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Der Krätzige kämpfte sich mit den Ellenbogen<br />

nach vorn. „Nichts werden wir erzählen! Wir<br />

kehren nimmer heim!" Beschwörend hob er die<br />

Arme, wies auf die im steifen Nordmonsun<br />

schwellenden Segel: „Immer weht es von Mitternacht,<br />

nie kommen wir nach Haus!"<br />

Mit herrischer Handbewegung scheuchte<br />

Channo den Narbigen zurück. „Nichts weißt du,<br />

gar nichts! Du siehst nur, wie der Wind von Norden<br />

weht, seit wir die Insel Sukatara verließen."<br />

Kynon, fast schon flehentlich: „ Wochen ist das<br />

her, Wochen!" Channo blickte verächtlich auf<br />

ihn hinab. „ Was sind schon Wochen bei einer<br />

Seefahrt wie dieser! Hier zählen nur Monde."<br />

Channo wandte sich wieder den anderen zu.<br />

„Fast ein halbes Jahr lang weht auf diesem Meer<br />

der Wind von Nord. Dann springt er um und<br />

weht mit gleicher Beständigkeit aus Süd."<br />

Schweigen. Kynon duckte sich, fragte unsicher:<br />

„ Und<strong>—</strong> woher weißt du das?" Channo warf den<br />

Kopf in den Nacken. „ Von den braunen Seefahrern,<br />

die wir an Sabas Küste trafen. Und ich hörte<br />

schon früher davon, lange bevor wir Ezjon Geber<br />

verließen."<br />

Der Graukopf schob sich vor. „ Wer konnte dort<br />

von diesen Winden Kenntnis haben?" Channo<br />

wies auf Asarja: „Der weise König gab seinen<br />

Männern dieses Wissen mit auf den Weg."<br />

Kynon lachte grell auf. „Der Jude! Ho, was versteht<br />

ein Jud' von der See?" Asarja war vorgetreten,<br />

sah dem Blatternarbigen ruhig in die Augen.<br />

„ Woher der König sein Wissen nahm, ist sein<br />

Geheimnis. Doch ich kann dir beweisen, daß vor<br />

uns schon andere diese Küsten befuhren und, was<br />

für dich so wichtig ist, auch richtig wieder heimkamen."<br />

„Du kannst es beweisen?" fragte der Alte. Asarja<br />

nickte. „Ich bekam eine genaue Beschreibung<br />

der Route mit auf den Weg. Wir haben heute früh<br />

ein Kap umfahren, von dem aus die Küste jetzt<br />

nach Westen verläuft. Aus dem Munde des weisen<br />

Königs erfuhr ich, daß wir nunmehr in wenigen<br />

Tagen einen mächtigen Strom erreichen werden,<br />

der sich in zahllosen Mündungen in den<br />

Ozean ergießt."<br />

Der Graukopf zog die Brauen zusammen. „ Wie<br />

der heilige Nil?" Asarja nickte: „Ähnlich dem<br />

Nil. Doch während das Dalet* des Nils aus<br />

fruchtbarem Ackerland besteht, ist das Mündungsgebiet<br />

des Stromes, der vor uns liegt, von<br />

undurchdringlichem Wald bedeckt." Asarja<br />

warf den Kopf in den Nacken. „Haben wir diesen<br />

Strom passiert, dann ist es nicht mehr weit bis zu<br />

dem Goldland."<br />

„Das sollen wir glauben?" knurrte Kynon. „Du<br />

brauchst es nicht zu glauben", warf Asarja über<br />

die Schulter hin, „du wirst es sehen." Er wandte<br />

sich den anderen zu. „ Und dann werdet ihr alle<br />

wissen, daß vor uns schon andere hier waren und<br />

heil nach Hause kamen."<br />

Dalet: Das Dalet ist der vierte Buchstabe des phönizischen und des<br />

hebräischen Alphabets. Von den Griechen wurde es später als<br />

Delta übernommen.<br />

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