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Wo Jakob einen Brunnen grub<br />

Nablus! Wer den Namen hört, weiß wohl kaum,<br />

daß er aus dem antiken Neapolis - „Neustadt" -<br />

entstanden ist. Er denkt vielmehr an Demonstrationen,<br />

Straßensperren, Militärpatrouillen<br />

und Steinwürfe. Und tatsächlich ist Nablus<br />

heute einer der neuralgischen Punkte in den besetzten<br />

Westbanks. Eine unruhige arabische<br />

Bevölkerung, die immer wieder aufbegehrt gegen<br />

Israel.<br />

Wie ein Anachronismus erscheint da die kleine<br />

samaritanische Gemeinde, die alte Traditionen<br />

pflegt und lebt, als sei die Uhr vor zwei Jahrtausenden<br />

stehengeblieben. Der Gottesdienst nach<br />

uraltem Ritus ist vorbei, die Gemeindeglieder<br />

ziehen an uns vorüber, treten ins Freie, blinzeln<br />

in die Helle. Meist überschlanke, leicht gebeugte<br />

Gestalten, Männer mit hohen Fistelstimmen<br />

und schmalen Frauenhänden.<br />

„Darf ich von Hoch würden eine Aufnahme machen?"<br />

Der „Hohepriester" nickt wohlwollend,<br />

stellt sich in Positur. Klick! Ich lasse den Apparat<br />

sinken, und im gleichen Augenblick zuckt<br />

Hochwürdens Hand vor: „One Dollar, please!"<br />

In diesen drei Worten liegt beinah alles, was<br />

über die heutige Gemeinde der Samariter zu sagen<br />

ist.<br />

Nablus mit seinem Lärm und seinem Gestank<br />

liegt hinter uns. Das enge Tal zwischen Ebal und<br />

Garizim weitet sich, in der Ebene vor uns Olivenhaine,<br />

Citruspflanzungen, wohlbestellte<br />

Gärten. Dahinter das Bergland, steinig, sonnendurchglüht,<br />

schmutzigweiß. Links über uns<br />

die mächtige Schulter des Ebal, im Volksmund<br />

seit alters her als „Berg des Fluches" bekannt<br />

(5. Mose 11,29 und 27,13ff). Rechts die Flanke<br />

140<br />

des Garizim, auf dem bis in die Gegenwart hinein<br />

die Samariter ihr Passafest feiern.<br />

Und mitten im Blickfeld die ausgegrabenen<br />

Trümmer von Sichern. Sichern: uralte Stadt mit<br />

großer Geschichte. Schon um 2000 v. Chr. mit<br />

einer Mauer umgeben, um 1600 v. Chr. in der<br />

Hand der Pharaonen und verstärkt befestigt.<br />

Hier lagerte Abraham (1. Mose 12,6), hier siedelte<br />

sich Jakob an (1. Mose 33,17ff). Noch<br />

heute erinnert an diesen „Erzvater Jakob" der<br />

Brunnen, der nach ihm benannt ist.<br />

Schon der Kirchenhistoriker Eusebius (267 bis<br />

340 n. Chr.) und der Pilger von Bordeaux (333)<br />

erwähnen diesen Brunnen. Bald danach mag<br />

auch schon die erste Kirche über ihm errichtet<br />

worden sein. Wie der Pilger Antonius um 570

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