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neue Aufzeichnungen fortgesetzt und ergänzt<br />

worden. Die Psalmen Davids wurden aufgeschrieben,<br />

dazu die Taten seiner Helden und<br />

Davids Kriege.<br />

Schon in die Ära Salomos fallen die Abfassung<br />

der Thronfolge-Erzählung, der Bauberichte<br />

und die Fixierung all dessen, was über Salomo<br />

zu vermelden ist. Doch dann erfolgt eine Tat<br />

von weltgeschichtlicher Bedeutung: An Salomos<br />

Hof werden alle diese bunt verstreuten<br />

Stoffe gesammelt, gesichtet und geordnet: Ein<br />

erster Kanon entsteht. Erstmalig aber in der Geschichte<br />

der Literatur ist: Die „Schreiber"<br />

zeichnen nicht nur auf, stellen nicht nur zusammen,<br />

beschränken sich nicht aufs Systematisieren.<br />

Sie bringen den Menschen ins Spiel!<br />

Sie fragen nach seinen Motiven, nach dem, was<br />

ihn treibt und bewegt. Ja, sie gehen noch einen<br />

Schritt weiter: Sie fragen nach dem Sinn aller<br />

Geschichte. Ein Spiel des blinden Zufalls? Nein,<br />

Jahwe steht hinter allem und über allen. Er<br />

schuf nicht nur die Welt am Anfang. Er leitet sie<br />

auch durch die Zeiten. Jahwe sprach zu Abraham:<br />

Geh! Jahwe gebot dem Pharao: Laß mein<br />

Volk ziehen!<br />

Jahwe, der Herr der Geschichte. Er gebietet,<br />

und es geschieht. In dieser Spannung zwischen<br />

Jahwe und seinem Geschöpf, dem Menschen,<br />

vollzieht sich jeder Augenblick. Denn Jahwe<br />

läßt dem Menschen Spielraum. Der Mensch<br />

kann vom Baum der Erkenntnis essen. Der<br />

Mensch kann sich gegen Gott auflehnen. Der<br />

Mensch darf sich entscheiden, auch anders, als<br />

Gottes Gebot befiehlt.<br />

Wie war das bei Homer? Wie war es in den Mythen<br />

Babylons oder in der Literatur Ägyptens?<br />

136<br />

Der Mensch ist ein Gestoßener, ein Spielball der<br />

Götter. Nichts kann der Mensch dagegen tun.<br />

Er ist den Unsichtbaren ausgeliefert.<br />

Ganz anders in den Schriften, die an Salomos<br />

Hof aufgezeichnet werden. Da hält kein blindes<br />

Geschick den Menschen. Er muß nicht gehen<br />

auf ihm vorgeschriebenen Gleisen. Wohl ist ihm<br />

gesagt, was gut ist und was er tun soll. Doch er<br />

kann auch anders. Er kann Sünde tun und<br />

schuldig werden. Und: Er kann mit dieser seiner<br />

Schuld zu Gott gehen. Er kann seine Schuld bekennen<br />

und auf Vergebung hoffen.<br />

Von nun an kann der Mensch - als einer, der vor<br />

Gott verantwortlich und doch zur Entscheidung<br />

frei ist - zum strahlenden oder auch tragischen<br />

Helden werden, so zum Beispiel die Erzählung<br />

von der Größe Davids, seinem Fall und seiner<br />

Begnadigung.<br />

Das gilt in gleicher Weise auch für Salomo.<br />

Auch er: ein Mensch mit all seinen Widersprüchlichkeiten.<br />

Ein Großer, der den Glanz<br />

der weiten Welt im Spiegel des winzigen Israel<br />

einzufangen weiß. Sein Kunstverstand, sein<br />

Sinn für alles Schöne und sein kaufmännischer<br />

Weitblick fordern unsere Bewunderung. Wieviel<br />

staatsmännisches Können gehörte dazu, einem<br />

Volk, das eingekeilt zwischen den großen<br />

Weltmächten liegt, über vierzig Jahre hin den<br />

Frieden zu erhalten!<br />

Und doch liegt über all diesem Glanz schon der<br />

Schatten kommenden Niedergangs. Seine Baulust<br />

und sein unternehmerischer Einsatz in<br />

Übersee haben bis dahin unerhörte Steuerlasten<br />

zur Folge. Das stehende Heer und der „Friede<br />

durch Abschreckung" gehen über die Leistungskraft<br />

der Nation. Die Verpflichtung zum

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