Wettbewerbsfähigkeit des Luftverkehrsstandortes Deutschland
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Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR) I. Status Quo 55<br />
die die wirtschaftlichen Aspekte der Erbringung<br />
von Flugsicherungsdienstleistungen in den Hintergrund<br />
stellt und die Anwendbarkeit der Rechtsverordnungen<br />
<strong>des</strong> Gemeinsamen Marktes verneint.<br />
So erschweren nationalstaatliche Erwägungen die<br />
aus ökonomischer Sicht durchaus sinnvolle Integration<br />
mehrerer Flugsicherungsdienstleister. Bereits<br />
die Abgabe exklusiver Hoheitsrechte über dem<br />
eigenen Luftraum führte bisher zu starken Widerständen,<br />
so dass die bisherigen Initiativen zur<br />
Bildung der funktionalen Luftraumblöcke teilweise<br />
nur schleppend vorankommen.<br />
Erfreuliche Entwicklungen in diesem Prozess gab<br />
es zuletzt beim FAB EC. 23 Dort ist die beauftragte<br />
Machbarkeitsstudie abgeschlossen worden. Die<br />
Veröffentlichung der Ergebnisse ist demnächst zu<br />
erwarten. Eine Absichtserklärung (Declaration of<br />
Intent) wird noch im November 2008 während der<br />
französischen Ratspräsidentschaft unterzeichnet.<br />
Ein darauf beruhender Staatsvertrag soll bis 2012 in<br />
Kraft treten.<br />
3.3.1.1 Wirtschaftliche Aspekte der Flugsicherung<br />
Die Flugsicherung an 17 internationalen Verkehrsflughäfen<br />
ist derzeit als Monopol organisiert. Sämtliche<br />
Kosten werden direkt an den Nutzer weitergegeben,<br />
unabhängig von der Qualität der geleisteten<br />
Dienste. Dieses Prinzip der Vollkostendeckung<br />
bietet nur wenig Anreize, Dienste sowohl qualitativ<br />
als auch kostenmäßig zu optimieren.<br />
Seit den 70er Jahren und dem Beginn, nichtstaatliche<br />
Luftverkehrsaufgaben zu privatisieren, wurden<br />
die rechtlichen Strukturen <strong>des</strong> Flugverkehrsmanagements<br />
vornehmlich durch zwischenstaatliche<br />
Vereinbarungen geregelt. Wie die Leistungsüberprüfung<br />
durch die High Level Group und die Eurocontrol-Kommission<br />
jedoch gezeigt hat, ist der<br />
zwischenstaatliche Ansatz ungeeignet, da er nur<br />
uneinheitlich umgesetzt werden kann. Ein weiteres<br />
Problem stellt dabei die Intransparenz der Aufgabenverteilung<br />
zwischen Staaten, Behörden, Luftfahrtunternehmen<br />
und Flugsicherungsorganisationen<br />
dar.<br />
Aufgrund der Fragmentierung <strong>des</strong> europäischen<br />
Luftraums können neue Technologien und Verfahren<br />
nur schleppend flächendeckend eingeführt<br />
werden. Durch eine stärkere Vereinheitlichung<br />
und der damit einhergehenden Vermeidung von<br />
unnötig vielen technischen Systemen, hohen<br />
Instandhaltungskosten und Flugsicherungszentren,<br />
die in ihrer Größe nicht optimal ausgelegt<br />
sind, könnten erhebliche Einsparungen realisiert<br />
werden.<br />
Auch die Streckenführung im europäischen Luftraum<br />
lässt noch Optimierungen zu: die kürzesten<br />
Streckenführungen werden nicht hinreichend<br />
genutzt und verursachen den Luftraumnutzern<br />
zusammen mit entstehenden Verspätungen jährliche<br />
Mehrkosten von ca. 3,7 Mrd. EUR. 24 Hinzu<br />
kommen weitere Kosten in Höhe von ca. 1 Mrd.<br />
EUR, die durch die Fragmentierung der Flugsicherung<br />
in Europa, d.h. insbesondere durch die Duplizierung<br />
von Systemen und eingesetzten Ausrüstungen<br />
entstehen. 25<br />
Das Provisional Council von Eurocontrol strebt als<br />
Zielgröße eine jährliche Reduktion der Flugsicherungskosten<br />
pro km um 3% an, so dass in der<br />
Zeitspanne 2003 bis 2008 ca. 2 Mrd. EUR eingespart<br />
werden könnten. 26<br />
Das Gesamtvolumen <strong>des</strong> europäischen Flugsicherungsdienste-Marktes<br />
wird mit 8 Mrd. EUR beziffert.<br />
Dieser ist durch die Staatsgrenzen eindeutig in<br />
Einzelmärkte aufgeteilt. Während in anderen Wirtschaftszweigen<br />
Barrieren sukzessive abgebaut<br />
werden, sind im Bereich der Flugsicherungen noch<br />
27 nationale Anbieter aktiv, jeder nach wie vor mit<br />
seinen eigenen Verfahren, Ausrüstungen, Betriebskonzepten<br />
und Gemeinkosten.<br />
Flugsicherung finanziert durch den Nutzer<br />
Die Flugsicherung in <strong>Deutschland</strong> basiert auf einem<br />
nutzerfinanzierten System. Die Gebührensätze<br />
werden so bemessen, dass die Kosten der Flugsicherung<br />
gedeckt werden (Vollkostendeckung).<br />
Dieses System gilt für Streckengebühren im Eurocontrol-Gebiet,<br />
das 38 Staaten umfasst. Innerhalb<br />
<strong>des</strong> Eurocontrol-Gebietes bemisst sich das Nutzungsentgelt<br />
für den Streckenflug nach einer Formel,<br />
die das maximale Abfluggewicht <strong>des</strong> Flugzeuges<br />
(MTOW), die zurückgelegte Distanz (Großkreisentfernung)<br />
und den Gebührensatz (Unit<br />
Rate) pro Mitgliedsstaat umfasst.