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4.1 Jürgen Wenzel und Nikolaus Lang - Siegerentwurf 1. Wettbewerb
Ausgehend von der Dimension des verwalteten Todes, der auf diesem Gelände angedacht,
ausgedacht, geplant und organisiert worden ist, entzieht sich die Fläche herkömmlichen,
üblichen, „normalen“ Kriterien der Gestaltung. Gängige Funktionsbesetzungen,
tradtions- und trendorientierte Nutzungskonzeptionen werden dem an diesem
Ort geplanten Grauen nicht gerecht. Das Gelände - „ist ein Ungelände geworden. Der
vorliegende Entwurf geht von diesem Tatbestand aus. Die gesamte unbebaute Fläche
wird als Bodenrelief aus Eisengußplatten geformt. Aus einer Unzahl von authentischen
Dokumenten, Beweisstücken der individuellen und kollektiven Vernichtung während der
Zeit des Dritten Reiches, verwahrt und überliefert in Bibliotheken und Büchern, Archiven
und Akten, werden einige tausend Dokumente in Form von Abschiedsbriefen und
Aufrufen, von Einsatzbefehlen und Industrieaufträgen, von Untersuchungsberichten und
Totenlisten, von Tagebüchern der Täter und Opfer, Fahrplänen und Vergütungsnachweisen,
Personal- und Bauakten, Gesetzen, Urteilen, Verordnungen und Vollzugsmeldungen
in die eisernen Bodenplatten gegossen. Die Dokumente (...) werden lesbar gemacht
durch eine Vergrößerung des aktenüblichen DIN A4-Formats auf DIN A0-Format.
Diese in Eisen gegossenen Dokumente der Angst, der Unmenschlichkeit, des Unrechts
und der gewöhnlichen Gewalt werden in die Grundrisse der ehemaligen Gebäude des
Hauptquartiers der Gestapo, des SS-Führungs-Hauptquartiers und der Reichsleitung
des Sicherheitsdienstes so eingefügt, daß eine begehbare, überschreitbare Dokumentationsstätte
im öffentlichen Raum entsteht. Durchbrochen wird der gepanzerte, begrabene
Boden des Ungeländes von Kastanienbäumen, im Raster gepflanzt. Die stadträumliche
Identität des Blockes 3 wird akzentuiert; der innere Raum der Platzgestalt wird
durch den Kastanienschirm konstituiert und der Gropiusbau gerahmt. 6