30 Jahre Tumorzentrum Kiel - Ärztekammer Schleswig-Holstein
30 Jahre Tumorzentrum Kiel - Ärztekammer Schleswig-Holstein
30 Jahre Tumorzentrum Kiel - Ärztekammer Schleswig-Holstein
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
32<br />
<strong>30</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Tumorzentrum</strong> <strong>Kiel</strong><br />
Kirsten Teren, Britta Buschbeck<br />
Das <strong>Tumorzentrum</strong> <strong>Kiel</strong> feiert <strong>30</strong>-jähriges Jubiläum.<br />
Dies möchten wir zum Anlass nehmen,<br />
Sie auf eine kleine Zeitreise durch die Entwicklung<br />
und Bedeutung der psychosozialen Betreuung<br />
onkologischer Patienten und deren Angehörige<br />
am <strong>Tumorzentrum</strong> <strong>Kiel</strong> einzuladen.<br />
Das <strong>Tumorzentrum</strong> wurde 1977 als Verein unter<br />
dem Namen „Arbeitsgemeinschaft für Tumorforschung<br />
und -behandlung <strong>Kiel</strong> (Krebszentrum<br />
<strong>Kiel</strong>)“ gegründet. Der erste Sprecher dieses<br />
Vereins war Prof. Dr. Karl Lennert, stellvertretender<br />
Sprecher Prof. Dr. Arnold Bernsmeier.<br />
Im Jahr 1982 wurde der Verein in <strong>Tumorzentrum</strong><br />
<strong>Kiel</strong> umbenannt und bis 1987 finanziell<br />
über die Förderungsmaßnahmen des Bundesministeriums<br />
für Arbeit und Sozialordnung wesentlich<br />
unterstützt. 1987 wurde das <strong>Tumorzentrum</strong><br />
organisatorisch durch das Land <strong>Schleswig</strong>-<br />
<strong>Holstein</strong> übernommen und dem Universitätsklinikum<br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>, Campus <strong>Kiel</strong>, als<br />
fächerübergreifende Einrichtung eingegliedert.<br />
Seit 1992 ist Prof. Dr. Dr. rer. nat. Bernhard N.<br />
Kimmig, Direktor der Klinik für Strahlentherapie<br />
am UK S-H, Sprecher des <strong>Tumorzentrum</strong>s.<br />
2003 wurde zusätzlich eine psychosoziale Beratungsstelle<br />
der <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>ischen Krebsgesellschaft<br />
am <strong>Tumorzentrum</strong> eingerichtet.<br />
Ziel der Gründungsväter war die Verbesserung<br />
der Versorgung krebskranker Menschen sowie<br />
die Integration psychosozialer Anteile des<br />
Krankheitsgeschehens in die Medizin. Im Rah-<br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 9/2007<br />
men der Gesamtbehandlung<br />
wurde eine<br />
psychosoziale<br />
Betreuung von<br />
Tumorpatienten<br />
und Angehörigenaufgebaut,<br />
wobei<br />
hiermit der<br />
Komplexität<br />
des Krankheitsgeschehens<br />
Rechnung getragen<br />
wurde. Das Konzept einer ganzheitlichen<br />
Behandlung hat heute keineswegs an Aktualität<br />
verloren und spiegelt sich in den verschiedenen<br />
Arbeitsbereichen des <strong>Tumorzentrum</strong>s wider.<br />
Eine Krebserkrankung in all ihren Phasen (Diagnostik,<br />
Aufklärung, Behandlung, Nachsorge,<br />
Rehabilitation, Rezidive) stellt Betroffene und<br />
Angehörige vor eine neue Lebenssituation, die<br />
viele Veränderungen und Belastungen mit sich<br />
bringt. Schwierigkeiten im Umgang mit der Erkrankung<br />
und deren Folgen können auch bei<br />
psychisch stabilen Menschen auftreten, die bisher<br />
viele Anforderungen und Krisen des Lebens<br />
erfolgreich gemeistert haben. Die psychosoziale<br />
Betreuung Krebsbetroffener und deren Angehöriger<br />
trägt entscheidend zur Verbesserung der<br />
Lebensqualität bei und wird somit als ein unerlässlicher<br />
Bestandteil der Behandlung gewertet,<br />
die jedem Betroffenen offen stehen sollte.<br />
Die heutigen Strukturen und Aufgaben des <strong>Tumorzentrum</strong>s<br />
<strong>Kiel</strong> realisieren eine Vielfalt der
psychoonkologischen und psychosozialen Versorgung<br />
Krebsbetroffener und Angehöriger. Pro<br />
Jahr werden insgesamt über 2 350 Personen in<br />
den Bereichen der psychosozialen Nachsorge<br />
und des psychologischen Dienstes betreut. Hierfür<br />
stehen speziell ausgebildete Nachsorgeschwestern<br />
und -pfleger sowie qualifizierte Psychologen<br />
und Ärzte zur Verfügung.<br />
Zu den besonderen Aufgabenschwerpunkten<br />
gehören die interprofessionelle stationäre und<br />
ambulante Betreuung von Tumorpatienten und<br />
Angehörigen. In der psychosozialen Nachsorge<br />
werden Informationen und Hilfestellungen zu<br />
sozial- und versicherungsrechtlichen Fragen<br />
vermittelt. Onkologisch qualifizierte Nachsorgeschwestern<br />
und -pfleger unterstützen Patienten<br />
und Angehörige bei der Verbesserung ihrer individuellen<br />
Lebenssituation. Dazu gehören Entlassungsmanagement<br />
im Sinne einer Pflegeüberleitung,<br />
Beratung bezüglich Rehabilitationsmaßnahmen<br />
und deren Organisation sowie aktive<br />
Hilfen bei Antragstellungen (z. B. Schwerbehindertenausweis).<br />
Zusätzlich werden verschiedene<br />
Gruppen (z. B. spezifische Selbsthilfegruppen,<br />
Tai Chi, Yoga) und Trauerbegleitung angeboten.<br />
Die Förderung der sozialen Integration erfolgt<br />
durch Informationen über regionale Selbsthilfegruppen<br />
sowie die Vermittlung peripherer<br />
Angebote. Häufig erfolgt über die psychosoziale<br />
Nachsorge bei entsprechender Indikation eine<br />
Vermittlung an den psychologischen Dienst im<br />
<strong>Tumorzentrum</strong>.<br />
Das psychoonkologische Behandlungsangebot<br />
umfasst Beratungsgespräche, psychotherapeutische<br />
Unterstützung und Gruppeninterventionen<br />
(z. B. Entspannungstraining, Imagination,<br />
Selbstfürsorge, Kunsttherapie) bei der Bewältigung<br />
psychischer und sozialer Belastungen sowie<br />
die Vermittlung weiterer Hilfestellungen.<br />
Hierbei wird besonderer Wert auf eine zeitnahe<br />
und flexible Unterstützung der Betroffenen gelegt,<br />
um auf die aktuelle Krisensituation und<br />
Bedürfnislage der Patienten und Angehörigen<br />
eingehen zu können. Zusätzlich werden themenspezifische<br />
Fortbildungsveranstaltungen<br />
(z. B. Symposien, Workshops) für professionelle<br />
Helfer, Betroffene und Interessierte angeboten.<br />
Dazu gehört auch die Organisation des Psycho-<br />
schleswig-holstein<br />
Anlässlich des <strong>30</strong>-jährigen Jubiläums lädt das<br />
<strong>Tumorzentrum</strong> am 6. Oktober 2007 alle Wegbegleiter,<br />
Freunde, Betroffene und Angehörige<br />
sowie Interessierte zu einem Festakt ab 10:00<br />
Uhr in den Hörsaal der Klinik für Allgemeine<br />
Chirurgie und Thoraxchirurgie, UK S-H Campus<br />
<strong>Kiel</strong>, ein. Im Anschluss können alle Interessierte<br />
in den Räumlichkeiten des <strong>Tumorzentrum</strong>s<br />
Einblicke in die psychosoziale Arbeit<br />
im Rahmen von Workshops und Informationsgesprächen<br />
erhalten. Bei Kaffee, Kuchen und<br />
Musik gibt es die Möglichkeit für einen Austausch<br />
in angenehmer Atmosphäre. Nähere<br />
Informationen zur Jubiläumsfeier erhalten Sie<br />
unter der Telefonnummer 0431/5972913 (Sekretariat:<br />
Frau Wendt).<br />
sozialen Arbeitskreises Onkologie, um eine interdisziplinäre<br />
Vernetzung in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />
zu fördern. Zudem werden verschiedene<br />
Forschungsprojekte (z. B. multizentrische Studie<br />
zu neuropsychologischen Defiziten nach<br />
Knochenmarktransplantation) in Zusammenarbeit<br />
mit internen und externen Kliniken und<br />
Institutionen realisiert.<br />
Des Weiteren verfügt das <strong>Tumorzentrum</strong> über<br />
Koordinationsärzte, die in verschiedenen Kliniken<br />
des Universitätsklinikums <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>,<br />
Campus <strong>Kiel</strong>, tätig sind. Hiermit wird eine<br />
interdisziplinäre Zusammenarbeit verwirklicht<br />
sowie eine stärkere Vernetzung mit der psychosozialen<br />
Nachsorge ermöglicht. In enger Kooperation<br />
mit unterschiedlichen Kliniken und Institutionen<br />
finden regelmäßige onkologische Fallbesprechungen<br />
statt.<br />
Die Angebote des <strong>Tumorzentrum</strong>s <strong>Kiel</strong> stehen<br />
allen Krebsbetroffenen und Angehörigen kostenfrei<br />
von Montag bis Freitag zur Verfügung.<br />
Zusätzlich führt das <strong>Tumorzentrum</strong> ein klinisches<br />
Krebsregister, über welches unter anderem<br />
Meldungen von Tumorfällen an das Landeskrebsregister<br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> erfolgen.<br />
Die Erfassung und Auswertung der gesammelten<br />
Daten dienen der Qualitätssicherung in der<br />
Behandlung von Tumorpatienten.<br />
Kirsten Teren, Britta Buschbeck, <strong>Tumorzentrum</strong><br />
<strong>Kiel</strong>, Niemannsweg 4, 24105 <strong>Kiel</strong><br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 9/2007 33