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Ausgabe 9 herunterladen - Uhrsachen

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20<br />

ZIFFERBLATT<br />

René Mathys, der Leuchtzauberer von Biel<br />

Optisch eines der entscheidensten Bauteile einer Uhr ist das Zifferblatt. Entsprechend viele Zulieferer gibt es in diesem<br />

Bereich, darunter regelrechte Spezialisten. René Mathys von Xeno-Print in Biel hat sich besonders viel mit Leuchtfarben<br />

befasst, die den Uhren auch in der Dunkelheit ein besonderes Aussehen garantieren.<br />

Der Tüftler: René Mathys von Xeno-Print in Biel ist ausgewiesener Spezialist<br />

für Leuchtzifferblätter. Hier schiebt er eine Ladung Rohlinge in den Ofen.<br />

«Nein, das ist nicht radioaktiv» betont<br />

René Mathys. «Hartnäckig hält sich<br />

die Meinung, die Leuchtstoffe auf<br />

Uhrenzifferblättern seien gesundheitsschädlich.»<br />

Tatsächlich wurden früher<br />

Leuchtziffern aus den radioaktiven<br />

Elementen Radium und später Tritium<br />

aufgemalt oder -gedruckt, dies<br />

noch bis in die neunziger Jahre. Erkennbar<br />

sind diese am Aufdruck «T»<br />

am unteren Zifferblattrand. Problematisch<br />

waren diese Stoffe allerdings<br />

nur für diejenigen, die sie damals verarbeiteten.<br />

Schutz der Arbeiter war<br />

noch nicht ein so durchorganisiertes<br />

Thema wie heute. So nahmen oft die<br />

Zifferblattarbeiterinnen den Pinsel in<br />

den Mund, um ihn zu benetzen. Auf<br />

diese Weise gelangten die schädigenden<br />

Stoffe in den Organismus.<br />

Die Strahlenbelastung für die Träger<br />

der Uhr war aber unbedeutend.<br />

Definitiv nicht radioaktiv<br />

So kommt heute fast ausschliesslich<br />

das organische Leuchtmittel «Superluminova»<br />

zum Einsatz. Anorganische<br />

Nachleuchtpigmente heissen die relevanten<br />

Bestandteile dieser Farben kor-<br />

U h RSACHEN<br />

rekt, entdeckt und patentiert wurden<br />

sie Ende der neunziger Jahre von der<br />

japanischen Firma Nemoto. Im Unterschied<br />

zu den vorher erwähnten<br />

selbstleuchtenden Substanzen muss<br />

das Luminova allerdings zuerst durch<br />

Licht angeregt werden. Das Ganze ist<br />

ein komplexer physikalisch-chemischer<br />

Prozess mit einem Zusammenspiel<br />

aus Anregungszentren, Fremdatomen<br />

und Elektronen. Wenn Sie es<br />

ganz genau wissen möchten (und<br />

auch genug vorgebildet sind, um es zu<br />

verstehen) finden Sie im Internet mit<br />

Hilfe der gängigen Suchmaschinen<br />

sehr viele Informationen zu diesem<br />

Wunderstoff. Eines ist aber klar: Luminova<br />

ist in keiner Art und Weise<br />

radioaktiv.<br />

Die Umsetzung in der Praxis, und in<br />

unserem konkreten Fall bei Zifferblättern,<br />

ist ein Thema für sich. Der Umgang<br />

mit den Farben benötigt enorm<br />

viel Erfahrung. Und Investitionen,<br />

denn die kleinen Farbtöpfchen mit<br />

dem unscheinbaren Pulver kosten ein<br />

Vermögen. Einer, der über sehr viel<br />

Erfahrung im Umgang mit Superlu-<br />

minova verfügt, ist der Bieler René<br />

Mathys. Gepflegte Zifferblätter –<br />

«cad ran soignés» – ist das Leitmotto<br />

seiner Firma Xeno-Print, spezialisiert<br />

ist diese auf Leuchtzifferblätter. Mathys<br />

gibt sich insbesondere nicht damit<br />

zufrieden, einfach Zifferblätter zu<br />

bedrucken, sondern ist unermüdlich<br />

auf der Suche nach neuen Anwendungen.<br />

Der klassische Tüftler – einer<br />

von denen, denen die Branche<br />

ihren hohen Innovationsgrad verdankt.<br />

Die Farben sind zuerst pulverförmig<br />

und müssen sorgfältig angemischt<br />

werden, damit sie mit den verschiedenen<br />

Drucktechniken verarbeitet<br />

werden können. Meist gelangt bei<br />

Zifferblättern der Tampondruck zum<br />

Einsatz. Bei dieser Druckart benötigt<br />

man von der Vorlage ein Cliché aus<br />

Metall. Das zu druckende Sujet wird<br />

dabei aus der Metallplatte ausgeätzt,<br />

und nachher wird die Druckfarbe in<br />

die entstandene Vertiefung eingefüllt<br />

und die restliche Farbe mit einem Rakel<br />

weggewischt. Mit einer speziellen<br />

Apparatur wird dann ein feiner<br />

Schwamm – der Tampon – darauf gedrückt<br />

und so die aufzubringende<br />

Farbe aufgenommen. Der Tampon<br />

wird dann, ganz präzise positioniert,<br />

auf das Zifferblatt gedrückt und gibt<br />

so die Farbe wieder ab.<br />

Für dickeren Druck mit etwas Reliefeffekt<br />

wird die Prozedur mehrmals<br />

wiederholt, teils mit, teils ohne Zwischentrocknen<br />

im Ofen. Bei mehreren<br />

Farben kommen entsprechend<br />

mehrere Vorlagen zur Anwendung.<br />

Ein subtiles Zifferblatt kann somit<br />

Dutzende von Arbeitsgängen benötigen.<br />

Und wehe, man verrutscht auch<br />

nur ein einziges Mal – die Arbeit von<br />

mehreren Stunden kann in einem solchen<br />

Fall zunichte sein. Das Tampondruckverfahren<br />

ist sehr verbreitet und

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