Download - Kongressheft 2006 - Medizinkongresse.org
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ORGANISATORISCHES<br />
18. DEUTSCH-TÜRKISCHER MEDIZIN-KONGRESS<br />
für Gastroenterologie und gastroenterologische Onkologie in Istanbul/Türkei<br />
Kongressdatum: Dienstag, 6. Juni <strong>2006</strong><br />
Uhrzeit: 9.00 - 18.00 Uhr<br />
Kongresshotel: CROWNE PLAZA / Sahilyolu Ataköy - 34 710 Istanbul<br />
Tel. : 0090-212 560 81 00 · Fax: 0090-212 560 81 55<br />
Themen: Mucosektomie, Barrett-Karzinom,<br />
Duodenal/Papillentumore, Chromoendoskopie,<br />
Kapselendoskopie, High-end-Sonographie,<br />
Pankreatits, Peritonitis, laparoskopische<br />
Operationen, virtuelle Endoskopie.<br />
Kongressveranstalter: Dr. med. Deniz Uyak<br />
PD. Dr. med. Sükrettin Güldütuna<br />
Prof. Dr. med. Tayfun Bozkurt<br />
Kongressleitung Prof. Dr. med. Ertugrul Göksoy/Istanbul<br />
in Istanbul: Prof. Dr. med. Can Gökdogan/Istanbul<br />
Dr. med. Deniz Uyak/Wilhelmshaven<br />
Kongress<strong>org</strong>anisation Aktuell Tourism · Ömer Duna / Istanbul<br />
in der Türkei: Tel.: 00 90 212 288 36 86 · Fax: 00 90 212 273 09 17<br />
aktueltours@superonline.com<br />
Flug<strong>org</strong>anisation Hörster Reisen, Inge Hörster / Bonn<br />
in Deutschland: Tel.: (02 28) 47 15 15 · Fax: (02 28) 47 50 60<br />
Aktuell@urlaubs-hotline.de<br />
Reise<strong>org</strong>anisation Novitas Tourism · Gülsen Kirbas / Istanbul<br />
in der Türkei: Tel.: 00 90 (212) 251 28 08/09 · Fax: 00 90 (212) 292 08 78<br />
Handy: 0090 532 236 51 27<br />
gulsenkirbas@superonline.com<br />
Hotelunterbringung: 3. - 7. Juni <strong>2006</strong><br />
Cinar Hotel und Crowne Plaza (3. - 7. Juni <strong>2006</strong>)<br />
Pressekonferenz: 6. Juni <strong>2006</strong> um 12.00 Uhr<br />
1
FACT-SHEET<br />
(KURZPORTRAIT)<br />
Tagungstitel 18. Deutsch-Türkischer Kongress für Gastroenterologie<br />
und gastroenterologische Onkologie<br />
Tagungsort Istanbul / Türkei<br />
Tagungstermin 5. - 6. Juni <strong>2006</strong><br />
7. Endoskopietagung - Montag, 5. Juni <strong>2006</strong><br />
18. Gastro-Kongress - Dienstag, 6. Juni <strong>2006</strong><br />
Programm Während und nach dem Kongress findet ein umfangreiches<br />
Besichtigungs- / Reiseprogramm statt.<br />
3. - 07. Juni <strong>2006</strong> Sehenswürdigkeiten in Istanbul<br />
7. - 18. Juni <strong>2006</strong> Reise Kappadokien/Ostanatolien<br />
Finanzierung Firmen-Sponsoring<br />
(Keine staatlichen oder anderweitigen Zuschüsse)<br />
Die Kongress<strong>org</strong>anisation basiert auf ehrenamtlicher<br />
Arbeit des Veranstalters.<br />
Zertifizierung Der 17. DEUTSCH-TÜRKISCHE KONGRESS für<br />
Gastroenterologie 2005 in Istanbul wurde von der<br />
Akademie für Ärztliche Fortbildung (Ärztekammer<br />
Niedersachsen) im Rahmen der freiwilligen Zertifizierung<br />
mit 15 Punkten bewertet.<br />
Kontakt Dr. med. Deniz Uyak<br />
August-Hinrichs-Str. 72<br />
D-26386 Wilhelmshaven<br />
Tel.: 0 44 21/ 6 49 08<br />
Fax: 0 44 21/ 6 49 10<br />
Handy: 0172/ 40 699 34<br />
Handy mail: 01724069934@vodafone.de<br />
E-mail: D.Uyak@t-online.de<br />
Internet:www.medizinkongresse.<strong>org</strong><br />
2
Grußwort<br />
des Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz<br />
Zum Deutsch-Türkischen Kongress für Gastroenterologie<br />
und gastroenterologische Onkologie in Istanbul übermittle<br />
ich allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern meine<br />
herzlichen Grüße.<br />
Durch den herausragenden Einsatz von Herrn Dr. med. Deniz Uyak<br />
findet der wissenschaftliche Kongress mit dem interessanten Rahmenprogramm<br />
bereits zum 18. Mal statt. Ich danke Herrn Dr. med.<br />
Deniz Uyak für sein langjähriges und erfolgreiches Engagement.<br />
Die Veranstaltung ermöglicht auf dem Gebiet der Gastroenterologie und der gastroenterologischen<br />
Onkologie einen intensiven Erfahrungsaustausch. Dieser internationale Austausch<br />
ist besonders in diesem Bereich der Medizin notwendig, weil eine erstaunlich schnelle Entwicklung<br />
in den vergangenen Jahren stattgefunden hat. Ich hoffe, dass diese Vernetzung<br />
des Fachwissens über Grenzen hinweg auch zu neuen Erkenntnissen in der Forschung<br />
beiträgt, damit die einzusetzenden Verfahren von Diagnostik über Therapie bis zur Nachbehandlung<br />
weiterentwickelt werden können.<br />
Darüber hinaus sehe ich in diesem Kongress einen wichtigen Beitrag zur Völkerverständigung.<br />
Wir brauchen besonders in unserer Zeit eine solche „Brücke“, die zum gegenseitig<br />
besseren Verständnis, zu größerer Toleranz führt. Ich wünsche mir, dass über die wissenschaftliche<br />
und praktische Seite hinaus der Kongress auch in dieser Hinsicht erfolgreich ist.<br />
Allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern wünsche ich einen ertragreichen Verlauf des 18.<br />
Deutsch-Türkischen Kongresses für Gastroenterologie und gastroenterologische Onkologie,<br />
sowie einen angenehmen, erlebnisreichen Aufenthalt in der Türkei, besonders in der<br />
faszinierenden Metropole Istanbul.<br />
Kurt Beck<br />
Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz<br />
3
VORWORT<br />
des Organisators zum 18. Deutsch-Türkischen gastroenterologischen Kongress<br />
„Kein Ziel ist so hoch, dass es unwürdige Praktiken rechtfertigt.“<br />
(Albert Einstein)<br />
Hosgeldiniz! Welcome! Herzlich Willkommen<br />
beim 18. Magen-Darm-Kongress hier<br />
in Istanbul!<br />
Ich begrüße alle Türkei-, Istanbul- und Gastrofans ganz herzlich und<br />
hoffe Ihr seid gut in Istanbul, Stadt der zwei Kontinente angekommen<br />
und die spannende und heiße Phase auf diesem Kongress für<br />
Gastroenterologie, Chirurgie und Onkologie kann losgehen…<br />
Als Mediziner, mit südländischer Abstammung, lege ich wie immer sehr viel Wert auf einen<br />
Magen-Darm-Kongress auf hohem Niveau und einer persönlich/familiären Atmosphäre, der sich<br />
von den anderen Massenveranstaltungen unterscheidet. Wichtig ist mir auch, dass die Gesamtveranstaltung<br />
einen außergewöhnlichen Touch erhält und alle Teilnehmer ihre Erfahrungen, Eindrücke<br />
und ihr Wissen mit nach Hause nehmen.<br />
Nun zu den allgemeinen Kongress-News. Absolutes Topthema auf der Agenda der türkischen<br />
Außenpolitik war auch 2005 der mögliche Beitritt zur Europäischen Union. Die Staats- und Regierungschefs<br />
der EU beschlossen Ende Dezember 2004 in Einstimmung die Beitrittsverhandlungen<br />
zwischen der Türkei und der EU für Anfang Oktober 2005 aufzunehmen. Der Grund dafür<br />
sind die Demokratiefortschritte durch Reformen unter Ministerpräsident Recep Erdogan im politischen<br />
(stärkere Grundrechte im Bereich Meinungsäußerungsfreiheit und Minderheiten, weniger<br />
Militäreinfluss im Nationalen Sicherheitsrat, Abschaffung der Todesstrafe) und wirtschaftlichen<br />
Bereich (institutionelle Reformen, gute Verbesserung des DCEI-Wirtschaftsindex, massive Senkung<br />
der Inflation). In den nächsten Jahren wird sich zeigen, ob die Türkei die politische Durststrecke<br />
zur Erfüllung der Kopenhagen-Beitrittskriterien von 1993 (demokratische und rechtsstaatliche<br />
Grundordnung, funktionierende Marktwirtschaft, Menschenrechte und Grundrechtsschutz<br />
etc.) durchhält. Daneben könnten weitere Konfliktlinien (Finanzierung des EU-Haushaltes, Einwanderungsprobleme,<br />
kulturelle/religiöse Unterschiede etc.) den Beitritt gefährden.<br />
Topthema im medizinischen Bereich sind die so genannten virtuellen Untersuchungsmethoden<br />
im Magen-Darm-Bereich, der Atemwege und der Blutgefäße. Diese werden mit Hilfe von speziellen<br />
Computertomographen oder dem Kernspintomographen angefertigt. War noch vor wenigen<br />
Jahrzehnten die Diagnose von Organteilen nur durch eine chirurgische Abklärung möglich, sind<br />
inzwischen patientenfreundliche und weniger eingreifende, sogenannte minimalinvasive, endoskopische<br />
Techniken auch im Magen-Darm-Bereich tägliche Routine. Mit der virtuellen Untersuchung<br />
ist eine neue Zeitepoche angebrochen, die eine Diagnose in jeder Hinsicht revolutioniert.<br />
Zweidimensionale Bilder (CT/ MRT) werden mit Hilfe von Hochleistungsrechnern in dreidimensionale<br />
verwandelt. Um das räumliche Bild zu berechnen, wird der Helligkeitsunterschied zwischen<br />
Körperhöhle und Gewebe (Luft/Flüssigkeit) in der Umgebung genutzt. Dann wird mit Hilfe<br />
spezieller Rekonstruktionstechniken die Kamerafahrt durch das Organ simuliert (virtual reality)<br />
und das nur mit bildgebenden Verfahren ohne in den Patienten einzudringen.<br />
5
Diese Methode eignet sich insbesondere zur Vors<strong>org</strong>e bei Dickdarmkrebs, die sogenannte CT-<br />
/MR-Kolonographie. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass die Qualität der virtuellen Bilder mit<br />
einer „echten“ Magen-Darmspiegelung vergleichbar ist. Sogar Polypen werden mit ähnlich hoher<br />
Sensitivität detektiert. Vorteile sind:<br />
● gute Untersuchungsmöglichkeit<br />
● ganzheitliche Diagnostik im Bauchraum (Leber, Nieren, Pankreas, Gallenblase)<br />
● patientenfreundliche Untersuchung durch kurze Zeiten und ohne Schmerzen<br />
● kaum Risiken/Nebenwirkungen<br />
● langfristig geringere Kosten<br />
Die virtuelle Untersuchung als „künstliche Zeitreise“ durch den Magen-Darm-Bereich ist allerdings<br />
nur als Diagnoseinstrument geeignet. Bei einer Magen-Darmspiegelung sind auch Eingriffe,<br />
wie Blutungsstillung, Gewebeentfernung, Probenentnahme möglich. In Zukunft wird der Patienten<br />
zur Früherkennung, Kontrolluntersuchung, Verlaufskontrolle (Prescreening) virtuell untersucht<br />
und nur bei konkretem Verdacht ein endoskopischer Eingriff v<strong>org</strong>enommen.<br />
Ich hoffe, dass wir diese neuen virtuellen Techniken in der Türkei ausprobieren können (Wissens/Technologietransfer,<br />
wissenschaftliche Untersuchungen etc.).<br />
Ein weiterer medizinischer Meilenstein ist die Weiterführung und der Ausbau der Ersten<br />
Deutsch-Türkischen Kongress für Medizin und Gesundheitspolitik, der am 7. / 8. Oktober 2005 in<br />
der Charite/Berlin stattfand und von mir mit<strong>org</strong>anisiert war. Das Interessante daran:<br />
● erster Deutsch-Türkischer Medizinkongress in Berlin von und für deutsche und türkische<br />
Ärzte<br />
● übergreifende (interdisziplinäre) medizinische Themen<br />
Kardiologie, Gastroenterologie, Onkologie, Gynäkologie,<br />
gesundheitspolitische Themen<br />
deutsch-türkische Zusammenarbeit, Umgang mit türkischen Patienten<br />
Die Kongress<strong>org</strong>anisation wird unterstützt durch die WISO-Gruppe (S.E.-Consulting), dem<br />
Deutsch-Türkischen Gesundheitsforum, prominenten Persönlichkeiten aus Politik und Medizin.<br />
Schirmherrschaft hatte der deutsche und türkische Gesundheitsminister. Der Kongress ist eine<br />
Möglichkeit in Deutschland auch einen interessanten deutsch/türkischen Medizinkongress zu<br />
veranstalten. „Die Kongressidee kommt an den Ursprung zurück“ mit vielen Möglichkeiten (Institutionen,<br />
Personen, Themen, Zielgruppen). Prof. Dr. Heinz J. Buhr bot mir an, den Medizinkongress<br />
zusammen mit ihm, der WISO-Gruppe und dem Deutsch-Türkischen Gesundheitsforum zu <strong>org</strong>anisieren.<br />
So kann ich meine fast zwanzigjährige Organisationserfahrung (Türkeikongresse) beim<br />
2. Deutsch-Türkischen Kongress für Medizin und Gesundheitspolitik in Berlin kreativ nutzen. Der<br />
Medizinkongress in Berlin ergänzt den Gastro-Kongress in Istanbul sehr gut. Wichtig für mich ist,<br />
dass sich viele interessierte Unterstützer bei mir melden. Vielleicht können wir ein Treffen auf dem<br />
Gastrokongress in Istanbul <strong>org</strong>anisieren. „Projektgruppe Berlin-Kongress“.<br />
Last but not least noch einige Kritik an die deutsch-türkischen Beziehungen im Medizinbereich.<br />
Besonders ärgere ich mich über das Verhalten von einigen türkischen Tochterfirmen deutscher<br />
Unternehmen. Es besteht kein Interesse an medizinische Beziehungen zwischen Deutschland/Türkei<br />
und betrifft die Bereiche Aus- und Fortbildung.<br />
Es kann nicht sein, dass eine Konzernzentrale ohne Einfluss auf ihr Unternehmen in der Türkei<br />
ist, auch dann nicht, wenn sie formaljuristisch eine unabhängige Tochterfirma ist. Gewisse Einflussmöglichkeiten<br />
sollten vertraglich abgesichert sein um weltweit einheitliche Standards zu<br />
garantieren.<br />
6
Denn schließlich repräsentieren die Tochterfirmen ihre Muttergesellschaft. Für mich, als Organisator<br />
ist das ständig derselbe „Eiertanz“. Der Mutterkonzern würde gerne bestimmte medizinische<br />
Veranstaltungen in der Türkei unterstützen, die Tochterfirma aber zeigt kein Interesse, weil<br />
sie nur ihre eigenen Ziele und nicht die des Gesamtkonzerns im Auge hat. Deutsche Unternehmen<br />
sollten sich daher überlegen, ob sie das Auslandsgeschäft nicht selber <strong>org</strong>anisieren.<br />
Der zweite Kritikpunkt ist die Zusammenarbeit von deutschen und türkischen Kongressveranstaltern<br />
im Bereich Medizin. Im letzten Jahr fand zeitgleich zu unserem Deutsch-Türkischen<br />
Kongress in Istanbul ein nationaler hepatologischer Kongress statt.<br />
Mein Vorschlag für die Zukunft:<br />
● gemeinsame Projekte durch z.B. lokale Endo-Clubs<br />
● gemeinsame Verbände<br />
Für den 18. Deutsch-Türkischen Gastroenterologen-Kongress in Istanbul haben wir wieder<br />
eine Reihe sehr interessanter Themen auf der Tagesordnung. Im Diagnostikbereich die Highend<br />
Sonographie, die Chromo- bzw. Zoomendoskopie und die Kapselendoskopie. Absolutes<br />
Highlight in diesem Jahr die sogenannte virtuelle Untersuchung (VU) im Magen-Darm-Bereich<br />
mit Hilfe hochentwickelter Computertomographen (UCT) und Magnetresonanztomographen<br />
(MRT). Im Therapiebereich von Magen-Darm-Erkrankungen geht es unter anderem um die<br />
Behandlung oft tödlich endender Bauchfellentzündungen (Peritonitis), der endoskopischen<br />
Tumorentfernung (Mukosektomie) aus der Magen-Darmschleimhaut sowie die Behandlung<br />
von Barett-Speiseröhrenkrebs.<br />
Neben dem medizinisch-wissenschaftlichen Teil gibt es ein spannendes Kultur- und Reiseprogramm<br />
in Istanbul vom 3. - 7. Juni <strong>2006</strong> und in Ostanatolien vom 7. - 18. Juni <strong>2006</strong>. In<br />
Istanbul wird es ein Mix aus klassischem Besichtigungsprogramm der Altstadt mit Blauer<br />
Moschee, Hagia Sophia, Topkapi-Palast, einen Ausflug ans Goldene Horn mit Aussichtsplattform<br />
und Cafe „Pierre Lotti“, die Chorakirche und einer Bosporus-Fahrt geben. Auch zum<br />
Relaxen im Fischrestaurant und für Basareinkauf ist genügend Zeit eingeplant. Die Ostanatolienreise<br />
geht u.a. nach Kayseri, Erzurum und Sivas. Besichtigungshighlight und neben dem<br />
UNESCO-Weltkulturerbe in Hattusa, ehemalige Hauptstadt der Hethiter, auch große Bergmassive<br />
wie der Vulkanberg Erciyas, der Ararat, die Rebhuhn-Schlucht und historische Baudenkmäler<br />
der Seldchuken, Felsengräber, Paläste, Moscheen, Kirchen und die ostanatolische<br />
Hochgebirgslandschaft.<br />
Herzlichen Dank an alle Beteiligten beim 18. Deutsch-Türkischen Gastroenterologischen Kongress.<br />
Vielen Dank an die Organisatoren in Deutschland und der Türkei, an die Sponsoren,<br />
Referenten und Gäste. Besonderen Dank noch einmal an die Unterstützer für die<br />
7. Endoskopie-Tagung. Ohne Unternehmen wie die Kurt&Kurt aus Ankara, Firma Pentax aus<br />
Hamburg, Firma Hitachi Medical Systems aus Wiesbaden und MTW Endoskopie/ Wesel<br />
wären die endoskopischen/endosonographische Praxisübungen in der Cerrahpasa Universität<br />
in Istanbul nicht möglich gewesen.<br />
Über Kritik und Anregungen bezüglich des Kongress-, Reise- und Kulturprogramm würde ich<br />
mich sehr freuen.<br />
Ein Herzliches „Welcome“ noch einmal an alle!<br />
Euer<br />
Deniz Uyak<br />
8
Vorwort aus Istanbul<br />
Liebe<br />
Kolleginnen<br />
und<br />
Kollegen!<br />
Zwischen der Türkei und Deutschland sind seit fast 150 Jahren mehrere virtuelle Brücken entstanden,<br />
eine davon ist der Türkisch-Deutsche Kongress für Gastroenterologie .<br />
1989 hält in Istanbul an der medizinischen Fakultät Cerrahpasa Prof. Dr. med Safrany aus Deutschland<br />
einen Vortrag über die ERCP. Ein kleiner Stein wird ins Wasser geschleudert, Wellen entstehen, die mit<br />
der Zeit größer werden, so entwickelt sich der Türkisch-Deutsche Kongress, der mit großem Erfolg<br />
besucht wird. Durch diesen Kongress lernen wir deutsche und türkische Kollegen aus Deutschland<br />
kennen und Freundschaften entstehen. Durch ihn werden in Istanbul neue Methoden, Instrumente und<br />
Entwicklungen veröffentlicht.<br />
Die Veranstalter, Dr. Deniz Uyak aus Deutschland und wir aus Istanbul, können trotz Schwierigkeiten<br />
seit vielen Jahren diesen Kongress mit Unterstützung verwirklichen. Dafür danken wir unseren nachfolgenden<br />
Kollegen herzlichst.<br />
Prof. Dr. E. Kuntz, Prof. Dr. J. R. Siewert, Prof. Dr. V. Schumpelick,<br />
Prof. Dr. P. Frühm<strong>org</strong>en, Prof. Dr. H. J. Schmoll, Prof. Dr. H. J. Buhr,<br />
Prof. Dr. T. Bozkurt, Priv. Doz. Dr. S. Güldütuna..<br />
Erstmalig im Jahre 1995 wird der 7. Kongress in Istanbul und an der Medizinischen Fakultät der Erciyes-Universität<br />
in Kayseri durchgeführt. Danach werden dort ERCP-, Koloskopie- und Endoskopiekurse<br />
verwirklicht. Wir bedanken uns für ihre Mitarbeit und Unterstützung bei Prof. Dr. R .Ottenjahn (✝) und<br />
Prof. Dr. U. Bär.<br />
Seit dem Jahr 2000 werden an der Cerrahpasa Universität in Istanbul Endoskopie- und Endosonographiekurse<br />
durchgeführt, in diesem Jahr zum siebten Mal. Wir danken unseren Kollegen in der Fakultät<br />
und die uns unterstützenden Firmen.<br />
Ein besonderer Dank geht an den Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Istanbul, Herrn<br />
R. Möckellmann, für seine Unterstützung und Freundschaft.<br />
Während unserer achtzehn Jahre langen Reise, verloren wir türkische und deutsche Lehrer, Kolleginnen<br />
und Kollegen, die uns in ewiger Erinnerung bleiben.<br />
Atatürk, Gründer der modernen Türkei sagte “das ewige Licht brennt in der Wissenschaft” und zeigte<br />
uns vor 83 Jahren den Weg zur Selbstentwicklung auf.<br />
Sehr gerne möchten wir das Beispiel aus der Medizin auch in anderen Bereichen wiederfinden.<br />
Wir wünschen, auch als Mitglieder der Medizinischen Fakultät an der Cerrahpasa Universität in Istanbul,<br />
unseren Gästen, Kolleginnen und Kollegen einen guten und erfolgreichen Aufenthalt in einer der<br />
schönsten Städte der Welt.<br />
Herzlich willkommen zum 18. Kongress in Istanbul am 6. Juni <strong>2006</strong>!<br />
Prof. Dr. med. Ertugrul Göksoy Prof. Dr. med. Can Gökdogan<br />
(<br />
4<br />
(
PROGRAMM Kongress in Istanbul am 6. Juni <strong>2006</strong><br />
EHRENPRÄSIDENTEN<br />
Prof. Dr. E. Kuntz/Wetzlar Prof. Dr. J. R. Siewert/München<br />
Prof. Dr. P. Frühm<strong>org</strong>en/Ludwigsburg Prof. Dr. V. Schumpelick/Aachen<br />
Prof. Dr. C. Ell/Wiesbaden Prof. Dr. H. J. Schmoll/Halle<br />
09.00 - 09.15 Uhr ERÖFFNUNG DES KONGRESSES<br />
09.15 - 10.45 Uhr I. SITZUNG<br />
Vors.: Prof. Dr. J.R. Siewert, Prof. Dr. P. Frühm<strong>org</strong>en, Prof. Dr. I. Yurdakul<br />
09.15 - 09.40 Uhr 1. Kapselendoskopie update. Magen- und Kolonkapsel?<br />
Doz. Dr. S. Güldütuna/Frankfurt<br />
09.40 - 10.05 Uhr 2. neue chirurgische Therapiestrategie<br />
bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen<br />
Prof. H. J. Buhr/Berlin<br />
10.05 - 10.30 Uhr 3. laparoskopische Operationen. Pro und Kontra<br />
Prof. Dr. V. Schumpelick/Aachen<br />
10.30 - 10.45 Uhr Diskussion<br />
10.45 - 11.15 Uhr Kaffeepause / Besuch der Ausstellung<br />
11.15 - 12.45 Uhr II. SITZUNG<br />
Vorsitzende: Prof. Dr. V. Schumpelick, Prof. Dr. H. J. Buhr<br />
Prof. Dr. Ü. Balcisoy, Prof. Dr. N. Tözün<br />
11.15 - 11.35 Uhr 4. Mukosektomie im oberen Gastrointestinaltrakt<br />
Prof. Dr. L. Gossner/Karlsruhe<br />
11.35 - 12.00 Uhr 5. neue Therapiestrategie bei Barret-Karzinom<br />
Prof. Dr. J.R. Siewert/München<br />
12.00 - 12.20 Uhr 6. endoskopische Therapie bei postoperativer<br />
Komplikation am Gallengang.<br />
Prof. Dr. T. Bozkurt/Koblenz<br />
12.20 - 12.40 Uhr 7. endosonographische Optionen bei Duodenalund<br />
Papillen-Tumoren<br />
Dr. E. Burmester/Lübeck<br />
12.40 - 12.45 Uhr Diskussion<br />
12.45 - 14.00 Uhr Mittagessen/Besuch der Ausstellung<br />
10
Kongress in Istanbul, am 6. Juni <strong>2006</strong> PROGRAMM<br />
14.00 - 15.30 Uhr III. SITZUNG<br />
Vorsitzende: Prof. Dr. T. Bozkurt, Prof. Dr. W. Kurtz,<br />
Doç. Dr. S,. Güldütuna, Prof. Dr. K. Bal<br />
14.00 - 14.20 Uhr 8. Chromo-, Zoom- und Pit Pattern-Endoskopie:<br />
Routineanwendung oder elektiver Einsatz<br />
Prof. Dr. P. Frühm<strong>org</strong>en / Ludwigsburg<br />
14.20 - 14.40 Uhr 9. Was leistet die High-end Sonographie?<br />
Prof. Dr. M. Gebel/Hannover<br />
14.40 - 15.00 Uhr 10. Pankreatitis und Peritonitis -<br />
medikamentöse und operative Behandlung<br />
Prof. Dr. E. Klar - Dr. Förster/Rostock<br />
15.00 - 15.20 Uhr 11. Standard in der Infektionsprophylaxe<br />
bei endoskopischen Eingriffen<br />
Prof. Dr. llkay S,ims,ek<br />
15.20 - 15.30 Uhr Diskussion<br />
15.30 - 16.00 Uhr Kaffeepause / Besuch der Ausstellung<br />
16.00 - 18.00 Uhr IV. SITZUNG<br />
Vors.: Prof. Dr. M. Gebel, Dr. E. Burmester, Prof. Dr. I. S,ims,ek<br />
16.00 - 16.20 Uhr 12. Hepatitis B-Verlaufsformen und<br />
die neueste Therapiestrategien<br />
Doz. Dr. G. Teuber/Frankfurt<br />
16.20 - 16.40 Uhr 13. virtuelle Endoskopie<br />
Dr. M. Juchems/Ulm<br />
16.40 - 17.00 Uhr 14. cholostatische Lebererkrankung<br />
Prof. Dr. W. Kurtz/Bremerhaven<br />
17.00 - 17.20 Uhr 15. neue technologische Entwicklungen im Bereich<br />
der Abdominal- und Endosonographie<br />
Dr. F. Schön/Düsseldorf<br />
17.20 - 17.40 Uhr 16. endoskopische Behandlung des Übergewichtes -<br />
Studiendaten bei 22 Patienten mit Magenballon-Implantationen<br />
Dr. D. Uyak/Wilhelmshaven<br />
17.40 - 18.00 Uhr Diskussion<br />
18.00 Uhr Schlusswort<br />
11
PROGRAM Istanbul Kongresi 06. Juni <strong>2006</strong><br />
KOMi TESiˆDÜZENLEME<br />
Prof. Dr. Ertugrul Göksoy Dr. Deniz Uyak Prof. Dr. Can Gökdogan<br />
ˆ<br />
ONURSAL BAS, KANLAR<br />
Prof. Dr. E. Kuntz/Wetzlar Prof. Dr. J. R. Siewert/München<br />
Prof. Dr. P. Frühm<strong>org</strong>en/Ludwigsburg Prof. Dr. V. Schumpelick/Aachen<br />
Prof. Dr. C. Ell/Wiesbaden Prof. Dr. H. J. Schmoll/Halle<br />
09.00 - 09.15 KONGRE AC, ILIS, KONUS, MALARI<br />
09.15 - 10.45 I. OTURUM<br />
BAS, KANLAR:<br />
Vors.: Prof. Dr. J.R. Siewert, Prof. Dr. P. Frühm<strong>org</strong>en, Prof. Dr. I. Yurdakul<br />
09.15 - 09.40 1. Kapsül endoskopisinde yeni gelismeler: mide ve<br />
kalinbarsak kapsül endoskopisi?<br />
Doç. Dr. S, . Güldütuna/Frankfurt<br />
09.40 - 10.05 2. Kronik iltihabi barsak hastaliklarinda yeni cerrahi<br />
tedavi stratejileri<br />
Prof. H. J. Buhr/Berlin<br />
10.05 - 10.30 3. Laparoskopik Ameliyatlar: Olumlu ve karsit görüsler<br />
Prof. Dr. V. Schumpelick/Aachen<br />
10.30 - 10.45 Tartls, ma<br />
10.45 - 11.15 Kahve molasl ve serginin gezilmesi<br />
11.15 - 12.45 II. OTURUM<br />
BAS, KANLAR: Prof. Dr. V. Schumpelick, Prof. Dr. H. J. Buhr,<br />
Prof. Dr. Ü. Balcisoy, Prof. Dr. N. Tözün<br />
11.15 - 11.35 4. Üst gastrointestinal sistemde mukosektomi<br />
Prof. Dr. Gossner/Karlsruhe<br />
11.35 - 12.00 5. Barrett karsinomunda yeni cerrahi tedavi stratejileri<br />
Prof. Dr. J. R. Siewert/Münih<br />
12.00 - 12.20 6. Safrayollarinin postoperatif komplikasyonlarinda endoskopik tedavi<br />
Prof. Dr. T. Bozkurt/Koblenz<br />
12.20 - 12.40 7. Duodenum ve papilla tümörlerinde endosonografik seçenekler<br />
Dr. E. Burmester/Lübeck<br />
12.40 - 12.45 Tartls, ma<br />
12.45 - 14.00 Ögle yemegi ve serginin gezilmesi<br />
14
Istanbul Kongresi 06. Juni <strong>2006</strong> PROGRAM<br />
14.00 - 15.45 III. OTURUM<br />
BAS, KANLAR: Prof. Dr. T. Bozkurt, Prof. Dr. W. Kurtz,<br />
Doç. Dr. S,. Güldütuna, Prof. Dr. K. Bal<br />
14.00 - 14.20 8. Kromo-, Zoom- ve Pit Pattern endoskopi. Rutin ve elektif giris,imler<br />
Prof. Dr. P. Frühm<strong>org</strong>en/Ludwigsburg<br />
14.20 - 14.40 9. High-end Ultrasonografiyle neler yapilabilir?<br />
Prof. Dr. M. Gebel/Hannover<br />
14.40 - 15.00 10. Pankreatit ve Peritonitlerde medikal ve cerrahi tedavi<br />
Prof. Dr. E. Klar - Dr. Förster/Rostock<br />
15.00 - 15.20 11. Endoskopide infeksiyon profilaksisi yönünden hijyenik standartlar<br />
Prof. Dr. I. S,ims,ek/Izmir<br />
15.20 - 15.30 Tartls, ma<br />
15.30 - 16.00 Kahve molasl ve serginin gezilmesi<br />
16.00 - 18.00 IV. OTURUM<br />
BAS, KANLAR:<br />
Prof. Dr. M. Gebel, Dr. E. Burmester, Prof. Dr. I. S,ims,ek<br />
16.00 - 16.20 12. Hepatit B nin seyir degis,iklikleri ve yeni tedavi stratejileri<br />
Doç. Dr. G. Teuber/Frankfurt<br />
16.20 - 16.40 13. Sanal endoskopi<br />
Dr. M. Juchems/Ulm<br />
16.40 - 17.00 14. Kolestatik karaciger hastaliklari<br />
Prof. Dr. W. Kurtz/Bremerhaven<br />
17.00 - 17.20 15. Sonografi ve endosonografi alaninda yeni teknik gelis,meler<br />
Dr. Schön/Düsseldorf<br />
17.20 - 17.40 16. Morbid obesitede endoskopik tedavi ve tedavi edilmis,<br />
22 hastanin istatistikleri<br />
Dr. D. Uyak/Wilhelmshaven<br />
17.40 - 18.00 Tartls, ma<br />
18.00 Kongre Kapanis, Konus, masi<br />
ˆ<br />
15<br />
ˆ
7. Deutsch-Türkische Endoskopie-Tagung<br />
ISTANBUL 5. JUNI <strong>2006</strong><br />
MEDIZINISCHE FAKULTÄT CERRAHPASA UNIVERSITÄT ISTANBUL<br />
WISSENSCHAFTLICHE ORGANISATION<br />
Vorsitzende: Prof. Dr. Erhun Eyüboglu<br />
Cerrahi Tip Bilimlei Bölümü Bas, kani<br />
Prof. Dr. Ümit Balcisoy<br />
Genel Cerrahi Anabilim Dal Bas, kani<br />
Prof. Dr. ibrahim Yurdakul<br />
iç Hastaliklari Anabilim Dali Gastroenteroloji Bilim Dali Bas, kani<br />
Genelsekretär: Prof. Dr. Osman Tortum<br />
Prof. Dr. ihsan Tas, ci<br />
Mitglieder Prof. Dr. Perihan Akin Prof. Dr. Kadir Bal<br />
Gastroenterologie: Prof. Dr. Hülya Uzunismail Prof. Dr. Sebati Özdemir<br />
Prof. Dr. Hakan S, entürk Prof. Dr. Ahmet Dobrucal<br />
Prof. Dr. M.Murat Tuncer<br />
Prof. Dr. Abdullah Sonsuz<br />
Doç. Dr. Aykut Ferhat Çelik<br />
aus Deutschland: Prof. Dr. Peter Frühm<strong>org</strong>en/Ludwigsburg<br />
Prof. Dr. Tayfun Bozkurt/Koblenz<br />
Doz. Dr. S, ükrettin Güldütuna/Frankfurt<br />
Dr. med. Eike Burmester/Lübeck<br />
Türkisch-deutsch- Prof. Dr. Ertugrul Göksoy (istanbul)<br />
wissenschafttliche<br />
Koordination:<br />
Dr. med. Deniz Uyak (Wilhelmshaven)<br />
Prof. Dr. Can Gökdogan (istanbul)<br />
Tagungsort: Medizinische Fakultät Cerrahpasa Universität Istanbul<br />
Salon: MESEM<br />
09.00 - 09.30 Uhr Eröffnung<br />
PROGRAMM<br />
09.30 - 09.45 Uhr<br />
Coloskopie und Polypektomie<br />
Prof. Dr. Peter Frühm<strong>org</strong>en<br />
Kaffeepause<br />
13.00 - 14.00 Uhr Mittagessen<br />
09.00 - 13.00 Uhr praktische Übungen<br />
14.00 - 16.00 Uhr Endoskopie u. Endosonographie<br />
Liveübertragung<br />
Raum 1:<br />
Prof. P. Frühm<strong>org</strong>en<br />
Colo-Ileoskopie und Polypektomie:<br />
Kurs mit praktischen Übungen am<br />
Erlangener- Endotrainer, Videoseminar<br />
und Diagnose-Quiz<br />
ˆ<br />
ˆ<br />
ˆ<br />
Raum 2:<br />
Prof. T. Bozkurt<br />
ERCP, Papillotomie<br />
und Stentanlage<br />
MTW Endoskopie - Kurt & Kurt A.S, .<br />
12<br />
Raum 3:<br />
Dr. med. E. Burmester<br />
Endosonographie, interventionelle<br />
Endosonographie
von Prof. Dr. Faruk Sen ,<br />
Türkische Migranten in Deutschland<br />
Bevölkerungs-, Bildungs- und- Selbständigendaten<br />
Institut an der<br />
Universität Duisburg-Essen<br />
Türkische Bevölkerungsdimension in Deutschland<br />
Neben den fast 840.000 Türkischstämmigen, die mittlerweile per Einbürgerung oder per<br />
Geburt die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen, beläuft sich die Zahl der türkischen<br />
Staatsbürger in Deutschland für das Jahr 2004 auf knapp 1,8 Millionen. Die Gesamtzahl<br />
der Türken, die rund 3,1% der Bevölkerung in Deutschland ausmachen, übersteigt mit 2,6<br />
Mio. die Bevölkerungszahl von vier Bundesländern (Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern<br />
und Sachsen), und macht mehr als die Hälfte der Bevölkerung in weiteren<br />
sechs Bundesländern (Berlin, Brandenburg, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt, Schleswig-<br />
Holstein und Thüringen) aus.<br />
Tabelle 1: Türkischstämmige Bevölkerung in Deutschland (Ende 2004)<br />
Türkische Staatsangehörige insgesamt 1.764.318<br />
Eingebürgerte Türken insgesamt 661.000<br />
Kinder mit deutscher Staatsangehörigkeit und mindestens ein türkischer<br />
Elternteil (2000-2004)<br />
178.000<br />
Deutsche mit türkischer Herkunft Insgesamt 839.000<br />
Türkischstämmige insgesamt 2.603.000<br />
Migrantenbevölkerung ohne Aussiedler insgesamt (6,7 Mio. Ausländer +<br />
2,1 Mio. mit Migrationshintergrund)<br />
8.800.000<br />
Türkischstämmige unter den Migranten in % 29,6<br />
Türkischstämmige in Deutschland in % 3,1<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt Zentrum für Türkeistudien<br />
28
In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass die Begriffe Migranten, Zuwanderer,<br />
Migrationshintergrund und Ausländer die Lebenswirklichkeit der Zielgruppe nicht immer<br />
genau abbilden. Ein Teil der Personen weist keinen unmittelbaren Migrationshintergrund - als<br />
gebürtige Deutsche - mehr auf. Andere sind deutsche Staatsbürger und verstehen sich als<br />
Inländer, die nicht auf ihre Herkunft reduziert werden wollen. Unter Berücksichtigung dieser<br />
begrifflichen Zuordnungsproblematik wird auf eine akademische Diskussion verzichtet und<br />
aus pragmatischen Gesichtspunkten die verschiedenen Begriffe der Zielgruppenbezeichnung<br />
auch im Text verwendet. Dabei wird jedoch der Begriff des Ausländers nicht mehr verwendet,<br />
sofern eine rechtliche Zuordnung dies nicht zwingend notwendig macht. Denn unabhängig<br />
von der sprachlichen und rechtlichen Zuordnungsproblematik sind diese Menschen<br />
und Unternehmer längst Inländer und Bürger Deutschlands. Diese Tatsache drückt sich auch<br />
in die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der türkischen Staatsangehörigen (ohne die Eingebürgerten)<br />
in Deutschland aus, die für das Jahr 2004 bei 19,5 Jahren liegt. Derselbe Wert liegt<br />
bei allen ausländischen Staatsangehörigen bei 16,1 Jahren.<br />
Neben der Aufenthaltsdauer verdeutlicht auch die Statistik über das Geburtsland, dass die<br />
Türken ein Teil der hiesigen Gesellschaft geworden sind. So sind etwa 1 Mio. der 2,6 Mio. Türkischstämmigen<br />
in Deutschland geboren und hier aufgewachsen. Schon diese Tatsache verdeutlicht,<br />
dass der Ausländerstatus längst überholt ist.<br />
Durch die Migration und den verstetigten Aufenthalt in Deutschland stieg auch die Zahl der<br />
binationalen Ehen und die der Kinder aus diesen Ehen. In den Jahren 1960-2003 wurden<br />
rund 110.000 deutsch-türkische Ehen geschlossen. Aus diesen Ehen sind insgesamt<br />
130.000 Kinder herv<strong>org</strong>egangen.<br />
Entwicklung des Integrationsprozesses<br />
Die Zukunft der zweiten und dritten Generation der eingewanderten Türken liegt in Deutschland.<br />
Der Grad gesellschaftlicher Integration stellt sich allerdings für die erste sowie die zweite<br />
und dritte Generation unterschiedlich dar. Für die erste Generation, die sich jetzt dem Rentenalter<br />
nähert, gilt: Trotz all ihrer Bemühungen hat sie ihre Anpassungsschwierigkeiten nicht<br />
überwinden können, im Wesentlichen bedingt durch fehlende Deutschkenntnisse und eine<br />
starke Verbundenheit mit dem Heimatland. Dies gilt für die zweite Generation in weit geringerem<br />
Maß.<br />
Türken und Deutsche taten sich lange Zeit schwer, Schritte in Richtung auf ein gemeinsames<br />
Zusammenleben zu realisieren. Die Antwort auf die Frage, inwieweit die Integration voranschreitet,<br />
fällt unterschiedlich aus - nicht zuletzt, weil bisher kein Konsens darüber erzielt worden<br />
ist, was erfolgreiche Integration kennzeichnet.<br />
Sicher scheint nur eines: ohne gleichberechtigte Teilhabe an Ressourcen und Prozessen der<br />
Aufnahmegesellschaft bei Respektierung kultureller Vielfalt gibt es keine Integration.<br />
Geschlossene Parallelgesellschaften sind auf Dauer für das Zusammenleben äußerst problematisch;<br />
die vollkommene Assimilierung ist weder erstrebenswert noch realistisch. Nur durch<br />
die Anerkennung der Migranten als ein fester und legitimer Bestandteil der bundesdeutschen<br />
Gesellschaft einerseits und die Akzeptanz der Rechts- und Verfassungsordnung durch die<br />
Migranten andererseits ist ein gleichberechtigtes Zusammenleben und damit Integration<br />
möglich. In diesem Sinne bedeutet Integration eine permanente und wechselseitige Verständigung<br />
über gemeinsame Grundlagen und Regeln des Zusammenlebens in Deutschland auf<br />
der Basis des Grundgesetzes. Die Integration ist somit ein gesellschaftlicher Prozess, der<br />
30
nicht irgendwann abgeschlossen ist, sondern immer neu gefördert werden muss. Das Postulat<br />
der Integration richtet sich daher nicht allein an die zugewanderte Bevölkerung. Alle Institutionen<br />
und Organisationen der Mehrheitsgesellschaft wie der Zuwanderer müssen in diesem<br />
Prozess mitwirken.<br />
Eine erfolgsversprechende und nachhaltige Integrationspolitik sollte nicht die türkischen<br />
Migrantinnen und Migranten allein als defizitäres und problembehaftetes Klientel betrachten,<br />
sondern ihre Potenziale und Ressourcen würdigen und einbeziehen. Gerade in Zeiten knapper<br />
Kassen würde eine problemorientierte Klientelpolitik, die die Zielgruppe als Objekte<br />
betrachtet, nicht nur sozialpolitisch, sondern auch ökonomisch eine Vergeudung von Ressourcen<br />
bedeuten. Menschen mitzunehmen und aktiv einbinden sollte das Motto sein.<br />
Obwohl ein solcher Prozess sehr schwierig und zeitaufwendig ist, gibt es hierzu langfristig<br />
keine Alternative. Eine solche Orientierung erfordert von den türkischen Migranten ihr aktives<br />
Einbringen. Auch für sie, aber auch für ihre Migrantenselbst<strong>org</strong>anisationen, bedeutet eine<br />
solche Handlungsweise ein Paradigmenwechsel. Sie müssen selbst ihre Potenziale wahrnehmen<br />
und sich als Akteure für die eigenen wie auch die amtgesellschaftlichen Anliegen<br />
einbringen.<br />
Die Bandbreite des Migrationsverlaufs reicht von dem Versuch einer bewusst eingegangenen<br />
Isolation von der Mehrheitsgesellschaft bis hin zur bewussten oder unbewussten assimilatorischen<br />
Anpassung. In dieser Bandbreite bewegen sich auch die Schicksale der Selbständigen,<br />
die im Folgenden untersucht werden. Fern der Frage des Integrationsverständnisses und<br />
des Integrationsgrades lässt sich festhalten, dass der überwiegende Teil der türkischen Bevölkerung<br />
seine Zukunft in Deutschland sieht. Dies gilt in besonderem Maße für die Selbständigen,<br />
die ihre berufliche Zukunft als Unternehmer selbst in die Hand genommen haben.<br />
Die türkischen Unternehmer in<br />
Deutschland<br />
Neben den fast 840.000 Türkischstämmigen, die<br />
mittlerweile per Einbürgerung oder per Geburt die<br />
deutsche Staatsbürgerschaft besitzen, beläuft sich<br />
die Zahl der türkischen Staatsbürger in Deutschland<br />
für das Jahr 2004 auf knapp 1,8 Millionen. Die<br />
Gesamtzahl der Türken übersteigt damit die<br />
Größenordnung von 2,6 Mio.. Somit besitzen 32%<br />
der türkischstämmigen Migranten heute die deutsche<br />
Staatsbürgerschaft. Diese Relation verdeutlicht,<br />
dass türkischstämmige Menschen – unabhängig<br />
von der Integrationsdiskussion – de jure<br />
und de facto ein Bestandteil der hiesigen Gesellschaft<br />
geworden sind. Das Zentrum für Türkeistudien<br />
beschäftigt sich seit seiner Gründung im<br />
Jahre 1985 intensiv mit der dynamischen Entwicklung<br />
der Selbständigkeit unter der türkischen<br />
Migrantenbevölkerung. Dabei wurden zahlreiche<br />
empirische Haushalts- und Unternehmerbefragungen<br />
durchgeführt, die in dieser Größenordnung<br />
32<br />
Tabelle 2: Entwicklung der türkischen<br />
Selbständigen in Deutschland 1985-2005<br />
Jahr Anzahl Veränderung in<br />
%<br />
1985 22.000 -<br />
1986 23.000 4,5<br />
1987 25.500 10,9<br />
1988 28.000 9,8<br />
1989 29.000 3,6<br />
1990 33.000 13,8<br />
1991 34.000 3,0<br />
1992 35.000 2,9<br />
1993 37.000 5,7<br />
1994 38.700 4,6<br />
1995 40.500 4,7<br />
1996 42.000 3,7<br />
1997 47.000 11,9<br />
1998 51.000 8,5<br />
1999 55.200 8,2<br />
2000 59.500 7,8<br />
2001 58.000 -2,5<br />
2002 56.800 -4,5<br />
2003 61.300 7,9<br />
2004 63.000 3,3<br />
2005 64.600 2,5<br />
Quelle: Zentrum für Türkeistudien, 2005
und spezieller Ausrichtung sonst nicht durchgeführt werden. Vor 20 Jahren, als das ZfT seine<br />
Arbeit aufnahm, gab es bundesweit 22.000 türkischstämmige Selbständige. Bis 1990 war<br />
diese Zahl bereits auf die beachtliche Größenordnung von 33.000 angewachsen. Insgesamt<br />
ist die Zahl der türkischstämmigen Selbständigen für Mitte 2005 auf über 64.000 angewachsen.<br />
Somit hat sich die Zahl der türkischstämmigen Unternehmer in den letzten 20 Jahren fast<br />
verdreifacht.<br />
Tabelle 3: Entwicklung der Wirtschaftskraft der türkischen Selbstständigen in<br />
Deutschland (1985-2005)<br />
Indikator<br />
1985 1990<br />
Jahr<br />
1995 2000 2005<br />
Anzahl<br />
Durchschnittl.<br />
22.000 33.000 40.500 59.500 64.600<br />
Investition pro Betrieb<br />
(in €)<br />
88.400 88.400 104.800 116.600 114.000<br />
Investitionsvolumen<br />
insg. (Mrd. €)<br />
1,9 2,9 4,2 6,9 7,4<br />
Durchschnittl. Umsatz<br />
pro Betrieb (in €)<br />
400.000 387.600 429.500 478.600 457.000<br />
Jährlicher<br />
Gesamtumsatz (Mrd. €)<br />
8,8 12,8 17,4 28,5 29,5<br />
Beschäftigte pro<br />
Betrieb<br />
3,5 3,3 4,1 5,5 5,0<br />
Beschäftigung<br />
insgesamt<br />
77.000 100.000 168.000 327.000 323.000<br />
Quelle: Zentrum für Türkeistudien, Essen 2005<br />
Sozio-demographische Daten der türkischen Selbständigen<br />
Bei der vorliegenden empirischen Befragung wurden 624 türkischstämmige Selbständige im<br />
Zeitraum Juni - Juli 2005 durch das ZfT befragt. Dabei wurden zunächst soziodemographische<br />
Daten ermittelt und bei der Auswertung auf die Grundgesamtheit hochgerechnet. Die so<br />
ermittelten Daten lassen interessante Aussagen über die Altersstruktur der türkischen Selbständigen<br />
zu. Das Durchschnittsalter liegt bei 37,2 Jahren, d.h. die zweite Generation ist heute<br />
mehrheitlich unter den türkischen Selbständigen vertreten.<br />
Im Vergleich zur Verteilung der gesamten türkischen Bevölkerung weisen die türkischen<br />
Selbständigen eine durchschnittlich höhere Aufenthaltsdauer auf. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer<br />
der türkischen Selbständigen liegt bei 23,8 Jahren.<br />
Die Befragungsergebnisse weisen auch im Bezug auf die Staatsangehörigkeit und das<br />
Geschlecht interessante Aspekte auf. In der türkischstämmigen Gesamtbevölkerung liegt der<br />
Anteil der deutschen Staatsbürger gegenwärtig bei 32%, bei den türkischstämmigen Selbständigen<br />
beträgt der Anteil 39,6%.<br />
Rechtsform<br />
Die überwiegende Mehrheit von 77,4% der befragten Unternehmer besitzt ein Einzelunternehmen.<br />
Hochgerechnet auf die gesamte türkische Unternehmerschaft bedeutet dies eine<br />
34
Größenordnung von 50.000 Einzelunternehmern. Knapp jeder Zehnte betreibt mit Partnern<br />
eine GbR (Gesellschaft bürgerlichen Rechts) und 8,7% eine GmbH. Die anderen Rechtsformen<br />
wie z.B. AG, KG oder OHG trifft für 4,2% der Befragten zu.<br />
Branchenstruktur<br />
Nicht nur das quantitative Wachstum der<br />
türkischen Selbständigen kennzeichnet<br />
den Gründerboom der letzten Jahre,<br />
sondern auch die Vielfalt der Branchenaktivitäten.<br />
Türkische Selbständige<br />
sind mittlerweile in allen Branchen tätig.<br />
Insgesamt wirtschaftet knapp die Hälfte<br />
der türkischen Selbständigen in<br />
Deutschland nicht mehr in den typisch<br />
ethnisch geprägten Branchen. Hand-<br />
Tabelle 4: Branchenstruktur<br />
Wirtschaftsbereiche Anzahl Prozent<br />
Handel 22.400 34,6<br />
Gastronomie 16.600 25,7<br />
Dienstleistungen 14.700 22,8<br />
Handwerk,<br />
Verarbeitendes<br />
Gewerbe,<br />
Baugewerbe,<br />
10.900 16,9<br />
Gesamt 64.600 100<br />
Quelle: Zentrum für Türkeistudien, Essen 2005<br />
werk, Verarbeitendes Gewerbe und Baugewerbe sind immerhin mit knapp 17% vertreten.<br />
Größenordnung der türkischen Selbständigen<br />
Die gängige Einteilung der Unternehmen nach Größenkategorien erfolgt zumeist anhand der<br />
Mitarbeiterzahl. Die befragten türkischen Unternehmen hatten im Durchschnitt 5 Mitarbeiter.<br />
Neben der Größenkategorie ist die Dauer der Selbständigkeit ein wesentlicher Einflussfaktor,<br />
um den Erfahrungshorizont und die Stabilität der türkischen Selbständigen zu beurteilen. Der<br />
durchschnittliche türkische Unternehmer hat eine kleine- oder mittlere Betriebsstätte und eine<br />
relativ lange selbständige Erfahrung, die durchschnittlich bei 8,9 Jahren liegt.<br />
Lieferanten- und Dienstleisterbeziehungen<br />
Die Frage nach der Bedeutung der türkischen Selbständigen für die deutsche Volkswirtschaft<br />
kann nicht allein durch ihre quantitative Entwicklung und den Wirtschaftsdaten beantwortet<br />
werden. Die Marktintegration kommt in den Geschäftsbeziehungen zu deutschen Lieferanten<br />
zum Ausdruck. Die Verflechtung der türkischen Selbständigen verdeutlicht die Erkenntnis,<br />
dass zwei Drittel der befragten Unternehmer Waren und Dienstleistungen hauptsächlich von<br />
deutschen Unternehmen (44,9%) oder gleichermaßen von deutschen und türkischen Zulieferern<br />
und Dienstleistern (29,4 %) beziehen. Lediglich 23,6% haben in erster Linie zu anderen<br />
türkischen Unternehmen geschäftliche Beziehungen. Die wirtschaftliche Verflechtung ist nicht<br />
nur einseitig. Die türkischen Selbständigen leben besonders auch von deutschen Kunden.<br />
77,6% der Befragten gaben an, auch deutsche Kunden zu haben. Im Einzelfall kann die<br />
Bedeutung der deutschen Kunden variieren<br />
Umsatzdimension: 29,5 Mrd. Euro<br />
Die türkischen Selbständigen haben auch hinsichtlich der primären wirtschaftlichen Indikatoren<br />
enorme Zuwächse zu verzeichnen. Die türkischen Selbständigen gaben für 2004 ein<br />
durchschnittliches jährliches Umsatzvolumen von 457.000 Euro an. Gegenüber den Vorjahren<br />
hat sich der Durchschnittsumsatz verringert. Diese Entwicklung ist auf die Gründungswelle im<br />
Zuge der Hartz-IV Reformen (ICH-AGs) zu sehen. Hierdurch sind viele Kleinstgründungen<br />
dazu gekommen. Der Gesamtumsatz aller türkischen Selbständigen erreichte 2005 die<br />
Größenordnung von 29,5 Mrd. Euro.<br />
36
Investitionsvolumen: 7,4 Mrd. Euro<br />
Die Berechnungen aus der empirischen Untersuchung ergeben auch für das Investitionsvolumen<br />
einen leichten Rückgang gegenüber dem Vorjahr. Das Investitionsvolumen verringerte<br />
sich um 0,1 Mrd. Euro auf 7,4 Mrd. Euro. Diese Verringerung spiegelt sich auch in den durchschnittlichen<br />
Investitionsvolumen pro Betrieb wieder. Dieser Wert verringerte sich von 119.000<br />
Euro auf 114.000 Euro 2005. Die negative Veränderung entspricht einem Rückgang von 4,2%.<br />
Der durchschnittliche Umsatzrückgang wie auch der Rückgang des durchschnittlichen Investitionsvolumens<br />
pro Betrieb haben die gleichen Ursachen. Die Erhöhung der Selbständigenzahl<br />
der letzten Jahre ging nicht in erster Linie auf wachstumsstarke Unternehmensgründungen<br />
zurück, sondern auf Kleinstgründungen im Bereich des Handels, der Dienstleistungen<br />
und der Gastronomie.<br />
323.000 Mitarbeiter<br />
Ein besonders wichtiger Aspekt im Zusammenhang mit den ökonomischen Aktivitäten und<br />
Erfolgen türkischer Unternehmen in Deutschland ist der Bereich der Beschäftigten. Die Zahl<br />
der Mitarbeiter hat sich nach den Ergebnissen der empirischen Befragung pro Betrieb auf 5<br />
Mitarbeiter verringert. Dennoch ist die Gesamtbeschäftigung aufgrund der Erhöhung der<br />
Unternehmenszahl leicht angewachsen und erreicht die Größenordnung von 323.000. Hinzu<br />
kommt, dass mit jedem neuen Jahr die etablierten Unternehmen ihren Erfahrungshorizont<br />
ausbauen können. Insofern steckt in den mehrheitlich kleinen und familiengeführten türkischen<br />
Unternehmen ein Arbeitsplatzpotenzial, welches mit der Expansion der Unternehmen<br />
auch zu neuen Arbeitsplätzen in der Zukunft führen wird.<br />
Beteiligung am Bildungssystem als Basis einer erfolgreichen<br />
Integrationspolitik<br />
Die schulische Ausbildung bildet die zentrale Voraussetzung für die berufliche Ausbildung<br />
und damit auch für die Integration in den Arbeitsmarkt. Im Schuljahr 2002/2003 besuchten<br />
rund 961.000 ausländische Schüler deutsche Schulen, knapp 44% bzw. rund 420.000 davon<br />
waren türkischstämmige Kinder und Jugendliche, gefolgt von Kindern aus dem ehemaligen<br />
Jugoslawien mit 12%.<br />
Zwar hat sich die Qualität der Schulabschlüsse der ausländischen Jugendlichen im Laufe der<br />
Zeit verbessert, doch hat sich der Trend zu qualifizierten Abschlüssen seit 1993 merklich verlangsamt,<br />
die Diskrepanz zwischen den deutschen und den ausländischen Schülern ist nicht<br />
geringer geworden, da auch hier ein Trend zu höheren Abschlüssen besteht. Die Verteilung<br />
der ausländischen Schulabgänger im Vergleich zu den deutschen Abgängern zeigt, dass die<br />
Voraussetzungen für ausländische Schüler für den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt deutlich<br />
schlechter sind: Rund 20% der ausländischen Jugendlichen und nur 8% der deutschen<br />
Schüler verließen im Schuljahr 2002/03 die Schule ohne Abschluss. 11% der ausländischen<br />
Schüler erwarben die Hochschul- bzw. Fachhochschulreife, bei den deutschen waren es gut<br />
26%. Die entsprechenden Werte für türkische Schüler sind sogar noch schlechter.<br />
Da türkische und ausländische Jugendliche sich vor allem auf mittlere Schulabschlüsse konzentrieren,<br />
sind sie besonders auf die berufliche Ausbildung angewiesen. Eine qualifizierte<br />
Ausbildung ist für die Integration der türkischen Jugendlichen auf dem Arbeitsmarkt eine zentrale<br />
Voraussetzung. Dennoch nimmt die Neigung zur beruflichen Ausbildung seit einigen<br />
38
Jahren ab. Zwischen 1987 und 1994 hatte sich zunächst die Anzahl der ausländischen Auszubildenden<br />
verdoppelt. Seitdem sinkt ihre Zahl jedoch stetig. Von den 1,6 Mio. Auszubildenden<br />
in einer dualen Ausbildung waren 2002 nur noch rund 5% Ausländer. Dies entspricht<br />
einer Zahl von 85.200 ausländischen Auszubildenden. Auch in diesem Kontext muss auf die<br />
Problematik des Wegfalls der Eingebürgerten aus der Datenbasis hingewiesen werden.<br />
Dadurch werden exakte Aussagen immer schwieriger. Fakt ist jedoch, dass die Ausbildungssituation<br />
ausländischer und speziell türkischer Jugendlicher in Zeiten knapper Ausbildungsplätze<br />
noch schwieriger wird.<br />
Zwar studieren inzwischen rund 24.000 türkische Studenten mit türkischer Staatsangehörigkeit<br />
unter den 224.000 ausländischen Studenten insgesamt an deutschen Hochschulen, vor<br />
allem Wirtschaft und Recht sowie Ingenieurswesen und Kulturwissenschaften. Sie stellen<br />
1,4% aller Studierenden und rund 8% der 18-25-jährigen Türken. Von den deutschen Jugendlichen<br />
dieser Altersgruppe studieren jedoch rund 30%. Auch wenn man die Zahl der eingebürgerten<br />
Schüler und Studenten hinzurechnet, bleibt die Bildungsschere zwischen ausländischen<br />
und deutschen Jugendlichen im allgemeinen und zwischen türkischen und deutschen<br />
Jugendlichen im besonderen auseinandergeklafft.<br />
Das Bildungsniveau hat sich zwar erhöht, bleibt jedoch weiterhin uneinheitlich. Die zweite<br />
Zuwanderergeneration teilt sich in eine Gruppe mit eher hoher Qualifizierung und eine Gruppe,<br />
die über keine oder nur eine geringe Schul- und Berufsbildung verfügt. Schul-, Berufsbildung<br />
und Arbeitsmarkt greifen eng in einander, wobei die Schulbildung zwar Voraussetzung<br />
für den beruflichen Erfolg ist, jedoch gerade für Migranten keine hinreichende Bedingung für<br />
die Integration in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt darstellt. Ohne Schulabschluss ist es<br />
kaum mehr möglich, eine Berufsausbildung zu absolvieren, ohne berufliche Ausbildung wiederum<br />
ist die Gefahr, arbeitslos zu werden, deutlich größer als mit. Eine bessere Integration<br />
von Zuwanderern im Bereich der Bildung, Ausbildung und Beschäftigung setzt neben verbesserter<br />
Sprachkompetenz und besseren Bildungsabschlüssen auch den Abbau von<br />
Zugangsbarrieren auf dem Arbeitsmarkt voraus.<br />
39
(Mustafa Kemal) Atatürk<br />
"Frieden in der Heimat, Frieden in der Welt." (Mustaal Atatürk)<br />
Atatürk und die heutige Türkei<br />
Auf dem Weg von einer autoritären (Militär)Demokratie<br />
zu einem (EU)ropäischen Rechtsstaat ?<br />
Wenn man als Tourist das erste Mal in die Türkei fährt, sieht man ihn fast<br />
überall. In den Geschäften hängt er als Bild über der Tür, auf öffentlichen<br />
Plätzen sieht man ihn als Denkmal und auch sonst taucht er ständig auf.<br />
Die Rede ist von Mustafa Kemal Atatürk - dem Vater der Türken. Er wird verehrt<br />
wie ein kleiner (Ersatz)Gott und ist für jeden "anständigen" Türken eine<br />
nationale Ikone. Kritik an ihm ist unerwünscht. Doch was ist Atatürk heutzutage<br />
wirklich, staatliche (institutionalisierte) Heldenverehrung oder Retter der modernen Türkei?<br />
Geboren wurde er als Mustafa am 18. Mai 1881 im griechischen Saloniki (heute Thessaloniki).<br />
1895 geht er auf das Militärgymnasium in Monastir (hier bekommt er den Zusatznamen Kemal).<br />
Von 1899-1905 besucht er erfolgreich die Kriegsakademie in Istanbul.<br />
Ab 1906 engagiert sich Atatürk politisch. So ist er Mitbegründer der Geheim<strong>org</strong>anisation "Vaterland<br />
und Freiheit" (in Damaskus) und wird kurze Zeit später Mitglied der Oppositionsgruppe<br />
"Komitee für Einheit und Fortschritt".<br />
1908 scheitert eine Gegenrevolution des Sultans um die Macht im Osmanischen Reich zu<br />
sichern. Die "Aktionsarmee" der fortschrittlichen Jungtürken (Atatürk ist Armeechef) besetzt Istanbul<br />
und zwingt Sultan Abdul Hamid II abzudanken. 1911 ist Mustafa Kemal Major im italienisch-türkischen<br />
Krieg. 1912 folgt der Balkan-Krieg (gegen Serbien, Montenegro, Bulgarien, Griechenland).<br />
Atatürk nimmt am Ersten Weltkrieg als Bundesgenosse der Mittelmächte (mit Deutschland) teil. Mit<br />
seiner 19. Division gelingt es ihm 1915 in den Dardanellen (Halbinsel Gallipoli) die Alliierten in die<br />
Flucht zu schlagen. Oberbefehl hat ein deutscher General: Liman von Sanders. Die Deutschen<br />
sind von den militärischen Erfolgen Atatürks so begeistert, dass er im Dezember 1917 zusammen<br />
mit dem Thronfolger Sultan Mehmed Vahdeddin von Kaiser Wilhelm II. nach Deutschland eingeladen<br />
wird. Die türkische Delegation reist zuerst nach Bad Kreuznach (Treffen mit Kaiser Wilhelm<br />
II., Generalfeldmarschall von Hindenburg, Erich Ludendorff). Von da aus geht es zur Kriegsfront an<br />
die französische Grenze (Straßburg, Elsaß) und weiter zur Krupp-Waffenfabrik nach Essen. Letzte<br />
Station der Deutschlandvisite ist Berlin (Rückfahrt nach Istanbul mit dem Orient-Express).<br />
Zurück in der Türkei kämpft Atatürk im türkischen Unabhängigkeitskrieg ab 1919 unter anderem<br />
gegen Russland, Griechenland, Italien, England, Frankreich. Die sogenannten Entente-Staaten,<br />
wollten völkerrechtlich gestützt auf den Vertrag von Sevres (vom osmanischen Sultan 1920 unterschrieben),<br />
die Türkei auf das Gebiet von Zentralanatolien zusammenschrumpfen lassen. Atatürk<br />
gelingt es, fast alle eroberten Gebiete, mit seiner nationalen Widerstandsarmee zurück zu erobern.<br />
Die Alliierten erkennen schließlich die realpolitischen Machtverhältnisse im zerfallenen Osmanischen<br />
Reich an. Mit dem Vertrag von Lausanne wird völkerrechtlich der Schlussstrich gezogen:<br />
Anerkennung der Türkei in den heutigen Grenzen.<br />
Im Jahr 1923 wird die Türkische Republik ausgerufen. Der erste Staatspräsident wird Mustafa<br />
Kemal Atatürk. Ankara wird die Hauptstadt der Türkei. Gleichzeitig wird die republikanische Volkspartei<br />
gegründet.<br />
40<br />
Ein Beitrag von Klaus Uyak M.A.
Ab dem Jahre 1926 setzt Atatürk seine Reformen um. Er errichtet eine demokratische Republik<br />
nach europäischem Vorbild. Außerdem werden westliche Kulturstandards eingeführt. Dazu<br />
gehören lateinische (statt arabische) Schrift, das metrische Zahlensystem, europäische Zeit- und<br />
Kalenderrechnung, weltliche Feiertage, Frauenrechte, modernes Outfit und last but not least die<br />
Trennung von Staat und Kirche (Laizismus/ Säkularisierung).<br />
Am 10. November 1938 stirbt Mustafa Kemal Atatürk im Dolmabahce-Palast in Istanbul an den<br />
Folgen einer Leberzirrhose (vermutlich auch durch die Alkoholexzesse in den Jahren zuvor).<br />
Die Staatsziele der Türkischen Republik orientieren sich an den sechs Prinzipien des Kemalismus<br />
(Atatürks Prinzipien). Dazu gehören:<br />
1. Nationalismus (Nationalstaat und Nationalbewusstsein/kein Vielvölkerstaat/kein Kalifat)<br />
2. Populismus (Mobilisierung des Volkes / Entwicklung von Gemeinsinn / Wahrnehmung von<br />
Grundrechten)<br />
3. Republikanismus (Staatsgewalt geht vom Volk aus/parlamentarisches System/kein Sultanat)<br />
4. Laizismus/Säkularisierung (Trennung von Staat und Religion/Religion ist Privatsache der Bürger)<br />
5. Etatismus (staatliche Lenkung des Wirtschaftssystems/Schutz der türkischen Industrie vor ausländischen<br />
Produkten/Gründung von Staatsunternehmen)<br />
6. Revolutionismus (Modernisierung des Landes/muss ständiger dynamischer Prozess sein/Gewaltlosigkeit).<br />
Die Türkei heute basiert auf diesen kemalistischen Prinzipien. Dazu gehört eine Verfassung nach<br />
westeuropäischem Vorbild, die sich im Bereich der Freiheitsrechte an der europäischen Menschenrechtskonvention<br />
(MRK) orientiert. Die sieben Teile (177 Artikel) der Türkischen Verfassung<br />
(TV) sind in die Bereiche Grundsätze, Grundrechte/Grundpflichten, Grund<strong>org</strong>ane, Finanz- und Wirtschaftspolitik,<br />
diverse Haushalte, vorläufige Artikel und abschließendem Haushalt eingeteilt.<br />
Besonders (vom Ausland) kritisiert wird die Tatsache, dass Grundrechtsartikel der Türkischen Verfassung<br />
durch einfaches Gesetz eingeschränkt werden können (dadurch leichte Einschränkung<br />
von Verfassungsrechte, keine quasi "schrankenlose" Grundrechte). Daneben ist ein weiteres (ewiges)<br />
Einfallstor in die verfassungsmäßig garantierenden Grundrechte der Bereich innere Sicherheit.<br />
Dazu gehören die nationale Sicherheit (öffentliche Sicherheit und Ordnung), die Gefahr für die<br />
Einheit des Staatsgebietes (nationale Souveränität) und Staatsgeheimnisse. In der Vergangenheit<br />
wurden diese (verfassungsmäßigen) Grundrechtsschranken exzessiv als Rechtfertigung für Menschenrechtsverletzung<br />
genutzt.<br />
Insgesamt ist die Türkei vom Staatsaufbau ein zentralistischer Einheitsstaat (unitaristisch), vergleichbar<br />
mit dem zentralistischen Staatssystem der französischen Republik (vor der Dezentralisierung<br />
Frankreich). Zu den drei Gewalten gehört die Türkische Nationalversammlung (550 Abgeordnete/Wahlen<br />
alle fünf Jahre) als Legislative.<br />
Die Exekutive besteht aus einer Zentralverwaltung (Ankara) und Verwaltungseinheiten in den<br />
Regionen (Provinzen, Stadt- und Dorfverwaltungen). Die Zentrale macht dabei die politischen V<strong>org</strong>aben<br />
(Policy) und hat die Rechts- und Fachaufsicht(!) über alle Verwaltungsentscheidungen. In<br />
den Regionen haben die ausführenden Verwaltungen zum Teil eine gewisse Selbständigkeit<br />
durch eine eigene Infrastruktur, eigenes Personal (zum Teil vor Ort gewählt) und eingeschränkter<br />
eigener Steuerhoheit (Ressourcen). Atatürk hat in seinen Reformen weiterhin eine unabhängige<br />
Justiz durchgesetzt. Das osmanische Recht wurde durch Kontinentalrecht aus verschiedenen<br />
europäischen Rechtsordnungen ersetzt (Strafrecht: italienisch; Zivilrecht: schweizerisch; Handelsrecht:<br />
deutsch). In der Verfassung sind außerdem oberste Gerichtshöfe v<strong>org</strong>esehen (Verfassungsgericht,<br />
hoher Gerichtshof, oberstes Verwaltungsgericht, Kompetenzkonflikgerichtshof etc.).<br />
Die Wirtschaftsstruktur der Türkei ist insgesamt sehr ambivalent. Auf der einen Seite gibt es die traditionelle<br />
Landwirtschaft (primärer Sektor), in der immer noch 40% der Bevölkerung arbeiten<br />
(Tabak, Baumwolle, Oliven, Zucker, Zitrusfrüchte). Auf der anderen Seite expandiert gerade der<br />
Dienstleistungsbereich (tertiärer Sektor), wie Touristik, Transport und Kommunikation, aber auch<br />
die Industrie (sekundärer Sektor) mit Produkten aus den Sparten Fahrzeugbau, Elektro, Metall und<br />
Bekleidung. Die Unternehmensstruktur ist nicht ganz unproblematisch: das liegt zum einen an der<br />
41
hohen Staatsquote (50%), wodurch viele Unternehmen noch immer in staatlicher Hand sind (z.B.<br />
Etibank, Türk Elektrik). Die Unternehmen in Privatbesitz dagegen (Aktiengesellschaften) konzentrieren<br />
sich auf einige wenige Familien(Clan). Außerdem sind die großen Konzerne nicht sehr<br />
homogen strukturiert, sondern haben eine große Produktbandbreite ("osmanischer Gemischtwarenhandel"),<br />
insbesondere die großen Holdings (Koc-Holding, Sabanci-Holding etc.). Die allgemeine<br />
Wirtschaftslage ist aber trotz der Finanzkrise (IWF-Auflagen) dynamisch. Das Reformprogramm<br />
von Premierminister Bülent Ecevit scheint zu greifen (Begrenzung der Inflation, Privatisierung, Bankenreform,<br />
Haushalts- und Sozialreform).<br />
Die Zukunftsperspektiven der Türkei sind sehr stark davon abhängig, ob die Regierung es<br />
schafft Mitglied in der Europäischen Union (EU)zu werden. Und so makaber es klingt: das Erdbeben<br />
in der Türkei (17. August 1999) und die Bombenanschläge auf das World Trade Center (11.<br />
September 2001) haben die demokratischen Rechtsstaaten in der Welt zusammenrücken lassen.<br />
Die Türkei spielt wegen ihrer geo-strategischen Lage und als einer der wenigen demokratischen<br />
Regierungen im arabischen Raum, eine wichtige (durchaus auch wirtschaftliche) Rolle. Doch die<br />
EU-Mitgliedsländer verlangen von Ankara zu Recht Reformen im politischen (Institutionen), wirtschaftlichen<br />
(Privatisierung) und kulturellen Bereich (Menschenrechte). Im politischen Bereich ist<br />
vor allem eine Dezentralisierung des Staatsaufbaus erforderlich. Ob man sich dann für eine Neuordnung<br />
des zentralen Einheitsstaates oder für einen föderalen Bundesstaat entscheidet, sollte<br />
die politische Führung entscheiden. Jedenfalls müssen die Regionen bestimmte Angelegenheiten<br />
selbst regeln können (Wirtschaft, Kultur, kommunale Angelegenheiten) und dabei auch eigene<br />
politische Institutionen (regionale Regierung, regionales Parlament, regionale Hauptstadt), Infrastruktur<br />
und Ressourcen (Finanzmittel, Personal) haben. Das würde zu einer Belebung der Wirtschaft<br />
durch eine gesunde Konkurrenz der Provinzen untereinander führen. Die Zentralverwaltung<br />
(Ankara) sollte die wichtigsten (hoheitlichen) Aufgaben (Militär, Polizei, Finanzen, Gesetzgebung<br />
etc.) behalten und nur hier Rechts- und Fachaufsicht über die nachgeordneten Behörden haben.<br />
Das kemalistische Prinzip der Revolution verlangt die ständige Fähigkeit, sich auch verändern zu<br />
können (dynamisches Prinzip). Die Angst, dass der Vielvölkerstaat Türkei durch eine Dezentralisierung<br />
auseinander brechen würde, ist unbegründet. Der territoriale Bestand eines Landes hängt<br />
von der Akzeptanz der Bevölkerung (siehe Schweiz, USA, Bundesrepublik) und nicht von der (zentralen)<br />
Organisationsstruktur (siehe DDR) ab. Neben institutionellen Reformen (Polity) ist auch eine<br />
konsequente Bekämpfung von <strong>org</strong>anisierter Kriminalität (OK), Korruption, politischem Extremismus<br />
und anderen Gefahren für die innere Sicherheit erforderlich (Politics).<br />
Im wirtschaftlichen Bereich müssen die Reformen weiter forciert werden. Das betrifft insbesondere<br />
die Privatisierung von Staatsbetrieben, die Reform des Bankensystems, des Sozialsystems und<br />
der Wirtschaftsförderung (High-Tech). Den Monobesitzstrukturen wichtiger Unternehmen in privater<br />
Hand (Familien-Clan) muss entgegengesteuert werden.<br />
Atatürk meinte dazu einmal: "so groß die militärischen und politischen Siege auch immer sein<br />
mögen, wenn sie nicht durch wirtschaftliche Siege gekrönt werden, können die errungenen Siege<br />
keinen Bestand haben."<br />
Weiterhin muss für effektive Instrumente zur Durchsetzung der Menschenrechte ges<strong>org</strong>t werden<br />
(staatliche Sanktionen, Aufklärungsmaßnahmen, dienstinterne Kontrollen, Zusammenarbeit mit<br />
internationalen Organisationen und NGO's etc.). Zwar existieren oftmals die entsprechenden<br />
(Straf)Gesetze, doch es hapert am Vollzug (Implementierung) der Normen.<br />
Als Fazit kann man sagen, dass die Türkei ohne tiefgreifende Reformen im politischen, wirtschaftlichen<br />
und kulturellen Sektor den Anschluss an die westliche Welt (und den Eintritt in die<br />
EU) verlieren könnte. Der immer noch schwierige Partner Türkei hat den Schlüssel zum Erfolg selber<br />
in der Hand. Vielleicht führt die Kraft der atatürkischen Reformen ("Revolutionismus") das Land<br />
in einen kritischen Dialog mit den europäischen Staaten und dadurch letztlich in die EU. Und die<br />
Oppositionellen grübeln nicht im Stillen:" . . . oh, Mustafa Kemal Atatürk: denk ich an Türkiye in der<br />
Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht."<br />
Klaus UyaK M. A.<br />
42
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13
Rahmenprogramm in Istanbul<br />
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Übernachtungen im CINAR HOTEL und CROWNE PLAZA HOTEL<br />
SAMSTAG, 3. JUNI <strong>2006</strong><br />
Ankunft am Atatürk Flughafen/Istanbul. Transfer zum Hotel. Nach kurzer Erholung fahren wir<br />
zum Abendessen an den Bosporus in das alte jüdische Dorf Ortaköy.<br />
SONNTAG, 4. JUNI <strong>2006</strong><br />
ERSTE GRUPPE: Besichtigung in der Istanbuler Altstadt: Hippodrom, Blaue Moschee,<br />
Hagia Sophia, Unterirdische Zisterne. Mittagessen in einem typischen Lokal am Sultanahmet<br />
Platz. Am Nachmittag Besichtigung des Topkapi-Palast mit seinen umfangreichen<br />
Sammlungen.<br />
ZWEITE GRUPPE: Dolmabahce-Schloss, Jagdhaus Ihlamur, Rumeli Festung<br />
ERSTE UND ZWEITE GRUPPE: Bosporus-Schifffahrt, Abendessen in einem urigen<br />
Fischrestaurant am Bosporus.<br />
MONTAG, 5. JUNI <strong>2006</strong> (7. Endoskopie Tagung)<br />
ERSTE GRUPPE: Wir beginnen mit der Besichtigung der prächtigen Süleyman-Moschee<br />
und den Sultansgräbern. Nach einem kleinen Bummel hinunter zum Goldenen Horn kommen<br />
wir zur kleinen, aber ebenfalls prächtigen Rüstem Pasa Moschee und anschließend zum<br />
benachbarten Ägyptischen Basar. Nach Einkaufsbummel und Mittagessen (im oder in Basarnähe)<br />
fahren wir am Goldenen Horn entlang zur berühmten Chorakirche. Nach Besichtigung<br />
dieser bedeutenden byzantinischen Kirche, mit ihren Fresken und Mosaiken aus dem<br />
14. Jahrhundert, Weiterfahrt in den religiösen Stadtteil Eyüp, Besichtigung von Moschee und<br />
Grabbau des Heiligen Eyüp. Weiterfahrt bis zum Aussichtshügel Goldenes Horn. Dort<br />
genießen wir im alten Lokal “Pierre Lotti” bei einer Tasse türkischen Tee oder Mokka den herrlichen<br />
Ausblick auf das Goldene Horn und die Altstadt. Rückfahrt zum Hotel. Abendessen.<br />
ZWEITE GRUPPE: Schifffahrt zur Prinzessininsel / Büyükada oder nach Sile an der<br />
Schwarzmeerküste.<br />
DIENSTAG, 6. JUNI <strong>2006</strong> (Kongresstag!)<br />
ERSTE UND ZWEITE GRUPPE: am letzten Tag in Istanbul lassen wir uns ein bisschen<br />
Zeit zum Einkaufen, für die asiatische Seite der Stadt und einen Besuch beim „Gedeckten<br />
Basar“. Nach einem gemütlichen Bummel kehren wir zum Bus zurück und fahren bis auf den<br />
Aussichtshügel Camlica auf der asiatischen Seite von Istanbul. Nachdem wir dort unseren<br />
Tee getrunken haben, fahren wir zum europäischen Teil zurück. Der weitere Nachmittag steht<br />
zur freien Verfügung. Letztes Abendessen in Istanbul.<br />
Mittwoch, 7. Juni <strong>2006</strong><br />
Transfer zum Flughafen und Rückflug nach Deutschland oder Weiterflug nach Kayseri<br />
ALLAHA ISMARLADIK ISTANBUL!<br />
16
ERINNERUNGSFOTOS AUS<br />
SÜDOS-UND OSTANATOLIEN 2005<br />
20
ERINNERUNGSFOTOS AUS<br />
SÜDOS-UND OSTANATOLIEN 2005<br />
18
Rahmenprogramm in Kappadokien und Ostanatolien<br />
Eine ungewöhnliche<br />
Reise in anatolischen Hochkulturen<br />
1. Tag, Mittwoch, 7. 6. <strong>2006</strong><br />
Am frühen M<strong>org</strong>en Flug nach Kayseri (alte Ceasereia), Provinzstadt am Nordfuß des 3.916 m<br />
hohen Vulkanberg Erciyas. Besichtigung: Döner Kümbet (Mausoleum 12. Jahrhundert),<br />
Honat Hatun Moschee, Kayseri Zitadelle. Nach einem Altstadtbummel mit bedecktem<br />
Basar (orientalisch-islamischer Markt ohne Touristenläden) Weiterfahrt nach Kappadokien.<br />
Wanderung durch das Rote Tal in Güllü dere (Rosental), 2 -3 Stunden, mittel bis anspruchsvoll.<br />
Übernachtung in Hotel Peribacasi Nevsehir.<br />
2. Tag, Donnerstag, 8. 6. <strong>2006</strong><br />
Göreme-Tal in Kappadokien: ausführliche Kirchenbesichtigung mit sehr schöner Malerei<br />
aus der christlichen Kunst: Apfel-Kirche, Barbara-Kirche, Karanlik-Kirche (sehr gut erhaltene<br />
Fresken), Sandalen-Kirche und Tokali-Kirche. Nachmittags schöne Wanderung durch das<br />
Taubental, 2 - 3 Stunden, mittel bis anspruchsvoll. Übernachtung in Peribacasi Nevsehir.<br />
3. Tag, Freitag, 9. 6. <strong>2006</strong><br />
Besichtigung der unterirdischen Stadt Derinkuyu. Weiterfahrt ins Ihlara-Tal, interessante<br />
Wanderung, 4 Stunden, mittel. Übernachtung in Peribacasi Nevsehir.<br />
4. Tag, Samstag, 10. 6. <strong>2006</strong><br />
M<strong>org</strong>ens früh Fahrt nach Hattusa: Hauptstadt der Hethiter mit mehreren Grabungsstätten,<br />
wird von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Besichtigung: Löwentor, Sphenksen-<br />
Königstor, großer Palast Potern und Yazilikaya. Weiterfahrt nach Amasya: Hauptstadt des<br />
Pontischen Reiches, eine sehr malerische Stadt am Grünen Fluss Yesil Irmak. Hier wurden<br />
die osmanischen Königssöhne erzogen. Übernachtung in Amasya.<br />
5. Tag, Sonntag, 11. 6. <strong>2006</strong><br />
Vormittags Besichtigung der Felsengräber. Stadtbummel in Amasya. Weiterfahrt nach<br />
Sivas, eine bedeutende seldchukische Stadt an der Handelsstraße. Verfolgung der jungen<br />
Christen durch die Römer (12. Legion“Fulminata“). Übernachtung im Hotel Büyük Sivas.<br />
6. Tag, Montag, 12. 6. <strong>2006</strong><br />
Am Vormittag Besichtigung in Sivas: bedeutende Baudenkmäler der Seldchuken aus dem<br />
12. /13. Jahrhundert: Sifahiye Heilzentrum, Buruciye-Cifte Minare Medrese. Nachmittags<br />
Weiterfahrt nach Erzurum, Stadt an der Seidenstraße von Persien zum Schwarzen Meer.<br />
Übernachtung im Polat-Hotel.<br />
22<br />
Reiseführer: Suheyl Hidir SENGÜL<br />
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Tel: 0090 256 667<br />
Fax: 0090 256 667 14 57<br />
Handy: 0090 532 614 26 14<br />
E-mail: sengulranch@superonline.com
Rahmenprogramm in Kappadokien und Ostanatolien<br />
7. Tag, Dienstag, 13. 6. <strong>2006</strong><br />
Besichtigung in Erzurum: Cifte Minareli Medrese, Karanlik Kümbet, Ulu Moschee. Tagesausflug<br />
zu den Ge<strong>org</strong>ischen Kirchen (Kreuzkirche Osk, Vank Ishan und Dört Kilise). Übernachtung<br />
in der Stadt Artvin im Ostpontiusgebiet, Land der Lazen (türkische Ostfriesen).<br />
8. Tag, Mittwoch, 14. 6. <strong>2006</strong><br />
M<strong>org</strong>ens Fahrt nach Kars, dort Altstadtbesichtigung und Apostel-Kirche (armenische Kirche<br />
aus dem 10. Jahrhundert). Nachmittags Weiterfahrt an die armenische Grenze nach Ani mit<br />
seiner imposanten armenischen Architektur aus dem 10./13. Jahrhundert mit Erlöser-Kirche,<br />
Tigran Honenz Kathedrale, Mencuher Mosche, Abugambrenz-Kirche, Gagik-Kirche u.a..<br />
Übernachtung im Hotel Toprak in Sarikamis.<br />
9. Tag, Donnerstag, 15. 6. <strong>2006</strong><br />
Vormittags Wanderung in der Rebhuhnschlucht, 2 - 3 Stunden, mittel bis anspruchsvoll.<br />
Nachmittags Weiterfahrt nach Dogubeyazit, dort schöne Aussicht auf den berühmten<br />
majestätischen Ararat-Berg in 5.137m. Übernachtung in Dogubeyazit.<br />
10. Tag, Freitag, 16. 6. <strong>2006</strong><br />
Besichtigung Ishakpasa Palast, anschließend 3 – 4 Stunden Wanderung. Bei schönem Wetter<br />
atemberaubender Blick zum Ararat. Nachmittags Weiterfahrt bis Van mit Besichtigung<br />
der Zitadelle. Übernachtung im Hotel Merit Sahmaran (in Van).<br />
11. Tag, Samstag, 17. 6. <strong>2006</strong><br />
Besichtigung: Ausgrabungsstätte Cavustepe, eine uraträische Stadt aus dem 8. Jahrhundert<br />
vor Christus. Nachmittags Bootsfahrt zur Insel Akdamar, dort Besichtigung einer einmaligen<br />
armenische Kirche aus dem 10. Jahrhundert mit einem wunderschönen Relief.<br />
Übernachtung im Hotel Merit Sahmaran (in Van).<br />
12. Tag, Sonntag, 18. 6. <strong>2006</strong><br />
Rückflug nach Deutschland.<br />
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24
TÜRKEI-INFORMATION<br />
WAHLSPRUCH: YURTTA SULH, CIHANDA SULH<br />
(türk. ,,Frieden in der Heimat, Frieden in der Welt’’)<br />
Die REPUBLIK TÜRKEI (Türkiye Cumhuriyeti) ist der Nachfolgestaat des Osmanischen Reiches und<br />
ging nach dem Ersten Weltkrieg aus diesem hervor. Die Türkei ist eine laizistische Republik. Der Laizismus<br />
geht auf den Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk zurück. Atatürk war bestrebt, durch viele<br />
gesellschaftliche Reformen die Türkei nach dem Vorbild Europas zu modernisieren.<br />
■ GEOGRAPHIE<br />
Die Türkei erstreckt sich geographisch über zwei Kontinente. Der größte Teil des türkischen Staatsgebiets<br />
liegt mit ca. 97 % auf dem asiatischen Kontinent. Lediglich 3 % der Gesamtfläche (23.623 km2) befinden sich auf dem europäischen Kontinent. Der europäische Teil der Türkei wird auch als Thrakien<br />
bezeichnet und der asiatische Landesteil als Anatolien. Die Türkei bildet somit geographisch eine<br />
Schnittstelle zwischen Okzident und Orient.<br />
Die Türkei besitzt eine 7.200 km lange Küste. Im Westen der Türkei liegt das Ägäische Meer, im Süden<br />
das Mittelmeer und im Norden das Schwarze Meer. Daneben besitzt die Türkei Landgrenzen zu 8 Nachbarländern,<br />
die insgesamt eine Länge von 2.648 km haben. Im Nordwesten grenzt sie an Griechenland<br />
(206 km Grenze) und Bulgarien (240 km), im Nordosten an Ge<strong>org</strong>ien (252 km), Armenien (268 km), Aserbaidschan<br />
(Exklave und autonome Republik Nachitschewan, mit der die Türkei einen 9 km langen<br />
Grenzstreifen teilt), im Osten an den Iran (499 km) und im Süden an den Irak (352 km) und Syrien (822 km).<br />
■ Verwaltung und Politik<br />
In der Türkei herscht, wie in allen westlichen Demokratien, eine Gewaltenteilung zwischen der Legislative,<br />
Exekutive und der Judikative. Nach der Verfassung aus dem Jahre 1982 ist die Türkei eine parlamentarische<br />
Demokratie mit einem relativ mächtigen Präsidenten und einer unabhängigen Justiz.<br />
Gesetzgebendes Organ (Legislative) ist in der Türkei die Große Nationalversammlung (Türkiye Büyük<br />
Millet Meclisi). Sie besteht aus 550 Parlamentariern die vom Volk direkt für fünf Jahre gewählt werden.<br />
Ab dem 18. Lebensjahr ist jeder Staatsbürger in der Türkei wahlberechtigt. Gewählt werden darf jedoch<br />
nur innerhalb der Türkei, eine Wahlbeteiligung aus dem Ausland z.B. durch eine Briefwahl für im Ausland<br />
lebende türkische Staatsbürger existiert nicht. Aufgrund dieser Reglung sind Millionen von türkischen<br />
Staatsbürgern die im Ausland (vor allem in der EU) leben und arbeiten von den Wahlen ausgeschlossen.<br />
Staatsoberhaupt ist der vom Parlament für sieben Jahre gewählte Staatspräsident. Eine Wiederwahl<br />
des Staatspräsidenten ist per Verfassung verboten. Der Staatspräsident beauftragt den<br />
Parteivorsitzenden der Mehrheitspartei mit der Bildung der Regierung. Regierungschef ist der Ministerpräsident<br />
der die Mehrheitspartei bzw. die Regierungskoalition repräsentiert. Der Staatspräsident segnet<br />
die Minister der Regierung ab. Das Verfassungsgericht ist der oberste Gerichtshof der Türkei. Sie<br />
entscheidet über die Verfassungsmäßigkeit der vom Parlament verabschiedeten Gesetze.<br />
Die Türkei und überstaatliche Organisationen<br />
Die Türkei ist seit 1952 Mitglied der NATO und seit 1963 assoziiertes Mitglied in den Vorläufer<strong>org</strong>anisationen<br />
der EU und strebte seit Jahrzehnten Verhandlungen über eine Vollmitgliedschaft zuerst in der<br />
EWG später der EG und zuletzt in der Europäischen Union an. Daneben ist die Türkei u.a. Mitglied: Vereinte<br />
Nationen (1945) mit Sonder<strong>org</strong>anisationen; (1952); Europarat (1952); OECD (1948); Organisation<br />
der Islamischen Konferenz (OIC, 1969); EG-Assoziierungs-Abkommen (1963); EU-Zollunion seit dem<br />
1. Januar 1996; assoziiertes Mitglied der WEU (1995-2000). Ende des Jahres 2004 wurde vom Europäischen<br />
Parlament und der Europäischen Kommission die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit der<br />
Türkei beschlossen.<br />
Verwaltung<br />
Die Kommunalverwaltung ist in der Türkei in 81 Provinzen unterteilt die durch den Gouverneur (Vali) verwaltet<br />
werden. Die einzelnen Provinzen sind weiter in einzelne Bezirke und Gemeinden unterteilt. Die<br />
Bezirke werden von einem Kaymakam geleitet, der vom Innenminister ernannt wird. Die Bürgermeister<br />
und Dorfvorsteher werden vom Volk gewählt.<br />
46
■ Kultur<br />
Die heutige türkische Kultur ist eine Verschmelzung verschiedener Kulturen. Dazu können die alttürkische<br />
Nomadenkultur Zentralasiens und Sibiriens, die Kultur im osmanischen Reich mit ihren arabischen,<br />
byzantinischen und persischen Einflüssen, sowie die starke europäische Richtung seit Gründung<br />
der Republik durch Atatürk gezählt werden. Als Kulturzentrum der Türkei ist die Stadt Istanbul zu<br />
sehen, wobei die Stadt eine Synthese von verschiedenen Kulturen darstellt.<br />
Die Türkei hat eine große Zahl Künstler herv<strong>org</strong>ebracht. Dazu gehören u. a. der Filmregisseur Yilmaz<br />
Güney (Goldene Palme in Cannes für Yol - Der Weg (1982)), die Dichter Orhan Veli und Nâzim Hikmet,<br />
die Schriftsteller Yasar Kemal, Orhan Pamuk oder Aziz Nesin. Türkische Popsänger wie Sezen Aksu,<br />
Tarkan und Mustafa Sandal waren in letzter Zeit auch im Ausland recht erfolgreich. 2003 siegte die Türkei<br />
beim Eurovision Song Contest mit dem Titel Everyway That I Can von Sertab Erener.<br />
■ Geschichte<br />
Vor etwa 10.500 Jahren entstand im Südwesten der Türkei die älteste z. Z. bekannte Stadtanlage der<br />
Welt, Catal Hüyuk. Anatolien (Kleinasien) ist die Wiege einer Vielzahl von teilweise bisher nur schlecht<br />
erforschten Kulturen und Reichen des Altertums. Zu dieser Zeit lebten in Anatolien allerdings noch<br />
keine Türken, deren Heimat war Zentralasien. Die Seldschuken waren die erste türkische Dynastie,<br />
deren Heere im 11. Jahrhundert n. Chr. Teile Anatoliens eroberten und in der Folge große Teile des<br />
Byzantinischen Reiches unterwarfen.<br />
Frühe Besiedlung Anatoliens<br />
Die Hethiter besiedelten in der Bronzezeit das Gebiet der heutigen Türkei zwischen 1900 und 1200 v. Chr.<br />
Das Reich der Hethiter wurde im Zuge der sog. ägäischen Wanderung durch diverse Seevölker (z.B. die<br />
Phryger) zerstört. Die hethitische Kultur überlebte jedoch bis um 700 v. Chr. in diversen Kleinstaaten in Ostanatolien,<br />
zum Beispiel in Milid, der heutigen türkischen Stadt Malatya. In diese Zeit fällt wahrscheinlich<br />
auch die Zerstörung der westanatolischen Stadt Troja. Nach der Zerstörung der Hethiter errichteten die<br />
Phryger unter ihrem König Midas ein Reich, das im 9. und 8. Jahrhundert v. Chr. Anatolien beherrschte.<br />
Um 700 v. Chr. begann die griechische Besiedlung entlang der anatolischen Agäisküste (Ionien) mit<br />
Koloniestädten wie z.B. Milet, Ephesos und Priene. Zur gleichen Zeit besiedelten noch andere Völker<br />
Anatolien. Die Kimmerier besiedelten Westanatolien, nachdem sie das Phrygerreich 700 v. Chr. zerstört<br />
hatten. Die Lydier gründeten an der ägäischen Küste ein Königreich mit der Hauptstadt Sardes. Ihr letzter<br />
König war der nach seinem großen Reichtum aus der griechischen Mythologie bekannte Krösus.<br />
Von der Mitte des 6. Jahrhunderts bis 333 v. Chr. (Schlacht bei Issos) herrschten die Perser über weite<br />
Teile Kleinasiens, bis Alexander der Große sie besiegte und das Alexanderreich errichtete. Nach dem<br />
Ende des Alexanderreiches wurde Anatolien durch diverse Völker besiedelt. Bedeutende Reiche waren<br />
Bithynien, Pontos, Kappadokien, das keltische Galatien sowie Pergamon. Im 2. und 1. Jhr. v. Chr. brachten<br />
die Römer Anatolien unter ihre Kontrolle. Die Herrschaft des vereinten Römischen Reiches hielt bis<br />
ins 4. Jahrhundert n. Chr. Danach fiel Kleinasien, nach der Teilung des Römischen Reiches, an Ostrom<br />
(siehe Byzantinische Reich). Gegen die Araber konnte Anatolien - anders als die weiter südlichen<br />
Reichsteile - erfolgreich verteidigt werden, und es wurde zur neuen Kornkammer des Reiches nach<br />
dem Verlust Ägyptens. Die ersten türkischen Stämme tauchten erst im 11. Jhr. n. Chr. in Anatolien auf.<br />
Die Seldschuken fielen in Kleinasien ein und schlugen die byzantinische Armee in der Schlacht von<br />
Mantzikert im Jahre 1071 vernichtend. Daraufhin eroberten sie große Gebiete Ost- und Mittelanatoliens.<br />
Die Seldschuken errichteten neben dem Sultanat Bagdad das Sultanat Rum (was "Rom" bedeutet,<br />
nach dem Oströmischen Reich; Hauptstadt war das heutige Konya), das im 12. und 13. Jahrhundert<br />
über weite Gebiete Anatoliens herrschte. Im 13. Jahrhundert überfielen die Mongolen das Seldschukische<br />
Reich und plünderten 1258 Bagdad. Im Zuge dieses Machtverlustes von Rum nutzten die türkischen<br />
Stämme ihre Freiheit und verselbständigten sich weitestgehend. In ganz Anatolien, so auch an<br />
der Ostgrenze des Byzantinischen Reiches, formierten sich kleine und mittelgroße türkische Fürstentümer.<br />
Die Osmanen waren eines dieser Fürstentümer, die schließlich ihre Macht soweit ausdehnten, bis<br />
sie Konstantinopel eroberten und so das Byzantinische Reich zerstörten.<br />
Osmanisches Reich<br />
Nach der Eroberung Konstantinopels im Jahre 1453 herrschten die Nachfolger der Seldschuken, die<br />
Osmanen, über große Teile des Nahen Ostens, Nordafrikas, der Krim, des Kaukasus' und des Balkans. Im<br />
späten 17. Jhr. begann der Niedergang des Osmanischen Reiches, das immer weiter aus seinen europäischen<br />
Besitzungen zurückgedrängt wurde. Das ab dem 19. Jhr. stark zunehmende Unabhängigkeitsstreben<br />
diverser Nationen im Vielvölkerstaat des Osmanischen Reiches, die Besetzung Nordafrikas durch europäische<br />
Mächte und schließlich die Niederlage im Ersten Weltkrieg bewirkten seinen endgültigen Verfall.<br />
47
Atatürk gründet die türkische Republik<br />
Nachdem alle ausländischen Kräfte aus Anatolien vertrieben wurden, rief Mustafa Kemal am 29.<br />
Oktober 1923 die Republik aus und verlegte die Hauptstadt nach Ankara. Später erhielt er den Beinamen<br />
Atatürk ("Vater aller Türken") und war der erste Präsident der Republik. Im laufe seiner Amtszeit führte<br />
Atatürk tiefgreifende Reformen im politischen und gesellschaftlichen System durch, die die Türkei in<br />
einen modernen, säkularen, weltlichen und am Westen orientierten Staat verwandelten. Unter anderem<br />
wurde im Jahre 1922, noch vor der Ausrufung der Republik, das Sultanat abgeschafft und am 29. Oktober<br />
1923 das Kalifat. 1924 schaffte die Türkei die religiösen Gerichte ab, und 1925 wurde im Zuge einer<br />
umfassenden "Kleiderreform" das Fez (traditionelle türkische Kopfbedeckung der Männer) und der<br />
Schleier für die Frau verboten und die Koedukation eingeführt. Im selben Jahr wurde die islamische<br />
Zeitrechnung durch den Gregorianischen Kalender ersetzt sowie das metrische System eingeführt.<br />
In den folgenden Jahren wurden ganze Rechtssysteme aus europäischen Ländern übernommen und<br />
den türkischen Verhältnissen angepasst. 1926 wurde zunächst das schweizer Zivilrecht und damit die<br />
Einehe und die Gleichstellung von Mann und Frau übernommen. Es folgten das deutsche Handelsrecht<br />
und das italienische Strafrecht. Die Gleichstellung der Geschlechter gelang allerdings nur teilweise.<br />
1928 wurde die Säkularisierung ausgerufen und im gleichen Jahr die Arabische Schrift durch<br />
die Lateinische ersetzt. Im Zuge weiterer Reformen wurde in der Türkei 1930 das aktive Frauenwahlrecht<br />
eingeführt, und seit 1934 dürfen sich Frauen auch selbst zur Wahl stellen (passives Frauenwahlrecht).<br />
Nur wenige der Reformen, etwa Atatürks Idee, dass in den Moscheen statt auf Arabisch nur noch<br />
auf Türkisch gebetet werden sollte, erwiesen sich als undurchführbar und wurden zurückgenommen.<br />
Grundlage Atatürks Handelns war die Ideologie des Kemalismus, welcher auf sechs Prinzipien basiert:<br />
● türkischer Nationalismus: betonte die ruhmreiche türkische Geschichte und das Recht der Türken<br />
● auf einen eigenen, modernen und souveränen Staat<br />
● Laizismus: vollständige Trennung von religiösen Einrichtungen und Staatsgeschäften<br />
● Republikanismus: Betonung der Prämisse der Volkssouveränität<br />
● Etatismus: staatliche Lenkung der Wirtschaft mit dem Ziel der schnellen wirtschaftlichen Entwicklung<br />
● Revolutionismus: alle zur Modernisierung notwendigen Maßnahmen sollen sofort und in vollem<br />
● Umfang vollzogen werden mit dem Ziel der Entwicklung einer modernen türkischen Gesellschaft<br />
● Populismus: Idee einer Großen Nationalversammlung die alle wirtschaftlichen und<br />
● sozialen Interessen vertritt<br />
Geschichte der Türkei nach der Atatürk-Ära<br />
Nachdem am 10. November 1938 Atatürk starb, wurde sein enger Weggefährte Ismet Inönü der zweite<br />
türkische Staatspräsident. Inönü war bestrebt, die Modernisierung der Türkei fortzuführen und die<br />
außenpolitische Neutralität beizubehalten. Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde es<br />
immer schwieriger, die außenpolitische Neutralität beizubehalten. Sowohl Nazideutschland als auch<br />
die Alliierten versuchten, die Türkei auf ihrer Seite in den Krieg einzubeziehen. Am 1. August 1944 brach<br />
die Türkei die diplomatischen Beziehungen zum Deutschen Reich ab und erklärte am 23. Februar 1945<br />
Deutschland und Japan symbolisch den Krieg, um anschließend die UN-Charta mit zu unterschreiben.<br />
Nachdem Kriegsende drängte die Sowjetunion die Türkei zu Grenzkorrekturen an der Ostgrenze und<br />
versuchte, Kontrolle über die türkischen Meerengen zu bekommen. Der Versuch der Sowjetunion, Kontrolle<br />
über die Türkei auszuüben, führte dazu, dass die Türkei ihre außenpolitische Neutralität aufgab.<br />
Sie versuchte nun ihre Bindung an die USA zu intensivieren und wollte daher in die NATO eintreten.<br />
Nach anfänglicher Ablehnung, vor allem durch die europäischen NATO-Mitglieder, wurde die Türkei<br />
1952, gemeinsam mit Griechenland, Mitglied in der NATO. Diese Entscheidung wurde durch die Teilnahme<br />
der Türkei auf amerikanischer Seite am Korea-Krieg von 1950 begünstigt.<br />
1946 wurde in der Türkei zum erstenmal eine zweite politische Partei zugelassen. Die DP (Demokratische<br />
Partei) errang bei den Wahlen am 14. Mai 1949 die Mehrheit der Stimmen. Damit endete die seit<br />
Republikgründung herrschende Einparteienherrschaft der CHP. Die DP unter ihrem Ministerpräsidenten<br />
Adnan Menderes führte in seiner Regierungszeit zwischen 1950 und 1960 eine stärkere wirtschaftliche<br />
Liberalisierung durch. Trotz eines raschen wirtschaftlichen Wachstums nahmen die sozialen<br />
Spannungen in der Türkei nun stärker zu als zuvor. Zunehmend ging die DP dazu über, die oppositionelle<br />
CHP politisch zu unterdrücken.<br />
1960 putschte sich das Militär an die Macht, um die Staatskrise, die durch Spannungen zwischen den<br />
politischen Parteien ausgelöst wurde, zu beenden. Menderes und andere Politiker wurden unter Korruptions-Vorwurf<br />
zum Tode verurteilt und 1961 gehängt. Nachdem das Militär 1961 eine neue Verfassung<br />
einführte, gab es die Macht an eine Zivilregierung ab. Die neue Verfassung beinhaltete moderne wirtschaftliche<br />
und soziale Prinzipien und Gesetze, die die Unterdrückung der Opposition verhindern sollten.<br />
48
1963 schloss die Türkei mit der damaligen EWG ein Assoziations-Abkommen ab. Aber auch die Folgeregierung<br />
konnte die Probleme nicht in den Griff bekommen. Linke und rechte Terror-Aktivitäten nahmen<br />
zu, und die Wirtschaftslage verschlechterte sich rapide. 1971 griff die Armee erneut ein, und es kam zu<br />
repressiven Maßnahmen gegenüber der Bevölkerung.<br />
Das Militär putschte sich 1980 zum dritten Mal an die Macht. Auslöser war die sehr instabile Phase in<br />
den 1970er Jahren, die durch wechselnde politische Koalitionen, politische und wirtschaftliche Instabilität<br />
und Terrorakte durch das extrem rechte und linke politische Spektrum geprägt war. Das Militär unter<br />
General Kenan Evren verhängte über das Land das Kriegsrecht und verbat alle politischen Parteien.<br />
Nach dem es November 1982 durch einen Volksentscheid die dritte türkische Verfassung eingeführt<br />
hatte, gab es die Macht 1983 wieder an eine Zivilregierung ab.<br />
Nach der Stichwahl zum Parlament im November 1983 gewann die konservative Mutterlandspartei<br />
(ANAP), unter dem Wirtschaftsfachmann Turgut Özal, die Wahl. Özal leitete in seiner Regierungszeit<br />
marktwirtschaftliche Reformen ein und vereinte in seiner Mutterlandspartei Technokraten, aber auch islamische<br />
Kreise. Nachdem Özal zum Staatspräsidenten gewählt wurde, wurde 1989 Yildirim Akbulut<br />
Regierungschef.<br />
Die 1990er Jahre waren in der Türkei wieder durch wechselnde politische Mehrheiten und ständige<br />
Neuwahlen gekennzeichnet. Nachfolger von Akbulut wurde 1991 Mesut Yilmaz. Nachdem die ANAP die<br />
Wahlen verlor, wurde 1993 Tansu Çiller, mit ihrer Partei, der DYP, Regierungschefin.<br />
Mitte der 1990er Jahre stieg die Unzufriedenheit der Bevölkerung mit der Regierung und den etablierten<br />
Parteien stark und alte Splitterparteien sowie neue Parteien konnten bei den Wahlen seitdem große<br />
Erfolge erlangen. So ging aus den Parlamentswahlen am 24. Dezember 1995 zum ersten mal in der türkischen<br />
Geschichte eine islamistische Partei, die Wohlfahrtspartei (RP), als stärkste politische Kraft hervor.<br />
Da sie keine Koalitionspartner fand, erhielt die zweitstärkste Kraft, die DYP, den Auftrag, die Regierung<br />
zu bilden. Die DYP ging mit der ANAP eine Koalition ein.<br />
Am 1. Januar 1996 wurde zwischen der EU und der Türkei eine Zollunion eingeführt.<br />
Die Koalition zwischen der DYP und ANAP hielt aber nicht lange, weil Mesut Yilmaz nach einem Misstrauensvotum<br />
im Juni 1996 zurücktreten musste. Daraufhin bekam die RP im Juni 1996 unter Necmettin<br />
Erbakan den Auftrag, die Regierung zu bilden. Die RP ging mit der DYP eine Koaliton ein. Mit seiner<br />
Politik geriet Erbakan in Widerspruch zu der von Kemal Atatürk begründeten laizistischen Staatsdoktrin,<br />
als deren Stützen sich vor allem die Militärs sahen. Am 30. Juni 1997 musste Necmettin Erbakan auf<br />
Druck der Militärs zurücktreten.<br />
Am 17. August 1999 verwüstete ein schweres Erdbeben Izmit und die Marmararegion. Bei diesem verheerenden<br />
Erdbeben kamen 20.000 Menschen ums Leben, auch in Folge der mangelhaften Einhaltung<br />
der Bauvorschriften. Vor allem die ärmsten Bevölkerungsteile leiden bis heute unter den Folgen.<br />
Nach einer weiteren kurzen Regierungsphase (Juni 1997-November 1998) von Mesut Yilmaz war Ecevit<br />
(zu dieser Zeit in der DSP (Demokratische Links Partei)) unter wechselnden Koalitionen zusammen mit<br />
der ANAP, der DYP und der rechtsextremen MHP (Partei der Nationalen Bewegung) bis 2002 Ministerpräsident.<br />
Nach den Wahlen am 3. November 2002 gewann die neu gegründete islamisch orientierte AKP die<br />
Wahlen. Ministerpräsident wurde zunächst Abdullah Gül. Der Führer und wichtigste Mann der AKP<br />
Recep Tayyip Erdogan durfte dieses Amt nicht übernehmen, da er 1998 wegen der "öffentlichen Äußerung<br />
islamistischer Parolen" (Zitierung eines religiösen Gedichts) verurteilt und vorbestraft worden war.<br />
Erst nach Änderung von Gesetzen (Abschaffung des Verbots der politischen Tätigkeit von in dieser Art<br />
Verurteilten) konnte er durch eine Nachwahl am 9. März 2003 in der Provinz Siirt am 11. März 2003 das<br />
Amt des Ministerpräsidenten übernehmen.<br />
Im November 2003 verübte eine türkische Zelle der Al-Qaida mehrere Bombenanschläge in Istanbul.<br />
Ziele der Anschläge, bei denen 60 Menschen starben, waren zwei Synagogen, das britische Konsulat<br />
und die Filiale der britischen HSBC-Bank.<br />
Nachdem die damalige EG 1989 einen Antrag der Türkei auf Vollmitgliedschaft abgelehnt hatte, wurde<br />
auf dem EU-Gipfel in Luxemburg 1997 entschieden, dass die Türkei für einen Beitritt in Frage kommt. Am<br />
11. Dezember 1999 bekam die Türkei offiziell den Beitritts-Kandidaten-Status zuerkannt. Auf dem Gipfel<br />
von Kopenhagen 2002 setzte die EU fest, dass im Dezember 2004 über die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen<br />
entschieden wird. Dazu muss die Türkei die Kopenhagener Kriterien erfüllen.<br />
Im Februar 1994 wurde die gewählte kurdische Parlamentarierin der DEP-Partei (Leyla Zana) unter dem<br />
Vorwurf verfassungsfeindlichen Handelns inhaftiert. Mitte 2004 wurden sie und drei weitere inhaftierte<br />
DEP-Abgeordnete nach heftigem Druck der EU freigelassen.<br />
49
Am 17. Dezember 2004 entschieden die Staats- und Regierungschefs der EU in Brüssel, dass ab dem<br />
3. Oktober 2005 mit der Türkei Verhandlungen über den EU-Beitritt aufgenommen werden. Voraussetzungen<br />
dafür sind jedoch die Fortsetzung der begonnenen Reformen, eine weitere Verbesserung der<br />
Menschenrechtssituation und insbesondere die Unterzeichung eines Abkommens über eine Zollunion<br />
mit den 10 neuen EU-Mitgliedsstaaten, darunter auch Zypern, noch vor Beginn der Verhandlungen am<br />
3. Oktober 2005.<br />
■ Wirtschaft<br />
Die Wirtschaftspolitik der Türkei änderte sich nach dem Jahre 1980. Damit veränderte sich die Geld-,<br />
Finanz-, Außenhandels- und Devisenpolitik radikal. Die Wirtschafts- und Industriepolitik vor 1980 war auf<br />
Importsubstitution und Vers<strong>org</strong>ung des Binnenmarktes gerichtet. Nach 1980 ging die Wirtschaftspolitik<br />
zu einer liberaleren und auf exportenbasierende Industrialisierung über. Zunehmend wurde der Privatsektor<br />
gefördert und parallel öffentliche Unternehmen privatisiert.<br />
Durch die zunehmende Senkung der Importbarieren steigt auch der Konkurrenzdruck auf die türkischen<br />
Betriebe. Der Höhepunkt der bisherigen Entwicklung ist der beitritt zur europäischen Zollunion 1996.<br />
Die dynamische Entwicklung der Wirtschaft, mit Wachstumsraten des BSP von über 5%, wurde in den<br />
letzten zehn Jahren immer wieder durch schwere Wirtschaftskrisen (1994, 1999 und 2001) unterbrochen.<br />
Die letzte Krise wurde durch ein steigendes Leistungs- und Handelsbilanzdefizit, verbunden mit einem<br />
maroden Bankensystem und einer Staatskrise ausgelöst. Aufgrund dieser Probleme kam es zu Spekulationen<br />
und Kapitalflucht, was die türkische Zentralbank dazu zwang, die türkische Lira freizugeben.<br />
Durch den starken Wertverlust der Lira (innerhalb weniger Stunden 40 %) stiegen die ausländischen<br />
Schulden (in Lira gerechnet) in unbezahlbare Höhen, woraufhin viele Unternehmen in den Konkurs gingen<br />
und die Arbeitslosigkeit stark anstieg. Resultat war eine der schwersten Rezessionen der türkischen<br />
Geschichte (die türkische Wirtschaftsleistung schrumpfte um über 8 %). Um einen Staatsbankrott<br />
abzuwenden gewährte der IWF der Türkei, im Zeitraum von 2002-2004, einen Kredit in Höhe von<br />
insgesamt 31 Mrd. $. Aufgrund der strikten Austeritätspolitik der Regierungen seit 2001 und der Auflagen<br />
des IWF hat die Türkei die schwere Finanzkrise von 2001 überwunden.<br />
Aktuelle Kennzahlen:<br />
Bruttosozialprodukt: 3100 $ / 6.700* $ (2003)<br />
Bruttoinlandsprodukt: 199,9 Mrd. $ / 455.3** Mrd. $ (2003)<br />
Bruttosozialprodukt 238 Mrd. $ (2003)<br />
Arbeitslosigkeit: 9,2 % (offizielle Angaben)<br />
Inflation: 9,4% (2004)<br />
Schuldenstand: 134,4 Mrd. $ (Stand 2002)<br />
Verschuldungsgrad am BSP 78 % (2004)<br />
* je Einwohner in Kaufkraftparität / ** BIP in Kaufkraftparität<br />
Eine weitere wirtschaftliche Herausforderung für die Türkei stellt der hohe Schuldenstand dar. Bezogen<br />
auf das BSP beträgt sie 78,7 % (Stand 2003). Damit bekleidet die Türkei weltweit den 22. Platz der relativ<br />
am wenigsten verschuldeten Staaten. Zum Vergleich: die relativen Verschuldungsgrade der EU-Länder<br />
Italien, Belgien, Griechenland und Deutschland betragen:<br />
Italien (106,4 %), Belgien (102 %), Griechenland (100,9%), Deutschland (64,2%).<br />
Derzeitig konzentriert sich die Wirtschaftspolitik der Regierung auf die Inflationsbekämpfung. Die "chronische<br />
Inflation" in der Türkei erreichte zeitweise dreistellige, beinahe hyperinflationäre Zahlen<br />
(1994/1995 betrug sie 150 %), für 2003 sank sie auf 18,4 %, nach Schätzungen wird ca. 11 % in 2004<br />
erwartet. Am 1. Januar 2005 wurde die alte "Türkische Lira" durch die "Neue Türkische Lira" (Yeni Türk<br />
Lirasi) ersetzt. Damit verliert die Türkische Lira 6 Nullen. Außerdem wird die Untereinheit der Lira, der<br />
Kurus, wieder eingeführt. Der Kurus wurde vor ca. zwei Jahrzehnten abgeschafft, weil aufgrund der<br />
hohen Inflation die Lira stark an Wert verloren hatte. Auf den Vorderseiten der 20, 50 und 100 Lira-Scheine<br />
wird wie bis jetzt der türkische Staatsgründer Atatürk zu sehen sein. Bis Ende 2005 sind beide<br />
Währungen gültig.<br />
Außenwirtschaftlich sucht die Türkei eine engere Anbindung an die EU und zugleich eine stärkere Einflussnahme<br />
auf die zentralasiatischen Turkvölker (u.a. Kasachstan, Usbekistan, Turkmenistan, Aserbaidschan).<br />
Deutschland ist mit über 13 % (9,4 Mrd $) der Importe und ca. 17 % (9,4 Mrd. $) der Exporte der<br />
größte Handelspartner der Türkei. Weitere wichtige Handelspartner sind die USA (Exporte 3,7 und Importe<br />
3,4 Mrd. $), Großbritannien (Exporte 3,7 und Importe 3,5 Mrd. $), Italien (Exporte 3,2 und Importe 5,4 Mrd.<br />
$), Russland (Exporte 1,5 und Importe 5,4 Mrd. $) und Frankreich (Exporte 2,8 und Importe 4,2 Mrd. $).<br />
50
Struktur<br />
Die wirtschaftliche Situation der Türkei ist immer noch sehr widersprüchlich. Einerseits besteht eine<br />
sehr große Kluft zwischen dem industrialisierten Westen und ihrer modernen Industrie (insbesondere<br />
den großen Metropolen) und dem agrarisch strukturierten und wenig entwickelten Osten. Der<br />
Großraum Istanbul erreicht beispielsweise 41 % des durchschnittlichen Einkommens der 15 "alten" EU-<br />
Staaten, der Osten hingegen nur 7 %. Diverse Projekte, u.a. die großen Staudamm-Projekte (Südostanatolien-Projekt<br />
(GAP)) sollen dem Osten helfen, sich besser zu entwickeln.<br />
Zudem gibt es innerhalb der türkischen Volkswirtschaft erhebliche strukturelle Probleme. So trägt die<br />
Landwirtschaft zum BSP lediglich 11,9 % bei, beschäftigt aber 40 % der Arbeitskräfte. Die Industrie trägt<br />
29,6 % zum BSP bei und der Dienstleistungssektor 58,5 %. In der Industrie arbeiten 20,5 % aller Erwerbstätigen<br />
und in der Dienstleistung 33,7 %.<br />
Wirtschaftssektoren<br />
Die Textilindustrie ist der wichtigste Industriesektor der Türkei und stellt zugleich den größten Anteil bei<br />
den Ausfuhren dar. Allein 2004 exportierte die türkische Textilindustrie Waren im Wert von ca. 20 Mrd.<br />
$ (2003 waren es noch 15 Mrd. $). Begünstigt wird die starke Stellung der türkischen Textilindustrie<br />
dadurch das die Türkei der sechst größte Baumwollhersteller der Welt ist.<br />
Zunehmend gehen die türkischen Textilunternehmen dazu über, statt billiger Massenware Markenmode<br />
zu produzieren und zu vertreiben. Dadurch versuchen die türkischen Unternehmen der Konkurrenz<br />
aus China auszuweichen. Die Türkei gehört weltweit zu den wichtigsten Textilproduzenten.<br />
Die Textilindustrie konzentriert sich überwiegend um die Städte Istanbul und Bursa. Insgesamt<br />
beschäftigt ca. 4 Millionen Menschen.<br />
Die Nahrungsmittelindustrie konzentriert sich auf Westanatolien. Der Staat ist noch mit Unternehmen<br />
wie Zucker, Tee, Tabak und alkoholische Getränken tätig.<br />
Daneben gewinnen die Automobilindustrie und die Elektronikbranche zunehmend an Bedeutung. In<br />
der Türkei wurden 2004 862.000 Autos produziert, von denen 519.000 exportiert wurden. Zentrum der<br />
Automobilindustrie ist die Stadt Bursa. Die Autozuliefererindustrie exportierte 1999 2,2 Milliarden Dollar.<br />
Etwa 500.000 Menschen arbeiten in dieser Branche.<br />
Eine besondere Stärke wurde in den letzten Jahren die Produktion von Fernsehgeräten. Nahezu alle<br />
großen Markenhersteller lassen bei den drei türkischen Unternehmen Vestel, Beko oder Profilo-Telra<br />
bauen. Ein Drittel aller in Europa verkauften Fernseher wird in diesen Firmen hergestellt.<br />
Zuletzt hat aufgrund dieser Stärke die Beko Electronic A.S. das traditionsreiche deutsche Unternehmen<br />
Grundig AG aufgekauft. 1999 betrug die Produktion in der Elektroindustrie 2,4 Milliarden Dollar. Farbfernsehgeräte<br />
im Wert von 674 Millionen Dollar wurden 1999 exportiert.<br />
Die Investitionen von ausländischen Investoren in der Türkei liegen bei ca. 1 Mrd. US-Dollar (2003).<br />
Obwohl diese Zahl im internationalen Vergleich nicht sehr hoch ist, gibt es dennoch ein nennenswertes<br />
Engagement ausländischer Unternehmen.<br />
So lassen die Unternehmen MAN und DaimlerChrysler Busse in der Türkei bauen. Die BSH (Bosch-Siemens<br />
Hausgeräte) stellt am Rande von Istanbul Kühlschränke und Küchengeräte her. Das in Iskenderun<br />
gebaute Steinkohlekraftwerk ist das größte deutsche Investitionsprojekt, bei dem die Firmen Steag<br />
und RWE ca. 1,5 Mrd. US-Dollar investiert haben.<br />
Die Türkei ist ein bedeutender Chromerzförderer der Welt daneben werden Steinkohle, Braunkohle,<br />
Eisen-, Blei-, Zink-, Kupfer-, und Silbererz gefördert. Im Südosten gibt es geringe Erdöl vorkommen.<br />
Der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftssektor der Türkei und einer der wichtigsten Devisenquellen<br />
des Landes. 2004 erreichte die Zahl der ausländischen Touristen mit 17,5 Mio. Urlaubern einen neuen<br />
Rekordstand (2003 waren es noch etwa 14 Mio.). Die größte nationale Gruppe unter den Türkei-Touristen<br />
stellen mit ca. 4 Millionen die Deutschen gefolgt von den Russen (1,6 Mio) und den Briten (1,3 Mio).<br />
Touristische Zentren sind die südliche Ägäis-Küste und die türkische Riviera zwischen Antalya und Kap<br />
Anamur.<br />
Überblick über die Entwicklung der türkischen Wirtschaft (seit 2000)<br />
2000 2001 2002 2003 2004 (Prognose)<br />
BSP-Wachstum in % +6,3 -9,5 +7,9 +5,9 +10<br />
Inflation in % 39,0 68,5 29,7 18,4 11<br />
Staatsdefizit in % des BSP 18,9 21,1 12 9,8 7,0<br />
51
Esat Nermi Erendor, Polizei-Präsident a.D.<br />
Die ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung<br />
in der Türkei ähnelt einem Mosaikstein<br />
Die aus Mittelasien entstandene Türkenbevölkerung der Kasachen, Usbeken, Kirgisen, Aserbaidschaner,<br />
Uiguren hat im Jahre 1071 zum ersten Mal den Krieg gegen Byzanz gewonnen und trat<br />
als türkischer Volksstamm in Ostanatolien auf. Zu dieser Zeit lebten in Ostanatolien Uraten, Armenier,<br />
Ge<strong>org</strong>ier, Gagausen, Mescheten, Krimtataren und Abstämme von Lasen. Mehrere Völkergruppen<br />
in Ostanatolien waren damals christlichen Glaubens. Sie mussten hier mit Menschen<br />
leben, die eine andere Sprache und eine andere Religion hatten. So entstehen Toleranz und Verständnis<br />
gegenüber anders denkenden Menschen. Später kommen die Turkvölker nach Anatolien<br />
bzw. Mittelanatolien, türkische Völkergruppen entstehen, die das seldschukischen Land gründen.<br />
Nach einigen hundert Jahren werden die Seldschuken vom Westen durch die Kreuzfahrer<br />
und vom Osten durch die Mongolen überfallen. Einige Mongolen und Kreuzfahrer bleiben in Anatolien.<br />
Wieder entsteht eine ethnische Mischung. Nachdem das seldschukische Land zerfiel, herrschten<br />
kleinere türkische Völkerregierungen in Anatolien. Am Ende eroberte eine Gruppe Istanbul,<br />
das sind die Osmanen. Das Land wird nach Osten und Westen vergrößert. Die Osmanen erobern<br />
den ganzen Balkan (Bulgarien, Rumänien, Moldavien, Serbien, Bosnien-Herzegowina, Albanien<br />
und Ungarn). Nach der Eroberung des Westens wandern sehr viele Türken aus Anatolien ab. Vom<br />
Westen kommen viele Europäer nach Anatolien. Wieder findet eine ethnische Mischung statt. Das<br />
Osmanische Reich entsteht nach der Eroberung von Syrien, Libanon, Irak, Saudi Arabien, Ägypten,<br />
Libyen, Tunesien und Marokko. Wieder ergibt sich eine riesige Völkermischung bzw. ethnische<br />
Mischung. Auch sind viele Ägypter oder Araber in die Gegenrichtung gewandert, so fand eine östliche<br />
Mischung statt. Die osmanischen Imperatoren finden in Richtung Sowjet-Union (Kaukasus,<br />
Krim, Tartarenland) ihre Eroberung und so ergibt sich durch die hier lebenden Menschen teilweise<br />
eine erneute Völkermischung. Die Osmanen bringen von Europa die christlichen Kinder nach<br />
Istanbul. Hier gründet sich die christliche Armee, die Yeniceli-Armee. Später sind viele Generäle<br />
aus dem Osmanischen Reich von christlich-europäischer Abstammung. So auch Vertreter osmanischer<br />
Könige und deren Ehefrauen. Im Osmanischen Reich findet sich eine exzellente Kulturmischung,<br />
von der Musik angefangen bis zu verschiedenen Kunstarten. Die Osmanen sind gut zu<br />
erkennen, da sie die Religionen und die Sprache bei der eroberten Bevölkerung nicht beeinflussen,<br />
keinen Zwang ausüben. Nachdem das Osmanische Reich zerfällt, Makedonien, Nordafrika<br />
und die arabischen Länder verliert, kehren sehr viele Völkergruppen nach Anatolien zurückgekehrt.<br />
So entsteht eine erneute multikulturelle Mischung im heutigen Anatolien und auch in Istanbul.<br />
Nach Beendigung des Osmanischen Reiches wird durch Kemal Atatürk die Republik Türkei gegründet.<br />
Die Menschen, die in der heutigen Türkei leben, sind Türken, es gibt keinen ethnischen<br />
Unterschied. Bei den Volkszählungen wird die Frage nach ethnischer Abstammung nicht gestellt.<br />
Auch das Wort Atatürks ist so besser zu verstehen. Er sagte, um die verschiedenen ethnischen<br />
Gruppen zusammen zubringen: ,,Stolz muss man sein, wenn man sagt ich bin ein Türke". Er<br />
wollte die Differenzen der ethnischen Gruppen mit diesem Satz völlig beheben bzw. verschwinden<br />
lassen. Insgesamt kann man sagen die ethnischen Gruppen in der Türkei sind Türken, Kurden,<br />
Zaza, Araber, Tscherkesen, Ge<strong>org</strong>ier, Armenier, Griechen, Assyrer, Bosnier, Albaner, Lasen, Abachen,<br />
Tschetschenen, Bulgaren, Tataren, Krimtataren, Gagausen, Mescheten, Aserbaidschaner,<br />
Kasachen, Usbeken, Kirgisen und Uiguren. Am Ende ist das türkische Volk stolz multikulturell zu<br />
sein, denn dadurch entstehen größere Toleranzen gegen andere Kulturen, andere Sprachen,<br />
andere Religionen.<br />
43
Presse-Information<br />
Radar-Auge hilft bei Dickdarmspiegelung (Scope Guide)<br />
Premiere-Start auf Istanbuler Magen-Darm-Kongress.<br />
Wilhelmshavener Mediziner eröffnet größten regelmäßigen Gastroenterologen-Kongress<br />
in der Türkei/ Istanbul mit vielen Neuheiten (Virtuelle Untersuchungen mit<br />
MRT/ CT, Endomikroskopie, Endosonographie)<br />
Die Statistiken sind beängstigend: Dickdarmkrebs ist die zweithäufigste Krebserkrankung (nach<br />
Lungenkrebs) in Deutschland. Jedes Jahr bekommen 60.000 Deutsche die Diagnose „Dickdarmkrebs“.<br />
Ungefähr 30.000 Patienten sterben an dem Tumor.<br />
Der Dickdarmkrebs (Kolonkarzinom) wird definiert als bösartiger (maligner) Tumor, der sich aus<br />
den Schleimhautzellen des Dickdarms (meistens in Form von Polypen) entwickelt.<br />
Bei den Ursachen des Dickdarmkrebses unterscheidet man in innere (endogene) und äußere<br />
(exogene) Faktoren. Zu den inneren Ursachen gehört insbesondere die Frage, in wie weit Erbanlagen<br />
(Gene) eine Rolle für den Ausbruch der Krankheit spielen. Bei den äußeren Faktoren handelt<br />
es sich um frühere Operationen im Magen-Darm-Bereich, Infektionskrankheiten sowie allgemeine<br />
Bedingungen der Lebensführung (Sport, Ernährung, Tabak-Konsum etc.).<br />
„Das problematische am Dickdarmkrebs ist, das es kaum Frühsymtome gibt. Erst ab einer<br />
bestimmten Tum<strong>org</strong>röße treten die typischen Beschwerden wie allgemeine Schwäche, Darmkrämpfe,<br />
Blut und Schleim im Stuhl sowie veränderte Form und Geruch auf,“ so Dr. med. Deniz<br />
Uyak, der Veranstalter des 18. Deutsch-Türkischen Kongresses für Gastroenterologie.<br />
Um den Dickdarmkrebs zuerkennen, können die klassischen Diagnosemittel aus der Medizin<br />
genutzt werden (V<strong>org</strong>eschichte, Allgemeine Untersuchungen, Labordiagnostik, Bildgebende Verfahren,<br />
Dickdarmspiegelung, etc.).<br />
Die Behandlung (Therapie) des Dickdarmkrebses hängt vom allgemeinen Gesundheitszustand<br />
des Patienten und dem Tumor-Stadium ab. Die Überlebensrate bei Dickdarmkrebs (5 Jahre) liegt<br />
im Durchschnitt bei ca. 40-60 %. Auch für den Therapie-Bereich gibt es international einheitliche<br />
Behandlungsschemata (FOLFOX, FOLFIRI). Wichtigste Therapie ist auch heute noch der chirurgische<br />
Eingriff (OP). Daneben werden aber auch chemische Verfahren zu Tumorbekämpfung<br />
(Chemo-Therapie), Strahlen-Therapie (Röntgen) und biologische Verfahren bzw. mit Hemmstoffen<br />
der Zellwachstumfaktoren (VEGF, Xelos, 5FUFS) zum Teil als Kombinations-Behandlung eingesetzt.<br />
„Ungefähr die Hälfte der 15.000 Dickdarm-Toten könnte noch leben. Wichtig sind deshalb eine<br />
gesunde Lebenshaltung (Viel Bewegung, nicht rauchen, kein Übergewicht, wenig Fett und viel<br />
Gemüse und Obst) sowie regelmäßige Vors<strong>org</strong>euntersuchungen (Stuhl-Test, Darmspiegelung).<br />
Echte Heilungschancen bestehen dann, wenn der Tumor im Frühstadium entdeckt wird.“ so Dr.<br />
Deniz Uyak.<br />
Einer der Fortschritte im Diagnostischen Bereich ist die elektromagnetische Positionsbestimmung<br />
(dreidimensional) des Endoskops. Das endoskopische Ortungssystem mit dem Namen<br />
„Scope Guide“ wurde von der Firma Olympus entwickelt. Es basiert technisch auf kleinen Minisendern<br />
die am Ende des Endoskops eingebaut sind und elektromagnetische Wellen senden. Eine<br />
Radar-ähnliche Antenne bestimmt dabei (mit Hilfe von intelligenter Software) die Position in Darm.<br />
Dadurch kann das Scope Guide System die Lage des Endoskops als dreidimensionales Bild in<br />
Echtzeit abbilden. Der untersuchende Arzt sieht auf einem PC-Bildschirm (neben dem eigentlichen<br />
Endoskopiebild) schematisch abgebildet die Lage seines Koloskopiegeräts (Lage, Schlingenbildung).<br />
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Das „Dickdarm-Radar“ kostet ca. 60.000 Euro. Das Scope Guide Ortungssystem wiegt ca. 50 kg und ist<br />
eine mobile Einheit (Rollensystem). Das Scope Guide System hat folgende Vorteile:<br />
● Genaue Lagebestimmung des Endoskops (Dreidimensional, Echtzeit)<br />
● Selbstständiges (unabhängiges) Arbeiten der Gastroenterologen (ohne zusätzliche<br />
Hilfe der Röntgenabteilung)<br />
● Keine Strahlenbelastung (Röntgen)<br />
● Schneller und sicherer Untersuchungsablauf (Kostenersparnis)<br />
● Schmerzfreiere Untersuchung für den Patienten (keine Endoskopie-Schlingen die<br />
sich im Dickdarm verfangen)<br />
„Das Dickdarm-Radar (Scope Guide) ist eine pfiffige Idee und zeigt, dass auch kleine Erfindungen eine<br />
große Hilfe im medizinischen Alltag sein können. Durch die großen Anzahl an Vors<strong>org</strong>euntersuchungen<br />
wird das Scope Guide System sicher bald zur Standardausstattung gehören. Besonders interessant ist<br />
das Ortungssystem für schwierige Darmspiegelungen und Anfänger, “ so der Kongressveranstalter.<br />
Weitere medizinische Highlights auf dem 18. Deutsch-Türkischen Gastro-Kongress in Istanbul sind die<br />
so genannten virtuellen Untersuchungsverfahren mit Kernspintomographen (MRT) und Computertomographen<br />
(CT) (Dreidimensionale „Kamerafahrt“ durch den Magen/ ähnlich einer echten Darmspiegelung)<br />
sowie der Endomikroskopie (starke mikroskopische Vergrößerung der Zellen).<br />
Neben dem medizinischen Top-Thema hat der 18. Deutsch-Türkische Kongress für Gastroenterologie<br />
am 6. Juni <strong>2006</strong> aber auch noch einige andere interessante Themen zu bieten:<br />
● Endosonographische Eingriffe beim Bauchspeicheldrüsenkrebs (Onkologie)<br />
● Neue Therapie-Strategien bei Speiseröhrenkrebs (Chirurgie)<br />
● Behandlung der Bauchfellentzündung (medikamentös, chirurgisch))<br />
● Pillen-Kamera zur Speiseröhren-und Dünndarmuntersuchung (Kapselendoskopie)<br />
Ein Tag vor dem eigentlichen Kongress findet am Montag, den 5. Juni <strong>2006</strong> außerdem ein Workshop<br />
(endoskopisch/ endosonographisch) zu folgenden Themen statt:<br />
● Praktisch Übungen am Erlanger Endoskopie-Trainer („Endoskopie-Führerschein“)<br />
● Endosonographische Eingriffe am Patienten (live mit Video-Übertragung)<br />
● Endoskopische Gallensteinentfernung am Patienten<br />
● Farb-Diagnose zur Erkennung von Speiseröhre, Magen und Dickdarmkrebs (Chromo-Endoskopie)<br />
Touristisches Highlight auf dem 18. Deutsch-Türkischen Gastro-Kongress ist natürlich auch wieder das<br />
Reiseprogramm. Dazu gehört das Rahmenprogramm in Istanbul vom 3. - 7. Juni <strong>2006</strong> (Besichtigungen,<br />
Bootsfahrt, Einkaufen, Abendprogramm). Zweiter Teil des Kulturprogramms ist eine (Zeit) Reise nach<br />
Kappadokien/ Ostanatolien die vom 7. - 18. Juni <strong>2006</strong> stattfindet. Dabei führt die Fahrt in interessante<br />
Städte der Region bis zum Berg Ararat. „Auch dieses Jahr haben wir wieder eine interessante<br />
Mischung aus medizinischen Entwicklungen im gastroenterologischen Bereich (Diagnostik/ Therapie)<br />
und einem Kultur-und Rahmenprogramm das es bei keiner Pauschalreise gibt. (Istanbul/ Ost-Anatolien).<br />
Interessierte Bürger können sich zwecks Mitreise gerne bei mir melden, “ so Uyak.<br />
Der 18. Deutsch-Türkische Kongress für Gastroenterologie und Onkologie findet am Dienstag, den 6.<br />
Juni <strong>2006</strong> (Workshop: Montag, den 05.Juni <strong>2006</strong>) in Istanbul statt. Inzwischen ist der von einem in<br />
Deutschland lebenden Arzt türkischer Abstammung ehrenamtlich <strong>org</strong>anisierter Medizinkongress der<br />
größte seiner Art in der ganzen Türkei. Allein aus der Bundesrepublik kommen 15 renommierte Fachreferenten.<br />
Insgesamt werden 300 Besucher erwartet. Das Gesamtbudget des gemeinnützigen Kongresses<br />
beträgt ca. 50. 000 Euro (nur Spendengelder).<br />
Interessierte Journalisten sind herzlich zur Pressekonferenz am Dienstag, den 6. Juni <strong>2006</strong> im Hotel Crowne<br />
Plaza (Stadtteil Ataköy/ Istanbul) eingeladen (für Essen und Getränke wird ges<strong>org</strong>t). Nach Absprache<br />
ist auch die Teilnahme an weiteren Veranstaltungen (Rahmenprogramm, Kongressreise, Fachgespräche<br />
etc.) möglich.<br />
Wilhelmshaven, den 17. April <strong>2006</strong><br />
Dr. med. Deniz Uyak<br />
Klaus Uyak M. A.<br />
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