Wettbewerbsfähigkeit des Luftverkehrsstandortes Deutschland
Wettbewerbsfähigkeit des Luftverkehrsstandortes Deutschland
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hang mit Umsteigeverkehren untrennbar zusammen.<br />
Eine maßgebliche Voraussetzung ist beispielsweise<br />
ein reibungsloser Gepäckförderprozess.<br />
Der Faktor Zeit als Schlüsselkriterium für die Weiterentwicklung<br />
aller Abläufe im Zusammenhang<br />
mit Umsteigeverkehren ist kritisch und darf nicht<br />
verwässert werden.<br />
Dabei darf die Perspektive nicht auf die unmittelbaren<br />
Passagierprozesse verengt werden: Eine dem<br />
Wettbewerb überlegene Transfer-Effizienz kann<br />
nur gelingen, wenn alle Flugsicherungs-, Fluglinienund<br />
Flughafenprozesse optimal und ganzheitlich<br />
aufeinander abgestimmt sind. Ein Beispiel hierzu:<br />
Aus operativer Sicht gibt es vor allem einzelne<br />
„Flüge“: Flüge kommen an und fliegen wieder ab,<br />
Flüge müssen abgefertigt werden. Prozesse aber,<br />
die lediglich „Flüge“ optimieren, verfehlen das Ziel:<br />
Es kommt entscheidend darauf an, Verbindungen<br />
zu optimieren, zu beschleunigen, zu stabilisieren.<br />
Dazu müssen alle Beteiligten den Wert von Flugverbindungen<br />
kennen, um Flüge als Bausteine von<br />
Verbindungen richtig priorisieren zu können. Die<br />
Verbindungswertigkeit als durchgängiges Kriterium<br />
aller Prozesse einer Wertschöpfungskette bietet<br />
noch Spielräume zur Verbesserung der Position <strong>des</strong><br />
deutschen Luftverkehrsmarktes im Wettbewerb um<br />
Transferpassagiere.<br />
Wenn Transfer-Effizienz also ganz wesentlich Wettbewerb<br />
um Zeitvorteile ist, dann müssen Umsteigeverbindungen<br />
in möglichst kurzer Zeit produziert<br />
werden können. Dabei gelten flughafenspezifische<br />
Min<strong>des</strong>tzeiten für Umsteigeverbindungen, die im<br />
Umsteige-Angebot der Fluggesellschaften nicht<br />
unterschritten werden dürfen. Wird die durchschnittliche<br />
effektive Umsteigezeit aller sinnvollen<br />
Verbindungen an verschiedenen relevanten Flughäfen<br />
und Hubs in Europa verglichen, dann liegt<br />
München mit einer effektiven durchschnittlichen<br />
Umsteigezeit von 60 Minuten klar an der Spitze,<br />
gefolgt von Wien mit 65 Minuten (obwohl die<br />
Min<strong>des</strong>tumsteigezeit in Wien mit 25 Minuten um<br />
5 Minuten kürzer ist als in München). Paris Charles<br />
de Gaulle folgt mit einer effektiven Umsteigezeit<br />
von im Schnitt 84 Minuten, Amsterdam mit<br />
89 Minuten, Frankfurt mit 92 Minuten und schließlich<br />
London als langsamster Umsteige-Hub deutlich<br />
1 Quelle: OAG 2007.<br />
IV. Resümee und Handlungsempfehlungen 115<br />
abgeschlagen mit 111 Minuten. Zum Vergleich: die<br />
sehr viel größeren Hubs in den USA liegen im Bereich<br />
von 67 Minuten (Detroit) bis 75 Minuten<br />
(Chicago O’Hare). 1 US-Hubs sind sowohl größer<br />
als auch gleich schnell oder sogar schneller als ihre<br />
europäischen Pendants. Es ist also nicht die reine<br />
Größe, die einen Hub langsam macht, sondern vor<br />
allem Prozess-Ineffizienz und unzureichende Infrastruktur.<br />
Gerade kapazitiv unzureichende Infrastrukturen<br />
schlagen sich sehr leicht und stark in<br />
Verspätungen und langen Durchlaufzeiten kritischer<br />
Prozesse nieder.<br />
Die meisten europäischen Hubs leiden unter infrastrukturellen<br />
Einschränkungen, die je<strong>des</strong> einzelne<br />
Hubsystem langsam macht. Dies ist besonders<br />
augenfällig, wenn der Unterschied zwischen dem<br />
erst jüngst ausgebauten und sehr schnellen Hub<br />
München und dem vergleichsweise langsameren in<br />
Frankfurt verglichen wird, <strong>des</strong>sen Ausbau mehr als<br />
überfällig ist. Dieses Beispiel zeigt, wie unzureichende<br />
Infrastruktur sich in Zeitnachteile übersetzt<br />
und diese sich schließlich in Wettbewerbsnachteile<br />
manifestieren können. Umso wichtiger ist, dass<br />
diese ohnehin schon nur noch unterdurchschnittlichen<br />
Umsteigezeiten im internationalen Wettbewerb<br />
um Zeitvorteile nicht durch neue regulative<br />
Auflagen weiter belastet werden.<br />
Drittens: Transfer-Effizienz braucht die Synergien<br />
<strong>des</strong> Verbund-Systems<br />
Das Verbundsystem mit seinen offenkundigen<br />
Vorteilen für alle muss mit allem Nachdruck weiterentwickelt<br />
werden. Dieser Verbund ist nicht <strong>des</strong>halb<br />
entstanden, weil seine Sinnhaftigkeit zentral<br />
geplant worden wäre. Der Verbundeffekt ist <strong>des</strong>halb<br />
entstanden, weil er für Passagiere und kleine<br />
wie große Flughäfen sowie die Netzwerkfluggesellschaften<br />
in <strong>Deutschland</strong> ökonomisch vorteilhaft<br />
(und diese Vorteilhaftigkeit offensichtlich) ist. Dies<br />
ist angesichts der föderalen Verantwortlichkeiten<br />
für den Luftverkehr in <strong>Deutschland</strong> nicht selbstverständlich.<br />
Das föderale Prinzip hat einen erheblichen Anteil<br />
an der sehr guten Infrastruktur in den Ländern<br />
und Wirtschaftsregionen. Die übergreifenden