Wettbewerbsfähigkeit des Luftverkehrsstandortes Deutschland
Wettbewerbsfähigkeit des Luftverkehrsstandortes Deutschland
Wettbewerbsfähigkeit des Luftverkehrsstandortes Deutschland
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die multizentrische und weltweit vernetzte deutsche<br />
Exportwirtschaft besteht aber keine Alternative<br />
zu einem insgesamt erstklassigen Angebot an<br />
dichten Flugverbindungen in die ganze Welt. Die<br />
Infrastrukturpolitik hat einen erheblichen Einfluss<br />
auf die mögliche Vielzahl und Vielfalt von Flugverbindungen<br />
wie auch auf regulative Einschränkungen,<br />
diese zu nutzen. Dies ist vor allem begründet<br />
in der Verantwortung der Infrastrukturpolitik für<br />
Kapazität und Kapazitätsentwicklungen bei Flughäfen<br />
und der Flugsicherung.<br />
Auf die Preisbildung hat Luftverkehrspolitik innerhalb<br />
der EU keinen Einfluss, dort ist die Preissetzung<br />
liberalisiert. Außerhalb der EU gelten bilaterale<br />
Vereinbarungen zwischen Staaten, die nach<br />
teilweise sehr komplizierten Verfahren die möglichen<br />
Preise regeln. Open-Skies-Abkommen sind wichtige,<br />
aber nur vereinzelte Schritte in die richtige<br />
Richtung. Immerhin: Der Luftverkehr zwischen der<br />
EU und den USA ist hinsichtlich Preisbildung und<br />
Angebotsmenge bereits umfassend liberalisiert.<br />
Preisgestaltung bleibt in einem liberalisierten Markt<br />
eine unternehmerische Kernaufgabe und sollte nur<br />
dann Gegenstand luftverkehrspolitischer Überlegungen<br />
sein, wenn es um die ordnungspolitische<br />
Sicherung der Chancengleichheit insgesamt und<br />
die gebotene Entwicklung von Wettbewerb auf<br />
jeder Stufe entlang der Wertschöpfungskette geht.<br />
Es darf aber nicht übersehen werden, dass die<br />
regulierten Kostenbestandteile, also insbesondere<br />
Luftsicherheitsgebühren, Flughafenentgelte oder<br />
Flugsicherungsgebühren mögliche Preisspielräume<br />
für deutsche Marktteilnehmer stärker begrenzen,<br />
als dies vor allem bei außereuropäischen Wettbewerbern<br />
der Fall ist. 4 Dies ist immer dann ein Wettbewerbsnachteil<br />
<strong>des</strong> Standortes <strong>Deutschland</strong>, wenn<br />
deutsche Luftverkehrsunternehmen im direkten<br />
Wettbewerb stehen mit Unternehmen aus weniger<br />
regulierten Standorten, an denen die standortspezifischen<br />
Kosten für den Luftverkehr vielfach durch<br />
günstigere Lohnkosten, Steuern und Abgaben<br />
deutlich unter dem Niveau in <strong>Deutschland</strong> liegen.<br />
Diesbezüglich sei auch auf die entsprechende<br />
Diskussion im Teil II.2.6 „Ordnungspolitische und<br />
gesetzliche Rahmenbedingungen“ verwiesen.<br />
Gleiches gilt für die <strong>Wettbewerbsfähigkeit</strong> der<br />
3 Skytrax 2004, 2005, 2006, 2007.<br />
4 Siehe Kapitel II.2.5 Ordnungspolitische und gesetzliche Rahmenbedingungen.<br />
III. Schlussfolgerungen 93<br />
Aspekte <strong>des</strong> Umsteige-Komforts einer Reise: Hier<br />
greifen rechtlich vorgegebene Sicherheitsprozeduren<br />
zum Teil sehr tief in alle möglichen Passagierprozesse<br />
ein. Es bleibt unternehmerische Verantwortung,<br />
Passagierprozesse wettbewerbsfähig zu<br />
gestalten. Es bleibt politische Verantwortung, die<br />
Rahmenbedingungen hierzu frei von Diskriminierungen<br />
oder Wettbewerbsbeschränkungen zu halten.<br />
Deutsche Luftverkehrsunternehmen sind<br />
insgesamt in allen drei Dimensionen – Produktangebot,<br />
Preis, Umsteigekomfort – wettbewerbsfähig<br />
aufgestellt. Deutsche Fluggesellschaften gelten als<br />
besonders zuverlässig, die Deutsche Flugsicherung<br />
gilt als einer der sichersten Anbieter der Welt. Die<br />
Flughäfen in <strong>Deutschland</strong> sind ausgesprochen gut<br />
miteinander vernetzt. München gilt als einer der<br />
beliebtesten, und Frankfurt als einer der größten<br />
Umsteigeflughäfen weltweit. Düsseldorf und sein<br />
Einzugsgebiet tief in das Ruhrgebiet hinein ist ein<br />
positives Beispiel dafür, wie die Nachfrage auch für<br />
einzelne Langstrecken außerhalb der großen Hubs<br />
entstehen und sich entwickeln kann. Andere deutsche<br />
Verkehrsflughäfen bedienen die Nachfrage<br />
der Passagiere bedarfsgerecht über Direktflüge<br />
oder Verbindungen über die großen Drehkreuze.<br />
Wegen der herausragenden Relevanz der infrastrukturellen<br />
Rahmenbedingungen im globalen<br />
Wettbewerb um umsteigende Passagiere steht<br />
dieser Aspekt in diesem Bericht im Vordergrund.<br />
Eine dichte und weltweite Vernetzung <strong>des</strong> Flugangebotes<br />
ist für die deutsche Wirtschaft insgesamt<br />
strukturell unverzichtbar. Wegen der großen<br />
Bedeutung der infrastrukturellen Rahmenbedingungen<br />
für eine solche Vernetzung wird im Folgenden<br />
die <strong>Wettbewerbsfähigkeit</strong> <strong>des</strong> <strong>Luftverkehrsstandortes</strong><br />
<strong>Deutschland</strong> vor allem anhand der<br />
stabilen <strong>Wettbewerbsfähigkeit</strong> <strong>des</strong> Flugangebotes<br />
überprüft.<br />
Stärke im Wettbewerb um umsteigende Passagiere<br />
erfordert große Drehkreuze. Die Flugpläne an diesen<br />
Hubs werden dabei so gestaltet, dass die ankommenden<br />
und abfliegenden Flugsegmente wichtiger<br />
Umsteigeverbindungen zeitlich nah beieinander<br />
liegen. Ein einzelner Langstreckenflug wird z.B. in<br />
Frankfurt auf diese Weise von bis zu 75 Zubringer-