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Fäuste drohten. „Sein Vater hat uns ausgesogen<br />

bis aufs Blut!" gellte es. „Frondienst Jahr um<br />

Jahr!" erscholl es von drüben, wo die Ephraimiten<br />

standen. „In den Libanon verschleppt er unsere<br />

junge Mannschaft!" „In die Steinbrüche, in<br />

die Höhlen!"<br />

Endlich ebbte der Aufruhr ab, der Alte konnte<br />

sich wieder Gehör verschaffen. „ Vor drei Tagen<br />

fragten wir Rehabeam, den Sohn des Salomo, ob<br />

er der Not seines Volkes sein Ohr leihen wolle.<br />

Drei Tage erbat er sich Bedenkzeit. Nun, heute ist<br />

die Zeit herum." Er winkte Adoniram heran.<br />

„Künde uns, was dein Herr beschlossen hat."<br />

Adoniram war auf einen Stein gesprungen, so<br />

daß er weithin sichtbar war. Er hielt den Kopf gesenkt.<br />

In Windesschnelle zogen die Ereignisse<br />

der letzten Tage noch einmal an ihm vorüber: Die<br />

Abendstunde, als Rehabeam mit seinen Ältesten<br />

Rat hielt; die Stimmen, die zur Besonnenheit rieten<br />

und mahnten: Gib nach! Schenk dem Volk<br />

ein gutes Wort, und sie werden dir weiterhin dienen!<br />

Der Morgen dann, da Rehabeam seine hitzköpfigen<br />

jungen Freunde um sich sammelte. Ihr<br />

Hetzen und Höhnen, ihr Spotten und Aufstacheln!<br />

Jenes schlimme Wort dann, das Rehabeam<br />

aufgepeitscht hatte, das ihn den guten Rat<br />

der Alten vergessen ließ.<br />

Adoniram fühlte einen bitteren Geschmack im<br />

Munde. War es der Ekel vor diesem vorwitzigen<br />

Sohn des weisen Salomo? War es der Abscheu<br />

vor diesem Volk, das eine dumpfe Masse war, ein<br />

jeder nur auf eigenes Glück und Wohlleben bedacht?<br />

Oder <strong>—</strong> war es die Angst? Die Angst vor<br />

der Wut, die losbrechen mußte, wenn er Rehabeams<br />

Antwort kundtat?<br />

War es nicht vielleicht besser, wenn er zuvor sich<br />

absicherte, durchblicken ließ, daß er, Adoniram,<br />

zur Milde und zur Mäßigung geraten hatte? Und<br />

daß man selbst die harten Worte eines so jungen<br />

Menschen wie Rehabeam nicht so schlimm aufnehmen<br />

solle, wie sie klangen?<br />

Er kam nicht dazu, sich in Ruhe darüber schlüssig<br />

zu werden. Die Schar jener jungen Burschen<br />

hatte sich nach vorn geschoben, langsam, aber<br />

unaufhaltsam wie das Schicksal. Ihr Anführer<br />

stand jetzt dicht unter Adoniram, das Gesicht<br />

spöttisch verzogen, die Arme herausfordernd<br />

verschränkt.<br />

Ich kenne ihn doch? durchzuckte es Adoniram.<br />

Das ist doch Jerobeam? Jerobeam, der landflüchtig<br />

wurde, als Salomo ihn wegen vorwitziger<br />

Rede zur Rechenschaft ziehen wollte? Nach<br />

Ägypten war er geflohen. Und jetzt, jetzt ist er zurückgekehrt!<br />

Wie sicher muß er sich fühlen, daß<br />

er dies gewagt hat, hier öffentlich vor Israel sich<br />

sehen läßt!<br />

Adoniram hört nicht, was jener höhnt. Ihn, den<br />

sonst so kühlen Rat des Königs, hat alle Besonnenheit<br />

verlassen, da der Hochverräter Jerobeam<br />

hier so hervortritt. Adoniram wirft trotzig den<br />

Kopf in den Nacken, ruft über die Köpfe hin: „So<br />

spricht der König Rehabeam: Mein kleiner Finger<br />

soll dicker sein als meines Vaters Lenden!<br />

Mein Vater hat euch mit Peitschen gezüchtigt, ich<br />

aber will euch mit Skorpionen züchtigen!"<br />

So, nun ist es heraus, das schlimme Wort, das die<br />

Jungen dem König angeraten haben. Macht jetzt<br />

mit mir, was ihr wollt. Ich habe nur gesagt, was<br />

mir aufgetragen war.<br />

Schweigen. Haben sie nicht begriffen? Müssen<br />

sie erst nachdenken, um zu begreifen? Jetzt tritt<br />

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