Wettbewerbsfähigkeit des Luftverkehrsstandortes Deutschland
Wettbewerbsfähigkeit des Luftverkehrsstandortes Deutschland
Wettbewerbsfähigkeit des Luftverkehrsstandortes Deutschland
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Flugzeugauslastung schlagartig um viele<br />
Stunden (dem Äquivalent eines fast vollständigen<br />
Umlaufes), die Flugkosten würden unweigerlich<br />
nach oben schnellen und Umsätze<br />
entfallen.<br />
Die herausragende Bedeutung von Langstreckenverkehren,<br />
Luftfracht und Ferienflügen für den<br />
Standort <strong>Deutschland</strong> ist in den vorigen Kapiteln<br />
ausführlich belegt worden. Es sei <strong>des</strong>halb an dieser<br />
Stelle nur ein Aspekt hinzugefügt: Nachtflugeinschränkungen<br />
sollten vorrangig Innovationsdruck<br />
IV. Resümee und Handlungsempfehlungen 117<br />
auf leisere Flugzeuge ausüben und solche Innovationen<br />
belohnen. Eine Zulassung nächtlicher Frachtflüge<br />
bei gleichzeitigem Verbot von Passagierflügen<br />
ist nicht nur nicht nachvollziehbar, sondern setzt<br />
sehr einseitig auf das innovationsfeindliche Instrumentarium<br />
einfacher Verbote. Allen Beteiligten<br />
wäre im Sinne einer nachhaltigen Lösung viel besser<br />
gedient, wenn auch für die Nachtzeit Lärm-Schwellenwerte<br />
definiert würden, die dann qua Innovationsdruck<br />
positive Beschäftigungseffekte auslösen<br />
und nächtlichem Luftverkehr am Standort <strong>Deutschland</strong><br />
eine Perspektive erhalten könnten.<br />
3. Gibt es noch einen „deutschen Luftverkehrsmarkt“?<br />
Wie weiter oben dargelegt, reichen die relevanten<br />
Einzugsgebiete deutscher Flughäfen oft sehr weit<br />
über die deutschen Grenzen hinaus. Umgekehrt<br />
reicht z.B. das Einzugsgebiet <strong>des</strong> Flughafens<br />
Amsterdam bis tief ins Ruhrgebiet hinein. Die<br />
weit überwiegende Zahl der Destinationen der<br />
Lufthansa liegt außerhalb <strong>Deutschland</strong>s. Durch<br />
den Erwerb der Swiss mit ihrem Hub in Zürich<br />
(ZRH) hat die Lufthansa sogar einen bedeutenden<br />
Hub außerhalb (wenn auch luftverkehrsrechtlich<br />
quasi innerhalb) der EU in ihr Netz integriert.<br />
Sicher gibt es noch einen spezifisch deutschen<br />
Absatzmarkt. Aber auch hier verwischen die<br />
Grenzen durch den weltweit zentralisierten Einkauf<br />
von Reiseleistungen der großen Konzerne.<br />
Die Vorstellung eines „deutschen Luftverkehrsmarktes“<br />
ist also angesichts heutiger Marktwirklichkeit<br />
weitgehend irreal.<br />
Eine global im Wettbewerb stehende Luftverkehrsgesellschaft<br />
kann heute nur noch unter sehr günstigen<br />
Bedingungen auf ein Netz mehrerer großer<br />
Hubs verzichten. Mit der Notwendigkeit, eigene<br />
Märkte über Allianzen, Kooperationen oder Zukäufe<br />
auch geografisch erheblich zu vergrößern, stellt<br />
sich für Lufthansa, Air France-KLM oder British<br />
Airways immer häufiger die Frage, inwiefern ein<br />
ausgeweitetes Netz auch durch zusätzliche Hubs<br />
ausgestattet werden muss bzw. bestehende Hubs<br />
im Zuge von Akquisitionen erhalten werden sollen.<br />
Wie ihre Wettbewerber auch ist Lufthansa längst<br />
vom Single-Hub-„National Carrier“ zur europäischen<br />
Fluggesellschaft mit einem Multi-Hub-Netzwerk<br />
gewachsen.<br />
Luftverkehrspolitik als Standortpolitik muss also<br />
deutsche Marktteilnehmer für den internationalen<br />
Wettbewerb stärken. Deutsche Luftverkehrs-<br />
Standortpolitik muss die Rahmenbedingungen<br />
dazu schaffen, dass sich die <strong>Wettbewerbsfähigkeit</strong><br />
deutscher Teilnehmer am internationalen Wettbewerb<br />
in möglichst viele und möglichst qualifizierte<br />
Arbeitsplätze in <strong>Deutschland</strong> übersetzt. Darüber<br />
hinaus dürfen durch regulatorische Eingriffe keine<br />
Wettbewerbsverzerrungen entstehen. Zu einer<br />
solchen Standortpolitik für den Luftverkehr gehört<br />
die gezielte Förderung von Forschung und Lehre<br />
aller Luftverkehrsthemen, nicht nur im technischen,<br />
sondern zunehmend auch im betriebs- und volkswirtschaftlichen<br />
Kontext.