Wettbewerbsfähigkeit des Luftverkehrsstandortes Deutschland
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I. Status Quo <strong>Wettbewerbsfähigkeit</strong> <strong>des</strong> <strong>Luftverkehrsstandortes</strong> <strong>Deutschland</strong><br />
Hinzu kommt pro Start auf einem Flughafen in<br />
<strong>Deutschland</strong> noch die An-/Abfluggebühr, die das<br />
maximale Abfluggewicht <strong>des</strong> Flugzeuges und den<br />
Gebührensatz enthält. Die Erhebung der An- und<br />
Abfluggebühren wurde im Rahmen der EG-Verordnung<br />
1794/2006 für die EU-Mitgliedsstaaten<br />
geregelt.<br />
Die am MTOW orientierte Gebührenermittlung<br />
führt dazu, dass Halter größerer Flugzeuge höhere<br />
Gebühren zu entrichten haben.<br />
Die Gebühren werden so bemessen, dass die<br />
Kosten der Flugsicherung gedeckt werden. Weil die<br />
fixen Kosten der Flugsicherung überwiegen, führt<br />
dies bei wachsendem Verkehrsaufkommen regelmäßig<br />
zu einer Senkung der Gebühren. Zwischen<br />
2003 und 2006 sanken die Streckengebühren in<br />
<strong>Deutschland</strong> beispielsweise um 32%, die An- und<br />
Abfluggebühren sanken um 36%.<br />
3.3.1.2 Pünktlichkeit an deutschen Flughäfen<br />
Pünktlichkeit an deutschen Flughäfen wegen<br />
Kapazitätsengpässen nur im hinteren Mittelfeld<br />
Neben den Kosten stellt die Qualität der erbrachten<br />
Leistungen eine wichtige Kenngröße zur Bewertung<br />
von Flugsicherungsleistungen dar. Ein wichtiger<br />
Indikator für die Qualität sind dabei Verspätungen.<br />
Im Folgenden werden daher die in Europa angefallenen<br />
Air Traffic Flow Management (ATFM)-<br />
Verspätungen an Flughäfen und im Streckenflug<br />
dargestellt. Hierbei handelt es sich um Flüge, die<br />
bereits am Startflughafen – aufgrund von antizipierten<br />
Kapazitätsengpässen am Start- bzw. Zielflughafen<br />
bzw. beim Durchfliegen von bestimmten<br />
Sektoren – zurückgehalten werden. Die ATFM-<br />
Verspätung eines bestimmten Fluges wird jener<br />
Flugsicherungsstelle zugeschrieben, die die stärkste<br />
Beschränkung entlang <strong>des</strong> Fluges auferlegt, entweder<br />
im Streckenflug („En-route ATFM-Verspätung“)<br />
oder dem Start- oder Zielflughafen („flughafenbezogene<br />
ATFM-Verspätung“). Im Jahr 2007<br />
betrugen die ATFM-Verspätungen 24% der<br />
primären Abflugverspätungen. 27 [Abb. 24]<br />
Die Hauptursache für ATFM-Verspätungen an europäischen<br />
Flughäfen sind Kapazitätsengpässe bei<br />
der Flugsicherung, gefolgt von Wetterlagen mit<br />
schlechter Sicht oder Wind, in denen die Staffelungsabstände<br />
vergrößert werden müssen und<br />
damit die Kapazität <strong>des</strong> Flughafens eingeschränkt<br />
wird. Derartige Wetterlagen sind insbesondere an<br />
Flughäfen problematisch, die bereits knapp an der<br />
Kapazitätsgrenze operieren. Die durch Kapazitätsengpässe<br />
bedingten ATFM-Verspätungen betreffen<br />
größtenteils den anfliegenden Verkehr und fallen<br />
<strong>des</strong>halb nicht am verursachenden Zielflughafen,<br />
sondern an den jeweiligen Startflughäfen an, werden<br />
also in das Netzwerk „exportiert“. An den<br />
beiden deutschen Hubs in Frankfurt und München<br />
waren die flughafenbezogenen ATFM-Verspätungen<br />
für Ankünfte zu 92,1%, respektive 87,2%<br />
auf die Wetterlage zurückzuführen. Insgesamt kam<br />
es in Frankfurt 2007 im Vergleich zu 2006 zu einem<br />
Anstieg um mehr als 25% bzw. 171Tsd. Minuten<br />
auf 843Tsd. Minuten ATFM-Verspätungen. In<br />
München sanken die ATFM-Verspätungen um<br />
28Tsd. Minuten auf 330Tsd. Minuten. Dies entspricht<br />
einem Rückgang um knapp 8%.<br />
Am Flughafen Amsterdam, der über Kapazitätsreserven<br />
verfügt, belaufen sich die ATFM-Verspätungen<br />
2007 auf 203Tsd. Minuten, d.h. auf weniger<br />
als ein Viertel <strong>des</strong> für Frankfurt ausgewiesenen<br />
Wertes – obwohl Amsterdam in Bezug auf Funktion,<br />
Flugbewegungen und Passagierzahl mit<br />
Frankfurt vergleichbar ist.<br />
Spitzenreiter bei den ATFM-Streckenflugverspätungen<br />
sind die Streckenflug-Kontrollzonen London,<br />
Warschau, Maastricht, Madrid und Zürich.<br />
Hier erreichen nicht nur die Gesamtverspätungen<br />
in Minuten die höchsten Werte, sondern auch der<br />
Anteil verspäteter Flüge liegt hier mit zwischen<br />
3,3% und 10,1% relativ hoch. Im Vergleich zu<br />
2006 hat sich in 2007 die Anzahl der Kontrollzen-<br />
27 Vgl. Eurocontrol (2008), S.31.<br />
28 Detaillierte Betrachtungen sind im Performance Review Report von Eurocontrol zu finden.<br />
29 Vgl. Cook, Andrew/Tanner, Graham/Anderson, Stephen (2004): Evaluating the true cost to airlines of one minute of airborne<br />
or ground delay.<br />
30 Vgl. Eurocontrol (2008), S.43.