser Farbstoff gibt
dem Mazerat seine meist tiefrote Farbe.
- Lateinischer Name: Hipericum perforatum
- Pflanzenfamilie: Hypericaceae (Hartheugewächse)
- Herkunft: wild wachsend in Mitteleuropa, Nordwestafrika, Nordasien
- Gewinnungsmethode: Johanniskrautöl ist ein Mazerat (Kaltansatz, Pflanzenauszug)
aus den Blüten in Olivenöl oder einem anderen hochwertigen Pflanzenöl; zu der
Wirkung des Johanniskrautes kommen die des Olivenöls bzw. des für den Pflan-
zenauszug verwendeten fetten Pflanzenöles dazu
- Inhaltsstoffe: Hypericin, Hyperforin, Flavonoide, Biflavonoide, Gerbstoffe, ätheri-
sches Öl
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- Geruch/Geschmack: ähnlich dem Olivenöl bzw. dem für die Mazeration verwende-
ten Pflanzenöl, mit dem krautigen Duft des Johanniskrautes
- Farbe: rot
- Charakter: nicht trocknend, leicht wärmend
- Haltbarkeit: das Mazerat ist ca. 1 Jahr haltbar
- Äußerliche Anwendung: hautpflegend und hilfreich bei Hautproblemen (Schürf-
wunden, Schrunden,…), schmerzlindernd bei rheumatischen Beschwerden (Ge-
lenksschmerzen,…), lindert neurologische Schmerzen wie z.B. Ischialgien, allge-
mein schmerzlindert (z.B. Wachstumsschmerzen, Ohrenschmerzen [hinter dem Ohr
einmassieren]), wundheilungsfördernd, entzündungshemmend, lindert Nervenent-
zündungen und Gürtelrose, als Pflegeöl bei Narben, Verbrennungen, Erfrierungen,
muskelentspannend, zur Dekubitusprophylaxe.
- Innerliche Anwendung: bei Hustenreiz und Halsschmerzen lindernd; einen kleinen
Teelöffel Johanniskrautöl (eventuell mit etwas Honig oder Zitronensaft) einnehmen
oder gurgeln (3 bis max. 5mal täglich), bei Magen- und Darmproblemen entzün-
dungshemmend und schmerzlindernd; einen Teelöffel ½ Stunde, 1 bis 2 mal täglich
vor dem Mahlzeiten einnehmen, bei Nervosität, Unruhezuständen, depressiven
Verstimmungen wirkt Johanniskrautöl stimmungsaufhellend, vor allem bei innerli-
cher Anwendung. Hierfür wird Johanniskraut auch in Form von Tee, Alkoholaus-
zug oder Phytopharmaka (Warnhinweise beachten!) angewendet.
- Vorsichtsmaßnahmen: Bei starker Sonnenbestrahlung erhöht es die Lichtempfind-
lichkeit der Haut, dadurch kann es zu einer phototoxischen Reaktion kommen. Di-
rekte Sonnenbestrahlung für ca. 12 Stunden nach dem Auftragen vermeiden.“
(Buchmayr/Deutsch/Fink 2007, S 89).
6.2 Süßes Mandelöl
„Der Mandelbaum wurde vor Jahrtausenden in Asien kultiviert. Schon im Altertum wurde
Mandelöl zur Schönheitspflege verwendet. Mandelöl wird aus zwei Varietäten durch Kalt-
pressung gewonnen – aus den reifen Samen der Süßmandeln und der Bittermandeln. Diese
beiden unterschieden sich im Gehalt von Amygdalin, welches für die Giftigkeit und den
bitteren Geschmack verantwortlich ist. Ist es nicht ausdrücklich als „süßes Mandelöl“ de-
klariert, handelt es sich um das „Bittermandelöl“ und darf somit nicht eingenommen wer-
den.
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- Lateinischer Name: Prunus amygdalus var. dulcis
- Pflanzenfamilie: Rosaceae (Rosengewächse)
- Herkunft: Mittelmeerländer, Nordafrika, Kalifornien
- Gewinnungsmethode: Kaltpressung aus den Mandeln
- Inhaltsstoffe: ca. 80% Ölsäure, ca. 15-20% Linolsäure, ca. 6% gesättigte Fettsäuren,
ca.1-1,5% Fettbegleitstoffe (fast ausschließlich alpha-Tocopherol)
- Geruch/Geschmack: nussig, leicht bitter
- Farbe: blass bis gelblich
- Charakter: nicht trocknend
- Haltbarkeit: ca. 1-2 Jahre
- Äußerliche Anwendung: erhöht die Widerstandskraft der Haut, wirkt reizlindernd,
pflegend und schützend, hilft bei trockener, schuppige, spröder und zu Juckreiz
neigende Haut, ideal für die Babypflege, sehr verträglich für alle Hauttypen, beson-
ders gut als Massageöl geeignet.
- Innerliche Anwendung: nur süßes Mandelöl – z.B. als Salatöl verwenden, nicht zu
stark erhitzen.
- Vorsichtsmaßnahmen: Bittermandelöl (Prunus amygdalus Variation amara) nicht
einnehmen!“ (Buchmayr/Deutsch/Fink 2007, S 91).
6.3 Olivenöl
„Der Olivenbaum, der bis zu 3000 Jahre alt werden kann, gilt als Sinnbild des Friedens,
Glückes und Segens. Aus dem gemahlenen Fruchtfleisch der Oliven gewinnt man durch
die erste Kaltpressung das so genannte Jungfernöl (extra vierge oder extra virgine) oder
„natives Olivenöl extra“.
- Lateinischer Name: Olea europaea
- Pflanzenfamilie: Oleaceae (Ölbaumgewächse)
- Herkunft: Mittelmeerländer
- Gewinnungsmethode: Kaltpressung aus dem Fruchtfleisch
- Inhaltsstoffe: ca. 75% Ölsäure, ca. 15% gesättigte Fettsäuren, ca. 10% Linolsäure,
ca. 0,5- 1,5% Fettbegleitstoffe (bis zu 0,7% Squalen, Phytosterole, phenolische
Verbindungen, Vitamin E-Komplex [Tocopherol])
- Geruch/Geschmack: fruchtig, mild bis intensiv olivig
- Farbe: grün
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- Charakter: nicht trocknend, leicht wärmend
- Haltbarkeit: 1 Jahr
- Äußerliche Anwendung: pflegend und hautregenerierend, ideal bei trockener, rissi-
ger und schuppender sowie schlecht durchbluteter Haut, zur tägliche Hautpflege
geeignet, ideal zu Nagel- und Haarpflege (bei allen Haarproblemen), auf Grund der
enthaltenen Ölsäure und der phenolischen Verbindungen bietet des Olivenöl einen
idealen Hautschutz (vor freien Radikalen und UV-Strahlen), es ist ein leicht wär-
mendes Öl, daher bei schmerzenden Gelenken und Muskelverspannungen anwend-
bar.
- Innerliche Anwendungen: Prophylaxe von Herz-, Kreislaufbeschwerden, Senkung
des Cholesterinspiegels, feuert den Stoffwechsel an, unterstützt die Bauchspeichel-
drüsen- Leber- Funktion, ist ein Spezialist für die Galle, leicht abführende Wir-
kung, leicht Blutdrucksenkende Wirkung, lindert Schleimhautreizungen des Ma-
gens und Sodbrennen, beugt Infektionen vor und fördert den Heilungsprozess, nur
bis zu 100° C erhitzbar, daher nicht zu braten, frittieren und grillen geeignet.“
(Buchmayr/Deutsch/Fink 2007, S 92).
7 Pflanzenfette
Fette sind Substanzen, die bei Zimmertemperatur unter 24°C erstarren. Öle sind Substan-
zen, welche bei Zimmertemperatur unter 24°C flüssig sind. Pflanzenöle und Pflanzenfette
sind in ihrer chemischen Struktur identisch.
Am bekanntesten sind Kokosfett oder Kokosöl (schmilzt bei 24°C) und Shea-Butter oder
Karitebutter (Schmelzbereich 35-45°C).
8 Hydrolate
Hydrolate sind „Nebenprodukte“ bei der Gewinnung von ätherischen Ölen durch Wasser-
dampfdestillation. „Die Hydrolate sind stark verdünnte, wässrige Lösungen, die vor allem
die leicht wasserlöslichen (hydrophilen) Moleküle enthalten.“ (Buchmayr/Deutsch/Fink
2007, S 96).
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9 Reispulver
Reispulver ist ein fein gemahlener pulverisierter Reis. Für die Anwendung in der Aroma-
pflege ist wichtig, dass das Reispulver aus kontrolliertem biologischem Anbau stammt.
Nur so ist nämlich sicher, dass das Reispulver eine gute Qualität hat, das heißt, von Enzy-
men gereinigt und von den Zellwänden befreit ist.
Haltbarkeit:
- Bis zu 2 Jahren
Aufbewahrung:
- (Streu-)Dose gut verschlossen aufbewahren und trocken lagern
„Wirkung:
- Wirkt auf Hautoberfläche kühlend, nervenberuhigend und entzündungshemmend
- Bindet Ausscheidungen der Haut wie Fett, Feuchtigkeit und Toxine
- Hat sich bewährt zur Erstbehandlung in der Umstellung auf natürliche Hautpflege
- Wird trocken und dünn z.B. auf die Haut, Gesäßbereich oder in Hautfalten aufge-
tragen, sanft einmassiert und mit Wasser bzw. Rosenhydrolat wieder entfernt (dies
kann auch bei der nächsten Pflege oder beim Wickeln entfernt werden)
- Es kann wie ein Puder verwendet werden und auch auf der Haut bleiben“ (Buch-
mayr/Deutsch/Fink 2007, S. 99)
10 Wirkung die Ätherischen Öle über die Geruchssinn
und über die intakte Haut
Die Wirkungen ätherischer Öle bei der Aromapflege können auf zwei Wegen in den Kör-
per gelangen: über den Geruchssinn und über die intakte Haut.
10.1 Wirkung über Atmung
„Der Geruchssinn ist der Älteste unserer Sinne. Er steht in direkter Verbindung mit dem
Teil unseres Gehirns, in dem Gefühle entstehen, nämlich mit dem Limbischen System“,
sagt Renate Löschnigg-Vent in „Aromapflege Basic Hand-out“ (2010), einer Broschüre
des Studienkreises Arte Verde.
Dieser entwicklungsgeschichtlich alte Teil unseres Gehirns steuere unsere Emotionen,
Triebe, Instinkte, Sexualität, Motivationen und Gefühle, dort würden aber auch unsere Er-
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innerungen gespeichert. Das sei ein Grund, warum Düfte so direkt auf diese Art von Ver-
haltensweisen wirken.
Für die Pflege ist laut Löschnigg-Vent von Bedeutung, dass im Limbischen System eine
Regulierung von Befindlichkeitsstörungen wie Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen,
Unruhezuständen, Ängsten usw. stattfinde.
Ebenso werden dort die obersten endokrinen Drüsen (Hypophyse, Hypothalamus, Epiphy-
se) beeinflusst. Diese wiederum geben Informationen weiter an die sekundären endokrinen
Drüsen. Dies erkläre, dass durch das Riechen auch die hormonelle Situation beeinflusst
werden könne.
Das Limbische System ist eng mit dem vegetativen Nervensystem verbunden, das für
Kreislauf, Atmung, Schlaf und Ausscheidung zuständig ist. Deshalb könnten Düfte auch
auf Körperfunktionen einen Einfluss nehmen.
Je nach Duftreiz werde die Produktion verschiedener Botenstoffe (Neurotransmitter) ange-
regt oder eine Überproduktion gehemmt:
- Noradrenalin und Dopamin: anregend, geistig stimulierend, sorgen für Vitalität und
Energie
- Serotonin: „Glückshormon“, das für Ruhe, Ausgeglichenheit, Harmonie und Fröh-
lichkeit zuständig ist
- Endorphine: körpereigene Hormone mit schmerzlindernder Wirkung
10.2 Wirkung über intakte Haut
Die Haut ist das größte Organ des Menschen. Drei Millimeter dick bietet sie eine Behand-
lungsfläche von rund zwei Quadratmeter.
Ausgestattet mit vielen Nervenendungen und Sinneskörperchen nimmt die Haut von der
Außenwelt zahlreiche Reize und Signale auf und leitet sie an das Gehirn weiter. Dabei
steht die Haut in ständiger Wechselwirkung mit unserem Gehirn und unserer Psyche. Bo-
tenstoffe sorgen für lebenswichtige Informationen.
„Diese Tatsache“, so Renate Löschnigg-Vent, „erklärt, warum bei einer Anwendung mit
ätherischen Ölen auf der Haut auch die Psyche ‚mitgepflegt’ wird. Bestimmte ätherische
Öle regen die Produktion von Glückshormonen an und sorgen für mehr Lebensfreude, Po-
wer und Gelassenheit.“
Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass ätherische Öle – richtig angewandt – das körperli-
che und seelische Wohlbefinden verbessern können. Nicht zuletzt kann auch unser Immun-
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system gestärkt werden. Unsere Haut hat ein Verteidigungssystem, das in der Lage ist, bei
Hautschädigungen oder Verletzungen Abwehrstoffe zu mobilisieren. Löschnigg-Vent:
„Bei einer äußerlichen Anwendung (Einreibungen, Aromabäder, Wickel etc.) wirken die
ätherischen Öle zunächst auf die Haut mit ihren vielfältigen Funktionen. Viele ätherische
Öle sind sehr hautverträglich bzw. hautpflegend und unterstützen den Reparaturmechanis-
mus der Haut, sodass sie lange gesund und funktionstüchtig bleibt.“
Ätherische Öle haben die erstaunliche Fähigkeit, durch alle Hautschichten in das Lymph-
system und in den Blutkreislauf zu gelangen. Dort werden sie rasch vom Blut in die Gewe-
bezellen und in einzelne Organe transportiert. In der Lunge zum Beispiel ist die Wirksam-
keit ätherischer Öle sogar relativ leicht nachweisbar: Die Stoffe sind nach kurzer Zeit im
Blut und nach bis zu zwei Stunden auch in der Ausatemluft feststellbar.
11 Anwendungsmöglichkeiten ätherischer Öle über den
Geruchssinn und über die intakte Haut
11.1 Anwendungsmöglichkeit über den Geruchssinn
Ätherische Öle mit ihren Duftstoffen verbreiten nicht nur Wohlgerüche, sie haben vielmehr
eine tiefer gehende Wirkung auf alle menschlichen Ebenen. Mit entsprechenden Düften
kann unsere Konzentration verbessert werden, in Stresssituationen, bei Nervosität, Angst
oder bei Einschlafstörungen kann man in eine entspannende Atmosphäre eintauchen. In
diesen Situationen reicht schon eine Beduftung von ca. ½ -1 Stunde.
- Entspannung: Geranie, Neroli, Rose, Sandelholz, Vetiver, Zeder…
- Balance, Harmonie: Bergamotte, Geranie, Kamille römisch, Lavendel, Neroli, Ro-
se, Zeder…
- Gute Laune: Bergamotte, Grapefruit, Neroli, Rose, Sandelholz, Ylang-Ylang…
- Anregung und Konzentration: Limette, Litsea, Myrte Türkei, Pfefferminze, Rosma-
rin, Zitrone…
- Erholsamer Schlaf: Römische Kamille, Lavendel, Rose, Rosenholz, Sandelholz,
Zeder…
- Sinnlichkeit: Jasmin, Neroli, Orange, Patschuli, Rose, Sanderholz, Ylang-Ylang…
- Anti-Schnupfen: Cajeput, Eucalyptus radiata, Myrte, Ravintsara, Tanne, Thymian
linalool, Zitrone… (Quelle Text Löschnigg-Vent 2010, S 44).
23

11.1.1 Objekte zur Raumbeduftung
11.1.1.1 Duftlampe
- Die Verdunstungsschale muss groß sein, bei einer kleinen Schale besteht die Gefahr, dass
Wasser zu schnell verbraucht wird und die Öle brennen ein.
- Der Abstand zwischen Wärmequelle (Teelicht) und Verdunstungsschale sollte mindes-
tens 10 cm sein.
- Die Wassertemperatur sollte zwischen 50 – 55°C sein.
- Die Tropfenanzahl richtet sich nach Raumgröße und der Duftintensität der ätherischen
Öle. Ätherische Öle wie z.B. Zitrusöle (stärker flüchtige Öle) dürfen höher dosiert werden.
Bei sehr intensiven Ölen wie z.B. Rose, Jasmin, Patchouli, Vetiver, Ylang-Ylang genügt 1
Tropfen. Die dickflüssigen Öle wie z.B. Vetiver, Mimose, Tonka, zuerst in die Wasser-
schale geben und mit etwa ½ Teelöffel 75% Alkohol auflösen, dann erst das Wasser und
die restlichen ätherischen Öle dazugeben.
- Der Raum sollte nur leicht duften. Cave: zu intensiver Duft kann Kopfschmerzen und
Unwohlsein verursachen.
- Es genügt, die Duftlampe eine halbe Stunde brennen zu lassen.
- Nach dem Gebrauch die Wasserschale sofort mit 70% Alkohol reinigen.
- Die Verwendung der Duftlampe mit Teelicht im klinischen Bereich ist nicht empfohlen
aus Sicherheitsgründen (Brandgefahr). (Quelle Text Löschnigg-Vent 2010, S 45).
11.1.1.2 Aromastream – Aromaventilator
Für größere Räume bietet sich ein Aromastream – Aromaventilator an, weil Duftlampen
wegen Brandgefahr zu gefährlich sein könnten. Durch einen Aromastream wird ein Raum
sehr schnell aromatisiert. Das Gerät funktioniert auf einfache Weise: Auf einen Vlies-
Filter, der austauschbar ist, werden ätherische Öle getröpfelt. Ein Ventilator verteilt den
Duft in den Raum.
11.1.1.3 Duftleuchten
Einen besonderen Effekt haben sogenannte Duftleuchten. Diese elektrischen Geräte sind in
vielen verschiedenen Farben erhältlich. In ein kleines Glasgefäß, das mit Wasser gefüllt ist,
wird das ätherische Öl geträufelt. Die Wärme der Glühbirne sorgt dafür, dass sich im
Wohnraum ein wohliger Duft verbreitet.
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11.1.1.4 Duftbrunnen
Duftbrunnen gibt es in verschiedenen Ausführungen. Sie erfrischen und reinigen die
Wohnatmosphäre und sorgen nebenbei auch für eine angenehme Luftfeuchtigkeit. Für
Duftbrunnen geeignet sind dünnflüssige Öle sowie destilliertes Wasser.
11.1.1.5 Mikrovernebler
Im Mikrovernebler wird Wasser durch schnelle Schwingungen im Ultraschallbereich zu
feinstem Wasserdampf zerstäubt. Dieser feine Nebel befeuchtet die Raumluft besonders
gut. Auch für Mikrovernebler sind dünnflüssige Öle sowie destilliertes Wasser geeignet.
11.1.1.6 Thermoduftstein – Aromastone
Eine praktische Alternative zu Duftlampen stellen Thermoduftsteine dar, weil sie kindersi-
cher sind. Betrieben werden sie durch eine Wärmeplatte. Sie können auch ohne Wasser
verwendet werden. Auch im Dauerbetrieb kann sich das Gerät nicht überhitzen. Deshalb ist
es auch ideal zur Raumbeduftung in Kinderzimmern, Krankenhäusern und Altersheimen.
11.1.1.7 Duftsteine aus Terrakotta
In kleinen Wohnnischen, zum Beispiel am Schreibtisch, sind Duftsteine aus Terrakotta
eine Alternative. Je nach Geschmack kann man sie mit erfrischenden Zitrusdüften oder
entspannenden Düften bestücken.
11.1.1.8 Raumsprays – Airsprays
Raumsprays haben den großen Vorteil, dass sie überall rasch eingesetzt werden können.
Empfehlenswert ist, den Spray vor dem Gebrauch gut zu schütteln.
11.1.2 Inhalationen
11.1.2.1 Trockeninhalation
- Die einfachste Möglichkeit ist, 1 bis 2 Tropfen eines ätherischen Öles auf ein Taschen-
tuch zu träufeln, daran zu riechen und dabei mehrmals tief durchzuatmen.
- Empfehlung: Für eine rasche Hilfe, z.B. bei Schock, kann man auch einen Tropfen ätheri-
sches Öl in der Hand verreiben und daran riechen.
- Man könnte auch 1 Tropfen ätherisches Öl auf dem Kopfpolster verreiben – für einen
guten Schlaf!
25

11.1.2.2 Wasserdampf-Inhalation
- In eine Schüssel heißes Wasser und einen – höchstens zwei Tropfen – ätherisches Öl ge-
ben.
- Kopf und Schüssel mit einem Badetuch abdecken, die Dämpfe langsam und tief – mög-
lichst durch die Nase – einatmen
- Dauer 5 bis 10 Minuten
- Das Gesicht gut abtrocknen, mind. 1 Stunde lang nicht ins Freie gehen und Zugluft ver-
meiden, sonst besteht die Gefahr einer Verschlimmerung der Beschwerden.
- Kann täglich 2-3 x durchgeführt werden.
- Cave: Kinder und alte, gebrechliche Leute wegen der Verbrühungsgefahr nie unbeauf-
sichtigt lassen!
11.2 Anwendungsmöglichkeit über die intakte Haut
Warme, gut durchblutete und feuchte Haut nimmt ätherische Öle besser auf als kalte,
schlecht durchblutete und trockene Haut.
Frauen haben ein fettreicheres Gewebe als Männer – die Durchlässigkeit für ätherische Öle
ist daher größer; deshalb sollte die Dosierung für Frauen niedriger gehalten werden als für
Männer.
„Auch die Konsistenz und Temperatur der verwendeten Basisöle spielen hier eine ent-
scheidende Rolle, denn ja wärmer, dünnflüssiger und reicher an ungesättigten Fettsäuern
diese sind, desto besser gelangen sie über die Haut in den Blutkreislauf“, sagt Aromapfle-
ge-Expertin Renate Löschnigg-Vent.
11.2.1 Aromatische Bäder
Eine äußerst wohltuende und sehr wirkungsvolle Anwendung von ätherischen Ölen ist das
Aromabad. Dabei gelangen die ätherischen Öle über die Nase und über die Haut in den
Körper, wobei ihre Wirkung durch das warme Wasser noch gesteigert wird.
Mit einem Aromabad erfahren wir Entspannung oder Anregung, Schmerzlinderung oder
Sinnlichkeit – je nachdem, welche ätherischen Öle verwendet werden.
Bitte beachten:
- Ätherische Öle dürfen nie unverdünnt in das Wasser gegeben werden, weil sie
nicht wasserlöslich sind! Fügt man die Öle dem Wasser pur bei, würden die oben-
auf schwimmenden Tropfen an der mit ihnen in Kontakt kommenden Haut haften
26

leiben. Aufgrund der warmen Wassertemperatur kann diese schnell zu Hautrötun-
gen und Juckreiz führen! Aus dem Grund werden ätherische Öle vorher in einem
Emulgator vermischt.
- Die hergestellte Mischung für das Aromabad wird am besten erst nach Einlaufen
des Wassers in die Badewanne dazu gemengt, damit die ätherische Öle nicht vor-
zeitig verdunsten.
- Wenn man Meersalz als Emulgator verwendet, ist darauf zu achten, dass es sich gut
aufgelöst hat, bevor man sich in das Badewasser setzt – schlecht aufgelöste Kristal-
le können Juckreiz verursachen.
- Bei Zusatz von Pflanzenölen oder Sahne an die Rutschgefahr in der Wanne denken.
- Durch die Wärme des Wassers werden die Poren geöffnet, dies führt zu einem stär-
keren Kontakt mit den ätherischen Ölen und sie können viel schneller in die Haut
eindringen! Deshalb gilt: sparsam dosieren!
- Besondere Vorsicht ist bei den Zitrusölen sowie den Nadelölen geboten, die bei ei-
ner zu hohen Dosierung zu Hautreizungen führen können. Dies gilt ebenso füt
Zimt- und Nelkenöl, Bay, Cassia, Thymian CT Thymol, Lemongrass, Litsea und
Eukalyptus citriodora.
- Beim Pfefferminzöl sehr genau auf die Dosierung achten! Das darin enthaltene
Menthol führt sehr schnell zu einem übermäßigen Frieren, das sich eine zeitlang
auch nicht durch Wärmezufuhr verhindern lässt.
- Die Badedauer sollte 10 bis 15 Minuten betragen und die Wassertemperatur zwi-
schen 35 – 38°C liegen.
- Bei Kindern, älteren Menschen, schwangeren Frauen oder kreislauflabilen Men-
schen darf die Temperatur nicht höher als 37°C sein. (Tipps aus: Löschnigg-Vent,
2010, S. 41).
Vollbad Emulgatoren:
- „ 2-3 Esslöffel Meersalz
- 3-4 Esslöffel Hönig
- Bis zu einem ¼ Liter Milch
- 50-100 ml Schlagobers/Sahne
- 3-4 Esslöffel neutrale Seifengrundlage
Bis zu 150g Kleie (Haferkleie, geschroteter Leinsamen,…)“ (Buchmayr/Deutsch/Fink
2007, S 18).
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11.2.1.1 Vollbad
- Dosierung für Erwachsene: 5-10 Tropfen ätherische Öle.
11.2.1.2 Fußbad
Dosierung für Erwachsene: bis 6 Tropfen ätherische Öle.
Die ätherischen Öle mit 1 Esslöffel Sahne, Milch, Honig, Meersalz oder Neutralseife mi-
schen und dem Wasser zugeben.
11.2.1.3 Sitzdampfbad
- Sitzbadewanne in die Toilettenschüssel einsetzen, warme Schocken anziehen.
- Eins bis zwei Liter heißes Wasser und die Öle nach Rezept in die Wanne geben (kein
Emulgator erforderlich, da nur Dämpfe entstehen und kein direkter Wasserkontakt mit der
Haut besteht).
- 10-15 Minuten über die aufsteigenden Dämpfe setzen, den Unterleib mit einer Decke
oder einem großen Badetuch einwickeln, damit man nicht auskühlt.
Danach gut abtrocknen und im Bett (ev. Mit einer Wärmflasche) nachruhen oder warm
anziehen und für eine Stunde nicht nach draußen gehen.
- Anwendung: 1-2x täglich, z.B. bei Blasenentzündung
11.2.2 Waschungen
„Hier muss unbedingt auf eine korrekte Dosierung geachtet werden. Die Anwendung eines
passenden Emulgators ist notwendig, da sich ätherische Öle sonst nicht mit dem Wasser
verbinden. Für eine Waschschüssel, die zwischen 2 und 3 Liter Wasser fasst, ist die Anzahl
von 1-3 Tropfen ätherischen Öles ausreichend.
Mögliche Emulgatoren sind:
- 1 Teelöffel Meersalz (hier ist zu berücksichtigen, dass die Tägliche Anwendung
von Meersalz die Haut auch austrocknen kann!)
- 1 Teelöffel Hönig
- 1 Esslöffel Schlagobers (Sahne)
- 1 Portion Kaffeesahne
- Bis zu einer halben Tasse Milch
- 1 Teelöffel natürliche Seifengrundlage
- 1 Teelöffel Kleie (Haferkleie, geschroteter Leinsamen…)
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Der Emulgator wird mit den gewünschten ätherischen Ölen in die bereits mit Wasser
gefüllte Waschschüssel zugegeben und mit der Hand verteilt.“ (Buch-
mayr/Deutsch/Fink 2007, S 17).
11.2.3 Hautpflege
Zur natürlichen Hautpflege empfehlen die Aromapflegeexperten Buchmayr/Deutsch/Fink
1-3x täglich Pflegeöle. Darunter versteht man Mischungen aus fetten Pflanzenölen und
ätherischen Ölen, je nach gewünschter Wirkung (z.B. beruhigend, anregend,…), verwendet
werden. Solche Rezepturen dürfen ausschließlich von einem Pharmazeuten bzw. einer
Firma gemischt werden, die eine Lizenz zur Herstellung besitzt.
Pflegeöle werden bevorzugt auf die leicht angefeuchtete Haut auftragen, da sie so rasch
aufgenommen werden können, ohne dass sie die Haut ölig anfühlt. Sie können die Pflege-
ölmischungen auch auf einen feuchten Waschlappe träufeln oder in die angefeuchtete
Handfläche (Handschuhe) geben und sanft verteilen. Außerdem ist somit ein sparsamer
Gebrauch gewährleistet.
Bevor die Pflegeölmischung zum ersten Mal großflächig aufgetragen wird, empfehlen die
Aromapflegeexperten die Durchführung eines Hautverträglichkeitstestes ( . . . ) Die Häu-
figkeit der Anwendung ist je nach Beurteilung des Hautzustandes durchzuführen. Es ist
z.B. nichts nötig, bei jedem Lagerungsintervall das Pflegeöl zu verwenden.
11.2.4 Einreibungen
Bei einer Einreibung werden die Aromapflegeprodukte lokal aufgetragen. Am häufigsten
kommen Einreibungen im pflegerischen bzw. prophylaktischen Bereich zum Einsatz, etwa
bei der Dekubitusprophylaxe, bei atemstimulierenden Einreibungen sowie zur Pneumo-
nieprophylaxe oder bei Einreibungen von Gelenken bei Schmerzen.
11.2.5 Streichungen
Streichungen sind eine sehr sanfte Methode, um Klienten durch Aromapflegeprodukte
psychisch zu unterstützen. Sinnvoll ist die Anwendung unter anderem bei Ängsten, Trau-
rigkeit, Schlafstörungen usw. Das Pflegeöl sollte mit rhythmischen Bewegungen leicht auf
Bauch, Rücken, Arme oder Beine verteilt werden.
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11.2.6 Wickel und Kompressen
Wickel und Kompressen sind aus natürlichen Fasern wie Baumwolle, Baumvollbatist, Bi-
ber, Frottee,…
Cave: Zu heiße, zu kalte oder falsch angelegte Wickel/Kompressen schaden mehr, als sie
nutzen! Am Besten ist eine Abklärung durch den Arzt!
12 Fachsprache in der Aromapflege
Besonders wichtig ist eine einheitliche Fachsprache in der Aromapflege. Insbesondere für
die Mitarbeiter in der Pflege: Sie sollten verstehen von was man spricht.
„ Unter anderem sprechen wir von:
Aromapflege und nicht von Aromatherapie
100% naturreinen ätherischen Ölen und nicht von Duftölen, Aromaölen, Duftessen-
zen, Parfümölen,…
100% naturreinen Pflanzenölen und nicht nur von Träger- und oder Basisölen
100% naturreinen Hydrolaten und nicht nur von Pflanzen- oder Blütenwässern
Einreibungen und Streichungen und nicht von Aromamassagen oder klassischen
Massagen
Pflege- und Wohlfühlprodukten und verwenden keine therapeutischen Bezeichnun-
gen wie z.B. Hämatomöl, Pilzöl,…“ (Buchmayr/Deutsch/Fink 2007, S 14-15).
13 Gesetzliche Grundlagen der Aromapflege
Aromapflege ist eine alternative und komplementäre Pflegemetode welche in der Pflege-
praxis immer mehr eingesetzt wird. Die gesetzlichen Bestimmungen sind eine wichtige
Voraussetzung, um die Aromapflege sicher anwenden zu können.
Die Einführung der Aromapflege in einen bestimmten Leistungsbereich (unsere Fall Be-
nevit Sozialzentrum Weidach) bedarf der nachvollziehbaren Zustimmung des Anstaltsträ-
gers bzw. der Kollegialen Führung.
Laut Gesundheits- und Krankenpflegegesetz ist die Aromapflege ein Bereich der Gesund-
heits- und Krankenpflegeberufe (gehobener Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege).
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Pflegehelfer, Altenfachbetreuer, Heimhelfer und Schüler dürfen die Aromapflege nur unter
Anleitung durchführen.
Berechtigung für die Anwendung der Aromapflege haben Pflegepersonen, welche ein Ba-
sis-Seminar besucht haben, oder Personen, die vom Team in die richtigen Anwendungen
eingeführt geworden sind. Jeder ist für seine Tätigkeit selbst verantwortlich!
Die äußeren Anwendungen von ätherischen Ölen, welche keine Arzneimittel sind, bedür-
fen insoweit keiner schriftlichen ärztlichen Anweisung, wenn diese pflegeindiziert, im
Rahmen des pflegediagnoseorientierten Pflegeprozesses vom gehobenen Dienst für Ge-
sundheits- und Krankenpflege, mit nachvollziehbaren Kenntnissen und Fertigkeiten in der
Aromapflege angeordnet und durchgeführt werden.
Arztverordnung braucht man z.B. bei der Versorgung von Wunden, Narben, Hämatomen,
Phlebitis, Verstauchungen, Prellungen, Gelenksentzündungen,…
„Der gehobene Dienst für GuK ist berechtigt, nach schriftlicher, ärztlicher Anordnung
Medikamente im Sinne eines Arzneimittels zu verabreichen, und hat die durchgeführte
Maßnahme mit Unterschrift oder Handzeichen zu dokumentieren. (Vgl,§15Abs.3 und 5 Z
1 GuKG iVm $ 49 Abs. 3 Ärztegesetz)
Phyto-Aroma therapeutische Maßnahmen wie z.B. Trockeninhalationen, Wasserdampfin-
halationen, Heilkräutertees, orale Einnahme von ätherischen Ölen, bedürfen jedenfalls ei-
ner schriftlichen ärztlichen Anordnung, und setzen damit eine medizinisch wissenschaftli-
che Indikation voraus.“ (Buchmayr/Deutsch/Fink 2007, S 50).
Das Pflegepersonal ist nicht berechtigt, fette Öle und ätherische Öle zu mischen bzw. her-
zustellen – auch nicht zur äußeren Anwendung, zum Beispiel zur Hautpflege. Die Herstel-
lung bzw. Mischung hat ausschließlich in legitimierten Apotheken bzw. Anstaltsapothe-
ken, Konsiliarapotheken oder in einer berechtigten Firma zu erfolgen.
Allerdings: Eine Pflegeperson darf ätherisches Öl mit einem Emulgator mischen, um es
zum Beispiel in eine Waschschüssel bzw. ins Badewasser, zu fügen. Voraussetzung ist,
dass die Maßnahme pflegeindiziert ist (zum Beispiel für eine beruhigende Waschung oder
Bad) und dass das Waschwasser kein Endprodukt darstellt.
„Gemäß §14 Abs.1 GuKG umfasst die Ausübung des gehobenen Dienstes für Gesundheits-
und Krankenpflege die eigenverantwortliche Diagnostik, Planung, Organisation, Durchfüh-
rung und Kontrolle aller pflegerischen Maßnahmen im intra- und extramuralen Bereich
(Pflegeprozess), die Gesundheitsförderung und beratung im Rahmen der Pflege, die Pfle-
31

geforschung sowie die Durchführung administrativer Aufgaben im Rahmen der Pflege.“
(Buchmayr/Deutsch/Fink 2007, S 43-44).
14 Qualitätskriterien
Im Folgenden werden die Qualitätskriterien zum Thema Aromapflege dargestellt, welche
bei der Implementierung im Benevit Sozialzentrum Weidach beachtet werden müssen.
14.1 Pflegequaltät durch Fort- und Weiterbildungen
„Fort- und Weiterbildungen sind im GuKG (§63 und §64) festgelegt.“ (Buch-
mayr/Deutsch/Fink 2007, S 15).
- Basisseminar (Einführungsseminar)
- Aufbauseminar (Fortsetzungsseminar)
- Weiterbildung „Aromapflege“
Auch wenn jemand ein Aromapflege-Seminar oder eine ähnliche Ausbildung absolviert
hat, darf er oder sie das Erlernte beim Patienten nicht anwenden, ohne dass er oder sie vor-
her die Genehmigung der Pflegedienstleitung erhalten hat. Darüber hinaus ist es unerläss-
lich, dass sich die Anwenderin oder der Anwender bewusst ist, wie weit sein Fachwissen
reicht und welche Methoden er oder sie anwendet. Die Verantwortung gegenüber dem
Wohl der Bewohner hat höchste Priorität.
14.2 Qualitätskriterien Ätherischer Öle
Die ätherischen Öle für Aromapflege sollten genuin (ätherisches Öl ist aus angegebener
Pflanze gewonnen, keine Zusatz- oder Hilfsstoffe hinzugefügt) und authentisch (Öl wurde
tatsächlich aus der angegebenen Pflanze gewonnen und nicht aus verwandter Pflanze) und
wenn möglich aus kontrolliert biologischem Anbau stammen.
„Eine transparente Deklaration auf dem Etikett des ätherischen Öles bzw. im Produktkata-
log enthält Informationen über Qualität, Anbau, Reinheit und vieles Mehr.
Folgende Informationen sind notwendig:
- 100% natürliches ätherisches Öl
- Deutscher und botanischer Name, um Verwechslungen ausschließen zu können
- Angabe des Pflanzenanteiles (Samen, Fruchtschalen, Blätter, Blüten, Wurzeln,
Hölzer, Harze), aus dem das ätherische Öl gewonnen wurde
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- Herkunftsland
- Art der Pflanzenanbaues (konventionell, kontrolliert biologische Anbauweise oder
kontrollierte Wildsammlung)
- Gewinnungsverfahren (Wasserdampfdestillation, Kaltpressung, Extraktion,…)
- Angabe des Lösungsmittel bei Extraktion (Haxen, Aceton, Alkohol,…)
- Verdünnungsverhältnis bei zählflüssigen oder teuren ätherischen Ölen, z.B. 1:2 mit
Jojobaöl oder Alkohol (in Prozentangabe) verdünnt
- Mengenangabe in ml
- Jahrgang
- Chargennummer
- Gefahrenstoffzeichen laut EU-Verordnung
- Firmenname (Produkthaftung)
- Verwendungs- und Sicherheitshinweise, z.B. „Zur Raumbeduftung“ und „Vor Kin-
dern sicher aufbewahren. ( . . . )
Bei den ätherischen Ölfläschchen ist auf folgendes zu achten:
- Vorhandensein eines Tropfeinsatzes
- Braun- oder Violettglas wegen des Lichtschutzes
- Kindersicherer Verschluss ( . . . )
Ätherische Öle werden nach der ISO-Regel 9235 nur durch Wasserdampfdestillation (in
ihren Modifikationen) oder durch Pressen der Schalen der Zitrusfrüchte gewonnen.
In vielen Arzneibüchern ist auch noch die Extraktion mit organischen Lösungsmitteln an-
geführt, was aber einen deutlichen Qualitätsverlust bedeutet und per Definitionem eben
dann auch kein ätherisches Öl mehr sein kann. Laut Arzneibuch muss ein ätherisches Öl
einen gewissen Mindestgehalt an wertbestimmenden Substanzen haben, so z.B. das La-
vendelöl mindestens 35% (DAB, ÖAB) Linalylacetat (mindestens 30% und höchstens 60%
Helv.AB.). Das qualitativ hochwertige ätherische Öl erfühlt diese Kriterien von sich aus,
sodass keine „Nachbesserung“ – wenn auch nur mit naturidenten Verbindungen – erfolgen
muss.
Die Qualität der ätherischen Öle ergibt sich letztlich aus der Beachtung der folgenden Pa-
rameter:
- Reinrassige Pflanzenart, z.B. Lavandula angustifolia,
- Eventuell biologischer Anbau, d.h. im Umkreis von ca. 50 km werden keine Pesti-
zide versprüht,
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- Sammlung von Pflanzenmaterial und Verarbeitung nach anerkannten Kriterien, z.B.
sollen Rosenblütenblätter noch am selben Vormittag zur Destille gebracht werden,
- Beachtung der ISO-Regel 9235,
- Gleichbleibende Destillationsdauer und
Aufbewahrung (dunkle Flaschen, Sauerstoffausschluss, Temperatur [eher wie im „Rot-
weinkeller“, nicht im Kühlschrank]).“ (Univ.-Prof. Dr. Gerhard Buchbauer, in: Buch-
mayr/Deutsch/Fink 2007, S 25- 27).
14.3 Umgang mit Aromapflegeprodukten
Der richtige Umgang mit Aromapflegeprodukten ist entscheidend dafür, ob die Anwen-
dung von ätherischen Ölen, fetten Pflanzenölen und Mazeraten bei Bewohnern erfolgreich
sein kann oder nicht. Falsche Lagerung kann die Qualität eines Aromapflegeprodukts be-
einträchtigen.
14.3.1 Hygienerichtlinien bei Aromapflegeprodukten
- „Hände desinfizieren
- Die Flaschenöffnungen bzw. die Produkte nicht kontaminieren
- Die Flaschen/Behälter (Öle und Hydrolate) und im Speziellen deren Öffnungen,
müssen sauber gehalten und bei Bedarf mit Alkohol desinfiziert werden
- Die Fertigmischungen verbleiben auf dem Pflegewagen oder beim Patient, nicht je-
doch bei Kindern und desorientierten Patienten aus Gründen der Missbrauchsge-
fahr!
- Ätherische Öle verkeimen nachweislich nicht und dürfen deshalb von Zimmer zu
Zimmer mitgenommen werden“ (Buchmayr/Deutsch/Fink, 2007, S 28).
14.3.2 Haltbarkeit Aromapflegeprodukten
Die Aromapflegeprodukte müssen – wie bei allen flüssigen Medikamenten – bei Öffnung
mit dem Datum und dem Namen des Bewohners gekennzeichnet sein! Weil sie durch häu-
figes öffnen schneller oxidieren können sie relativ rasch an Qualität verlieren. Aromapfle-
geprodukte sollten deshalb rasch aufgebraucht werden. Man sollte nur eine eher geringe
Menge auf Lager haben.
Man unterscheidet:
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- Hochempfindliche ätherische Öle
Sie sind etwa 1 Jahr haltbar und sollten kühl gelagert werden. Zum Beispiel ätherische Öle
wie kaltgepresste Zitrusschalenöle (Zitrone,…), Nadelhölzer (Tanne, Zirbelkiefer,…),
Teebaumöl usw.
- Mittelempfindliche ätherische Öle
Sie sind rund 2-3 Jahre haltbar. Zum Beispiel ätherische Öle aus Gräsern (z.B. Zitronen-
gras).
- Langlebige ätherische Öle
Sie sind etwa 3-8 Jahre haltbar, Harze sogar noch länger. „Ein gutes Weihrauchöl hat z.B.
eine Haltbarkeit von bis zu 20 Jahren. Hauptsächlich handelt es sich hierbei um ätherische
Öle aus Wurzeln, Blättern, und Hölzern (Vetiver, Lavendel, Sandelholz, Zeder,…). Diese
ätherische Öle machen alle einer Reifungsprozess durch. (Buchmayr/Deutsch/Fink 2007, S
28-29).
14.3.3 Lagerung Aromapflegeprodukten
Um Oxidationsprozesse zu vermeiden, müssen ätherische Öle, sowie fette Pflanzenöle und
Aromapflegeprodukte laut Buchmayr/Deutsch/Fink wie folgt aufbewahrt werden:
- „Lichtgeschützt: in Braun- oder Violettglasflaschen bzw. Tiegel
- Luftgeschützt: Flaschen und Tiegel nach Anwendung immer sofort schließen, klei-
ne Restmengen sollten rasch aufgebraucht werden.
- Wärmegeschützt: bei gleich bleibender bis kühler Raumtemperatur, nicht an sonni-
gen Plätzen oder im warmen Bad lagern. Hydrolate werden im Kühlschrank aufbe-
wahrt.“ (Buchmayr/Deutsch/Fink 2007, S 29).
14.3.4 Dosierungsempfehlungen
Im Unterschied zur Aromatherapie benötigt man in der Aromapflege in der Regel eine
geringere Dosis. Dennoch muss auf eine ausgewogene, wohlduftende, wirksame und haut-
freundliche Zusammenstellung der Aromapflegeprodukte geachtet werden.
Arndt-Schulze Regel: „Schwache Reize fachen die Lebenstätigkeit an, mittlere Reize för-
dern sie, starke Reize heben sie auf bzw. führen zum Zelltod.“
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Für die Zubereitung eines Aromapflegeproduktes hat die laut Buchmayr/Deutsch/Fink fol-
gende Konsequenz:
- „Niedere Dosierungen: bis zu 1% für großflächigen Anwendungen
- Mittlere Dosierung: 1-2% für Anwendung in Teilbereichen
- Hohe Dosierung: 2-3% für kurzfristige und seltene Anwendungen möglich, ansons-
ten gehört diese Dosierung in den aromatherapeutischen Bereich“ (Buch-
mayr/Deutsch/Fink 2007, S 30).
14.4 Sicherheit in der Aromapflege
14.4.1 Einsatz von Aromapflegeprodukten
Laut Apothekergesetz, Kosmetikverordnung, müssen Aromapflegeprodukte von einer
Apotheke bzw. einer Firma mit Gewerbeberechtigung zur Erzeugung pflegerischer und
kosmetischer Produkte hergestellt werden.
Für eine einfache Anwendung der Aromapflegeprodukte eignet sich bereits ein Spritz-
oder Globulieinsatz. Auch Ausgussringe oder Kippverschlüsse erfüllen ihren Zweck.
Nötig ist allerdings eine dauerhafte Etikettierung. Ebenso muss die Beschriftung leserlich
bleiben. Eine Schutzfolie könnte deshalb nützlich sein. Praktisch ist es, wenn man bei dem
Produkt dazuschreibt, wofür es verwendet wird, zum Beispiel Pflegeöl Thromboseprophy-
laxe.
Die Zusammensetzung der jeweiligen Aromapflegeprodukte sollte in den Aromapflege-
Richtlinien der Pflegeeinrichtung nachzulesen sein.
14.4.2 Pflegeanamnese
Die Durchführung einer ausführlichen und strukturierten Pflegeanamnese ist Fundament
für Qualität und Sicherheit im Pflegeprozess. Sie muss laut Buchmayr/Deutsch/Fink bein-
halten:
- „ Ist der Patient bzw. der Angehörige nach ausreihender Aufklärung mit der An-
wendung der Aromapflege einverstanden?
- Hat der Patient eine Allergie?
- Wie empfindlich ist die Haut des Patienten?
- Welche Hautpflege- und Kosmetikprodukte verwendet Patient?
- Welche Medikamentöse Therapie (innerlich und äußerlich) hat der Patient?
- Wie ist seine momentane psychische Verfassung?
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- Hat der Patient Duftvorlieben bzw. Abneigungen gegen bestimmte Dufte?“ (Buch-
mayr/Deutsch/Fink 2007, S 31).
14.4.3 Einverständniserklärung
Die Entscheidung, ob ein Bewohner eine schriftliche Einverständniserklärung unterzeich-
nen muss, hängt von den Richtlinien der jeweiligen Einrichtung ab.
14.4.4 Hautverträglichkeitstest
Alte empfindliche Haut, neigt zur Allergien.
Empfohlen ist vor dem Erstanwendung eines Aromapflegeprodukten ein Schnelltest an der
Innenseite vom Unter- oder Oberarm zu machen. Tritt nach einigen Minuten keine Reakti-
on auf, kann das Öl verwendet werden.
Bei sehr sensibler Haut (Neigung zu Allergien) werden nach dem Schnelltest Hautreaktio-
nen nach 24 Stunden und nach 72 Stunden durchgeführt = Hautverträglichkeitstest.
14.4.5 Erste Hilfe bei Unfällen oder Anwendungsfehlern
14.4.5.1 Bei Kontakt von ätherischem Öl mit Augen
- Mit viel Wasser ausspülen
- Arzt informieren
14.4.5.2 Bei verschlucken von ätherischen Ölen
- Viel Wasser zur Verdünnung trinken
- Arzt informieren
14.4.5.3 Bei allergischen Reaktionen der Haut
- die Anwendung der Aromapflege sofort abbrechen
- Arzt informieren
- Reispulver auftragen: es bindet die ätherischen Öle und beruhigt die Haut. 15-20
Minuten einwirken lassen und mit einem feuchten Tuch entfernen (Wasser oder
Hydrolat)
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15 Schlussfolgerung
Auf meine Forschungsfrage: „Wie kann das Konzept Aromapflege in das Benevit Sozial-
zentrum Weidach implementiert werden und welche Aspekte müssen dabei beachtet wer-
den?“ glaube ich eine Antwort gefunden zu haben.
Ein Satz des Kanadiers David Webber hat sich mir eingeprägt. Er hat sinngemäß gesagt:
Wenn irgendetwas passieren soll, dann müssen drei Dinge zusammenkommen: Wissen,
Möglichkeit und Energie.
Also: Im Benevit Sozialzentrum Weidach haben wir Wissen und Möglichkeit, jetzt müssen
wir nur noch sehr viel Energie investieren um ans Ziel zu kommen.
Viele Jahre lang wurde – vor allem in den Industrieländern – auf die heilsamen und wohl-
tuenden Wirkungen der aromatischen Essenzen vergessen. Sowohl in der Medizin als auch
in der Pflege wurde die traditionellen Methoden fast völlig vernachlässigt. Erst nachdem
sich auch in Westeuropa der Entwurf eines ganzheitlichen Weltbildes durchzusetzen be-
gann, erlebten auch aromatische Essenzen wie Aromaöle wieder eine Renaissance. Immer
mehr wird der Mensch als ganzheitliches Wesen begriffen. Die Wechselwirkung von Kör-
per und Seele findet wieder Beachtung, auch in der Pflege. Vergessene Naturheilmittel
haben wieder ihre Berechtigung. Johannisöl, Mandelöl, Olivenöl gehörten Jahrhunderte
lang in jede Hausapotheke. Erst heute können wir diese und viele andere Substanzen wie-
der schätzen. Heute müssen wir erst wieder lernen, mit diesen Naturprodukten umzugehen,
ihre Wirkung kennen zu lernen und sie richtig zu dosieren und gezielt einzusetzen. So
manche unserer Bewohnerinnen und Bewohner im Sozialzentrum Weidach kennen zum
Beispiel Aromaöle noch aus ihrer Kindheit und Jugend.
Im Pflegeheim machen wir Aromapflege und keine Aromatherapie. Therapeutische Maß-
nahmen dürfen nur Ärzte durchführen. Pflegequalität sichern wir durch Schulung und lau-
fende Fortbildung unserer Mitarbeiter. Die ätherischen Öle und fette Pflanzenöle und Ma-
zerate müssen aus 100% biologischem Anbau stammen. Die richtige Lagerung spielt eine
wesentliche Rolle. Die gesetzlichen Bestimmungen sind eine wichtige Voraussetzung, um
die Aromapflege sicher anwenden zu können. Aromapflege obliegt laut Gesundheits- und
Krankenpflegegesetz diplomiertem Pflegepersonal. Im Sozialzentrum Weidach werden nur
fertige Aromapflegeprodukte verwendet, wie es das Gesetz vorschreibt.
Aromapflege muss in den Pflegeprozess eingebaut werden.
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Eine wichtige Phase bei der Umsetzung der Aromapflege im Pflegealltag ist es, Mitarbeiter
zu motivieren, zu überzeugen und zu konfrontieren. Dann braucht man eine schöpferische
Pause. Nach dieser Zeit der „Besinnung“ sollte man die Kräfteeinteilung machen und
Feedback fördern. Dann könnte Implementierung der Aromapflege im Benevit Sozialzent-
rum Weidach eingeführt werden. Niederlagen und Erfolge muss man akzeptieren und Ge-
lassenheit und Geduld üben. Wir sind voll motiviert, die Herausforderung anzunehmen!
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Literaturverzeichnis
Buchmayr Bärbl/Deutsch Evelyn/Fink Marlene (2007): Aromapflege Handbuch, 1. Aufla-
ge, Grasl, Pflach
Zimmermann Eliane (2008): Aromatherapie für Pflege- und Heilberufe, MVS Medizinver-
lage, Stuttgart
Buchmayr, Bärbl et al (2007): Aromapflege Handbuch, Leitfaden für den Einsatz ätheri-
scher Öle in Gesundheit-, Krankenpflege- und Sozialberufe, 1. Auflage, Grasl, Tirol
Renate Löschnigg-Vent (2010): Aromapflege Basic Hand-out, Studienkreis Arte Verde
Iris Hammelmann (2007): Aromatherapie kurz und bündig, Karl F. Haug Verlag in MVS
Medizin Stuttgart GmbH & Co.KG
Monika Werner/Ruth von Braunschweig (2009): Praxis Aromatherapie, Karl F. Haug Ver-
lag in MVS Medizin Stuttgart GmbH & Co.KG
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