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sieht dürfen wir den König Salomo als einen<br />

Orientalen ansehen.<br />

Und doch wäre damit nur ein Teil der Wahrheit<br />

genannt. Salomo war bestimmt mehr als ein<br />

geistreicher Blender oder gerissener Großkaufmann.<br />

Er gab immerhin „Schreibern" Auftrag<br />

und Unterhalt. Mit diesem eher tiefstapelnd<br />

anmutenden Ausdruck sind - wie der<br />

Sachverhalt zeigt - Wissenschaftler und Gelehrte<br />

gemeint. 1. Kön. 5 berichtet:<br />

Er redete über die Bäume, von der Zeder auf dem Libanon<br />

bis zum Ysop, der an der Mauer wächst. Er redete über das<br />

Vieh, die Vögel, das Gewürm und die Fische.<br />

(1. Kön. 5,13)<br />

Das entspricht dem, was man „Listenwissenschaft"<br />

nennt. Systematisch wird alles, was lebt<br />

und webt, gesammelt, beschrieben, eingeordnet<br />

und zu einem großen Ganzen zusammengefaßt.<br />

Begonnen hat diese systematische Wissenschaft<br />

- soweit wir wissen - um 1100 in Ägypten mit<br />

dem Onomastikon des Amenope. Ihren Höhepunkt<br />

erlebte sie mit dem Schweden Linné.<br />

Ein anderer Schwerpunkt der wissenschaftlichen<br />

Arbeit, die am Hofe Salomos geleistet<br />

wurde, lag auf dem Gebiet, das wir „Lebensweisheit"<br />

nennen würden. 1. Kön. 5,12 berichtet:<br />

Er verfaßte dreitausend Sprichwörter, und die Zahl seiner<br />

Lieder betrug tausendundfünf.<br />

Sprüche sind Lebensregeln, moralisch-ethische<br />

Grundsätze, die das Verhalten des einzelnen,<br />

aber auch das Zusammenleben des Volkes ordnen.<br />

Das alles ist für Israel erstmalig. Doch es hat regionale<br />

Bedeutung, bewegt nicht die Welt.<br />

Weltgeschichtlich bedeutsam aber wird, was Salomo<br />

auf dem Gebiet der Literatur in Bewegung<br />

bringt. Doch dazu muß etwas weiter ausgeholt<br />

werden: Für den humanistisch Gebildeten gilt<br />

das unter dem Namen Homer zusammengefaßte<br />

Werk als Ursprung aller Literatur. Dabei<br />

wissen wir über „Homer" wenig. Ein gewisser<br />

Melesigenes von Smyrna soll an der Endredaktion<br />

der Ilias entscheidend mitgewirkt haben,<br />

etwa im 8. vorchristlichen Jahrhundert. Etwas<br />

später <strong>—</strong> frühestens in der zweiten Hälfte des 8.<br />

Jahrhunderts <strong>—</strong> scheint die Odyssee von anderer<br />

Hand ihre Endfassung erhalten zu haben. Unter<br />

Salomo aber - zwei Jahrhunderte früher - erfolgte<br />

bereits in Israel die Sammlung, Aufzeichnung<br />

und erste Redaktion der alten biblischen<br />

Stoffe.<br />

Nur knapp sei hier zusammengefaßt, welch literarische<br />

Leistung unter Salomos Hand in Jerusalem<br />

vollbracht wurde. Da gab es uralte Lieder,<br />

die im Volk von Mund zu Mund weitergegeben<br />

wurden. Dazu gehören etwa Lamechs Schwertlied<br />

(1. Mose 4,23-24), das Schilfmeerlied (2.<br />

Mose 15), das Brunnenlied (4. Mose 21,17-18)<br />

oder das Sihonlied (4. Mose 21,27ff). Es waren<br />

aber auch schon schriftlich fixierte Texte vorhanden,<br />

wie etwa Listen von Richtern (Richter<br />

10,1-5 und 12,7-15), Städten, Feldzügen.<br />

Auch das Bundesbuch (2. Mose 20,1-17) lagwie<br />

viele andere Gesetzestexte - seit langer Zeit<br />

schriftlich vor. Daneben waren Annalen und<br />

Chroniken vorhanden, Einzelerzählungen und<br />

Stammesüberlieferungen. Wohl schon in den<br />

Tagen Davids war dieses reiche Material durch<br />

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