Ist Wingfoot Goodyear auf der Suche nach ... - Reifenpresse.de
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Reifen International<br />
nien und Polen mehr als nur nichtssagen<strong>de</strong><br />
Namen sind und die schwache K<strong>auf</strong>kraft <strong>de</strong>n<br />
K<strong>auf</strong> hochwertiger Premiumreifen stark erschwert<br />
und begrenzt. Haben Billigmarken in<br />
Westeuropa nicht allein strategische Aufgaben<br />
zu erfüllen, zu dienen, <strong>de</strong>n Premiummarken<br />
zu helfen? Muss man nicht einfach<br />
nur viel mehr <strong>auf</strong> <strong>de</strong>n einzelnen Kun<strong>de</strong>n und<br />
<strong>de</strong>ssen Potenzial sehen und sich dar<strong>auf</strong> konzentrieren?<br />
Muss man nicht aktiv versuchen,<br />
das Markenmix zu steuern und zu optimieren?<br />
Welche Markenphilosophie wird schließ-<br />
lich die Oberhand gewinnen?<br />
In je<strong>de</strong>m Fall<br />
wäre aber zu fragen,<br />
erstens: Kann es sich eine<br />
Premiummarke leisten,<br />
in einem einzigen<br />
Absatzkanal nicht vertreten<br />
zu sein? Die Journalistenantwort<br />
wäre:<br />
Nein! Und zweitens:<br />
Muss eine Billigmarke,<br />
House- o<strong><strong>de</strong>r</strong> Private<br />
Brand in allen Kanälen<br />
vertreten sein? Ein Journalist<br />
wür<strong>de</strong> fragen:<br />
Warum <strong>de</strong>nn das?<br />
Schließlich drittens:<br />
Kann ein Konzern mit<br />
mehreren Reifenmarken<br />
dar<strong>auf</strong> verzichten,<br />
<strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lspartnern<br />
eine klare Mehr-Marken-Strategie<br />
mit klar<br />
<strong>de</strong>finierten Segmenten<br />
für klar <strong>de</strong>finierte Verbrauchertypen<br />
mit allen<br />
weiteren erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lichen<br />
Serviceleistungen anzubieten<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> sollte er sich dar<strong>auf</strong> verlassen und<br />
damit zufrie<strong>de</strong>n geben, dass Händler sich eigene<br />
Mehr-Marken-Strategien mit selbst gewählten<br />
Marken erarbeiten?<br />
6. Strukturproblem<br />
Lässt sich ein Konzern dieser Größe in seinen<br />
jetzigen Strukturen optimal steuern? Sechs<br />
von sieben Divisions seien profitabel! Wen soll<br />
das überzeugen? Der <strong>de</strong>utsche Markt ist für<br />
<strong>Goodyear</strong>-Dunlop erfreulich gut. Doch was ist<br />
Fulda Reifen ohne Einbindung in <strong>de</strong>n Konzern?<br />
Was ist die Deutsche <strong>Goodyear</strong> <strong>auf</strong> sich<br />
allein gestellt? Woher kommen <strong>de</strong>nn die Reifen?<br />
Aus welchen Fabriken? Wo wird F&E betrieben?<br />
Was ist die osteuropäische Region <strong>auf</strong><br />
sich allein gestellt wert? Wie sieht es <strong>de</strong>nn aus<br />
mit <strong><strong>de</strong>r</strong> K<strong>auf</strong>kraft in Slowenien, in <strong><strong>de</strong>r</strong> Türkei,<br />
in Polen? Wer sollte <strong>de</strong>nn all die tollen Sava-<br />
40<br />
Bob Keegan 2003:<br />
„Die Zukunft beginnt<br />
heute. Der Erfolg wird<br />
nicht über Nacht kommen,<br />
aber er kommt. Unsere<br />
Führer und unsere<br />
Belegschaft arbeiten voller<br />
Energie am Turnaround.<br />
Wir wer<strong>de</strong>n aus diesen<br />
schwierigen Zeiten als eine<br />
stärkere Firma <strong>de</strong>nn zuvor<br />
herauskommen. Ich danke<br />
allen, die das möglich<br />
machen, <strong>de</strong>n Mitarbeitern,<br />
<strong>de</strong>n Händlern, unseren<br />
Kun<strong>de</strong>n und unseren<br />
Lieferanten und natürlich<br />
<strong>de</strong>n Aktionären und<br />
beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s <strong>de</strong>m<br />
Aufsichtsrat, <strong><strong>de</strong>r</strong> mit einer<br />
Fülle von Erfahrung und<br />
Ratschlägen involviert ist.“<br />
und Debica-Reifen k<strong>auf</strong>en, könnte man nicht<br />
im Konzern statt <strong>de</strong>ssen auch <strong>Goodyear</strong>, Dunlop<br />
und Fulda <strong>auf</strong> die Seitenwän<strong>de</strong> vulkanisieren?<br />
Wo wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>nn die Reifen gefertigt,<br />
für die britische Verbraucher Geld hinblättern?<br />
Wenn Rich heute Reifen aus Lateinamerika<br />
und Osteuropa bezieht, so sorgt er<br />
in diesen Regionen schon mal für gute Zahlen,<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> etwa nicht? Doch mit <strong>de</strong>m Import<br />
von Reifen geht auch Import von Arbeitslosigkeit<br />
einher. Hing Rich in seiner vorigen<br />
Funktion als Chef <strong><strong>de</strong>r</strong> Chemical Division nicht<br />
auch überwiegend gera<strong>de</strong><br />
von <strong>de</strong>n Lieferungen<br />
an an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Konzern-Divisions<br />
ab? Wo<br />
holte und holt die Chemical<br />
Division <strong>de</strong>nn<br />
Umsätze und Erträge?<br />
Mit Fremdkun<strong>de</strong>n o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
überwiegend eben<br />
doch mit Intercompany-sales?<br />
Fazit: Die Divisions<br />
sind miteinan<strong><strong>de</strong>r</strong> verzahnt,<br />
bedingen einan<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
und können nicht<br />
losgelöst voneinan<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
gesehen wer<strong>de</strong>n. Der<br />
Konzern verdient mit<br />
Pkw-Reifen Geld o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
auch nicht und ebenso<br />
mit Nutzfahrzeugreifen.<br />
Ob mehr o<strong><strong>de</strong>r</strong> weniger<br />
Gewinn in diesem<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>m an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />
Teil <strong><strong>de</strong>r</strong> Welt buchhalterisch<br />
verbleibt, ist eine<br />
völlig an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Frage.<br />
Muss man <strong>de</strong>m nicht<br />
Rechnung tragen? Da ist es leicht gesagt, man<br />
wer<strong>de</strong> in die Erstausrüstung nicht mehr liefern,<br />
sollten die Preise nicht auskömmlich sein<br />
bzw. keine Gewinne ermöglichen. Zunächst<br />
muss man sich <strong>de</strong>nnoch die Frage stellen, ob<br />
und wo man sich im konkreten Fall einen Verzicht<br />
in <strong><strong>de</strong>r</strong> Erstausrüstung überhaupt leisten<br />
kann o<strong><strong>de</strong>r</strong> welche verheeren<strong>de</strong>n Folgen es für<br />
das Ersatzgeschäft haben wird. Wer bestimmt<br />
das heute? Ein Finanzmann, ein Controller, ein<br />
Produktionsdirektor o<strong><strong>de</strong>r</strong> ein unter Budgetknappheit<br />
lei<strong>de</strong>n<strong><strong>de</strong>r</strong> Leiter eines Forschungszentrums?<br />
Welche Aufgabe übernimmt ein<br />
regionales Headquarter? Die Geschäfte wur<strong>de</strong>n<br />
früher (und dies als Mitteilung für je<strong><strong>de</strong>r</strong>mann:<br />
auch in Zukunft) lokal gemacht. Wer<br />
meint, Europa von Akron aus führen zu können,<br />
wird scheitern. Wer von Brüssel aus die<br />
Geschäfte operativ in <strong>de</strong>n einzelnen Län<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />
steuern wollte, geht ebenfalls einen schweren<br />
Gang. Derzeit, sofern nicht alle Anzeichen trügen,<br />
hat Zentralisierung wie<strong><strong>de</strong>r</strong> mal Oberhand<br />
gewonnen mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Folge, dass sich auch<br />
in <strong>de</strong>n regionalen Headquarters eine Reihe<br />
von Menschen für befähigt genug hält, aus<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Entfernung Menschen, Märkte und Marken<br />
steuern zu können.<br />
Aussicht immer noch ungewiss<br />
Kann <strong>Goodyear</strong> die Wen<strong>de</strong> noch schaffen,<br />
weitere Fehler verkraften? Ein Sparen an <strong>de</strong>n<br />
Verk<strong>auf</strong>smannschaften spart ein Unternehmen<br />
in <strong><strong>de</strong>r</strong> Lage von <strong>Goodyear</strong> zu To<strong>de</strong>. Muss<br />
sich ein Management nicht auch selbst fragen,<br />
ob <strong><strong>de</strong>r</strong> erhoffte Erfolg <strong>auf</strong> <strong>de</strong>m nun eingeschlagenen<br />
Weg nicht schon zu lange ausgeblieben<br />
ist und Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen zwingend gewor<strong>de</strong>n<br />
sind? <strong>Ist</strong> jemals die Chance für eine<br />
schnelle Verbesserung schon vor <strong>de</strong>m Hintergrund<br />
<strong>de</strong>s <strong>de</strong>saströsen Reifenrückrufs von<br />
Wettbewerber Firestone größer gewesen?<br />
Wenn nicht jetzt, hätte es heißen können,<br />
wann dann? Muss es nicht die Anstrengungen<br />
dar<strong>auf</strong> richten, die Belegschaft wie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
richtig ans L<strong>auf</strong>en zu bringen, sie mit Nachdruck<br />
um die Erbringung <strong><strong>de</strong>r</strong> berühmten<br />
Extrameile je<strong>de</strong>n Tag zu bitten, damit Erfolg<br />
möglich wird, zu motivieren und nicht zu drohen,<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Belegschaft <strong>de</strong>n Glauben an sich<br />
selbst zurückzugeben und einfach anzuerkennen,<br />
dass nicht alles falsch war, was in <strong>de</strong>n<br />
letzten Jahrzehnten gemacht wor<strong>de</strong>n ist. Wäre<br />
es nicht viel einfacher, die <strong>Suche</strong> <strong>nach</strong> fähigen<br />
Leuten <strong>auf</strong> allen Ebenen und in allen<br />
Län<strong><strong>de</strong>r</strong>n mit aller Sorgfalt zuallererst in <strong>de</strong>n<br />
eigenen Reihen zu beginnen, statt Headhunter<br />
einzusetzen, die „Eigengewächse“ nicht<br />
kennen, zumin<strong>de</strong>st aber übersehen müssen,<br />
weil sie ansonsten nichts verdienen. Während<br />
<strong>Goodyear</strong> nichts verdient, haben vielleicht zu<br />
viele „Dritte“ viel zu viel an <strong>Goodyear</strong> verdient.<br />
Die heute Managern von außen unterlegenen<br />
Kandidaten sollten Stehvermögen zeigen, eine<br />
Nie<strong><strong>de</strong>r</strong>lage auch einmal verkraften und<br />
sich von <strong>de</strong>m Unternehmen <strong>de</strong>nnoch nicht<br />
abwen<strong>de</strong>n, sie sollten um <strong>de</strong>n Erfolg <strong>de</strong>s Konzerns<br />
ringen, keinesfalls entnervt <strong>auf</strong>geben. Es<br />
ist nur eine Frage <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit bis sich die Spreu<br />
vom Weizen endgültig wie<strong><strong>de</strong>r</strong> getrennt haben<br />
wird. Viele neue Manager wer<strong>de</strong>n auch wie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
gehen, viele alte wer<strong>de</strong>n zurückkommen<br />
bzw. wie<strong><strong>de</strong>r</strong> geholt wer<strong>de</strong>n. Das alles ist sicher.<br />
Einzig unsicher bleibt, ob <strong><strong>de</strong>r</strong> Konzern noch<br />
genug Zeit hat. Etwas <strong>auf</strong> <strong>de</strong>n Kopf zu stellen,<br />
scha<strong>de</strong>t manchmal nicht, allerdings wäre es<br />
sehr günstig, wenn es da<strong>nach</strong> auch wie<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>auf</strong><br />
die Beine gestellt wor<strong>de</strong>n wäre. Auch das sollte<br />
noch gelingen. Hoffentlich.<br />
klaus.had<strong>de</strong>nbrock@reifenpresse.<strong>de</strong><br />
NEUE ReifenZeitung 9/2003