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Damals begab sich Salomo nach Ezjon-Geber und Elat an<br />
der Küste des Meeres in Edom. Hiram schickte ihm durch<br />
seine Knechte Schiffe und geübte Seefahrer. Sie fuhren mit<br />
den Leuten Salomos nach Ofir, holten von dort vierhundertfünfzig<br />
Talente Gold und brachten es dem König Salomo.<br />
(2. Chr. 8,17-18)<br />
Eine Notiz aus etwas späterer Zeit und auf den<br />
ersten Blick zumindest ungenau. Hiram sandte<br />
ihm durch seine Leute Schiffe? Unmöglich! Ein<br />
Kanal zwischen dem Mittelmeer und dem Roten<br />
Meer bestand zu jener Zeit nicht mehr oder<br />
noch nicht wieder. Der alte Durchstich war versandet<br />
und unpassierbar. Keine Möglichkeit<br />
also, daß Hiram Schiffe mit phönizischer Mannschaft<br />
von Tyrus nach Elat hätte schicken können.<br />
Doch da fällt uns ein: War nicht schon das Schiff<br />
des Cheops zerlegbar gewesen? Und die Flotte<br />
der Hatschepsut? Hörten wir nicht, daß Semiramis<br />
Fahrzeuge besaß, die für Landtransport<br />
demontiert werden konnten? Dann liest sich der<br />
Text aus dem 8. Kapitel des 2. Chronikbuches<br />
so:<br />
Und Hiram sandte ihm durch seine Leute zerlegte<br />
Schiffe und auch Seeleute. Die fuhren mit<br />
Salomos Leuten nach Ofir.<br />
Im einzelnen sähe das so aus: Hiram läßt in Tyrus<br />
eine Flotille von zerlegbaren Schiffen bauen.<br />
Auf dem Seeweg erreichen sie die Gegend von<br />
El Arish. Von dort aus führt ein verhältnismäßig<br />
guter Karawanenweg hinüber nach Elat. Über<br />
ihn werden die Einzelteile der Schiffe ans Rote<br />
Meer transportiert und dort, im Schutz des<br />
heute Coral Island benannten Inselchens, wieder<br />
zusammengesetzt und zu Wasser gelassen.<br />
Eine Meldung, die im Jahr 1979 durch die<br />
Presse lief, scheint diese Annahme zu unterstreichen.<br />
Bei Kuntillet Ajrut wurden Festungsanlagen<br />
freigelegt. Phönizische und hebräische<br />
Inschriften kamen zu Tage, aus denen auf einen<br />
regen Handel zwischen dem Mittelmeer und<br />
dem Roten Meer geschlossen werden kann. Einige<br />
Mitarbeiter der Universität Tel Aviv vermuten,<br />
daß über Kuntillet auch Schiffsteile<br />
transportiert wurden, die man dann in Ezjon<br />
Geber für die Ofirfahrt zusammensetzte. Man<br />
wird abwarten müssen, wie weit sich diese Vermutungen<br />
bestätigen. Sollte das der Fall sein, so<br />
ergäbe das einen weiteren Stein im Mosaik unserer<br />
Hypothese. Kuntillet liegt nämlich an jener<br />
alten Piste, die von El Arish nach Ezjon Geber<br />
führt, etwa zwei Tagesreisen vor diesem Hafen.<br />
Auch die Notiz, Salomo selbst sei damals nach<br />
Ezjon Geber gereist, klingt dann nicht ganz unwahrscheinlich<br />
(2. Chr. 8,17). Ein Ezjon Geber,<br />
in dem Schiffe, die auf dem Mittelmeer vom<br />
Stapel gelaufen waren, wieder zusammengesetzt<br />
wurden, war wirklich „eine Reise wert".<br />
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