II - CCA Monatsblatt
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Serie Serie<br />
Richtung Nordosten. Nachdem sie besiedeltes Land verlassen haben,<br />
durchqueren sie Savanne und Trockenwald (Cerrado), bis sie unvermittelt<br />
in den tropischen Regenwald eintreten. Nach einem Monat erreichen sie<br />
den Regierungsstützpunkt Bacaerí, nach weiteren 10 Tagen Marsch durch<br />
terra incognita treffen sie im Dead Horse Camp ein, dem Endpunkt der<br />
Unternehmung von 1920. Von hier aus weigern sich die einheimischen<br />
Teilnehmer der Expedition, weiter mit nach Osten in das Gebiet<br />
unbekannter Indianerstämme vorzudringen. Man gibt ihnen Schreiben an<br />
die Außenwelt mit und Fawcett beendet den Brief an seine Frau mit dem<br />
Satz: „Du brauchst keinerlei Misserfolg zu befürchten“. Seit dem 29. Mai<br />
1925 ist das Schicksal der drei Männer bis zum heutigen Tage ungeklärt.<br />
Die Persönlichkeit Percy Fawcetts<br />
Bei einer abschließenden Würdigung der Persönlichkeit Percy Fawcetts<br />
muss festgestellt werden, dass er ein ausgezeichneter Topograf, also<br />
Landvermesserwar, der unter extremstenBedingungengenauegeografische<br />
Standortbestimmungen und Vermessungen des Geländes durchführen<br />
konnte. Als Forscher kann man ihn wohl nicht bezeichnen, dazu fehlen fast<br />
jegliche wissenschaftliche Aufzeichnungen über die Flora, Fauna sowie<br />
Geologie der von ihm bereisten Gebiete. Wie steht es um dieAnthropologie?<br />
In Fawcetts Tagebüchern und Briefen, die sein Sohn Brian Anfang der<br />
fünfziger Jahre des vorigen Jahrhunderts veröffentlichte, beschreibt er zum<br />
Teil recht genau das Aussehen und die Lebensgewohnheiten der auf seinen<br />
Reisen angetroffenen Indianerstämme. Dabei steht seine Betrachtungsweise<br />
immer unter dem Aspekt der Rasse. Er unterteilt die Völker in helle und<br />
kultivierte Eingeborene, Abkömmlinge einer „weißen“ Zivilisation, deren<br />
frühere Existenz sich im tropischen Regenwald Brasiliens legendenmäßig<br />
seit der Zeit der Konquistadoren hartnäckig hält. Dem stehen nach Fawcett<br />
dunkle, gefährliche Kannibalenstämme gegenüber.<br />
Ein Jahr vor seinem Verschwinden werden seine Aufzeichnungen noch<br />
krauser, indem er seine Stadt „Z“ zur „Wiege aller Zivilisationen“ erhebt<br />
und die darin lebenden Menschen zeitlich und kulturell mit dem Volk der<br />
Ägypter während der Pharaonendynastien gleichsetzt. So wird Fawcett<br />
von einigen Anthropologen und Historikern als für seine Ära aufgeklärte<br />
Persönlichkeit dargestellt, andere halten ihn für einen Phantasten, Spinner<br />
und Scharlatan. Sicher werden beide Aspekte sein Wesen geprägt haben.<br />
Er war ein Mensch mit eisernem Willen, der für die Lösung eines<br />
kulturhistorischen Rätsels sein Leben und das seines Sohnes opferte.<br />
Die Suche nach den Verschollenen<br />
Für den Fall, dass man ihn für verschollen hält, hatte Fawcett darum gebeten,<br />
nicht nach ihm und seinen Begleitern zu suchen. So dauert es drei Jahre,<br />
bis die erste Suchaktion gestartet wird. Im Mai 1928 bricht der ehemalige<br />
Fliegerkommandant, Journalist und Abenteurer Geoge Dyott mit einer<br />
riesigen Mannschaft von Cuiabá auf, um das Verschwinden von Fawcett<br />
aufzuklären. Gesponsert wird das Unternehmen von einem amerikanischen<br />
Zeitungsimperium und so liegt der Verdacht nahe, dass Dyott dem Vorbild<br />
Morton Stanleys folgen wollte, der am 10. November 1871 in Ujiji am<br />
Tanganjikasee in Zentralafrika auf den verschollenen David Livingstone<br />
stieß: „Dr. Livingstone, I presume“ und damit Weltruhm erlangte. Die<br />
Expedition Dyott folgt der vermutlichen Route von Fawcett und stößt auf<br />
den friedlichen Indianerstamm der Kalapalos, dessen Häuptling behauptet,<br />
drei weiße Männer wären bei ihm gewesen, hätten dann aber unbedingt<br />
nach Osten weiter ziehen wollen, obwohl er die Gruppe vor dem dort<br />
lebenden noch wilden Kannibalenstamm gewarnt hätte. Fünf Tage hätte<br />
man noch abends den Rauch der Lagerfeuer sehen können, dann nicht<br />
mehr. Die Teilnehmer der Suchexpedition Dyott werden später auf dem<br />
Weg weiter nach Osten von feindlich gesinnten Indianerstämmen stark<br />
bedrängt und können nur mit aller Not nach Süden über den Rio Culuene<br />
wieder die Zivilisation erreichen.<br />
Boliviens Schokoladenseiten 52<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 2/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 2/2012<br />
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Boliviens Schokoladenseiten