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Wettbewerbsfähigkeit des Luftverkehrsstandortes Deutschland

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II. Entwicklungen und Trends <strong>Wettbewerbsfähigkeit</strong> <strong>des</strong> <strong>Luftverkehrsstandortes</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

anderen europäischen Organisationen, die bereits<br />

heute aufgrund der jeweils geltenden gesetzlichen<br />

Rahmenbedingungen in der Lage sind, eigenständig<br />

ihre Dienste auch in anderen Ländern zu erbringen,<br />

Kooperationen und Beteiligungen einzugehen<br />

sowie unternehmerische Wettbewerbsgeschäfte<br />

zu tätigen, enthält das deutsche Luftverkehrsgesetz<br />

keinerlei wettbewerbliche Aspekte.<br />

Die europäische Konstruktion mit wettbewerblichen<br />

Elementen ist dem deutschen Recht in seinem<br />

Verständnis von Flugsicherung als Hoheitsaufgabe<br />

sogar fremd. In diesem Bereich besteht<br />

eindeutiger Handlungsbedarf.<br />

Um mit anderen Anbietern in Wettbewerb treten<br />

zu können, ist ein unabhängiges wirtschaftliches<br />

Agieren der DFS Grundvoraussetzung. Aufgrund<br />

der derzeitigen Stellung der DFS als bun<strong>des</strong>eigene<br />

Luftverkehrsverwaltung ist unternehmerisches<br />

Handeln allerdings kaum möglich. Beispielsweise<br />

sind Beteiligungen, die der Realisierung von<br />

Skaleneffekten und damit der Erzielung von Einsparungen<br />

dienen könnten, nach den derzeit geltenden<br />

Vorgaben der Bun<strong>des</strong>haushaltsordnung<br />

einem strengen Prüfverfahren zu unterziehen.<br />

Das bedeutet letztlich, dass Verbindungen zwischen<br />

den europäischen Flugsicherungsorganisationen<br />

unter Beteiligung der DFS kaum zeitgerecht<br />

umzusetzen sind, solange Staatsverträge oder die<br />

Genehmigung <strong>des</strong> in diesem Fall verantwortlichen<br />

Bun<strong>des</strong>finanzministeriums ausstehen.<br />

Damit sich die DFS dem internationalen Wettbewerb<br />

im Markt für Flugsicherungsdienstleistungen<br />

erfolgreich stellen kann, wird es erforderlich sein,<br />

durch eine Rechts- und Strukturanpassung sowie<br />

Kapitalprivatisierung die Konkurrenzfähigkeit der<br />

DFS zu erhalten und zu stärken.<br />

5.3 Vereinigte Staaten von Amerika<br />

Die Air Transport Association of America (ATA)<br />

bemängelt, dass mit der veralteten Technik <strong>des</strong> USamerikanischen<br />

Flugsicherungssystems keine adäquate<br />

Flugverkehrskontrolle seitens der Lotsen<br />

mehr möglich sei. Folglich würden Flugzeuge auf<br />

suboptimale Routen gelenkt, potenzielle Zeitersparnisse<br />

ließen sich ebenso wenig realisieren wie<br />

die daraus resultierenden Verringerungen von<br />

Schadstoffemissionen. 136 Die Notwendigkeit der<br />

Modernisierung der Flugsicherung ist in den Vereinigten<br />

Staaten weitestgehend anerkannt. So wurde<br />

auf staatlicher Seite im Jahr 2005 ein Programm<br />

namens NextGen (Next Generation Air Transport<br />

System) entwickelt, welches das Ziel verfolgt, in<br />

den nächsten 20 Jahren nicht nur die Flugsicherung<br />

in den USA sondern das gesamte Lufttransportsystem<br />

zu modernisieren. 137<br />

Die Kosten für dieses Projekt belaufen sich auf<br />

geschätzte 15Mrd. USD. Der Realisierung <strong>des</strong><br />

Projekts und der Verbesserung der Situation steht<br />

jedoch die seit Jahren herrschende Uneinigkeit<br />

zwischen den unterschiedlichen politischen Gruppierungen<br />

und den zahlreichen Lobbyvereinigungen<br />

entgegen. 138 Den Kern der Auseinandersetzungen<br />

bilden die Governance-Struktur 139 sowie<br />

das Finanzierungssystem der Federal Aviation<br />

Administration (FAA). Eine möglichst baldige<br />

Beilegung dieses Konfliktes erscheint zur Sicherung<br />

einer langfristig funktionsfähigen Flugsicherung<br />

in den Vereinigten Staaten erforderlich.<br />

136 Vgl. Air Transport Association of America (2007): Balancing the Aviation Equation – 2007 Economic Report, S.15.<br />

137 Vgl. Joint Planning and Development Office (2007): Concepts of Operations for the Next Generation Air Transport System,<br />

Version 2.0, 13.06.2007.<br />

138 Vgl. ter Kuile (2008): Are we at the dawn of a new era for Global Air Traffic Management, Amsterdam.<br />

139 Obwohl in zahlreichen Studien die Privatisierung der Flugsicherung in den USA angemahnt wurde, konnte bisher keine Entscheidung<br />

in dieser Frage herbeigeführt werden. Vgl. Executive Oversight Committee (1994): Air Traffic Control Corporation<br />

Study, Report to the US Secretary of Transportation. US Department of Transportation, Washington, DC; National Civil Aviation<br />

Review Commission (1997): Avoiding Aviation Gridlock & Reducing the Accident Rate. NCARC, Washington; Poole/Butler<br />

(2001): How to commercialize air traffic control, Reason Public Policy Institute, Los Angeles (Policy Study 278)<br />

http://www.rppi.org/ps278.htm.<br />

140 Vgl. International Business Strategies (2005): Air Traffic Control in India, Gaithersburg; International Business Strategies (2004):<br />

Air Traffic Control Market in China, Gaithersburg, S.5 ff.

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