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Das sind nicht Ausreden, das sind Argumente.<br />
Und sie stimmen. Trotzdem: Gott bleibt bei seinem<br />
Vorsatz: „Ich sende dich. Also geh!"<br />
Da steht der Mensch nun. Was tun? Fliehen?<br />
Jona hat es versucht. Es gab kein Entrinnen, es<br />
gibt kein Entrinnen. Ich bin Gott ausgeliefert.<br />
Dann also mit Gott! Aber so ein klein bißchen<br />
etwas soll dabei auch für mich abfallen! Wer<br />
seine Bibel kennt, wüßte sofort einschlägige<br />
Beispiele für eine solche Haltung zu nennen.<br />
Wer die Menschen kennt, wäre um Namen nicht<br />
verlegen. Wer sich selber kennt, - weiß sich getroffen.<br />
Ich bin dieser Erzschelm und Schalk.<br />
Mich hat Gott gerufen. Nicht so eindeutig, nicht<br />
so unmittelbar wie einen Mose oder Elija. Ganz<br />
still, unauffällig. Ich weiß, was bei Gott gut ist<br />
und was ich tun soll. Ich glaube. Ich weiß auch,<br />
daß dieser Glaube mir geschenkt ist. Ich weiß,<br />
daß alles Gottes Werk war, Gnade. Und doch:<br />
Ich möchte sein wie Gott<strong>—</strong> „sicut deus". So bin<br />
ich, so! So ist der Mensch!<br />
Salomo: An ihm springt dieses „sim sicut deus"<br />
geradezu in die Augen. Nicht Jakob ist das Paradebeispiel<br />
des „göttlichen Gauners", Salomo<br />
ist es. Es lohnt sich, immer wieder in der Lebensgeschichte<br />
Salomos darauf zu achten. Salomo<br />
ist das Musterbeispiel für den von Gott berufenen,<br />
glaubenden Menschen: Gerufen von<br />
Gott folgt er, weil er folgen muß. Und versucht<br />
doch immer wieder, schlau seine eigenen Ziele<br />
durchzubringen. Immer nach der Parole: Mit<br />
Gott will ich Großes tun. Ich! So sucht der<br />
Mensch seinen Weg „mit Gott" in seinem persönlichen<br />
Leben zu gehen.<br />
Weiter greifend, aber qualitativ nicht anders, ist<br />
10<br />
die Haltung des Menschen in der Funktion des<br />
Herrschers. Da ist die archaische Gestalt Melchisedeks.<br />
Er war König zu Salem und Priester<br />
des Höchsten Gottes (1. Mose 14,18). Diese<br />
imponierende Erscheinung hat immer wieder<br />
den Blick der Frommen auf sich gezogen. König<br />
und Priester in einem! Gleichsam in Personalunion<br />
begegnen sich die himmlische und die irdische<br />
Welt.<br />
König: Das ist Ordnung und Macht, Gesetz und<br />
Gewalt. Priester: Das ist Brückenbauer zwischen<br />
Gott und Mensch, Mittler zwischen<br />
Schöpfer und Geschöpf, zwischen dem Sünder<br />
und dem Heiligen. König und Priester: Das ist<br />
ein Abglanz des Ewigen im Heute. Hier leuchtet<br />
eine Verheißung: Dem Guten wird nicht nur<br />
Wort verliehen, nein, es wird auch zum Sieg gebracht.<br />
Das Recht wird göttlich abgesegnet und<br />
legitimiert, das Böse wird im Namen Gottes gestraft.<br />
In Vollendung wäre es: Reich Gottes auf<br />
Erden.<br />
Kein Wunder, daß sich an dieser Vorstellung die<br />
Geister seit je entzündeten. Gottes Willen auf<br />
Erden verwirklichen, sein Reich schaffen hier<br />
mitten unter uns! Eine faszinierende Utopie <strong>—</strong><br />
und die größte Versuchung der Frommen.<br />
Und auch hier wieder steht Salomo beispielhaft<br />
für viele. Gewiß, schon vor ihm hat es Priesterkönige<br />
gegeben. Am Nil wie am Euphrat oder<br />
anderswo. Doch da war es nicht Gott, nicht<br />
Jahwe der Einzige. Nicht der Herr, der im Dunkel<br />
wohnt und vor dem wir vergehen. Es waren<br />
Naturmächte, die magisch herabgezwungen<br />
wurden. Die Sonne etwa, die herhalten mußte,<br />
als Vater des Königs zu gelten, ihn zu vergötzen.