Wettbewerbsfähigkeit des Luftverkehrsstandortes Deutschland

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68 II. Entwicklungen und Trends Wettbewerbsfähigkeit des Luftverkehrsstandortes Deutschland Dabei weist der britische Außenhandel seit Jahren ein Handelsbilanzdefizit auf, welches im Jahr 2006 mit einer Höhe von rund 117 Mrd. EUR und einem Anteil am Bruttoinlandsprodukt von 6,5% so hoch war wie nie zuvor. 34 Im Jahr 2006 trug der Fremdenverkehrssektor mit 79Mrd. USD zum Bruttoinlandsprodukt bei, was einem Anteil von über 3% entspricht. 35 Luftverkehrsstandort Im europäischen Vergleich verzeichnet das Vereinigte Königreich mit rund 211Mio. Passagieren das höchste Luftverkehrsaufkommen. 36 Der Luftverkehrssektor des Landes wächst insgesamt stark. So stieg das Passagieraufkommen in den letzten zehn Jahren um etwa 73% und das Frachtaufkommen um 30%. 37 Mit rund 68 Mio. Passagieren belegt der Flughafen London Heathrow im Jahr 2006 weltweit den dritten Platz. Die Zahl der von britischen Flughäfen angeflogenen Destinationen ist von 251 im Jahr 1997 auf über 360 im Jahr 2006 angestiegen. 38 Die größte Fluggesellschaft des Vereinigten Königreichs, British Airways, musste sich, wie auch andere ehemals staatliche Fluggesellschaften, den wachsenden Markt seit der Liberalisierung des Luftverkehrs in Europa mit einer zunehmenden Konkurrenz von Low-Cost-Fluggesellschaften teilen. So bildet das Vereinigte Königreich auch den wichtigsten Luftverkehrsmarkt für die beiden größten europäischen Low-Cost-Fluggesellschaften Ryanair und easyJet, die seit 1993 bzw. 1995 auf das Geschäftsmodell Low-Cost-Fluggesellschaft setzen. Ferner schloss das Vereinigte Königreich bereits frühzeitig liberalere Luftverkehrsabkommen mit Drittstaaten ab. Im Unterschied zu den europäischen Hauptkonkurrenten Lufthansa und Air France hat British Airways in den letzten Jahren ihr Geschäftsmodell überarbeitet und setzt unter anderem verstärkt auf den Interkontinentalverkehr. Mit dem steigenden Luftverkehrsaufkommen ist auch ein Wachstum des Incoming-Tourismus in das Vereinigte Königreich verbunden. Im Jahr 2005 besuchten rund 30 Mio. Touristen das Vereinigte Königreich, mehr als zwei Drittel davon mit dem Flugzeug. Die Möglichkeiten, mit der bestehenden Flughafeninfrastruktur im Vereinigten Königreich den prognostizierten Zuwächsen auf 465Mio. Fluggäste bis zum Jahr 2030 39 zu entsprechen, sind begrenzt. Die britische Regierung schenkt der Entwicklung von Flughafenkapazität in ihrem Weißbuch „The Future of Air Transport“ aus dem Jahr 2003 daher besondere Aufmerksamkeit. Ziel der Strategie ist, die Nutzung der bestehenden Einrichtungen zu optimieren, negative Auswirkungen auf die Umwelt jedoch möglichst gering zu halten. Beispielsweise sind die Passagiere im Luftverkehr Großbritanniens seit dem Jahr 1994 gesetzlich zur Zahlung einer Ticketsteuer (Air Passenger Duty) verpflichtet. Bis zum Jahr 2030 sind an den Flughäfen des Landes fünf neue Start- bzw. Landebahnen geplant, drei davon in London (Heathrow, Stansted, Gatwick). Auch in anderen Infrastrukturbereichen sind Großprojekte geplant, beispielsweise im Bereich der Schieneninfrastruktur (Thameslink, ca. 5,2 Mrd. EUR, Crossrail, ca. 23,6 Mrd. EUR). 40 34 Vgl. Auswärtiges Amt (2007): Länderinformation Großbritannien/Vereinigtes Königreich Wirtschaft, S.2. 35 Vgl. World Economic Forum (2007): The Travel & Tourism Competitive Report 2007, Country Profile United Kingdom und Department for Transport (2006): The Future of Air Transport Progress Report 2006, S.24. 36 Vgl. Eurostat (2007): Luftverkehr in der EU27, Fluggastverkehr stieg 2006 um 5%, Pressemitteilung vom 14.12.2007. 37 Eigene Berechnungen. Vgl. United Kingdom Civil Aviation Authority (2007): UK Airport Statistics: 2006 – annual, Abruf am 09.03.2008. 38 Eigene Berechnung nach OAG. 39 Vgl. Department of Transport (2003): The Future of Air Transport White Paper. 40 Vgl. bfai (2007): Wirtschaftstrends Vereinigtes Königreich Jahreswechsel 2007/08, S.3.
European Center for Aviation Development – ECAD II. Entwicklungen und Trends 69 2.2 Vereinigte Staaten von Amerika Volkswirtschaftliche Rahmenbedingungen Die Vereinigten Staaten von Amerika sind mit einem Bruttoinlandsprodukt von 13.195 Mrd. USD die größte Volkswirtschaft der Welt. Mit 44.024 USD erwirtschaften sie das weltweit achthöchste Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner. 41 Die Wirtschaftskraft der Vereinigten Staaten gründet sich auf ein großes, rohstoffreiches und gut erschlossenes Territorium, auf seinem mit rund 299Mio. Einwohnern sehr großen Binnenmarkt sowie auf einem in starkem Maße durch unternehmerische Initiative und freien Handel gekennzeichneten Wirtschafts- und Finanzsystem. Nach Jahren einer beeindruckenden Wirtschaftsdynamik – im Jahr 2006 betrug das Wirtschaftswachstum der Vereinigten Staaten 3,3% 42 – verliert die US-amerikanische Wirtschaft in jüngster Zeit allerdings an Fahrt. Schrumpfende Immobilienmärkte, sinkende Ausgaben der Verbraucher, hohe Energiepreise sowie gestiegene Zinsen bremsen derzeit den in der Vergangenheit zuverlässigen Wachstumsmotor „Privater Konsum“ des großen Binnenmarktes. Die Vereinigten Staaten von Amerika sind weltgrößter Absatzmarkt für Importgüter und belegen umgekehrt als Warenexporteur hinter Deutschland international den zweiten Platz. 43 Im Jahr 2005 reisten rund 49Mio. ausländische Touristen in die Vereinigten Staaten. Im Jahr 2006 erwirtschaftete die US-amerikanische Tourismusindustrie wieder mehr als 518Mrd. USD, was einem Anteil von 4% am Bruttoinlandsprodukt entspricht. 44 Luftverkehrsstandort Die Vereinigten Staaten von Amerika bilden mit rund 660Mio. Passagieren den größten Inlandsluft- verkehrsmarkt der Welt, gefolgt von China. 45 In den USA gibt es insgesamt mehr als 19.000 Flughäfen, wovon mehr als 3.300 der Öffentlichkeit zugänglich sind. Die Flughäfen Atlanta und Chicago nehmen gemessen am Passagieraufkommen weltweit Spitzenplätze ein. Betrachtet man die Zahl der Flugbewegungen, so sind sogar neun USamerikanische Flughäfen unter den Top-10-Flughäfen der Welt platziert. Beim Luftfrachtaufkommen belegt der Flughafen Memphis weltweit den ersten Platz. 46 Die US-amerikanische Luftfahrtbranche hat sich seit den Terroranschlägen im Jahr 2001 wirtschaftlich nicht erholt und ist von harten Preiskämpfen und Überkapazitäten gekennzeichnet. Dadurch wurde kaum in moderne, sparsame Flugzeuge investiert. Viele Fluggesellschaften stehen angesichts der hohen Kerosinpreise nun erheblich unter Druck. Diesem Druck sind in der jüngsten Vergangenheit einige kleine Fluggesellschaften zum Opfer gefallen, doch auch die Großen der Branche versuchen, mit Maßnahmen wie der geplanten Fusion von Delta und Northwest der Insolvenz zu entkommen. Über weitere Zusammenschlüsse auf dem US-amerikanischen Markt wird derzeit diskutiert. Durch die Limitierung des ausländischen Kapitalanteils auf 25% wird eine finanzielle Beteiligung an US-Fluggesellschaften weiterhin grundsätzlich erschwert. Im Open-Skies-Abkommen zwischen der EU und den Vereinigten Staaten wird nun der Kapitalanteil auf 49% beschränkt. Der Stimmrechtsanteil darf jedoch nach wie vor nur maximal 25% betragen. In den Vereinigten Staaten wird Unternehmen im Falle einer Insolvenz ermöglicht, mittels des Insolvenzrechts eine Restrukturierung ihres Unternehmens durchzuführen (Chapter 11). Dadurch können insbesondere neue Geldgeber die Finanzierung des Unternehmens absichern und somit bei Flug- 41 Vgl. International Monetary Fund (2007): World Economic Outlook Database. 42 Vgl. The World Bank Group (2007): World Development Indicators Database, United States Data Profile. 43 Vgl. WTO (2007): World Trade 2006, Prospects for 2007; Risks lie ahead following stronger trade in 2006, WTO reports, Pressemitteilung Nr. 472 vom 12.04.2007. 44 Vgl. World Economic Forum (2007): The Travel & Tourism Competitive Report 2007. Country Profile United States. 45 Vgl. Bureau of Transportation Statistics (2007): U.S. Air Carrier Traffic Statistics – November 2007. 46 Vgl. Airports Council International (2007): Statistics: Top 10 World Airport, Airports Council International information brief.
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