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mehrfach zerstört, doch niemals so, daß er völlig<br />
ausgelöscht wurde. Es ist sicher, daß Herodes,<br />
der den großartigen Tempel erbaute, den wir<br />
aus dem Neuen Testament kennen, das aus früherer<br />
Zeit vorhandene Material an der historischen<br />
Stätte benutzte. Ob man an der sogenannten<br />
Klagemauer steht, heute als Westwall bezeichnet,<br />
oder über dem Kidrontal dem Fuß der<br />
Ostmauer folgt, überall erkennt man im unteren<br />
Teil der Anlage das Mauerwerk des herodianischen<br />
Baues.<br />
Ein Haus für den Herrn<br />
Wenn man den Bericht über den Bau des Tempels<br />
(1. Kön. 6 und 7) oberflächlich liest, hat<br />
man den Eindruck, es könne nicht schwer sein,<br />
eine Rekonstruktion bzw. ein Modell herzustellen.<br />
Doch der erste Eindruck täuscht. Sobald<br />
man sich an eine Rekonstruktion macht, stellen<br />
sich Schwierigkeiten ein. Die erste liegt schon<br />
im Text selbst, der eine Reihe von Fachausdrükken<br />
bietet, die sonst im Alten Testament nicht<br />
vorkommen. Nur ein Beispiel: Was bedeutet<br />
das hebräische Wort selaot? Zunächst einmal<br />
ganz einfach „Rippen", dann aber auch „Seiten".<br />
Hier im Zusammenhang mit dem Tempelbau<br />
handelt es sich um einen Fachausdruck, der<br />
- möglicherweise! - „Seitenstockwerke" bedeutet.<br />
Es gibt aber auch Exegeten, die diesem<br />
Wort eine ganz andere Bedeutung zuerkennen<br />
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Leider hat gerade die herodianische Erneuerung<br />
des Tempels die zu jener Zeit sicher noch<br />
vorhandenen Reste des salomonischen Baues <strong>—</strong><br />
wie Miss Kenyon sagt <strong>—</strong> „förmlich verschlungen".<br />
Die heutige Anlage dürfte hinsichtlich des<br />
Umfangs in etwa mit der des Herodes übereinstimmen.<br />
Ohne Frage ist der Tempelbezirk Salomos<br />
erheblich kleiner zu veranschlagen. Alle<br />
modernen Rekonstruktionsversuche tragen<br />
dem Rechnung.<br />
und damit zu ganz anderen Anschauungen über<br />
das Aussehen des Bauwerks gelangen.<br />
Solche bautechnischen Fachausdrücke des damaligen<br />
Handwerks finden sich zuhauf in dieser<br />
Beschreibung. So kommt es, daß sich nicht alles<br />
zusammenreimen will. Fragen stellen sich, viele<br />
Dinge bleiben offen.<br />
Es ist unmöglich, alle Rekonstruktionen hier<br />
vorzustellen. Als eine für viele mag hier die wiedergegeben<br />
sein, die im „Lexikon zur Bibel"<br />
angeboten wird. Doch auch sie kann nicht Anspruch<br />
auf Authentizität erheben. Manche Einzelheit<br />
kann durchaus anders aufgefaßt werden.<br />
Sicher sind folgende Merkmale: Der Tempel<br />
selbst übertraf an Größe kaum eine mittlere<br />
Dorfkirche unserer Zeit. Da wir die hebräische<br />
Elle ziemlich genau mit gut einem halben Meter