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2. Solyga, Pidek, Roszczyk, Büro DDJM - Denkmal, Friedhof und Museum Belzec<br />
Wenn man die Bezüge zu der von nationalem Pathos geprägten polnischen Denkmalkunst<br />
- gerade an den in Polen sehr zahlreichen authentischen Orten von Holocaust-<br />
Verbrechen - herstellt, wird der innovative Charakter des Projekts offenkundig. Im Verzicht<br />
auf Hierarchie und vertikale Axialität unterscheidet es sich ebenso deutlich von<br />
den Gedenkstätten in Warschau, Treblinka, Sobibor, Majdanek oder Stutthof, wie in der<br />
Weigerung, klassisch skulpturale oder figurale Elemente einzusetzen. Stattdessen gestalteten<br />
die Entwerfer den Raum durch die Schaffung einer Feldstruktur, durch den<br />
Einsatz von plastischem Material und durch den Einschnitt in das Volumen. Darin, aber<br />
auch in der Tendenz zur Individualisierung des Gedenkens an die Opfer, korrespondiert<br />
der Entwurf intensiv mit anderen aktuellen Projekten der Erinnerungskultur. Die Nennung<br />
von Namen etwa, ist ebenso Bestandteil des Memorial de la Shoah in Paris wie<br />
des Ortes der Information unter dem Stelenfeld des Berliner Denkmals. Hier tun sich<br />
weitere Parallelen auf, etwa in Art und Einsatz der zwei Hauptelemente: zum einen die<br />
flächenhafte, abstrakte Großskulptur, in die der Besucher eintaucht und in der er seine<br />
eigene Form des Gedenkens finden kann, zum anderen der daneben oder darunter<br />
angeordnete Informationsort, der Fakten und Vorgänge nennt und durch die Vermittlung<br />
von Bild und Text kognitive Funktionen erfüllt.<br />
Die beteiligten Künstler und Architekten haben in Belzec einen avancierten Beitrag zur<br />
Entwicklung der zeitgenössischen Gedenkkultur realisiert, der in jedem Fall Maßstäbe<br />
setzt, zumal in Europa. Durch diese sehr moderne Neugestaltung ist ein Ort einzigartigen<br />
Verbrechens dauerhaft für das kulturelle und soziale Gedächtnis der Menschheit<br />
zurückgewonnen worden. 3