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Wettbewerbsfähigkeit des Luftverkehrsstandortes Deutschland

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European Center for Aviation Development – ECAD II. Entwicklungen und Trends 79<br />

preises relativ gering sind. Da Arbeits- und Lohnkosten<br />

je nach Standort unterschiedlich ausfallen, gilt<br />

dies auch für den Personalaufwand von Fluggesellschaften.<br />

Ferner variieren die Entgelte für Flughafenleistungen<br />

je nach Flughafen bzw. Standort. Diese<br />

Entgelte umfassen Start-/Landeentgelte inkl. umweltbezogener<br />

Komponenten wie Lärm- oder Emissionsentgelte,<br />

Abstell-, Passagier und Sicherheitsentgelte.<br />

Hinzu kommen in der Regel Entgelte für die<br />

Nutzung zentraler Infrastruktureinrichtungen <strong>des</strong><br />

Flughafens (beispielsweise Enteisungsleistungen,<br />

Nutzung von Fluggastbrücken und Gepäckförderanlagen)<br />

sowie Entgelte für Bodenverkehrsdienste (z.B.<br />

Flugzeugbe- und -entladung, Gepäcktransport,<br />

Passagierdienste).<br />

Durch den über die letzten Jahre gestiegenen Kerosinpreis,<br />

verursacht durch gestiegene Rohölpreise,<br />

wird der Anteil der Kostenposition Treibstoff an den<br />

Gesamtkosten einer Fluggesellschaft voraussichtlich<br />

weiter zunehmen. Je nach Geschäftsmodell sind die<br />

Fluggesellschaften unterschiedlich stark betroffen.<br />

Tendenziell ist der Anteil der Treibstoffkosten an<br />

den Gesamtkosten bei Low-Cost-Fluggesellschaften<br />

höher als bei traditionellen Netzwerkfluggesellschaften.<br />

Andererseits steigen die Aufwendungen<br />

für Kerosin bei Netzwerkfluggesellschaften mit<br />

hohem Interkontstrecken-Anteil ebenfalls stark an.<br />

Low-Cost-Fluggesellschaften weisen typischerweise<br />

einen wesentlich geringeren Hedging-Anteil als<br />

Netzwerkfluggesellschaften auf, so dass sie von<br />

Steigerungen <strong>des</strong> Kerosinpreises zumin<strong>des</strong>t kurzfristig<br />

stärker betroffen sein dürften.<br />

Auch im Falle der Abrechnung von Luftsicherheitskosten<br />

lassen sich international betrachtet unterschiedliche<br />

Erhebungsmöglichkeiten und somit<br />

auch Kostenbelastungen differenzieren. Sie werden<br />

in einigen Ländern als staatliche Gebühr ausgestaltet,<br />

die von Passagieren bzw. Fluggesellschaften zu<br />

entrichten ist, wohingegen sie in anderen Ländern<br />

in den Flughafenentgelten enthalten sind. Darüber<br />

102 Vgl. VDI (2006): Ingenieure in China 2006, Arbeitsmarkt. Gehälter. Nebenkosten“.<br />

103 Vgl. bfai (2008): Steigende Personalkosten in Indien machen Unternehmen zu schaffen, S.1.<br />

104 Vgl. GulfTalent.com (2007): Gulf Compensation Trends 2007.<br />

105 Vgl. bfai (2008): Hohe Gehaltsforderungen am Golf, S.1.<br />

106 Vgl. Deutsche Lufthansa AG (2008): Geschäftsbericht 2007, S.73 und 171.<br />

107 Vgl. Airports Council International (ACI) (2007), a.a.O., S.6.<br />

hinaus betrachten einige Länder Sicherheit als<br />

allgemeine staatliche Aufgabe, deren Kosten über<br />

das Steueraufkommen gedeckt werden. Beispielsweise<br />

haben die Vereinigten Staaten staatliche<br />

Förderprogramme aufgelegt, die den Luftverkehr<br />

von den zusätzlichen Kosten entlasten sollen.<br />

Des Weiteren sind mögliche standortspezifische<br />

Kostenunterschiede zu berücksichtigen, wie z.B.<br />

ob auf Flugscheine eine Umsatzsteuer, etwaige<br />

Entwicklungs- oder Klimaabgaben (z.B. in Form<br />

einer so genannten „Ticket Tax“) oder sonstige<br />

Umweltabgaben/-entgelte (z.B. für Lärm-, oder<br />

Stickoxidemissionen etc.) erhoben werden. Auch<br />

die bereits beschlossene Einbeziehung <strong>des</strong> Luftverkehrs<br />

in das EU-weite Emissionshandelssystem<br />

sorgt international betrachtet für wettbewerbsrelevante<br />

Kostendifferenzen und somit zumin<strong>des</strong>t für<br />

Wettbewerbsnachteile für über EU-Grenzen hinaus<br />

operierende Fluggesellschaften.<br />

Die Kostenstruktur einer Fluggesellschaft beeinflusst<br />

maßgeblich ihre <strong>Wettbewerbsfähigkeit</strong> und ist von<br />

Struktur und Volumen standortspezifischer Kosten<br />

abhängig. Nicht nur international sondern auch<br />

regional sind teilweise erhebliche Unterschiede in<br />

Struktur und Höhe der standortspezifischen Kosten<br />

zu verzeichnen.<br />

Auf Grund der zuvor geschilderten Rahmenbedingungen<br />

gehört <strong>Deutschland</strong> mit anderen europäischen<br />

Ländern zu den Standorten, die im internationalen<br />

Vergleich mit relativ hohen Gesamtkosten<br />

wirtschaften müssen. Dies impliziert für die deutsche<br />

Luftverkehrswirtschaft einen hohen Effizienzdruck.<br />

In diesem Zusammenhang ist nicht zuletzt<br />

darauf hinzuweisen, dass der Luftverkehrssektor in<br />

<strong>Deutschland</strong> seine Infrastrukturkosten weitestgehend<br />

selbst trägt. Zur Sicherung der <strong>Wettbewerbsfähigkeit</strong><br />

der deutschen Luftverkehrswirtschaft sind<br />

geeignete rechtliche und regulatorische Rahmenbedingungen<br />

zu gewährleisten.

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