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5. Mahnmal für die ermordeten Juden Europas<br />
1994 lobten Bund, Land und Förderkreis gemeinsam einen künstlerischen Wettbewerb<br />
aus, der 528 Entwürfe hervorbrachte, von denen neun insgesamt und davon zwei<br />
(Jackob-Marks und Simon Ungers) mit gleichrangig ersten Preisen prämiert wurden.<br />
(...)<br />
Die Denkmalentwürfe, die 1995 der Öffentlichkeit präsentiert wurden, wurden von dieser<br />
meistenteils als „unangemessen“ und „peinlich“, von manchen gar als „obszön“ empfunden.<br />
Die „peinlichen“, „obszönen“ Symbole lassen sich jedoch als Symptome analysieren<br />
und dechiffrieren. So äußert sich etwa in dem einen erstprämierten Entwurf ein eigenartiger<br />
Identifikationswunsch - und zwar in einem doppelten Sinn. Zum einen werden<br />
die jüdischen Opfer in der Namensliste identifiziert. Eine wohl gut gemeinte Geste, den<br />
Umgebrachten ihren Namen zurückzugeben, zugleich jedoch eine „erkennungsdienstliche<br />
Maßnahme“, die durchaus diskriminierend wirken kann. Zum anderen gibt es in<br />
dem Entwurf die Tendenz, sich mit den ermordeten Juden, den Opfern, zu identifizieren,<br />
indem jüdische Erinnerungsästhetik und Symbole übernommen werden, wie etwa die<br />
vorgesehenen, später aber verworfenen, Steine aus Massada. (...)<br />
Angesichts des gespenstischen Einfallsreichtums und der verschwenderischen Gedankenarmut,<br />
nicht nur der prämierten Entwürfe, blieben Proteste nicht aus, so daß sich der<br />
damalige Bundeskanzler Helmut Kohl genötigt sah, die Entscheidung über das Denkmal<br />
auszusetzen. Ein dreistufiges Kolloquium sollte Lösungsvorschläge für die verfahrene<br />
Situation erarbeiten. Das Ergebnis war ein zweites Findungsverfahren im Sommer 1997,<br />
aus dem der Entwurf von Peter Eisenman und Richard Serra sowie der Entwurf von<br />
Gesine Weinmiller als realisierungswürdig hervorgingen. 2