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Joschafat schloß mit ihm ein Abkommen, um Schiffe zu<br />
bauen, die nach Tarschisch fahren sollten. Sie bauten die<br />
Schiffe in Ezjon-Geber. So zerschellten denn die Schiffe und<br />
konnten nicht nach Tarschisch fahren.<br />
(2. Chr. 20,35f)<br />
Es wird leider nicht gesagt, aufweiche Weise das<br />
Unternehmen scheiterte. Die Lutherübersetzung<br />
legt es nahe, an einen Sturm zu denken.<br />
Der hebräische Urtext macht es aber möglich,<br />
auch zu übersetzen „wurden zerbrochen". Möglich,<br />
daß die Schiffe schon beim Bau auseinanderbrachen,<br />
weil sich die einheimischen Zimmerleute<br />
nicht auf Schiffbau verstanden; möglich,<br />
daß die Fahrzeuge in einem Sturm scheiterten;<br />
möglich und denkbar aber auch, daß die inzwischen<br />
erstarkten Ägypter die Flotte auf<br />
Grund setzten.<br />
Im übrigen ist der Text an dieser Stelle ohnehin<br />
unsicher überliefert. In Ezjon Geber Schiffe zu<br />
bauen, die nach Tarschisch fahren sollten? Hier<br />
gehen dem Berichterstatter, der einer späteren<br />
Zeit angehört, zwei Dinge durcheinander, die<br />
nicht zueinander passen: Ezjon Geber und Tarschisch.<br />
Der Hafen Judas liegt am Roten Meer<br />
und das Tartessos im fernen Westen Spaniens!<br />
Wahrscheinlich ist der Irrtum so zu erklären:<br />
128<br />
König Joschafat gab den Auftrag, in Ezjon Geber<br />
Tarschischschiffe - also Hochseeschiffe - zu<br />
erbauen. Der Chronist - wahrscheinlich in Unkenntnis<br />
über Schiffsbau <strong>—</strong> hatte keine Vorstellung,<br />
daß ein Tarschischschiff eine Schiffsklasse<br />
darstellt und schlicht ein seegehendes Tiefwasserschiff<br />
bedeutet. Er brachte den Namen Tarschisch<br />
als Typenbezeichnung mit der sagenhaften<br />
Stadt „irgendwo da hinter dem Meer" in<br />
Verbindung; so kommt es, daß bei ihm Schiffe<br />
nach Tarschisch im Roten Meer starten.<br />
Sehr viel näher an der Wirklichkeit und wohl auf<br />
besseren Quellen fußend ist die Überlieferung:<br />
Auch baute Joschafat eine Tarschischflotte, die nach Ofir<br />
fahren sollte, um Gold zu holen. Doch kam es nicht zur<br />
Fahrt, da die Schiffe in Ezjon-Geber zerschellten.<br />
(1. Kön. 22,49)<br />
Dieser - leider zu knappe - Bericht entspricht<br />
eher den wirklichen Begebenheiten. Joschafat<br />
hatte wohl in den Archiven den Bericht von den<br />
Ofirfahrten Salomos aufgefunden und beschloß,<br />
die leere Staatskasse aus dieser Quelle zu füllen.<br />
Sein Unternehmen Ofir war aber aus den schon<br />
angeführten Gründen von vornherein zum<br />
Scheitern verurteilt.