Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Bitte an dich richten. Weise mich nicht ab! Sie antwortete:<br />
Sprich sie nur aus! Da begann er: Rede doch mit König Salomo;<br />
dich wird er nicht abweisen. Bitte ihn, daß er mir Abischag<br />
aus Schunem zur Frau gibt.<br />
(1. Kön. 2,13-17)<br />
Man muß sich beinahe wundern über die Naivität<br />
dieses Adonija! Daß er sich ausgerechnet mit<br />
diesem Ansinnen an Batseba wendet! Merkt er<br />
denn gar nicht, daß er mit seinem Hinweis, daß<br />
er eigentlich der rechtmäßige König sei, sich<br />
selbst das Urteil spricht? Salomo muß ihn ja<br />
fortan als einen, der ihm den Thron streitig machen<br />
will, betrachten. Ist Adonija so kurzsichtig<br />
- oder so verliebt? Ein Mann, der so töricht<br />
handelt, erweist nachträglich, daß er als König<br />
nicht taugt. Es kommt, was jetzt wohl kommen<br />
muß.<br />
Als nun Batseba zu König Salomo kam, um mit ihm wegen<br />
Adonija zu sprechen, bat sie: Man gebe doch Abischag aus<br />
Schunem deinem Bruder Adonija zur Frau. Der König Salomo<br />
entgegnete seiner Mutter: Warum bittest du für Adonija<br />
um Abischag aus Schunem? Fordere doch gleich das<br />
Königtum für ihn! Er ist ja mein älterer Bruder, und auf seiner<br />
Seite stehen der Priester Abjatar und Joab, der Sohn der<br />
Zeruja. Und König Salomo schwor beim Herrn: Noch heute<br />
muß Adonija sterben. Darauf schickte König Salomo Benaja,<br />
den Sohn Jojadas, hinauf, und dieser versetzte Adonija<br />
den Todesstoß.<br />
(1. Kön. 2,19-25)<br />
22<br />
Der biblische Berichterstatter nimmt nicht Stellung<br />
zu dieser Tat. Es bleibt uns unbenommen,<br />
ein eigenes Urteil zu gewinnen. Geschah dieser<br />
Brudermord aus Staatsraison? Oder war pure<br />
Angst die eigentliche Ursache?<br />
Zum Priester Abjatar sagte der König: Geh auf dein Landgut<br />
nach Anatot! Zwar hast du den Tod verdient; doch will<br />
ich dich heute nicht töten, weil du die Lade Gottes, des<br />
Herrn, vor meinem Vater David getragen und alle Demütigungen<br />
mit meinem Vater geteilt hast. So setzte Salomo Abjatar<br />
als Priester des Herrn ab und erfüllte das Wort, das der<br />
Herr über das Haus Eli in Schilo gesprochen hatte.<br />
(1. Kön. 2,26-27)<br />
Einen Priester konnte man damals als Gegner<br />
nicht ernst genug nehmen. Und: Abjatar ist<br />
nicht irgendein Priester. Bereits in den Tagen<br />
des Anfangs stieß er zu David. Zur Höhle Adullam,<br />
in der sich David vor Saul verborgen hatte,<br />
brachte Abjatar den heiligen Ephod und die<br />
Lose(l. Sam. 22,6-23). Abjatar kündete in kritischen<br />
Situationen den Willen Jahwes. Er war<br />
der Vertraute Davids, sein Freund und, wenn<br />
man so will, sein Beichtvater.<br />
Man kann nicht mit ihm verfahren wie mit Adonija.<br />
Er wird verbannt nach Anatot, einem kleinen<br />
Dorf in Benjamin. Dort mag er auf seinem<br />
angestammten Gut Schafe züchten und Oliven<br />
ernten. Dort ist er leicht zu überwachen.