Wettbewerbsfähigkeit des Luftverkehrsstandortes Deutschland

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72 II. Entwicklungen und Trends Wettbewerbsfähigkeit des Luftverkehrsstandortes Deutschland Indien etabliert sich mit einem Bruttoinlandsprodukt von mittlerweile 873Mrd. USD 64 immer stärker als Wirtschaftsmacht von internationaler Bedeutung. Das Wirtschaftswachstum hat sich in den vergangenen Jahren stark beschleunigt. Im Finanzjahr 2006/2007 legte das Bruttoinlandsprodukt um 9,2% 65 zu. Damit gehörte der Subkontinent erneut zu den am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt. Die meisten langfristigen Wachstumsprognosen gehen davon aus, dass Indien bis 2050 ein Bruttoinlandsprodukt erwirtschaften wird, das dann nur noch von China und den USA übertroffen werden würde. 66 Im Gegensatz zu China beflügelt in Indien jedoch in stärkerem Maße die Binnennachfrage die Wirtschaftsentwicklung. Diese wird nicht zuletzt von der dynamischen demografischen Entwicklung des Landes beeinflusst: Trotz nachlassender Geburtenraten wird der Anteil der Bevölkerung im erwerbstätigen Alter in den nächsten zwei Dekaden weiter zunehmen. 67 Das Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner liegt derzeit bei 785 USD. Die indische Regierung setzt zunehmend auf eine gezielte Entwicklung des Tourismussektors. Im Jahr 2006 reisten 4,5Mio. Touristen nach Indien. Im Jahr 2006 wurden insgesamt rund 16Mrd. USD im Tourismussektor umgesetzt. 68 Dies entspricht einem Anteil von 2,1% des Bruttoinlandsproduktes. Luftverkehrsstandort Indien verfügt über rund 125 Flughäfen, die über eine Gesamtfläche von 3.287.590 km 2 weitgehend dezentral verteilt sind. Der Luftverkehr wird jedoch größtenteils von den 16 internationalen Flughäfen abgewickelt. 69 Im internationalen Vergleich sind die Flughäfen Indiens vergleichsweise klein. Gemessen am Passagieraufkommen befand sich im Jahr 2006 kein indischer Flughafen unter den Top-50-Flughäfen der Welt, wohl aber vier chinesische Flughäfen. 70 Seitdem im Jahr 1994 private Fluggesellschaften in Indien die Flugerlaubnis erhalten hatten, sank der Marktanteil der staatlichen Fluggesellschaften Indian Airlines und Air India beständig. Im Jahr 2000 konnten sie nur noch einen Marktanteil von 57% im inländischen Flugverkehr vorweisen. Durch den Markteintritt der Low-Cost-Fluggesellschaften wie Air Deccan wenige Jahre später kamen sowohl die staatlichen als auch die privaten Linienfluggesellschaften in Bedrängnis. Ende 2007 betrug der Marktanteil der privaten Fluggesellschaften im heimischen Markt bereits mehr als 80%. Dank des Aufkaufs von je einer Low-Cost- Fluggesellschaft konnten Jet Airways und Kingfisher Airlines ihre Marktanteile auf jeweils 30% erhöhen. 71 Im internationalen Verkehr weitet die staatliche Air India ihr Streckennetz weiter aus. Sie erfährt jedoch zunehmende Konkurrenz durch Jet Airways und zukünftig auch Kingfisher Airlines, die im August 2008 den internationalen Betrieb aufgenommen hat. Das Luftverkehrsaufkommen entwickelte sich in den letzten Jahren an fast allen Flughäfen Indiens äußerst dynamisch. Das Luftfrachtaufkommen des Landes nahm seit dem Finanzjahr 2001/2002 insgesamt um durchschnittlich knapp 13% pro Jahr zu. Das Passagieraufkommen stieg seitdem jährlich sogar um 22%. 72 Damit ist der Luftverkehrssektor in Indien im weltweiten Vergleich durch die größten Wachstumsraten gekennzeichnet. 73 Diese Entwicklung ist vor allem auf den großen Nachholbedarf und die Öffnung des Luftverkehrs für private Fluggesellschaften zurückzuführen. Aufgrund der dynamischen Entwicklung arbeiten gerade die größeren Flughäfen an bzw. über ihrer Kapazitätsgrenze. 64 Vgl. IMF (2007): World Economic Outlook Database. 65 Vgl. The World Bank Group (2007): World Development Indicators database, India Data Profile. 66 Vgl. Auswärtiges Amt (2007): Länderinformation Indien, S.1. 67 Vgl. Auswärtiges Amt (2007): Länderinformation Indien, S.2. 68 World Economic Forum (2007): The Travel & Tourism Competitive Report 2007, Country Profile India. 69 Vgl. Deutsche Bank Research (2008): Infrastruktur Indien: 450 Mrd. Gründe, jetzt zu investieren, S.15. 70 Vgl. Deutsche Bank Research (2008): Infrastruktur Indien: 450 Mrd. Gründe, jetzt zu investieren, S.16. 71 Vgl. Jet Airways (2008): Jet Airways presentation of investors, S.7. 72 Vgl. Deutsche Bank Research (2008): Infrastruktur Indien: 450 Mrd. Gründe, jetzt zu investieren, S.15. 73 Vgl. down to earth online (2008): Congestion in the skies is costing India dearly, Abruf am 01.03.2008.
Zudem leiden indische Luftverkehrsgesellschaften unter einem gravierenden Mangel an Piloten. Der Ausbau und die Modernisierung der Infrastruktur, nicht nur im Bereich Luftverkehr, ist eines der wichtigsten Aufgabenfelder der indischen Regierung. Derzeit werden die beiden größten Flughäfen in Mumbai und Delhi im Rahmen von Public Private Partnership-Projekten modernisiert und in ihrer land- und luftseitigen Kapazität ausgebaut. Erweiterungspläne existieren zudem für die Flughäfen in Kalkutta und Chennai. Komplett neue Flughäfen werden in Hyderabad und Goa geplant und gebaut, in Bangalore ging der neue Flughafen im Mai 2008 in Betrieb. Rund 80 kleine Flughäfen sollen in den nächsten Jahren ausgebaut und modernisiert werden. Die für den Ausbau der Luftverkehrsinfrastruktur vom indischen Staat veranschlagten Mittel belaufen sich auf 9,5Mrd. USD bis zum Jahr 2010. Zudem stehen hierfür noch rund 7,1Mrd. USD privates Kapital bereit. 74 Auch in anderen Bereichen der Verkehrsinfrastruktur und vor allem im Energiebereich sind umfangreiche Investitionen geplant. 2.4 Naher Osten Katar European Center for Aviation Development – ECAD II. Entwicklungen und Trends 73 Volkswirtschaftliche Rahmenbedingungen Katar gehört nach Norwegen und Luxemburg mit einem Pro-Kopf-Einkommen von rund 63.000 USD bei einer Bevölkerungszahl von 828 Tsd. Einwohnern zu den reichsten Ländern der Welt. 75 Der Wohlstand des Landes basiert vor allem auf seinen immensen Rohstoffvorkommen. Katar verfügt weltweit über die drittgrößten bestätigten Erdgasreserven. Die Förderung von Erdgas konnte in den vergangenen Jahren mittels umfangreicher Investitionen neben der Erdölförderung zum zweiten Standbein der Wirtschaft von Katar entwickelt werden. Im Jahr 2006 entfielen rund 62% des Bruttoinlandspro- duktes des Landes auf diese beiden Wirtschaftsbereiche. 76 Im Jahr 2006 wuchs das Bruttoinlandsprodukt des Landes um nicht weniger als 9,7%. 77 Für die Jahre 2008 und 2009 werden sogar Wachstumsraten von etwa 14% prognostiziert. 78 Die stärksten Impulse dieser Entwicklungsdynamik gehen dabei weiterhin vom Öl- und Gassektor aus. Die Wirtschaft Katars wird mittelfristig durch umfangreiche Staatsausgaben gestützt. Der anhaltend hohe Ölpreis ließ die Staatseinnahmen des Landes in der Vergangenheit stark steigen. Aus der fast ausschließlichen inländischen Konzentration auf nur zwei Wirtschaftsbereiche (Öl- und Gasexporte sowie auf Produkte der expandierenden petrochemischen Industrie) resultiert eine ausgeprägte Abhängigkeit von Importen. Ein Wachstumshindernis der Wirtschaft Katars bildet jedoch die noch unzureichende Fähigkeit der heimischen Wirtschaft, die eigene Inlandsnachfrage zu befriedigen. Gleichzeitig ist Katar nun bestrebt, sich als Dienstleistungsstandort und Reiseziel zu etablieren. Wie auch in den umliegenden Golfstaaten soll dies insbesondere durch den Bau von Hotelanlagen an der Küste und auf künstlich angelegten Inseln bewerkstelligt werden. Bislang erwirtschaftet der Tourismussektor rund 524Mio. USD und damit einen Anteil von 2,1% des Bruttoinlandsproduktes Katars. Lediglich 732Tsd. Touristen besuchten das kleine Emirat im Jahr 2004. 79 Die verstärkten Diversifikationsbemühungen in Katar werden sich erst langfristig in einer nennenswerten Veränderung der Außenhandelsstruktur niederschlagen. Andere Emirate in der Golf-Region, wie zum Beispiel Dubai, sind in dieser Hinsicht weiter entwickelt. Luftverkehrsstandort Der Luftverkehrssektor in Katar gehört zu den dynamischsten in der Golf-Region. Innerhalb der letzten zehn Jahre stieg das Luftverkehrsaufkom- 74 Vgl. Deutsche Bank Research (2008): Infrastruktur Indien: 450 Mrd. Gründe, jetzt zu investieren, S.17. 75 Vgl. IMF (2007): World Economic Database. 76 Vgl. Ghorfa Arab-German Chamber of Commerce and Industry e.V. (2007): Länderprofil Katar, S.1. 77 Vgl. bfai (2007): Wirtschaftsdaten kompakt – Katar, S.2. 78 Vgl. Bayern LB (2007): Länderanalyse Katar, S.2 ff. 79 Vgl. World Economic Forum (2007): The Travel & Tourism Competitive Report 2007, Country Profile Qatar.
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