Ist Wingfoot Goodyear auf der Suche nach ... - Reifenpresse.de
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te die Produktionskapazität in „Non-Union-<br />
Fabriken“ erhöht wer<strong>de</strong>n. Man habe weiter<br />
außerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> USA investieren und Maschinen<br />
aus stillgelegten amerikanischen Fabriken<br />
verk<strong>auf</strong>en wollen. Doch da spielten die Gewerkschaften<br />
nicht mit und <strong>Goodyear</strong> musste<br />
sich <strong><strong>de</strong>r</strong>en Druck beugen. Nunmehr wird lediglich<br />
eine Fabrik in Huntsville geschlossen;<br />
dafür haben die Steelworkers aber die Garantie<br />
erhalten, dass in <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n drei<br />
Jahren, so lange soll <strong><strong>de</strong>r</strong> Vertrag gelten, keine<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> von <strong>de</strong>n Gewerkschaften kontrollierten<br />
weiteren zwölf Fabriken geschlossen wird,<br />
neue Produkte zunächst in <strong><strong>de</strong>r</strong>en Fabriken<br />
hergestellt wer<strong>de</strong>n und Importe aus Billiglohnlän<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />
nur dann erhöht wer<strong>de</strong>n dürfen,<br />
wenn alle Fabriken voll ausgelastet sind. Eine<br />
Verlagerung von Produktion aus <strong>de</strong>n Gewerkschaftsfabriken<br />
in solche ohne Gewerkschaftskontrolle<br />
ist <strong>de</strong>m Management ebenfalls<br />
untersagt. Dem Management sind auch<br />
in eigener Sache die Hän<strong>de</strong> gebun<strong>de</strong>n wor<strong>de</strong>n.<br />
Zur Vermeidung ausufern<strong><strong>de</strong>r</strong> Selbstbedienung<br />
von Spitzenmanagern dürfen diese<br />
nur noch so viel verdienen wie Spitzenleute<br />
vergleichbarer Unternehmen und vergleichbarer<br />
Größe. Einem Missbrauch von Stock<br />
Options habe man einen Riegel vorgeschoben,<br />
triumphiert die Gewerkschaft. Mit diesem<br />
Ergebnis hat <strong>Goodyear</strong> <strong>nach</strong> Meinung<br />
von Analysten zu wenig erreicht, um <strong>de</strong>s<br />
Problems <strong><strong>de</strong>r</strong> Überkapazitäten Herr wer<strong>de</strong>n<br />
zu können. Man hätte etwa drei o<strong><strong>de</strong>r</strong> gar vier<br />
Fabriken schließen müssen. So aber könnten<br />
bestenfalls 60 bis 70 Millionen US-Dollar eingespart<br />
wer<strong>de</strong>n, während weit mehr als „nur“<br />
halbe Milliar<strong>de</strong> Dollar zuvor im Raum gestan<strong>de</strong>n<br />
hätten. Bloomberg News schreibt,<br />
<strong>Goodyear</strong> wer<strong>de</strong> wohl allergrößte Probleme<br />
haben, die avisierten Einsparungen realisieren<br />
zu können. Eigentlich wird das bereits jetzt für<br />
unmöglich gehalten.<br />
2b. Der Huntsville-Effekt<br />
In Huntsville wer<strong>de</strong>n täglich rund 15.000 Reifen<br />
gefertigt von rund 250.000 bis 275.000<br />
Reifen insgesamt in Nordamerika. Selbst<br />
wenn man unterstellt, dass diese Produktionskapazität<br />
<strong>auf</strong> die sonstigen Fabriken verlagert<br />
wer<strong>de</strong>n kann ohne neue Mitarbeiter<br />
einstellen zu müssen, dürften die Einsparungen<br />
bei etwa 150.000 Dollar täglich (Basis:<br />
zehn Dollar Fixkosten pro Reifen) und somit<br />
bei rund 50 Millionen Dollar jährlich liegen,<br />
wobei zunächst aber noch Schließungskosten<br />
in erheblichem Umfang anfallen. 50 Millionen<br />
Dollar sind viel, aber sie sind eben auch in Relation<br />
zu setzen zu einer Region, die rund sieben<br />
Milliar<strong>de</strong>n Dollar jährlich umsetzt. Wie<br />
man sich mit Schließungen zu<strong>de</strong>m irren kann,<br />
zeigt das Hin und Her um die Gads<strong>de</strong>n-Fabrik.<br />
Erst geschlossen, ein halbes Jahr später<br />
wie<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>auf</strong>gemacht. Somit brennt die Frage<br />
noch stärker <strong>auf</strong> <strong>de</strong>n Nägeln, ob die angeblichen<br />
Verhandlungserfolge auch nur annähernd<br />
<strong>de</strong>m entsprechen, was man wollte und<br />
was notwendig gewesen wäre. <strong>Ist</strong> Sparen in<br />
dieser Form mehr als eine verzweifelte Verteidigungsstrategie?<br />
Wer Belegschaften motivieren<br />
will, muss ihnen Perspektiven <strong>auf</strong>zeigen,<br />
eine Vorwärtsstrategie ermöglichen!<br />
Wenn das Sparen schon nicht klappt, wo sind<br />
solche Vorwärtsstrategien?<br />
3a. Welchen Wert hat <strong>Goodyear</strong> mit<br />
Dunlop erworben<br />
Vor welchem Hintergrund und mit welchen<br />
Zielen hat <strong>Goodyear</strong> 1999 Dunlop übernommen?<br />
Was bekam <strong><strong>de</strong>r</strong> Konzern für mehr<br />
als 900 Millionen Dollar und wie viele hun-<br />
Bob Keegan, seit Oktober 2000 Spitzenmanager bei<br />
<strong>Goodyear</strong>, versprach im Frühsommer 2003: Die Zukunft<br />
beginnt jetzt<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong>t Millionen hat er an Schließungskosten<br />
bezahlt? <strong>Ist</strong> das nun alles? Welche Konsequenz<br />
hat es, dass <strong>Goodyear</strong> in diesem Jahr<br />
die Beteiligung an SRI (Sumitomo Rubber Industries)<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> blanken Not gehorchend verk<strong>auf</strong>te?<br />
SRI galt bis 1999 nur <strong>de</strong>shalb als kreditwürdig,<br />
weil man annehmen durfte, dass<br />
das große Sumitomo-Konglomerat im Falle eines<br />
Falles einspringen wür<strong>de</strong>. Heute ist dieselbe<br />
Firma bärenstark und könnte <strong>de</strong>n ach<br />
so großen <strong>Goodyear</strong>-Konzern <strong>auf</strong>k<strong>auf</strong>en zu<br />
ziemlich genau <strong>de</strong>m Preis, <strong>de</strong>n es 1999 für<br />
<strong>de</strong>n Verk<strong>auf</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong>, wie man heute allzu gut<br />
weiß, äußerst sanierungswürdigen Dunlop-<br />
Reifenaktivitäten in Europa (Ausnahme: die<br />
<strong>de</strong>utschen Reifenwerke) und <strong>de</strong>n USA erzielte.<br />
Das wäre doch was. Auf Kosten <strong><strong>de</strong>r</strong> Good-<br />
Reifen International<br />
year erst alles sanieren lassen und dann gnädig<br />
das Gesamtgebil<strong>de</strong> zu <strong>de</strong>m Preis übernehmen,<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> von <strong>Goodyear</strong> 1999 für alte und<br />
nicht mehr wettbewerbsfähige Fabriken bezahlt<br />
wor<strong>de</strong>n war. Das mag ja nur Wunsch<strong>de</strong>nken<br />
einiger Dunlop-Manager in USA, vor<br />
allem aber in Europa sein. Realistischer ist da<br />
schon die Annahme, dass Dunlop seinen 25prozentigen<br />
Anteil am Jointventure in Europa<br />
(Westeuropa) <strong>auf</strong>stocken wür<strong>de</strong>. Doch dabei<br />
können die Japaner sich alle Zeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Welt<br />
lassen. Sollte <strong><strong>de</strong>r</strong> große US-Konzern unter<br />
Chapter 11 geraten, bestimmen sie die Konditionen<br />
vollständig. An ihnen geht kein Weg<br />
vorbei, weil sie zu je<strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit ihren Anteil <strong>auf</strong>stocken<br />
können. <strong>Goodyear</strong> könnte selbst im<br />
Falle eines Falles in Europa nichts gegen die<br />
Japaner entschei<strong>de</strong>n. Das Verhältnis 25 : 75<br />
zu Gunsten von <strong>Goodyear</strong> gibt die wirklichen<br />
Macht- und Einflussverhältnisse nicht wie<strong><strong>de</strong>r</strong>.<br />
<strong>Goodyear</strong> meinte 1999, Anlagevermögen,<br />
Fabriken und Marken übernommen zu haben.<br />
Über das Schicksal einiger Dunlop-Fabriken<br />
und <strong>de</strong>n Sanierungs<strong>auf</strong>wand von einigen<br />
hun<strong><strong>de</strong>r</strong>t Millionen Dollar wur<strong>de</strong> in diesem<br />
Beitrag schon berichtet. Die Markenrechte<br />
Dunlop sind <strong>de</strong>n Banken verpfän<strong>de</strong>t.<br />
Gab es mal die Vorstellung, <strong>auf</strong> <strong>de</strong>m strategisch<br />
nicht ganz unwichtigen Markt Japan, wo<br />
<strong>Goodyear</strong> sich seit Jahrzehnten mit erbärmlichem<br />
Erfolg umtut, reüssieren zu können, so<br />
dürfte sich das mit <strong>de</strong>m Verk<strong>auf</strong> <strong>de</strong>s zehnprozentigen<br />
Anteils an SRI von selbst erledigt<br />
haben. Eigentlich wollte <strong>Goodyear</strong> diesen Anteil<br />
ja schrittweise <strong>auf</strong>stocken. Es gibt nichts<br />
mehr, was man in Japan als Partnerverpflichtungen<br />
betrachten könnte; und warum SRI einem<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong>zeit schwächlichen Konkurrenten<br />
Freundschaftsdienste erweisen sollte, steht im<br />
Ermessen <strong><strong>de</strong>r</strong> Leserphantasie. Der avisierte<br />
Wachstumssprung, Umsatzerweiterung von<br />
knapp 14 Milliar<strong>de</strong>n <strong>auf</strong> 20 Milliar<strong>de</strong>n Dollar,<br />
entpuppte sich als Rohrkrepierer. Wenn <strong>de</strong>nn<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> SRI/Dunlop-Deal für <strong>Goodyear</strong> jemals<br />
<strong>auf</strong> einer strategischen Grundlage gestan<strong>de</strong>n<br />
haben sollte, so wäre diese Grundlage entfallen.<br />
Was folgt daraus? Kann <strong><strong>de</strong>r</strong> Konzern einer<br />
Strategie<strong>de</strong>batte weiter ausweichen?<br />
Müssen die Mitarbeiter nicht in allen Teilen<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Welt wissen, wohin die Reise gehen soll,<br />
um ihren Beitrag für eine pünktliche Ankunft<br />
erbringen zu können?<br />
3b. Fragen zur Rolle <strong><strong>de</strong>r</strong> Sumitomo<br />
Rubber Industries (SRI)<br />
Im Wege <strong><strong>de</strong>r</strong> Neuordnung ihrer Schul<strong>de</strong>n hat<br />
<strong>Goodyear</strong> nahezu alles <strong>de</strong>n Banken verpfän<strong>de</strong>n<br />
müssen, auch in Europa, auch in West-<br />
Europa, wo SRI mit immerhin 25 Prozent be-<br />
NEUE ReifenZeitung 9/2003 35