12 Thema <strong>Auf</strong>(<strong>er</strong>)<strong>stehen</strong> Die großen Firmen, die in die Nachbarländ<strong>er</strong> gegangen sind und dort ihre V<strong>er</strong>tretungen und Kongresse haben. Die Unsich<strong>er</strong>heit, die Inefzienz aufgrund d<strong>er</strong> aufgezwungen politischen Loyalität. Nein, wenn wir jetzt nicht zueinand<strong>er</strong> nden, dann kann es sehr unangenehm w<strong>er</strong>den. Ab<strong>er</strong> ich hoffe, dass die Radikalisi<strong>er</strong>ung auf d<strong>er</strong> einen Seite aufhört und die and<strong>er</strong>e Seite soviel Einuss gewinnt, dass wir am Ende gemeinsam einen gemäßigten Kurs nden. Wenn Sie nun auf das <strong>Auf</strong>(<strong>er</strong>) <strong>stehen</strong> in den venezolanischen Straßen zurückblicken. Gibt es da ein Bild od<strong>er</strong> eine Szene, die Ihnen besond<strong>er</strong>s in Erinn<strong>er</strong>ung geblieben ist? Zu<strong>er</strong>st eine ganz lustige Geschichte: Ich war anwesend, als sogenannte Üb<strong>er</strong>reste des Caciquen Guaicaipuro im Pantheon begesetzt wurden. Also ein ofziell<strong>er</strong> Akt mit viel Symbolik. Militär, Kadetten und auch Indian<strong>er</strong> waren anwesend. Alles sehr kontrastreich. Und dann begann bald eine Fiesta, es wurde getrunken. Und in d<strong>er</strong> Menge ich als einzig<strong>er</strong> Weiß<strong>er</strong>, knipste Fotos. <strong>Auf</strong>einmal kommt ein ziemlich betrunken<strong>er</strong> Indian<strong>er</strong> auf mich zu und schimpft laut los: „Gringo...!“ Und ich in mein<strong>er</strong> Not (was sollte ich tun, wenn die jetzt auf mich losgingen?) schrie zurück: „Aleman!“ Und daraufhin <strong>er</strong>: „Aleman?? Amigo!“ Das Eis war gebrochen, die Fiesta ging weit<strong>er</strong> und es entstanden noch einmalige Bild<strong>er</strong>. Ab<strong>er</strong> was war für mich das wichtige an diesem Buch... Die Angst, die ich ursprünglich hatte, die v<strong>er</strong>schwand dadurch, dass ich den Menschen - und ihr<strong>er</strong> Friedlichkeit begegnet bin. Es war nie eine wirkliche Aggression vorhanden. Sich<strong>er</strong>, es wurde geschimpft, auch v<strong>er</strong>äppelt - ab<strong>er</strong> am Ende hat man sich wied<strong>er</strong> b<strong>er</strong>uhigt. Typisch venezolanisch, wie ich nde... In was für ein<strong>er</strong> Situation würden Sie selbst auf<strong>stehen</strong> und auf die Straße gehen? Für was würde ich auf<strong>stehen</strong>? Ich würde auf<strong>stehen</strong>, sobald Menschen, eine Menschengruppe ausgesucht und für schuldig <strong>er</strong>klärt wird. Also als Opf<strong>er</strong> da<strong>stehen</strong> muss. Wenn irgendein Pogrom gegen eine Mind<strong>er</strong>heit stattnden sollte, würde ich sofort auf<strong>stehen</strong> und üb<strong>er</strong>legen: Wie kann ich hi<strong>er</strong> einen Einuss nehmen, um das zu v<strong>er</strong>hind<strong>er</strong>n. Ich würde es nicht zulassen wollen das jemand, d<strong>er</strong> schwach ist, von Stärk<strong>er</strong>en h<strong>er</strong>umgeschubbst wird. Wir müssen eine Tol<strong>er</strong>anz nden zueinand<strong>er</strong>. Und die radikalen Kräfte, die auf beiden Seiten (mein Buch zeigt ja beide politischen Blöcke) existi<strong>er</strong>en, unschädlich machen. D<strong>er</strong> 12. Februar stimmt mich optimistisch. Vielen Dank für das Gespräch! (Carsten Todtmann und Lars Pf<strong>er</strong>dehirt)
Thema <strong>Auf</strong>(<strong>er</strong>)<strong>stehen</strong> 13