Ausgabe 9 herunterladen - Uhrsachen
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Umbau mal reichlich abgespeckt<br />
wird. Die MIH-Uhr wird nur im Museum<br />
selber sowie bei Embassy verkauft.<br />
Ein Teil ihres Erlöses fliesst direkt<br />
ans Museum zurück, und zwar<br />
zweckgebunden in eine Kasse, aus der<br />
die Restaurierung einer aussergewöhnlichen<br />
Monumentaluhr des bretonischen<br />
Uhrmachers Daniel Vachey,<br />
die über eine Unzahl von astronomischen<br />
Komplikationen verfügt.<br />
Die Zusammenarbeit bei der Kreation<br />
und Lancierung der MIH-Uhr<br />
machte aus Weinmann und Oechslin<br />
ein verschworenes Team. In vielen<br />
Kreativspaziergängen stellten die beiden<br />
ein weiteres Projekt namens Ochs<br />
und Junior auf die Beine. Sie gewannen<br />
mehrere Freunde für ihr lose zusammengestelltes<br />
Team, das 2009 begann,<br />
kompromisslose Uhren in kleinen<br />
Serien zu bauen.<br />
Abseits der ausgetretenen Pfade<br />
Die eingeschlagenen Wege sind neu.<br />
Traditionelle Uhrenzulieferer findet<br />
man nur wenige im Umfeld von Ochs<br />
und Junior. Einer der wichtigesten<br />
Lieferanten kommt aus einer ganz anderen<br />
Branche. Es ist Peter «Pedro»<br />
Cantieni, Inhaber einer Werkstätte<br />
für Präzisionsmechanik im zürcherischen<br />
Hinwil, einen Steinwurf von<br />
der Formel-1-Manufaktur von Peter<br />
Sauber entfernt, für die er regelmässig<br />
High-Tech-Teile herstellt. Was für<br />
Hochleistungsrennwagen gut ist,<br />
sollte auch für Armbanduhren taugen.<br />
Er baut die Gehäuse, die Schliessen,<br />
die Zifferblätter und die Zeiger<br />
sowie die speziellen Technikkomponenten<br />
für die Ochs-Uhren. Cantieni<br />
ist mit Herz und Seele dabei.<br />
Basis aller Uhren bilden die teilweise<br />
sehr unkonventionellen Ideen Oechslins.<br />
Seine jahrzehntelange intensive<br />
Auseinandersetzung mit Mechaniken<br />
und astronomischen Gesetzmässigkeiten<br />
machen aus ihm unbestritten<br />
einen der grössten Experten auf diesem<br />
Gebiet. Die ersten Uhren unter<br />
dem neuen «Brand» (dazu später<br />
mehr) waren zwei in vieler Hinsicht<br />
aussergewöhnliche Stücke. Da war einerseits<br />
die settimana junior, eine<br />
«kleine Ochsenuhr» wie die Macher<br />
sie nennen. Die frische, bunte Uhr im<br />
Titangehäuse mit kleinem Durchmesser<br />
zeigt die Uhrzeit an, sowie die Wochentage<br />
mit sieben Punkten. Hintergrund<br />
ist der vom dreifachen Vater<br />
Oechslin erkannte und umgesetzte<br />
Zeithorizont eines Kindes, der sich<br />
vor allem in der Zeiteinheit der Woche<br />
abspielt. Montag Schule, Mittwochnachmittag<br />
frei, Sonntags Brunch<br />
en famille.<br />
Schon viel komplexer war die anno<br />
cinquanta. Sie besitzt – wie die MIH-<br />
Uhr – einen Jahreskalender, der die<br />
Monate, den Wochentag und das Datum<br />
anzeigt. Und all dies in Form von<br />
intuitiv ablesbaren Punkten. Die technische<br />
Umsetzung geschieht wieder<br />
mit der wohl kleinst möglichen Anzahl<br />
von Teilen. Diese Uhr war nur in<br />
Gehäusen aus Edelmetallen zu haben,<br />
also Rotgold, Weissgold und – aussergewöhnlich<br />
– Silber. Die Erklärung<br />
für das Silbergehäuse ist eine einfache:<br />
Gehäusehersteller Cantieni hatte wenig<br />
Erfahrung im Verarbeiten von<br />
Edelmetallen. Da war Silber, weil<br />
günstiger, naheliegend für Versuche.<br />
Und schliesslich gefielen die Gehäuse<br />
FRIENDS<br />
Die Anno von ochs und junior verfügt über die praktische Funktion des Jahreskalender.<br />
Sie zeigt über kleine orange Punkte das Datum, den Wochentag<br />
und den Monat an.<br />
so gut, dass man davon eine kleine Serie<br />
herstellt. Oechslin selber trägt die<br />
Uhr in Silber – «Gold kann ich mir<br />
nicht leisten» ist sein schlichter Kommentar<br />
dazu.<br />
Bewusst minimal<br />
Die Gehäuse der Ochs-Uhren sind<br />
generell relativ roh belassen. Auf aufwändiges<br />
Polieren wird bewusst verzichtet.<br />
«Unsere Uhren sollen leben.<br />
Das Tragen sorgt für die Politur, mit der<br />
Zeit» sagt Purist Oechslin. «Kratzer<br />
stören mich nicht – schliesslich steckt<br />
hinter jedem eine Geschichte.» Das Zifferblatt<br />
der anno cinquanta ist aus<br />
Weissgold und wird von Oechslin<br />
höchstselbst gefräst und patiniert. Seine<br />
Farbe erhält es durch eine thermische<br />
Behandlung, Weissgold verfärbt<br />
sich mit Hitze. Sie hat ein Werk<br />
von Paul Gerber und wird nur in sehr<br />
kleinen Stückzahlen hergestellt. Es ist<br />
schlicht, vom Feinsten, handgearbeitet.<br />
Entsprechend sind die Preise – in<br />
Weissgold beispielsweise kostet die<br />
Uhr knapp 45000 Franken.<br />
Exklusive Prototypen<br />
«Ich bin Prototypist!» erkärte mir<br />
Oechslin einmal, als er mir im Keller<br />
seiner alten Villa in La Chaux-de-<br />
Fonds seine CNC-Fräse zeigte. Eine<br />
Tick different.<br />
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