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in dieser Glut arbeiten sie: der Kumpel aus Bochum<br />
und ein paar Studenten.<br />
„Ist das Loch der Eingang?" Der Kumpel fährt<br />
herum: „Loch? Das ist ein Stollen!" Verzeihung,<br />
das war offenbar ein Fauxpas. Er grinst,<br />
zeigt auf eine Kiste: „Da finden Sie etwas Kühles<br />
zum Trinken!" Trinken! Das haben wir nötig.<br />
Die Hitze ist wegen der Trockenheit der<br />
Luft gut zu ertragen, sofern man dem Körper<br />
genügend Flüssigkeit zuführt. Man sollte, wenn<br />
man in die Wüste reist, täglich mindestens vier<br />
Liter Flüssigkeit zu sich nehmen.<br />
Und nun müssen wir kriechen. Der Stollen ist so<br />
eng, daß ein normal gebauter Mitteleuropäer<br />
Mühe hat, sich hineinzuzwängen. Der Kumpel<br />
kriecht voran. Ob wir genügend Luft bekommen?<br />
Er weist auf kleine Quergänge: „Seitlich<br />
neben diesem Stollen verläuft ein Parallelgang<br />
als Wetterführung." Richtig, mit Wetter bezeichnet<br />
der Kumpel einfach frische Luft. Ich<br />
leuchte mit der Taschenlampe in den Wettergang:<br />
Ganz eng, kaum dreißig Zentimeter im<br />
Durchmesser. „Wie haben die Ägypter den angelegt?"<br />
Meine Stimme klingt hier im Stollen<br />
dumpf und belegt. Doch der Kumpel vor mir hat<br />
verstanden: „Kinderarbeit!" Und ich stelle mir<br />
vor, wie ausgemergelte Kinder hier unter Tage<br />
arbeiten, im Liegen sich durch den hellen Sandstein<br />
arbeiten, andere Kinder hinter ihnen das<br />
lose Material in Körben nach draußen zerren.<br />
Kinder...<br />
Ich atme auf, als wir endlich wieder zurückkriechen<br />
und es vor uns heller wird. In der Höhlung,<br />
zu der sich der Stollen gleich hinter dem Eingang<br />
weitet, sitzt Dr. Weisgerber. Er trägt in<br />
sein Tagebuch ein, was heute zutage kam. „Sehen<br />
Sie mal hier, ein zerbrochener Steinschlägel."<br />
Dann zeigt er mir ein paar Brocken Gestein.<br />
Weißer Sandstein, von giftgrünen Adern<br />
durchzogen. Kupfer?<br />
„Nicht aus der Zeit Salomos?" Weisgerber<br />
schüttelt den Kopf. „Nein, mehrere Jahrhunderte<br />
älter und <strong>—</strong> wie die Funde beweisen <strong>—</strong> von<br />
Ägyptern angelegt und ausgebeutet." „Aber<br />
das besagt doch nicht, daß nicht auch König Salomo<br />
hier hat Kupfer abbauen lassen?" Weisgerber<br />
lächelt. „Bisher haben wir keinen einzigen<br />
Fund aus seiner Zeit."<br />
Als wir endlich den Stollen verlassen, tauchen<br />
erste Schatten die Südwand der Schlucht in<br />
Dunkel. Nach herzlichem Abschied rumpelt<br />
Betteke uns mit ihrem Jeep zur Bushaltestelle.<br />
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