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7. Berlin - Denkmal oder Denkmodell
7.1 Morphosis - „Die Mauer - Grenzlinie und sozialer Raum“
Die Mauer teilt diese historische Stadt in zwei Hälften und schafft so eine willkürliche
Grenze zwischen Ost und West. Sie trennt grundsätzliche politische und ökonomische
Ideologien. Ob man diese Trennung als vorübergehend betrachtet oder für endgültig hält
- die Mauer hat einen dauerhaften Abdruck in der Struktur dieser Stadt hinterlassen.
Unser Interesse bezieht sich auf die bleibenden Aspekte dieses Zustandes, sowohl
im Hinblick auf die zukünftigen Bewohner der Stadt, als auch auf die Ost-West-Beziehungen.
Unser Entwurf ist das Fragment einer neuen Mauer. Das vorgeschlagene
Projekt schafft eine soziale »Schiene«, die die Kommunikation von Mensch zu Mensch
ermöglicht. Die Mauer wird zum sozialen Raum. Obwohl wir die Mauer »nutzen«, bleibt
die Trennungsfunktion doch erhalten. Beim Betreten hat man das Gefühl, Grundsätze
zu mißachten und politische Konventionen zu verletzen. Die Bewohner beider Seiten
passieren den Raum, wobei die ursprüngliche Mauer (jetzt ein Graben, eine umgekehrte
Mauer) überbrückt wird. Auf den Fußgängerwegen hat man die Möglichkeit, den Osten
und den Westen wahrzunehmen und kann so die Stadt als Ganzes erfahren. Unter den
gegenwärtigen politischen Bedingungen könnte das Projekt als Ort für unterschiedliche
soziale und kulturelle Aktivitäten genutzt werden: Straßenverkäufer, Musiker, Kleinkunstveranstaltungen.
Das Äußere der Anlage unterliegt einem ständigen Wechsel, da dort
Künstler aus beiden Teilen der Stadt - jeweils auf der anderen Seite - kontinuierlich
arbeiten. Lokalisiert ist dieses Projekt in der Nähe des Brandenburger Tores, um so den
Tiergarten im Westen mit dem »Niemandsland« im Osten zu verbinden. Es ist unsere
Intention, ein dauerhaftes, lebendiges Denkmal zu schaffen, das den Riß, den die Mauer
darstellt, gleichzeitig bewußt macht und überbrückt. 12