Wettbewerbsfähigkeit des Luftverkehrsstandortes Deutschland

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64 II. Entwicklungen und Trends Wettbewerbsfähigkeit des Luftverkehrsstandortes Deutschland Nordamerika 2,7% Südamerika 4,5% Europa Afrika 3,6% Abb. 2: Durchschnittliche jährliche Wachstumsrate des Passagieraufkommens im Luftverkehr in den Großregionen der Welt 2005 – 2025 Quelle: ACI 2007 raten beim Passagieraufkommen von durchschnittlich ca. 9% jährlich vorausgesagt. 7 Bis zum Jahr 2025 soll dort das Passagieraufkommen durchschnittlich um 5,8% pro Jahr steigen. 8 Für Nordamerika wird zukünftig eine Sättigung des dortigen Luftverkehrsmarktes vorhergesagt. Das dortige Passagieraufkommen wird sich bis zum Jahr 2025 mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von ca. 2,7% im internationalen Vergleich voraussichtlich deutlich unterdurchschnittlich entwickeln. Für das Jahr 2025 wird in Nordamerika ein Aufkommen von 2,53Mrd. Passagieren prognostiziert. Für Europa wird bis zum Jahr 2025 ein durchschnittliches Wachstum des Passagieraufkommens im Luftverkehr von durchschnittlich ca. 3,6% pro Jahr auf 2,56Mrd. Passagiere vorhergesagt. Die divergierenden Wachstumsraten des Passagieraufkommens lassen sich auf die unterschiedlichen Entwicklungen und Rahmenbedingungen der einzelnen Volkswirtschaften zurückführen. Eine nähere Betrachtung und ein Verständnis dieser Besonderheiten ist unabdingbar, will man Schlüsse über die 5,8% 4,6% zukünftige Entwicklung des regionalen bzw. weltweiten Passagieraufkommens ziehen. Aus diesem Grund erfolgt im nächsten Abschnitt eine Beschreibung ausgewählter Wirtschaftsräume im Hinblick auf ihre volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen sowie ihre luftverkehrsrelevanten Merkmale. 2.1 Europa Deutschland Naher Osten Asien/Pazifik 5,8% Volkswirtschaftliche Rahmenbedingungen Die Bundesrepublik Deutschland ist mit rund 82Mio. Einwohnern nicht nur das bevölkerungsreichste Land in der EU, sondern zugleich die größte Volkswirtschaft in Europa. 9 Mit einem Bruttoinlandsprodukt von über 2.900Mrd. USD erwirtschaftet Deutschland rund ein Fünftel des europäischen Bruttoinlandsprodukts. Im internationalen Vergleich ist Deutschland nach den USA und Japan die drittstärkste Wirtschaftsmacht. Das Bruttoinlandspro-
European Center for Aviation Development – ECAD II. Entwicklungen und Trends 65 dukt pro Einwohner in Deutschland liegt bei über 35Tsd. USD. Begünstigt durch ein starkes weltweites Wachstum und wirtschaftliche Reformen verzeichnete die deutsche Volkswirtschaft in den letzten Jahren ein ähnlich starkes Wachstum wie gegen Ende der 1990er Jahre. Die Außenwirtschaftsbeziehungen haben für die deutsche Volkswirtschaft traditionell eine große Bedeutung. Waren und Dienstleistungen im Wert rund eines Drittels des Bruttoinlandsprodukts des Landes werden exportiert. Allerdings wird Deutschland den Spitzenplatz als Exportweltmeister 2008 voraussichtlich an die aufstrebende Wirtschaftsmacht China verlieren. 10 Der Tourismussektor in Deutschland war in den jüngeren Jahren durch Wachstum geprägt. In der Skala der beliebtesten Reiseländer Europas lag Deutschland im Jahr 2006 auf Platz fünf. Das Reiseaufkommen wächst in Deutschland deutlich stärker als in anderen Ländern Europas. 11 Mehr als 21Mio. internationale Touristen besuchten im Jahr 2005 Deutschland. Im Jahr 2006 trug der Tourismussektor rund 78Mrd. USD zum Bruttoinlandsprodukt bei. 12 Dies entsprach einem Anteil von etwa 2,7%. Luftverkehrsstandort Die zentrale Lage innerhalb Europas, die globale Verknüpfung der Wirtschaft, die Reisefreudigkeit der Deutschen, die hohe Qualität der Verkehrsinfrastruktur und die gute Marktstellung der Verkehrsunternehmen führen dazu, dass Deutschland internationaler Knotenpunkt für alle Verkehrsträger ist, so auch für den Luftverkehr. Der vergleichsweise polyzentralen Wirtschafts- und Siedlungsstruktur Deutschlands und der daraus resultierenden Luftverkehrsnachfrage wird durch eine breit angelegte Luftverkehrsinfrastruktur entsprochen. Tendenziell tragen dezentrale Siedlungs- und Wirtschaftsstrukturen mit geringeren Quellaufkommen und sich überlappenden Einzugsgebieten zur Bündelung von Luftverkehrsaufkommen über Hub-Flughäfen bei. Die internationalen Verkehrsflughäfen in Deutschland verzeichneten zwischen 2002 und 2006 eine durchschnittliche jährliche Verkehrssteigerung von 7,8% auf insgesamt 176,6Mio. Fluggäste. 13 Eine noch stärkere Dynamik entwickelte sich im Luftfrachtgeschäft, das im Jahr 2006 eine Zuwachsrate in Höhe von 9,3% aufwies. 14 Die Flughäfen Frankfurt und München mit den Luftverkehrsdrehkreuzen der Lufthansa liegen in der Spitzengruppe der internationalen Flughäfen. Vom Wachstum des Luftverkehrs konnte auch die Lufthansa profitieren. Sie ist mit einem Umsatz von 22,4Mrd. EUR die größte deutsche Fluggesellschaft und nach Air France-KLM die zweitgrößte Fluggesellschaft Europas. 15 Trotz hoher Ölpreise zeigte der Konzern in jüngerer Vergangenheit einen positiven Geschäftsverlauf. Mit weiteren Übernahmen wird beabsichtigt, die Position in Europa weiter auszubauen. Aus der ehemals kleinen Nischenfluggesellschaft Air Berlin entstand nach der deutschen Wiedervereinigung die mittlerweile zweitgrößte Fluggesellschaft Deutschlands, die sich lange auf Flüge zu europäischen Zielen konzentrierte. Im Jahr 2007 stieg Air Berlin mit der Übernahme der LTU auch in das Langstreckengeschäft ein. Zudem gelang der Fluggesellschaft mit der Übernahme der dba im Jahr 2006 die Akquisition eines wichtigen inländischen Konkurrenten. Im September 2007 gab Air Berlin darüber hinaus bekannt, den 75,1%-igen Anteil von Thomas Cook AG an der Condor Flugdienst GmbH übernehmen zu wollen. Der entsprechende Antrag auf Fusion beim Bundeskartellamt wurde jedoch im Juli 2008 zurückgezogen. Somit verbleibt die haupt- 7 Vgl. Airports Council International (ACI) (2007), a.a.O., S.6. 8 Vgl. Airbus (2007), a.a.O, S.83. 9 Vgl. IMF (2007): World Economic Outlook Database. 10 Vgl. bfai (2007): China bald neuer Exportweltmeister vor Deutschland, S.1. 11 Vgl. Deutsche Zentrale für Tourismus e.V. (2007): Jahresbericht 2006. 12 Vgl. World Economic Forum (2007): The Travel & Tourism Competitive Report 2007. Country Profile Germany. 13 Vgl. Kapitel I.2.4.1 dieses Berichtes. 14 Vgl. ADV (2007): Verkehrsentwicklung auf deutschen Flughäfen in 2006 weiter positiv, Pressemitteilung vom 06.02.2007. 15 Vgl. Handelsblatt (2008): Lufthansa prüft Übernahme, Abruf am 09.05.2008.
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Autoren Deutsches Zentrum für Luft
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