04.03.2013 Aufrufe

Therapieleitlinie chronischer Schmerz - Dr. Thomas Gronau

Therapieleitlinie chronischer Schmerz - Dr. Thomas Gronau

Therapieleitlinie chronischer Schmerz - Dr. Thomas Gronau

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Einleitung<br />

Heilpflanzen bei Beschwerden und Symptomen von Tumorpatienten<br />

Arbeitsgemeinschaft Prävention und Integrative Onkologie<br />

Der<br />

Deutschen Krebsgesellschaft<br />

Für viele Heilpflanzen aus unterschiedlichen Kulturen gibt es eine lange Tradition der<br />

Anwendung bei unterschiedlichen Beschwerden. Kaum eine dieser Heilpflanzen wurde<br />

bisher gezielt bei Tumorpatienten getestet. Grundsätzlich eignen sich Heilpflanzen eher<br />

bei leichten Beschwerden oder in Kombination mit einem schulmedizinischen Medika-<br />

ment. Bei pflanzlichen Medikamenten sind Wechselwirkungen mit anderen Medikamen-<br />

ten nicht auszuschließen, so dass Tumorpatienten die Einnahme immer mit dem Arzt<br />

absprechen sollten.<br />

Inhaltsstoffe von Pflanzendrogen<br />

Beispielhaft seien hier einige Inhaltsstoffe aufgeführt:<br />

Alkaloide - wirken hauptsächlich auf das zentrale Nervensystem<br />

Herzglykoside - steigern die Kontraktionskraft des Herzens<br />

Saponine - haben eine schleimlösende und antientzündliche Wirkung. Außerdem<br />

eignen sie sich als sogenannte Emulgatoren, also Lösungsvermittler<br />

Flavonoide - wirken antientzündlich, antioxidativ und krampflösend (spasmolytisch)<br />

Anthranoide - wirken abführend auf den Dickdarm<br />

Kumarine - sind gefäßaktiv<br />

Ätherische Öle - wirken sekretionsanregend, krampflösend (spasmolytisch) und an-<br />

timikrobiell


Gerbstoffe - wirken antientzündlich, antimikrobiell und adstringierend, also die<br />

Schleimhaut schützend<br />

Pflanzliche Wirkstoffe am Verdauungstrakt<br />

Mund-Rachen-Raum<br />

Salbei enthält ätherisches Öl und Gerbstoffe, wirkt antientzündlich und kommt bei Erkäl-<br />

tungen aber auch zum Schutz der Schleimhäute unter einer Chemotherapie zum Ein-<br />

satz in Form von Teezubereitungen, aber auch käuflich erhältlichen Lösungen.<br />

Kamille enthält ätherische Öle, wirkt antientzündlich und hat eine beruhigende Wirkung<br />

auf die Schleimhäute. Kamille findet als Tee oder fertige Lösung Verwendung.<br />

Arnika wirkt antientzündlich und verbessert die lokale Abwehr, eine allergische Reaktion<br />

ist jedoch möglich. Bei äußerlichen Anwendungen wird Arnikatinktur ca. 10-fach ver-<br />

dünnt angewandt.<br />

Isländisch Moos und Eibischwurzeln sind Schleimdrogen, die eine beruhigende Wirkung<br />

auf die Schleimhäute, vor allen Dingen im Mund-Rachenbereich entfalten und bei grip-<br />

palen Infekten als Lutschpastillen verwendet werden.<br />

Magen-Darm-Trakt<br />

Bei Appetitlosigkeit können Bitterstoffdrogen eingesetzt werden. Sie wirken magentoni-<br />

sierend und sekretionsfördernd. Beliebte Pflanzen sind Enzian, Tausendgüldenkraut,<br />

Wermut und Pfefferminze. Die Einnahme sollte ca. 30 Minuten vor dem Essen erfolgen.<br />

Bei Verdauungsstörungen kommen Pflanzen zum Einsatz, die den Gallenfluss fördern<br />

und Blähungen vermindern. Hierzu zählen Anis, Fenchel, Kümmel, javanische Gelb-<br />

wurz, Löwenzahn und Kalmus.<br />

Bei Magenbeschwerden im Sinne einer leichten Magenschleimhautentzündung können<br />

Kamille und Süßholz (Lakritze) eingesetzt werden. Sie wirken entzündungshemmend<br />

und krampf-<br />

lösend. Ein gutes Mittel gegen zu hohe Magensäure ist Angurate-Tee. Bei nervösen


Magenbeschwerden kann auch Melisse eingesetzt werden. Wichtig ist hier die rechtzei-<br />

tige Konsultation des Arztes und Abklärung der Beschwerden mittels Magenspiegelung.<br />

Teemischungen bei Verdauungsstörungen und Blähungen setzen sich aus Anis, Fen-<br />

chel und Kümmel, bei Magenbeschwerden zusätzlich aus Kamille und Pfefferminze zu-<br />

sammen.<br />

Fertigpräparate sind z. B. Iberogast® (Kamille, Kümmel, Mariendistel, Melisse, Pfeffer-<br />

minze, Schöllkraut, Süßholzwurzel) und Carminativum Hetterich® (Kamille, Pfeffermin-<br />

ze, Fenchel, Kümmel, Pomeranze).<br />

Durchfallerkrankungen<br />

Gehen Durchfall helfen getrocknete Heidelbeeren als Abkochung.<br />

Ein industriell verfügbares Adsorbens sind indische Flohsamenschalen (Mucofalk®).<br />

Der Vorteil dieses Präparates ist, dass es nicht zu einer Verstopfung führt, sondern bei<br />

Verstopfung abführende Wirkungen entfalten kann. Ein bekanntes Mittel aus dem na-<br />

turheilkundlichen Bereich sind Pektine in Form von z. B. geriebenem Apfel. Pektine sind<br />

auch als Pulver erhältlich.<br />

Verstopfung<br />

Bekannt sind Leinsamenzubereitungen oder indischer Flohsamen.<br />

In vielen Mischpräparaten sind allerdings Anthranoiddrogen enthalten (Aloe, Sennes-<br />

früchte), die bei längerfristiger Einnahme zu einer Schädigung der Darmschleimhaut<br />

führen können. Gleiches gilt für die Faulbaumrinde.<br />

Leberfunktionsstörungen<br />

Das bekannteste naturheilkundliche Mittel ist die Mariendistel (Wirkstoff Silymarin).<br />

Nachgewiesenermaßen stabilisiert Silymarin die Zellmembran der Leberzelle.<br />

Vorwiegend gallesekretionsfördernd, aber auch sehr gut cholesterinsenkend wirken Ar-<br />

tischockenpräparate.


Gallenwege<br />

Eine beruhigende Wirkung auf die Gallenwege haben Löwenzahn, Artischocken und<br />

Pfefferminzpräparate. Schöllkraut wurde ebenfalls früher in dieser Indikation eingesetzt,<br />

ist jedoch mittlerweile umstritten, da vereinzelt lebertoxische Reaktionen gesehen wur-<br />

den.<br />

Pflanzliche Wirkstoffe an den Atmungsorganen<br />

Erkältungskrankheiten<br />

Zur Stimulation der Immunabwehr bei Infekten bzw. zur Prophylaxe können Sonnenhut-<br />

Präparate in Tropfenform oder als Kps. eingesetzt werden. Injektionen und Infusionen<br />

sind aufgrund einer möglichen allergischen Reaktion kontraindiziert. Zur Verfügung ste-<br />

hen zwei Pflanzen: Echinacea purpura ist zugelassen zur Prophylaxe bei wiederholten<br />

Infekten, Echinacea pallida zur begleitenden Behandlung eines grippalen Infekte. In<br />

Kombinationspräparaten finden sich oft Beimischungen der ebenfalls immunstimulie-<br />

renden Pflanze Thuja.<br />

Als schweißtreibende Tees bieten sich Holunder- oder Lindenblüten an.<br />

Bei Schnupfen empfiehlt sich eine Inhalation mit einer Kamillenlösung (Teezubereitung<br />

oder Kamillosan und ähnliches).<br />

Zum Abhusten sich sogenannte Expektoranzien eingesetzt, die die Sekretolyse mit<br />

ätherischen Ölen (Eukalyptus, Pfefferminze, Anis, Myrte, Thymian, Primeln, Efeu) för-<br />

dern.<br />

Erhältliche Fertigpräparate sind Sinupret® (Enzian, Primel, Holunder, ...), Gelomyrtol<br />

forte® (Myrte) sowie Salviathymol® (Salbei, Eukalyptus, Pfefferminze, Zimt, Nelke,<br />

Fenchel, Anis, Menthol und Thymol).<br />

Pflanzliche Wirkstoffe am Urogenitaltrakt<br />

Wassertreibende Medikamente


Wassertreibend sind Birkenblätter, Brennesselblätter und Beerentraubenblätter sowie<br />

Wacholderbeeren, letztere sollten jedoch nicht bei Nierenschädigungen angewandt<br />

werden.<br />

In den meisten Teepräparaten findet sich eine Mischung dieser Substanzen. Die medi-<br />

zinische Wirkung wird wahrscheinlich zum Teil über den hohen Kaliumgehalt erreicht.<br />

Ebenfalls wassertreibend wirkt Spargelwasser.<br />

Blasenentzündung<br />

Bärentraubenblätter entwickeln eine antibakterielle Wirkung, als Tee führen sie zusätz-<br />

lich zu einer vermehrten Durchspülung.<br />

Ein kommerziell erhältliches Mischpräparat ist Cystinol® aus Bärentrauben- und Bir-<br />

kenblättern, Schachtelhalm und Goldrutenkraut.<br />

Berichte aus den USA zeigen außerdem eine gute präventive Wirkung von Cranberries<br />

oder Cranberry-Extrakt.<br />

Prostatahyperplasie<br />

Einige pflanzliche Präparate können eine gutartige Vergrößerung der Prostata positiv<br />

beein-<br />

flussen. Hierbei handelt es sich um die Sägezahnpalme, welche sogenannte Phytos-<br />

terole, also pflanzliche hormonähnliche Substanzen enthält, die neben der antientzünd-<br />

lichen Wirkung den Wachstumsreiz des körpereigenen Testosterons blockieren. Kürbis-<br />

kerne haben wie die Sägezahnpalme eine kombinierte antientzündliche und antihormo-<br />

nelle Wirkung, auch Brennesselextrakt wirkt antientzündlich (s. u.).<br />

Pflanzliche Wirkstoffe bei rheumatischen Krankheitsbildern


Bestimmte Pflanzeninhaltsstoffe hemmen die Synthese von Leukotrienen und Prostag-<br />

landinen und wirken dadurch antientzündlich. Hierzu gehören Brennessel, Teufelskralle,<br />

Weide, Weihrauch und Wacholder. Lokal antientzündlich und gleichzeitig durchblu-<br />

tungsfördernd wirken Kohlblätter (Wickel), Senfmehl (Auflagen) sowie Capsaicin (In-<br />

haltsstoff des Pfeffers), kommerziell als Salbe oder Pflaster erhältlich. Zum Einnehmen<br />

gibt es neben den Einzelsub-<br />

stanzen auch das Kombinationspräparat Phytodolor®.<br />

Pflanzliche Wirkstoffe bei Schlafstörungen<br />

Hier haben sich Baldrian, Hopfen, Melisse und Lavendel auch in medizinisch-klinischen<br />

Studien bewährt. Häufig kommen Kombinationen zum Einsatz. Anwendungen erfolgen<br />

in Form von<br />

Bädern, Fußbädern, Tee sowie Tabletten/Tropfen.<br />

Pflanzliche Wirkstoffe bei Depressionen<br />

Nachgewiesenermaßen wirkt Johanniskraut antidepressiv. Wichtig ist eine ausreichen-<br />

de Dosierung mit 2-3 x 300 mg Hyperforin, dem Hauptinhaltsstoff. Hyperforin hemmt die<br />

Aufnahme von Botenstoffen (Serotonin, Adrenalin und Dopamin sowie GABA und L-<br />

Glutamat) in Hirnnervenzellen. Im Vergleich zu schulmedizinischen Antidepressiva wird<br />

Johanniskraut fast nebenwirkungsfrei vertragen. Zu beachten sind jedoch zahlreiche<br />

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, so dass eine Selbstmedikation des Pa-<br />

tienten nicht empfehlenswert ist. Außerdem besteht eine erhöhte Sensibilität auf UV-<br />

Licht, Patienten sind entsprechend vorzuinformieren.<br />

Ein im asiatischen Raum weit verbreitetes Psychopharmakon sind Extrakte der Kava<br />

Kava-Wurzel. Derzeit ruht in Deutschland jedoch die Zulassung, da eine Lebertoxizität<br />

beschrieben wurde.<br />

Pflanzliche Wirkstoffe bei Kopfschmerzen


Pfefferminzöl und japanisches Heilpflanzenöl können bei Kopfschmerzen direkt auf den<br />

Schläfenbereich getropft werden.<br />

Übersicht über in Bädern anzuwendende ätherische Öle<br />

Wirkung Ätherische Öle<br />

Anregend Rosmarin, Wacholder, Fichtennadel, Eukalyptus, Kampfer<br />

(auch zur Durchblutungsförderung)<br />

Beruhigend Baldrian, Lavendel, Melisse, Johanniskraut<br />

adstringierend Eichenrinde (z. B. in Form von Sitzbädern bei nässenden Ek-<br />

zemen)<br />

entzündungshemmend Kamille, Teebaumöl<br />

broncholytisch Thymian<br />

bindegewebskräftigend Schachtelhalm (Zinnkraut)<br />

durchblutungsfördernd Moor, Rosskastanie<br />

Stand 20.12.2012

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!