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gemessen ist. Und zugleich nimmt Salomo den<br />
Altkonservativen einen Grund zum Ärgernis:<br />
Salomo brachte die Tochter des Pharao aus der Davidstadt<br />
in das Haus, das er für sie gebaut hatte; denn er sagte: Eine<br />
Frau soll nicht im Haus Davids, des Königs von Israel, wohnen;<br />
denn die Räume, in die die Lade des Herrn gekommen<br />
ist, sind heilig.<br />
(2. Chr. 8,11)<br />
Nun kann sich niemand mehr darüber erregen,<br />
daß eine Fremdländische, die nicht Jahwe anbetet,<br />
in der Davidsstadt wohnt. Das „Haus der<br />
Ägypterin" stand nämlich - wie wir noch sehen<br />
werden - in dem neuen, nördlich an die Jebusiterstadt<br />
anschließenden Stadtteil.<br />
Die Ägypterin spielt zwar die führende Rolle<br />
am Hofe, doch die erste Frau Salomos war sie<br />
nicht. Der spätere Thronfolger Rehabeam,<br />
Sohn der Ammoniterin Naëma, war jedenfalls<br />
schon geboren, bevor Salomo den Thron bestieg<br />
(1. Kön. 11,42 und 14,21).<br />
König Salomo liebte neben der Tochter des Pharao noch<br />
viele andere ausländische Frauen: Moabiterinnen, Ammoniterinnen,<br />
Edomiterinnen, Sidonierinnen, Hetiterinnen.<br />
An diesen hing Salomo mit Liebe. Er hatte siebenhundert<br />
fürstliche Frauen und dreihundert Nebenfrauen.<br />
(l.Kön. ll,lf)<br />
Selbst die lebhafteste Phantasie vermag sich einen<br />
solchen Harem nicht vorzustellen. Und<br />
schon gar nicht, daß Salomo an allen diesen<br />
Frauen „mit Liebe hing". Die Überlieferung<br />
übertreibt hier wohl. Volkstümliche Betrachtung<br />
geschichtlicher Begebenheiten gleicht oft<br />
dem Blick durch ein Vergrößerungsglas. Es vergrößert<br />
um so stärker, je mehr der Abstand zum<br />
betrachteten Gegenstand wächst.<br />
Historische Wirklichkeit dürfte sein: Salomo<br />
hat tatsächlich nach Art seiner Zeit und Umgebung<br />
einen Harem besessen. Das hat nichts mit<br />
Moral zu tun, sondern ganz schlicht mit politischen<br />
Überlegungen. Zunächst wird Salomo -<br />
wie schon sein Vater David <strong>—</strong> Töchter einflußreicher<br />
israelischer Sippen an seinen Hof gezogen<br />
haben. Das sicherte ihm Einfluß auch bei<br />
den anderen Stämmen, verschaffte ihm eine Art<br />
Hausmacht. Außenpolitische Verbindungen<br />
aber wurden durch die Heirat ausländischer<br />
Prinzessinnen geknüpft und gesichert. Naëma,<br />
die Mutter des späteren Thronfolgers Rehabeam,<br />
offenbar die zeitlich erste Frau Salomos,<br />
war gebürtige Ammoniterin, stammte also aus<br />
der Gegend der heutigen Hauptstadt des Königreichs<br />
Jordanien. Neben der alle überragenden<br />
Pharaonin wird auch die sidonische Prinzessin,<br />
die aus dem Hause Hirams von Tyrus kam, großen<br />
Einfluß ausgeübt haben. Wir werden noch<br />
sehen, mit wieviel Geschick Salomo aus der<br />
Verbindung mit diesen beiden Frauen Vorteil<br />
zu ziehen verstand.<br />
Zunächst wirkte sich der Einfluß Phöniziens bei<br />
den Bauten aus, die Salomo durchführen ließ.<br />
Wir stießen schon in Geser, Megiddo und Hazor<br />
auf stilistische Eigenarten, die eindeutig auf<br />
Phönizien weisen. Hier sind sie archäologisch<br />
greifbar. Ganz anders hingegen verhält es sich<br />
mit den salomonischen Bauten in Jerusalem.<br />
Hier ist nichts mehr archäologisch zu erfassen.<br />
Doch dafür haben wir hier das literarische<br />
Zeugnis der Bibel.<br />
Abb. S. 52: Tempelmauer in Jerusalem 51