„Haie – gejagte Jäger“ - Naturmuseum St.Gallen
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"Haie im Kanton <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>?"<br />
Hätte die <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> vor vielen Millionen Jahren bereits existiert, so hätte sie<br />
mehrmals am oder im Meer gelegen: Vor 18 Millionen Jahren zum Beispiel, zur Zeit der<br />
Oberen Meeresmolasse, zog sich eine Meeresküste von Wien über <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>, Luzern,<br />
Bern und Lausanne bis nach Paris. Nördlich dieser Küstenlinie lag der Ozean. Südlich<br />
davon, im Appenzellerland oder in Wattwil etwa, befand sich ein <strong>St</strong>rand, der von Palmen<br />
gesäumt war. Heute ist allerdings nichts mehr von der Meereslandschaft oder den<br />
damaligen Lebewesen sichtbar - ausser man gräbt sich unter die Oberfläche: unter die<br />
Wiesen, Waldböden und betonierten <strong>St</strong>rassen. Dort liegen die Zeugen dieser Zeit:<br />
versteinerte Muscheln, Schnecken, Korallen, Palmwedel und auch versteinerte Haizähne.<br />
Sie belegen, dass während der Kreidezeit (vor 135-65 Mio Jahren) und während der Zeit<br />
der Meeresmolasse (untere Meeresmolasse: vor ca. 35 bis 27 Mio. Jahren; obere<br />
Meeresmolasse vor ca. 22 bis 15 Mio. Jahren) immer wieder Haie im Kanton <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong><br />
gelebt haben. Einige davon erreichten riesige Ausmasse: In der Kreide konnten sie bis zu<br />
6 Metern lang werden, während der Zeit der Meeresmolasse sogar bis zu 10 Metern!<br />
Da das Skelett von Haien zum grössten Teil aus Knorpel besteht, findet man als Fossilien<br />
meist nur noch Zähne - selten Wirbel. Früher wurden die dreieckigen, weissen bis<br />
bräunlichgrauen fossilen Haizähne für Zähne von Drachen oder Schlangenzungen<br />
gehalten. In Alkohol eingelegt oder pulverisiert wurden sie gegen vielerlei Krankheiten<br />
(epileptische Anfälle, Fieber, Pocken etc.) eingesetzt. Sie sollten vor Vergiftung aller Art<br />
schützen und wurden (und werden) gerne als Amulett gegen Behexungen oder einfach<br />
als Schmuck getragen.<br />
In der Ausstellung sind zwei Tischvitrinen mit fossilen Haizähnen und <strong>–</strong>wirbeln zu sehen.<br />
In der linken Vitrine werden <strong>St</strong>ücke aus der Sammlung von Urs Oberli präsentiert. Der<br />
dunkelbraune Haischädel wurde in Bolivien gefunden. Er ist mit seinem Alter von 380<br />
Mio. Jahren einer der ältesten bekannten Haischädel überhaupt. Die Haizähne und -wirbel<br />
stammen aus der Kreidezeit und wurden im Alpstein und den Churfirsten gefunden. In<br />
der zweiten Vitrine befinden sich fossile Haizähne aus den Sammlungen von Oskar Hans<br />
<strong>St</strong>äheli und Georg Schenk. Es handelt sich um Zähne aus der Oberen Meeresmolasse,<br />
welche in der Umgebung von <strong>St</strong>aad gefunden wurden. (Beschrieben wurde diese<br />
Sammlung von Hans Renz in der Arbeit „Zur Geologie der östlichen <strong>St</strong>.Gallisch-<br />
Appenzellischen Molasse“ veröffentlicht 1939 im Jahrbuch der <strong>St</strong>.Gallischen<br />
Naturwissenschaftlichen Gesellschaft.)