05.03.2013 Aufrufe

Ausgabe 9 herunterladen - Uhrsachen

Ausgabe 9 herunterladen - Uhrsachen

Ausgabe 9 herunterladen - Uhrsachen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Tick different.<br />

Die Zeitschrift für die Freude an speziellen Uhren · Herausgegeben von UhRSACHEN, Bern<br />

Zeit in Worten<br />

Handwerkskunst:<br />

Lederbänder von Perrin<br />

Die Qlocktwo fürs Handgelenk<br />

Mechanische Meisterwerke:<br />

Max Büsser & Friends<br />

Mouvement Manufacture:<br />

Ulysse Nardin Marineuhren<br />

Qlocktwo W<br />

Aviatik, cool umgesetzt:<br />

Bell & Ross Instrumente<br />

Nr. 9<br />

www.tickdifferent.com


« Pierre Jaquet Droz ist der erste Uhrmacher, der seine Werke im 18. Jahrhundert nach China importiert. »<br />

The Eclipse Ivory Enamel, ref. J012633203<br />

Elfenbeinfarbenes, Grand Feu-emailliertes Zifferblatt. Gehäuse und applizierte Verzierung in 18 Karat Rotgold.<br />

Automatikwerk. 68 Stunden Gangreserve. Zentrale Stunden und Minuten, Wochentag und Monat in Fenster bei 12 Uhr<br />

und Datumsanzeige mit Zeiger, Mondumlaufanzeige bei 6 Uhr. Durchmesser 43 mm.<br />

WWW.JAQUET-DROZ.COM


Handgemacht im Jura<br />

Die Bändermanufaktur Perrin im französischen Jura stellt hochwertige<br />

Armbänder her - in reiner Handarbeit. Ein Atelierbesuch. ............................4<br />

Schlichter geht’s fast nicht mehr<br />

Jaquet Droz entpuppt sich als Meister der schlichten Uhren. .........................9<br />

Weltweit immer die richtige Zeit<br />

Mit der Seiko Astron GPS Solar legt der japanische Gigant (einmal<br />

mehr) ein technisch bahnbrechendes Konzept vor. ......................................10<br />

Kontinuität statt Revolution<br />

Bei Glycine setzen die neuen Eigentümer auf bewährte Tugenden. ..............12<br />

Die gut getarnte Notfalluhr<br />

Die Zürcher Start-Up-Firma Limmex mischt mit ihren Uhren mit<br />

integriertem GSM-Chip den Markt der Notrufuhren radikal auf. ...............16<br />

Fliegeruhren, traditionell und modern interpretiert<br />

Bell & Ross schafft es, das Fliegerthema weiter zu beleben. ..........................18<br />

Der Leuchtzauberer von Biel<br />

René Mathys ist der Spezialist für Leuchtzifferblätter. ..................................20<br />

Doppelrotoren und Tauchturbinen<br />

Perrelets coole Neuheiten mit Doppelrotortechnik ......................................22<br />

Blau und braun bei Nomos<br />

Die Nomos Zürich wird noch schöner, mit traumhaften neuen Designs. ....23<br />

Der Weg zur Vollmanufaktur<br />

Der neue Marine Chronometer ist die erste Uhr mit dem komplett<br />

neuen Inhouse-Basiswerk von Ulysse Nardin. ..............................................26<br />

Die andere Mondphase<br />

Ulysse Nardins neue pfiffige Mondphasenanzeige. .......................................28<br />

Noch mehr Präsidenten<br />

Vulcain baut die Linie der President’s watch weiter aus ................................29<br />

Die schrägen Querdenker in Luzern<br />

Ochs und junior ist eines der spannendsten Projekte im Urhenbereich.<br />

Dahinter stecken bekannte, schlaue Köpfe...................................................30<br />

Révolution à la Genèvoise<br />

Max Büsser und sein MB & F verblüffen die Uhrenwelt mit Kreationen,<br />

die die Grenzen von Technik und Design sprengen. ....................................34<br />

Neues vom schrägen Engländer<br />

Peter Speake-Marin überarbeitet seine Einstiegskollektion ...........................40<br />

Golfuhren, jetzt auch für Damenhandgelenke<br />

Jaermann & Stübi bringt die Damenserie «Queen of Golf» .........................41<br />

Zeit in Worten, fürs Handgelenk<br />

Die Erfinder der Qlocktwo präsentieren ihre erste Armbanduhr. .................45<br />

Bill auf den Tisch<br />

Junghans lanciert eine edle Tischuhr mit Max Bill-Design ..........................46<br />

Intern / Impressum<br />

Diverse Hinweise .........................................................................................46<br />

UhRSACHEN · Kramgasse 19 · 3011 Bern<br />

Tel. 031 318 01 18 · Fax 031 318 01 12 · info@uhrsachen.ch · www.uhrsachen.ch<br />

Öffnungszeiten:<br />

Dienstag bis Freitag: 11:00 - 18:30 (Donnerstag bis 20:00)<br />

Samstag: 10:00 - 16:00<br />

INHALTSVERZEICHNIS<br />

EDITORIAL<br />

Sehr geehrte Leserinnen und Leser<br />

In dieser <strong>Ausgabe</strong> von Tick different<br />

bieten wir Ihnen ein Novum. Bis anhin<br />

haben wir uns darauf beschränkt,<br />

Hintergründe und Informationen zu<br />

liefern, bei denen es um Uhren geht,<br />

die Sie bei <strong>Uhrsachen</strong> kaufen können.<br />

<strong>Uhrsachen</strong> gilt in der Branche als ein<br />

Verteter der «Horlogerie 2.0», da wir<br />

uns immer wieder darum bemühen,<br />

auch Exoten, neuen Techniken oder<br />

Designansätzen eine Plattform zu<br />

bieten. Seien dies ganz kleine Produzenten<br />

wie Stepan Sarpaneva aus<br />

Finnland, Frank Jutzi aus Wichtrach<br />

oder Daniel Nebel mit seiner Nord<br />

Zeitmaschine, aber auch vollkommen<br />

neue Formen der Zeitanzeige wie die<br />

äusserst erfolgreiche Qlocktwo, die wir<br />

in diesem Heft auch als Armbanduhr<br />

präsentieren dürfen.<br />

Aus dieser Haltung heraus pflegen wir<br />

freundschaftliche Kontakte zu vielen<br />

radikalen und herausragenden<br />

Exponenten der neuen Uhrmacherei.<br />

Grund genug, Ihnen diesmal gleich<br />

zwei von ihnen vertieft vorzustellen. Da<br />

ist einerseits ein Projekt, hinter dem der<br />

regelmässigen Tick different-Lesern<br />

bestens bekannte Ludwig Oechslin<br />

steckt, der mit seiner jungen Firma ochs<br />

und junior die ausgetretenen Pfade in<br />

mehrfacher Hinsicht verlässt. Und<br />

anderseits Max Büsser, der mit seinem<br />

«Horological Lab» Grenzen sprengt und<br />

völlig abgefahrene Uhrenkreationen<br />

abliefert. Wir hoffen, Sie finden an<br />

diesen neuen Wegen so viel Freude wie<br />

wir, auch wenn diese Uhren für die<br />

meisten von uns Traumstücke bleiben<br />

werden.<br />

Beeindruckt waren wir auch vom<br />

Besuch bei der Uhrenbandmanufaktur<br />

Perrin im französischen Jura. Dort wird<br />

noch richtiges Handwerk gelebt, dessen<br />

Faszination wir Ihnen nicht vorenthalten<br />

möchten. Geniessen Sie diesen<br />

Blick hinter die Kulissen.<br />

Und natürlich finden Sie auch in dieser<br />

<strong>Ausgabe</strong>, auf die Sie leider diesmal<br />

etwas länger warten mussten, viele<br />

Neuheiten von Firmen aus unserem<br />

Sortiment. Weil wir, wie immer, vor<br />

allem eines mit Ihnen teilen wollen: Die<br />

Freude an aussergewöhnlichen Uhren,<br />

fernab des Mainstreams.<br />

Herzlichst, Hans Erb<br />

Geschäftsleiter <strong>Uhrsachen</strong><br />

Tick different.<br />

3


4<br />

HANDWERK<br />

Handgemacht im französischen Jura: Perrin-Bänder<br />

Viele Arbeitsschritte werden benötigt, um ein hochwertiges Uhrenband aus Leder herzustellen. Tick different hat sich<br />

in der Bändermanufaktur Perrin umgesehen. Hier gibt es noch wahre Handarbeit.<br />

Handarbeit: Die Löcher für die Nähte werden mit der Maschine vorgestochen,<br />

dann wird der passende Faden von flinker Hand vernäht. Die Krönung<br />

eines qualitativ hochstehenden Lederbandes.<br />

Es ist ein regnerischer, nebliger Frühlingstag.<br />

Man sieht es den Jurawiesen<br />

an, dass der Schnee noch nicht lange<br />

weggeschmolzen ist. Nach Le Locle<br />

steil an den Doubs runter und dann<br />

bis ins keine Städtchen Morteau, von<br />

dort eine Viertelstunde durchs Niemandsland<br />

aus Kuhweiden und Wald-<br />

U h RSACHEN<br />

stücken. Dann erscheint das Dörfchen<br />

Orchamps-Vennes. Nicht unbedingt<br />

der Ort, an dem man eine Firma<br />

erwartet, die fürs oberste Luxussegement<br />

höchste Qualität abliefert.<br />

Das Fabriklein ist typischer französischer<br />

Industriezweckbau, mit adrett<br />

Mithilfe einer Stanzform und einer hydraulischen Presse werden zuerst die<br />

Rohlinge aus dem gewählten Leder ausgeschnitten.<br />

angeordneten Parkplätzen – genau vor<br />

der Tür die für die «Direction». In<br />

Frankreich sind die Hierarchien noch<br />

nicht abgeflacht.<br />

Jean-Claude Perrin schuf sich einen<br />

erstklassigen Namen als Lederverarbeiter,<br />

arbeitete für noble Häuser in<br />

Paris. 1984 beschloss er, sich selbständig<br />

zu machen – dies nicht ohne vorher<br />

den Markt studiert zu haben. Er<br />

gründete in seiner Heimatgegend Picardie<br />

die «Créations Perrin». Erfolge<br />

stellten sich rasch ein, Perrin konnte<br />

mit seiner Qualität auf Anhieb überzeugen<br />

– Firmen wie Blancpain<br />

setzten auf seine handgefertigten<br />

Uhrenbänder. Nach einigen Jahren<br />

wurde klar, dass der Produktionsort<br />

Tergnier eindeutig zu weit weg von<br />

vielen Kunden lag. Diese sind vorwiegend<br />

im «Watch Valley» zuhause, also<br />

im Jurabogen, auf der Schweizer Seite.<br />

Für mehr Nähe zum Kunden entschloss<br />

man sich 1993, in die Franche<br />

Comté zu ziehen. Die gut 500 km<br />

entfernte Produktionsstätte in der<br />

Aisne im Nordosten Frankreichs,<br />

rund 50 km von der Champagnerhauptstadt<br />

Reims, blieb aber bestehen,<br />

nach wie vor arbeiten dort rund<br />

80 Personen. Die Arbeit ist heute aufgeteilt:<br />

In Tergnier, der Wiege der Firma,<br />

wird vor allem die Serienproduktion<br />

gemacht. Hier handelt es sich um<br />

das so genannte OEM-Geschäft (Original<br />

Equipment Manufacturer), also<br />

die Bänder, die die Hersteller als Originalbänder<br />

anbieten. Einiges individueller<br />

geht es in Orchamps-Vennes<br />

zu. Hier fertigen rund 40 Mitarbeiterinnen<br />

(Männer findet man in der<br />

Produktion keine) Kleinserien und<br />

Einzelstücke. Auch <strong>Uhrsachen</strong> lässt<br />

hier regelmässig auf Mass herstellen.<br />

Die Produktionshalle liegt mitten im<br />

Grünen, die Kühe grasen direkt vor<br />

den vielen Fenstern. Die Arbeitsplätze<br />

sind einfach, aber praktisch eingerich-


tet, und nicht ganz so eng, wie man<br />

das aus manchen Uhren ateliers kennt.<br />

In der Manufaktur dominiert nicht<br />

High-Tech, sondern Handarbeit. Maschinen<br />

hört man praktisch keine, das<br />

lauteste ist das leise Surren einer Nähmaschine,<br />

ab und zu heult ein Dremel<br />

auf.<br />

65 Arbeitsschritte<br />

Vom Aufwand, den es benötigt, um<br />

edle Uhrenbänder herzustellen sind<br />

wir beeindruckt. «65 Arbeitsschritte<br />

sind es von der Annahme der Bestellung<br />

bis zum versandfertigen Produkt» erklärt<br />

uns die Produktionsleiterin («je<br />

suis Sylvie» - in französischen Firmen<br />

haben die Damen nur Vornamen....),<br />

die schon 27 Jahre im Betrieb ist, also<br />

praktisch seit der Firmengründung.<br />

Entsprechend gross ist ihre Erfahrung.<br />

Es beginnt bei der Bestellung,<br />

die viele Details enthält. Wenn bei<br />

<strong>Uhrsachen</strong> ein Kunde ein Band<br />

wünscht, müssen zuerst mehrere Masse<br />

aufgenommen werden: Die Breite<br />

des Bandes bei den Bandanstössen<br />

und bei der Schliesse sowie die Länge<br />

des oberen (12 Uhr) und des unteren<br />

Teils (6 Uhr). Dann muss man wissen,<br />

welcher Typ Schliesse verwendet<br />

wird (Dorn- oder Faltschliesse), ob es<br />

bei den Anstössen eine Biegung haben<br />

soll, ob normale oder so genannte<br />

«Presto»-Schnellwechselfederstege<br />

ver wendet werden. Wesentlich sind<br />

auch Form und Dicke des Bandes.<br />

Vom dünnen, ungefütterten für elegante<br />

Klassiker bis zum extradicken<br />

für Sportuhren gibt es unzählige Varianten.<br />

Schliesslich wird entschieden,<br />

welche Verarbeitungsart das Band auf<br />

den Seiten haben soll - ein wesentliches<br />

Stilelement. Hier unterscheidet<br />

man zwischen zwei Stilen: Rembordé<br />

oder coupé. Für ersteres hat sich der<br />

eingedeutschte Begriff «rembordiert»<br />

eingebürgert. Davon später.<br />

Die Wahl des Leders<br />

Eher ungern öffnet uns David Thomas<br />

die Tür zum Lederlager. Perrin<br />

arbeitet sehr transparent, aber hier<br />

sind Fotos nicht erwünscht. Im gut<br />

gesicherten Raum liegen unglaubliche<br />

Schätze, die man nicht zeigen will.<br />

Gestelle, rendvoll gefüllt mit Häuten,<br />

fein säuberlich beschriftet und nach<br />

Arten und Farben sortiert.<br />

Der grösste Teil der Bänder, die die<br />

Ateliers in Orchamps-Vennes verlassen,<br />

sind solche aus Alligatorleder.<br />

«Wir legen grossen Wert auf eine lückenlose<br />

Verfolgbarkeit unserer Leder. Wir<br />

beziehen sie ausschliesslich von Zuchten<br />

aus dem amerikanischen Louisiana, die<br />

hohe Standards des Artenschutzes einhalten<br />

müssen.» sagt Monsieur Thomas.<br />

Der gute Einkauf sei ein enorm<br />

HANDWERK<br />

Zwei Alligatorbänder mit Seitenrändern im Coupé-Verfahren.<br />

wichtiger Arbeitsschritt, denn Perrin<br />

will ausschliesslich qualitativ hochstehende<br />

Leder verarbeiten. «Lieber bezahlen<br />

wir unseren Lieferanten ein wenig<br />

mehr für die Rohware, dafür erhalten<br />

wir die bestmöglichen Stücke» erläutert<br />

er die kompromisslose Philosophie<br />

des Hauses. Die Nachfrage nach Alligatorleder<br />

ist in den letzten Jahren<br />

stark angestiegen, dies vor allem wegen<br />

des grossen Luxusbooms in Asien.<br />

Die Beschaffung ist deshalb schwierig<br />

geworden. Auch Leder von Kälbern,<br />

Straussen, Haifischen, Rochen, Echsen<br />

und Pythons sind bei Perrin im<br />

Farbe nach Mass: Die Auswahl an Faden für die Nähte ist enorm.<br />

Tick different.<br />

5


6<br />

HANDWERK<br />

Das feine Rattern: Statt der Handnaht wird oft auch eine Maschinennaht<br />

gewählt. Auch sie benötigt viel Geschick und Sorgfalt.<br />

Angebot. Wir sprechen den Verantwortlichen<br />

auf die Problematik der<br />

Echsen- und Schlangenleder an, die<br />

insbesondere in Asien auf barbarische<br />

Weise gewonnen werden. <strong>Uhrsachen</strong><br />

bietet übrigens freiwillig seit einiger<br />

Zeit keine Bänder aus solchen Ledern<br />

mehr an. Auch auf Rochenleder wird<br />

verzichtet, da dies aus artenschützerischer<br />

Sicht äusserst problematisch<br />

ist. Thomas garantiert uns, dass keine<br />

Leder aus Asien verwendet würden,<br />

dass auch hier alle Leder aus Zuchten<br />

stammten und dass sämtliche Tier-<br />

und Artenschutzbestimmungen rigoros<br />

beachtet würden. Überprüfbar ist<br />

das allerdings nicht.<br />

U h RSACHEN<br />

Eingangskontrolle<br />

Rigoros ist die Eingangskontrolle,<br />

wenn die Leder angeliefert werden.<br />

Man hat sich bei Perrin extra ein eigenes<br />

Labor eingerichtet und laufend<br />

ausgebaut, in dem man Abriebtests<br />

vornimmt oder starke, längere UV-<br />

Bestrahlungen simuliert.<br />

In einer speziellen Lichtbox werden<br />

die Farben der gelieferten Häute überprüft<br />

und mit Farbmustern verglichen.<br />

Hunderprozentige Übereinstimmungen<br />

kann man jedoch nicht<br />

erwarten, denn Leder ist nach wie vor<br />

ein Naturprodukt, Abweichungen<br />

sind unvermeidlich.<br />

Ihr individuelles Mass-Uhrenband<br />

Oft sind «ab der Stange» für gewisse Modelle nicht die Bänder erhältlich, die Sie<br />

als Kundin oder Kunde gerne hätten. Oder Sie haben eine ältere Uhr, für die keine<br />

Originalbänder mehr verfügbar sind. Dank unserer langjährigen, bewährten Zusammenarbeit<br />

mit «Créations Perrin» können wir heute fast jedes Uhrenband für<br />

fast jede Uhr für Sie produzieren lassen.<br />

Gemeinsam mit Ihnen wählen wir aus Mustern das gewünschte Leder, die gewünschte<br />

Farbe und die Art der Verarbeitung aus. Wir nehmen genau Mass und<br />

sorgen dafür, dass Ihr Band die richtigen Dimensionen hat, insbesondere auch<br />

dann, wenn Sie ein etwas kürzeres oder längeres Armband benötigen. Die Produktionsdauer<br />

beträgt in der Regel rund drei bis vier Wochen. Wenn es sehr eilt, geht’s<br />

auch schneller. Die Qualität ist mindestens so gut wie bei den Originalbändern,<br />

die Preise sind sehr fair und liegen tendenziell eher unter denjenigen der Originale.<br />

Aus dem in der Bestellung festgelegten<br />

Leder werden in einem ersten<br />

Schritt aus einer Haut die zwei Bandstücke<br />

sowie die beiden kleinen<br />

Stücke für die Bandschlaufen ausgestanzt.<br />

Dies geschieht mit Hilfe einer<br />

Form – für die meisten Dimensionen<br />

ist eine solche verfügbar. Die beiden<br />

Stanzformen werden mit Augenmass<br />

möglichst geschickt aufs Leder gesetzt,<br />

so, dass sich ein perfektes Schuppenbild<br />

ergibt. Bei den hochwertigen<br />

Alligatornbändern sind möglichst<br />

grosse Schuppen am meisten gefragt.<br />

Der Teil des Leders mit diesen Eigenschaften<br />

ist aber naturgemäss nicht<br />

sehr gross. Deshalb werden aus einer<br />

Haut leider nur wenige Bänder produziert.<br />

Der Rest mit den kleineren<br />

Schuppen wird für diverse Anwendungen<br />

im Bereich Lederwaren verwertet.<br />

Das rohe Leder ist zu dick, um es zu<br />

Bändern verarbeiten zu können. Darum<br />

wird es mit einer alt ehrwürdigen,<br />

etwas furchteinflössenden Maschine<br />

auf die richtige Dicke geschnitten, ja<br />

regelrecht gespalten. An den Rändern<br />

muss es noch dünner sein, damit es<br />

beim Rembordé-Verfahren gut über<br />

die Aussenkante gestülpt werden<br />

kann. Auch für diesen Schritt gibt es<br />

eine Maschine, die eindeutig noch<br />

ohne Computersteuerung auskommt.<br />

Jedes Band hat eine Aussen- und eine<br />

Innenseite. Basis für die «Aufbauten»<br />

bildet immer ein Trägerleder. Darauf<br />

werden die verschiedenen Fütterungen<br />

angebracht, die meist aus verschieden<br />

dicken Filzelementen bestehen.<br />

Dann wird das Oberleder aufgesetzt.<br />

Beim Rembordieren wird nun<br />

dieses Oberleder sorgfältig um das<br />

Trägerleder herumgebogen. Dazu legt<br />

man es in eine passende Form. Eine<br />

filigrane Arbeit, die flink und mit gut<br />

koordinierten Bewegungen ausgeführt<br />

werden muss. So sind die Flanken<br />

und das Oberleder aus einem<br />

Stück. Danach wird das genau passende<br />

Stück des Unterleders aufgeklebt,<br />

die «Doublure», die später die<br />

Innenseite des Bandes bildet. Hier<br />

kommen verschiedene Materialien


zum Einsatz – in der Regel Leder, je<br />

nach Kundenwunsch und Anwendungsgebiet<br />

aber auch Textilien oder<br />

kautschukbeschichtete Kunstleder.<br />

Für die andere Technik des «coupé<br />

franc» wird das Oberleder exakt in die<br />

Form geschnitten (couper = schneiden),<br />

und dann bringt man ein genau<br />

passendes Unterleder an. Das Ganze<br />

wird wieder verklebt. Auf einer speziellen<br />

Maschine wird das Band dann<br />

an den Flanken mit einem schnell rotierenden<br />

Filz poliert. Anschliessend<br />

ans Nähen lackiert man die polierten<br />

Flanken mit einer zum Leder passenden<br />

Farbe. Und immer alles von<br />

Hand. Nicht zu unterschätzen ist<br />

auch die Herstellung der Schlaufen,<br />

in der Regel zwei pro Band. Auch dafür<br />

muss ein Leder rembordiert werden,<br />

auch das alles immer von Hand.<br />

«Die Schlaufen sind eigentlich wie zwei<br />

zusätzliche Mini-Bänder» sagt die Produktionsleiterin.<br />

Die Kunst des Nähens<br />

Ein ganz wichtiger Schritt ist das Vernähen.<br />

Auch hier sind zwei Varianten<br />

im Angebot: maschinell oder von<br />

Hand. Zuerst aber wird der passende<br />

Faden ausgewählt. Oft wird die Naht<br />

«Ton sur ton», also in Lederfarbe, ausgeführt.<br />

Reizvoll kann aber auch eine<br />

Kontrastnaht sein, besonders bei eher<br />

sportlich orientierten Bändern. Auch<br />

knackige Farbkombinationen sind<br />

möglich (wie beispielsweise das Band<br />

für die <strong>Uhrsachen</strong>-Uhr, in schwarzem<br />

Barrenia-Leder mit oranger Naht).<br />

Die Farbauswahl ist enorm, so wie<br />

auch die Leder in vielen verschiedenen<br />

Farben verfügbar sind.<br />

Bei beiden Nahtvarianten kommt das<br />

Band zuerst unter die Maschine. Die<br />

eigentliche Maschinennaht ist dann<br />

relativ rasch erledigt. Für die handgenähten<br />

Bänder benutzt man die Maschine<br />

einfach ohne Faden, um die<br />

Löcher für die Naht vorzustechen.<br />

Danach wird das Band in eine eigenartige<br />

Vorrichtung eingespannt. Beim<br />

«6-Uhr-Teil» darf das Einnähen der<br />

Bandschlaufe nicht vergessen werden.<br />

Mit unglaublich flinken Händen und<br />

dosiertem, aber starkem Krafteinsatz<br />

näht eine der Damen dann das Band<br />

fertig. Wieder einmal zeigt sich die<br />

Faszination von Handwerk – es ist<br />

immer wieder eine Freude, jemandem<br />

zuzuschauen, der etwas richtig gut<br />

kann. Jeder Handgriff sitzt. Es folgt<br />

das Verschweissen der Nahtabschlüsse.<br />

Noch eine Arbeit, die auf den ersten<br />

Blick einfach aussieht, aber viel<br />

Erfahrung verlangt. Der Grenzbereich<br />

zwischen zu viel und zu wenig ist minimal.<br />

Nun ist das Band schon sehr weit gediehen.<br />

Noch hat es aber keine Löcher,<br />

und auch die Aussparung für<br />

den Dorn der Schliesse ist noch nicht<br />

gemacht. Dafür gelangen zwei altgediente<br />

Stanzgeräte zum Einsatz.<br />

Grobmechanik im Dienst von wahrer<br />

Finesse. Unzählige, teils sehr kundenspezifische<br />

Stanzformen liegen bereit,<br />

denn es gibt verschiedene Arten von<br />

Schliessen, die je nachdem runde,<br />

rechteckige oder ovale Löcher bedingen.<br />

Ganz zum Schluss werden noch<br />

die Logos und die Masse eingeprägt.<br />

Firmenlogos, das Perrin-eigene oder<br />

– wie im Fall von <strong>Uhrsachen</strong> – das eigens<br />

für diesen Fall angefertige Signet.<br />

Die Stempel werden zuerst erhitzt,<br />

von Hand ganz genau positio-<br />

HANDWERK<br />

Eine Kunst für sich: Beim Rembordieren wird das Oberleder mit viel Geschick<br />

um des Unterleder geschlagen.<br />

niert und dann maschinell mit dem<br />

richtigen Druck angebracht. Zum<br />

Schluss folgt eine ausgiebige Qualitätskontrolle.<br />

Stimmen die Dimensionen,<br />

das Leder und die Naht mit<br />

dem Auftrag überein? Ist alles dem<br />

Perrin-Standard entsprechend? Die<br />

Damen mit der Lupe lächeln ob der<br />

Frage nach ihrer Unerbittlichkeit.<br />

Wenn sie ihre strengen Kontrollen bestanden<br />

haben, wird das Band an den<br />

Kunden spediert.<br />

Schweiz-Nähe schafft Probleme<br />

Die Franche-Comté prosperiert, der<br />

Arbeitslosenanteil liegt wesentlich<br />

tiefer als im Rest Frankreichs. Arbeit<br />

hat man bei Perrin genug. Doch es<br />

gibt trotzdem Sorgen: «Es ist nicht so<br />

einfach, gutes Personal zu finden. Die<br />

Nähe zur Schweiz ist ein Problem. Sehr<br />

viele Menschen aus der Region machen<br />

den Weg über die Grenze, denn die dort<br />

bezahlten Löhne sind für uns Franzosen<br />

sehr attraktiv» klagt David Thomas.<br />

«Zudem ist es so, dass es für unsere Arbeiten<br />

keine Ausbildung gibt. Wir müssen<br />

die Mitarbeiterinnen allesamt selber<br />

ausbilden und setzen viel daran, dass sie<br />

lange bei uns bleiben. Leider klappt das<br />

nicht immer nach Wunsch.» Mit dem<br />

anhaltenden Boom in der Branche<br />

dürfte sich dies zu seinem Leidwesen<br />

nicht so rasch ändern.<br />

Tick different.<br />

7


8<br />

PORTRAIT<br />

Bis zu 65 Arbeitsschritte für ein Uhrenband<br />

Ein gepflegtes, qualitativ gutes Uhrenband ist eine aufwändige Angelegenheit. Wir zeigen Ihnen hier im Bild einige<br />

der bis zu 65 notwendigen Arbeitsschritte.<br />

Lichttest: Die angelieferten Leder<br />

werden auf ihre Übereinstimmung<br />

mit den Farbmustern überprüft.<br />

Haltekraft: Bei den Aussparungen<br />

für die Federstege muss das Leder<br />

perfekt halten - die Uhr hängt dran.<br />

Flinke Finger: Das Vernähen von<br />

Hand erfordert beherztes Führen<br />

von Nadel und Faden.<br />

Hämmern: Für das Fine-Tuning bei<br />

den Rändern kommt auch rudimentäre<br />

Technik zum Einsatz.<br />

U h RSACHEN<br />

Arbeit mit System: Auf dem Laufzettel<br />

sind alle Fabrikationsdetails<br />

aufgeführt.<br />

Präzision: Auch bei den Bändern<br />

müssen die Masse ganz genau der<br />

Bestellung entsprechen.<br />

Versiegeln: Ein «coupé franc»-Band<br />

wird auf den Seiten mit einem Lack<br />

in Lederfarbe versehen.<br />

Lochen: Mit einer alten Stanzmaschine<br />

entstehen die Aussparungen<br />

für die Schliesse.<br />

Leim: Bei der Fertigung von Bändern<br />

wird viel geklebt - hier ein<br />

Futter auf ein Unterleder.<br />

Schleifen: Vor dem Verkleben wird<br />

das Leder mit dem guten alten Dremel<br />

innen gründlich aufgerauht.<br />

Minibänder: Die zwei Schlaufen<br />

pro Band müssen ebenfalls vernäht<br />

und geklebt werden.<br />

Branding: Bei den Einzelanfertigungen<br />

gibt es einen Firmenstempel.


Jaquet Droz: Schlicht ist Trumpf<br />

Die eleganten, schnörkellosen Uhren von Jaquet Droz sind im<br />

Tick different Dauergäste. Wir stellen hier drei neue Modelle vor.<br />

Die Grande Seconde fasziniert seit ihrem<br />

Erscheinen im Jahr 2003. In der<br />

letzten <strong>Ausgabe</strong> unseres Magazins haben<br />

wir sie ausführlich abgehandelt,<br />

als wir die neue Grande Seconde<br />

Quantième präsentierten. Mit der<br />

neuen «Décentrée» im Rotgoldgehäuse<br />

und mit dem klassischen Emaillezifferblatt<br />

ist jetzt eine neue Variante<br />

erhältlich. Technisch ist die Sache weniger<br />

kompliziert, als es scheint – eigentlich<br />

wird einfach das ganze Werk<br />

ein wenig verdreht montiert. Dazu<br />

braucht es eine andere Öffnung im<br />

Gehäuse und ein entsprechend ver-<br />

Ein Traum in Roségold: Die Jaquet<br />

Droz Grande Seconde Décentrée<br />

setzt gestaltetes Zifferblatt.<br />

Und fertig ist<br />

eine der raffiniertesten<br />

Versionen<br />

dieses Uhrenklassikers.<br />

Bei<br />

der Technik<br />

verlässt man<br />

sich auf das<br />

bewährte Erfolgsrezept:<br />

43<br />

mm Durchmesser,<br />

Saphirglas auf<br />

Vorder- und Rückseite,Automatikwerk<br />

von Frédéric Piguet<br />

mit 2 Federhäusern<br />

und 68 Stunden<br />

Gang reserve. Die Uhr<br />

sieht schon auf dem Bild<br />

sehr schön aus, am Handgelenk<br />

ist sie schlicht und<br />

einfach unwiderstehlich. Trotz<br />

ihres Durchmessers übrigens auch<br />

an feinen Armen.<br />

Bereits eine beachtliche Tradition<br />

haben bei Jaquet Droz<br />

auch die Zifferblätter aus<br />

verschiedenen Steinen. Zwei<br />

besonders eindrückliche<br />

Ver treter stellen wir Ihnen<br />

hier vor: Die «Eclipse» und<br />

die «Grande Heure» mit<br />

Onyxzifferblatt. Die Eclipse<br />

als solche gibt es schon seit<br />

zwei Jahren, sie basiert auf<br />

dem ursprünglichen Modell<br />

«Les Lunes» mit seiner retrograden<br />

Anzeige der Mondphase. Bei der<br />

Eclipse bewegt sich ein kleiner runder<br />

Schieber, der den darunter liegenden,<br />

gravierten Mond so verdeckt, dass die<br />

jeweilige Phase des Mondstandes angezeigt<br />

wird. Das Ziffeblatt besteht<br />

(wie übrigens auch der kleine Schieber)<br />

aus dem geradezu magisch tiefschwarzen<br />

Onyx. Dieser Stein passt<br />

ideal zum symbolischen Nachthimmel<br />

mit scheinendem Mond. Zusätz-<br />

NEUHEITEN<br />

Tiefschwarzes Duett: Die Eclipse<br />

und die Grande Heure in Stahl mit<br />

einem Zifferblatt aus Onyx.<br />

lich zur Mondphase hat die Eclipse<br />

einen Vollkalender, zeigt also Wochentag,<br />

Monat und Datum an. Erstere<br />

beide in Worten in zwei kleinen<br />

Zifferblattausschnitten, letzteres mit<br />

einem grossen, gewellten Schlangenzeiger<br />

ganz aussen am Rand. Die<br />

Eclipse gab es bis anhin nur in Gehäusen<br />

aus Edelmetall, bei der Onyxversion<br />

entschied man sich bei Jaquet<br />

Droz, sie in einem Edelstahlgehäuse<br />

anzubieten. Dadurch konnte der Preis<br />

für die Uhr in etwas erträglichere Regionen<br />

verlegt werden.<br />

Noch einmal ein ganzes Stück schlichter<br />

ist die neue «Grande Heure», eine<br />

24-Stunden-Einzeigeruhr. Dieses redikale<br />

«Slow Down»-Konzept gab es<br />

schon einmal, damals in einer limitierten<br />

Serie in Weiss gold mit schwarzem<br />

oder weissem Emaillezifferblatt.<br />

Nun kommt auch sie in Stahlausführung<br />

mit Onyxzifferblatt.<br />

Tick different.<br />

9


10<br />

TECHNIK<br />

Noch ein Meilenstein von Seiko: Die Astron GPS Solar<br />

Die neue Seiko Astron GPS Solar ist die erste Armbanduhr, die ein GPS-Signal dafür nutzt, die Zeit in allen 39 existierenden<br />

Zeitzonen richtig anzuzeigen, an jedem Ort der Welt also. Für echte Jetsetter, Meilensammler und Globetrotter.<br />

U h RSACHEN<br />

Der Name Astron lässt Kenner<br />

der Uhrenhistorie aufhorchen.<br />

Seiko präsentierte 1969 unter<br />

diesem Namen die erste<br />

Serienarmbanduhr<br />

der Welt mit einem<br />

Quarzwerk. Und<br />

läutete damit eine<br />

schwieri ge Periode<br />

für die ganzeSchweizerUhrenindustrie<br />

ein.<br />

Dass die legendäre<br />

Uhrenkrise aber<br />

nicht die Schuld<br />

der Japaner war, darüber<br />

herrscht unterdessen<br />

Einigkeit, hatte man sich<br />

doch damals, ganz hoch auf<br />

dem Ross, unangreifbar gefühlt<br />

und die Zeichen der<br />

Zeit schlicht nicht erkannt.<br />

Unterdessen dürfte die Branche<br />

hierzulande wieder so stark aufgestellt<br />

sein, dass sie nicht mehr so<br />

rasch überrannt werden kann. Und<br />

trotzdem fragt man sich, warum die<br />

jetzt vorgestellte Technik nicht von<br />

einem Schweizer Hersteller präsentiert<br />

wurde.<br />

Über die unbestrittenen Meriten von<br />

Seiko in der Weiterentwicklung der<br />

Uhrentechnik haben wir hier schon<br />

mehrmals berichtet. Die letzten Meilensteine<br />

waren die E-Ink-Displays<br />

und die Uhren mit Spring Drive-<br />

Technik. Auch mit Funkempfangstechnik<br />

hat Seiko viel Erfahrung.<br />

Bloss: um Uhren mit Zeitsignalen zu<br />

synchronisieren, war bis anhin der<br />

Empfang eines der existierenden terrestrischen<br />

Funksender notwendig,<br />

wie beispielsweise des DCF-Senders<br />

in der Nähe von Frankfurt. Doch diese<br />

Signale sind aus physikalischen<br />

Gründen längst nicht überall auf der<br />

Welt verfügbar. Bei diesem Problem<br />

setzten die Ingenieure aus Japan an.<br />

Von der Fachwelt völlig unerwartet<br />

(und als Geheimnis mindestens so gut<br />

gewahrt wie ein neues Produkt von<br />

Apple) zauberte der japanische Gigant<br />

an der Baselworld 2012 die brandneue<br />

Astron GPS Solar aus dem Hut,<br />

mit bahnbrechender Technik. Den<br />

geschichtsträchtigen Namen Astron<br />

hat sich die Uhr darum wohl verdient.<br />

Herzstück ist ein über Jahre vollkommen<br />

neu entwickeltes Werk, das einen<br />

extrem miniaturisierten Empfänger<br />

für GPS-Signale enthält. Dieser zeichnet<br />

sich vor allem auch dadurch aus,<br />

In Kürze<br />

• Erste Uhr, die das GPS-Signal von<br />

Satelliten für die Zeitsynchronisierung<br />

nutzt<br />

• Präziseste Uhr dank Empfang der<br />

Atomzeit der GPS-Satelliten<br />

• Automatische Einstellung der<br />

Lokalzeit in allen 39 weltweit<br />

vorhandenen Zeitzonen<br />

• Keine Batteriewechsel dank solarer<br />

Stromversorgung über lichtdurchlässiges<br />

Zifferblatt


dass er extrem wenig Strom verbraucht.<br />

Die Stromversorgung erfolgt<br />

mittels Solartechnik über ein lichtdurchlässiges<br />

Zifferblatt. Nicht weniger<br />

als hundert Patente sind gemäss<br />

Seiko in der Uhr angewandt.<br />

Um die Datenmenge minimieren zu<br />

können, haben die Tüftler von Seiko<br />

die Welt in rund eine Million Sektoren<br />

aufgeteilt. Von jedem dieser<br />

Orte sind die Koordinaten und die<br />

anzuwendende Zeitzone bekannt.<br />

Einmal täglich, oder bei Bedarf auf<br />

Knopfdruck, stellt sich die Astron an<br />

jedem Ort der Welt auf die lokale Zeit<br />

ein. Wer den Himmel sieht, hat die<br />

genauest mögliche Zeit – so einfach<br />

kann das Leben des Reisenden bald<br />

sein. Problematisch sind nämlich<br />

nicht die geographisch definierten<br />

Zeitzonen, sondern diejenigen, die<br />

aus politischer Motivation eingeführt<br />

wurden. Wie beispielsweise vom venezolanischen<br />

Revolutions-Caudillo<br />

Hugo Chavez, der mit einer halbstündigen<br />

Verschiebung Distanz zum Erzfeind<br />

USA symbolisieren wollte. Oder<br />

in Nepal, wo mit UTC +5:45 h eine<br />

noch bizarrere Differenz angewandt<br />

wird – dies, um sich vom grossen<br />

Nachbar Indien abzugrenzen.<br />

Für die Synchronisation liest die Astron<br />

das Signal von vier oder mehr<br />

Satelliten aus, die in ihrem Sichtbereich<br />

sind. Damit die Navigation mit<br />

GPS-Signalen funktioniert, müssen<br />

die Satelliten sowieso über die höchst<br />

präzise Atomzeit verfügen – sie sind<br />

also eine dauernd verfügbare<br />

Quelle für genaueste<br />

Zeit. Aber<br />

auch ohne Satellitenempfang<br />

ver spricht Seiko<br />

eine Genauigkeit<br />

von +/- 15<br />

Sekunden pro<br />

Monat. Wer<br />

Seikos Umgang<br />

mit solchen Angaben<br />

kennt, ist<br />

sich bewusst, dass<br />

bei den Japanern generell<br />

eher tief gestapelt<br />

wird.<br />

Lanciert wird die Uhr in<br />

mehreren Varianten. Allen<br />

gemeinsam ist das Titan-<br />

oder Stahlgehäuse mit Keramiklunette<br />

und einem Saphirglas<br />

mit einer beidseitig angebrachten<br />

Seiko-eigenen «Super-<br />

Clear»-Anti reflex be schichtung. Das<br />

Flagg schiff SAST001 ist eine auf weltweit<br />

2500 Stück limitierte Lancierungsserie<br />

mit einem Gehäuse mit einer<br />

schwarzen Karbonbeschichtung,<br />

das sich über besonders aufwändig<br />

gefertigte Flanken auszeichnet. Das<br />

bestechend dreidimensionale Zifferblatt<br />

mit seinen aufgebrachten Stundenringen<br />

und der Skala für die Anzahl<br />

empfan gener Satelliten, die Sommerzeit,<br />

den Flight Mode und die<br />

Gangreserveanzeige überzeugt durch<br />

seine Verarbeitungsqualität. Markant<br />

sind die satt mit Leuchtmasse verse-<br />

henen Stunden indexe, die mit der Innenlunette<br />

verbunden sind, auf der<br />

24 Zeitzonen mit Flughafenkürzeln<br />

gekennzeichnet sind. In den unlimiterten<br />

Versionen steht hier die Stundenabweichung<br />

zur Universalzeit<br />

UTC. Bei der 6-Uhr-Position wird<br />

die Heimat- oder Referenzzeit angezeigt,<br />

mit einer kleinen 24-Stunden-<br />

Uhr. Wasserdicht sind die neuen Astron<br />

bis 10 bar. Die unlimitierten Varianten<br />

kommen Ende 2012 auf den<br />

Markt, zu Preisen zwischen 2600 und<br />

4400 CHF.<br />

11


NEUHEITEN<br />

Glycine: Kontinuität statt Revolution<br />

Nach der Übernahme durch Stephan Lack im Jahr 2011 war man gespannt,<br />

was Glycine 2012 an Neuheiten präsentieren würde. Glycine-Fans können<br />

beruhigt sein: Der neue Eigentümer setzt auf Kontinuität.<br />

Bei einem Besitzerwechsel weiss man<br />

nie, ob die neuen Köpfe nicht als erstes<br />

keinen Stein auf dem anderen lassen.<br />

Oft werden damit treue Fans einer<br />

Marke vergrault – die Zeiten von<br />

Zenith unter Thierry Nataf sind noch<br />

in leidiger Erinnerung. Der neue Eigentümer<br />

Stephan Lack, schon lange<br />

in der Uhrenbranche zuhause, scheint<br />

diesen Fehler nicht zu machen und<br />

baut erst einmal die bestehenden Linien<br />

von Glycine sanft aus. Zur Freude<br />

vieler Freunde der Marke bleibt das<br />

grosse laute Rumpeln aus, Lack<br />

Airman SST 12<br />

scheint Respekt vor der Vergangenheit<br />

und Tradition der Bieler Firma zu<br />

haben.<br />

Die legendärste Uhrenfamilie von<br />

Glycine heisst Airman. Als 1953 der<br />

erste Airman erschien, war er revolutio<br />

när, denn Uhren mit verschiedenen<br />

Zeitzonen gab es so gut wie keine.<br />

Seither hat Glycine das Thema immer<br />

wieder neu interpretiert. 2011 wurde<br />

der Airman SST Chronograph vorgestellt<br />

(Tick different berichtete darüber),<br />

in einem kissenförmigen Gehäuse,<br />

das so typisch ist für die späten<br />

60er Jahre. SST steht für Super Sonic<br />

Combat Sub «Stealth»<br />

Transport, dem Projekt des ersten<br />

Überschall-Passagierflugzeugs der Firma<br />

Boeing in den 60er Jahren des vergangenen<br />

Jahrhunderts, als der Glaube<br />

an die Technik durch nichts zu<br />

bremsen war – schon gar nicht durch<br />

etwas so Banales wie die Realitäten.<br />

Das SST kam nie in die Luft, doch als<br />

Hommage an dieses Stück Luftfahrtgeschichte<br />

ist auf dem Boden eine Reliefgravur<br />

des gigantisch teuren Flopflugzeugs<br />

angebracht.<br />

Airman Nummer 25<br />

Nun folgt mit dem Airman SST12<br />

bereits die 25. Generation des Airman.<br />

Mit dieser Uhr kann man drei<br />

Zeiten ablesen: Ein Zeiger zeigt die<br />

Ortszeit im 12-Stunden-Format an,<br />

ein zweiter (der rote) kann individuell<br />

auf eine zweite Zeitzone eingestellt<br />

werden. Die unter dem Glas angebrachte<br />

zusätzliche Drehlunette<br />

schliesslich ermöglicht die Anzeige einer<br />

dritten Zeit. Wie fast immer bei<br />

den Airman-Modellen ist auch die<br />

SST12 in einer «Puristen-Version» lieferbar,<br />

als 24-Stunden-Uhr, die dann<br />

allerdings nur noch zwei Zeitzonen<br />

anzeigt (Bild links). Das Zifferblatt<br />

gibt es in schwarz oder mit einem<br />

schwarzblauen Farbverlauf. Sehr «Seventies-like»<br />

ist die Version mit<br />

schwarzem Zifferblatt und oranger<br />

Drehlunette. Bei der Technik setzte<br />

man auf Bewährtes: Das ETA 2893-2


Ganz schön edel:<br />

Airman 17 und 18 in<br />

der neuen Ausführung «Royal»<br />

mit 18-Karat-Goldlunette.<br />

versieht seit vielen Jahren in manchen<br />

Airman-Modellen seinen Dienst, so<br />

auch im SST12.<br />

Airman 17 und 18 - mit Gold<br />

Bereits ein alter Bekannter in der Glycine-Kollektion<br />

sind die beiden Airman<br />

17 und 18. Sie sind die idealen<br />

Partnermodelle – der Airman 17 mit<br />

46 mm Durchmessern und Valgranges-Werk<br />

ist das stattliche Modell<br />

fürs kräftige Herren-Handgelenk, der<br />

Airman 18 mit 38 mm Durchmesser<br />

das ideale Pendant für den zarteren<br />

Frauenarm. Bis anhin gab es das charakterstarke<br />

Duo in reinen Stahlausführungen<br />

- jetzt wagen die neuen<br />

Macher von Glycine einen Schritt in<br />

die Noblesse und peppen die beiden<br />

Modelle mit einer Lunette aus 18 Karat<br />

Roségold auf und entsprechen damit<br />

zeitnah dem gegenwärtigen Trend<br />

zur Renaissance der über viele Jahre<br />

etwas verpönten Bicolor-Uhren. Das<br />

Upgrade tut den beiden Airman-Klassikern<br />

gut, sie strahlen so echten Chic<br />

aus. Die Preise der etwas gar grossspurig<br />

«Royal» benannten Modelle bleiben<br />

mit Fr. 4700.- für den Airman 17<br />

und Fr. 3100.- für den Airman 18<br />

glycine-like sehr moderat.<br />

Combat Sub: Neue Varianten<br />

Auch der Taucher Combat Sub ist<br />

schon einige Jahre ein sicherer Wert in<br />

der Glycine-Kollektion. Er besticht<br />

nach wie vor durch sein solides<br />

42 mm-Gehäuse mit Saphirglas,<br />

seine gute Ergonomie<br />

und durch sein<br />

exzellentes Verhältnis<br />

von Preis und<br />

Leistung. Hier<br />

bekommt man<br />

richtig viel Qualität<br />

fürs Geld –<br />

eine ideale Uhr<br />

für viele Lebenslagen.<br />

Das Automatikwerk<br />

2842-2<br />

von ETA ist einer der<br />

bewährtesten Antriebe,<br />

die man für einen<br />

vernünftigen Betrag<br />

erwerben kann. Es<br />

wird seit vielen Jahren<br />

von einer grossen Zahl<br />

von Uhrenmarken verbaut<br />

und steht für Präzision und<br />

Zuverlässigkeit, ist somit also<br />

ideal für den anspruchsvollen<br />

Einsatz in einer Taucheruhr.<br />

Jetzt bringt Glycine<br />

NEUHEITEN<br />

auch hier ein wenig mehr «Glamour<br />

& Lifestyle» ins Sortiment. Neu sind<br />

zwei Modelle in schwarz PVD-beschichtetem<br />

Gehäuse: der edle «Golden<br />

Eye» mit schwarz-/goldener Lunette<br />

und vergoldeter Krone sowie<br />

der mystische, ganz in schwarz gehaltene<br />

und gut getarnte «Stealth». Passend<br />

zu den neu ausgestatten Combat-Uhren<br />

gibt es sehr schicke, trendige<br />

Stoff bänder, die gut mit den<br />

neuen Farbvarianten harmonieren.<br />

Hier hatte die Design-Abteilung bei<br />

Glycine ein gutes Gespür. Weitere,<br />

hier nicht gezeigte Varianten des<br />

Combat Sub verfügen über das bekannte<br />

Stahlgehäuse, haben aber neue<br />

Lunettenfarben (weiss, grün und<br />

braun) sowie neue Zifferblätter in<br />

weiss und blau. Neben neuen Bändern<br />

sind diese Modelle auch mit dem<br />

bewährten, massiven, matt gebürsteten<br />

Stahlband erhältlich.<br />

Combat Sub<br />

«Golden Eye»<br />

13


14<br />

NEUHEITEN<br />

1953 Vintage: Der Jubiläums-Airman<br />

Neben den auf den beiden Vorderseiten vorgestellten Glycine-Neuheiten hat<br />

die kleine Bieler Firma weitere spannende Uhren in der Pipeline. Beide setzen<br />

voll auf den Retrolook.<br />

Rechtzeitig zum 60. Geburtstag, den<br />

der Airman 2013 feiert, lanciert Glycine<br />

das passende Jubiläumsmodell.<br />

1953 Vintage heisst es und basiert auf<br />

dem Airman Base 22. Die Uhr ist definitiv<br />

etwas für Puristen und Sammler,<br />

denn sie zeigt die Zeit wie das Vorbild<br />

mit einem 24-Stundenzeiger an.<br />

Airman-typisch ist die mit einer Feststellschraube<br />

fixierte Drehlunette mit<br />

24-Stundenskala. Sie dient dem Einstellen<br />

einer zweiten Zeitzone. Und<br />

wie schon beim allerersten Airman<br />

gibt es für die bessere Lesbarkeit des<br />

Datums eine kleine Lupe auf dem<br />

Glas. Besonders stimmig scheint uns<br />

die Farbgebung von Zeigern und Zifferblatt,<br />

und auch das Nato-Band aus<br />

Nylon passt perfekt zur Uhr, die ab<br />

Spätherbst 2012 lieferbar ist. Neu ist<br />

auch die hübsche Holzbox mit Schie-<br />

berdeckel, das Ganze im angesagten<br />

«Used-Look». Und es<br />

gibt viel Legende fürs Geld:<br />

Der Preis des Airman 1953<br />

Vintage liegt bei CHF 2350.-<br />

Später als den Airman, aber doch<br />

auch schon 1999, brachte Glycine<br />

mit der KMU48 eine der allerersten<br />

Uhren in Übergrösse heraus<br />

und hatte auch damit eine echte Pionierstellung<br />

inne. Die Zahl in der Bezeichnung<br />

steht für den Durchmesser.<br />

Jetzt wird ein neuer KMU48 im Retrostil<br />

präsentiert, stilecht mit dem<br />

bewährten Unitas-Handaufzugswerk<br />

ausgestattet, das in seiner nett dekorierten<br />

Version durch einen Rauchglasboden<br />

sichtbar ist. Das grosse Gehäuse<br />

ist aus Stahl, auf Wunsch auch<br />

schwarz beschichtet.<br />

Glycine KMU 48: Trendiger<br />

Vintage-Stil mit Handaufzugswerk


Stiftung Bauhaus Dessau www.junghans.de<br />

100% MODERNE<br />

„Die Form folgt der Funktion“ – diesem<br />

Leitspruch des Dessauer Bauhaus’ verpflichtet,<br />

entwarf Max Bill, ein Schüler<br />

von Walter Gropius, ein durch kon struktive<br />

Klarheit und präzise Proportion gekennzeichnetes<br />

Zifferblattdesign. Von<br />

1957 an entwickelte er in Zusammenarbeit<br />

mit Junghans Wand- und Tischuhren<br />

sowie eine Armbanduhr, die bis<br />

heute praktisch unverändert hergestellt<br />

wird und somit zum modernen Design-<br />

Klassiker avancierte. Denn mit einer<br />

Max Bill beweisen Sie nicht Status, sondern<br />

Stil. Und das entspricht ganz unserer<br />

Auffassung.<br />

Junghans – Die Deutsche uhr


16<br />

TECHNIK<br />

Limmex – für den Notruf das Handy mit Uhr kombiniert<br />

Die Zürcher Start-Up-Firma Limmex bringt das erste Notrufgerät auf den Markt, das nicht wie ein solches aussieht,<br />

sondern wie eine ganz normale Uhr.<br />

Diverse Notrufsysteme sind auf dem<br />

Markt erhältlich. Gemeinsam ist ihnen,<br />

dass sie auf den ersten Blick wie<br />

ein «Behindertengerät» aussehen, was<br />

für die Akzeptanz eine hohe Hürde<br />

ist. Glauben Sie nicht? Dann versuchen<br />

Sie einmal, jemanden aus Ihrer<br />

Verwandtschaft davon zu überzeugen,<br />

ein solch graues Plastikding mit grossem<br />

roten Knopf umzuschnallen.<br />

Genau hier setzt die Zürcher Start-<br />

Up-Firma Limmex an. Einer der<br />

Gründer, Pascal Stübi, ist in der<br />

Uhrenbranche kein Unbekannter.<br />

Viele Jahre arbeitete er für die Firma<br />

Mondaine, und mit seinem Geschäftspartner<br />

Urs Jaermann lancierte<br />

er vor einigen Jahren eine völlig neuartige<br />

Golferuhr mit mechanischem<br />

Schlagzähler, die auf Anhieb zum Er-<br />

U h RSACHEN<br />

folg wurde (siehe auch Seite 42.)<br />

«Mich störte schon lange, dass niemand<br />

die neueste, breit verfügbare GSM-<br />

Technik mit dem Look einer traditionellen<br />

Schweizer Armbanduhr kombinieren<br />

konnte» erläutert der umtriebige<br />

Tüftler seine Motivation für die<br />

Mitarbeit bei Limmex. Eigentlich war<br />

die Idee naheliegend, und man fragt<br />

sich, wie so oft, warum niemand vorher<br />

so etwas auf den Markt gebracht<br />

hat. Gerade in der bekannten ganz<br />

grossen Schweizer Uhrengruppe mit<br />

ihren Entwicklungsabteilungen und<br />

ihrem Elektronik-Know-how wäre<br />

das Umsetzen eines solchen Produktes<br />

sicher realisierbar gewesen. Oft ist es<br />

so, dass dann eine kleine Firma eine<br />

neue Produktlinie entwickelt, auf den<br />

Markt bringt und erfolgreich einführt,<br />

um dann flugs von den Grossen<br />

kopiert zu werden.<br />

Prominente Investoren<br />

Unter den Investoren finden sich neben<br />

der Zürcher Kantonalbank keine<br />

geringeren als Phonak-Gründer Andy<br />

Rihs und der Financier René Braginsky.<br />

Dass sich zwei solche Schwergewichte<br />

finanziell engagieren, legt<br />

die Vermutung nahe, dass ein<br />

glaubwürdiger und vielversprechender<br />

Businessplan vorgelegt<br />

wurde. Rihs sieht ein<br />

enormes Potential: «Was<br />

mich überzeugt hat, ist die<br />

Einfachheit des Produkts. Es<br />

braucht keine Installation, keine<br />

Bedienungsanleitung. Meine<br />

Vision ist, dass Limmex in fünf<br />

Jahren global agieren wird. Die ersten<br />

Markterfolge sind vielversprechend.»<br />

Zielpublikum sind längst nicht nur<br />

die Betagten, sondern beispielsweise<br />

auch Frauen, die alleine Joggen gehen<br />

oder Epileptiker und andere von einer<br />

Krankheit Betroffene, die unvermittelt<br />

auf Hilfe angewiesen sein können.<br />

Aber auch Mitarbeiter in sicherheitsrelevanten<br />

Funktionen wie Nachtwächter<br />

können vom System profitieren.<br />

Selbst für besorgte Eltern von<br />

Kindern und Jugendlichen kommt<br />

die Limmex in Frage.<br />

Miniaturisierte Technik<br />

Die Technik ist clever eingesetzt. «Es<br />

gibt nichts schwierigeres als die Entwicklung<br />

eines einfachen Produktes.<br />

Hinter der Limmex-Uhr steht viel komplexe<br />

Technik. Wenn die Kunden nichts<br />

davon mitbekommen ist das Ziel von<br />

Limmex erreicht» sagt Entwickler Pascal<br />

Stübi. Im Innern der gefällig gestalteten<br />

Uhr findet sich eine fix installierte<br />

SIM-Karte fürs Swisscom-<br />

Handynetz. Im Gegensatz zu bisherigen<br />

Systemen benötigt die Limmex<br />

also keinen Festnetzanschluss und ist<br />

somit vollkommen ortsunabhängig.<br />

Sie braucht jedoch ein Abonnement,<br />

das 25 Franken pro Monat kostet.<br />

Vorläufig ist der Einsatzbereich wegen<br />

Roaming-Verträgen allerdings noch<br />

auf die Schweiz beschränkt.<br />

Die Uhr hat – diskret angebracht – einen<br />

Lautsprecher und ein Mikrofon.<br />

Mit Betätigung des Notrufknopfs<br />

wird der Anruf gestartet. Der Benutzer<br />

legt vorab (via Website von Limmex<br />

oder mit Ausfüllen einer Postkarte)<br />

eine Liste von bis zu zehn Telefonnummern<br />

fest, die in einer bestimmten<br />

Reihenfolge angerufen werden.<br />

Wenn die erste oder zweite nicht bedient<br />

wird, kommt die dritte dran.<br />

Wenn die angerufenen Person den<br />

Notruf mit einem Tastendruck am Telefon<br />

bestätigt, kann direkt mit der<br />

Uhr ein Gespräch geführt werden.<br />

«Diese Bestätigung ist notwendig, damit<br />

ausgeschlossen werden kann, dass ein Telefonbeantworter<br />

oder kleine Kinder<br />

den Anruf entgegennehmen und der<br />

Notruf ins Leere läuft» erläutert Stübi.<br />

Die Gesprächsqualität ist nicht wirklich<br />

berauschend, doch gut genug,


um das Gegenüber klar zu verstehen.<br />

Schliesslich geht es ja auch nicht um<br />

HiFi, sondern um zeitnahe, benutzerfreundliche<br />

Notfallkommunikation.<br />

Professionelle Notrufzentrale<br />

Für einen Aufpreis bei der monatlichen<br />

Abonnements-Gebühr ist rund<br />

um die Uhr eine professionelle Einsatzzentrale<br />

verfügbar. Diese wird vorher<br />

mit den Instruktionen versorgt,<br />

die im Fall eines Notrufs zu treffen<br />

sind. Damit ist eine permanente Erreichbarkeit<br />

garantiert. Im normalen<br />

Betrieb ohne Notrufe hält der eingebaute<br />

Akku für die Notruffunktion<br />

mehrere Monate. Wenn ein Notruf<br />

erfolgt ist, empfiehlt es sich, die Uhr<br />

wieder komplett zu laden – und die<br />

Uhr erinnert einem mit einem kleinen<br />

blinkenden Licht daran, dies zu<br />

tun. Der Ladevorgang geschieht mit-<br />

tels eines einfachen USB-Ladekabels<br />

und ist auch für technisch weniger<br />

Versierte machbar. Die Uhr selber ist<br />

von einer separaten Batterie gespiesen,<br />

die bis zu sechs Jahren halten soll.<br />

In einer längeren Pilotphase in Zusammenarbeit<br />

mit dem Roten Kreuz<br />

wurde die Limmex von einer grösseren<br />

Anzahl von Probanden in verschiedensten<br />

Situationen ausführlich<br />

getestet und durchwegs für gut befunden.<br />

Dank der breiten Abdeckung des<br />

Swisscom-Natelnetzes funktionierte<br />

die Uhr selbst in abgelegenen Gebieten.<br />

Auch das Design stiess auf Akzeptanz<br />

– die Uhren sind zeitlos unspektakulär,<br />

aber gepflegt gestaltet und<br />

sehr gut ablesbar.<br />

Der Markteintritt war erfolgreich, das<br />

Produkt scheint ein echtes Bedürfnis<br />

abzudecken. Zu Preisen zwischen 500<br />

und 735 Franken sind die vorerst 12<br />

verschiedenen Varianten erhältlich.<br />

Neben dem Fachhandel für Uhren<br />

sollen grössere Apotheken und Institutionen<br />

im Medizinbereich als Verkaufspartner<br />

gewonnen werden. Auch<br />

die Internationalisierung ist bereits im<br />

Gang, nach der Lancierung trafen bei<br />

Limmex Anfragen aus mehreren Ländern<br />

ein. Erstaunlich ist das nicht,<br />

denn die Notfallproblematik ist welt-<br />

TECHNIK<br />

Gefällige, aber nicht auffällige Designs: Bei der Gestaltung der Limmex-Uhren wurde darauf geachtet, dass für jeden<br />

Geschmack eine passende Uhr verfügbar ist. Die Uhren sollen eine gewisse Diskretion ausstrahlen und nicht sofort als<br />

«Notrufuhr» erkennbar sind. Von links nach rechts die Modelle Senator 03, Serenade 01 und Explorer 01.<br />

In Kürze<br />

• Neuartige Notruf-Uhr mit Sprachverbindung<br />

via Swisscom-Netz<br />

• Schweizer Quarzwerk<br />

• 12 verschiedene Modelle<br />

• Produktion im Kanton Solothurn<br />

• wassergeschützt, Mineralglas<br />

• Preise von 495 bis 735 Franken<br />

• Abonnementsgebühr 25.-/Monat<br />

weit ein Thema, nicht nur in der<br />

Schweiz. Es sieht ganz so aus, als ob<br />

Limmex eine schöne, typisch schweizerische<br />

Erfolgsgeschichte bevorsteht.<br />

Miniaturisierung par excellence: In<br />

der Limmex-Uhr ist sehr viel Technik<br />

auf kleinstem Raum untergebracht,<br />

wie diese Zeichnung zeigt.<br />

Tick different.<br />

17


18<br />

NEUHEITEN<br />

Bell & Ross: Neue Bordinstrumente fürs Handgelenk<br />

Die Franzosen von Bell & Ross entwickeln ihre Fliegeruhrenkollektion noch weiter und werden dabei immer markiger.<br />

Als komplett neue Serie kommt jetzt die WW2-Familie im Stil der Uhren der Bomberpiloten des 2. Weltkriegs.<br />

So cool hat noch niemand das Thema<br />

Fliegeruhren abgehandelt. Seit Jahren<br />

sieht man – von ganz Deutschland bis<br />

nach Schaffhausen – die zigfach fast<br />

identische Interpretation der grossen<br />

deutschen Fliegeruhr. Da müssen<br />

schon die pfiffigen Designer von Bell<br />

& Ross kommen, um einmal etwas<br />

richtig knackig Neues zu bringen. Das<br />

tun sie seit einigen Jahren, und die<br />

Kompetenz bei Uhren im Instrumentenlook<br />

hat man bei Bell & Ross<br />

schon lange bewiesen. Die Serien<br />

BR01 und BR03 mit ihren unverkennbaren<br />

viereckigen Gehäusen und<br />

ihrer exzellenten Lesbarkeit haben wir<br />

hier auch schon mehrmals vorgestellt.<br />

Nach der Lancierung der WW1-Linie<br />

im letzten Jahr mit Taschen- und<br />

Armbanduhren (siehe Tick different<br />

Nr. 8) hat man sich in den Designbüros<br />

in Paris nun intensiv in die<br />

Luftfahrtgeschichte des 2. Weltkriegs<br />

vertieft. Herausgekommen ist eine<br />

Uhr, die mit vielen prägnanten Details<br />

die Aufmerksamkeit auf sich<br />

zieht. Vintage WW2 Régulateur Héritage<br />

heisst sie mit vollem Namen.<br />

In der Fliegerei sind die Minuten für<br />

die Berechnung der Fluggeschwindigkeit<br />

und fürs Navigieren sehr wichtig.<br />

Darum wurde die Uhr als so genannter<br />

Regulator konzipiert, also mit<br />

einem grossen Minutenzeiger aus dem<br />

Zentrum und zwei kleineren Zifferblättern<br />

für die Anzeige der Sekunde<br />

und der Stunde. Eine sehr griffige<br />

Drehlunette mit einem gut sichtbaren<br />

roten Dreiecksindex dient dazu, sich<br />

eine bestimmte Minutenposition<br />

rasch und einfach zu markieren. Von<br />

dieser Position aus kann der Pilot<br />

dann die zurückgelegte Anzahl Minuten<br />

sehr simpel ablesen.<br />

Die sehr grosse Krone – sie ist auch<br />

mit Handschuhen bedienbar – wurde<br />

U h RSACHEN<br />

zugunsten eines besseren Tragkomforts<br />

auf der linken Seite der Uhr angebracht.<br />

Mit einem Durchmesser<br />

von 49 mm ist das fette Instrument<br />

nichts für Dünnlinge. Das ganze Design<br />

ist sehr «Vintage», mit nachleuchtenden,<br />

sandfarbenen Ziffern,<br />

Zeigern und Indexen sowie dem matten<br />

Lederarmband und seinen aussergewöhnlichen,<br />

beweglichen Bandbefestigungen.<br />

Unterstrichen wird<br />

dieses Erscheinungsbild vom künstlich<br />

gealterten «Gunmetal».<br />

Bordinstrumente, neu interpretiert<br />

Ein wenig ziviler präsentieren sich die<br />

anderen Neuheiten von Bell & Ross,<br />

die sich extrem stark an Bordinstrumenten<br />

orientieren. Vom Cockpit ans<br />

Handgelenk heisst die Devise, die<br />

schon mit der 2005 vorgestellten<br />

BR01 erstmals konsequent umgesetzt<br />

wurde. 2010 und 2011 waren es dann<br />

die Modelle Compass und Radar<br />

(Tick different berichtete)<br />

in streng limitierten<br />

und entsprechend rasch ausverkauften<br />

Auflagen. Technisches Herzstück<br />

dieser beiden Modelle bildete jeweils<br />

ein System mit drehenden Scheiben<br />

für Stunden, Minuten und Sekunden,<br />

was in der Praxis nicht ganz einfach<br />

zuverlässig realisierbar ist. Bell & Ross<br />

war jedoch in der Lage, die technischen<br />

Anforderungen zu meistern<br />

und stellt nun, basierend auf diesen<br />

Erfahrungen und Entwicklungen,<br />

drei weitere Uhren vor, die direkt<br />

einem Flugzeugcockpit entstammen<br />

könnten.<br />

Künstlicher Horizont<br />

Die BR01 Horizon mimt den künstlichen<br />

Horizont. Dieses Instrument<br />

ist unerlässlich, um auch bei schlechten<br />

Sichtverhältnissen die Lage des<br />

Flugzeugs im Verhältnis zum Horizont<br />

zu kennen. Das Zifferblatt besteht<br />

dabei aus zwei Teilen. Wie beim<br />

Instrument wird der Himmel grau<br />

und die Erde schwarz dargestellt. Die<br />

weisse horizontale Linie macht die<br />

Trennung. Am oben fixierten Steg<br />

werden die Zeiger verdeckt befestigt,<br />

die Anzeige beschränkt sich auf Minuten<br />

und Stunden.<br />

Höhenmesser<br />

Mindestens so wichtig wie der künstliche<br />

Horizont – wenn nicht sogar<br />

noch wesentlicher – ist der Höhenmesser<br />

auf der Instrumententafel.<br />

Beim Modell Altimeter teilten die<br />

Designer von Bell & Ross das Zifferblatt<br />

und spendierten ihm eine Öffnung<br />

bei der 3-Uhr-Position, bei der<br />

im Original der atmosphärische<br />

Druck gezeigt wird. In diesem Fenster<br />

wird das Datum in Form eines Grossdatums<br />

untergebracht.


Generell wird viel Liebe zum Detail<br />

zelebriert: Die Zeiger und auch die<br />

gesamte Typographie entsprechen<br />

verblüffend genau dem Vorbild, selbst<br />

die gerippte Anzeige bei der 6-Uhr-<br />

Position wurde übernommen.<br />

Wendezeiger<br />

Dieses Instrument kennt<br />

man eher unter dem englischen,<br />

besser verständlicheren<br />

Begriff Turn Coordinator.<br />

Es zeigt dem Piloten die Drehrichtung<br />

um die Hochachse seines<br />

Flugzeugs. Beim richtigen Bord-<br />

instrument enthält es auch noch eine<br />

Libelle, vergleichbar etwa mit einer<br />

Wasserwaage, auf die man aber bei der<br />

Bell & Ross verzichtet hat. Ein richtiger<br />

Turn Coordinator ist technisch<br />

ein reichlich kompliziertes Gebilde,<br />

dessen Herzstück ein halbkardanisch<br />

aufgehängter Kreisel bildet. Er erlaubt<br />

– bei richtiger Interpretation – im Zusammenspiel<br />

mit den anderen Instrumenten<br />

wie Kompass, Höhenmeter<br />

und künstlichem Horizont die Lage<br />

im Raum zu bestimmen. Beim Blindflug<br />

ist er unverzichtbar. Die davon<br />

abgeleitete Armbanduhr ist nicht ganz<br />

so komplex. Sie funktioniert, wie<br />

schon bei den Modellen Radar und<br />

Compass, mit Hilfe drehender Scheiben<br />

für die Anzeige der Stunden und<br />

Minuten. Die Zeit wird im oberen<br />

Bereich der Uhr abgelesen. Die Spitze<br />

des symbolisierten Leitwerks des<br />

NEUHEITEN<br />

Flugzeugs auf dem Zifferblatt bildet<br />

dabei die Indexmarkierung für die<br />

Stunden- und die Minutenscheibe.<br />

Ganz im Zentrum dreht dann noch<br />

eine kleine Scheibe für die Sekunden,<br />

diese allerdings ohne Skala. Sie dient<br />

also eher einer Funktionskontrolle.<br />

Alle drei Uhren haben mehrere Gemeinsamkeiten.<br />

Das bewährte BR01-<br />

Gehäuse mit Saphirglas misst 46 mm<br />

im Durchmesser und ist aus Stahl mit<br />

matter schwarzer PVD-Beschichtung.<br />

Die Krone ist verschraubt, was der<br />

Uhr im Zusammenhang mit der gesamten<br />

Gehäusekonstruktion zu einer<br />

Wasserdichtigkeit von 10 atm verhilft.<br />

Alle drei Modelle haben ein ETA-Automatikwerk<br />

des weit verbreiteten<br />

und äusserst zuverlässigen Typs 2892.<br />

Im Lieferumfang enthalten ist stets<br />

ein schwarzes Kautschukband sowie<br />

ein strapazierfähiges Nylonband mit<br />

Klettverschluss. Auch die zum Wechseln<br />

des Bandes benötigten Werkzeuge<br />

liegen bei.<br />

Die Preise für die hier vorgestellten<br />

neuen Bell & Ross-Uhren liegen zwischen<br />

4300 und 5900 CHF. Die<br />

Stückzahlen der Bord instrumente<br />

sind limitiert auf 999 (Horizon und<br />

Turn Coordinator) sowie 500 Exemplare<br />

(Altimeter).<br />

Die BR01-«Bordinstrumente» von Bell & Ross: Horizon, Altimeter und Turn Coordinator (v.l.n.r.)<br />

19


20<br />

ZIFFERBLATT<br />

René Mathys, der Leuchtzauberer von Biel<br />

Optisch eines der entscheidensten Bauteile einer Uhr ist das Zifferblatt. Entsprechend viele Zulieferer gibt es in diesem<br />

Bereich, darunter regelrechte Spezialisten. René Mathys von Xeno-Print in Biel hat sich besonders viel mit Leuchtfarben<br />

befasst, die den Uhren auch in der Dunkelheit ein besonderes Aussehen garantieren.<br />

Der Tüftler: René Mathys von Xeno-Print in Biel ist ausgewiesener Spezialist<br />

für Leuchtzifferblätter. Hier schiebt er eine Ladung Rohlinge in den Ofen.<br />

«Nein, das ist nicht radioaktiv» betont<br />

René Mathys. «Hartnäckig hält sich<br />

die Meinung, die Leuchtstoffe auf<br />

Uhrenzifferblättern seien gesundheitsschädlich.»<br />

Tatsächlich wurden früher<br />

Leuchtziffern aus den radioaktiven<br />

Elementen Radium und später Tritium<br />

aufgemalt oder -gedruckt, dies<br />

noch bis in die neunziger Jahre. Erkennbar<br />

sind diese am Aufdruck «T»<br />

am unteren Zifferblattrand. Problematisch<br />

waren diese Stoffe allerdings<br />

nur für diejenigen, die sie damals verarbeiteten.<br />

Schutz der Arbeiter war<br />

noch nicht ein so durchorganisiertes<br />

Thema wie heute. So nahmen oft die<br />

Zifferblattarbeiterinnen den Pinsel in<br />

den Mund, um ihn zu benetzen. Auf<br />

diese Weise gelangten die schädigenden<br />

Stoffe in den Organismus.<br />

Die Strahlenbelastung für die Träger<br />

der Uhr war aber unbedeutend.<br />

Definitiv nicht radioaktiv<br />

So kommt heute fast ausschliesslich<br />

das organische Leuchtmittel «Superluminova»<br />

zum Einsatz. Anorganische<br />

Nachleuchtpigmente heissen die relevanten<br />

Bestandteile dieser Farben kor-<br />

U h RSACHEN<br />

rekt, entdeckt und patentiert wurden<br />

sie Ende der neunziger Jahre von der<br />

japanischen Firma Nemoto. Im Unterschied<br />

zu den vorher erwähnten<br />

selbstleuchtenden Substanzen muss<br />

das Luminova allerdings zuerst durch<br />

Licht angeregt werden. Das Ganze ist<br />

ein komplexer physikalisch-chemischer<br />

Prozess mit einem Zusammenspiel<br />

aus Anregungszentren, Fremdatomen<br />

und Elektronen. Wenn Sie es<br />

ganz genau wissen möchten (und<br />

auch genug vorgebildet sind, um es zu<br />

verstehen) finden Sie im Internet mit<br />

Hilfe der gängigen Suchmaschinen<br />

sehr viele Informationen zu diesem<br />

Wunderstoff. Eines ist aber klar: Luminova<br />

ist in keiner Art und Weise<br />

radioaktiv.<br />

Die Umsetzung in der Praxis, und in<br />

unserem konkreten Fall bei Zifferblättern,<br />

ist ein Thema für sich. Der Umgang<br />

mit den Farben benötigt enorm<br />

viel Erfahrung. Und Investitionen,<br />

denn die kleinen Farbtöpfchen mit<br />

dem unscheinbaren Pulver kosten ein<br />

Vermögen. Einer, der über sehr viel<br />

Erfahrung im Umgang mit Superlu-<br />

minova verfügt, ist der Bieler René<br />

Mathys. Gepflegte Zifferblätter –<br />

«cad ran soignés» – ist das Leitmotto<br />

seiner Firma Xeno-Print, spezialisiert<br />

ist diese auf Leuchtzifferblätter. Mathys<br />

gibt sich insbesondere nicht damit<br />

zufrieden, einfach Zifferblätter zu<br />

bedrucken, sondern ist unermüdlich<br />

auf der Suche nach neuen Anwendungen.<br />

Der klassische Tüftler – einer<br />

von denen, denen die Branche<br />

ihren hohen Innovationsgrad verdankt.<br />

Die Farben sind zuerst pulverförmig<br />

und müssen sorgfältig angemischt<br />

werden, damit sie mit den verschiedenen<br />

Drucktechniken verarbeitet<br />

werden können. Meist gelangt bei<br />

Zifferblättern der Tampondruck zum<br />

Einsatz. Bei dieser Druckart benötigt<br />

man von der Vorlage ein Cliché aus<br />

Metall. Das zu druckende Sujet wird<br />

dabei aus der Metallplatte ausgeätzt,<br />

und nachher wird die Druckfarbe in<br />

die entstandene Vertiefung eingefüllt<br />

und die restliche Farbe mit einem Rakel<br />

weggewischt. Mit einer speziellen<br />

Apparatur wird dann ein feiner<br />

Schwamm – der Tampon – darauf gedrückt<br />

und so die aufzubringende<br />

Farbe aufgenommen. Der Tampon<br />

wird dann, ganz präzise positioniert,<br />

auf das Zifferblatt gedrückt und gibt<br />

so die Farbe wieder ab.<br />

Für dickeren Druck mit etwas Reliefeffekt<br />

wird die Prozedur mehrmals<br />

wiederholt, teils mit, teils ohne Zwischentrocknen<br />

im Ofen. Bei mehreren<br />

Farben kommen entsprechend<br />

mehrere Vorlagen zur Anwendung.<br />

Ein subtiles Zifferblatt kann somit<br />

Dutzende von Arbeitsgängen benötigen.<br />

Und wehe, man verrutscht auch<br />

nur ein einziges Mal – die Arbeit von<br />

mehreren Stunden kann in einem solchen<br />

Fall zunichte sein. Das Tampondruckverfahren<br />

ist sehr verbreitet und


kommt nicht nur in der Uhrenindustrie<br />

zum Einsatz. Es eignet sich nicht<br />

nur für flache Anwendungen wie Zifferblätter,<br />

sondern auch auf dreidimensionalen<br />

Objekten wie beispielsweise<br />

Rehauts oder schrägen Drehlunetten<br />

(siehe Bild unten).<br />

Schon viel spezieller sind die so genannten<br />

Appliquen, also aufgesetzte<br />

Elemente. Herkömmliche Appliquen<br />

sind oft aus verschiedenen Metallen<br />

und haben eine Vertiefung für die<br />

Aufnahme der Leuchtmasse. Nach<br />

dem selben Verfahren werden auch<br />

Leuchtzeiger meistens gemacht. Die<br />

Farbe wird dann gerne von Hand mit<br />

Hilfe eines feinen Pinsels aufgetragen<br />

oder eingefüllt.<br />

Innovation dank Hartnäckigkeit<br />

Mathys’ Innovationsbestreben hören<br />

nie auf. Unzählige Versuche hat er mit<br />

verschiedensten Substanzen gemacht,<br />

in Kombination mit verschiedenen<br />

Leuchtpigmenten. Eines der Resultate:<br />

Mathys liefert jetzt vollkommen<br />

durchgefärbte Appliquen in verschiedensten<br />

Dicken. Wie er sie genau<br />

macht, ist selbstverständlich sein gut<br />

gehütetes Betriebsgeheimnis. Entlocken<br />

lässt er sich lediglich, dass die<br />

Basis eine Keramikmasse bildet, die er<br />

voll mit Superluminova in der ge-<br />

Dreidimensionaler Druck: Drehlunetten<br />

von Taucheruhren<br />

Wundermittel Superluminova: Die<br />

selben Zifferblätter, einmal bei<br />

Tageslicht....<br />

wünschten Farbe einfärbt und dann<br />

aushärtet. Für die Uhrendesigner erschliessen<br />

sich damit vollkommen<br />

neue Möglichkeiten, die Effekte können<br />

äusserst spektakulär sein. Entsprechend<br />

mit Fragen gelöchert wird<br />

Mathys jeweils an Fachmessen wie der<br />

EPHJ in Genf. Eine weitere Spezialität<br />

von Mathys sind vollflächig mit<br />

Leucht masse bedruckte Zifferblätter,<br />

auch hier verfügt er über enorme Erfahrung.<br />

Aufgrund der speziellen, pastösen<br />

Konsistenz der Farbmischung<br />

ist die vollflächige Verarbeitung besonders<br />

heikel, eine homogene Fläche<br />

entsprechend schwierig zu erreichen.<br />

Bei der Produktion ist (teurer) Ausschuss<br />

unvermeidlich.<br />

ZIFFERBLATT<br />

... und einmal, nach erfolgter Aktivierung<br />

durch Licht, im Dunkeln.<br />

Die Effekte sind frappant.<br />

Mathys beliefert mit seiner Xeno-<br />

Print von Biel aus trotz seiner bescheidenen<br />

Firmengrösse diverse renommierte<br />

Uhrenfirmen – wie immer ist<br />

die Kundenliste aus Diskretionsgründen<br />

nur teilweise öffentlich. Immerhin<br />

sind einige bekannte Namen wie<br />

Jaeger Le Coultre, Omega, Breitling<br />

und IWC offiziell ersichtlich. Für sich<br />

spricht auch, dass selbst andere Hersteller<br />

von Zifferblättern gerne auf das<br />

Know-How des sympathischen Bieler<br />

Selfmademan Mathys zurückgreifen,<br />

der mit seinem Betrieb schon mehrere<br />

schwierige Phasen durchmachen<br />

musste, weil er als Zulieferer Krisentendenzen<br />

immer als erster zu spüren<br />

bekommt.<br />

Ein bisschen Alchemie: Die Leuchtfarben gibt es in verschiedensten Varianten.<br />

Nur der Eingeweihte weiss, was die kryptischen Codes heissen.<br />

Tick different.<br />

21


22<br />

NEUHEITEN<br />

Der raffinierte Doppelrotor<br />

Die Bieler Firma Perrelet setzt seit einigen Jahren in verschiedenen<br />

Formen auf das Thema Doppelrotor. Jetzt gibt es neue Varianten.<br />

Die Doppelrotorfamilie ist in den<br />

letzten Jahren ganz schön gewachsen.<br />

Eine ganz neue Serie wurde an der<br />

Baselworld 2012 präsentiert: Der Peripheral<br />

Double Rotor. Das eigenwillig<br />

gestaltete Gehäuse übernimmt<br />

viele Perrelet-Elemente: Die markante<br />

Form der Anstösse mit ihren mattierten<br />

Flächen und polierten Kanten<br />

und die typische Kanellierung auf der<br />

Seite sowie die perfekt passende Krone.<br />

Neu ist die zwischen eckig und<br />

kissenförmig gehaltene Form. Das<br />

Edelstahlgehäuse hat einen Durchmesser<br />

von 42 mm und liegt richtig<br />

gut auf dem Handgelenk - da haben<br />

die Designer von Perrelet wirklich<br />

ganze Arbeit geleistet.<br />

Die Turbine taucht ab<br />

Mit dem Modell Turbine, 2009 vorgestellt und seither in verschiedensten Varianten aufgelegt, gelang Perrelet auf Anhieb<br />

ein Achtungserfolg. Völlig neu war die Idee mit einem auf dem Zifferblatt drehenden Turbinenflügel. <strong>Uhrsachen</strong> brachte<br />

von dem Modell gar eine limitierte Serie in den Hausfarben schwarz/orange auf den Markt, die im Nu ausverkauft war.<br />

Jetzt erhielt die Turbinen-Familie Zuwachs,<br />

zum Thema Fliegerei gesellt<br />

sich das Thema Wasser. Turbine<br />

Diver heisst die Neuvorstellung.<br />

Der vorne liegende<br />

Ro tor mit seinen<br />

elf geschwungenen<br />

Schau feln<br />

erinnert an eine<br />

U-Boot-Schraube.<br />

Raffiniert ist das<br />

mit der LeuchtmasseSuperluminova<br />

bedeckte Zifferblatt<br />

im Hintergrund.<br />

Wenn sich die «Schraube»<br />

dreht, scheint es leuchtend<br />

hindurch. Das Gehäuse<br />

aus Stahl (als Variante auch mit<br />

einer schwarzen DLC-Beschichtung)<br />

mit Saphirglas auf Vorder-<br />

und Rückseite passt mit seiner<br />

aufwendigen Konstruktion bestens<br />

in die Perrelet-Familie. Es ist<br />

mit 47,5 mm Durchmesser gross,<br />

UU h RSACHEN<br />

Ganz neu interpretiert ist<br />

das System des Doppelrotors.<br />

Er ist nur teilweise<br />

sichtbar, als sich drehender<br />

Ring unter einem peripheren<br />

Ausschnitt aus dem Zifferblatt.<br />

Im Gegensatz zur Turbine,<br />

wo der Rotor einfach frei<br />

dreht und keine eigentliche<br />

Funktion hat, ist der Rotor hier<br />

mit dem Aufzugsrotor auf der<br />

Werkseite verbunden und hilft<br />

diesem bei seiner Arbeit - wenigstens<br />

pro forma. Die Zifferblätter<br />

sind mit viel Aufwand und Liebe<br />

zum Detail produziert. Höchst dekorativ<br />

ist das Carré-Muster.<br />

aber ergonomisch schlau geformt,<br />

was sich positiv auf die Tragbarkeit<br />

auswirkt. Natürlich hat sie alles,<br />

was zu einer richtigen Taucheruhr<br />

gehört: Eine innenliegendeDrehlunette<br />

fürs Einstellen der<br />

Abtauchzeit, in verschiedenen<br />

Farben<br />

markant und für gute<br />

Ablesbarkeit gestaltet<br />

und eine Wasserdichtigkeit<br />

von 30<br />

atm, was in der Theorie<br />

für eine Tauchtiefe<br />

von 300 Metern ausreichend<br />

wäre. Im Innern<br />

tickt das mechanische<br />

Werk P-331 mit automatischem<br />

Aufzug. Es wird von Soprod<br />

produziert, der Werkproduzentin,<br />

die in Händen des selben<br />

Besitzers ist wie die Firma Perrelet<br />

– wodurch es sich sogar Manufakturwerk<br />

nennen lassen darf.


Nomos Zürich in neuen Farben<br />

Die Nomos Zürich hat sich zum Erfolgsmodell für die<br />

Glashütter Manufaktur entwickelt. Jetzt legen die Deutschen<br />

neue Zifferblattvarianten vor, in blaugold und braungold.<br />

An Humor fehlte es den Nomos-Macherinnen<br />

und -Machern noch nie.<br />

Und auch nicht an einer Prise Augenzwinkern.<br />

So muss man sich als<br />

Uhrenfirma aus Glashütte im Osten<br />

Deutschlands erst mal trauen, eine<br />

Uhr «Zürich» zu nennen. Doch dafür<br />

gibt es gute Gründe.<br />

Als leichte Verneigung in Richtung<br />

Zürich wollen die Glashütter die Namensgebung<br />

der Uhr verstanden wissen.<br />

Sicher ist es aber eine Verneigung<br />

vor Hannes Wettstein, dem leider zu<br />

früh verstorbenen Zürcher Gestalter<br />

und Designer. Er konnte seinen letzten<br />

Uhrenwurf nicht mehr vollendet<br />

in den Händen halten. Seit Ende<br />

2009 ist sie erhältlich, anfangs allerdings<br />

nur in homöopathisch kleinen<br />

Stückzahlen.<br />

Viel Gutes aus beiden<br />

Welten trifft<br />

bei der Nomos<br />

«Zürich» zusammen.<br />

Die Handschrift<br />

von<br />

Hannes Wettstein<br />

ist unverkennbar.<br />

Die<br />

Form der Anstösse<br />

und des<br />

ganzen Gehäuses<br />

erinnern sehr an<br />

die letzten mechanischen<br />

Uhrenmodelle,<br />

die der Zürcher für die<br />

Firma Ventura noch vor<br />

deren leidiger Riesenpleite<br />

erschaffen hatte. «MyEgo»<br />

hiess die Serie, zu der beispielsweise<br />

das Modell «Frutiger»<br />

gehörte, die aber leider<br />

nur kurz gebaut wurde.<br />

Dass man nicht nur in der<br />

Schweiz, sondern auch in<br />

Glashütte seriös Uhren<br />

bauen kann, beweisen die<br />

Menschen von Nomos seit Jahren<br />

aufs Neue.<br />

Für eine Nomos ist die «Zürich» mit<br />

ihren 40 mm Durchmesser eine verhältnismässig<br />

grosse Uhr. Dank<br />

ihrer feinen Lunette wirkt sie sogar<br />

eher noch etwas grösser als<br />

andere Uhren dieses Formats.<br />

Das klassisch-elegant<br />

gestaltete Zifferblatt<br />

mit seinen aufgesetzten<br />

rhodinierten Indexen ist<br />

ein Musterbeispiel von Aufgeräumtheit.<br />

Alles ist perfekt an<br />

seinem Platz, kein Detail zu viel,<br />

keine Information zu wenig. Ein<br />

echter Wettstein halt.<br />

Das Zifferblatt gibt es in vier Farbvarianten:<br />

Die Nomos-klassisch weiss<br />

versilberten oder anthrazitfarbenen<br />

Versionen sind mit oder ohne Da-<br />

tumsanzeige erhältlich, mit den entsprechenden<br />

Nomos-Werken Zeta<br />

beziehungsweise Epsilon, beide mit<br />

automatischem Aufzug und bestens<br />

bekannt und bewährt aus dem Tangomat.<br />

Neu sind jetzt die beiden farbigen<br />

Zifferblätter, die in braungold oder<br />

blaugold galvanisiert und mit einem<br />

sehr effektvollen Strahlenschliff versehen<br />

sind. Diese Uhren gibt es allerdings<br />

nur ohne die Datumsfuktion.<br />

Wie so oft sehen die beiden schon auf<br />

den Bildern gut aus, aber so richtig<br />

zur Geltung kommen die Farben erst<br />

im Spiel des Lichts. Ein Muss bei Nomos<br />

sind die schlichten Bänder, sorgfältig<br />

gefertigt aus dem strapazierfähigen<br />

und äusserst langlebigen Shell<br />

Cordovan-Pferdeleder. Die Nomos<br />

Zürich gibt es ab Preisen von rund<br />

3800 Franken.<br />

Tick different.<br />

23


QLOCKTWO<br />

Z E I T I N WORTEN<br />

Die preisgekrönte Funkuhr Qlocktwo stellt die Zeit<br />

auf völlig neue Art in Worten dar. Die Zeitanzeige<br />

erfolgt über eine ausgeklügelte Zeichen matrix in<br />

5-Minuten-Schrit ten, die vier Punkte in den Ecken<br />

stehen für die Minuten.<br />

Die austauschbaren Front panels aus poliertem<br />

Plexi glas sind in mehreren Farben und den meisten<br />

Weltsprachen erhältlich. Und in Berndeutsch.<br />

Fürs Büro, fürs Wohnzimmer, für die Küche.<br />

Für überall. Wandmontage oder zum Aufstellen.<br />

Hochwertige, innovative Technik. Ein wahres<br />

Design-Highlight, 100% made in Germany.<br />

Das perfekte Geschenk.<br />

Verkaufspreis ab CHF 1290.-<br />

BLACK ICE TEA VANILLA SUGAR CHERRY CAKE LIME JUICE FROZEN<br />

BLACKBERRY<br />

BLUE CANDY DARK<br />

CHOCOLATE<br />

QLOCKTWO TOUCH<br />

Mit Weckfunktion. Aluminium-Monobody-<br />

Gehäuse, 13,5 x 13,5 cm, ab CHF 590.-<br />

Neu:<br />

QLOCKTWO W<br />

Zeit in Worten fürs Handgelenk


DIE KOLLEKTIONEN VON UHRSACHEN<br />

<strong>Uhrsachen</strong> vertritt zur Zeit folgende Marken:<br />

... weitere Spezialitäten wie Occasionen in verschiedenen Preislagen, Uhrenbeweger sowie<br />

Einzelstücke zeigen wir Ihnen gerne bei uns im Ladengeschäft an der Kramgasse 19 in Bern.<br />

Tick different.<br />

25


26<br />

TECHNIK<br />

Ulysse Nardin: Marine Chronometer Manufacture<br />

Jahre wurde an seiner Entwicklung gearbeitet. 2011 wurde es an der Baselworld und darauf in Tick different Nr. 8 ausführlich<br />

vorgestellt. Jetzt erscheint die erste Armbanduhr von Ulysse Nardin, in der das lange erwartete Kaliber UN-118<br />

eingebaut ist. Standesgemäss in Form eines Marine Chronometers.<br />

Die Marine-Kollektion ist bei Ulysse<br />

Nardin seit Jahren ein sicherer Wert<br />

und steht für elegante Uhren, die<br />

gleichzeitig dank ihrer Wasserdichtigkeit<br />

für jede Lebenslage geeignet sind.<br />

Nun kommt die neueste Ergänzung<br />

der erfolreichen Serie, und wie.<br />

Marine Chronometer Manufacture<br />

heisst die Uhr, in einem 45 mm grossen<br />

Gehäuse aus 18 Kt. Roségold. Sie<br />

ist die legitime Hommage an die Vergangenheit<br />

von Ulysse Nardin, die<br />

ihre erste weltweite Berühmtheit dem<br />

Bau von Deckschronometern verdankt.<br />

Über die Entwicklungen bei<br />

Ulysse Nardin haben wir an dieser<br />

Stelle schon mehrmals berichtet. Ins<br />

neue Manufakturkaliber UN-118<br />

fliessen nun sehr viele Erfindungen<br />

und Erfahrungen der innovativen Firma<br />

aus Le Locle ein. Massgebend sind<br />

die eigene Hemmung aus DiamonSil-<br />

Teilen und die patentierte Unruhe<br />

mit einer Siliziumspirale. Von hohem<br />

Alltagsnutzen ist sicherlich die Datumsschnellkorrektur,<br />

die vorwärts<br />

U h RSACHEN<br />

und rückwärts gedreht werden kann<br />

(wie man das aus den GMT Big Date-<br />

Modellen von Ulysse Nardin schon<br />

länger kennt). Und ganz schön praktisch<br />

ist die hohe Gangreserve von<br />

rund 60 Stunden. Wie es sich gehört,<br />

ist das Werk von der C.O.S.C chronometerzertifiziert.<br />

Besonders ist auch das Zifferblatt dieser<br />

Schönheit. Ulysse Nardin hat<br />

2011 im Sinn einer Nachfolgereglung<br />

ihren langjährigen Fournisseur Donzé<br />

Cadrans in Le Locle übernommen.<br />

Diese Firma ist wegweisend in der<br />

Herstellung von Emaille-Zifferblättern,<br />

besonders in der berühmten,<br />

enorm aufwändigen Technik des<br />

émaille cloisonné (siehe Tick different<br />

Nr. 4). Für die limitierte Serie stellten<br />

die Emaille-Künstler nun ein dreiteiliges<br />

Zifferblatt in reinem Weiss her,<br />

wundervoll detailreich gefertigt.Die<br />

Farbgebung und die Beschriftung bei<br />

der Gangreserveanzeige sind klassisch<br />

in Englisch und Französisch gehalten,<br />

schwarz und rot.<br />

So schön kann Uhrmacherei sein: Das neue Manufakturwerk von Ulysse<br />

Nardin ist nicht nur technisch überragend, sondern auch optisch gelungen.<br />

Der Marine Chronometer Manufacture<br />

gelangt in einer ersten Serie als<br />

limitierte Auflage von 350 Stück auf<br />

den Markt. Für Sammler ist die Uhr<br />

höchst interessant, weil sie nichts weniger<br />

als eine neue Ära bei Ulysse Nardin<br />

einläutet.<br />

Für diejenigen, die bei den 350 Stück<br />

leer ausgehen gibt es die unlimitierte<br />

Version in einem Titan-/Stahlgehäuse<br />

mit eine schwarzen Zifferblatt, wahlweise<br />

auch mit einer Goldlunette. Die<br />

inneren Werte sind dieselben. Technisch<br />

wird alles geboten, was man auf<br />

diesem Niveau erwarten darf: Verschraubte<br />

Krone (mit einem besonders<br />

griffigen integrierten Kautschukteil),<br />

20 atm Wasserdichtigkeit, Saphirglas<br />

auf Vorder- und Rückseite.<br />

Die Bänder gibt es aus Alligatorleder,<br />

Kautschuk oder Stahl, bzw. Titan-<br />

Rotgold. Schade nur, dass der 2011<br />

verstorbene Firmenpatron Rolf<br />

Schnyder die Lancierung dieser Uhr<br />

nicht mehr erleben durfte. Sie ist eines<br />

seiner vielen Vermächtnisse.<br />

Emaille vom Spezialisten: das dreiteilige<br />

Zifferblatt ist perfekt.


Der lange Weg zur Manufaktur<br />

Ulysse Nardin geht noch einen grossen Schritt weiter auf dem Weg zur grösstmöglichen<br />

Unabhängigkeit und erwirbt das Chronographenwerk von Ebel.<br />

Dieses ist im Hause Nardin eigentlich ein alter Bekannter<br />

Die Entwicklung des UN-118 ist<br />

zweifellos ein Meilenstein für die Firma<br />

aus Le Locle, denn es eignet sich<br />

sehr gut als Basiswerk für den Aufbau<br />

von weiteren Komplikationen. Was<br />

Ulysse Nardin aber noch fehlte, war<br />

ein Chronographenwerk. Naheliegend<br />

war das Werk von Ebel, denn es<br />

ist für die Crew in Le Locle kein Unbekannter.<br />

Als nämlich das Werk für<br />

den legendären Ewigen Kalender entwickelt<br />

wurde, hatte man bereits mit<br />

Ebel zusammengearbeitet und gemeinsam<br />

eine Grundplatine erschaffen.<br />

Diese wurde dann für die verschiedenen<br />

Bedürfnisse der beiden<br />

Firmen entsprechend modifiziert. Auf<br />

Basis der selben Grundplatine entstanden<br />

sozusagen zweieiige Zwil-<br />

linge. Chronographen haben bei<br />

Ulysse Nardin eine lange Tradition.<br />

In den letzten Jahren waren<br />

sie insbesondere in der Marine-<br />

Kollektion sehr beliebt. Wir sind<br />

darum gespannt auf die ersten<br />

Stoppuhren, in denen das Werk<br />

zum Einsatz kommt. Das dürfte allerdings<br />

noch einen Moment dauern.<br />

Rechts: Der Marine Chronometer<br />

Manufacture in der Version mit Titan-/Stahlgehäuse<br />

und Kautschukband.<br />

Sportliche Eleganz, kombiniert<br />

mit technischer Brillanz.<br />

Unten: Das auf 350 Stück weltweit<br />

limitierte Lancierungsmodell in<br />

Rotgold mit Emaillezifferblatt.<br />

Tick different.<br />

27


28<br />

NEUHEITEN<br />

Classico Luna: Mondphasen einmal anders<br />

Uhren mit Mondphasenanzeige sind nicht sehr verbreitet. Meist sind sie dann sehr<br />

ähnlich, und in der Sache relativ banal. Doch es gibt pfiffige Ausnahmen<br />

Die Classico-Serie von Ulysse Nardin<br />

bestand bis anhin aus schön flachen<br />

Uhren mit der klasssischen Dreizeiger-Datums-Konfiguration;<br />

wir haben<br />

sie in Tick different Nr. 8 vorgestellt.<br />

Die Linie erhält jetzt eine Erweiterung<br />

mit den neuen Modellen<br />

Classico Luna, in Damen- und Herrenausführung,<br />

mit einer aussergewöhnlichen<br />

Mondphasenanzeige. Das<br />

Prinzip dieser Anzeige ist indes bei<br />

Ulysse Nardin nicht gänzlich neu, es<br />

basiert, einmal mehr, auf den Arbeiten<br />

von Ludwig Oechslin (siehe auch<br />

Seite 30) im Zusammenhang mit dem<br />

limitierten Uhrmacher-Meisterwerk<br />

«Moonstruck». Sie gibt den Umlauf<br />

des Monds in einer sehr präzisen und<br />

realistischen Darstellung wieder. Der<br />

Mond reflektiert das Licht der Sonne,<br />

während er sich im Uhrzeigersinn um<br />

U h RSACHEN<br />

die Erde dreht. Bei der Classico Luna<br />

zeigt sich der Lichteinfall am eigenen<br />

Mond, der sich innerhalb von 12<br />

Stunden einmal um das Zentrum des<br />

Zeitmessers – ein Abbild der Erde –<br />

dreht. Bis zur Vollendung des 29,5<br />

Tage dauernden Mondzyklus wechselt<br />

die Farbe der Mondphasenscheibe mit<br />

dem ab- beziehungsweise zunehmenden<br />

Mond. Das Ablesen der<br />

Mondphase ist damit sehr einfach. Etwas<br />

komplexer ist die Einstellung, die<br />

mit einem Drücker im Gehäuse vorgenommen<br />

wird.<br />

Die Classico Luna hat ein Automatikwerk,<br />

und es gibt sie als Herrenuhr<br />

mit 40 und als Damenuhr mit 35 mm<br />

Gehäusedurchmesser, jeweils in Stahl<br />

oder 18 Karat Roségold. Die Herrenausführung<br />

ist elegant und schlicht,<br />

bei<br />

den<br />

Damenmodellen<br />

gibt<br />

es die beliebtenDetails<br />

wie ein<br />

Zifferblatt<br />

aus Perlmutt,<br />

mit Diamantindexen<br />

sowie,<br />

je nach gewünschtem<br />

Glamourfaktor und Budget,<br />

reichlich Diamantenbesatz auf Lunetten<br />

und Bandanstössen.<br />

Classico Luna für Damen (oben)<br />

und für Herren (unten)


Vulcain: Noch mehr Präsidentenuhren<br />

Vulcain hat die Geschichte der Weckeruhren geprägt. Schon 1947 präsentierte<br />

die Manufaktur das Cricket Weckerkaliber. Weil mehrere amerikanische Präsidenten<br />

sie trugen, ist sie auch unter dem Begriff «President’s Watch» bekannt.<br />

Ab 2010 besann man sich in Le Locle<br />

wieder so richtig der präsidialen Vergangenheit,<br />

als man die neue «50s<br />

President’s Watch» vorstellte. Es gibt<br />

sie als klassischen Handaufzug oder<br />

mit dem selber entwickelten Automatikwerk,<br />

beide mit der Vulcain-typischen<br />

Weckfunktion. Es folgten<br />

weitere Vertreter der Linie, alle mit<br />

dem Alarm. 2012 erweitert Vulcain<br />

nun die President’s-Kollektion um eine<br />

klassische Dreizeigeruhr und einen<br />

schlichten, eleganten Eindrückerchronographen.<br />

Ultraklassisch: Die neue President’s<br />

Classic mit Dauphinezeigern und<br />

Applique-Indexen.<br />

Die 50s President’s Classic hat wiederum<br />

einen Durchmesser von<br />

42 mm und ist mit silber- oder<br />

anthrazitfarbenem Zifferblatt<br />

erhältlich. Das Datumsfenster<br />

ist bei der 6-Uhr-<br />

Position angebracht. Das<br />

Automatikwerk ist mit<br />

Genfer Streifen, rhodinierten<br />

Werkteilen und<br />

gebläuten Schrauben ordentlich<br />

finissiert. Das<br />

bombierte Saphirglas unterstreicht<br />

die nostalgische Note.<br />

Als Materialien für das bis 5 atm<br />

dichte Gehäuse stehen Stahl oder<br />

18 Karat Rotgold zur Wahl, Zifferblätter<br />

stehen silberfarbig, schwarz<br />

oder in einem eleganten dunkelblau<br />

zur Wahl.<br />

Neu ist auch ein sehr gelungener Eindrückerchronograph.<br />

Auch dieser ist<br />

aussergewöhnlich schlicht, erst recht<br />

für einen Chronographen. Er hat lediglich<br />

zwei Hilfszifferblätter,<br />

eines bei neun Uhr für die laufende<br />

Sekunde und eines bei 3<br />

Uhr für den Minutenzähler mit<br />

einer 30-Minuten-Skala. Wie bei<br />

der Dreizeigeruhr ist das Datumsfenster<br />

bei der 6-Uhr-Position angebracht.<br />

Das Automatikwerk hat eine<br />

Gangreserve von 42 Stunden.<br />

Designmässig ein wenig aus der Reihe<br />

tanzt eine weitere Variante dieses<br />

Chronographen namens «Chronographe<br />

Heritage». Dieser präsentiert<br />

sich in einem netten Retro-Design,<br />

das auf die 40er Jahre zurückgeht, als<br />

Vulcain mit Real Madrid kooperierte.<br />

Der Look der damaligen Uhren wurde<br />

möglichst originalgetreu übernommen,<br />

samt der praktischen Pulsometerskala.<br />

Die Bezeichnung «Gradué<br />

pour 30 pulsations» bedeutet, dass<br />

man die Stoppuhr startet und dann<br />

30 Pulsschläge mitzählt. Wenn diese<br />

NEUHEITEN<br />

Der Ärztechronograph: Der «Chronographe<br />

Heritage» verfügt über<br />

eine praktische Pulsometerskala.<br />

erreicht sind, stoppt man die Uhr und<br />

kann auf der Skala ganz einfach die<br />

Anzahl Schläge («Pulsations») ablesen,<br />

ganz ohne Rechnerei. Ob man<br />

das im Alltag dann auch braucht, ist<br />

eine andere Geschichte. Letztlich haben<br />

Sie aber so als Arzt einfach einen<br />

ganz patenten Grund, warum es jetzt<br />

schon wieder eine neue Uhr braucht.<br />

Auch die neuen Chronographen aus<br />

der President’s-Kollektion sind in<br />

Stahl- oder Rotgoldvarianten mit verschiedenen<br />

Zifferblättern erhältlich.<br />

Das Werk des «Chronographe Heritage»<br />

wird zusätzlich von der<br />

C.O.S.C. chronometerzertifiziert.<br />

Tick different.<br />

29


30<br />

FRIENDS<br />

Ochs und Junior - die uhrigen Querdenker<br />

Ludwig Oechslin ist wohl eine der schillerndsten Personen der Uhrenbranche. Aber nicht durch Glamour, sondern<br />

durch seine genialen Erfindungen macht er seit Jahrzehnten von sich reden. Wir haben an dieser Stelle schon mehrere<br />

seiner grossen Würfe präsentiert. Seit einer Weile hat er auch – mit Partnern – eine eigene Uhrenfirma.<br />

Ludwig Oechslin ist das, was man früher<br />

als «Universalgenie» bezeichnet<br />

hätte. Sein Werdegang ist entsprechend<br />

vielseitig. Der 1952 in Italien<br />

geborene Oechslin absolvierte an der<br />

Universität Basel seine Studien in Altertumswissenschaften<br />

und promovierte<br />

1983. Parallel dazu machte er<br />

bei Meister Spöring in Luzern eine<br />

Lehre als Uhrmacher und einen Abschluss<br />

als Uhrmachermeister. Er ist<br />

aber auch Doktor der theoretischen<br />

Physik und Restaurator. Und studierte<br />

die griechische Sprache. Grosse Erfahrungen<br />

sammelte er, als er im Vatikan<br />

die Farnesianische Uhr restaurierte,<br />

eine monumental komplexe<br />

astronomische Pendeluhr aus dem 17.<br />

Jahrhundert. Vier Jahre dauerte es, die<br />

über 1000 Einzelteile zu restaurieren<br />

und wieder zu einem funktionierenden<br />

Ganzen zusammenzusetzen.<br />

Die Restauration wurde in einem<br />

dreibändigen Werk akribisch dokumentiert.<br />

Lange Jahre entwarf und entwickelte<br />

er für Ulysse Nardin bahnbrechende<br />

Uhren, unter anderem die «Trilogie<br />

der Zeit» mit den faszinierenden atronomischen<br />

Uhren «Astrolabium Gallileo<br />

Galilei», «Planetarium Copernicus»<br />

und «Tellurium Johannes Kepler»,<br />

den «Freak», den Ewigen Kalender<br />

«Ludovico Pertetual», gefolgt von<br />

der «Moonstruck» und der «Planet<br />

Earth». Der Umfang des Werks ist beeindruckend.<br />

Seit 2003 leitet Oechslin<br />

das Musée International de<br />

l’Horlogerie (MIH) in La Chaux-de-<br />

Fonds. Dies mit noch bis zu seiner<br />

geplanten Pensionierung einem<br />

60-Prozent-Pensum, denn nebenher<br />

ist Oechslin Forscher, Konstrukteur<br />

und Uhrmacher geblieben. Ständig<br />

sinniert er an neuen Konstruktionen<br />

und Lösungen herum, sein innerer<br />

Daniel Düsentrieb hält ihn pausenlos<br />

auf Trab.<br />

U h RSACHEN<br />

Universalgenie Ludwig Oechslin - portraitiert von Sjoerd van Roojen.<br />

Initialzündung mit MIH-Uhr<br />

Vor Jahren lernte Oechslin im Uhrengeschäft<br />

Embassy in Luzern Beat<br />

Weinmann kennen. Embassy in Luzern<br />

ist ein Treffpunkt für Uhrenkenner<br />

– ähnlich wie <strong>Uhrsachen</strong>, nur einfach<br />

einige Nummern grösser ind internationaler.<br />

Aus der Bekanntschaft<br />

entstand das Projekt einer MIH-Uhr.<br />

Oechslin hegte schon lange den<br />

Wunsch, eine möglichst einfache Uhr<br />

zu konzipieren. Als Dritten im Bunde<br />

konnten sie den bekannten Uhrmacher<br />

Paul Gerber gewinnen, seinerseits<br />

Gründungsmitglied der AHCI<br />

(Académie Horlogère des Créateurs<br />

Indépendants). Er baut Uhren, die er<br />

unter seinem Namen verkauft, ist aber<br />

auch Entwickler von Zusatzfunktionen<br />

für renommierte Uhrenmarken.<br />

Discrétion oblige – darum nennen<br />

wir hier keine Namen. Gerber brachte<br />

Oechslins Idee einer einfach zu bauenden<br />

Jahreskalenderfunktion zur Serienreife<br />

und produziert sie nun mit<br />

seinen Mitarbeitern. Die MIH-Uhr<br />

ist extrem reduziert, verfügt aber über<br />

eine sehr schlaue Jahreskalenderfunktion<br />

mit Wochentags-, Monats- und<br />

Datumsanzeige.<br />

Im Gegensatz zum Ewigen Kalender<br />

kennt der Jahreskalender die Schaltjahre<br />

und die damit verbundene unterschiedliche<br />

Anzahl Tage im Februar<br />

nicht. Eingebaut ist hingegen der Unterschied<br />

der Monatslängen der normalen<br />

Jahre. Der Clou an Oechslins<br />

Idee: Diese ausgeklügelte Mechanik<br />

benötigt nur 9 (neun!) bewegliche<br />

Teile, anstelle von 30-40 bei herkömmlichen<br />

Lösungen. Als Basiswerk<br />

dient das aus vielen Chronographen<br />

bekannte Valjoux 7750, das vor dem


Umbau mal reichlich abgespeckt<br />

wird. Die MIH-Uhr wird nur im Museum<br />

selber sowie bei Embassy verkauft.<br />

Ein Teil ihres Erlöses fliesst direkt<br />

ans Museum zurück, und zwar<br />

zweckgebunden in eine Kasse, aus der<br />

die Restaurierung einer aussergewöhnlichen<br />

Monumentaluhr des bretonischen<br />

Uhrmachers Daniel Vachey,<br />

die über eine Unzahl von astronomischen<br />

Komplikationen verfügt.<br />

Die Zusammenarbeit bei der Kreation<br />

und Lancierung der MIH-Uhr<br />

machte aus Weinmann und Oechslin<br />

ein verschworenes Team. In vielen<br />

Kreativspaziergängen stellten die beiden<br />

ein weiteres Projekt namens Ochs<br />

und Junior auf die Beine. Sie gewannen<br />

mehrere Freunde für ihr lose zusammengestelltes<br />

Team, das 2009 begann,<br />

kompromisslose Uhren in kleinen<br />

Serien zu bauen.<br />

Abseits der ausgetretenen Pfade<br />

Die eingeschlagenen Wege sind neu.<br />

Traditionelle Uhrenzulieferer findet<br />

man nur wenige im Umfeld von Ochs<br />

und Junior. Einer der wichtigesten<br />

Lieferanten kommt aus einer ganz anderen<br />

Branche. Es ist Peter «Pedro»<br />

Cantieni, Inhaber einer Werkstätte<br />

für Präzisionsmechanik im zürcherischen<br />

Hinwil, einen Steinwurf von<br />

der Formel-1-Manufaktur von Peter<br />

Sauber entfernt, für die er regelmässig<br />

High-Tech-Teile herstellt. Was für<br />

Hochleistungsrennwagen gut ist,<br />

sollte auch für Armbanduhren taugen.<br />

Er baut die Gehäuse, die Schliessen,<br />

die Zifferblätter und die Zeiger<br />

sowie die speziellen Technikkomponenten<br />

für die Ochs-Uhren. Cantieni<br />

ist mit Herz und Seele dabei.<br />

Basis aller Uhren bilden die teilweise<br />

sehr unkonventionellen Ideen Oechslins.<br />

Seine jahrzehntelange intensive<br />

Auseinandersetzung mit Mechaniken<br />

und astronomischen Gesetzmässigkeiten<br />

machen aus ihm unbestritten<br />

einen der grössten Experten auf diesem<br />

Gebiet. Die ersten Uhren unter<br />

dem neuen «Brand» (dazu später<br />

mehr) waren zwei in vieler Hinsicht<br />

aussergewöhnliche Stücke. Da war einerseits<br />

die settimana junior, eine<br />

«kleine Ochsenuhr» wie die Macher<br />

sie nennen. Die frische, bunte Uhr im<br />

Titangehäuse mit kleinem Durchmesser<br />

zeigt die Uhrzeit an, sowie die Wochentage<br />

mit sieben Punkten. Hintergrund<br />

ist der vom dreifachen Vater<br />

Oechslin erkannte und umgesetzte<br />

Zeithorizont eines Kindes, der sich<br />

vor allem in der Zeiteinheit der Woche<br />

abspielt. Montag Schule, Mittwochnachmittag<br />

frei, Sonntags Brunch<br />

en famille.<br />

Schon viel komplexer war die anno<br />

cinquanta. Sie besitzt – wie die MIH-<br />

Uhr – einen Jahreskalender, der die<br />

Monate, den Wochentag und das Datum<br />

anzeigt. Und all dies in Form von<br />

intuitiv ablesbaren Punkten. Die technische<br />

Umsetzung geschieht wieder<br />

mit der wohl kleinst möglichen Anzahl<br />

von Teilen. Diese Uhr war nur in<br />

Gehäusen aus Edelmetallen zu haben,<br />

also Rotgold, Weissgold und – aussergewöhnlich<br />

– Silber. Die Erklärung<br />

für das Silbergehäuse ist eine einfache:<br />

Gehäusehersteller Cantieni hatte wenig<br />

Erfahrung im Verarbeiten von<br />

Edelmetallen. Da war Silber, weil<br />

günstiger, naheliegend für Versuche.<br />

Und schliesslich gefielen die Gehäuse<br />

FRIENDS<br />

Die Anno von ochs und junior verfügt über die praktische Funktion des Jahreskalender.<br />

Sie zeigt über kleine orange Punkte das Datum, den Wochentag<br />

und den Monat an.<br />

so gut, dass man davon eine kleine Serie<br />

herstellt. Oechslin selber trägt die<br />

Uhr in Silber – «Gold kann ich mir<br />

nicht leisten» ist sein schlichter Kommentar<br />

dazu.<br />

Bewusst minimal<br />

Die Gehäuse der Ochs-Uhren sind<br />

generell relativ roh belassen. Auf aufwändiges<br />

Polieren wird bewusst verzichtet.<br />

«Unsere Uhren sollen leben.<br />

Das Tragen sorgt für die Politur, mit der<br />

Zeit» sagt Purist Oechslin. «Kratzer<br />

stören mich nicht – schliesslich steckt<br />

hinter jedem eine Geschichte.» Das Zifferblatt<br />

der anno cinquanta ist aus<br />

Weissgold und wird von Oechslin<br />

höchstselbst gefräst und patiniert. Seine<br />

Farbe erhält es durch eine thermische<br />

Behandlung, Weissgold verfärbt<br />

sich mit Hitze. Sie hat ein Werk<br />

von Paul Gerber und wird nur in sehr<br />

kleinen Stückzahlen hergestellt. Es ist<br />

schlicht, vom Feinsten, handgearbeitet.<br />

Entsprechend sind die Preise – in<br />

Weissgold beispielsweise kostet die<br />

Uhr knapp 45000 Franken.<br />

Exklusive Prototypen<br />

«Ich bin Prototypist!» erkärte mir<br />

Oechslin einmal, als er mir im Keller<br />

seiner alten Villa in La Chaux-de-<br />

Fonds seine CNC-Fräse zeigte. Eine<br />

Tick different.<br />

31


32<br />

FRIENDS<br />

«Ich bin Prototypist!» - Ludwig Oechslin, der Professor, der die Uhrmacherei<br />

immer wieder auf den Kopf stellt, mit seinem geliebten Espresso.<br />

solche High-Tech-Maschine hätte<br />

man dort nicht erwartet. Und in der<br />

Tat: In Oechslins Kopf wachsen clevere<br />

Uhrenkonzepte heran, die er anschliessend<br />

eigenhändig in Prototypen<br />

verwandelt. Mit viel Fleiss und Können<br />

und bewundernswerter Ausdauer.<br />

In der «Idea»-Kollektion von Ochs<br />

und Junior gelangten wenige solcher<br />

Konzeptträger in den Verkauf, angeboten<br />

wurden sie Freunden des<br />

Hauses. Exklusivität garantiert. Drei<br />

Modelle gab es bis jetzt: Die due ore<br />

idea mit ihrer simplen Anzeige von<br />

zwei Zeitzonen, die mese idea mit ei-<br />

U h RSACHEN<br />

ner schlauen Kalenderfunktion und<br />

die luna mese idea mit einer sehr poetischen<br />

und gleichzeitig extrem präzisen<br />

Mondphasenanzeige.<br />

Konzentration auf serielle Unikate<br />

Die tinta-Serie schliesslich ist die zugänglichste<br />

Kollektion, die ochs und<br />

junior bis jetzt präsentiert haben. Auf<br />

sie wird sich die Firma jetzt voll konzentrieren.<br />

Sie basieren auf den Prototypen<br />

der «idea»-Linie, bringen aber<br />

noch ein ganz neues zusätzliches Element<br />

ins Spiel. Tinta steht für Färbung,<br />

und Farben sind Ausdruck von<br />

Beat Weinmann im «Ochsenloft», gleichsam Büro, Laden und Denkzentrale.<br />

Der Ansatz der jungen Firma ist für die Uhrenbranche durch und durch unkonventionell<br />

und liegt meilenweit von den üblichen Traditionen entfernt.<br />

Individualität. So hat der Kunde die<br />

Wahl aus jeder Farbe der Pantone-<br />

Farbskala. Die Zeiger und die Indexe<br />

gibt’s in einer passenden Auswahl von<br />

10 verschiedenen nachleuchtenden<br />

Superluminova-Farben. Und auch die<br />

Bänder können in allerhand Farben<br />

geordert werden. Um die Wahl nicht<br />

allzu schwer zu machen, gibt es auf<br />

der Website von Ochs und Junior fertig<br />

konfigurierte Farbvorschläge. «Im<br />

Luxusbereich ist heute Individualität<br />

ein grosser Trumpf. Als Kleinstfirma<br />

können wir unseren Kunden genau das<br />

anbieten mit unserem Farbsystem und<br />

uns auch so von den grossen Mainstreamfirmen<br />

unterscheiden» erklärt Beat<br />

Weinmann. Üben kann man darum<br />

schon zuhause: Auf der Website stellt<br />

Ochs und Junior ein PDF-Dokument<br />

mit einer Zeichnung der Uhr zur Verfügung,<br />

die man – wie beim guten alten<br />

Kindermalheft – ausfärbt und sich<br />

dann ausgeschnitten 1:1 aufs Handgelenk<br />

legen kann. Ob vor allem an<br />

Montagen nach regnerischen Sonntagen<br />

Bestellungen in Luzern eintreffen,<br />

wollte uns Beat Weinmann nicht bestätigen.<br />

Spezielle Mondphase<br />

Das Tinta-Konzept gelangt bei drei<br />

Grunduhren zur Anwendung. Due<br />

ore heisst wieder das Zeitzonenmodell,<br />

Mese das mit Datumsanzeige<br />

und Selene das Flaggschiff mit Datum<br />

und sehr spezieller Mondphase. Diese<br />

wollen wir uns ein wenig näher ansehen.<br />

Oechslins astronomische Kenntnisse<br />

und sein unerhört grosses Abstraktionsvermögen<br />

erlaubten es ihm,<br />

aus lediglich fünf Teilen den genausten<br />

Mondphasen-Mechanismus<br />

einer Armbanduhr herzustellen. Ganze<br />

3478.27 Jahre würde es theoretisch<br />

dauern, bis man eine Korrektur machen<br />

müsste. Die Service-Intervalle<br />

einer mechanischen Uhr sowie die<br />

durchschnittliche Lebensdauer eines<br />

Menschen sorgen allerdings dafür,<br />

dass das theoretisch bleiben wird. Der<br />

Preis ist mit CHF 8000.- mehr als angemessen.<br />

Für eine an Individualität<br />

kaum zu überbietende Uhr mit einem<br />

«echten Oechslin» an Bord.


Auch bei den Bändern nicht normal<br />

Natürlich kann man an eine Uhr von<br />

Ochs und Junior nicht einfach ein<br />

schnödes Standardband montieren.<br />

Die Bänder werden aus Leder der Firma<br />

Ecopell im Allgäu gefertigt. Leder<br />

aus Häuten von glücklichen Rindern,<br />

ökologisch korrekt behandelt mit natürlichen<br />

Gerbmitteln. Und auf die<br />

Bänder kommt auch das einzig sichtbare<br />

Etikett, das «Branding». Augenzwinkernd,<br />

natürlich. Das Logo von<br />

Ochs und Junior wird nämlich wörtlich<br />

eingebrannt, mit einem vorgeheizten<br />

Eisen, so wie früher die Rinder<br />

gebrandmarkt wurden.<br />

Weinmann hat unterdessen – nach 16<br />

Jahren – seine Tätigkeit bei Embassy<br />

aufgegeben und widmet sich voll und<br />

ganz Ochs und Junior. Und auch die<br />

Besitzverhältnisse der Firma wurden<br />

neu geregelt. Sie gehört jetzt je zu<br />

einem Drittel Oechslin, Weinmann<br />

und, nur auf den ersten Blick erstaunlich,<br />

Ulysse Nardin. Oechslin und<br />

Ulysse Nardin sind seit vielen Jahren<br />

eng und quasi symbiotisch miteinander<br />

verbunden, seine Konstruktionen<br />

verhalfen Ulysse Nardin zu Ruhm<br />

und Erfolg – und umgekehrt (siehe<br />

auch Seiten 26-28). Es ist davon auszugehen,<br />

dass bei Ochs und junior in<br />

naher Zukunft das neue Basiswerk<br />

UN-118 als Antrieb zum Einsatz<br />

kommt.<br />

Espresso-Kult im «Flagshipstore»<br />

Hauptquartier ist ein Lokal an der<br />

nicht eben mondänen Zürichstrasse<br />

in Luzern. Und natürlich ist es alles<br />

andere als branchenüblich. Es ist<br />

Showroom, Arbeitsloft, Ladenlokal<br />

und Denkfabrik in einem. Ausgestattet<br />

mit einer Küche, die gekrönt wird<br />

von einer gigantischen Kaffeemaschine<br />

mit einer Geschichte, deren Erzählung<br />

hier den Rahmen sprengen würde.<br />

«Klare Gedanken erfordern ein<br />

klares Hirn. Eine der legalen Drogen,<br />

mit der das erreicht werden kann, ist<br />

Espresso», sagt Weinmann schmun-<br />

FRIENDS<br />

zelnd. Der Espresso geniesst bei Ochs<br />

und Junior Kultcharakter. Und glauben<br />

Sie uns: einen solchen Espresso<br />

kriegen Sie selten. Wenn das Nespresso-Clooney<br />

wüsste, würde er vielleicht<br />

lieber für Ochs und Junior werben als<br />

für Omega.<br />

Der Empfang im «Ochsenloft» ist ungezwungen,<br />

sympathisch und herzlich.<br />

Nichts von Uhrenladendünkel.<br />

In einer Ecke hat sich Weinmanns<br />

Frau Bea ihr Fotostudio eingerichtet.<br />

Und neben Uhren sind auch einzigartige<br />

Artikel von «Freunden des<br />

Hauses» zu kaufen, wie handgemachte<br />

Skateboards, die Qlocktwo, der<br />

Ochsenkaffee «Black & Blaze», die<br />

sagenhaft bequemen «ilmia»-Wunderschuhe,<br />

Taschen und schräge Fahrräder.<br />

Für Kreativsitzungen und uhrige<br />

Freundesabende wird in der Küche<br />

auch immer wieder lecker gekocht,<br />

Am langen Tisch wird so noch viel<br />

Ungewöhnliches und Revolutionäres<br />

ausgeheckt werden.<br />

Mathematik pur: Die Selene Tinta<br />

zeigt den Kalender und – überaus<br />

präzise, nämlich theoretisch über<br />

3478 Jahre genau – die aktuelle<br />

Mondphase. Und das mit einem<br />

epizyklischen Getriebe, das aus nur<br />

5 Teilen besteht.<br />

Tick different.<br />

33


34<br />

FRIENDS<br />

MB & F: Revolution à la Genèvoise<br />

Rebellen, Idealisten, Visionäre, Querdenker, solche, die sich in kein Schema pressen lassen. So war das Zielpublikum der<br />

legendären «Think different»-Kampagne von Apple im Jahr 1997. Einer, der dies konsequent und radikal umsetzt, ist<br />

der Genfer Maximilian Büsser, der mit seinen «and Friends» absolut aussergewöhnliche Kreationen zum Leben erweckt.<br />

Die Geschichte der eigentlichen Superuhren<br />

beginnt mit dem «Freak»,<br />

vorgestellt an der Basler Uhrenmesse<br />

Baselworld im Jahr 2001, und auch in<br />

Tick different schon mehrmals erwähnt.<br />

Vorher waren komplexe<br />

Uhren letztlich sehr traditionell und<br />

überboten sich vor allem im Funktionsumfang.<br />

Die Fachwelt hatte darum<br />

so etwas Radikales wie den<br />

«Freak» nicht erwartet – entsprechend<br />

hohe Wellen warf die Präsentation<br />

dieser Uhr, bei der das Werk selber<br />

auch die Zeiger bildet. Dahinter<br />

steckte die verhältnismässig kleine,<br />

unabhängige Firma Ulysse Nardin,<br />

entwickelt wurde sie vom Mastermind<br />

Professor Ludwig Oechslin, unbestritten<br />

einer der smartesten<br />

Uhrenerfinder überhaupt, der schon<br />

vor dem «Freak» mit einer Serie astronomischer<br />

Uhren für weltweites Auf-<br />

Star Wars lässt grüssen: Bei der<br />

HM4 Thunderbolt für die wohltätige<br />

«Only Watch»-Auktion setzte<br />

der chinesische Künstler kurzum<br />

einen Panda auf die Uhr.<br />

U h RSACHEN<br />

sehen gesorgt hatte. Nicht nur visuell,<br />

sondern auch technisch setzte sie<br />

Massstäbe. Erstmals wurde in der<br />

Uhrenindustrie eine Hemmung aus<br />

Siliziumteilen gebaut. Der «Freak»<br />

war aber nicht etwa eine Konzeptuhr,<br />

sondern wurde sogleich in Serie produziert.<br />

Zu Preisen ab CHF 60’000.-<br />

fand er sofort begeisterte Anhänger.<br />

Auch der Genfer Maximilian Büsser<br />

war damals beeindruckt. „Der Freak<br />

hat vor allem auch mit seiner Dreidimensionalität<br />

neue Designwelten ermöglicht,<br />

und er liess niemanden in der<br />

Branche kalt.“ Der ausgebildete Mikrotechnikingenieur<br />

begann seine<br />

Karriere bei der renommierten Firma<br />

Jaeger-LeCoultre. Erst 31jährig wurde<br />

er zum Direktor von Harry Winston<br />

Time pieces berufen, dem Uhrenableger<br />

der legendären New Yorker<br />

Juwelenfirma. Innert sieben Jahren<br />

transformierte er die damals marode<br />

Marke in einen höchst beachteten<br />

(und an-<br />

ständig umsatzstarken) Vertreter der<br />

Haute Horlogerie. Hauptanteil daran<br />

hatte die 2001 lancierte Opus-Serie,<br />

bei der er mit Hilfe innovativer Talente<br />

unter den unabhängigen Uhrmachern<br />

äusserst spezielle Zeitmesser<br />

kreierte – hergestellt in kleinsten Serien.<br />

12 Modelle umfasst die Linie bis<br />

heute, und die Liste der involvierten<br />

Uhrmacher, Designer und Konstrukteure<br />

liest sich wie das Who is Who<br />

der gehobensten Uhrmacherei. Die<br />

meisten von ihnen führen heute eigene<br />

Marken. Die Spielwiese bei Harry<br />

Winston war für die Beteiligten grandios,<br />

sie konnten ihre wildesten uhrmacherischen<br />

Träume in die Realität<br />

umsetzen.<br />

Maximilian Büsser, der Zampano der<br />

ganzen Sache, trennte sich 2005 von<br />

Harry Winston, um unter dem Label<br />

„MB & F“ völlig eigenständig und<br />

frei von allen Zwängen wilde Kreationen<br />

auf höchstem Niveau zu kreieren.<br />

«Freunde fragten mich, ob ich eine<br />

schwere Krankheit hätte, als ich<br />

den Job bei Harry Winston<br />

aufgab – niemand<br />

konnte sich vorstellen,<br />

dass man das freiwillig<br />

tut. Und die meisten<br />

hatten das Gefühl,<br />

ich sei gefeuert<br />

worden. Nichts von alle-


Witzig, kreativ, radikal, bescheiden:<br />

Maximilian Büsser mit einer<br />

seiner wilden Kreationen am Arm,<br />

der HM4 Thunderbolt.<br />

dem - ich hatte 14 Jahre für andere<br />

Uhren kreiert und produziert und<br />

wollte jetzt richtig eigene Wege gehen.<br />

1997 war die legendäre ‚Think<br />

different’-Kampagne von Apple erschienen.<br />

Here’s to the crazy ones - An alle,<br />

die anders denken, die Rebellen, die Idealisten,<br />

die Visionäre, die Querdenker...<br />

Sie wurde für mich zu einer Art Leitmotiv,<br />

denn auch ich liess mich nicht länger<br />

in Schemas pressen. Besonders inspirierend<br />

war und ist das Ende des Spots:<br />

Denn die, die verrückt genug sind zu<br />

denken, sie könnten die Welt verändern,<br />

sind die, die es tun.» Der Zusatz „& F“<br />

steht für „and Friends“ – denn im<br />

ganzen Projekt geht es auch um<br />

Freundschaften und Spass. Dirigent<br />

Büsser schart um sich ausgewiesene,<br />

kreative Spezialisten für alle Bereiche.<br />

Mehrere von ihnen waren schon an<br />

den Realisationen für die Opus-<br />

Uhren beteiligt. „MB & F ist ein grossartiges<br />

Abenteuer, in dem wir einerseits<br />

unsere Verrücktheiten ausleben können,<br />

auf der anderen Seite ein regelrechtes<br />

Hommage an den Wankelmotor:<br />

Die «C3H5N3O9» funktioniert<br />

mit Kreiskolbenscheiben. Joint-<br />

Venture mit Felix Baumgartner von<br />

URWERK<br />

Kreativlabor bilden für uhrmacherische<br />

Entwicklungen. Dies in den Bereichen<br />

Design und Technik – die beiden Sparten<br />

müssen sich auf perfekte Weise ergänzen.<br />

Und entscheidend ist, dass ich<br />

nur noch mit Leuten zusammenarbeite,<br />

die ich selber auswählen kann.»<br />

Uhren auf diesem Niveau zu bauen,<br />

ist eine äusserst multidisziplinäre Angelegenheit.<br />

Entwicklung und Design<br />

des Uhrwerks sind eines. Wenn dann<br />

die Umsetzung folgt, braucht es Produzenten<br />

von Zeigern und Zifferblättern,<br />

Gehäusekonstrukteure, Hersteller<br />

von Uhrenbändern, und viele<br />

mehr. Aber auch eine passende Verpackungs-<br />

und Aufbewahrungsbox<br />

sowie Materialien und<br />

Unterlagen für die Verkaufspartner<br />

müssen<br />

hergestellt sein. Unisono<br />

äussern sich<br />

alle beteiligten<br />

„Friends“<br />

gleich:<br />

FRIENDS<br />

Sie mussten bei diesem verrückten<br />

Projekt einfach mitmachen, zu aussergewöhnlich<br />

war Büssers Ansatz.<br />

Dank seinem Palmarès aus den Opus-<br />

Projekten vertraute man ihm und seiner<br />

Professionalität. Alle Beteiligten<br />

legten sich voll ins Zeug, auch<br />

wenn sie ab den teils verrückten<br />

Ideen bei der<br />

Um setzung an die<br />

Gren zen des<br />

Machbaren<br />

kamen.<br />

Tick different.<br />

35


36<br />

FRIENDS<br />

«Horological Machines» heissen die<br />

durchnummerierten Superwatch-<br />

Krea tionen von Büsser und seiner<br />

Crew von Freunden. «Wir bauen Maschinen,<br />

die in erster Linie die Zeit zählen,<br />

und nicht einfach Uhren, die die<br />

Zeit anzeigen. Mit einem Supercar<br />

kommen Sie auch von A nach B, aber<br />

Sie kaufen ihn nicht vor allem um damit<br />

jeden Tag zur Arbeit zu pendeln.»<br />

Der Erstling, die HM1, war bereits<br />

ein Volltreffer. Über einen mysteriösen<br />

Goldrotor für den Aufzugsmechanismus<br />

werden dabei die vier (!)<br />

Federhäuser mit Energie versorgt. Für<br />

den Uhrenlaien: das ist am ehesten<br />

mit einem 16-Zylinder-Motor bei<br />

einem Auto vergleichbar. Die beiden<br />

Zifferblätter für Minuten und Stunden<br />

sind auf zwei Kreise verteilt, in<br />

der Mitte sitzt als Regulierorgan ein<br />

U h RSACHEN<br />

zentrales Tourbillon. 376 Teile<br />

bilden den «Motor» der Uhr –<br />

«Ja, wir nennen unsere Werke in der<br />

Tat ‘Engines’» schmunzelt der bekennende<br />

Petrolhead Büsser. «Wir schauen<br />

auch über die Grenzen der Uhrmacherei<br />

hinaus und inspirieren uns bei<br />

anderen Techniken. So haben wir beispielsweise<br />

das System der Torsionsfeder<br />

beim Automobilbau abgeschaut. Wir<br />

setzen es ein, um Drehspannungen abzufedern,<br />

die bei einer so grossen Platine<br />

entstehen können.»<br />

Bei der HM2 flossen zwar Erkenntnisse<br />

und Elemente der HM1 ein,<br />

doch es entstand wieder eine völlig<br />

neuartige «Superwatch». Die Anzeige<br />

von Stunden und Minuten erfolgt im<br />

rechten Teil der rechteckigen Uhr mit<br />

Hilfe von Scheiben, und, als ob das<br />

nicht schon exotisch genug wäre,<br />

auch noch mit so genannten «springenden<br />

Stunden». Im linken Bereich<br />

gibt es einen Kalender und eine vollkommen<br />

neuartige Art der Mondphasenanzeige.<br />

Bei gewissen Modellen<br />

sind grosse Teile des<br />

Werks von oben sichtbar,<br />

weil die gesamte Vorderseite<br />

der Uhr aus einem<br />

einzigen Saphirglas<br />

be steht. Atemberaubend.<br />

Mit der HM3 setzte<br />

Büsser mit seinen<br />

Freunden nochmals einen<br />

obendrauf. Die Uhr<br />

ist so schräg und so komplex,<br />

dass sie fast nicht zu beschreiben<br />

ist. Getoppt wird sie<br />

Die HM2 mit Anzeige von Minuten,<br />

springender Stunde, Kalender<br />

und Mondphase. Bei deiser Variante<br />

ist der ganze vordere Teil des<br />

Gehäuses aus Saphirglas und gibt<br />

so den Blick auf die subtile Technik<br />

frei.<br />

wiederum<br />

von der<br />

HM4 Thunderbolt,<br />

einer eigentlichen<br />

Skulptur, die stark<br />

von der Aviatik inspiriert ist, und in<br />

die drei Jahre Entwicklungsarbeit<br />

flossen. Kunststück, denn Büsser war<br />

als Bub ein passionierter Flugzeugmodellbauer.<br />

Die Anzeige der Zeit und<br />

der Gangreserve erinnern an Instrumente,<br />

integriert sind sie in einer Art<br />

Triebwerken. Das ganze Gehäuse –<br />

etwas vom Komplexesten, was je bei<br />

einer Uhr realisiert wurde – ist eine<br />

Kombination aus Titan- und Saphirglaselementen,<br />

die in absoluter<br />

Perfektion und Kompromisslosigkeit<br />

bearbeitet werden. Erstaunlich ist,<br />

wie gut tragbar diese aussergewöhnlichen<br />

Uhren sind, trotz ihrer stattlichen<br />

Dimensionen. Für die alljährlich<br />

in Monaco stattfindende Charity-Auktion<br />

«Only Watch» stiftete<br />

Büsser das HM4-Einzelstück «Flying<br />

Panda (Bild siehe vorherige Seite). Es<br />

war einem wohlhabenden Ersteigerer<br />

immerhin die stolze Summe von<br />

170’000 Euro wert, die voll und ganz<br />

M.A.D. Gallery<br />

in Genf<br />

Die grösste Kollektion von Uhren<br />

von MB & F findet man in der<br />

hauseigenen „M.A.D“-Gallery in<br />

Genf. M.A.D. steht für Mechanical<br />

Art Devices und bietet spektakuläre<br />

andere Produkte, die das Universum<br />

von Max Büsser perfekt ergänzen.<br />

Zur Zeit sind es unter anderem<br />

die unbeschreiblich spektakulären<br />

Motorrad-Kreationen des Japaners<br />

Chicara Nagata, Weltmeister im<br />

Custom Bike Design.


der Stiftung für die<br />

Erforschung einer<br />

seltenen Muskelkrankheit<br />

zu gute kommt, zu deren<br />

Gunsten die Auktion jeweils durchgeführt<br />

wird (siehe Tick different Nr. 6).<br />

Das neueste Projekt entstand als<br />

Joint-Venture mit «Friend» Felix Baumgartner<br />

von URWERK, einer anderen<br />

Genfer Superwatches-Manufaktur.<br />

Unter der unaussprechlichen<br />

Bezeichnung C3H5N3O9 (der chemischen<br />

Formel für Nitroglyzerin)<br />

entstand auf Initiative Baumgartners<br />

eine regelrechte Hommage an den<br />

technisch genialen aber kommerziell<br />

gefloppten Wankelmotor. Eine Experimentaluhr,<br />

bei der drei wankelartige<br />

Kreiskolbenscheiben exzentrisch rotieren<br />

und die Zeit anzeigen. «Als<br />

Schulbub durfte ich jeden Morgen mit<br />

dem Vater meines Nachbars und Klassenkameraden<br />

mitfahren. Das Auto war<br />

ein NSU Ro 80». Ein Teil des Gehäuses<br />

erinnert unmissverständlich an<br />

den Kühlergrill dieser Autolegende,<br />

die als eine der wenigen jemals serienmässig<br />

von einem Wankelmotor angetrieben<br />

wurde. Gerade mal 12<br />

Stück in Gold und 12 Stück in einem<br />

Zirkoniumgehäuse werden davon gebaut<br />

werden. «Obwohl wir keinerlei<br />

Werbung dafür machen und die Uhr<br />

nicht einmal unter unserem mittlerweile<br />

renommierten Label MB&F anbieten,<br />

haben wir bereits viele Interessenten»<br />

sagt der Bub gebliebene Büsser<br />

mit seinem charmanten, verschmitzten<br />

Lächeln.<br />

Mehrere neue Coups hat Büsser in<br />

der Pipeline. Er ist nicht nur von<br />

Apples Werbekampagne inspiriert,<br />

sondern kultiviert auch regelrecht die<br />

Apple-typische manische Geheimniskrämerei.<br />

Immerhin liess er uns einen<br />

Blick auf Bilder werfen. Ende 2012<br />

wird er die HM5 vorstellen, die vor<br />

allem keine Autophilen kalt lassen<br />

wird. Glauben Sie dem<br />

Schreibenden: die Bankkonti<br />

der echten Fans<br />

(oder sogar Besitzer) von<br />

Lancia Stratos, Lamborghini<br />

Miura & Co. werden<br />

auf eine harte Probe<br />

gestellt werden. Doch<br />

wie die Klassiker unter<br />

den Supercars<br />

bleiben auch die<br />

Superwatches<br />

von Büsser und<br />

Konsorten<br />

mei s tens Träume.<br />

Bei Preisen<br />

ab knapp<br />

80’000 Franken<br />

für die in Kleinstauflagenhandgemachten<br />

Preziosen muss die<br />

Sparsau schon sehr gut gemästet<br />

sein.<br />

Oben rechts: Das Resultat der Zusammenarbeit Primus mit Racer einem für Tick different-<br />

Leser alten Bekannten: Bei der «Moonmachine» Black: Moder- auf Basis der HM3 spendierte<br />

der Finne Stepan Sarpaneva der ohnehin ner Chronograph schon besonderen Uhr noch<br />

seine unverkennbare Art der Mondphasenanzeige. aus der neuen Unten: Kol- Der erste Streich<br />

von MB & F, die HM1 im Rotgoldgehäuse lektion mit ihrem von Hanhart. faszinierenden Zentraltourbillon.<br />

Im Bild oben in der Mitte<br />

das Werk der HM4 Thunderbolt.<br />

Pure Science-Fiction,<br />

mechanisch gekonnt<br />

umgesetzt.<br />

37


38<br />

FRIENDS<br />

Vorsicht: Meisterwerk! Die Legacy Machine von MB & F<br />

Für ein etwas atypisches Projekt tat sich Max Büsser nun mit zwei weiteren Grössen der Uhrmacherei zusammen: Kari<br />

Voutilainen und Jean-François Mojon. Die drei bilden ein eigentliches Trio infernale, das wie niemand anderes Tradition<br />

und Moderne verbindet.<br />

Wären sie in den Siebziger Jahren Musiker gewesen, hätte man sie eine<br />

«Supergroup» genannt: Mit Kari Voutilainen, Max Büsser und Jean-François<br />

Mojon (v.l.n.r.) vereinigten sich drei der grössten zeitgenössischen Uhrencracks<br />

für ein Projekt.<br />

Der Finne Kari Voutilainen ist in der<br />

Uhrenwelt seit Jahren ein Begriff, und<br />

unter anderem auch Preisträger des<br />

noblen Grand Prix d’Horlogerie de<br />

Genève. Seine sehr konservativen<br />

Kreationen zeichnen sich durch pure<br />

Perfektion aus und gelten unter<br />

Uhrensammlern als etwas vom Begehrenswertesten.<br />

Entsprechend lang<br />

sind die Wartefristen für eine Uhr aus<br />

Karis Atelier. Der andere Uhrencrack,<br />

der ins Projekt involviert wurde, ist<br />

Jean-François Mojon, der mit seinem<br />

Team von Chronode in<br />

den letzten Jahren in der<br />

Uhrenwelt für viel Ge-<br />

Noch traditioneller<br />

geht kaum: Das perfekt<br />

dekorierte Werk<br />

der LM1 ist nach allen<br />

Regeln alter Uhrmacherkunst<br />

erbaut.<br />

U h RSACHEN<br />

sprächsstoff sorgte. Auch er wurde<br />

mit dem Grand Prix d’Horlogerie beehrt.<br />

Unter anderem konstruierte<br />

Mojon die Opus X für Harry Winston,<br />

aber auch für Urban Jürgensen –<br />

dies noch in Zusammenarbeit mit<br />

dem leider verstorbenen Peter Baumberger<br />

– die erste Chronometerhemmung<br />

für eine Armbanduhr oder für<br />

die junge Marke Cyrus die revolutio-<br />

näre «Klepcys» mit einer bahnbrechenden<br />

dreidimensionalen Mondphase<br />

und einem einmaligen retrograden<br />

Kalender.<br />

Legacy Machine Nr. 1 heisst das gemeinsame<br />

Werk aus Büssers Küchenlabor,<br />

in dem sonst eher extrem radikale<br />

und futuristisch anmutende<br />

Uhren entstehen (siehe vorherige Seiten).<br />

Legacy hingegen steht für Tradition<br />

und Vermächtnis. An Anleihen<br />

bei der traditionellen Uhrmacherei<br />

fehlt es wahrlich nicht – und wohl<br />

noch nie hat jemand die Tradition mit<br />

der modernen Uhrmacherei so grandios<br />

gekonnt verschmolzen. Das Resultat<br />

ist eine der faszinierendsten<br />

Uhren der letzten Jahre. Rund, mit 44<br />

mm Durchmesser schon fast zierlich<br />

für eine MB&F, mit einem stark gewölbtem<br />

Saphirglas, das eine eigentliche<br />

Kuppel bildet.<br />

Büsser erläutert die Motivation für<br />

die Uhr so: «Was wäre eigentlich passiert,<br />

wenn ich 1867 geboren wäre und<br />

nicht 1967? Im 19. Jahrhundert wurden<br />

die ersten Armbanduhren gebaut.<br />

Ich hätte den Wunsch verspürt, dreidimensionale<br />

Zeitmessmaschinen zu bauen,<br />

aber ich hätte keine Science-Fiction-<br />

Figuren oder Kampfjets als Inspiration<br />

gehabt. Dann wäre ich eben von den<br />

Taschenuhren dieser Zeit beeinflusst<br />

worden, vom Eiffelturm und Jules Verne.<br />

Wie hätte meine Maschine im Jahr<br />

1911 dann ausgesehen? Die Legacy<br />

Machine N° 1 – rund und doch dreidimensional<br />

– ist die Antwort.»<br />

Beim Werk der LM 1 zogen<br />

Mojon mit seinem Team von<br />

Chronode und Kari Voutilainen<br />

alle Register. Es verfügt<br />

über zwei Zeitzonen, die voneinander<br />

vollkommen unabhängig<br />

sind. Angezeigt werden die Zeiten<br />

auf zwei kleinen, ultratraditionellen


gewölb ten, mehrfach lackierten Zifferblättern,<br />

fein umrahmt von Goldrändern<br />

und unsichtbar montiert, mit<br />

kleinen gebläuten Zeigern. Über<br />

allem thront die riesige Unruh mit<br />

Breguet-Spirale. Sie ist aufgehängt an<br />

einer Art Brückenkonstruktion, die<br />

alleine einen Preis für Mikroarchitektur<br />

erhalten müsste – Santiago Calatrava<br />

hätte seinen Hut gezogen. Sie<br />

schwebt als zentralstes Element regelrecht<br />

über dem Werk. Hinter diesem<br />

Design steckt das Genie Eric Giroud,<br />

der auch schon bei den Horological<br />

Machines von MB&F involviert war,<br />

sowie bei unzähligen anderen grossartigen<br />

Konstruktionen der «Nouvelle<br />

Horlogerie».<br />

Ein weiterer Blickfang ist die noch nie<br />

dagewesene, geniale dreidimensionale<br />

Gangreserveanzeige, die ein wenig an<br />

ein antikes Katapult erinnert. Büssers<br />

Inspiration war hier ein Sextant. Das<br />

Basiswerk mit Handaufzug könnte<br />

traditioneller nicht sein: Geschwungene<br />

Brücken «à l’ancienne», perfekt<br />

anglierte Kanten, phantastisch ausgeführte<br />

Genfer Streifen sprechen Voutilainens<br />

unverkennbare Handschrift.<br />

Um das alles noch zu toppen sind die<br />

Steine in prächtigen Goldchâtons eingefasst,<br />

wie seinerzeit bei den schönsten<br />

klassischen Taschenuhrwerken.<br />

Die Gangreserve beträgt 45<br />

Stunden, mit 18’000 Halbschwingungen<br />

pro Stunde<br />

schwingt die Unruh so bedächtig<br />

wie früher. Das<br />

Werk besteht aus 279<br />

Einzelteilen.<br />

Unser ganz persönliches<br />

Fazit: Bei der<br />

LM1 sachlich zu<br />

Die Legacy Machine LM1 in Roségold.<br />

Zwei vollkommen unabhängige<br />

Zeiten, vom selben Werk<br />

angetrieben.<br />

bleiben, fällt schwer. Poetischer und<br />

gekonnter kann man Tradition und<br />

Moderne nicht verschmelzen. Was<br />

die drei hier präsentieren, ist<br />

schlicht und einfach perfekte<br />

Uhrmacherkunst. Die in Weissgold<br />

oder Rotgold erhältliche<br />

Uhr kostet 79’000 CHF. Das<br />

ist sehr viel Geld – aber in<br />

Relation gesetzt zur Exklusivität,<br />

zur Perfektion der<br />

Fertigung und zur Originalität<br />

der Umsetzung ein<br />

äusserst fairer Preis. Erst<br />

recht, wenn man ihn mit<br />

den Mainstream-Marketing-Tourbillons<br />

der grossen,<br />

markt beherr schenden<br />

Gruppen vergleicht. Ein entsprechendes<br />

Bankkonto vorausgesetzt<br />

ist eine Legacy Machine<br />

Nr. 1 einer der besten<br />

Gründe, der Vernunft bei den Finanzen<br />

mal ein gründliches Time<br />

Out zu gönnen. Ein Investment in<br />

die Freude, in die Uhrenkultur, und<br />

das mit einer unvergleichlichen, täglich<br />

ausbezahlten Dividende: Dem<br />

Wissen, eine der schönsten Uhren<br />

überhaupt zu besitzen.<br />

Tick different.<br />

39


40<br />

GOLF<br />

Die Golfuhr für Damenhandgelenke<br />

Wer immer noch meint, Golf sei ein reiner Männersport, soll sich einmal auf einem Golfplatz umsehen. Jetzt kommen<br />

auch die Damen in den Genuss der Golfuhren von Jaermann & Stübi, dank der neuen Linie «Queen of Golf».<br />

Queen of Golf - bei Jaermann & Stübi denkt man auch an die Frauen. Im Bild das Modell QG5 mit dem «Mesh Ball»-<br />

Zifferblatt und mit 80 Diamanten besetzter Lunette.<br />

Regelmässig wurden wir von Kundinnen<br />

(oder ihren Männern, die ihren<br />

Holden gerne ein schönes Geschenk<br />

gemacht hätten...) gefragt, ob<br />

es denn die cleveren Golfuhren von<br />

Jaermann & Stübi nicht auch etwas<br />

kleiner gäbe. Wir haben den Input<br />

weitergegeben, und offensichtlich waren<br />

wir nicht die einzigen. Der Hersteller<br />

hat auf diese Stimmen gehört<br />

und spendiert der Damenwelt die<br />

neue Linie «Queen of Golf». Nicht<br />

ganz einfach war die Anpassung des<br />

patentierten Golfzählermoduls an die<br />

kleinere Gehäusegrösse, doch nach einiger<br />

Entwicklungszeit ist die neue<br />

Uhrenserie jetzt da. Zudem konnte<br />

man von den Vorarbeiten bei der Entwicklung<br />

der 2011 vorgestellten «Hole<br />

in One» profitieren, bei der bereits<br />

ein Schlagzähler in einem Zifferblattfenster<br />

zum Einsatz kommt.<br />

U h RSACHEN<br />

Die Queens of Golf haben einen<br />

Durch messer von 38 mm und bieten<br />

fast den ganzen Funktionsumfang wie<br />

die bereits bekannten Herrenmodelle.<br />

Verzichtet wird lediglich auf die Anzeige<br />

des Lochs und die Drehlunette<br />

mit Handicapskala. Angezeigt werden<br />

die Anzahl Schläge des gerade gespielten<br />

Lochs in einer Zifferblattaussparung<br />

bei 1 Uhr sowie die Gesamtzahl<br />

der Schläge der ganzen Partie. Bedient<br />

wird das Zählwerk über neu geformte,<br />

längliche, fein abgerundete und der<br />

Funktion entsprechend beschriftete<br />

Drücker.<br />

Das Gehäuse ist aus Edelstahl, das<br />

Werk (Kaliber A10) wird wie beim<br />

«grossen Bruder» durch den bekannten<br />

Shock-Absorber vor den Einflüssen<br />

der Golfschläge geschützt.<br />

Wie bei allen anderen Jaermann &<br />

Stübi-Uhren setzt man auf Saphirgläser,<br />

dies vorne und auf der Rückseite.<br />

Erhältlich sind verschiedene Designvarianten.<br />

Die eine Serie der Uhren<br />

besticht durch ein Perlmutt-Zifferblatt<br />

in verschiedenen Farbkombinationen.<br />

Die anderen Modelle nehmen<br />

im Zifferblatt Art Deco-Stilelemente<br />

auf, inspiriert von einem sogenannten<br />

«Mesh Ball» aus den dreissiger Jahren<br />

mit quadratischen und runden Ornamenten.<br />

Und natürlich können die<br />

Lunetten – wie es sich heute für eine<br />

schicke Damenuhr gehört – auf<br />

Wunsch auch mit 80 kleinen Diamanten<br />

oder anderen, farblich passenden<br />

Edelsteinen versehen geliefert<br />

werden. Die Bänder gibt es in verschiedenen<br />

Lederarten und -farben<br />

sowie in Kautschuk. Die Preise der<br />

Uhren beginnen bei CHF 6’500.-


Auffällig schlicht: Zürich blaugold von NOMOS Glashütte. Besonders und erfolgsverwöhnt,<br />

ganz wie ihre Träger – die jüngste Version dieser schönen Uhr gilt schon jetzt als neuer<br />

Klassiker. Eine Spur Gold und kilometertiefes, lichtechtes Blau, dazu der traditionelle<br />

Glashütter Strahlenschliff auf dem Zifferblatt. Und im Innern? Sorgt ein exzellentes Werk<br />

für Bestleistung: NOMOS-Automatikkaliber Epsilon. Made in Glashütte, Germany.<br />

zürich


präsentiert<br />

6498<br />

eine Hommage an das legendäre Unitas-Werk<br />

Mechanisches Handaufzugswerk «Unitas» 6498<br />

17 Rubine, Genfer Streifen, gebläute Schrauben, Gangreserve 44 Stunden<br />

Stahlgehäuse Ø 46 mm mit Saphirglas und Sichtboden, wassergeschützt bis 5 atm<br />

Rindslederband mit orangen Kontrastnähten, Sonderanfertigung von Créations Perrin<br />

Schlichtes, klares Design - made by <strong>Uhrsachen</strong><br />

Exklusive Kleinstserie, nur bei <strong>Uhrsachen</strong> erhältlich<br />

CHF 1490.- | solange Vorrat<br />

Sichtbares Unitas-Handaufzugswerk Handlackierte Zeiger in orange Zifferblatt von Xenoprint, Biel


www.bellross.com<br />

VW1-92 HERITAGE 45 mm<br />

WW2 REGULATEUR 49 mm<br />

EVOLUTION OF THE BR MILITARY WATCH


Turbine XL, A1050/1<br />

DoubLe roTor<br />

TechnoLogy<br />

www.perreLeT.com


Nach dem grossen Erfolg mit der<br />

Wanduhr Qlocktwo und der Tischuhr<br />

Qlocktwo Touch war es absehbar,<br />

dass das geniale und verblüffende<br />

Prinzip der «Zeit in Worten» auch in<br />

Form einer Armbanduhr umgesetzt<br />

würde. Die Frage war nur, ob das<br />

überhaupt technisch und ästhetisch<br />

machbar sein würde. Die Qlocktwo<br />

W liefert nun den Beweis, dass das<br />

Konzept auch am Handgelenk funktioniert,<br />

und dies sowohl formal als<br />

auch technisch sehr überzeugend.<br />

Der Grundaufbau ist bei der gesamten<br />

Qlocktwo-Familie derselbe: Auf<br />

den ersten Blick sichtbar ist eine Matrix<br />

aus 110 Buchstaben, die nicht<br />

sofort einen Sinn ergeben. Durch das<br />

richtige Ansteuern leuchten die im<br />

Hintergrund montierten LED und<br />

zeigen Wörter an, um die Zeit in<br />

Fünf-Minuten-Schritten zu beschreiben.<br />

Für die minutengenaue Anzeige<br />

dienen vier kleine Punkte unterhalb<br />

der Zeichen. «Es ist halb acht» heisst<br />

es dann zum Beispiel.<br />

Die Grundform der Qlocktwo<br />

W ist quadratisch, so<br />

wie bei den grösseren<br />

Vorbildern. Mit dem<br />

flachen, 35 x 35 mm<br />

grossen Gehäuse aus Stahl macht sie<br />

auch auf feinen Handgelenken eine<br />

gute Figur. Zum Leben erweckt wird<br />

sie per Knopfdruck, wie man das von<br />

den allerersten Digitaluhren aus den<br />

siebziger Jahren mit den roten LED-<br />

Schriften kennt. Das hat auch technische<br />

Gründe: Würde sie immer<br />

leuchten, wäre die Batterie nach wenigen<br />

Tagen leer. Über den Drücker<br />

werden auch die weiteren Funktionen<br />

wie Datums- oder Sekundenanzeige<br />

aufgerufen.<br />

Das Design ist schlicht und modern.<br />

Dank seiner klaren Reduktion aufs<br />

Wesentliche wird es sämtliche Moden<br />

überdauern – die Uhr hat, wie ihre<br />

beiden grösseren «Vorfahren», das Potential<br />

zum echten Klassiker. Sie wurden<br />

seit ihrem Erscheinen weltweit<br />

mehrfach preisgekrönt. Man kann<br />

davon ausgehen, dass dies auch bei<br />

der Qlocktwo W der Fall sein wird.<br />

Auch sie wird nicht nur bei Design-<br />

NEUHEITEN<br />

Qlocktwo W: Zeit in Worten, jetzt auch fürs Handgelenk<br />

Als Weltpremiere präsentierte das deutsche Gestalterduo Biegert & Funk an der Baselworld 2012 mit der Qlocktwo W<br />

eine vollkommen neuartige Armbanduhr. Ein echter Kontrapunkt zur traditionellen Uhrmacherei, die in Basel dominiert.<br />

Bald kommt die Uhr in den Vekauf.<br />

Aficionados eine grosse Fangemeinde<br />

finden, sondern auch bei Menschen<br />

mit einem Hang zur Poesie und<br />

einem differenzierten Zugang zur<br />

Zeit. Die Reaktionen an der grössten<br />

Uhrenmesse der Welt waren denn<br />

auch überaus positiv. Selbst Uhrmacherlegenden<br />

wie Laurent Ferrier<br />

oder Max Büsser, aber auch viele<br />

Brancheninsider, zeigten sich begeistert<br />

vom Konzept der beiden deutschen<br />

Newcomer. Und das vollkommen<br />

neidlos, was in der Branche eher<br />

selten ist.<br />

Die Qlocktwo W wird ab Ende 2012<br />

in verschiedenen Varianten zu Preisen<br />

ab CHF 770.- lieferbar sein, vorerst<br />

in Deutsch, Französisch und Englisch.<br />

Zur Auswahl stehen ein satiniertes<br />

oder ein poliertes Edelstahlgehäuse<br />

und eines mit zusätzlicher<br />

schwarzer PVD-Beschichtung. Die<br />

Armbänder sind aus Kautschuk oder<br />

schwarzem Leder.<br />

Qlocktwo W: Fortsetzung des mehrfach<br />

preisgekrönten Erfolgskonzepts<br />

von Biegert & Funk. Vorerst in<br />

Deutsch, Englisch und Französisch<br />

erhältlich.<br />

Tick different.<br />

45


46<br />

DIE LETZTE<br />

Max Bill-Design für Tischuhren<br />

Die Wanduhren und die Armbanduhren, die Max Bill für Junghans gestaltet<br />

hat, sind nach wie vor äusserst beliebt. Als Ergänzung der Kollektion gibt es<br />

neu auch Tischuhren in zeitlosem Design.<br />

Schöne Tischuhren sind dünn gesät.<br />

Zu oft übernimmt der schnöde PC<br />

die Zeitanzeige auf dem Schreibtisch.<br />

Seit 2011 erfreut sich die Qlocktwo<br />

im Tischformat grosser Beliebtheit,<br />

aber mit ihrer Zeitanzeige in Worten<br />

ist sie doch nicht jedermanns Sache.<br />

Solche Gedanken müssen sich die<br />

Produktentwickler bei Jung hans gemacht<br />

haben, als sie diese neue schicke<br />

Serie von Tischuhren kreierten. Dies<br />

nach Originalskizzen und -ideen von<br />

Max Bill, dessen Armbanduhrentwürfe<br />

der Firma seit Jahren zu schönen<br />

Umsätzen verhelfen.<br />

Jetzt sind diese Tischuhren verfügbar,<br />

mit gut 16 cm Kantenlänge in optimaler<br />

Grösse. Die Gehäuse sind allesamt<br />

aus Holz, entweder puristisch in<br />

mattweiss oder pianoschwarz lackiert<br />

oder, sehr elegant, mit Nussbaumfurnier.<br />

Gehalten werden die Uhren mit<br />

einem cleveren Metall-Standfuss, der<br />

die Uhr fast schweben lässt. Die Ring-<br />

U h RSACHEN<br />

fassung der Uhr besteht aus poliertem<br />

Stahl. Die polierten Zeiger und das<br />

hochweiss lackierte Zifferblatt sind<br />

gestaltet wie bei den schon lange bewährten<br />

Bill-Wanduhren, mit Stundenzahlen<br />

oder mit Indexen. Zur<br />

Wahl stehen herkömmliche Quarzwerke<br />

oder solche mit Funkempfang.<br />

Die Preise beginnen bei CHF 650.-<br />

Die neuen Tischuhren von Junghans nach Originalzeichnungen von Max<br />

Bill aus dem Jahr 1958: Dezent und zurückhaltend gestaltet, gut ablesbar<br />

und schön verarbeitet.<br />

INTERN<br />

Ankauf / Occasionen<br />

Wir haben unser „Vintage“-Sortiment<br />

in den vergangenen Monaten<br />

weiter ausgebaut. Nach wie vor<br />

sind wir am Ankauf, Eintausch<br />

oder Kommissionsverkauf von<br />

älteren und neueren mechanischen<br />

Armbanduhren interessiert, insbesondere<br />

an Spezialitäten. Gerne<br />

unterbreiten wir Ihnen ein faires<br />

Angebot, wenn Sie sich von Ihren<br />

Uhren trennen möchten.<br />

Revisionen, Service, Reparaturen<br />

Wir bringen auch schwierige Fälle<br />

wieder in Gang. Fast immer. Unser<br />

bestens eingerichtetes Uhrenatelier<br />

unter der kompetenten Leitung<br />

von Uhrmachermeister Patrick<br />

Favrod führt für Sie Revisionen und<br />

Reparaturen an fast allen Uhren<br />

aus, auch an solchen, die nicht bei<br />

<strong>Uhrsachen</strong> gekauft wurden oder<br />

auch an Uhren bekannter Marken<br />

und an Klassikern. Ihre Schätze<br />

haben das verdient.<br />

«Tick different» im Abo<br />

Möchten Sie unser Magazin regelmässig<br />

zugestellt kriegen? Benutzen<br />

Sie einfach das Kontaktformular auf<br />

unserer Webseite für die Bestellung.<br />

«Tick different» im Internet<br />

Sie können dieses Magazin auch als<br />

PDF-Datei von unserer Webseite<br />

<strong>herunterladen</strong>. Sie finden diese und<br />

auch die älteren <strong>Ausgabe</strong>n unter der<br />

Adresse www.uhrsachen.ch.<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeberin:<br />

<strong>Uhrsachen</strong> AG, Kramgasse 19, 3011 Bern<br />

www.uhrsachen.ch · info@uhrsachen.ch<br />

Konzept, Layout, Produktion:<br />

à la crème GmbH, Kramgasse 19, 3011 Bern<br />

www.alacreme.com<br />

Redaktion, Texte: Hans Erb, <strong>Uhrsachen</strong><br />

Lektorat: Mona Erb<br />

Druck: Witschi & Co., 2560 Nidau<br />

Auflage: 5500 Exemplare<br />

©2012 <strong>Uhrsachen</strong> AG / à la crème GmbH - Sämtliche<br />

in dieser <strong>Ausgabe</strong> publizierten Texte, Grafiken und Bilder<br />

unterstehen dem Urheberrecht und dürfen nur mit unserer<br />

schriftlichen Zustimmung verwendet werden.


since 1953<br />

AIRMAN, the pilot‘s pilot watch<br />

AIRMAN „1953 VINTAGE“, LIM. EDITION<br />

REF. 3904, ETA 2893-2 AUTOMATIC, 24H<br />

2 TIME ZONES, 42MM, 20ATM<br />

continuous fine swiss watch making<br />

since 1914<br />

GLYCINE WATCH SA Eckweg 8 P.O. Box CH-2500 Biel 6 Phone: ++41 32 341 22 13 glycine@glycine-watch.ch


Marine Chronometer Manufacture<br />

Manufaktur Chronometerwerk mit Silizium technologie.<br />

Automatikwerk. Gehäuse Rosegold 18 kt.<br />

Erhältlich auch mit kautschuk- oder goldband.<br />

Limitierte Auflage von 350 Exemplaren.<br />

WWW.ULYSSE-NARDIN.COM<br />

ULYSSE NARDIN SA - Rue du Jardin 3 - 2400 Le Locle<br />

+41 32 930 7400 - info@ulysse-nardin.ch

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!