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II - CCA Monatsblatt

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Serie Serie<br />

Gar nicht hinterwäldlerisch: MARTa das Museum für Zeitgenössische<br />

Kunst vom dekonstruktivistischen Stararchitekten Frank Gehry in Herford<br />

eröffnete 2005.<br />

Im ländlichen Ostwestfalen finden sich viele Bauernhöfe und Kotten im<br />

Fachwerkstil<br />

Die Ostwestfalen gelten, nicht ganz zu Unrecht, als das Gegenstück zum<br />

optimistischen und gastfreundlichen Rheinländer: stur, trüb – „Landeier“<br />

eben. Sie ziehen die Vokale in abenteuerliche Längen: „Deer Hee-ar ist<br />

mein Hie-ate“ heißt dort der 23. Psalm. Die Kirche nennt man „Kie-ache“<br />

und ich hieß bald – und vor dem Einheitskanzler – „Bie-ane“, weil ich die<br />

Frucht eher rheinisch „Bürne“ nannte. Meine ersten Jahre in dem östlichen<br />

Landesteil gehören zu den schweren in meinem Leben. Ich wollte den<br />

dortigen Dialekt nicht sprechen und bin bis heute entsetzt, wenn jemand<br />

diesen Lebensabschnitt in meiner Sprache heraushört. Doch irgendwann<br />

hatte ich „einen Sack Salz“ mit meinen Schulkameraden gegessen –<br />

Voraussetzung für Aufnahme und Freundschaft in Ostwestfalen. Ich<br />

genoss meine Jugend am Fuße des Teutoburger Waldes (des nördlichsten<br />

Mittelgebirges Deutschlands; die 312 Meter der Großen Egge machen<br />

in Bolivien nicht wirklich Eindruck), spielte den dortigen Volkssport<br />

Handball und fuhr mit dem Fahrrad zu Freunden in den umliegenden<br />

Dörfern. Im Nachbarort Isselhorst gibt es beim jährlichen Umzug auch<br />

einen Wagen für die „Neubürger“: Flüchtlinge aus dem 2. Weltkrieg .Mit<br />

dem Studium verließ ich Ostwestfalen und kehrte dann – der Arbeit wegen<br />

– 20 Jahre später zurück. Ich wurde Pfarrer in Oesterweg und Hesselteich –<br />

richtigen Käffern (Dörfern). Ersteres hieß in der Heimatpresse „Golddorf“<br />

weil es 25 Jahre zuvor, 1975, die Goldmedaille im Wettbewerb „Unser<br />

Dorf soll schöner werden“ gewonnen hatte. Ein reges Vereinsleben und<br />

adrette, überordentliche Gärten zeugen noch heute von diesem Triumph.<br />

Nur dem Pfarrer sah man einen schlampigen Garten nach (der kann das<br />

eben nicht) und nach einem halbtägigen Heckenschnitt meinte der Nachbar<br />

von gegenüber: “Für einen Pfarrer ganz gut“. Die Gemeinde, die vielfach<br />

entweder im Elternhaus wohnte oder in dessen Garten gebaut hatte, war<br />

bei aller Sesshaftigkeit erstaunlich offen. Von wegen stur. Nicht bei allen<br />

neuen Ideen klatschte sie gleich Beifall, sah aber zu, was rauskam und<br />

änderte ihre manchmal zuvor negative Meinung dann auch offen. Man<br />

kommt besser als Pfarrer nach Ostwestfalen als als Pennäler.<br />

Boliviens Schokoladenseiten 60<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />

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Boliviens Schokoladenseiten

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