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Auge um Auge, Zahn um Zahn<br />

Joab bedeckt das Gesicht mit der Linken. Adonija<br />

ist umgebracht! Adonija, den ich zum König<br />

machen wollte. Benaja hat es getan, auf Befehl<br />

Salomos. Ich habe es geahnt, vorausgesehen. Es<br />

mußte ja kommen. Doch daß es so rasch geschah,<br />

das dachte ich nicht.<br />

Joabs Rechte tastet nach der Schwertseite. Als sie<br />

ins Leere greift, wird er sich schmerzlich seiner<br />

Lage bewußt. Er hebt die Hand in Augenhöhe,<br />

kneift die Lider zusammen, um besser zu sehen.<br />

Wie sie zittert! Du siehst es, trotz deiner schlechten<br />

Augen. Kurzsichtig, zittrig, verbraucht. Das<br />

bist du, Joab. Nicht mehr der reißende Wolf,<br />

nicht mehr der Schlagetot und Raubeschnell. Ein<br />

ausgemergeltes Bündel, halbblind, schwach auf<br />

den Beinen, mit kurzem Atem. Es war ja nur eine<br />

Gnade, daß David dich als Befehlshaber des<br />

Heerbanns beließ, Lohn für längst vergessene<br />

Dienste.<br />

Der Alte reißt sich zusammen, wirft den Kopf in<br />

den Nacken. Das ist jetzt vorbei, Joab, vorbei!<br />

Adonija, den du zum Nachfolger Davids machen<br />

wolltest, fiel unter Benajas Schwert. Halte deinen<br />

Kopf klar! Denn jetzt bist du an der Reihe. Zuerst<br />

mußte Adonija fallen; Abjatar wurde nach Anatot<br />

verbannt. Und nun gilt es dir.<br />

Joab lacht bitter auf Nein, mit Verbannung wird<br />

sich Salomo bei dir nicht begnügen. Das wollte<br />

dir wohl passen: daß er dich auf dein Landgut<br />

nach Betlehem schickt! Nein, Joab, so leicht<br />

kommst du nicht davon. Du bist kein Priester wie<br />

Abjatar. Du bist Soldat, von Anbeginn an Soldat;<br />

immer gewesen, auch jetzt noch, trotz zittriger<br />

Hand und schwacher Augen. Für dich gilt das<br />

Gesetz des Schwertes.<br />

24<br />

War da schon jemand an der Tür? Joab hat lauschend<br />

den Kopf geneigt. Nein, meine Sinne haben<br />

mir einen Streich gespielt. Es war nichts,<br />

niemand. Noch habe ich Zeit, nicht viel. Wie<br />

kann ich sie nutzen?<br />

Plötzlich kommt Leben in den Alten. Ha, ich<br />

weiß, wie ich selbst im Fallen noch den König<br />

treffen kann! Zur Tür! Ein rascher Blick die<br />

Gasse hinauf, alles leer. In der Mittagshitze nicht<br />

anders zu erwarten! Er tastet sich an der Häuserfront<br />

hin, nutzt den Schatten, wo er ihn findet. Es<br />

geht steil bergauf, steiler, als das alte Herz es liebt.<br />

Er muß anhalten, verschnaufen. Hier im grellen<br />

Mittagslicht machen die Augen noch mit. Dort<br />

unten das Kidrontal, drüben der ölberg. Joab<br />

blinzelt in die Helle. Da drüben den Wegsind wir<br />

hinaufgezogen, damals, als wir Jerusalem vor<br />

Abschalom räumten.<br />

Abschalom! Dieser falsche Fuchs! Was hatte ich<br />

alles für ihn getan: für ihn gebeten bei David, jede<br />

List angewandt, damit Abschalom wieder aus der<br />

Verbannung heimkehren durfte. Und dann der<br />

Aufruhr gegen den Vater! Das war auch Verrat<br />

an mir, wo ich doch die Versöhnung zwischen<br />

David und Abschalom betrieben hatte.<br />

Und dann gab ihn Jahwe in meine Hand: dort in<br />

der Heide Ephraim. Da hing er vor mir in den<br />

Ästen, wehrlos, ganz in meine Hand gegeben.<br />

Die anderen standen und starrten. Ich aber handelte!<br />

Tat, was getan werden mußte: an einem<br />

Verräter, Abtrünnigen, Wortbrüchigen! Daß<br />

David sich über den Tod dieses Lieblingssohnes<br />

kränkte? Mir konnte er nichts vorgaukeln, mir<br />

nicht! Er mußte froh sein, daß er diesen Heillosen<br />

los war. Daß ich ihm die Blutarbeit abgenommen,<br />

seine Hände rein bewahrt hatte!

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