II - CCA Monatsblatt

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Förderturm der Zeche Zollverein in Essen: die Zeche ist heute
Freizeitgelände mit Museen und Veranstaltungsräumen und seit 2001
Weltkulturerbe der UNESCO.
Das Rheinland und Ostwestfalen werden vom Ruhrgebiet
zusammengehalten. Der Ballungsraum Rhein-Ruhr gilt als eine der 30
größten Metropolregionen Deutschlands. Ich studierte in Bochum, „wo
die Sonne verstaubt“ (Grönemeyer), und wurde nach dem Studium Vikar
und Hilfsprediger am Südrand des Ruhrgebiets, in Hattingen und Witten.
Auch wenn während dieser Zeit immer mehr Kohlezechen und Stahlwerke
schlossen, behielt der „Ruhri“ doch seinen Stolz, ein freundliches
Selbstbewusstsein und eine Solidarität – „unter Tage“ erarbeitet und in
Streiks erkämpft. Der Mensch gilt als Mensch – egal, was er ist oder was er
hat. Man guckt nicht herab und buckelt nicht herauf. Unprätentiös lacht der
Mensch des Reviers über seine Fremdwortunkenntnisse, wie sie ihm zum
Beispiel von Herbert Knebel vorAugen geführt werden: „Nee, ich war mit die
Enkeln, mit den Marzel und die Jackeliene, aufe Kirmes. Dat fing anfürsich
ganz harmlos an. Also wir ham ersma so künstliche Nahrung aufgenommen:
Zuckerwatte, Popskorn, Bratapfel. Und dann derekt mit die volle Wampe
inne Geisterbahn. Ja, und dann fing der Marzel aber an zu drängeln, dat er auf
dies Hulli-Gulli-Gerät wollte. Meine Fresse nee, wurdse da in sonne Kapsel
reingezwängt, gegen einen Schips, und dann dreht sich dat Dingen auf einma
wie ein Krupps-Drei-Mix auf allerhöchste Stufe, aber so, dat du meinz, die
Innereien spielen die Reise nach Jerusalem, nach dem Motto: Einer muss raus!
Ja, und die Blagen sich am kaputtlachen, und ich wollt en Priester kommen
lasse.“
Überall finden sich im Ruhrgebiet die Zeugnisse der alten Kohle- und
Montanindustrie: Zeche Wohlverwahrt in Essen-Horst produzierte bis 1962.
Auf einer Radtour von Ostwestfalen ins Ruhrgebiet stand ein
Umleitungszeichen. Ich wollte gerade dem Hinweis folgen, da rief mir von
Ferne und mit lauter Stimme ein Hundehalter zu: „Nein, fahr geradeaus,
man kann wieder durch, bin heute schon da längs.“ Da wusste ich, ich bin
im Ruhrgebiet angekommen. In Ostwestfalen schaut man eher stumm von
ferne zu und freut sich, nicht gefragt zu werden. Die WAZ (Westdeutsche
Allgemeine Zeitung) verbreitete immer wieder die gleiche Geschichte:
Der Arbeitslose XY zieht nach Schwaben, ist froh endlich wieder einen
Job zu haben und kehrt dann doch zurück ins Revier und in die erneute
Arbeitslosigkeit. Leben und glücklich sein, das könne er eben nur hier. In
der Reihe „Bücher vonne Ruhr“ veröffentlichten Rudi Grande und Rainer
Rettinger das Buch „Dem Ruhri sein Revier – Eine Liebeserklärung“.
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