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II - CCA Monatsblatt

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Serie Serie<br />

Zwischen Ost und West<br />

Neue Attraktion des Kölner Doms, der meistbesuchten Sehenswürdigkeit<br />

Deutschlands: das Kirchenfenster Gerhard Richter (2007): 11.263 per<br />

Zufall angeordnete Farbquadrate in 72 Farben<br />

Der Kölner Dom – Wahrzeichen der größten und ältesten Stadt NRWs<br />

Ich selbst bin ganz im Westen, in der ältesten und größten Stadt<br />

NRWs, in Köln am Rhein (Kölle am Rhin) geboren, ein Zentrum des<br />

Karnevals („Kölle alaaf“) und weltberühmt durch den gotischen Dom,<br />

der zweithöchsten Kirche Europas (hinter dem Ulmer Dom) und der<br />

dritthöchsten der Erde. Weltberühmt auch „4711 – Kölnisch Wasser“<br />

(schicker auf französisch Eau de Cologne), das meine Cellolehrerin so<br />

exzessiv benutzte, das ich meine musikalische Karriere früh beenden<br />

musste. Der Schriftzug schmückt seit Jahrzehnten die große Bahnhofshalle.<br />

In den Kneipen trinkt man Kölsch, äußert sich verächtlich über das Alt der<br />

Nachbarstadt Düsseldorf, für die man ohnehin wenig Sympathie empfindet<br />

(„nur ein Klecks Mostrich“) und passt auf, dass keiner allein bleibt: „Drink<br />

doch eine met, stell dich nit esu ahn“ (trink doch einen mit, stell‘ dich<br />

nicht so an) singen gefühlvoll die Bläck Föös, eine der bekanntesten<br />

Karnevalsgruppen. Weit verbreitet ist der „Klüngel“, der den 1. FC gerade<br />

wieder einmal in die 2.Liga führte oder auch mal ein Stadtarchiv einstürzen<br />

ließ. Der Vorarbeiter hatte einfach einen großen Teil der für den U-Bahnbau<br />

vorgesehenen Stützen weiterverkauft und handelte dabei korrekt nach dem<br />

rheinischen Glaubensbekenntnis: „Ett hat noch immer joot jejange“ (es ist<br />

immer noch gut gegangen). Vielleicht gehört zur Frohnatur auch eine Prise<br />

Fatalismus. „Et ess, wie et ess“ (es ist, wie es ist), „et kütt, wie et kütt“ (es<br />

kommt, wie es kommt) und „was fott ess, ess fott“ (was fort ist, ist fort)<br />

fassen dies einfach, klar und sympathisch zusammen. Der Bruch in meiner<br />

Biografie vollzog sich mit einem Umzug, ich war zehn, in die Nähe von<br />

Bielefeld, sprich nach Ostwestfalen. Bekannt ist die Stadt durch den Spruch<br />

„kommst du nicht aus dieser Welt, kommst du wohl aus Bielefeld“ oder<br />

durch die sich seit einigen Jahren hartnäckig im Internet haltende These,<br />

das Bielefeld eigentlich gar nicht existiere. Die Stadt sei eine Erfindung,<br />

denn keiner kenne jemanden von dort. Die Moderatoren vom Funkhaus<br />

am Wallraffplatz (WDR, Köln) versuchten ohne großen Erfolg, ihr Prusten<br />

zu unterdrücken, wenn es mal eine Meldung aus Ostwestfalen gab, und<br />

lobten mit Blick aus dem Fenster das schöne Wetter, während es in meiner<br />

neuen Heimat „pisste“ (westfälisch für regnete). Unsere Kreisstadt war<br />

Gütersloh, woher „der letzte Cowboy“ kommt.<br />

Boliviens Schokoladenseiten 58<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />

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Boliviens Schokoladenseiten

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