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er eine Flotte führte, zuerst ein Kaufmann. Und<br />
darum wußte er, was es bedeutete, in einen Handeleinzubrechen,<br />
der bisher ausschließlich einem<br />
anderen gehörte, dem Pharao. Erfuhr der Pharao<br />
zu früh, daß sich eine tyrische Flotte hier gezeigt<br />
hatte, war Schlimmes zu befürchten.<br />
Adoniram hatte geduldig zugehört, was Channo<br />
an Gründen für eine schnelle Abreise vorzubringen<br />
hatte. Doch dann lächelte er. „Du sprichst als<br />
Phönizier, Channo. Und ich verstehe deine Sorge<br />
sehr gut. Doch nun verstehe auch mich. Ich<br />
denke als Jude, als Vertrauter des Königs Salomo.<br />
Und darum sage ich dir: Hab' keine Sorge<br />
vor dem, was Pharao tun könnte." Adoniram<br />
hob die Stimme. „Pharao wird nichts tun. Denn<br />
er ist der Vater Tejes, die Salomo zum Weibe<br />
hat."<br />
Channo begriff. So also war das: Teje, eine der<br />
Frauen dieses weisen Königs, war der Schlüssel,<br />
der die Tür zum Wunderland Ofir aufgeschlossen<br />
hatte. Über Teje hatte Salomo erfahren, daß<br />
es ein Goldland Ofir gab. Mehr: wie man dorthin<br />
gelangt. Und von unserem König Hiram, der ihm<br />
ebenfalls eine Tochter zum Weibe gab, ließ er<br />
sich Schiffe bauen und dann die Mannschaften<br />
dafür stellen. Fürwahr, ein weiser König!<br />
Channo fuhr auf, Adoniram hatte gefragt, ob er<br />
nun zustimme. Channo nickte. Ja, er stimmte zu.<br />
Adoniram hatte recht, vom Pharao drohte kaum<br />
Gefahr. Der weise Salomo würde sich beizeiten<br />
abgesichert haben. Und außerdem: Es stand<br />
schlecht um die Macht Mizraims. Ägypten hatte<br />
nicht mehr die Kraft wie einst. Der Pharao hatte<br />
Sorgen im eigenen Land. Er wird uns nicht den<br />
Weg verlegen.<br />
Schweigend hörte Channo zu, was Adoniram<br />
vorzuschlagen hatte. Gut, sie würden also die<br />
Herrin dieses Landes in ihrer Hauptstadt Marib<br />
besuchen, um ihre Freundschaft zu suchen und<br />
den Handel mit ihr anzuknüpfen. Und es galt:<br />
Immer geht der Gewinn, wie zwischen Salomo<br />
und Hiram abgesprochen, in zwei gleiche Teile:<br />
eine Hälfte für den König in Tyrus, die andere für<br />
den in Jerusalem. Ja, wir haben schon weise Herren!<br />
Aber auch dieser Adoniram ist schlau: Asarja<br />
soll mit einigen anderen dieser jüdischen Herren<br />
hier im Hafen zurückbleiben, um auch hier Fäden<br />
zu knüpfen, Freundschaften zu schließen?<br />
Nein, ich verstehe, mein lieber Adoniram: Um<br />
meine phönizischen Kapitäne zu überwachen!<br />
Um fein säuberlich Buch zu führen über alles,<br />
was da an Bord kommt. Ach, wenn man doch die<br />
Hände frei hätte, nicht angewiesen wäre auf diesen<br />
Hafen Ezjon Geber, den der weise Salomo<br />
am Elanitischen Meer besitzt. Wenn man auf eigene<br />
Rechnung hier Handel treiben könnte und<br />
nicht teilen müßte mit diesen Juden! Doch<br />
Channo gab sich dem Ärger nicht hin. Ein<br />
Kaufmann und Seemann muß die Dinge nehmen,<br />
wie sie sind. Träume bringen nichts ein.<br />
Channo straffte sich in den Schultern. Er sagte<br />
leichthin: „Ich bin einverstanden, Adoniram.<br />
Gib mir zwei Tage Zeit, die Reise ins Inland vorzubereiten."<br />
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