S - Naturhistorisches Museum Bern
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NATURHISTORISCHES MUSEUM<br />
DER BURGERGEMEINDE BERN<br />
BERNASTR. 15 CH–3005 BERN<br />
TELEFON 031 350 72 70<br />
Eine merkwürdige Elefantengeschichte<br />
Drama, absurdes Theater, eine Stück Heimatgeschichte, eine Komödie, ein Trauerspiel.<br />
Da tötet im Sommer des Jahres 1866 in Murten ein ausser Kontrolle geratener Elefantenbulle eines<br />
Wanderzirkusses seinen Führer und wird daraufhin mit einer Kanone regelrecht hingerichtet.<br />
Anschliessend essen die Murtener mit Hingabe sein Fleisch, lassen für teures Geld die Haut<br />
ausstopfen und erwägen den Bau eines exotischen Pavillons für das tote Tier. Was auf den ersten<br />
Blick wie eine Schildbürgerei daherkommt, entpuppt sich als faszinierende historische<br />
Momentaufnahme, die viel über Werte und Befindlichkeit der damaligen Gesellschaft aussagt.<br />
Ein tödlicher Unfall mit einem Zirkuselefanten ist heute eine knappe Zeitungsnotiz wert. Damals<br />
versetzte er die Bevölkerung in Angst und Schrecken, brachte die Behörden ans Ende ihres Lateins<br />
und hielt fast zwei Jahre lang das Städtchen in Atem. Alle hatten eine Rolle in dem Spiel; da war das<br />
Publikum, das Militär, der Artilleriehauptmann, der Gemeinderat, die Finanzkommission, der Präparator,<br />
der Architekt, die Naturkundler, Metzger, Köchinnen, die Zweifler, Fanatiker und Spötter.<br />
Was spektakulär begann, endete schliesslich ernüchtert mit dem Verkauf des ausgestopften<br />
Fremdlings an das „Naturalien Cabinett“ des Naturhistorischen <strong>Museum</strong>s <strong>Bern</strong>, wo sich seine Spur<br />
beim Umzug des <strong>Museum</strong>s in den dreissiger Jahren verliert.<br />
Nur das geflickte, ausgebleichte Skelett ist noch vorhanden und erinnert daran, dass der Elefant weder<br />
unbezwingbares Monster noch Sagengestalt gewesen war, sondern ein für das harte Zirkusleben<br />
abgerichtetes Arbeitstier. Der nach damaliger Auffassung gebührend bestrafte Täter war so betrachtet<br />
ein Opfer, das als Glanzstück eines Wanderzirkusses ein elendes Leben führte. Die meiste Zeit<br />
angekettet, von seinem Halter mit brutalen Methoden unter Kontrolle gehalten, sorgte er wie damals<br />
üblich als Wundertier für gefüllte Kassen. Schon vor seinem Tod wurde er als wertvolles<br />
Ausstellungsstück gehalten; ausgestopft und als Skelett montiert diente er schliesslich der Schaulust<br />
des Publikums eine ganze Weile noch fast besser als zu Lebzeiten.<br />
(Dora Strahm, zur Sonderausstellung vom 29.11.01 bis 14.04.02)<br />
Begriffserklärung<br />
Musth ist ein Wort persischen Ursprungs und wird in den Sprachen Nordindiens mit "Zustand der Vergiftung"<br />
übersetzt. Das Wort wird verwendet, um ein anormales Verhalten oder das Benehmen eines Betrunkenen, sei es ein<br />
Mensch oder ein Elefant, zu beschreiben. Die Musth lässt sich als eine periodische Verhaltensveränderung bei<br />
Elefantenbullen umschreiben, die von einigen Wochen bis zu einigen Monaten dauern kann. Diese Veränderung hat<br />
hormonelle Gründe. In der Musth-Periode produziert ein Bulle 40 - 60 mal mehr Testosteron als in der Non-Musth-Zeit.<br />
Dieses Phänomen tritt besonders bei asiatischen Elefantenbullen auf. Die Musth verändert den Charakter eines<br />
Elefanten-bullen auf verschiedenste Art und Weise und kann ihn unter Umständen jeden vermeintlichen Widersacher<br />
sofort angreifen lassen. (aus Internetseite: www.science.orf.at)<br />
* Preis- und Kostenvergleiche:<br />
2006 1866 Taglöhne<br />
1 kg Brot halbweiss Fr. 4.30 33 Rappen Branche 1 Taglohn<br />
1 kg Rindfleisch Fr. 24.-- 95 Rappen Textil Fr. 1.55<br />
1 l Milch Fr. 1.65 11,3 Rappen Nahrungsmittel Fr. 2.20<br />
1 Ei Fr. --.50 5,4 Rappen Bau & Holz Fr. 2.60<br />
3-Zimmerwohnung Fr. 1‘500.-- 23.-- Fr. pro Monat Metall Fr. 5.15<br />
➜ SKELETT-MOBIL 2/B: Kiste Nr. 49, (50), ➜ Original–Skelett auf Karussell<br />
Der Elefant von Murten II S 7 b