Wettbewerbsfähigkeit des Luftverkehrsstandortes Deutschland
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I. Status Quo <strong>Wettbewerbsfähigkeit</strong> <strong>des</strong> <strong>Luftverkehrsstandortes</strong> <strong>Deutschland</strong><br />
und 2001 einen im Jahresdurchschnitt kontinuierlichen<br />
Wachstumstrend im Reisendenaufkommen<br />
zwischen Hamburg und Zielen in Nordamerika,<br />
der durch die Ereignisse <strong>des</strong> 11. September 2001<br />
unterbrochen wird. Nach einer Erholung <strong>des</strong><br />
Marktes lag zwischen 2003 und 2005 das Aufkommen<br />
der Reisenden zwischen Hamburg und<br />
den nordamerikanischen Metropolregionen, die<br />
in Frankfurt oder München umgestiegen sind, im<br />
Jahresdurchschnitt bei ungefähr 6Tsd. pro Monat.<br />
Nach dem Markteintritt von zwei ausländischen<br />
Fluggesellschaften, die in der Folge jeweils einen<br />
täglichen Direktdienst von Hamburg nach New<br />
York anboten, ging dieser Wert in den Jahren 2006<br />
und 2007 auf durchschnittlich 5,3Tsd. Reisende<br />
pro Monat zurück. Zu Beginn <strong>des</strong> Jahres 2008<br />
erreichte das Reisendenaufkommen über Frankfurt<br />
und München wieder einen Wert von ca. 6Tsd.<br />
pro Monat.<br />
Grundsätzlich zeigen sich am Beispiel <strong>des</strong> Marktes<br />
Hamburg-Nordamerika zwei Effekte: Zum einen<br />
kommt es in diesem Fall durch die Aufnahme der<br />
neuen Direktdienste nach Nordamerika zu einer<br />
Verlagerung der Passagierströme. Ein Vergleich der<br />
beiden Perioden 2004/2005 und 2006/2007 zeigt<br />
einen Rückgang <strong>des</strong> Reisendenaufkommens über<br />
Frankfurt und München um annähernd 12%.<br />
Auch die Hubs London Heathrow, Paris Charles de<br />
Gaulle und Amsterdam mussten durch die Neuaufnahme<br />
der Direktverbindung Rückgänge in den<br />
Passagierzahlen auf dem betrachteten Markt Hamburg-Nordamerika<br />
in ähnlicher Größenordnung<br />
verkraften. Die Verlagerung hin zu den Direktflügen<br />
ist wiederum durch zwei Ansätze zu erklären.<br />
Zum einen ist die neue Verbindung für zeitsensible<br />
Reisende (d.h. insbesondere Geschäftsreisende)<br />
attraktiv, die in die Metropolregion New York reisen,<br />
da durch den Nonstop-Dienst zeitaufwändige<br />
Umwege und Umsteigevorgänge vermieden werden.<br />
Zudem können kleinere Ziele in Nordamerika,<br />
die nicht direkt ab Frankfurt und München, jedoch<br />
ab New York bedient werden, nun mit einmaligem<br />
statt mit vormals zweimaligem Umsteigen erreicht<br />
werden. Zum anderen bieten Fluggesellschaften in<br />
Folge der Aufnahme einer Strecke z.T. relativ niedrige<br />
Flugpreise an, um Neukunden zu gewinnen<br />
und sich im Markt zu etablieren. Dies trägt auch zu<br />
den gezeigten Verlagerungseffekten bei. Daneben<br />
ist jedoch auch der durch die Aufnahme eines interkontinentalen<br />
Direktdienstes entstehende Verkehrsgenerierungseffekt<br />
zu berücksichtigen. Dieser kann<br />
im Fall <strong>des</strong> Hamburg-Nordamerika-Marktes in Verbindung<br />
mit dem allgemeinen Marktwachstum mit<br />
einem jährlichen Aufkommen in einer Größenordnung<br />
von 40 bis 60Tsd. Reisenden pro Jahr abgeschätzt<br />
werden. 5<br />
Beispiele für die Verkehrsverlagerung und -generierung<br />
auf den Strecken nach Asien sind die in den<br />
vergangenen Jahren neu aufgelegten Verbindungen<br />
von Düsseldorf und Hamburg über Dubai<br />
durch Emirates sowie von Berlin über Doha durch<br />
Qatar Airways.<br />
Die nebenstehende Abb.4 zeigt exemplarisch die<br />
Luftverkehrsentwicklung von Düsseldorf zu 24 Zielen<br />
in Asien, die gleichzeitig sowohl ab Dubai als<br />
auch ab Frankfurt bzw. München bedient werden.<br />
Während lange Zeit der asiatische Markt von<br />
Düsseldorf aus vorwiegend über die Umsteigeverbindungen<br />
in Frankfurt und München bedient<br />
worden ist, hat sich mittlerweile Dubai zu einem<br />
der Hauptumsteigeflughäfen für Reisende von<br />
Düsseldorf mit Ziel Asien entwickelt. Die Anzahl<br />
der Reisenden über Dubai zu den 24 ausgewählten<br />
Zielen hat insbesondere seit Mitte 2005 bis Ende<br />
2007 auf 8 bis 9 Tsd. pro Monat zugenommen.<br />
Weniger als die Hälfte dieser Reisenden hatte ihr<br />
Endziel in Dubai. Mit der Einführung einer zweiten<br />
täglichen Verbindung ab Düsseldorf seit Mai 2006<br />
liegt die Zahl der betrachteten Asien-Umsteiger<br />
in Frankfurt und München für den betrachteten<br />
Zeitraum weiterhin stabil bzw. leicht steigend<br />
zwischen 4 und 5 Tsd. pro Monat. Die übrigen<br />
5 Vgl. Wilken/Berster (2008): Demand Generation and Redistribution Effects of new decentral intercontinental air services in<br />
Germany, Proceedings of the 12th Annual Air Transport Research Society World Conference, Athen.<br />
6 Zu berücksichtigen ist jedoch gerade im Fall von Düsseldorf, dass sich aufgrund der Neubaustrecke Köln–Rhein/Main die<br />
intermodale Anbindung <strong>des</strong> Frankfurter Flughafens deutlich verbessert hat und somit zumin<strong>des</strong>t ein Teil jener Passagiere, die in<br />
der Vergangenheit einen Zubringer Düsseldorf–Frankfurt verwendet haben, nun auf die Bahn umgestiegen sind und damit in<br />
der amtlichen Luftverkehrsstatistik nicht mehr als Umsteiger, sondern als Frankfurter Originäreinsteiger erfasst werden.