Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
spüren wir auch hinter dem Spiel, in dem Salomo<br />
die Rolle des Königs einnimmt.<br />
Wer sich mit dem Leben und Wirken des Königs<br />
Salomo befaßt, muß also das, was die Bibel berichtet<br />
und die Archäologie ans Licht hebt, deuten<br />
und entsprechend einordnen. Fast drei Jahrtausende<br />
trennen uns von König Salomo. Wie<br />
viel hat sich da geändert! Das Weltbild jener<br />
Menschen war eng begrenzt. Ihre sozialen Verhältnisse,<br />
ihre Sitten und Anschauungen waren<br />
von den unseren verschieden, vom inzwischen<br />
erfolgten Fortschritt der Zivilisation und Technik<br />
gar nicht zu reden. Doch der Mensch selbst<br />
ist der gleiche geblieben, der Mensch im Zwie-<br />
Ein Nachgeborener macht Karriere<br />
Es stand nicht an Salomos Wiege geschrieben,<br />
daß er einmal seinem Vater David auf dem<br />
Thron nachfolgen sollte. Seine Mutter war jene<br />
Batseba, deren erster Sohn - im Ehebruch von<br />
David gezeugt <strong>—</strong> bald nach der Geburt starb (2.<br />
Samuel 12,15-23). Es scheint, als habe ihr zweiter<br />
Sohn, unmittelbar danach empfangen, von<br />
seinem Vater David den Namen Salomo,<br />
„Friedreich", vom Propheten Natan aber den<br />
Namen Jedidja, „Geliebter Jahwes", erhalten.<br />
Ein Doppelname? Oder verbirgt sich hinter dieser<br />
Überlieferung ein zeitliches Hintereinander?<br />
Hieß dieser Davidssohn vielleicht ursprünglich<br />
Jedidja, und erhielt er den Namen<br />
20<br />
spalt zwischen Gut und Böse, zwischen Gottes<br />
Verheißung und dem Verlangen des eigenen<br />
Herzens. Vor Gott ist dieser Salomo des zehnten<br />
vorchristlichen Jahrhunderts kein anderer<br />
als wir, als ich im zwanzigsten nachchristlichen.<br />
Und darum möchte ich es wagen, ihn zu deuten.<br />
Um redlich zu sein, werde ich sagen, wo und<br />
wann ich meine „schriftstellerische Freiheit"<br />
gebrauche. Der Leser muß wissen, wo er den festen<br />
Grund der biblischen Textforschung und<br />
der Archäologie unter den Füßen hat. Diese<br />
Redlichkeit bin ich dem Leser schuldig, nicht<br />
nur als Schriftsteller, sondern auch als Christ.<br />
Salomo erst, als er zum Thronfolger ausersehen<br />
wurde? Wir wissen es nicht.<br />
Wichtiger ist da schon, auf welche Weise dieser<br />
nachgeborene Sohn auf den Thron kam: Davids<br />
erste Ehe mit Michal, der Tochter Sauls, blieb<br />
kinderlos. Vielleicht wäre die Geschichte Israels<br />
anders gelaufen, wenn David von der Saulstochter<br />
Michal einen Sohn gehabt hätte. In einem<br />
solchen Thronerben hätten die Nordstämme<br />
den Nachkommen Sauls sehen können. Wahrscheinlich<br />
wäre es dann nicht zu der späteren<br />
Teilung des Reiches gekommen? Doch solche<br />
Überlegungen sind Gedankenspielerei.<br />
Der eigentliche Kronprinz war Amnon, der