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Pharmakologie und Toxikologie ... - Pharmastudent

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<strong>Pharmakologie</strong> <strong>und</strong> <strong>Toxikologie</strong><br />

Demonstrationskurs der Physiologie<br />

Das cholinerge System<br />

Das cholinerge System ist, im weiteren Sinn, der Teil des Nervensystems, welcher Acetylcholin als<br />

Überträgerstoff verwendet.<br />

Formel des Acetylcholins:<br />

Nervenzellen, welche Ach verwenden sind i.a. in der Lage es zu synthetisieren <strong>und</strong> in Vesikeln zu<br />

speichern.<br />

An der Übertragungsstelle ( synaptischer Spalt) gibt es Esterasen, welche in der Lage sind Ach in<br />

Essigsäure <strong>und</strong> Cholin zu spalten. Cholin ist ein Alkohol mit quartärem Stickstoff. Es ist dauerhaft<br />

geladen <strong>und</strong> deshalb schlecht membrangängig.<br />

Die Nervenzellen bzw. –fasern besitzen darum ein aktives Transportsystem, um den Alkohol ins<br />

Zellinnere zurück zu schleusen.<br />

1


1. Parasympathikus<br />

Cholinerge Übertragungsstellen<br />

Der Parasympathikus gehört dem vegetativen oder autonomen Nervensystem an. Er kontrolliert die<br />

Funktion der inneren Organe, z.B. die Höhe der Herzfrequenz oder des Blutdrucks, sowie die<br />

Funktionen des Gastrointestinaltraktes.<br />

Er ist willentlich so gut wie nicht zu beeinflussen ( u.U. mit viel Übung <strong>und</strong> unter Nutzung einer<br />

Rückkopplung, also eine Biofeedbacks).<br />

Der Gegenspieler des Parasympathikus ist der Sympathikus.<br />

Beim Parasympathikus liegt das Erfolgsorgan häufig in der Umschaltstelle. Da er nicht für nach<br />

außen gerichtete Aktivität, sondern mehr für Aktionen welche in Ruhe stattfinden (<br />

Nahrungsaufnahme etc.) ausgerichtet ist, kommt es auf ein paar Sek<strong>und</strong>en bis zum Eintritt der<br />

Wirkung nicht mehr an.<br />

2


II. Sympathikus<br />

Das erste Neuron ist hier kleiner als das des Parasympathikus. Es führt zu ganglionären<br />

Übertragungsstellen, die direkt bei der Wirbelsäure liegen.<br />

Die Adrenalinausschüttung erfolgt als Hormon, damit schlagartig eine systemische Wirkung<br />

eintreten kann, um z.B. eine Flucht zu ermöglichen. Das System erspart sich hier die Zeit, um die<br />

Nervenbahnen zu erregen.<br />

Für Adrenalin gibt es keinen physiologischen Nebenspieler, da es schnell genug abgebaut wird.<br />

III. Motorisches Nervensystem<br />

Das motorische Nervensystem kontrolliert nach außen gerichtete Körperbewegungen, welche durch<br />

die Skelettmuskulatur ausgeführt werden.<br />

Es unterliegt der willkürlichen Kontrolle, umschließt auch die Rumpfmuskulatur <strong>und</strong> das<br />

Zwerchfell.<br />

Bei der Erregungsübertragung fehlt eine Umschaltstelle, da eine schnelle Steuerung notwendig ist.<br />

3


IV. Zentral nervöse Funktionen<br />

a) Kognitive Funktionen<br />

Hierunter fallen beispielsweise das Gedächtnis <strong>und</strong> die Erinnerungsfähigkeit.<br />

- M. Alzheimer: Verlust von cholinergen Rezeptoren im Gehirn<br />

- Enervierung von anderen muskarinischen Ach – Rezeptoren ( offenbar auch<br />

nikotinische Rezeptoren)<br />

- Sitzen auf anderen Neuronen im Hirn<br />

b) Extrapyramidale Motorik<br />

M. Parkinson = Schüttellähmung<br />

An Stellen, an denen Bewegungsmuster im Hirn eine Rolle spielen sitzen cholinerge<br />

Neuronen.<br />

c) Schmerzempfindung<br />

4


Cholinerge Rezeptoren<br />

Es gibt muskarinische <strong>und</strong> nikotinische Acetylcholin – Rezeptoren. Diese binden zwar alle<br />

Acetylcholin, unterscheiden sich aber in ihrer Affinität für verschiedene Arzneistoffe. Dies gibt die<br />

Möglichkeit zur Entwicklung spezieller Wirkstoffe.<br />

Nikotin erregt nikotinische Rezeptoren, Muskarin erregt muskarinische Rezeptoren.<br />

I. Muskarinische Acetylcholin – Rezeptoren ( G – Protein – gekoppelte Rezeptoren)<br />

Er besteht aus 7 α - helikalen Strukturen, die in der Membran eine nach innen abgeschlossene<br />

Ligandbindungstasche bilden.<br />

Sobald ACh bindet erfolgt eine indirekte Reaktion.<br />

G – Protein:<br />

- Guanyl – Nukleotid – bindendes Protein<br />

- Kann sich lateral (in der Membranebene) bewegen<br />

-<br />

Aktivierung des G – Proteins:<br />

α - Einheit hat GDP geb<strong>und</strong>en.<br />

Reiz → Abspaltung von GDP <strong>und</strong> Bindung von GTP → Zerfall in die Untereinheiten.<br />

Die Limitierung der Reaktion besteht darin, dass GTP wieder durch GDP ersetzt wird. Dadurch<br />

wird das G – Protein wieder inaktiviert <strong>und</strong> die Untereinheiten lagern sich wieder zusammen.<br />

Reaktion:<br />

ACh → G – Protein zerfällt in α <strong>und</strong> β/γ - Untereinheiten → Untereinheiten diff<strong>und</strong>ieren zum<br />

Effektorprotein → Funktionszustand des Effektorproteins wird verändert → Reaktion ins Zellinnere<br />

erfolgt<br />

Effektorproteine können z.B. Enzyme oder Ionenkanäle sein.<br />

Gründe für den komplizierten Reaktionsablauf liegen unter anderem im Antagonismus von<br />

Sympathikus <strong>und</strong> Parasympathikus. Die Effektorproteine sind in der Lage, die unterschiedlichen<br />

Reize von Sympathikus <strong>und</strong> Parasympathikus zu erkennen <strong>und</strong> dementsprechend zu reagieren.<br />

5


Dadurch kann die Zelle die Erregungsmuster auf der Membranebene bilanzieren <strong>und</strong> es gelangt<br />

jeweils nur ein Signal in die Zelle hinein. Dies hat entscheidende Vorteile gegenüber einer<br />

Dauerreizung der Vorgänge auf zellulärer Ebene.<br />

Die Funktionsweise der G – Protein – gekoppelten Rezeptoren ( wie muskarinischer ACh –<br />

Rezeptor, Rezeptoren für Noradrenalin, Adrenalin, Opium etc.) <strong>und</strong> ihr Gr<strong>und</strong>aufbau sind<br />

immer gleich.<br />

Unterschiede liegen im Botenstoff <strong>und</strong> der Art der G – Protein – Bindungsstelle.<br />

II. Nikotinische Acetylcholin - Rezeptoren<br />

Ionen können Membranen nicht passiv überwinden. Für die gezielte Steuerung der<br />

Membranhaltefähigkeit gibt es Ionenkanäle. Viele Ionenkanäle sind abhängig vom<br />

Membranpotential.<br />

Aufbau <strong>und</strong> Funktionsweise:<br />

5 voneinander getrennte Peptide, die jeweils 4 transmembranale Bindungsstellen besitzen. Es muss<br />

erst an beide möglichen Bindungsstellen ACh geb<strong>und</strong>en sein, damit der Kanal ( Ionenpore) geöffnet<br />

wird.<br />

Durch den Ionenein- oder Ausstrom kommt es zu Ionenverschiebungen im Rahmen einer<br />

Membrandepolarisation.<br />

Diese breitet sich sehr schnell aus, der Vorgang läuft quasi momentan ab.<br />

Immer wenn Vorgänge schnell passieren müssen, sind deshalb Ligand – gesteuerte – Ionenkanäle<br />

vorhanden.<br />

6


Membranpotential:<br />

Auf der innerzellulären Seite herrscht ein Überschuss an negativer Ladung vor. Depolarisation<br />

bedeutet also, dass die Negativität an der Innenseite abnimmt.<br />

Dies passiert hier durch den Einstrom von Natriumionen. Kaliumionen können wegen der<br />

Negativität auf der Innenseite der Zelle diese so gut wie gar nicht verlassen, trotz des bestehenden<br />

Konzentrationsgradientens.<br />

Die nikotinischen Rezeptoren haben nicht überall dasselbe Bindungsvermögen für verschiedene<br />

Stoffe.<br />

Deshalb wirken z.B. Curare – artige Substanzen nur auf die nikotinischen Rezeptoren der<br />

Skelettmuskulatur, nicht aber ab denen im ZNS.<br />

Der Aufbau der Rezeptoren an der Muskulatur <strong>und</strong> an den Nervenzellen ist außerdem<br />

unterschiedlich.<br />

ACh - Rezeptoren Typ Antagonisten Agonisten<br />

nikotinische Neuronaler Typ Trimetaphan<br />

(Ganglienblocker)<br />

Nikotin<br />

Muskulärer Typ d- Tubocurarin Succinyldicholin<br />

muskarinische Atropin Pilocarpin<br />

Carbachol<br />

Antagonist:<br />

Hat Affinität zum Rezeptor, zeigt jedoch keine intrinsische Aktivität.<br />

Agonist:<br />

Hat Affinität zum Rezeptor <strong>und</strong> zeigt intrinsische Aktivität.<br />

Ganglienblocker:<br />

Wirken sehr unspezifische (durch kompetitive Hemmung). Werden heutzutage kaum noch<br />

verwendet, außer bei lebensbedrohlichen Situationen, wie sehr stark erhöhtem Blutdruck.<br />

Bei Hexamethonium (Trimetaphan) kommt es zu einer Blockade der Ionenpumpe, also einer<br />

funktionellen Blockade.<br />

Bei den großen Ionenkanälen können unterschiedliche Arzneimittel bzw. Wirkstoffe angreifen.<br />

7


Motorisches System – Beeinflussung der motorischen Endplatte<br />

Um zu kontrahieren braucht der Muskel ein neuronales Signal.<br />

Der Signalverlauf sieht wie folgt aus:<br />

Hirn → Rückenmark → Umschaltung → Alpha – Motorneuron<br />

Die Übertragung der Erregung auf die Muskelfaser erfolgt an der motorischen Endplatte. Es gibt<br />

pro Muskelfaser nur eine motorische Endplatte, dies bezeichnet man auch als univaskale Inervation.<br />

Angriffspunkte für Pharmaka an der motorischen Endplatte<br />

Man hat hier prinzipiell zwei geeignete Angriffspunkte:<br />

1) nikotinische Rezeptoren<br />

2) ACh - Esterase<br />

I. Muskelrelaxantien<br />

Man unterscheidet zwei Arten von Muskelrelaxantien, die stabilisierenden <strong>und</strong> die<br />

depolarisierenden.<br />

a) Stabilisierende Muskelrelaxantien<br />

Bei nichtaktivem Komplex zwischen Arzneimittel <strong>und</strong> Rezeptor, der eine Depolarisation der<br />

motorischen Endplatte nicht mehr zulässt.<br />

Indikationen:<br />

• Narkose<br />

• Vergiftungen ( Strychnin als Antidot bei Tetanustoxin – Vergiftung)<br />

Bei der Narkose muss beachtet werden, dass der Patient beatmet werden muss. Außerdem sollte er<br />

narkotisiert werden. Die Beatmung ist wichtig, da die Atmung unter anderem vom Zwerchfell<br />

abhängt, das zur Rumpfmuskulatur gehört <strong>und</strong> unter dem Einfluss von Muskelrelaxantien gelähmt<br />

wird.<br />

Wirkungsmechanismus:<br />

Es handelt sich bei den Wirkstoffen um kompetitive Antagonisten des Acetylcholins. Um eine<br />

Wirkungsverkürzung zu erreichen kann die ACh – Esterase durch Neostigmin gehemmt werden.<br />

8


Arzneistoffe:<br />

Benzylisochinolinderivate<br />

Die ältesten stabilisierenden Muskelrelaxantien sind die Curare – Alkaloide, aus den Strychnus –<br />

Arten.<br />

Die bedeutenste Substanz dieser Gruppe ist das Tubocurarin.<br />

Formel:<br />

Tubocurarin<br />

Eigenschaften:<br />

• Keine enterale Resorption (dauerhaft geladenes Molekül)<br />

• Gabe erfolgt intravenös<br />

• Nicht ZNS – gängig<br />

• Schneller Wirkungseintritt ( nach 2 – 4 Minuten)<br />

• Lange Wirkungsdauer ( 80 – 120 Minuten)<br />

Nebenwirkungen = UAW´s<br />

• Histaminfreisetzung ( nicht allergisch)<br />

- Gefäßdilatation<br />

- Blutdruckabfall<br />

- Steigerung der Sekretmenge in den Bronchien<br />

- ( Bronchokonstriktion)<br />

Tubocurarin wird heutzutage nicht mehr angewendet.<br />

Formel:<br />

Eigenschaften:<br />

• gut steuerbar<br />

• Wirkungseintritt nach 2 – 4 Minuten<br />

• Wirkungsdauer etwa 20 – 30 min<br />

UAW´s<br />

• Leichter Blutdruckabfall<br />

• Histaminfreisetzung<br />

Atracurium ( Tacrium ®)<br />

9


Mivacurium ( Mivacron ®)<br />

Formel s. Atracurium ( nur geringfügige Änderungen).<br />

Eigenschaften:<br />

• Gut steuerbar<br />

• Wirkungseintritt nach 2 – 4 Minuten<br />

• Wirkungsdauer 10 – 20 Minuten<br />

• Abbau erfolgt durch die unspezifische Cholinesterase<br />

Aminosteroide<br />

Bei dieser nachfolgenden Gruppe von Muskelrelaxantien wurden die UAW´s der<br />

Benzylisochinolinderivate verringert, bzw. ganz vermieden.<br />

Es erfolgt bei Anwendung dieser Arzneistoffe kein Blutdruckabfall <strong>und</strong> keine Histaminfreisetzung.<br />

Formel:<br />

Pancuronium ( Organon ®, P. ratiopharm ®, Curamed ®)<br />

Eigenschaften:<br />

• Wirkungseintritt nach 4 – 6 Minuten<br />

• Wirkungsdauer 120 – 180 Minuten<br />

Formel:<br />

Eigenschaften:<br />

• Wirkungseintritt nach 2 – 4 Minuten<br />

• Wirkungsdauer 30 – 40 Min<br />

Vecuronium ( Norcuron ®)<br />

Rocuronium (Esmeron ®)<br />

Eigenschaften:<br />

• Wirkungseintritt nach 1 – 2 Minuten ( sehr schnell !!!)<br />

• Wirkungsdauer 30 – 40 Minuten<br />

10


) Depolarisierende Muskelrelaxantien<br />

Eine ältere Substanz stellt hier das Succinyldicholin oder Succamethonium ( Lysthenon ® ) dar.<br />

Formel:<br />

Die Substanz wird zunehmend von neueren stabilisierenden Muskelrelaxantien verdrängt.<br />

Der Abstand zwischen den beiden Stickstoffatomen beträgt ca. 1 nm.<br />

Wirkungsmechanismus:<br />

• Agonist des nikotinischen Rezeptors an der motorischen Endplatte<br />

• Dauerhafte Depolarisation der Endplatte<br />

• Die Substanz ist kein Substrat für die ACh – Esterase, es erfolgt also stattdessen ein<br />

langsamer Abbau durch die unspezifische Cholinesterase. Deshalb verbleibt der Arzneistoff<br />

länger an der motorischen Endplatte als ACh.<br />

• Der Arzneistoff löst ein Erregungspotential aus. Danach kann die Endplatte nicht mehr<br />

vollständig repolarisieren <strong>und</strong> verbleibt in teilweise depolarisierten Zustand.<br />

• Natrium – Ionenkanäle in der Fasermembran durchlaufen während der Depolarisation<br />

verschiedene Stadien.<br />

1. geschlossen, aktivierbar<br />

2. geöffnet<br />

3. geschlossen, nicht aktivierbar<br />

Kanäle sind refraktär!<br />

Die Natriumkanäle verbleiben im Zustand 3. Dadurch werden die Vorraussetzungen für eine<br />

Neue Erregbarkeit in Gegenwart von Succamethonium nicht geschaffen.<br />

Daraus folgt:<br />

Kein Aktionspotential → Erschlaffung → Muskeltonus wird herabgesetzt → =<br />

„Depolarisationsblock“<br />

Neostigmin ist hier kein Antidot.<br />

Eigenschaften:<br />

• Wirkungseintritt nach 1 – 2 min<br />

• Wirkungsdauer ca. 10 min<br />

• Bei intravenöser Injektion zunächst ein Muskelzucken, dann die Erschlaffung<br />

Indikation:<br />

• Intubation<br />

• ( während der Behandlung wird meist auf ein stabilisierendes Muskelrelaxans gewechselt,<br />

da hier Antidote zur Verfügung stehen)<br />

UAW´s:<br />

• Muskelkater<br />

11


• Hyperkaliämie<br />

• Kontraktion des äußeren Augenmuskels<br />

Hier liegt eine multifunktionale Enervierung vor, da hier mehrere Neurone auf eine<br />

Motorische Endplatte treffen.<br />

Durch einen genetisch bedingten Mangel an „Pseudocholinesterase“ kann die Wirkung von<br />

Succamethonium verlängert werden.<br />

• Denervierung<br />

Hierbei erfolgt eine Dauerkontraktion der Skelettmuskulatur durch Succamethonium.<br />

Diese NW tritt vor allem bei querschnittsgelähmten Personen auf, wobei der Muskel auf den<br />

ausbleibenden Stimulus mit einer verstärkten Produktion von nikotinischen Rezeptoren auch<br />

außerhalb der motorischen Endplatte reagiert.<br />

Er versucht praktisch eine Erregung zu erzwingen.<br />

Dadurch werden unter dem Einfluss von S. alle UAW´s stärker. Der bei der Dauerregung<br />

eintretende Kaliumverlust kann in diesem verstärkten Fall lebensbedrohlich werden.<br />

Botulismustoxin<br />

z.B. bei Blepharospasmus ( Lähmung des Augenlids).<br />

Das Toxin nimmt Einfluss auf das Proteingerüst in der Synapse.<br />

Zur Substitution bei Wadenkrämpfen<br />

Magnesium (Ionen)<br />

Myasthenia gravis<br />

Äußert sich in der Bildung von Antikörpern gegen nikotinische ACh – Rezeptoren. Dadurch wird<br />

die neuromuskuläre Übertragung gestört.<br />

Therapiert wird durch Gabe von Neostigmin oder Entfernung der Antikörper aus dem Blut.<br />

12


Parasympathomimetika<br />

• Initiieren die Aktivierung des Parasympathikus<br />

Direkte Sympathomimetika<br />

Sie binden direkt an den Muskarinrezeptor, sind also Rezeptoragonisten.<br />

a) Acetylcholin<br />

Gabe kann nur parenteral erfolgen, falls überhaupt nötig ( schnelle Spaltung durch<br />

Esterasen)<br />

b) Carbachol<br />

Besitzt ein quartäres Stickstoffatom, daher nicht für die enterale Anwendung geeignet (<br />

keine Resorption)<br />

Formel:<br />

c) Pilocarpin<br />

• Tertiäres Stickstoffatom<br />

• Überwindet Blut – Hirn – Schranke<br />

• Gute enterale Resorption<br />

• Nur lokale Anwendung<br />

Formel:<br />

Allgemeine Indikationen:<br />

• Postoperative Darmatonie<br />

Gilt nur für Carbachol!<br />

Der Darm ist atonisch, die Muskulatur kontrahiert nicht richtig !<br />

• Postoperative Blasenatonie<br />

Gilt nur für Carbachol!<br />

AM kann nur parenteral oder per oral zugeführt werden.<br />

Dosierung: s.c. : 0,25 mg<br />

p.o. : 2,00 mg<br />

13


Man hat also eine sehr schlechte enterale Resorption von nur 10 %. Diese Quote gilt auch<br />

für andere Substanzen mit quartärem Stickstoff.<br />

• Glaukom<br />

Carbachol <strong>und</strong> Pilocarpin in der lokalen Therapie.<br />

Aufbau des menschlichen Auges:<br />

Linse:<br />

Einschub: Glaukom<br />

Zum Sehen in der Nähe ist sie abgekugelt = Nahakkomodation.<br />

Diese Akkomodation wird über Nervenfasern vermittelt, welche ACh freisetzen. Der Musculus<br />

Ciliaris bewirkt dann die Abkugelung.<br />

Die Linse besitzt physiologisch eine hohe Elastizität <strong>und</strong> kugelt sich deshalb normalerweise von<br />

alleine bzw. spontan ab.<br />

14


Pupille:<br />

Eine Engstellung der Pupille wird Myosis genannt, eine Weitstellung Mydriasis.<br />

Die Engstellung wird über den Parasympathikus, durch den M. sphincter pupillae vermittelt, die<br />

Weitstellung durch den Sympathikus, über den M. dillatator pupillae.<br />

Augeninnendruck:<br />

• Das Auge ist mit Flüssigkeit gefüllt.<br />

• Ein Epithel mit sekretorischen Aufgaben produziert das Kammerwasser<br />

• Der Schlemm´sche Kanal ist mit einem Maschenwerk abgeschlossen<br />

• Das Kammerwasser kann durch das Maschenwerk in das venöse System ablaufen<br />

• Das Kammerwasser kommt im Prinzip auch aus der Blutbahn.<br />

= grüner Star!<br />

Glaukom:<br />

Der grüne Star ist durch einen erhöhten Augeninnendruck gezeichnet.<br />

Diese Krankheit kann durch irreversible Schädigung der Sinnes- <strong>und</strong> Nervenzellen<br />

( Minderdurchblutung infolge Quetschung der Aderhaut) zum Erblinden führen.<br />

Engwinkelglaukom:<br />

• Selten<br />

• Vorderer Kammerwinkel ist spitz (eng)<br />

• Dadurch ist der Abfluss des Kammerwassers erschwert<br />

Weitwinkelglaukom:<br />

• Das Maschenwerk verändert sich, die Zwischenräume werden kleiner<br />

• Dies lässt sich medikamentös nicht beeinflussen<br />

Therapie:<br />

Die gegebenen Parasympathomimetika führen zu einer Engstellung der Pupille. Dadurch wird<br />

Irisgewebe vom Kammerwinkel weggezogen, was sich positiv auswirkt. Des weiteren erfolgt ein<br />

Aufziehen des Kammerwinkels durch den M. ciliaris.<br />

UAW´s<br />

Die Sehfähigkeit im Dunkeln <strong>und</strong> in der Ferne ist eingeschränkt!<br />

15


Es liegt typischerweise eine Dauertherapie vor.<br />

Eine Überdosierung stelle ein ernstes Problem dar, da man in der lokalen Therapie sowieso hohe<br />

Dosen zuführt. Es kann zur Auslösung systemischer Wirkungen durch Aufnahme der Tropfen über<br />

die Nasenschleimhaut kommen.<br />

Dies gilt besonders für Patienten mit Asthma bronchiale.<br />

16


I. Neostigmin<br />

Indirekte Parasympathomimetika<br />

• Erhöht die ACh – Konzentration an den Rezeptoren<br />

Indikation:<br />

Ostoperative Blasen- oder Darmatonie ( Dosis: parenteral: 1 mg<br />

per oral: 10 – 30 mg )<br />

( Glaukom :<br />

bei chronischer Anwendung können Linsentrübungen auftreten, deshalb<br />

kontraindiziert bei Patienten, die noch eine natürliche Augenlinse haben<br />

Formel:<br />

Wirkungsmechanismus:<br />

Neostigmin hemmt die ACh – Esterase reversibel.<br />

Dabei verhält es sich zunächst ähnlich wie ACh. Der Acetat – Rest des ACh wird<br />

kovalent an die ACh – Esterase geb<strong>und</strong>en. Bim Neostigmin übernimmt die Esterase den<br />

Carbamoyl – Rest kovalent.<br />

Die Acetylierung ist in kürzester Zeit wieder reversibel, die Bindung des Carbamoyl –<br />

Restes braucht Minuten bis St<strong>und</strong>en um wieder gelöst zu werden.<br />

Einschub: Organophosphate<br />

E 605 = Parathion ( Prodrug )<br />

E 600 = Paraoxon ( Wirkform)<br />

Diese reagieren mit der ACh – Esterase durch Übertragung eines Phosphorsäurerestes.<br />

Dieser verweilt über Tage an der Esterase ( irreversible Hemmung, da in der<br />

Zwischenzeit das Enzym abgebaut wird).<br />

Anwendung als Insektizide oder chemische Kampfstoffe.<br />

Gute Penetrationseigenschaften.<br />

Der Tod tritt durch Übererregung muskarinischer oder nikotinischer Rezeptoren ein.<br />

Die Substanzen haben in der Umwelt eine sehr geringe Verweildauer.<br />

II. Physostigmin<br />

• Besitzt im Gegensatz zu Neostigmin einen tertiären Stickstoff (N. besitzt einen<br />

quartären)<br />

• Kann die Blut – Hirn – Schranke überwinden<br />

Indikationen:<br />

Atropin – Vergiftung oder Vergiftung mit Substanzen, welche atropinartige Wirkung<br />

besitzen<br />

17


III. Tacrin wieder a.H. weil lebertoxisch ( Cognex ® )<br />

Donezipil<br />

Rivastigmin<br />

Indikation:<br />

M. Alzheimer :<br />

Im Gehirn gehen cholinerge Nervenzellen zugr<strong>und</strong>e, dadurch kommt es zu einem<br />

Verlust an ACh – Freisetzung.<br />

Man kompensiert den Verlust von ACh durch eine Erhöhung des Angebots.<br />

Es gibt allerdings eher schlechte therapeutische Erfolge, da bis zum Auftritt der<br />

Symptomatik bereits bis zu 80 % der Neuronen abgestorben sind.<br />

Einschub: Blut – Hirn – Schranke<br />

Die Blut – Hirn – Schranke wird durch spezialisiertes Endothel in den Kapillaren des ZNS gebildet.<br />

Vergleich einer ZNS – Kapillare mit einer Körper – Kapillare:<br />

Die ZNS – kapillare weist keine Poren oder Lücken auf. Deshalb haben polare Substanzen<br />

Schwierigkeiten von der Blutseite auf die Gewebeseite zu gelangen.<br />

Es findet keine Transzytose statt, wie in den Kapillaren der Herzmuskulatur, die dieselben<br />

Eigenschaften haben.<br />

Transzytose:<br />

18


Wie überwinden essentielle Nährstoffe wie Glucose oder Aminosäure die BHS ?<br />

Es gibt für diese Substanzen aktive Transportmechanismen.<br />

Was ist die „Arzneistoffpumpe“ oder „Drug – Pump“ ?<br />

In der blutseitigen Membran gibt es Transportproteine, deren Aufgabe es ist Stoffe, die durch<br />

passive Diffusion ins Cytosol gelangten, wieder auf die Blutseite zu bringen.<br />

Dies gilt z.B. für Loperamid ( Immodium®)<br />

Kreislaufdepression nach Gabe von muskarinischen Agonisten<br />

Es kommt zu einer Gefäßerweiterung (nicht in den Kapillaren) durch eine Erschlaffung der<br />

Muskulatur.<br />

Durch Besetzung des M –Rezeptors wird EDRF ( endothelium derive releasing factor) freigesetzt.<br />

Dies führt zu einer Erschlaffung der glatten Muskulatur.<br />

EDRF = NO (Stickstoffmonoxid )<br />

Deshalb sind Agonisten schlechter verträglich als endogen freigesetztes ACh. Eine systemische<br />

Anwendung sollte nur unter Vorbehalt erfolgen.<br />

19


Parasympatholytika: Antagonisten am muskarinischen ACh –<br />

Rezeptoren<br />

Es handelt sich um kompetitive Antagonisten, wie z.B. Atropin oder Scopolamin.<br />

Sie hemmen die Bindung von ACh an die Rezeptoren kompetitiv, was durch eine Besetzung der<br />

Bindungsstelle erfolgt.<br />

Atropin kann die Rezeptoren nur dann besetzen, wenn ACh gerade nicht zugegen ist. Im Mittel<br />

tragen ca. 50 % der Rezeptoren einen Bindungspartner.<br />

Die Besetzung des Rezeptors durch einen Bindungspartner schließt aus, dass der andere sich an<br />

denselben Rezeptor binden kann. Der andere Bindungspartner kann den bereits geb<strong>und</strong>enen also<br />

nicht aus der Bindung verdrängen !<br />

Parasympathikus Parasympatholytikum Indikation<br />

Drüsensekretion ↑<br />

( Speichel, Pankreas, Magensaft,<br />

Bronchien)<br />

Herz:<br />

Frequenz ↓<br />

AV – Überleitung ↓<br />

↓<br />

↑<br />

↑<br />

Peptisches Ulcus, akute Rhinitis<br />

Nicht bei akuter Pankreatitis!<br />

20<br />

Bradykardie<br />

AV – Block<br />

Narkose – Prämedikation, zur Hemmung<br />

von Vagusreflexen<br />

Obstruktive Atemwegserkrankungen<br />

Stimulation glatter Muskulatur<br />

( Bronchien) ↑ ↓<br />

Pupille : Engstellung weit „Augenspiegelung“<br />

Blase<br />

Reizblase<br />

Detrusor ↑ ↓


Pirenzepin (Gastrozepin )<br />

= atropinartiges Ulcustherapeutikum, dass weniger atropinartige Nebenwirkungen hat.<br />

M – Rezeptoren im Magen sind anders aufgebaut als z.B. am Herzen. Es sind mittlerweile 5<br />

verschiedene Subtypen M1 – M5 bekannt.<br />

Beispiel für die verschiedenen Subtypen:<br />

M1 : im Magen ( Pirenzepin = M1 – Antagonist )<br />

M2 : im Herzen<br />

M3 : Drüsen <strong>und</strong> glatte Muskulatur<br />

M4 : ZNS<br />

Es gibt jedoch nur ein oder zwei Substanzen, welche subtypspezifisch sind.<br />

Pirenzepin ist nicht ZNS – gängig. Allerdings braucht man , um das Abheilen des Ulcus zu<br />

beschleunigen, so hohe Dosen, dass auch andere Rezeptorsubtypen angegriffen werden.<br />

Formel:<br />

Problem:<br />

Akute Pankreatitis<br />

Bauchspeicheldrüsensekret wird innerhalb der Drüse freigesetzt <strong>und</strong> aktiviert. Dadurch beginnt die<br />

Drüse sich selbst zu verdauen.<br />

Eine hochdosierte Gabe von Atropin war allerdings nicht in der Lage das Krankheitsbild zu<br />

verbessern. Deshalb werden Parasympatholytika bei akuter Pankreatitis nicht angewendet.<br />

21


Bradykardie / AV – Block<br />

• Bei Durchblutungsstörungen am Herzen<br />

• AV – Block bedeutet, dass eine Erregungsübertragung von Vorhöfen auf Ventrikel<br />

langsamer oder schlechter stattfindet.<br />

• Die Symptome treten meist bei älteren Menschen auf<br />

Problem:<br />

Die Empfindlichkeit gegenüber den Nebenwirkungen von Atropin oder atropinartigen<br />

Substanzen wird mit zunehmenden Alter größer.<br />

• Die Nebenwirkungen wie Verwirrtheit werden gerade bei älteren Patienten nicht erkannt, da<br />

sie als normale Alterungserscheinungen abgetan werden.<br />

• Es erfolgt eine Verschlechterung der Hirnleistung!<br />

• Verschlechterung bei M. Alzheimer – Patienten oder solchen mit einer Veranlagung zu<br />

dieser Krankheit.<br />

Aus dem Spektrum der UAW´s folgt, dass die Substanzen nicht ins ZNS gelangen sollten.<br />

Formel:<br />

Ipratropium = Isopropylatropin<br />

Durch den quartären Stickstoff ist die Substanz nicht mehr ZNS – gängig.<br />

Dosierung:<br />

Parenteral: 0,5 mg / Einzeldosis<br />

Per oral: 10 mg / Einzeldosis<br />

Man muss große Blutspiegelschwankungen wegen der geringen Resorptionsquote von gerade mal<br />

5 % erwarten.<br />

UAW´s:<br />

• Obstipation<br />

• M<strong>und</strong>trockenheit<br />

• Blasenentleerungsstörungen<br />

Es gibt allerdings keine zentralen Nebenwirkungen !!<br />

22


Als Alternative zur Behandlung mit Ipratropium ist die Implantation eins Herzschrittmachers zu<br />

sehen !!!<br />

Narkose – Prämedikation<br />

Der N.vagus enerviert u.a. das Herz. In bestimmten Situationen, z.B. während Operationen, wenn<br />

die Blutdruckmessfühler (mechanisch) stimuliert werden, würde es ohne die Hemmung zu einem<br />

sofortigen, massiven Vagusreflex kommen.<br />

Dies kann zu einem kurzzeitigem Herzstillstand führen, da der Körper um jeden Preis den<br />

Blutdruck senken will.<br />

Man gibt Atropin, um zu verhindern, dass das Herz vom N. vagus erreicht wird. Der Reflex an sich<br />

funktioniert eigentlich noch, nur die Wirkung des ACh´s ist eingeschränkt.<br />

Der Reflex kann auch bei Magenspülungen vorkommen.<br />

Stimulation glatter Muskulatur<br />

Glatte Bronchialmuskulatur<br />

Man gliedert in zwei Krankheitsbilder, das Asthma bronchiale <strong>und</strong> die chronisch obstruktive<br />

Bronchitis. Bei letzterer Erkrankung werden die Parasympatholytika eingesetzt.<br />

Krankheitsbild:<br />

• Husten <strong>und</strong> chronischer Auswurf<br />

• Häufig auch bei langjährigen Rauchern<br />

• Häufig auch Kurzluftigkeit <strong>und</strong> Atemnot durch vermehrte Anspannung der glatten<br />

Muskulatur, welche chronisch stark angespannt ist ( Obstruktion !)<br />

Die Erhöhung des Muskeltonus erfolgt durch Reflexbögen des Parasympathikus.<br />

Therapie:<br />

Ipratropium, inhalativ<br />

• Gut verträglich<br />

• Lokale Wirkung ( systemische Konzentrationen werden nicht erreicht!)<br />

• Als quartäre Substanz wird wenig von dem, was in den Magen – Darm – Trakt gelangt<br />

resorbiert.<br />

• Spezialitätenname: Atrovent®<br />

23


Formel:<br />

Thiotropium<br />

• Neu Substanz<br />

• Inhalativ<br />

• Sehr hohe Haftdauer an den Rezeptoren, das bedeutet weniger Sprühstöße<br />

Es muss bei beiden Substanzen darauf geachtet werden, dass die Wirkung erst nach einer<br />

bestimmten Zeitdauer eintritt ( Ipratropium ca. 5 min, Thiotropium ca. 30 min). Thiotropium ist<br />

daher nicht zur Therapie von akuten Anfällen geeignet, da der Patient u.U. verängstigt wird, wenn<br />

die Wirkung nicht schnell genug eintritt. Bei vermehrtem Sprühen kann es daher anstatt zu einem<br />

schnellerem Eintritt zu einer starken Überdosierung kommen.<br />

Dies kann zu Lähmungen der Atemwegsmuskulatur führen.<br />

Pupille<br />

Hier ist eine kurze Wirkdauer von Nöten. Es wird z.B. Tropicamid verwendet.<br />

Formel:<br />

Eine andere Anwendung erfolgt bei entzündlichen Erkrankungen der Iris, da „ruhiggestelltes“<br />

Gewebe besser abheilt. Hier wird Atropin verwendet.<br />

Formel:<br />

Kontraindikation: Engwinkelglaukom<br />

24


Reizblase:<br />

• Ständiger Harndrang<br />

• Spontaner Harnabgang = Inkontinenz<br />

Blase<br />

Gr<strong>und</strong> für die Reizblase ist eine erhöhte Erregbarkeit des Blasendetrusors. Wichtig ist, dass die<br />

Dosis eine spontane Anspannung noch möglich macht.<br />

Wirkstoffe:<br />

Oxybutymin<br />

Tolteridin<br />

Formeln:<br />

Kontraindikationen:<br />

Benigne Prostatahyperblasie = gutartige Vergrößerung der Prostata.<br />

Diese Kontraindikation gilt für alle Substanzen, die atropinartige systemische Wirkungen haben,<br />

wie die als Schlafmittel eingesetzten H1 – Blocker.<br />

25


Spasmolytika<br />

Spasmolytika sind eng verwandt mit den Parasympatholytika. Sie bringen die glatte Muskulatur<br />

unabhängig vom Gr<strong>und</strong> für den Tonusanstieg zum Erschlaffen.<br />

Der wichtigste Vertreter der Spasmolytika ist das N – Butylscopolamin.<br />

Indikationen:<br />

Nierenstein – Koliken<br />

Gallenstein – Koliken<br />

N – Butylscopolamin<br />

• Quartäre Substanz<br />

• Wirkt auf Spasmen der ableitenden Harnwege<br />

• Effekt auf die glatte Muskulatur auch ohne Einbeziehung der muskarinischen Rezeptoren<br />

• Auch ein direkter Effekt an den muskarinischen Rezeptoren<br />

• Ganglienblockierende Wirkung<br />

• Auch als Mittel gegen Menstruationsbeschwerden ( Buscopan®)<br />

Wirkungsmechanismus bei Koliken:<br />

Der Urether erzeugt peristaltische Wellen, um den Harn in die Blase zu treiben.<br />

Wenn ein Hindernis auftritt, kommt es zu einem starken Anstieg der Aktivität, bis hin zur<br />

dauerhaften Verkrampfung. Dies führt zunächst zu einer Minderdurchblutung, was die starken<br />

Schmerzen auslöst.<br />

Man beseitigt durch die Gabe von N – Butylscopolamin nicht den Stein an sich, sondern primär nur<br />

den Schmerz. Durch die Erschlaffung der Muskulatur kann der Stein dann vorangetrieben <strong>und</strong><br />

ausgeschieden werden.<br />

Ein weiterer Ansatz wäre die zusätzliche Gabe eines starken Analgetikums.<br />

26


Scopolamin – Pflaster<br />

• Zur Behandlung der Kinetose = Reisekrankheit<br />

• Wirkdauer pro Pflaster ca. 72 h<br />

• Anbringung hinter dem Ohr, da hier die Haut sehr dünn ist du das Areal gut durchblutet ist<br />

• Die Wirkung erfolgt systemisch, allerdings ist sie als Prophylaxe gedacht<br />

Parkinson – Mittel<br />

Auch hier gibt es Substanzen, die antagonistisch an muskarinischen Rezeptoren wirken.<br />

27


Erkrankungen des Gastro – Intestinal – Traktes<br />

Übersicht über den GI – Trakt: s. Anlage<br />

Nahrungsspeicherung<br />

Nahrungszerkleinerung<br />

Funktionen des Magens<br />

mechanisch chemisch<br />

( Peristaltik ) ( HCl <strong>und</strong> Pepsin )<br />

Drüsenzelltypen<br />

Nebenzellen<br />

Schleim<br />

= Oberflächenzellen<br />

HCO3 -<br />

Belegzellen<br />

H<br />

= Parietalzellen<br />

+ / Cl -<br />

Intrinsic Factor<br />

Hauptzellen Pepsinogen<br />

Schleim <strong>und</strong> Hydrogencarbonat bilden einen zusätzlichen Schutzfilm auf der Schleimhaut aus.<br />

Intrinsic Factor ist notwendig für die Aufnahme von Vit. B 12.<br />

Pepsinogen wird durch Kontakt mit Protonen in Pepsin umgewandelt. Es stellt ein Gemisch<br />

verschiedener proteolytischer Enzyme dar.<br />

Verdauungsphasen<br />

• Kephalische Phase<br />

„ Wasser läuft im M<strong>und</strong> zusammen“ = die Magensaftsekretion <strong>und</strong> Speichefreisetzung fängt<br />

schon an, bevor man etwas ist ( s. Pawlowscher H<strong>und</strong> ! )<br />

• Gastrische Phase<br />

Essen gelangt in den Magen. Durch chemische <strong>und</strong> physikalische Reize erfolgt die<br />

Freisetzung von Salzsäure <strong>und</strong> Pepsinogen.<br />

• Intestinale Phase<br />

Der Speisebrei gelangt in den Darm. S. gastrische Phase!<br />

28


Erkrankungen des oberen Gastrointestinaltraktes<br />

Diese Erkrankungen sind weit verbreitet. Am häufigsten treten diese auf:<br />

Peptische Erkrankungen,<br />

sind Erkrankungen des GI – Traktes, an deren Entstehung Säure beteiligt ist ( Ausbreitung vor<br />

allem im Magen <strong>und</strong> Dünndarm).<br />

Peptisches Ulcus,<br />

ist ein r<strong>und</strong>er oder ovaler, scharf begrenzter Gewebedefekt, der die Schleimhaut <strong>und</strong> darunter<br />

liegenden Gewebeschichten betrifft.<br />

Gastritis,<br />

ist eine Entzündung der Magenschleimhaut ohne Ulceration<br />

Erosionen,<br />

betreffen nur die Schleimhaut, daraus kann sich jedoch ein Ulcus entwickeln.<br />

Refluxösophagitis,<br />

ist das Zurückfließen des Speisebreies aus dem Magen in die Speiseröhre. Es kann zu Verätzungen<br />

kommen, des weiteren wird eine Entzündung hervorgerufen.<br />

Ulcus / Erosion<br />

Zur Ausbildung von Erosionen oder Ulcera kommt es durch ein Ungleichgewicht zwischen<br />

Schutzmechanismen <strong>und</strong> den aggressiven Mechanismen im Magen.<br />

HCO3 -<br />

Schleim<br />

Schleimhaut<br />

(Durchblutung)<br />

Symptome:<br />

Defensive Mechanismen Offensive Mechanismen<br />

HCl<br />

Pepsin<br />

Helicobacter pylori<br />

„Ösophagussphincterdichte“<br />

• Brennende stechende Schmerzen, die bis in den Rücken ausstrahlen können<br />

• Große Blutverluste ( durch Blutungen in den Hohlraum des Magens!)<br />

• Peritonitis = Bauchfellentzündung<br />

Diese kann auftreten, wenn ein Geschwür aufbricht <strong>und</strong> der Mageninhalt sich in der<br />

Magenhöhle verteilt<br />

• Pankreatits<br />

Tritt auf, wenn der Ulcus im Bereich des oberen Dünndarms bricht <strong>und</strong> der Mageninhalt auf<br />

die Pankreas trifft.<br />

29


Ursachen: ( gilt teilweise auch für Gastritis)<br />

• Erbliche Veranlagung<br />

• Besiedlung der Magenschleimhaut mit Helicobacter pylori<br />

• Erhöhter Vagustonus ( Verstärkung unter Stress <strong>und</strong> erhöhter emotionaler Belastung)<br />

• ( Ernährungs-– <strong>und</strong> Lebensgewohnheiten)<br />

Therapieziele:<br />

• Schmerzfreiheit<br />

• Verhinderung von Komplikationen<br />

• Verhinderung von Rezidiven<br />

• Förderung der Abheilung<br />

Therapie:<br />

Lebensgewohnheiten Medikamentös<br />

Rauchen einschränken Antacida<br />

Alkoholkonsum einschränken H2 – Rezeptor – Antagonisten<br />

Wenig Kaffee oder schwarzen Tee Protonenpumpenblocker<br />

Wenig Kaugummis Anticholinergika<br />

Möglichst viele kleine Mahlzeiten Zytoprotektiva<br />

Abends nicht mehr zuviel oder zu schwer<br />

essen<br />

Antazida<br />

Sie binden <strong>und</strong> neutralisieren Säure. Der pH – Wert im Magen soll dadurch auf Werte über 3,5<br />

angehoben werden.<br />

Antacida sind zur Dauertherapie nicht geeignet, da durch die Resorption der in ihnen enthaltenen<br />

Anionen Störungen im Säure – Base – Haushalt auftreten können.<br />

Indikationen:<br />

Prophylaxe von Stress – Ulcera<br />

Bei Übersäuerung durch Alkoholabusus oder Diätfehler<br />

Problem:<br />

Interaktionen mit vielen anderen Arzneimitteln durch Komplexbildung.<br />

Einnahme:<br />

1 – 3 St<strong>und</strong>en nach dem Essen <strong>und</strong> vor dem Schlafengehen, d.b. bis zu 7x täglich.<br />

30


Magnesiumhydroxid<br />

• Geringe Alkalibelastung<br />

• Wirkt laxierend<br />

Aluminium (III)hydroxid<br />

• Geringe Alkalibelastung<br />

• Obstipierend ( adstringierende Wirkung von Al 3+ - Ionen)<br />

• Aluminiumionen stehen im Verdacht M. Alzheimer zu begünstigen<br />

Natriumhydrogencarbonat<br />

• Schnell wirksam<br />

• Relativ hohe Natrium – Belastung = Alkalibelastung<br />

Calciumcarbonat:<br />

• Schnell wirksam<br />

• Calcium – Ionen können als second messenger zu Rebo<strong>und</strong> – Effekten führen.<br />

• Blähungen, Aufstoßen durch Kohlenstoffdioxid – Bildung<br />

31


H2 – Rezeptorantagonisten ( = H2 – Antihistaminika )<br />

Wirkungsmechanismus:<br />

Kompetitive Blockade der Histaminrezeptoren vom H2 – Subtyp ( befinden sich in den<br />

Belegzellen). Dies führt zur Hemmung der basalen <strong>und</strong> histaminstimulierten Salzsäuresekretion.<br />

Außerdem wird die Vagus- <strong>und</strong> gastrininduzierte Säuresekretion unterdrückt.<br />

Des weiteren wird die Pepsin – Freisetzung verringert.<br />

Indikation:<br />

• Peptische Ulcera<br />

Gabe in der Therapie <strong>und</strong> als Prophylaxe<br />

• Refluxösophagitis<br />

Gabe als Kombination mit nicht steroidalen Antirheumatika<br />

Arzneistoffe:<br />

Cimetidin ( Formel s. Anlage)<br />

Ranitidin<br />

Famotidin<br />

Und andere......<br />

Nachteil ( beim Cimetidin) :<br />

Hemmung des CP 450, dies führt zu Interaktionen mit Arzneistoffen, welche über dieses<br />

Enzymsystem abgebaut werden.<br />

Eigenschaften:<br />

• Plasmahalbwertszeit von 1 – 4 h<br />

• Sehr geringe UAW´s, da hydrophil <strong>und</strong> hochselektiv<br />

• Hohe Dosierung ist wegen der geringen NW möglich<br />

• Dosierung: 1 – 2 mal täglich, am Besten vor dem Schlafengehen.<br />

32


Inhibitoren der H + / K + - AT – Pease ( = Protonenpumpeninhibitoren<br />

= PPI )<br />

Sie hemmen die Protonenpumpe irreversibel, so dass der Organismusneue Pumpen bilden muss.<br />

Indikationen:<br />

• Peptische Ulcera<br />

• Refluxösophagitis<br />

• Rezidivenprophylaxe<br />

• Zollinger – Ellison – Syndrom ( Gastrinausschüttung ist stark erhöht)<br />

• Ulcus – Prophylaxe bei Therapie mit NSAR<br />

• Tripletherapie zur Eradikation von H. pylori<br />

Wirkung:<br />

95 % ige Reduktion der Säureproduktion bei Gabe von 20 mg Omeprazol über 7 Tage.<br />

Eigenschaften:<br />

• Plasmahalbwertszeit ca. 1 – 2 h<br />

• Die Blockierung ist jedoch irreversibel, daher ist es nicht nötig, Plasmaspiegel zu erhalten.<br />

• Es wird immer noch wenig Säure über die anderen möglichen Wege sezerniert.<br />

• Applikation als Prodrug, die Aktivierung von Omeprazol erfolgt im sauren Milieu. Dies ist<br />

ein Beispiel für „Drug Targeting“<br />

• Applikation erfolgt in magensaftresistenter Form, da der Angriff von der Blutseite aus<br />

erfolgt, der Arzneistoff also erst resorbiert werden muss.<br />

Arzneistoffe:<br />

Omeprazol ( s. Anlage)<br />

Esomeprazol ( Nexium mups ® )<br />

• Isomerer PPI = S – Isomer von Omeprazol<br />

• Indikation ist die Refluxösophagitis<br />

• Wirkungsmechanismus ist analog Omeprazol<br />

• Firstpass: über CP 450 3 A 4 metabolisiert, erreicht es höhere Plasmaspiegel als das R –<br />

Enantiomer ( Metabolisierung über CP 450 2 C 19, ist effektiver !)<br />

33


Zytoprotektive Medikamente<br />

Unterstützen die defensiven Mechanismen des Magens, sind heutzutage allerdings schon fast<br />

obsolet.<br />

Indikation:<br />

Zusatzmedikation zur Heilung von Magen- <strong>und</strong> Darmulcera, Rezidivprophylaxe, Zusatzmedikation<br />

bei einer Therapie mit NSAR<br />

Sie bilden eine heterogen Gruppe von Arzneistoffen:<br />

Bismutverbindungen<br />

Sucralfat ( Ulcogant®)<br />

• Reaktionsprodukt aus Sucreosesulfat <strong>und</strong> Aluminiumhydroxid<br />

• Bildet bei pH 4 ein klebriges, viskoses Gel aus.<br />

• Dieses haftet gut an der Basis des Ulcusgr<strong>und</strong>es<br />

• Die kontinuierliche Reaktion der Säure mit dem Gel führt zur Bildung von<br />

Aluminiumhydroxid <strong>und</strong> dessen Freisetzung, was aufgr<strong>und</strong> der Alzheimer – Problematik als<br />

kritisch anzusehen ist.<br />

Misoprostol (Cytotec®)<br />

• Prostaglandin – Analogon<br />

• Es wird langsamer metabolisiert als endogene Prostaglandine<br />

• Stimuliert die Nebenzellen zur vermehrten Schleim- <strong>und</strong> Hydrogencarbonat – Produktion,<br />

erhöht des weiteren die Durchblutung der Magenschleimhaut<br />

• Zusätzliche Inhibition der Säuresekretion durch Hemmung der Adenylatcyclase<br />

• UAW´s sind häufig ( in 30 % der Fälle), meistens handelt es sich um Diarrhöe <strong>und</strong><br />

Abdominalkrämpfe<br />

• Wirkt abortiv!<br />

Anticholinergika<br />

• M1 – prävalenter Antagonist: Pirenzepin (Gastricur®)<br />

• Indikationen sind Ulcus ventriculi <strong>und</strong> duodeni, Stressulcusprophylaxe <strong>und</strong> die NSAR –<br />

Therapie<br />

• Die UAW´s sind denen anderer Cholinergika ähnlich<br />

34


Helicobacter pylori<br />

• Gram negatives Bakterium<br />

• Verursacht die entzündliche Gastritis<br />

• Mitverursacher von Ulcuserkrankungen, Magenlymphomen <strong>und</strong> Karzinomen<br />

• Lebt in einer selbst geschaffenen Ammoniak – Atmosphäre im Magen<br />

• Elimination kann durch eine Tripletherapie erfolgen<br />

Diese besteht aus einem Protonenpumpeninhibitor, einem Antibiotikum <strong>und</strong> einem<br />

Schmerzmittel (?)<br />

s. Anlage<br />

Arzneistoffe:<br />

Orlistat ( Xenecal®)<br />

Anorektika<br />

• Hemmt die Pankreaslipasen durch kovalente Bindung an einen Serinrest<br />

• Verschreibung ab BMI > 28<br />

• Einnahme erfolgt zu jeder Mahlzeit, es muss dabei eine strenge fettarme Diät eingehalten<br />

werden<br />

• Nebenwirkungen:<br />

Ausscheidung eines öligen Sekretes bei 27 %<br />

Flatulenz mit Stuhlabgang bei 24 %<br />

Die NW sind abhängig vom Fettgehalt der Nahrung<br />

Sibutramin ( Reductil®)<br />

• Hemmt die Wiederaufnahme von Serotonin <strong>und</strong> Noradrenalin im ZNS, dadurch hat man ein<br />

erhöhtes Sättigungsgefühl <strong>und</strong> einen erhöhten Energieverbrauch<br />

• Verschreibung ab einem BMI > 27<br />

• Einnahme von 1 x 10 mg am Tag<br />

• Es ist eine regelmäßige Überwachung von Blutdruck <strong>und</strong> Pulsfrequenz notwendig<br />

Einschub : Pankreasenzyme<br />

Indikation für ihre Gabe ist eine chronische Pankreasinsuffiziens ( z.B. chronische Entzündung,<br />

cystische Fibrose).<br />

Ein Gemisch aus Lipasen, Pankreasen <strong>und</strong> Proteasen, beim Totalausfall werden außerdem 1-2 g<br />

Pankreatin zugeführt.<br />

35


Morbus Parkinson = Paralypsis agitans = Schüttelähmung<br />

Erstmalig wurde diese Krankheit 1817 beschrieben, sie ist die häufigste Erkrankung der<br />

Basalganglien.<br />

Der Krankheitsverlauf ist typischerweise progradient, also fortschreitend. Die Auftrittsquote in der<br />

Bevölkerung liegt bi 3 – 5 Promille, davon sind 1 % Personen, die älter als 65 Jahre sind.<br />

Die Diagnose wird durchschnittlich im Alter von 57 Jahren gestellt. Der Zeitraum zwischen der<br />

Diagnose <strong>und</strong> Tod beträgt ca. 10 Jahre.<br />

Bei 75 % der Betroffenen sind die Ursachen bisher unbekannt. Bei den restlichen 25 % werden<br />

Hirnhautentzündungen, Traumen <strong>und</strong> Tumore in der Diskussion.<br />

Das Problem bei dieser Erkrankung ist ein allgemeiner Mangel an Dopamin im ZNS. Dieser<br />

Mangel kann auch medikamentös hervorgerufen werden, dies bezeichnet man als Parkinsonoid.<br />

Beispiele für Medikamente sind Neuroleptika,, Psychopharmaka <strong>und</strong> Metoclopramid.<br />

Alle haben als Wirkungsmechanismus einen Antagonismus an Dopamin (D) – Rezeptoren.<br />

Ein weiteres Beispiel ist das mittlerweile aus dem Handel genommene Reserpin. Es war ein<br />

Antisympathomimetikum, das die Speicherfähigkeit für Dopamin aufhebt.<br />

Außerdem gibt es Alpha – Methyl – Dopa, ein blutdrucksenkendes Mittel hemmt die<br />

Dopaminsynthese.<br />

Parkinsonoide sind reversibel, in Abhängigkeit von der Anwendungsdauer.<br />

Es handelt sich um eine progradiente Degeneration dopaminerger Neurone, die sich von der<br />

Substancia nigra zum Corpus striatum ziehen. Das Striatum verarmt daher an Dopamin<br />

Die Symptomatik tritt erst auf, wenn bereits 80 % der Neurone zu Gr<strong>und</strong>e gegangen sind.<br />

Ausgleichsmechanismen:<br />

• Steigerung der Zahl <strong>und</strong> Empfindlichkeit der striatalen Dopamin – Rezeptoren.<br />

• Die verbliebenen nigro – striatalen Neurone steigern die Dopaminsynthese <strong>und</strong> Freisetzung.<br />

Man unterteilt hier in Plus- <strong>und</strong> Minussymptome.<br />

Plussymptome:<br />

Motorische Symptome<br />

• Rigor = allgemein erhöhter Skelettmuskeltonus<br />

• Ruhetremor: Nachlassen des Tremors bei zielgerichteten Bewegungen<br />

Minussymptome:<br />

• Hypokinesie / Akinesie ( = Bewegungsarmut)<br />

Alle Symptome zusammen werden auch als Symptom – Triade bezeichnet.<br />

36


Weitere Symptome:<br />

• Verlust von Haltestellungen<br />

• Mimische Starre<br />

• Z.T. Sprachstörungen<br />

• Unregelmäßige Bewegungen<br />

Bewegungen, welche angefangen wurden können nur sehr schwer wieder abgebrochen werden.<br />

• Depression<br />

• Bradyphenie = verlangsamte Denkabläufe<br />

• Demenz<br />

Psychische Symptome<br />

Vegetative Symptome<br />

• Erhöhte Talgproduktion ( das Gesicht kann dadurch wachsartig aussehen = Salben- oder<br />

Maskengesicht)<br />

• Erhöhter Speichelfluss = Hypersalivation<br />

• Erhöhter Tränenfluss<br />

• Gestörter Wärme- <strong>und</strong> Schweißhaushalt = Hyperhidrosis<br />

• Funktionsstörungen von Blase <strong>und</strong> Darm<br />

• Erniedrigten Blutdruck<br />

Diagnose:<br />

Symptomatik ist nicht immer eindeutig. Des weiteren wird die Diagnose häufig anhand des<br />

Therapieerfolges gestellt.<br />

Ein neuer Weg ist die PET = Positronen Emisions Tomographie.<br />

Markiertes L – Dopa wird nur vom ges<strong>und</strong>en Hirn aufgenommen, das bedeutet, dass die Emission<br />

sinkt. Das erkrankte Gehirn ist zur Aufnahme nicht mehr fähig, wodurch die Emission steigt.<br />

37


Anatomie <strong>und</strong> Physiologie des Motorischen Systems<br />

Motorisches System<br />

38


Neurotransmission der Basalganglienschleife<br />

Dopamin fördert den Informationsfluss.<br />

Ach hemmt den Informationsfluss.<br />

Man spricht von einem relativem Dopaminmangel, da man das Dopamin / Acetylcholin –<br />

Gleichgewicht betrachtet.<br />

Therapieprinzipien<br />

1. Hemmung der cholinergen Rezeptoren<br />

2. Glutamatantagonisten<br />

3. Erniedrigung der cholinergen Neurotransmission<br />

4. Erhöhung der dopaminergen Neurotransmission<br />

39


a) Dopamin – Substitution<br />

Förderung der dopaminergen Neurotransmission<br />

Dopamin kann als polares Catecholamin die Blut – Hirn – Schranke nicht überwinden.<br />

Formel:<br />

Zeichnung:<br />

Dopamin in der Peripherie verursacht unerwünschte Wirkungen <strong>und</strong> man hat insgesamt eine<br />

schlechte Ausbeute.<br />

Man gibt deshalb einen Dopa – Decarboxylase – Hemmstoff, der nur die periphere Decarboxylase<br />

hemmt.<br />

Arzneistoffe:<br />

Benserazid ( + L – Dopa = Madopar®)<br />

Carbidopa ( + L – Dopa = Nacom®)<br />

Sie werden auch als DDH ´s bezeichnet.<br />

L – Dopa ist das beste Antiparkinson – Mittel, dass zur Zeit auf dem Markt ist.<br />

40


DDH – Kombinationstherapie:<br />

• Gewünschte Wirkungen bleiben erhalten<br />

• Die L – Dopa – Dosis sinkt<br />

• Unerwünschte Wirkungen in der Peripherie nehmen ab<br />

UAW´s:<br />

• Motorische Störungen wie Hyperkinesien, Dyskinesien<br />

• Kardiovaskuläre Störungen wie:<br />

Arrhythmien<br />

Orthostatische Dysregulation ( Schwindel beim Aufstehen)<br />

• Vegetative Störungen wie Übelkeit <strong>und</strong> erbrechen, da Dopamin den Brechreiz vermittelt<br />

• Psychische Störungen, wie Verwirrtheit <strong>und</strong> Halluzinationen<br />

Wirkungsfluktuation<br />

Dies beschreibt ein plötzliches Einsetzen <strong>und</strong> Aufhören der Wirkung. Nach 3 – 5 Jahren tritt<br />

normalerweise ein Wirkungsverlust in Bezug auf Dauer <strong>und</strong> Intensität der Wirkung ein.<br />

„Abhilfe“ kann durch folgende Mechanismen geschaffen werden:<br />

• Konstante Blutspiegel durch Retardierungsprinzipien<br />

• Später Therapiebeginn mit L – Dopa<br />

• Kombinationstherapie<br />

Interaktionen:<br />

• Mit eiweißreicher Nahrung ( es kommt zur Konkurrenz um die Aminosäure – Transporter im<br />

Gehirn, die Wirkung wird herabgesetzt !)<br />

• Zufuhr von Vitamin B6 fördert die Dopa – Decarboxylase – Aktivität, vor allem in der<br />

Peripherie, dadurch wird die Wirkung herabgesetzt<br />

• Neuroleptika wirken dopaminantagonistisch <strong>und</strong> verringern dadurch die Wirkung<br />

• Alle Parkinsonoid – auslösenden Medikamente verringern die Wirkung<br />

41


Hemmung des Dopaminabbaus<br />

1) MAO – Inhibitoren = Monoamin – Oxidase - Inhibitoren<br />

Bei den MAO ´s handelt es sich um zwei Isoenzyme, die MAO – A <strong>und</strong> MAO – B. Das Corpus<br />

Striatum ist reich an MAO – B.<br />

Selegenin:<br />

• Ist ein irreversibler Hemmstoff der MAO – B.<br />

• Da die MAO – A vollständig erhalten bleibt, ist der Abbau biogener Amine in der Peripherie<br />

nicht eingeschränkt, der Arzneistoff weißt also eine hohe Selektivität auf.<br />

• Die Anwendung erfolgt als Kombinationstherapie mit L – Dopa, zur Dosisreduktion von L –<br />

Dopa<br />

UAW ´s:<br />

Angst <strong>und</strong> Schlaflosigkeit<br />

2) COMT – Inhibitoren = Catechol – O – Methyl – Transferase - Inhibitoren<br />

Tolcapone ( Tasmar®)<br />

Ist inzwischen wegen aufgetretener Hepatotoxizität wieder außer Handel.<br />

War der Begründer einer neuen, ZNS – gängigen Gruppe von Arzneistoffen, welche vor 1997 auf<br />

den Markt kamen.<br />

Entercapone ( Comtess®)<br />

• Nachfolger<br />

• Ist nicht mehr ZNS – gängig<br />

Wirkungsmechanismus:<br />

In der Peripherie wird L – Dopa auch über die COMT zu 3 – Methyldopa abgebaut.<br />

Wenn man diesen Weg hemmt, steht mehr L – Dopa zum Übertritt ins Gehirn zur Verfügung.<br />

Entercapone erhöht die L – Dopa – Bioverfügbarkeit <strong>und</strong> ist ein reversibler COMT – Hemmstoff.<br />

Die Applikation erfolgt nur als Kombinationstherapie mit L – Dopa ( + DDH).<br />

42


UAW ´s:<br />

• Rotbraune Verfärbung des Harns<br />

• Es wird eine Kontrolle der Leberenzyme empfohlen<br />

Diese Medikation wird speziell bei Wirkungsverlusten <strong>und</strong> Wirkungsfluktuation unter L – Dopa –<br />

Therapie eingesetzt.<br />

Stimulation striataler Dopamin – Rezeptoren: Agonisten an Dopamin – Rezeptoren<br />

Bromocriptin ( Pravidel®)<br />

Lisurid ( Dopergin®)<br />

Pergolid ( Parkotil®)<br />

Formeln:<br />

Dies sind von Mutterkornalkaloiden abgeleitete Arzneistoffe, deren Einsatz auch im endokrinen<br />

Feld bei Erkrankungen wie Akromegalie <strong>und</strong> Amenorrhoe erfolgt.<br />

Pramipexol ( Sifrol®)<br />

Ropimirol ( Requip®)<br />

Apomorphin ( Einsatz nur in Kliniken, da s.c. Applikation)<br />

Formel:<br />

Einsatz als Monotherapie, um L – Dopa – Gabe hinaus zu zögern oder als Kombinationstherapie<br />

mit L – Dopa zusammen.<br />

UAW ´s:<br />

Es kann zu plötzlichen, sich nicht ankündigendem Einschlafen kommen.<br />

43


Hemmung der cholinergen Neurotransmission = Antagonisten an striatalen ACh –<br />

Rezeptoren<br />

Biperidon ( Akineton®)<br />

Benzatropin ( Cogenitol®)<br />

Metixen ( Tremarit®)<br />

Formel:<br />

Anwendung u.a. beim Tremor – Dominanz – Typ <strong>und</strong> im Frühstadium, um eine L – Dopa –<br />

Therapie aufschieben zu können.<br />

ZNS – gängige Parasympatholytika, deshalb vorteilhaft bei Hypersalivation <strong>und</strong> Hyperhidrose.<br />

Anwendung auch bei bestimmten Formen des Neuroleptika – abhängigen Parkinsonoids.<br />

Es ist eine Monotherapie oder eine Kombinationstherapie möglich. Als Monotherapie hat man aber<br />

nur eine schwache Antiparkinson – Wirkung, die im Laufe der Zeit abnimmt.<br />

UAW ´s:<br />

• Verwirrung<br />

• Typische parasympatholytische Wirkungen<br />

• Miktionsstörungen = Störungen in der Harnblasenentleerung.<br />

44


Blockade striataler Glutamat – Rezeptoren vom NMDA – Typ<br />

NMDA = N – Methyl – D – Aspartat, eine pharmakologische Testsubstanz !<br />

• Ligandgesteuerter Ionenkanal<br />

• Man vermutet, dass Amantadin in der Lage ist, diese Ionenpore zu blockieren<br />

• Amantadin ( PK - Merz®)<br />

• Wirkt als nicht kompetitiver NMDA – Rezeptor – Antagonist<br />

• Es wird auch als Virustatikum zur Influenza – Prophylaxe eingesetzt<br />

• Gabe als Dauerinfusion im Zustand der Akinetischen – Krise, welcher lebensbedrohlich ist !<br />

• Die Wirkung in der Monotherapie ist mäßig, besser ist sie Gabe als Kombinationstherapie<br />

UAW ´s:<br />

Verwirrung <strong>und</strong> Unruhe<br />

Kontraindikationen:<br />

Niereninsuffieziens, da die Substanz zu 90 % renal eliminiert wird.<br />

Zusammenfassung<br />

Die zur Verfügung stehende Therapie betrifft nur die Symptomatik, die Degeneration der Neurone<br />

schreitet weiter fort.<br />

Budipin ( Parkinsan®)<br />

• Ist nur mit L – Dopa<br />

• Einsatz wenn keine Fluktuation oder Wirkungsverluste auftreten<br />

• Es gibt parasympatholytische Nebenwirkungen<br />

• Bei bestimmten Risikogruppen könne Arrhythmien auftreten.<br />

Remacemid<br />

• In klinischer Testung<br />

• Glutamatinhibitor<br />

• Nur in der Kombinationstherapie<br />

Bemühungen<br />

• Transplantation fetaler dopaminerger Neurone<br />

• Übertragung von Nebennierenmarksgewebe, Adrenalin als Vorstufe des Dopamins !<br />

• Lokale Applikation von dopaminergen Wachstumsfaktoren, zur Regenerationsförderung<br />

• Elektrostimulation<br />

• Psychosoziale Betreuung, Krankengymnastik, etc.<br />

45


Sympathikus<br />

• Kampf <strong>und</strong> Flucht –Reaktionen<br />

• Steigert die körperliche Aktivität<br />

• Die Durchblutung <strong>und</strong> Versorgung der Skelettmuskulatur wird gesteigert<br />

• Im Darm erfolgt eine Vasokonstriktion, um Blut zur Skelettmuskulatur zu befördern<br />

• Weitstellung der Skelettmuskulaturgefäße unter Einwirkung von Lactat o.ä., im EZR =<br />

metabolische Autoregulation<br />

• Die metabolische Autoregulation stellt eine stets bedarfsgerechte Durchblutung sicher<br />

• Die Peristaltik des Darms wird herabgesetzt, damit der Speisebrei am Ort bleibt, da im Moment<br />

der Aktivität Nährstoffe schlechter aufgenommen werden<br />

• Adrenalin führt im Skelettmuskel zur Umwandlung von Glycogen zu Glucose, aber nur für den<br />

Bedarf des jeweiligen Muskels<br />

• In der Leber wird ebenfalls Glycogen in Glucose umgewandelt, diese wird jedoch ins Blut<br />

abgegeben<br />

• Im Fettgewebe werden Triglyceride freigesetzt <strong>und</strong> ins Blut abgegeben<br />

• Die Sauerstoffaufnahme <strong>und</strong> die Atemtätigkeit werden gesteigert<br />

Diese Regulierung erfolgt durch das Atemzentrum, die Bronchienweitstellung erfolgt durch den<br />

Einfluss des Sympathikus<br />

• Die Blutströmungsgeschwindigkeit nimmt zu<br />

• Dadurch wird die Kontaktzeit der Erythrozyten mit dem Sauerstoff in der Lunge verringert.<br />

Deshalb braucht man in den Alveolen ein höheres Konzentrationsgefälle, es muss auf<br />

Alveolseite wesentlich weniger Kohlenstoffdioxid vorhanden sein.<br />

• Die Blasenentleerung ist gehemmt, der Tonus des Schließmuskels ist erhöht, ebenso der des<br />

Sphincters<br />

• Die Schweißdrüsen werden stimuliert. Dies erfolgt nicht unter Einfluss von Atropin, da der<br />

Sympathikus Neurone benutzt, die im 2. Neuron ACh freisetzen.<br />

Der Organismus muss sich auf „vital“ wichtige Dinge konzentrieren!<br />

Zu Schweißdrüsen:<br />

Man kann hier mit einem Parasympatholytikum den Sympathikus hemmen. Dadurch wird die<br />

Möglichkeit zur Wärmeregulation aufgehoben, das kann zu einer Überhitzung führen.<br />

Einschub: Unterschied zwischen Hyperthermie <strong>und</strong> Fiber<br />

Unterschiede Hyperthermie Fieber<br />

Körpertemperaturzentrum Sollwert nicht erhöht Sollwert ist erhöht<br />

Reaktionen Vermeidungsprozesse:<br />

Im Anstieg:<br />

Starke Hautdurchblutung, um die<br />

Schüttelfrost<br />

Wärmeabgabe zu steigern Herabsetzung der Hautdurchblutung<br />

Fieberabfall Ebenfalls Vermeidungsprozesse<br />

Beim Sonnenstich liegt ebenfalls eine Hyperthermie vor!<br />

46


Noradrenalin:<br />

Botenstoffe des Sympathikus<br />

Es wird aus Dopamin durch Hydroxylierung der Seitenkette gebildet!<br />

Adrenalin:<br />

Es wird in Zellen des Nebennierenmarks gebildet!<br />

Isoprenalin<br />

Stammt aus der Retorte.<br />

Rezeptoren des Sympathikus<br />

Man bezeichnet diese Rezeptoren auch als adrenerge Rezeptoren.<br />

Man unterscheidet in verschiedene Subtypen:<br />

Subtypen Ausgelöste Wirkungen<br />

Anspannung glatter Muskulatur<br />

α<br />

• Engstellung von Blutgefäßen<br />

• Anspannung des Blasensphincter<br />

Herzwirkungen<br />

β1<br />

• Erhöhung der Frequenz<br />

• Erhöhung der Schlagkraft<br />

Erschlaffung glatter Muskulatur<br />

• In den Bronchien<br />

β2<br />

• Herabsetzung der Wehentätigkeit<br />

• Erschlaffung von Gefäßen ( in der Peripherie)<br />

Glykogenolyse<br />

Lipolyse<br />

β3<br />

47


Adrenalin kann alle Rezeptoren erregen. Bei einem Stresszustand würden die β2 – Rezeptoren z.B.<br />

die Hautgefäße weitstellen.<br />

Noradrenalin hat Einfluss auf den α - <strong>und</strong> β1 - Rezeptor.<br />

Isoprenalin erregt nur β1 - Rezeptoren <strong>und</strong> β2 – Rezeptoren.<br />

Insgesamt kann man sagen, dass je größer der Substituent am Stickstoff ist, desto mehr geht die<br />

Affinität zu den α - Rezeptoren verloren <strong>und</strong> die zu den β2 – Rezeptoren steigt.<br />

Indirekt sympathomimetisch wirkende Substanzen<br />

MAO ist beim Abbau unwirksam, wenn eine alpha – ständige Methyl – Gruppe eingeführt worden<br />

ist <strong>und</strong> des weiteren, wenn der Substituent am Stickstoff > als ein Ethyl – Rest ist.<br />

COMT ist unwirksam, wenn keine Catecholstruktur vorliegt, bzw. wenn sie aufgehoben ist.<br />

Eine Eliminationsmöglichkeit für MAO <strong>und</strong> COMT besteht in der Sulfatierung, dafür müssen<br />

allerdings OH – Gruppen im Molekül vorhanden sein.<br />

48


1) zur Vasokonstriktion<br />

Systemische Gabe bei folgenden Indikationen:<br />

Anaphylaktischer Schock<br />

Direkte Sympathomimetika<br />

Bei Allergien erfolgt als sofortige Reaktion die Freisetzung von Histamin ( bei Kontakt mit<br />

Allergenen).<br />

Wenn zuviel Histamin generalisiert freigesetzt wird führt dies zu einem sofortigen massiven<br />

Blutdruckabfall.<br />

Beim Schock fällt der Blutdruck so stark ab, dass die Durchblutung innerer Organe nicht mehr<br />

gewährleistet werden kann. Es kommt zu einem Kreislaufzusammenbruch <strong>und</strong> einer<br />

Bronchiokonstriktion ( Asthma !)<br />

Medikation:<br />

Vorsichtige Adrenalin – Injektion<br />

Außerdem Gabe von Plasmaersatzflüssigkeit <strong>und</strong> Glucocorticoiden.<br />

Hypotonie ( niedriger Blutdruck)<br />

Die Symptome sind Schwindel, Müdigkeit <strong>und</strong> Konzentrationsschwäche.<br />

a) orthostatische Hypotonie<br />

Sie kommt „anfallsweise“ vor: Das Blut versackt dabei beim Aufstehen in den Beinen, weil<br />

sich beim Aufrichten die Venenwände erweitern <strong>und</strong> das Blut dadurch zurückgehalten wird.<br />

Eine Gegenregulation erfolgt durch eine ansteigende Herz- bzw. Pulsfrequenz. Außerdem<br />

erfolgt eine Engstellung der Hautgefäße.<br />

b) dauerhafte Hypertonie<br />

Eine Therapie ist hier nur notwendig, wenn das vegetative Nervensystem nicht mehr richtig<br />

funktioniert, z.B. bei diabetischer Polyneuropathie ( es sterben Nervenenden ab, was zu<br />

einem Kribbeln führt).<br />

Arzneistoffe:<br />

Norfenefrin ( Novadral®)<br />

Etilefrin ( Effortil®)<br />

49


Bei noch größeren Substituenten am Stickstoff würde die α - Rezeptoraffinität verloren gehen. Man<br />

muss also Kompromisse machen.<br />

Lokale Gabe bei folgenden Indikationen:<br />

Rhinitis ( virale Infektion) mit Sinusitis ( unter Paukenhöhlenbeteiligung)<br />

Die Erkrankung macht sich vor allem durch einen Sekretstau in der Nase bemerkbar<br />

( = Schnupfen).<br />

Arzneistoffe:<br />

Xylometazolin – artige Substanzen ( z.B. Otriven®)<br />

Imidazolin – Derivate<br />

Wirkungsmechanismus:<br />

Es erfolgt ein direkter Angriff auf die adrenergen α - Rezeptoren der Nasenschleimhaut. Dadurch<br />

wird eine Vasokonstriktion bewirkt, welche zum Abschwellen der Schleimhäute führt.<br />

UAW´s:<br />

Bei unvorsichtiger Dosierung oder bei besonders empfindlichen Patienten ( Hyperthyreose,<br />

Hypertonie) können diese Pharmaka zu resorptiven adrenergen Reizwirkungen führen. So sind<br />

Harnretention <strong>und</strong> Kreislaufstörungen beobachtet worden.<br />

Bei Säuglingen wurden Atemstörungen, Koma <strong>und</strong> Schock beschrieben Die Substanzen wirken bei<br />

Überdosierung Clonidin – artig <strong>und</strong> senken durch Erregung der α2 – Rezeptoren im<br />

Kreislaufzentrum den Sollwert des Blutdrucks. Dadurch kann es zu einem<br />

Kreislaufzusammenbruch kommen.<br />

Wichtig bei der Anwendung der Schnupfensprays ist, dass die Anwendung maximal sieben Tage<br />

dauern sollte, sonst kann es zum Auftreten des sog. Privinismus kommen.<br />

Dabei schwellen die Nasenschleimhäute ohne Gabe des Sprays dermaßen an, dass eine normale<br />

Atmung nicht mehr möglich ist, man wird abhängig von dem Spray.<br />

Dies passiert, da sich in der Nasenschleimhaut während der medikamentösen Engstellung der<br />

Gefäße massiv Stoffwechselprodukte anhäufen. Nach dem Abklingen der Wirkung kommt es somit<br />

50


zu einer massiven Dilatation der Gefäße, um den entstandenen metabolischen Mangelzustand<br />

wieder auszugleichen <strong>und</strong> die Stoffwechselprodukte abzutransportieren.<br />

Dies ist auch ein Fall von metabolischer Autokatalyse.<br />

Bindehautentzündung = Konjunktivitis<br />

Diese äußert sich meistens durch gerötete Augen. Diese Arzneimittel sind allerdings mit Vorsicht<br />

anzuwenden, da man die Ursache der Rötung genau kennen sollte.<br />

Das Problem liegt darin, dass nur die Gefäße engstellt werden, aber eine u.U. vorliegende andere<br />

Ursache nicht erkannt wird. Diese kann zu einer falschen Sicherheit führen.<br />

Lokale Anwendung von Adrenalin<br />

Verwendung als Zusatz zu Lokalanästhetika. Dies geschieht, um die Tendenz, dass das<br />

Anästhetikum mit dem Blutfluss weggeschwemmt wird auszuschalten. Durch die Konstriktion wird<br />

dies verhindert, die Betäubung wirkt also länger. Auch werden evtl. Blutungen geringer.<br />

Das Problem bei dieser Anwendung ist, dass sie dem Gewebe nicht gut tut. Deshalb dürfen diese<br />

Substanzen in ohnehin gering durchbluteten Gebieten ( Fingern, Zehen etc.) nicht angewendet<br />

werden, dies gilt sogar als Kontraindikation.<br />

51


β1 – Rezeptor – Erregung<br />

Am Herzen wird hier ausgehend vom Schrittmacher<br />

• die Frequenz erhöht ( höhere Entladungsfrequenz)<br />

• die AV – Überleitung beschleunigt<br />

• Die Kontraktionskraft erhöht<br />

• Und die elektrische Erregbarkeit der Herzmuskelzellen gesteigert ( wichtige Nebenwirkung:<br />

Arrhythmie !!!)<br />

Positive Wirkungen:<br />

Frequenz: chronotrop<br />

AV: dromotrop<br />

Kontraktion : inotrop<br />

Erregbarkeit : bathmotrop<br />

Das Herz kann also mehr Blut pro Zeiteinheit pumpen.<br />

Wenn das Intervall zwischen zwei Kontraktionen zu gering wird, droht die Blutfüllung des Herzens<br />

nicht auszureichen. Daher wird im allgemeinen nur die Kontraktionszeit verringert, nicht aber die<br />

Füllungsphase.<br />

Durch die Steigerung der Kontraktionskraft kann wieder rum mehr Blut ausgeworfen werden.<br />

Oben genannte Wirkungen sind mit einem stark gesteigertem Sauerstoffbedarf des Herzens<br />

verb<strong>und</strong>en.<br />

Eine Erhöhung der Erregbarkeit kann zu Herz – Rhythmus – Störungen führen, die allgemein durch<br />

Sauerstoffmangel gefördert werden.<br />

Therapeutische Indikationen für Sympathomimetika<br />

• Bei Herzstillstand ( Adrenalin in der Notfallmedizin)<br />

52


β2 – Rezeptor – Erregung / β2 – Rezeptor – Agonisten<br />

Fenoterol ( Berotec ®, Partusisten®)<br />

Solmeterol<br />

• β2 – Rezeptor – Agonist<br />

• extrem lange Seitenkette<br />

• inhalative Verabreichung<br />

• lange Wirkdauer ( bis zu 12 h)<br />

• diese wird durch den Substituenten am Stickstoff bedingt:<br />

Er bindet sich innerhalb des Rezeptorproteins neben der normalen Angriffsstelle zusätzlich an<br />

eine andere Haftstelle.<br />

Die Wahrscheinlichkeit, dass sich das gesamte Molekül vom Rezeptor löst ist daher relativ<br />

gering<br />

• kann abends appliziert werden <strong>und</strong> wirkt dann bis in die Morgenst<strong>und</strong>en<br />

• Wirkungseintritt erst nach ca. 30 min, es darf also nicht bei akuten Anfällen benutzt werden, da<br />

dann die Gefahr einer Überdosierung mit systemischen Nebenwirkungen besteht! Eine<br />

Intoxikation gestaltet sich deshalb als äußert schwierig, da sie sehr lange andauert!<br />

• Patient muss gleichzeitig ein inhalatives Glucocorticoid bekommen<br />

Sonstige Eigenschaften der β2 – Rezeptor – Agonisten im Allgemeinen:<br />

Kurzwirksam, ca. 4-6 h<br />

Metabolisierung:<br />

Inaktivierung durch Sulfatierung ( z.T. auch präsystemisch)<br />

Indikationen:<br />

• Obstruktive Atemwegserkrankungen ( z.B. Berotec®)<br />

Inhalative Verabreichung bei Asthma bronchiale <strong>und</strong> chronischer obstruktiver Bronchitis.<br />

Eigenschaften:<br />

- schneller Eintritt der Wirkung<br />

53


- ausgeprägte Bronchodilatation<br />

- lokale Anwendung als Spray<br />

UAW ´s:<br />

- bei Verwendung von Treibgasen: Auslösung eines Bronchospasmus durch die Abkühlung<br />

des Gases während seiner Expandierung<br />

- Bei Überdosierung kann es zu einer Reflextachykardie kommen, da im Herzen bei zu hohen<br />

Konzentrationen auch β1 – Rezeptoren besetzt werden.<br />

Weshalb kommt es zu einer Reflextachykardie?<br />

β2 – Rezeptor – Erregung führt an den Blutgefäßen zu einer Dilatation. Dadurch droht ein<br />

Abfall des Blutdrucks.<br />

Dieser Vorgang wird durch Messfühler registriert, woraufhin das Kreislaufzentrum versucht<br />

gegenzusteuern.<br />

Dadurch wird die Tätigkeit des Parasympathikus gesteigert, es kommt zu einer vermehrten<br />

Ausschüttung von Noradrenalin am Herzen <strong>und</strong> damit zu einer Erhöhung der<br />

Herztätigkeit.<br />

Die Reflextachykardie ist also eine indirekte Nebenwirkung.<br />

Allerdings sollten normalerweise bei einer inhalativen Therapie kein systemisch wirksamen<br />

Konzentrationen erreicht werden. Erst bei einer Überdosierung tritt diese NW auf !<br />

- Steigerung der Insulinfreisetzung<br />

Es erfolgt eine indirekte Stimulation der Bauchspeicheldrüse.<br />

Dies erfolgt durch einen vermehrten Glycogenabbau in der Leber, wo durch der<br />

Blutglucosespiegel ansteigt. Dadurch wird die Insulinausschüttung angeregt.<br />

- Hypokaliämie<br />

Die Aufnahme von Glucose aus dem Blut in die Zellen führt zu einer Verschiebung von<br />

Kaliumionen aus dem extrazellulär Raum in den intrazellulär Raum.<br />

- Tremor<br />

β2 – Rezeptoren haben mit der Koordination von Muskelbewegungen zu tun.<br />

Man behandelt obstruktive Atemwegserkrankungen am besten inhalativ, u.U. wäre allerdings auch<br />

ein per orale Gabe der Arzneistoffe möglich. Allerdings ist hier das Risiko, dass systemische<br />

Nebenwirkungen auftreten wesentlich größer.<br />

Bei der Atemwegstherapie werden häufig zusätzlich Glucocorticoide inhalativ verabreicht. Bei<br />

dieser Kombinationstherapie ist nicht mit einer Empfindlichkeitsabnahme der Rezeptoren zu<br />

rechnen.<br />

54


• Tokolyse<br />

Tokolyse ist die Wehenhemmung bei vorzeitiger Wehentätigkeit.<br />

Es erfolgt eine systemische Zufuhr, was die entsprechenden Nebenwirkungen natürlich<br />

begünstigt.<br />

Die Tokolyse kann sich über Wochen erstrecken <strong>und</strong> ist mit strenger Bettruhe verb<strong>und</strong>en. Sie<br />

wird auch bei Kaiserschnitten zur Verhinderung der Wehen eingesetzt ( Wehenstopp !)<br />

UAW ´s:<br />

- Herz – Kreislauf – Wirkungen<br />

Chronische Wirkungen der Tokolytika<br />

- die Resultate sind gering<br />

- Schwangerschaftsdauer <strong>und</strong> Reifegrad des Kindes neben gegenüber der Placebogruppe nicht<br />

wesentlich zu<br />

- Wirkungsverlust durch Abnahme der Rezeptorempfindlichkeit gegenüber dem Arzneistoff<br />

Es handelt sich hierbei um G – Protein – gekoppelte Rezeptoren.<br />

1. Phosphorylierung der aktiven Rezeptoren durch bestimmte Enzyme<br />

Die Phosphorylierung stört die Interaktion zwischen dem G – Protein <strong>und</strong> dem Effektor<br />

– Protein. Dadurch nimmt die Signaltransduktion ab.<br />

2. Rezeptorinternalisierung<br />

Phophorylierte Rezeptoren werden aus der Zellmembran ins Zellinnere aufgenommen.<br />

Dort können sich zweierlei Vorgänge abspielen.<br />

a) nach der Abspaltung eines Phosphatrestes erfolgt der Wiedereinbau in die<br />

Membran<br />

b) es erfolgt der Abbau des Rezeptors, was zu einer Verringerung ihrer Anzahl<br />

führt.<br />

3. die Syntheserate der Rezeptoren ist abhängig von ihrer Stimulation.<br />

Bei einer, wie hier vorliegenden, ausgeprägten Stimulation nimmt die Syntheserate ab.<br />

Die Vorgänge drei <strong>und</strong> zwei werden auch als „Down – Regulation“ bezeichnet.<br />

Der Vorgang eins stellt eine Desensitisierung dar.<br />

Wehenhemmung kann auch durch die parenterale Gabe von Magnesiumsalzen erfolgen.<br />

Durch per orale Gabe könnten die gewünschten Konzentrationen nicht erreicht werden. Da die<br />

Elimination der Salze über die Niere erfolgt, ist bei niereninsuffizienten Patientinnen Vorsicht<br />

geboten. Außerdem hat Magnesium eine laxierenden Effekt auf den Darm.<br />

55


Arzneistoffe:<br />

Propranolol<br />

β - Blocker<br />

• ist die Muttersubstanz der β - Blocker<br />

• ein kompetitiver Antagonist an β - Rezeptoren<br />

• ist unselektiv<br />

Metoprolol ( Beloc®)<br />

Cave bei Asthma bronchiale: Substanzen können durchaus auch β2 – Rezeptoren blockieren !<br />

Pindolol „ISA“<br />

ISA : „intrinsische Sympathomimetika Aktivität“, das bedeutet, dass ein partieller Agonist oder<br />

Antagonist vorliegt.<br />

56


Bei Patienten, die unter normaler β – Blocker Anwendung eine Bradykardie bekommen würden.<br />

Wenn Adrenalin oder Noradrenalin ausgeschüttet werden, können sie nicht mehr an den Rezeptoren<br />

angreifen, da diese blockiert sind.<br />

Zur Verbesserung der Prognose braucht man aber bei Angina pectoris eine Blocker ohne<br />

intrinsische Aktivität ( auch bei der KHK).<br />

Das Prinzip hat sich also überlebt!.<br />

Indikationen:<br />

Bei koronarer Herzkrankheit (KHK ), wenn die Durchblutung der Herz – Kranz – Gefäße gestört<br />

ist. Beispiele für die KHK sind:<br />

• Angina pectoris<br />

• Infarkt ( hinterlässt allerdings eine bleibende Schädigung)<br />

Man versucht das Herz vom Sympathikus abzukoppeln, um seine Wirkungen auszuschalten.<br />

Man betreibt des weiteren Reinfarktprophylaxe mit β - Blockern. Dies bedeutet eine Dauertherapie.<br />

Eine weitere Indikation ist die essentielle Hypertonie ( Bluthochdruck).<br />

Das Ziel ist, die Komplikationen des Blutdrucks zu verhindern, da man seine eigentliche Ursache<br />

nicht kennt.<br />

Der Weg dorthin ist die Senkung des Blutdrucks. β - Blocker verbessern die Prognose, indem sie<br />

das Herzinfarktrisiko senken, ebenso wie das Schlaganfallrisiko.<br />

Mechanismus der Blutdrucksenkung:<br />

• Der periphere Widerstand sinkt, was man sich nicht erklären kann<br />

• Die Schlagkraft des Herzens sinkt<br />

Außerdem sind β - Blocker indiziert bei Herzrhythmusstörungen, wie z.B. der Sinustachykardie.<br />

Eine Blockade der β - Rezeptoren im Sinusknoten führt hier zur Abkopplung des Schrittmachers.<br />

Noch eine Indikation: Glaukom.<br />

Hier erfolgt eine lokale Anwendung, man vermindert die Kammerwasserproduktion, wodurch der<br />

Augeninnendruck gesenkt wird. Bei dieser Anwendung besteht die Möglichkeit, dass systemische<br />

Nebenwirkungen auftreten.<br />

UAW ´s:<br />

• Die Herzfrequenz sinkt = Bradykardie<br />

• Man hat einen AV – Block<br />

• Die Herzkraft nimmt ab ( Vorsicht bei Herzinsuffizienz !).<br />

Bei Personen, die β - Blocker gut vertragen können sich bei vorliegender Herzinsuffizienz die<br />

Prognosen auch verbessern!<br />

• Asthma bronchiale β2 ( Obstruktive Atemwegserkrankungen β2)<br />

β - Blocker führen zu einer Engstellung der Bronchien, Kontraindikation ( bzw. mit Vorsicht!)<br />

57


• „kalte Hände <strong>und</strong> Füße“ = periphere Vasokonstriktion:<br />

β2 – Rezeptoren dilatieren die Blutgefäße, damit die Durchblutung steigt. Es erfolgt aber eine<br />

Engstellung der Gefäße in der Peripherie.<br />

• Diabetes mellitus<br />

Es erfolgt ein Anstieg des Insulinblutspiegels. Dies führt zur Hypoglycämie <strong>und</strong> im<br />

schlimmsten Fall zum diabetischen Schock, der zu einer Adrenalinausschüttung führt.<br />

Die Warnsymptome sind einerseits ein Ansteigen der Herzfrequenz, andererseits die<br />

Glykogenolyse. Beide Mechanismen werden über β2 – Rezeptoren vermittelt, die aber geblockt<br />

sind. Dass bedeutet, dass der Körper der Unterzuckerung nicht mehr gut ausweichen kann.<br />

Diabetiker müssen also vorsichtig mit β –Blockern behandelt werden.<br />

• Die körperliche Leitungsfähigkeit nimmt ab, da das Herz in einen „Schongang“ versetzt wird.<br />

Außerdem fehlt es der Skelettmuskulatur an Zucker.<br />

I.a. kann man sagen, dass die gewünschten Effekte über die β1- Rezeptoren vermittelt werden, die<br />

unerwünschten Effekte über die β2 – Rezeptoren.<br />

Es handelt sich bei diesen Medikamenten um β1- selektive Blocker !<br />

58


Sotalol:<br />

Klasse III – Antiarrhythmika<br />

Diese Arzneistoffe blockieren Kalium – Ionen – Kanäle.<br />

Im Handel ist das Racemat, normalerweise ist nur ein Enantiomer β blockierend. Das andere<br />

Racemat ist in der Lage Kalium – Ionen – Kanäle zu blockieren.<br />

( Prinzipiell blockieren beide Kalium – Kanäle).<br />

Esmolol:<br />

• β – Blocker, der durch Infusion zugeführt wird. Diese ist gut steuerbar.<br />

• HWZ ist ca. 9 min<br />

• Anwendung in der Notfallmedizin<br />

• β – Rezeptoren akzeptieren keine Liganden bzw. Substanzen mit negativer Ladung, deshalb<br />

kann der Arzneistoff nach der Spaltung durch Esterasen nicht mehr reagieren.<br />

59


Angina pectoris<br />

Physiologie des Herzens<br />

Das Herz befindet sich im Mediastinum, einem bindegewebigem Raum zwischen Brustbein <strong>und</strong><br />

Wirbelsäule, also ziemlich in der Mitte <strong>und</strong> nicht unter der linken Brust.<br />

Es hat die Form eines abger<strong>und</strong>eten Kegels <strong>und</strong> wiegt ca. 300g ( bei Sportlern bis zu 600 g). Es<br />

liegt mit seiner abger<strong>und</strong>eten Unterseite dem Zwerchfell auf. Die Herzspitze ist frei beweglich, an<br />

der Basis treten die Gefäße ein. Es wird umhüllt vom Herzbeutel, dem Pericard.<br />

Das herz besteht aus einem linken <strong>und</strong> einem rechten Herz, welche jeweils aus einem kleineren<br />

Vorhof, dem Atrium <strong>und</strong> einer größeren Kammer , dem Ventrikel bestehen. Die Muskulatur der<br />

linken Herzhälfte ist stärker ausgeprägt als die der rechten, da hier der Blutausstoß in die Aorta<br />

stattfindet.<br />

Der rechte Vorhof nimmt das Blut aus den großen Hohlvenen auf <strong>und</strong> leitet es an die rechte<br />

Kammer weiter. Von dort wird das Blut über die Lungenschlagader in die Lunge transportiert. Hier<br />

findet der Austausch von Kohlenstoffdioxid gegen Sauerstoff statt.<br />

Das sauerstoffreiche Blut fließt dem linken Vorhof über die vier Lungenvenen zu. Von hier gelangt<br />

es in die linke Kammer <strong>und</strong> wird dann in die Aorta ausgeworfen.<br />

Des weiteren gibt es eine innere Herzhaut, das Endocard <strong>und</strong> eine äußere Herzhaut, das Epicard.<br />

Die Herzmuskulatur wird auch Myocard genannt.<br />

Die Blutbewegung wird durch die rhythmische Kontraktion <strong>und</strong> Erschlaffung der Herzmuskulatur<br />

bewirkt. Zunächst kontrahieren sich die beiden Vorhöfe <strong>und</strong> tragen damit im geringeren Maße zur<br />

Füllung der Kammern bei. Danach erfolgt die Kontraktion der beiden Kammern, wodurch das Blut<br />

in die Lungenarterie <strong>und</strong> die Aorta ausgetrieben wird. Die Ventrikelwirkung der Herzklappen<br />

verhindert dabei ein Rückfließen des Blutes.<br />

Die Kontraktionsphase wird auch Systole genannt.<br />

Die Erschlaffungsphase, während der das Herz mit Blut gefüllt wird heißt auch Diastole.<br />

Die Herzklappen zwischen Vorhöfen <strong>und</strong> Kammern werden auch AV – Klappen genannt.<br />

Die zwischen rechter Kammer <strong>und</strong> Lungenarterie, bzw. zwischen linker Kammer <strong>und</strong> Aorta sind<br />

die Taschenklappen.<br />

60


Aufbau eines Blutgefäßes<br />

Ein Blutgefäß ist im allgemeinen aus drei Schichten aufgebaut.<br />

Intima:<br />

Gebildet von den Endothelzellen <strong>und</strong> der Basalmembran<br />

Media:<br />

Gebildet aus glatter Muskulatur <strong>und</strong> elastischen Fasern<br />

Adventia:<br />

Bindegewebe, vermittelt die Einbettung des Gefäßes ins umgebende Gewebe.<br />

Herzkranzgefäße<br />

Die Endaufzweigungen der Herzkranzgefäße liegen innerhalb des Herzmuskels.<br />

Koronarvenen führen das sauerstoffarme dem rechten Vorhof zu.<br />

Koronararterien entspringen aus der Aorta <strong>und</strong> führen sauerstoffreiches Blut zu.<br />

Physiologie <strong>und</strong> Anatomie des Herzens beim Fötus / Unterschiede zum Erwachsenen<br />

Der fetale Kreislauf ist noch anders als der des Neugeborenen. Beim Feten dient die Plazenta zum<br />

Stoffaustausch zwischen mütterlichem <strong>und</strong> fetalen Blut .<br />

Das in der Plazenta mit Sauerstoff <strong>und</strong> Nährstoffen beladene Blut gelangt über die Nabelvenen zu<br />

einem geringen Anteil in die Leber. Der größte Teil strömt jedoch über einen Kurzweg, dem Ductus<br />

venosus Arantii direkt in die untere Hohlvene.<br />

Das Blut aus der rechten Hohlvenegelangt in den rechten Vorhof <strong>und</strong> von dort größtenteils über das<br />

Foramen ovale direkt in den linken Vorhof. Vom linken Ventrikel wird es schließlich über die<br />

Aorta in den Kreislauf des Feten befördert.<br />

Es wird praktisch der Lungenkreislauf ausgeschaltet.<br />

Sauerstoffversorgung der Herzmuskulatur<br />

Auf das Sauerstoffangebot wirken fördernde <strong>und</strong> mindernde Faktoren ein.<br />

Fördernde Komponenten:<br />

• Druckgradient zwischen Aortendruck ( Ursprung der Koronararterien) <strong>und</strong> dem Druck im<br />

rechten Vorhof ( Endpunkt der Koronarvenen)<br />

• Niedrige Herzfrequenz<br />

Eine niedrige Herzfrequenz bedeutet eine lange Systole, also eine lange Phase der<br />

Koronardurchblutung, da die Blutzufuhr vor allem in der Diastole erfolgt.<br />

In der Systole werden dir Gefäße gequetscht, dies bedeutet, das es keine Sauerstoff –<br />

Versorgung mehr gibt, bzw. nur eine sehr geringe.<br />

61


Mindernde Komponenten:<br />

• Strömungswiderstand<br />

1) vasal<br />

Dies ist der Gefäßtonus der Koronararterien <strong>und</strong> Koronararteriolen. Je enger diese sind,<br />

desto höher ist der Widerstand. Hier liegt auch eine metabolische Autoregulation vor. Dies<br />

bedeutet, dass bei viel Arbeit viel Metaboliten entstehen <strong>und</strong> der Energieverbrauch steigt.<br />

Um dies auszugleichen erfolgt eine Weitstellung der Arterien.<br />

2) extravasal<br />

Dies ist die Wandspannung in der Diastole ( = Vorlast = Preload)<br />

Das Herzmuskelgewebe übt Druck auf das Koronargefäß aus.<br />

Die Vorlast steigt, wenn DRUCK <strong>und</strong> VOLUMEN mit denen der Ventrikel befüllt wird,<br />

steigen.<br />

Das Sauerstoffangebot ergibt sich aus der Bilanz der fördernden <strong>und</strong> mindernden Parametern.<br />

Sauerstoffbedarf des Herzens<br />

Energie- <strong>und</strong> damit sauerstoffverbrauchend ist v.a. die KONTRAKTION des Myocards, damit<br />

steigt der Sauerstoffbedarf bei Zunahme<br />

1) der Herzfrequenz<br />

2) der Kontraktionsgeschwindigkeit<br />

3) der Wandspannung in der Systole ( Nachlast)<br />

Gemeint ist diejenige Wandspannung, die als Folge der Kontraktionskraft, welche aufgewendet<br />

werden muss, um den Widerstand im großen <strong>und</strong> kleinem Kreislauf zu überwinden, resultiert.<br />

Die Nachlast steigt, wenn der Auswurfwiderstand steigt bzw. der Aortendruck steigt <strong>und</strong> wenn das<br />

auszuwerfende ( diastolische) Ventrikelfüllungsvolumen steigt.<br />

62


KHK<br />

Angina pectoris ist nur eine Erscheinungsform der koronaren Herzkrankheiten.<br />

Man kann die KHK auch als eine Koronar – Insuffizienz bezeichnen.<br />

Dies sind stenosierende Veränderungen ( Verengungen, Verstopfungen) des<br />

Herzkranzgefäßsystems, welche im abhängigen Herzmuskelareal zu einer<br />

Sauerstoffmangelsituation führt.<br />

Sie ist die häufigste Todesursache in den Industrieländern. Bei Frauen tritt sie meist erst nach der<br />

Menopause auf, ansonsten meist nach dem 60. Lebensjahr.<br />

Die häufigste Ursache ist die Arteriosklerose.<br />

Ursachen der KHK<br />

Diese resultiert aus einer Gefäßschädigung im Endothelbereich. Es erfolgt die Einwanderung von<br />

Makrophagen <strong>und</strong> T – Lymphozyten. Diese setzen sich an der Läsion fest <strong>und</strong> die Makrophagen<br />

wandeln sich in sog. Schaumzellen um. Dies geschieht durch Lipideinlagerung.<br />

Arteriosklerotische Frühläsion:<br />

Schaumzellen + T – Zellen + Zellen der glatten Muskulatur.<br />

Intermediärläsion:<br />

Fibrös – fettiger Plaque, u.a. aus veränderten Zellen der glatten Muskulatur.<br />

• Raue Oberfläche<br />

• Ansammlung von Thrombozyten<br />

• Ausschüttung von Wachstumsstoffen<br />

Komplexe Spätläsion:<br />

u.a. fibrös – muskulärer Plaque, welcher aus Kollagen <strong>und</strong> veränderten Zellen der glatten<br />

Muskulatur besteht. Darüber erfolgt die Ausbildung von Neoendothel.<br />

63


1) asymptomatische Form<br />

Erscheinungsformen der KHK<br />

Der Patient merkt nichts, zeigt keine Symptome.<br />

2) stabile Angina pectoris<br />

Symptomatik tritt erst bei physischer Belastung des Patienten auf.<br />

Die Koronargefäße sind vor allem im Bereich der Koronararterien verengt.<br />

Die Arteriolen stellen sich so weit wie möglich.<br />

Bei steigendem Sauerstoffbedarf stellt sich ein Sauerstoffmangel ein.<br />

3) instabile Angina pectoris<br />

Symptomatik wechselt hinsichtlich Häufigkeit, Intensität <strong>und</strong> Dauer der Anfälle.<br />

Sonderform: Crescendo – Angina : stetige Zunahme der Anfallsintensität<br />

Es ist eine Regression zur stabilen A.p. möglich, aber auch eine Progression in Richtung<br />

Herzinfarkt.<br />

Der Patient muss ins Krankenhaus.<br />

Der Gr<strong>und</strong> für die wechselnde Symptomatik ist, dass die Gefäßverengung wechselt. Dies<br />

geschieht z.B. durch lokale Gefäßspasmen oder verschiedene Thrombenbildung.<br />

4) Prinzmetal Angina pectoris<br />

Symptomatik beruht auf einer Verkrampfung der Gefäßmuskulatur ( koronare<br />

Gefäßspasmen).<br />

Diese Form der A.p. tritt bei Frauen häufiger auf als bei Männern.<br />

5) akuter Myocard - Infarkt<br />

• Diabetes<br />

• Lipoproteinämie<br />

• Alter ( Geschlecht)<br />

• Gewicht<br />

• Lipid- <strong>und</strong> Gerinnungsstatus<br />

• Sport oder nicht / Rauchen<br />

• Familiäre Vorbelastung<br />

Risikofaktoren<br />

64


Gering:<br />

Risikoabstufungen<br />

• Gesamtcholesterin 200 – 300 mg / dl + Gesamtcholesterin / HDL < 4,5<br />

• Kein weiterer Risikofaktor<br />

Es ist ein Gesamtcholesterin < 225 mg / dl anzustreben.<br />

Mäßig:<br />

• Obere Bedingungen + ein weiterer Risikofaktor<br />

• HDL < 39 mg / dl<br />

Es ist ein Gesamtcholesterin < 200 mg / dl anzustreben.<br />

Hoch:<br />

• Obere Bedingungen + zwei oder mehr weitere Risikofaktoren<br />

• Gesamtcholesterin > 300 mg / dl<br />

• Familiäre Hypercholesterinämie<br />

• Andere Gefäßerkrankungen = koronare vaskuläre Erkrankungen<br />

• Gesamtcholesterin / HDL > 5<br />

Es ist ein Gesamtcholesterin < 175 mg / dl anzustreben.<br />

Präventivmaßnahmen<br />

• Körperliche Bewegung<br />

• Rauchen einstellen<br />

• Weniger gesättigte Fette<br />

• Mehr Ballaststoffe <strong>und</strong> komplexe Kohlenhydrate<br />

• Blutdruck normalisieren<br />

• Evtl. medikamentöse Behandlung<br />

Symptomatik<br />

• Starkes schmerzhaftes Druckgefühl hinter dem Brustbein ( Schraubstockgefühl!)<br />

• Z.T. Ausstrahlung in die linke Körperhälfte ( atypisch: Ausstrahlen in die rechte Körperhälfte,<br />

Empfindung als Übelkeit)<br />

• Charakteristische EKG – Veränderungen<br />

• Koronarangiogramm ( Koronarangiographie)<br />

= Röntgenabbildung der Herzkranzgefäße<br />

Sie ist die einzig sichere Diagnose.<br />

65


Therapieziele<br />

1) rasche Kupierung eines Angina pectoris Anfalls<br />

2) Reduktion der Anfallshäufigkeit<br />

3) Prophylaxe von Anfällen<br />

4) Heraufsetzung der Prognose ist das entscheidende Therapieziel.<br />

66


Nitrate<br />

Nitrate sind verschiedene Ester der Salpetersäure mit mehrwertigen Alkoholen.<br />

Sie wirken vasodilatierend.<br />

Indikationen:<br />

• A.p. Anfall <strong>und</strong> Prophylaxe<br />

• Bestimmte Formen der Herzinsuffizienz<br />

• Bestimmte Spasmen intestinaler Muskulatur ( z.B. Gallenkolik)<br />

Wirkungsmechanismus ( allgemein):<br />

Nutzen physiologisch angelegten Weg:<br />

Endothelzellen geben NO ( Stickstoffmonoxid) an die umgebende glatte Muskulatur ab, dadurch<br />

wird eine Guanylatcyclase aktiviert ( GTP → cGMP ).<br />

cGMP ist das vasodilatorische Agens. Es lässt die Calciumionen – Konzentration in der Zelle<br />

absinken.<br />

Aus den Nitraten kann durch Biotransformation NO freigesetzt werden. Dieser Weg kann gut<br />

ausgenutzt werden <strong>und</strong> zeigt eine starke Wirkung.<br />

Die NO – Freisetzung geht mit einem Verbrauch von SH – Gruppen ( Sulfhydryl – Gruppen)<br />

einher.<br />

Pectangiöser Wirkungsmechanismus:<br />

Nitrate erweitern vor allem die venösen Kapazitätsgefäße.<br />

Dies bedeutet eine Verringerung des Blutangebotes an das Herz. Dadurch sinken der Druck <strong>und</strong> das<br />

Volumen mit denen das Herz befüllt wird.<br />

Die Vorlast sinkt, wodurch das Sauerstoffangebot an das Herz steigt. ( die Wandspannung während<br />

der Diastole wird geringer, dadurch kann das Herz besser befüllt werden !).<br />

Es findet auch (im geringeren Ausmaß) im arteriellen Strombett eine Dilatation statt.<br />

Die Lungenvene <strong>und</strong> die Aorta werden dilatiert. Dadurch sinkt der Auswurfwiderstand ( durch die<br />

Erweiterung der Widerstandsgefäße). Die Kontraktionskraft des Herzens sinkt, dadurch sinkt<br />

wiederum die Nachlast. Eine Senkung der Nachlast bedeutet eine Verringerung des<br />

Sauerstoffbedarfs.<br />

Gegebenenfalls tritt auch die Lösung eines Koronarspasmus ein.<br />

67


Nitrattoleranz:<br />

Kann auftreten, wenn über längere Zeit ( schon innerhalb von 24 h ) Nitrate in höherer Dosis<br />

gegeben werden ( ein konstanter Blutspiegel auftritt).<br />

Dadurch sinkt die Nitratwirkung ab.<br />

Notwendig:<br />

Es muss ein nitratfreies Intervall eingehalten werden. Man darf also keine konstanten Blutspiegel<br />

erreichen. Die Dauer dieses Intervalls sollte 8 – 12 h betragen.<br />

Theorien zur Nitrattoleranz:<br />

• Kapazität an SH – Gruppen ist erschöpft ( eher historisch)<br />

• Gegenregulationsmechanismen<br />

z.B. Aktivierung des Renin – Angiotensin – Aldosteron – Systems ( aktuell)<br />

UAW ´s:<br />

• „Nitrat – Kopfschmerz“<br />

Durch Erweiterung von Gefäßen im Kopfbereich.<br />

• Blutdruckabfall<br />

• Reflextachykardie ( ggf. beim Blutdruckabfall)<br />

GTN ( Glyceroltrinitrat)<br />

Arzneistoffe<br />

1) Mittel der Wahl bei einem A.p. Anfall<br />

• Wirkungseintritt nach zwei Minuten<br />

• In Form eines Sprays ( Nitrolingual®) oder von Zerbeißkapseln ( sublinguale Applikation)<br />

2) A.p. Prophylaxe<br />

• Transdermale Anwendung (TTS), z.B. Deponit®<br />

• Es wird direkt über die Haut am Herzen geklebt<br />

Eigenschaften:<br />

• Extrem gut membrangängig<br />

• Instabil<br />

• Gute präsystemische Elimination, d.b. keine per orale Gabe<br />

• HWZ ist nur 2 min<br />

68


ISDN ( Isosorbitmononitrat) Isoket®<br />

Indikationen:<br />

• A.p. Anfall als Spray<br />

• A.p. Prophylaxe als Tablette<br />

Eigenschaften:<br />

• Nicht so gut membrangängig wie GTP<br />

• Wirkungseintritt nach ca. 5 Minuten<br />

• Bei p.o. Gabe:<br />

Biotransformation in der Leber zu den Mononitraten. Es haben zwar beide Mononitrate eine<br />

Wirkung, allerdings ist das Mononitrat mit der Exogruppe wesentlich anfälliger für<br />

Stoffwechselprozesse. Es ist daher relativ gesehen weniger wirksam.<br />

Das 5 – Isosorbitmononitrat ist wesentlich wirksamer.<br />

5 – ISMN ( Ismo®)<br />

Nur zur A.p. Prophylaxe bei per oraler Gabe. Die Halbwertszeit beträgt 240 Minuten.<br />

Pentaerythrylnitrat ( Pentalong®)<br />

• Nur per orale Gabe zur A.p. Prophylaxe<br />

• Lange Wirkung ( Einnahme nur 2mal täglich)<br />

• Es dauert relativ lange, bis die Wirkung eintritt<br />

69


Molsidomin ( Carvaton®)<br />

• Prophylaxe nach per oraler Applikation<br />

• Molsidomin selbst ist unwirksam, also ein Prodrug. Es wird zu Linsidomin biotransformiert.<br />

Aus diesem wird letztlich NO freigesetzt. Hier sind keine SH – Gruppen notwendig.<br />

• Kein Nitrat im pharmakologischen Sinn<br />

• Kein Auftreten einer Nitrattoleranz<br />

Ein Einsatz ist also auch zur nächtlichen Überbrückung möglich.<br />

UAW ´s:<br />

• Im Tierversuch: Bildung von Nasentumoren<br />

Eigenschaften:<br />

• Für Patienten, bei denen sich kein anderes Nitrat als gut erweist<br />

• Bei älteren Patienten ( versterben u.U. bevor es zur Ausbildung von Tumoren kommt an<br />

anderen Ursachen)<br />

• Relativ größere Wirkung auf das arterielle Strombett als bei anderen Nitraten<br />

Nitroprussid – Na<br />

• Kein Antianginosum<br />

• Nur in Kliniken<br />

• Zur kontrollierten Blutdrucksenkung<br />

• Kurzfristige Entlastung des insuffizienten Herzens bei akutem Herzversagen<br />

• Gleiche Effekte auf das venöse, wie auf das arterielle Strombett<br />

70


Calcium – Antagonisten<br />

= Ca – Kanalblocker<br />

= Ca – Einstromhemmer<br />

Die hemmen den Einstrom von Calciumionen durch Calciumkanäle des L – Typs.<br />

Wirkungsmechanismus:<br />

Hemmung des Ca – Einstroms in die Zellen der glatten Muskulatur führt zu einer Erschlaffung.<br />

Diese erfolgt nur im arteriellen Strombett.<br />

Die Widerstandsgefäße erweitern sich, dadurch sinkt der Auswurfwiderstand. Die nachlast <strong>und</strong><br />

damit auch der Sauerstoffbedarf sinken.<br />

Es werden des weiteren Koronarspasmen im arteriellen Bett gelöst.<br />

Substanzen:<br />

Man unterscheidet hydrophobe, ungeladene Dihydropyridine <strong>und</strong> kationisch amphiphile<br />

Substanzen.<br />

Dihydropyridine:<br />

Indikation:<br />

• (Anfall) <strong>und</strong> Prophylaxe<br />

• Hypertonie<br />

UAW´s:<br />

• Kopfschmerz<br />

• Blutdruckabfall<br />

• Reflextachykardie<br />

• Knöchelödeme<br />

• In untherapeutisch hoher Dosierung: kardiodepressive Wirkung<br />

Substanzen:<br />

Nifedipin ( Adalat®)<br />

• Teratogen, deshalb ist die Anwendung in der Schwangerschaft kontraindiziert<br />

• Flutet zwar sehr schnell an, aber die potentielle Gefahr einer Reflextachykardie ist gegeben.<br />

Diese kann tödlich sein. Zur Prophylaxe ist also eine Retardierung notwendig.<br />

71


Amlodipin ( Norvasc®)<br />

Es ist keine Retardierung notwendig, da die Substanz langsam anflutet. Einsatz nur zur Prophylaxe.<br />

Kationisch – amphiphile Calcium – Antagonisten<br />

Indikationen:<br />

• Nur zur A.p. Prophylaxe<br />

• Hypertonie<br />

• Vorhofflimmern <strong>und</strong> -flattern ( die Vorhoffrequenz nimmt zu)<br />

UAW ´s:<br />

• Kopfschmerz<br />

• Blutdruckabnahme<br />

• Reflextachykardie<br />

• Obstipation<br />

• Schon in therapeutischen Dosen:<br />

Hemmwirkung auf die Herzmuskulatur = Kardiodepression<br />

Negativ inotrop<br />

Negativ chromotrop<br />

Negativ dromotrop<br />

Kontraindikationen:<br />

• Herzinsuffizienz<br />

• Bradykardie<br />

• AV – Block<br />

Interaktionen:<br />

• β - Blocker<br />

• keine Kombination mit anderen kardiodepressiven Substanzen ( Klasse – I – Antiarhythmika =<br />

Na – Einstrom – hemmende A.)<br />

72


Substanzen:<br />

Verapamil ( Isoptin®)<br />

Gallopamil = Methoxy – Verapamil ( Procorum®)<br />

Diltiazem ( Benzothiazepin) ( Dilzem®)<br />

• im Tierversuch: teratogen<br />

• Kontraindikation: Schwangerschaft<br />

Blockieren die β1 – Rezeptoren am Herzen.<br />

β - Blocker<br />

Wirkungsmechanismus:<br />

Durch die Blockade der β1 – adreno – Rezeptoren sinkt die Herzfrequenz <strong>und</strong> die<br />

Kontraktionsgeschwindigkeit. Dadurch wird der Sauerstoffbedarf gesenkt.<br />

Es liegt also ein Schutz des Herzens vor dem Sauerstoff – zehrendem Sympathikus Antriebs vor.<br />

Indikation:<br />

Prophylaxe von koronarsklerotischer A.p.<br />

In Kombination mit Nitraten oder Dihydropyridinen, Ca – Antagonisten ggf. auch bei<br />

vasospastischer A.p. zur Prophylaxe.<br />

Kontraindikationen:<br />

Monotherapie bei koronarspastischer A.p.:<br />

73


Man würde β2 – Rezeptoren mitblockieren, die zu einer Sympathikus vermittelten Vasodilatation<br />

führen würden, Spasmen könnten sich also nicht lösen.<br />

Substanzen:<br />

β1 – prävalent:<br />

Metoprolol ( Beloc®)<br />

Atenolol ( Tenormin®)<br />

Bisoprolol ( Concor®)<br />

Therapievorschläge bei A.p.<br />

I. Anfall:<br />

GTN, ISDN ( theoretisch Nifedipin); Gabe sublingual oder als Spray<br />

II. Prophylaxe:<br />

a) Stabile A.p.<br />

o falls ausreichend nur im Anfall<br />

o Langzeitnitrat<br />

o Wenn weiterhin Anfälle: Kombi mit beta – Blockern <strong>und</strong> / oder Ca – Antagonisten<br />

o ASS zur Thrombozytenaggregationshemmung<br />

b) Instabile A.p.<br />

o beta – Blocker, damit kardialer Sauerstoffverbrauch sinkt <strong>und</strong> Langzeitnitrat<br />

o ASS<br />

o Heparin<br />

o Benzodiazepine ( der psychische Stress soll sinken!)<br />

c) Vasospastische A.p.<br />

o Langzeitnitrate <strong>und</strong> / oder Ca – Antagonisten<br />

74


Nichtmedikamentöse Maßnahmen<br />

PTCA ( perkutane transluminale Coronar – Angioplastie)<br />

Stentimplantation<br />

• Endothelschädigung<br />

• ASS / Heparin zur Thrombenprophylaxe<br />

Rotablation<br />

= Wegfräsen des Stenosematerials mit einem medizinischen Bohrer ( mit Diamantsplittern besetzt).<br />

Bypass<br />

75


Definition:<br />

Akuter Myocardinfarkt<br />

Irreversibler Untergang von Herzmuskelanteilen, aufgr<strong>und</strong> von Sauerstoffmangel, infolge<br />

längerfristigem oder andauerndem Verschluss des versorgendem Herzkranzgefäßes.<br />

Kann ein fließender Übergang aus der instabilen Angina pectoris sein.<br />

Der Unterschied zwischen einer instabilen A.p. <strong>und</strong> einem Myocardinfarkt liegt nur in der Dauer<br />

des Gefäßverschlusses.<br />

Diagnose:<br />

• A.p. – Anfall, der länger als 15 – 20 Minuten dauert<br />

• EKG . Veränderungen<br />

• Serum – Enzym – Veränderung<br />

Wenn zwei der drei Kriterien erfüllt sind, kann man von einem Herzinfarkt sprechen.<br />

Therapie des akuten Myocardinfarktes:<br />

I. a) möglichst frühzeitige Thrombolyse<br />

( Infarktmortalität sinkt um 50 % bei Thrombolyse innerhalb der 1. St<strong>und</strong>e<br />

um 25 % innerhalb von 3 St<strong>und</strong>en<br />

um 15 % innerhalb von 6 St<strong>und</strong>en)<br />

Durchführung mit Hilfe von Fibrinolytica.<br />

PTCA kann sich hier auch als Überlegen erweisen, da das Risiko von Reststenosen gesenkt<br />

wird. Des weiteren sinkt die Dauer des Krankenhausaufenthalts <strong>und</strong> es erfolgt häufiger eine<br />

völlige Öffnung des Gefäßes.<br />

Begleitend gibt man Heparin i.v. zur Antikoagulation <strong>und</strong> ASS i.v. zur Hemmung der<br />

Thrombozytenaggregation.<br />

Dies dient der Vermeidung thrombolytischer Komplikationen <strong>und</strong> verhindert eine erneute<br />

Thrombenbildung.<br />

Außerdem gibt man Sauerstoff per Nasensonde, um den Sauerstoffgehalt des Blutes zu<br />

erhöhen.<br />

b) Analgesie durch Opiate<br />

Schmerz kann auch ein Aktivator des Sympathikus sein, dadurch würde der Sauerstoff –<br />

Bedarf des Herzens aber wieder steigen.<br />

c) Benzodiazepine i.v.<br />

Man will den psychischen Einfluss auf die Herzfunktion klein halten.<br />

Angst aktiviert den Sympathikus.<br />

Benzodiazepine sedieren <strong>und</strong> wirken anxiolytisch. Sie senken des weiteren den allg.<br />

76


Muskeltonus, man hat auch motorische Ruhe, wodurch der kardiale Sauerstoffbedarf<br />

gesenkt wird.<br />

Symptomatik:<br />

• Extrem starke Schmerzen im Brust- / Thoraxbereich, der Patient versucht eine schmerzlindernde<br />

Schonhaltung einzunehmen.<br />

• Todesängste ( „Vernichtungsgefühl“)<br />

• Übelkeit <strong>und</strong> Erbrechen<br />

• Arrhythmien<br />

Stummer Myocardinfarkt:<br />

• Seltener ( nur 15 % der Fälle)<br />

• Asymptomatisch, der Patient bemerkt nichts<br />

• Z.B. bei langjährigen Diabetes – Patienten mit angegriffenem Gefäßsystem<br />

• Lückenlose Beobachtung<br />

• Ventriculäre Arrhythmien: Lidocain i.v.<br />

Vermeidung <strong>und</strong> Behandlung von Komplikationen<br />

• Sinusbradykardie ( Frequenz sinkt), AV – Überleitungsstörungen: Ipratropium i.v.<br />

• Lungenödem: Furosemid zur Ödemausschwemmung <strong>und</strong> Erweiterung venöser Kapazitätsgefäße<br />

( das Blutangebot ans Herz sinkt)<br />

• Herzmuskelinsuffizienz: ACE – Hemmer, Thiazid – Diuretika, Herzglycoside, u.U. beta –<br />

Blocker<br />

• Kardiogener Schock ( Mortalität bei 80 – 90 %):<br />

Die kardiale Pumpleistung verliert sehr stark an Kraft. Dadurch sinken das Schlagvolumen, das<br />

Herzminutenvolumen <strong>und</strong> der Blutdruck sehr stark ab. Dies führt zu einer Reflextachykardie als<br />

Kompensation <strong>und</strong> zur Erhöhung des Auswurfwiderstands. Der Patient verstirbt dann meistens<br />

an einem Herzstillstand, weil dieses völlig überlastet ist.<br />

Therapie:<br />

Adrenalin <strong>und</strong> Dopamin um die β1 – Rezeptoren zu stimulieren <strong>und</strong> so die Herzkraft wieder zu<br />

erhöhen.<br />

Der Nachteil ist die Gefahr von Arrhythmien.<br />

GTN um den Auswurfwiderstand zu senken.<br />

Die Gefahr ist, dass der Blutdruck noch weiter absinkt.<br />

Gabe von ASS oral.<br />

Reinfarktprophylaxe<br />

77


α - Rezeptor – Antagonisten = α - Blocker<br />

Es gibt zwei alte Substanzen, welche mittlerweile praktisch obsolet sind.<br />

Phenoxybenzamin<br />

• Kann zu einer kovalenten, irreversiblen Bindung führen.<br />

• Hat daher absolut kein Wirkungsspezifität, kann auch z.B. Muskarinrezeptoren blockieren.<br />

Phentolamin<br />

• Nur kompetitive Hemmung<br />

• Allerdings auch wenig spezifisch<br />

Indikation:<br />

Bluthochdruck = Hypertonie<br />

Der Sympathikus erreicht die Rezeptoren über das Hormon Adrenalin oder Noradrenalin aus<br />

Nervenenden.<br />

Durch die Varikositäten am Ende der Nervenfasern kann eine einzelnen Faser über eine bestimmte<br />

Länge Zellen erregen ( nicht wie bei der motorischen Endplatte).<br />

Es erfolgt also keine gut steuerbare Erregung, was bei diesen Dingen auch nicht unbedingt gewollt<br />

ist.<br />

α2 – Rezeptoren sorgen dafür, dass eine weitere Noradrenalin – Freisetzung gehemmt wird, es liegt<br />

also das Prinzip der negativen Rückkopplung vor.<br />

Es wird dadurch immer nur soviel Noradrenalin freigesetzt, wie auch benötigt wird.<br />

Die oben genannten Substanzen sind unspezifisch, sie blockieren also sowohl die α1 – Rezeptoren,<br />

als auch die α2 – Rezeptoren.<br />

Dann funktioniert die negative Rückkopplung nicht mehr, es erfolgt eine enthemmte Freisetzung<br />

von Noradrenalin.<br />

Allerdings ist bei ausreichender α1 – Besetzung keine negative Wirkung zu erwarten.<br />

78


Problem:<br />

Noradrenalin erregt auch die β1 – Rezeptoren am Herzen. Wenn die Konzentration des<br />

Noradrenalins im Extrazellulärraum ansteigt, kann es zu Tachykardien <strong>und</strong> Arrhythmien kommen.<br />

Selektive α1 – Rezeptor – Antagonisten = selektive α1 – Blocker<br />

Prazosin ( Minipress®)<br />

Dies war die erste Substanz, die abgeleiteten Substanzen unterscheiden sich an der Carbonyl –<br />

Gruppe.<br />

Sie hat eine Halbwertszeit von ca. 3 h.<br />

Indikation:<br />

Essentielle Hypertonie = Hypertonie aus ungeklärter Ursache<br />

Kompensationsmechanismen:<br />

• Reflextachykardie ( über die β1 – Rezeptoren - durch das Noradrenalin erregt - am Herz)<br />

• Flüssigkeitsretention :<br />

o Wasser <strong>und</strong> Natriumchlorid in der Niere<br />

o Dies führt zu einem Anstieg des Blutvolumens<br />

Diese Mechanismen sind in der Lage, die Blutdrucksenkung zu kompensieren, also gibt man die<br />

Substanzen nur in der Kombinationstherapie.<br />

Kombinationspartner:<br />

• β1 – Blocker<br />

• Diuretika<br />

In einer Studie ergab sich, dass bei dem Vergleich des α1 – Blockers Doxacosin ( Halbwertszeit 22<br />

h) mit dem Diuretikum Chlortaridon in der Doxacosin – Gruppe häufiger Herzinsuffizienzen<br />

auftraten. Dies verschlechtert die Prognose beträchtlich.<br />

Deshalb lehnt man heute die α1 – Blocker in der antihypertensiven Therapie ab.<br />

Generell ist es in der Bluthochdrucktherapie wichtig, dass konstante Blutspiegel des Arzneistoffes<br />

erhalten bleiben. Deshalb wäre Prazosin an sich nicht gut geeignet, da seine Halbwertszeit viel zu<br />

kurz ist.<br />

79


Benigne Prostatahyperblasie<br />

Die benigne Prostatahyperblasie ist eine gutartige Vergrößerung der Prostata. Sie ist weit verbreitet<br />

<strong>und</strong> tritt bei fast allen Männern im gehobenen Alter auf.<br />

Das Auftreten <strong>und</strong> die Stärke der Symptomatik korrelieren nicht mit der Größe der Vergrößerung.<br />

Symptome:<br />

a) obstruktive Symptome<br />

Durch die Obstruktion der Harnröhre steigt der Widerstand, wodurch der Harnstrahl<br />

abnimmt.<br />

Die Harnblase kann dann nicht mehr in der Lage sein, den Harn während der Miktion<br />

vollständig auszutreiben, obwohl eine Massenzunahme der Blasenmuskulatur stattfindet.<br />

Dies nennt man Restharnbildung, dadurch besteht eine erhöhte Infektionsgefahr.<br />

Der schlimmste Fall, der eintreten kann:<br />

Eine sogenannte Überlaufblase kann sich ausbilden, d.h. dass es nicht mehr möglich ist, die<br />

Blase zu entleeren. Sie füllt sich solange, bis der Harn von alleine abtropft.<br />

Gefährlich ist dies, weil es zu einer Druckerhöhung kommt, welche sich auf das<br />

Nierenparenchym fortpflanzen kann.<br />

Wenn eine Infektion auftritt, kann bei vorgeschädigtem Nierenparenchym der Patient an<br />

einer generalisierten Sepsis sterben.<br />

b) irritative Symptome<br />

Harndrang in der Nacht, auch wenn bei der vorhergehenden Miktion die Blase vollständig<br />

entleert wurde.<br />

Das bedeutet, dass der Patient schon Harndrang verspürt, auch wenn die Blase kaum gefüllt<br />

ist.<br />

Es handelt sich hierbei um eine nervale Störung.<br />

Sowohl die obstruktive, als auch die irritative Symptomatik lässt sich mit α1 – Blockern behandeln.<br />

Wirkungsmechanismus:<br />

Eine Tonussenkung führt zu einer geringeren Obstruktion der Blase, da die Prostata abschwillt <strong>und</strong><br />

der Sphinctertonus ebenfalls gesenkt wird.<br />

Außerdem wird der über Rezeptoren vermittelte Harndrang nicht mehr verspürt.<br />

80


Substanzen:<br />

Terazosin ( Heitrin® <strong>und</strong> Flotrin®)<br />

Heitrin® ( Halbwertszeit beträgt 8 – 14 St<strong>und</strong>en) wird zur Behandlung der Hypertonie eingesetzt,<br />

Flotrin® gegen die Prostatahyperblasie. Es gibt allerdings weder im Gehalt, noch in der Galenik<br />

Unterschiede zwischen den Präparaten.<br />

Dies zeigt, dass die Behandlung der Prostatahyperblasie in den selben Dosisbereichen erfolgt, wie<br />

die der Hypertonie. Durch die Kompensationsmechanismen wird allerdings meistens gewährleistet,<br />

dass keine Kreislaufwirkungen auftreten, zumindest nicht als Nebenwirkungen. Man muss dem<br />

Körper allerdings Zeit geben, die Reaktionen einzuleiten. Daher sollte man die Dosierung<br />

einschleichen <strong>und</strong> die Gabe sollte des weiteren vor dem Einschlafen erfolgen. Dadurch entgeht man<br />

orthostatischen Problemen.<br />

Durch das Denken in „Markennamen“ besteht gr<strong>und</strong>sätzlich die Gefahr, dass beide Medikamente<br />

gleichzeitig verschrieben werden.<br />

Bei hypertonen Patienten mit Hyperplasie gibt man einen α - Blocker <strong>und</strong> zur<br />

Hypotoniebehandlung ein weiteres Medikament.<br />

Cave:<br />

Dihydropyridine, da sich die Effekte der Vasodilatation verstärken können<br />

β - Blocker <strong>und</strong> Diuretika, da die Kompensationsmöglichkeiten herabgesetzt sind.<br />

Uro – selektive α1 – Blocker<br />

d.b. ,dass die Gefahr der Blutdrucksenkung geringer ist als bei den anderen Arzneistoffen.<br />

Alfuzosin<br />

• Halbwertszeit beträgt 4 – 6 St<strong>und</strong>en<br />

Tamsulozin:<br />

• Wirkt bevorzugt auf α1A – Rezeptoren<br />

• Besonders in der Prostata <strong>und</strong> Urogenitalbereich vorhanden<br />

81


Antisympathomimetika<br />

Sie senken die Impulsfrequenz in den sympathomimetischen Nerven. Dadurch nimmt die<br />

elektrische Erregung ab, ebenso wie die Pulsdichte.<br />

Reserpin<br />

Es ist eigentlich schon obsolet, hemmt die vesikuläre Speicherung von Noradrenalin, Adrenalin,<br />

Dopamin <strong>und</strong> Serotonin.<br />

Diese Hemmung tritt in der Peripherie <strong>und</strong> im ZNS ab. Es hat eine dämpfende Wirkung. Bei hoher<br />

Dosierung werden die Speicherventrikel zerstört.<br />

Nebenwirkungen:<br />

Botenstoff Nebenwirkung<br />

Noradrenalin Sedierung<br />

Abfall der geistigen Leistungsfähigkeit<br />

Dopamin Parkinsonismus<br />

Serotonin Depression<br />

Wegen der Nebenwirkungen gibt es eine schlechte Compliance. Mittlerweile gibt es genügend<br />

Substanzen, die besser vertragen werden.<br />

Anwendung höchstens noch als Kombination, z.B. mit einem Diuretikum ( Briserin®).<br />

α - Methyl – Dopa<br />

Wird im Organismus zu α - Noradrenalin transformiert.<br />

UAW ´s:<br />

Parkinsonismus durch die Interferenz mit dem Dopamin – Stoffwechsel.<br />

Sedierung durch zentral nervöse Verarmung an Noradrenalin.<br />

Wirkungsmechanismus:<br />

Die Substanz wirkt α2 – agonistisch, so wie Clonidin.<br />

82


Clonidin<br />

Imidazolin mit starker Wirkung.<br />

Wirkungsmechanismus:<br />

Agonist an α2 – Rezeptoren ( sowohl zentral als auch peripher).<br />

Die Freisetzung von Noradrenalin in der Peripherie nimmt ab, die negative Rückkopplung wird<br />

ausgeführt.<br />

Es gibt des weiteren im Kreislaufzentrum postsynaptische α2 – Rezeptoren. Wenn diese erregt<br />

werden, sinkt der Sollwert des Blutdrucks.<br />

Der Arzneistoff greift nicht in das Dopamin- oder Serotoninsystem ein.<br />

UAW ´s:<br />

Sedierung <strong>und</strong> Abgeschlagenheit<br />

Clonidin ist ein Medikament für spezielle Fälle der Hypertonie, aber kein Medikament der ersten<br />

Wahl.<br />

Moxonidin<br />

Hierbei handelt es sich ebenfalls um ein Imidazolinderivat.<br />

Es ist besser verträglich als Clonidin, da es weniger sedierend wirkt.<br />

Wirkungsmechanismus:<br />

Wird noch erforscht, es soll aber eine Wirkung über Imidazolrezeptoren, bzw.<br />

Imidazolbindungsstellen vermittelt werden.<br />

Dieses Medikament wird ebenfalls zur nicht ersten Wahl gezählt.<br />

83


Das Renin – Angiotensin – Aldosteron – System (RAAS)<br />

Dieses system wirkt blutdruckerhaltend, der Wirkstoff ist das Angiotensin II, es steigert den<br />

Blutdruck.<br />

Angiotensin II<br />

Wirkung:<br />

• Vasokonstriktion<br />

Dieser Effekt wird über Angiotensin II – Rezeptoren an der glatten Muskulatur der Gefäßwände<br />

vermittelt. Der Effekt setzt sehr schnell ein, sobald Angiotensin II anflutet.<br />

• Peripherer Widerstand steigt<br />

Der periphere Widerstand ( in den Arteriolen <strong>und</strong> Arterien) ist eine für den Blutdruck<br />

entscheidende Größe.<br />

• Aldosteron – Inkretion steigt<br />

Dieser Effekt tritt mit Latenz ein.<br />

Aldosteron ist ein Mineralcorticoid, das an der Niere die Retention von NaCl <strong>und</strong> Wasser<br />

bewirkt. Dadurch steigt das Extrazellulärvolumen <strong>und</strong> somit das Blutvolumen. Es kommt des<br />

weiteren zu einer erhöhten Kaliumausscheidung.<br />

• Durst<br />

Es erfolgt eine Erhöhung der Wasser – Aufnahme.<br />

• Der Sympathikotonus steigt<br />

Die Empfindlichkeit der Erfolgsorgane für Adrenalin <strong>und</strong> Noradrenalin wird gesteigert.<br />

Dadurch wird die Erregungsübertragung effektiver.<br />

Als Summe dieser ganzen Effekte steigt der Blutdruck!<br />

Physiologische Regulation des Angiotensin II ´s<br />

Renin stammt aus dem juxtaglomerulären Apparat (JA) in der Niere.<br />

Der JA ist eine Kontaktstelle zwischen dem distalen Tubulus eines Nephrons <strong>und</strong> einer zuführenden<br />

Arteriole. Diese entspringt aus der Nebennierenarterie.<br />

Das Blutgefäß verläuft parallel zum Nephron. Dadurch kann das durch die Arteriole fließende Blut<br />

auch rückresorbiertes Material ( Wasser, Salze) wieder aufnehmen.<br />

Die Kontaktstelle besteht auf beiden Seiten aus spezialisiertem Gewebe.<br />

Auf der Seite des distalen Tubulus misst sie die Konzentration der Natriumionen, die Arteriole kann<br />

aus ihrer Wand Renin freisetzen.<br />

Bei Kreislaufschockzuständen wird wegen der Funktion des JA kein Harn mehr produziert ( z.B.<br />

bei schweren Blutverlusten).<br />

Die Niere drosselt also die energiezehrende Rückresorption.<br />

Am distalen Tubulus sollten die größten Anteile der Rückresorption schon abgeschlossen sein.<br />

Wenn die Sensoren reagieren fließt zuviel Material vorbei, welches rückresorbiert werden sollte.<br />

84


Stimuli für die Reninfreisetzung<br />

Es wird nicht der systemische Blutdruck, sondern der renale Perfusionsdruck gemessen.<br />

Renin ist eine Protease ( also ein Protein) <strong>und</strong> wird dadurch bei der nachfolgenden Filtration nicht<br />

miterfasst.<br />

Aktivierung des Angiotensins<br />

Angiotensin – Converting – Enzyme (ACE)<br />

ACE ist endothelständig, auf der Blutseite der Endothelzellen.<br />

Die Lunge ist besonders reichhaltig mit ACE ausgestattet, da hier sämtliches Blut des Körpers<br />

durchfließt. Das Angiotensin I kommt mit dem Blut aus der venösen Strombahn an.<br />

Es gibt anscheinend auch lokale RAAS, bei denen autark Angiotensin II gebildet werden kann.<br />

ACE ist nicht spezifisch, es akzeptiert auch andere Substanzen, wie z.B. Bradykinin.<br />

Es wird auch Dipeptidylcarboxypeptidase ( es kann zwei Aminosäuren vom Carboxy – Terminus<br />

her abspalten) genannt.<br />

85


Captopril<br />

Enalapril<br />

Lisinopril<br />

ACE – Hemmer<br />

Captopril stellt die älteste Substanz dar. Ursprünglich wurden die auftretenden Nebenwirkungen der<br />

Sulfhydrylgruppe des Captoprils zugeschrieben, bis man feststellte, dass es zu Beginn der<br />

Markteinführung einfach zu hoch dosiert wurde.<br />

Enalapril zeigt eine höhere Affinität zu ACE. Es ist ein Prodrug, wird im Körper zu Enalaprilat<br />

gespalten ( welches oral nicht verfügbar wäre). Es ist allerdings nicht verträglicher als Captopril.<br />

Wirkungsmechanismus:<br />

Senkung des Blutdrucks durch Ausschaltung der Angiotensin II – Wirkung.<br />

Indikationen:<br />

Bluthochdruck<br />

Herzmuskelinsuffizienz<br />

Die Substanzen wirken nicht positiv inotrop, entlasten dennoch das herz.<br />

Sie sind eine wirksame, besser verträgliche Alternative zu den Herzglykosiden.<br />

86


UAW ´s:<br />

a) bei normaler Dosierung<br />

trockener Husten, bei 10- 17 % der Patienten. Dieser Husten kann bei andauernder<br />

Anwendung wider verschwinden.<br />

ACE <strong>und</strong> Kininase II sind identisch.<br />

Bradykinin in der Bronchialschleimhaut wird für die hustenauslösende Reizung von<br />

Nervenenden verantwortlich gemacht.<br />

Bradykinin ist auch ein Enzündungsmediator, deshalb kann es des weiteren zum stärkeren<br />

Anschwellen von Stichen o.ä. kommen.<br />

Des weiteren wirkt es vasodilatorisch, ob es einen Beitrag zur Blutdrucksenkung leistet ist<br />

nicht gesichert. ( AT1 – Rezeptoren – Antagonisten wirken obwohl Bradykinin weiterhin<br />

abgebaut wird)<br />

b) bei Überdosierung<br />

• Proteinurie ( Vermehrte Eiweißausscheidung über die Niere)<br />

Es gibt eine diabetische Nephropathie bei der eine Proteinurie auftreten kann.<br />

Bei Patienten mit diesem Syndrom beugen die ACE – Hemmer einer Proteinurie vor.<br />

• Hautausschlag<br />

• Geschmacksstörungen<br />

Der blutdrucksenkende Effekt von ACE – Hemmern ist umso stärker, je mehr das RAAS an der<br />

momentanen Blutdruck – Situation beteiligt.<br />

Risikokonstellationen <strong>und</strong> Kontraindikationen:<br />

Herzmuskelinsuffizienz:<br />

Erstgabe würde niedrig dosiert <strong>und</strong> unter ärztlicher Überwachung gegeben.<br />

Bei der Herzinsuffizienz ist der Blutdruck erniedrigt, dadurch auch der renale Perfusionsdruck. Dies<br />

bedeutet, dass die Reninfreisetzung stimuliert wird <strong>und</strong> das RAAS vermehrt aktiv ist.<br />

Würde eine zu hohe Anfangsdosis des ACE – Hemmers gegeben, könnte ein zu starker<br />

Blutdruckabfall resultieren.<br />

Diuretika:<br />

Wenn der Patient auf ein Diuretikum eingestellt ist <strong>und</strong> zusätzlich einen ACE –Hemmer bekommt,<br />

kann es zu einem massiven Blutdruckabfall kommen.<br />

Während der Diuretika – Therapie ist die Ausscheidung von NaCl erhöht. Dadurch ist das RAAS<br />

vermehrt aktiv.<br />

In der Einstellungsphase sollte das Diuretikum abgesetzt werden, um dann den ACE – Hemmer<br />

einzuschleichen. Nach der Ausschaltung des RAAS kann dann wieder zusätzlich das Diuretikum<br />

gegeben werden. Die Erfolgsquote dieser Therapie liegt bei 90 %.<br />

87


Nierenarterienstenose<br />

Während der Nierenarterienstenose liegt der Zustand einer renovaskulären Hypertonie.<br />

Hier währe eine Pharmakotherapie nicht angebracht, es wäre besser die Stenose zu beseitigen.<br />

Dies ist eine sek<strong>und</strong>äre Hypertonie, sie tritt im Gefolge einer primären Erkrankung auf. Man hat<br />

meist die Möglichkeit einer kausalen Therapie.<br />

Bei einer einseitigen Stenose darf man ACE – Hemmer einsetzen, da die ges<strong>und</strong>e Niere<br />

weiterarbeitet.<br />

Bei der doppelseitigen Nierenstenose sind ACE – Hemmer kontraindiziert.<br />

Primärer Hyperaldosteronismus ( hypokaliämische Hypertonie)<br />

Durch die Überflutung mit Aldosteron steigt der Blutdruck <strong>und</strong> der renale Perfusionsdruck wird<br />

erhöht.<br />

Dadurch wird die Reninfreisetzung gedrosselt <strong>und</strong> der ACE – Hemmer hätte keine Wirkung.<br />

88


AT1 – Rezeptor – Antagonisten<br />

Die Häufigkeit von trockenem Husten ist geringer, da keine Interferenz mit den Bradykininabbau<br />

vorliegt.<br />

Ansonsten gibt es keine wesentlichen Unterschiede zwischen den ACE – Hemmern <strong>und</strong> den AT1 –<br />

Antagonisten.<br />

Substanzen:<br />

Losartan<br />

89


Wirkungsmechanismus:<br />

Substanzen:<br />

Diazoxid<br />

Andere Vasodilatien<br />

K – Kanal – Öffner<br />

Bei krisenhaft erhöhtem Blutdruck als Bolusinjektion. Man kann allerdings die Stärke des<br />

eintretenden Abfalls nicht vorhersehen. Es kann daher bei Anwendung zum Schlaganfall oder<br />

Schock kommen.<br />

Minoxidil<br />

Prodrug<br />

Für besonders bei Frauen zur Zunahme der Körperbehaarung, deshalb ist eine neue Indikation eine<br />

lokale Anwendung als Haarwuchsmittel. Hier ist kein Wirkung auf den Blutdruck zu verzeichnen.<br />

Dihydralazin<br />

Der Wirkungsmechanismus ist unbekannt. Anwendung bei Schwangeren, weil die<br />

Plazentadurchblutung nicht eingeschränkt werden soll.<br />

90


Herzinsuffizienz<br />

Bei der Herzmuskelinsuffizienz kann das herz ein normales Schlagvolumen nicht mehr halten.<br />

Herzmuskelinsuffizienz <strong>und</strong> Herzinsuffizienz sind nicht synonym zu gebrauchen. Man braucht<br />

neben intakter Muskulatur auch einen intakten Klappenmechanismus, sowie einen intakten<br />

Herzbeutel. Fehler hier können auch Ursachen der Herzinsuffizienz sein.<br />

Ursachen<br />

• Bluthochdruck<br />

Bei chronischem Blutdruck, wenn das Herz über Jahre <strong>und</strong> länger mit erhöhter Belastung<br />

arbeitet<br />

• Als Folge einer Infektion<br />

z.B. einer Myokarditis<br />

• Schädigung durch Diphtherie - Toxin<br />

Symptome<br />

• Abnahme des Schlagvolumens<br />

Die Muskulatur ist geschwächt <strong>und</strong> kann nicht mehr soviel Blut auswerfen. Das bedeutet, dass<br />

der Anteil des nicht ausgeworfenen Blutes steigt.<br />

Damit der Blutdruck nicht abfällt kommt es zu einer Sympathikusaktivierung.<br />

Die Herzfrequenz steigt, es kommt zu einer Tachykardie. Durch die Steigerung des peripheren<br />

Gefäßwiderstands kommt es zu Hautblässe.<br />

Durch den Abfall des Nierenperfusionsdrucks wird das RAAS aktiviert, wodurch wieder rum<br />

der periphere Widerstand steigt.<br />

91


• Abfall der körperlichen Leistungsfähigkeit<br />

Die Sauerstoffversorgung der Skelettmuskulatur sowie deren Nährstoffversorgung nimmt<br />

wegen der verminderten Durchblutung ab.<br />

Der Patient klagt über verminderte körperliche Leistungsfähigkeit.<br />

• Rückstau des Blutes im Herzen<br />

Dieser Rückstau erfolgt erst im linken Ventrikel <strong>und</strong> geht dann in die Lungenstrombahn über.<br />

Dadurch kommt es zum vermehrten Übertritt von Plasmaflüssigkeit in das Gewebe. Dies kann<br />

zu Lungenödemen führen, die sich in dieser Situation allerdings über längere Zeit entwickeln<br />

<strong>und</strong> nicht plötzlich auftreten.<br />

Der rechte Ventrikel muss als Folge ebenfalls stärker arbeiten, es kommt zu einer<br />

Rechtherzinsuffizienz.<br />

• Dyspnoe<br />

Subjektiv erschwerte Atmung.<br />

• Knöchelödeme<br />

Sind eine venöse Stauung, die auftreten, sobald sich das Blut auch vor dem rechten Herzen<br />

staut.<br />

• „Stauungsenteritis“ = ödematöse Schwellung der Darmschleimhaut<br />

Dies führt zu erschwerten Resorptionseigenschaften, dies gilt auch für Arzneistoffe.<br />

Die Herzmuskelinsuffizienz ist typischerweise nicht aus dem EKG zu diagnostizieren.<br />

Sie ist an sich sehr schwierig zu diagnostizieren, deshalb wird der Therapieerfolg am Gesamtbild<br />

der Verbesserung gemessen.<br />

Therapeutische Möglichkeiten<br />

Man gibt positiv inotrope Pharmaka, welche die Herzkraft steigern.<br />

Man gibt keine β - Agonisten, damit Arrhythmien vermieden werden, die am geschwächten herzen<br />

häufiger auftreten.<br />

a) Herzglycoside<br />

Digitoxin, Digoxin, (Strophantin). In dieser Reihenfolge nimmt auch die Lipophilie ab.<br />

Strophantin ist für die per orale Gabe nicht geeignet, da es zu polar ist um resorbiert zu werden. Die<br />

Quote liegt bei 5 %. Bei der geringen therapeutischen Breite der Substanz können Schwankungen<br />

im Blutspiegel allerdings nicht toleriert werden.<br />

92


Wirkungsmechanismus:<br />

Der Wirkort sind die Na / K – AT – Peasen im Herzmuskelgewebe.<br />

Bei jeder elektrischen Erregung strömt Natrium ein <strong>und</strong> Kalium aus. Um das herz am Laufen zu<br />

halten wird diese Bilanz insgesamt durch die AT – Pease ausgeglichen.<br />

Die Besetzung der AT – Peasen mit dem Herzglycosid darf nur teilweise sein, damit die anderen<br />

AT – Peasen den Elektrolytaustausch noch gewährleisten können.<br />

Die Myocardzelle ist mit AT – Peasen im Überfluss ausgestattet, deshalb kann man einen Teil<br />

hemmen.<br />

Wenn zu viele gehemmt werden, wird das herz elektrisch instabil, da zuviel Natrium im<br />

extrazellulär <strong>und</strong> zuwenig Kalium im intrazellulär Raum ist.<br />

Es kommt dann zu elektrischen Erregungen an Stellen, die normalerweise nicht erregt werden<br />

würden. Dies sind Extrasystolen, die zu Arrhythmien führen können.<br />

UAW ´s (bei Intoxikationen):<br />

• Kammerflimmern (= funktioneller Herzstillstand)<br />

• Ventrikuläre Extrasystolie (= zusätzliche Herzschläge = Herzstolpern)<br />

• Arrhythmie <strong>und</strong> Dauerkontraktion<br />

• ZNS – Störungen<br />

Verwirrtheitszustände durch Schädigung der AT – Peasen im Gehirn hervorgerufen.<br />

• Farbsehstörungen<br />

Durch Zerstörung der AT – Peasen in der Netzhaut („Gelbsehen“)<br />

• Nierenfunktionsstörungen<br />

Durch den Verlust von Kalium!<br />

Bei der Vergiftung verarmen die Zellen an Kalium, welches die Niere ungehindert ausscheidet.<br />

Eine Substitution ist wichtig!<br />

93


Wechselwirkungen:<br />

Die AT – Pease zeigt Konformationsänderungen während des Transportvorgangs. Die Herzglycosid<br />

– bindungsfähige Konformation liegt vor, wenn Natrium noch, Kalium aber noch nicht geb<strong>und</strong>en<br />

ist.<br />

Wenn die Kaliumkonzentration im EZR ansteigt, verschwindet die bindungsfähige Konformation,<br />

bevor sich die Herzglycoside anbinden können. Es kommt zu einer Wirkungsverminderung.<br />

Alternativen<br />

Alternativen sind ACE – Hemmer <strong>und</strong> Diuretika.<br />

Sie wirken beide nicht positiv inotrop, senken allerdings den diastolischen Blutdruck, wodurch das<br />

Blut dann gegen einen geringeren Widerstand ausströmen kann. Dadurch kann sich das<br />

Schlagvolumen wieder erhöhen <strong>und</strong> es kommt zu einer Senkung der Nachlast. Dies führt wiederum<br />

zu einer Abnahme der Stauung.<br />

Bei ACE – Hemmern wird zusätzlich die Aldosteron Freisetzung gehemmt, wodurch die Retention<br />

von Wasser <strong>und</strong> NACL vermindert wird.<br />

NO – Donatoren sind ebenfalls günstig, allerdings nur Substanzen, welche keine Nitrattoleranz<br />

entwickeln ( wie Molsidomin).<br />

Ca – Kanal – Antagonisten haben am geschwächten Herzen eine gewisse inotrope Wirkung <strong>und</strong><br />

sind daher kontraindiziert!<br />

Eine Blutdrucksenkung zur Senkung der Nachlast ist prinzipiell nur dann möglich, wenn der<br />

Ausgangsblutdruck nicht zu niedrig ist!<br />

94


Antiarrhythmika = Mittel gegen Herz – Rhythmus – Störungen<br />

Erregungsleitung im Herzen / in der Herzmuskulatur<br />

1) Aktionspotential im Myocard<br />

Es ist verantwortlich für die Kraftentwicklung.<br />

Elektromechanische Kopplung:<br />

Sind die Ereignisse zwischen der Erregung <strong>und</strong> der elektrischen Überleitung.<br />

Mikroelektrode:<br />

Erlaubt die Messung des Membranpotentials. Es ist ein mit Elektrolytlösung gefüllte Kapillare.<br />

Sobald ein Kontakt zum Cytosol besteht zeigt sie ein Ruhepotential von ca. – 80 mV an.<br />

Das Aktionspotential kommt durch über die Membran fließende Ionenströme zustande. Es dauert<br />

ca. 300 msec an, was relativ lang ist.<br />

Depolarisation:<br />

Entsteht durch den Na + - Einstrom nach der Öffnung selektiver, spannungsgesteuerter Na + - Kanäle.<br />

Der Stimulus ist ein Abfall des Membranpotentials. Dies kann z.B. durch eine Erregungsüberleitung<br />

des Sinusknoten passieren.<br />

Die Na + - Kanäle schließen sich spontan wieder, wodurch das Membranpotential wieder zurückgeht<br />

( ca. auf das Neutralniveau von 0 mV).<br />

Plateau:<br />

Es erfolgt der Einstrom von Ca 2+ . Dadurch wird der Aufbau von negativen Ladungen an der<br />

Innenseite der Membran behindert, das Membranpotential bleibt relativ hoch. Die Ca 2+ - Kanäle<br />

schließen langsamer als die Na + - Kanäle.<br />

Repolarisation:<br />

Sie erfolgt durch den Ausstrom von K + aus der Zelle.<br />

Es findet ständig ein Ausstrom des K + statt, allerdings treten dann um das Membranpotential zu<br />

halten auch ständig positive Ladungen (Na + , Ca 2+ , K + ) ein.<br />

95


Durch den Ausstrom von Kalium kann das Plateau erst gebildet werden. Im Aktionspotential der<br />

Skelettmuskulatur kann man kein Plateau sehen. Die Herzmuskulatur benötigt das Calcium <strong>und</strong><br />

somit seinen Einstrom zum Aufbau der Kraft, die Skelettmuskulatur hat intrazelluläre Calcium –<br />

Speicher.<br />

Gap – Junctions:<br />

Sie dienen zur Überleitung elektrischer Erregung auf die Nachbarzelle ( ohne synaptischen Spalt<br />

<strong>und</strong> Überträgerstoffe!).<br />

Es sind ganz feine Poren, Ionen können sie passieren, Proteine nicht.<br />

Es gibt derzeit keine Pharmaka, mit denen man die Gap – Junctions beeinflussen kann.<br />

2) Membranpotential im Sinusknoten<br />

Auf eine kontinuierliche Abnahme des Potentials erfolgt eine rasche Depolarisation. Danach setzt<br />

die rasche Repolarisation ein, gefolgt von der nächsten langsamen Depolarisation.<br />

Beim Überschreiten des Schwellenwertes kommt es zur Ausbildung einer fortgeleiteten Erregung.<br />

Durch die spontane diastolische Depolarisation kommt es zum Auftreten der rhythmischen<br />

Erregungen.<br />

Die Geschwindigkeit der diastolischen Depolarisation bestimmt die Entladefrequenz des Sinus –<br />

Knoten.<br />

Je steiler die Depolarisation, desto höher ist die Frequenz der Erregungen. Das System wird vom<br />

Sympathikus enerviert.<br />

96


3) Reiz – Leitung – System im Herzen<br />

Die Zellen im Sinus – Knoten <strong>und</strong> im AV – Knoten sind keine Nervenzellen, sondern spezialisierte<br />

Myocardzellen. Sinus – <strong>und</strong> AV – Knoten bilden das Reiz – Überleitungssystem.<br />

Der Sinusknoten arbeitet autonom <strong>und</strong> sorgt für die Auslösung eines Aktionspotentials im AV<br />

– Knoten.<br />

Auch der AV . Knoten kann dies, allerdings schlägt das Herz dann nur mit einer Frequenz von ca.<br />

60 Schlägen / Minute. Bei einem Ausfall des Sinusknoten kann so das Herz weiterschlagen.<br />

Verschiedene Stationen des Reiz – Leitungs – Systems können alle selbst elektrische Erregung<br />

generieren.<br />

Je weiter man vom Sinus – Knoten weg geht, desto träger werden die Strukturen.<br />

Normalerweise dominiert der Sinus – Knoten alle anderen Strukturen, da er die elektrische<br />

Erregung am schnellsten generiert.<br />

Bei Herz – Rhythmus – Störungen ist es von Nachteil, dass so viele Strukturen in der Lage sind,<br />

elektrische Erregung zu generieren.<br />

Wenn aufgr<strong>und</strong> krankhafter Prozesse die nachgeschalteten Strukturen schneller (bzw. mit hoher<br />

Frequenz) Impulse generieren als der Sinusknoten, kommt es zu Arrhythmien.<br />

Beispiel für solche Prozesse sind Herzglycosid – Vergiftungen oder Zellen in der Randzone eines<br />

Herzinfarktes. Diese senden Impulse aus, die zu einer ventrikulären Extrasystolie führen <strong>und</strong> im<br />

schlimmsten Fall zum Kammerflimmern (= funktioneller Stillstand des Herzens).<br />

97


4) EKG<br />

P –Welle:<br />

Bildung <strong>und</strong> Ausbreitung elektrischer Energie im Bereich der Vorhöfe.<br />

-- alle Vorhofzellen sind depolarisiert, das Blut wird in der Pause bis zum Einsetzen des<br />

QRS – Komplexes = Systole in die Ventrikel gepumpt.<br />

QRS – Komplex:<br />

Die Ausbreitung der elektrischen Erregung im Bereich der Vorhöfe.<br />

-- Alle Areale sind gleichmäßig depolarisiert = Systole, das Herz pumpt.<br />

T –Welle:<br />

Repolarisation des Ventrikelmyocards<br />

-- alle Areale sind repolarisiert<br />

Der Bereich zwischen Ende des QRS <strong>und</strong> Ende der T – Welle ist vergleichbar mit dem<br />

Aktionspotential.<br />

Das EKG kann Aussagen über die Frequenz, die Art der Ausbreitung der elektrischen<br />

Erregung u.a. machen. Es kann allerdings keine Aussage über die Kontraktionskraft des<br />

Herzens machen!<br />

98


Antiarrhythmika<br />

Man unterteilt die Substanzen in vier Klassen. Die Einteilung erfolgt nach Vaughan Williams:<br />

Klasse I : Na + - Kanal – Blocker<br />

Substanzen, die man auch bei den Lokalanästhetika finden kann, wie z.B.<br />

Lidocain.<br />

Klasse II : ß – Blocker<br />

Klasse III : K + - Kanal – Hemmstoffe / Blocker<br />

Klasse IV : Ca 2+ - Kanal – Blocker mit direkter Herzwirkung<br />

Verapramil oder Diltiazem<br />

Klasse I – Antiarrhythmika<br />

Sie ähneln in Struktur <strong>und</strong> Wirkung den Lokalanästhetika, sind teilweise sogar identisch (Lidocain).<br />

Zur örtlichen Betäubung erfolgt allerdings auch eine örtliche Zufuhr.<br />

Die systemische Anwendung erfolgt nur unter Kontrolle eines Arztes, da die Substanzen toxisch<br />

wirken können (Anwendung in der Notfall- oder Intensivmedizin).<br />

Es drohen zentral – nervöse Nebenwirkungen, da die Substanzen auch Na + - Kanäle im Gehirn,<br />

ZNS oder Rückenmark zu hemmen vermögen.<br />

Sie wirken des weiteren kardiodepressiv, alle Herzfunktionen werden negativ beeinflusst. Dies<br />

bedeutet eine Abnahme der Herzkraft, Frequenz <strong>und</strong> kann zum AV – Block führen.<br />

Ein weiteres Problem ist, dass sich der Eingriff in das Erregungsbildungssystem auch in<br />

andersartige Rhythmusstörungen umkehren kann! Die Substanzen können also auch arrhythmogen<br />

sein.<br />

Insgesamt haben die Substanzen an Bedeutung verloren, die Nutzen – Risiko – Abwägung ist als<br />

kritisch zu sehen. Die therapeutische Breite ist ebenfalls gering.<br />

Man unterscheidet drei Ausprägungsformen:<br />

Einschub: AV – Block<br />

1) pro Vorhoferregung erfolgt eine Kammererregung, diese braucht nur länger als normal. Die PQ<br />

– Zeit im EKG ist verändert.<br />

2) nur ein Teil der Vorhoferregung wird auf die Kammer übergeleitet<br />

z.B. 2: 1 Block<br />

Beim Pulsfühlen oder Blutdruckmessen hat man eine sehr niedrige Frequenz.<br />

99


3) keine Erregungsübertragung<br />

Ist normalerweise nicht tödlich, da das Reiz – Leitungs – System autark ist!<br />

Die Durchblutung des Gehirns wird gewährleistet (40 Schläge / min)<br />

Klasse II – Antiarrhythmika = ß – Blocker<br />

Indikation ist die Sinustachykaride. Sie wirken dadurch, dass die energetische Situation des Herzens<br />

verbessert wird. Durch einen evtl. Sauerstoffmangel werden Rhythmusstörungen begünstigt.<br />

Amiodaron (Cordarex®)<br />

Klasse III – Antiarrhythmika = K + - Kanal – Blocker<br />

Die Substanz ist außerordentlich schlecht steuerbar <strong>und</strong> besitzt eine außerordentlich geringe<br />

therapeutische Breite. Sie soll daher nur von Ärzten angewendet werden, die einschlägige<br />

Erfahrungen damit haben.<br />

Die Halbwertzeit beträt zwischen 20 – 50 Tagen. Dies bedeutet, dass bei auftretenden<br />

Nebenwirkungen ein Absetzen der Medikation erst mit Latenz eine Besserung zu erwarten ist.<br />

Die Substanz hat eine hohe Neigung, sich ins Gewebe einzulagern <strong>und</strong> entzieht sich dadurch den<br />

Clearance – Organen. Sie lagert sich außerdem in Triglyceride ein (in der nicht protonierten Form).<br />

Die protonierte Form lagert sich in Zellmembranen ein. Diese Vorgänge bedingen das große<br />

Verteilungsvolumen der Substanz.<br />

UAW ´s:<br />

• Schilddrüsenfunktionsstörungen<br />

Kann sich in einer Hypo- oder einer Hyperthyreose äußern.<br />

Da die Dosis der Substanz hoch ist, wird der Patient massiv mit Iod belastet.<br />

• Lungenfibrose<br />

Führt zu einem Elastizitätsverlust der Lunge, der lebensbedrohlich werden kann.<br />

Amiodaron ist eins der wenigen Antiarrhythmika, dass sowohl Rhythmusstörungen<br />

unterdrücken, als auch die Prognose verbessern kann!<br />

100


Sotalol (s. Angina pectoris)<br />

• Ist auch ein ß – Blocker<br />

Wirkungsmechanismus der Substanzen:<br />

Blockieren den Ausstrom von Kalium – Ionen.<br />

Dies ist die bevorzugte Wirkung, die Substanzen können auch andere (z.B. Na + ) Kanäle blockieren.<br />

Dadurch wird die Repolarisation erschwert <strong>und</strong> das Aktionspotential verlängert.<br />

Klasse IV – Antiarrhythmika = Ca 2+ - Kanal – Blocker<br />

Sie hemmen die AV – Überleitung <strong>und</strong> damit die Funktion des Sinusknotens.<br />

101


Blutgerinnung, Hemmstoffe <strong>und</strong> Fibrinolytika<br />

Um den Blutfluss nach einer Verletzung zu stillen, kommt es zunächst zu einer Vasodilatation in<br />

den angrenzenden oder betroffenen Gefäßen.<br />

Danach erfolgt eine Thrombenbildung <strong>und</strong> im Anschluss die Blutgerinnung, welche die<br />

Thrombenbildung weiter verstärkt.<br />

Im venösen Strombett erfolgt die Pfropfenbildung vor allem durch Fibrin, wegen der geringeren<br />

Strömungsgeschwindigkeit des Blutes.<br />

Im arteriellen Strombett sind vor allem Thrombozyten <strong>und</strong> weniger Fibrin beteiligt. Häufig spielt<br />

auch wegen eines Endotheleffekts das dann freiliegende Kollagen eine Rolle.<br />

Hemmstoffe der Thrombozytenaggregation<br />

Man kann hier drei Gruppen unterscheiden:<br />

1) COX - Hemmer<br />

2) ADP - Antagonisten<br />

3) Glykoprotein II b / III a - Inhibitoren<br />

COX – Hemmer<br />

Der berühmteste Vertreter ist die Acetylsalicylsäure, ASS.<br />

Wichtig zum Verständnis der Wirkungsweise der ASS ist folgendes:<br />

Die Thrombozyten sind kernlose Zellen, die mit den Enzymen zur Prostaglandin, -cyclin- <strong>und</strong><br />

Thromboxan (= TXA2) -synthese ausgestattet sind. Sie können sie allerdings nicht selbst bilden, da<br />

sie nicht in der Lage sind Enzyme zu synthetisieren. Wenn also eines der Enzyme gehemmt wird,<br />

ist die Zelle nicht mehr in der Lage den gehemmten Stoffwechselweg auszuführen.<br />

Die Endothelzellen besitzen einen Zellkern <strong>und</strong> können im Falle einer irreversiblen<br />

Enzymhemmung das betroffenen Enzym nachsynthetisieren.<br />

Die Synthese von Prostaglandin, Prostacyclin <strong>und</strong> Thromboxan findet in den Endothelzellen statt<br />

(u.a.), die Thrombozyten sind mit den Enzymen ausgestattet.<br />

102


Wirkungsmechanismus:<br />

Die ASS acetyliert die COX irreversibel. Dadurch wird der Syntheseweg für Prostacyclin <strong>und</strong><br />

TXA2 gehemmt.<br />

Dadurch ist es denn Thrombozyten nicht mehr möglich, die aktivierenden Faktoren TXA2 <strong>und</strong><br />

Prostacycline zu bilden, die Thrombozytenaggregation ist auf diesem Weg gehemmt.<br />

Bei Gaben zwischen 100 – 300 mg / d, wird das Gleichgewicht in der Endothelzelle nicht<br />

beeinträchtigt. Sie kann das Enzym neu synthetisieren <strong>und</strong> weiterhin Thrombozyten zur<br />

Aggregation aktivieren.<br />

Es handelt sich also nur um eine teilweise funktionelle Hemmung des Enzymsystems !<br />

Indikationen:<br />

• Instabile Angina pectoris<br />

• Prophylaxe des Myocardinfarktes<br />

• Zerebrale ischämische (transitorische) Attacken / Prophylaxe eines Hirninfarktes<br />

UAW ´s:<br />

• Blutungen<br />

• Magen – Darm – Ulcera<br />

103


Substanzen:<br />

Ticlopidin<br />

Clopidogel<br />

Wirkungsmechanismus:<br />

ADP – Hemmstoffe<br />

Hemmung der Thrombozytenaggregation durch verhindern der Aktivierung durch Adenosin – Di –<br />

Phosphat = ADP.<br />

Auch hier handelt es sich nur um eine teilweise funktionelle Hemmung, die anderen Enzymsysteme<br />

arbeiten normal weiter.<br />

Indikation:<br />

• Zerebrale Durchblutungsstörungen<br />

• Schlaganfallprophylaxe<br />

• Herzinfarktprophylaxe<br />

UAW ´s: (vor allem bei Ticlopidin)<br />

• Neutropenie <strong>und</strong> Thrombopenie<br />

• Blutungen<br />

104


Glycoprotein II b / III a – Antagonisten<br />

Sie sind von der Aktivierungskaskade, bzw. Enzymkaskade unabhängig <strong>und</strong> vermögen daher<br />

wesentlich mehr Thrombozyten an der Aggregation zu hindern. Allerdings können auch diese<br />

Stoffe nicht die gesamte Aggregation verhindern.<br />

Abciximab<br />

Ist ein monoklonaler Antikörper, nämlich das FAB – Fragment eines Antikörpers. Die Anwendung<br />

erfolgt bei der PCTA.<br />

Tirofiban<br />

Eptifabid<br />

Ist ein zyklisches Heptapeptid.<br />

Wirkungsmechanismus:<br />

Hemmung der Zusammenlagerung der Thrombozyten durch Verhinderung der Vernetzung durch<br />

Fibrinmoleküle. Hemmung des Glykoprotein – Rezeptors.<br />

Die zwei letzen Substanzen sind spezifisch für den Rezeptor, sie imitieren die RGD / KGD –<br />

Sequenzen des Fibrinogens.<br />

Die Anwendung erfolgt normalerweise nur in der Notfall <strong>und</strong> Intensivmedizin, da die Substanzen<br />

durch ihre peptidische Struktur i.v. zugeführt werden müssen.<br />

Indikationen:<br />

Add – on – Therapie, sie sind nicht zur alleinigen Gabe bestimmt ( die Kombination erfolgt<br />

normalerweise mit Heparin oder ASS).<br />

PCTA <strong>und</strong> Myocardinfarkt – Prophylaxe<br />

105


Wirkstoffe zur Beeinflussung der Blutgerinnung<br />

Man unterteilt auch hier in Gruppen:<br />

• Antihämorrhagika<br />

• Calcium (in vitro)<br />

• Heparin, Heparine, Hirudine (Parenterale Antikoagulantien)<br />

• Cumarine (orale Antikoagulantien)<br />

Antihämorrhagika<br />

Die Gruppe beinhaltet nur eine Substanz, das Morotocoq alfa.<br />

Es ist gleichzusetzen mit dem Gerinnungsfaktor VIII.<br />

Der Einsatz erfolgt bei Patienten, die unter Hämophilie A leiden, sie können keine Faktor VIII<br />

bilden (Bluter).<br />

Indikation:<br />

• Zur Kontrolle bei Blutungsperioden<br />

• Routine- <strong>und</strong> Operationsprophylaxe<br />

UAW ´s:<br />

Allergische Reaktionen<br />

Calcium<br />

Einsatz erfolgt in der In - vitro – Antikoagulation. Es dient zur Verhinderung der Blutgerinnung in<br />

Blutkonserven. Dazu muss das im Blut vorhandene Calcium komplexiert werden.<br />

Substanzen:<br />

EDTA<br />

Na – Citrat<br />

Na – Oxalat (Nachteil: Bildung eines Ca –Oxalat – Niederschlags)<br />

106


Heparine<br />

Sie werden im Körper in Gewebsmastzellen gebildet vor allem in der Leber, der Lunge <strong>und</strong> der<br />

Darmmukosa.<br />

Gr<strong>und</strong>struktur:<br />

D – Glucosamin – D – Glucuronsäure – D – Glucosamin – L – Iduronsäure<br />

Die Bausteine liegen häufig sulfatiert ( oder acetyliert) vor. Die Sulfatierung führt zu einer<br />

Anionbildung, es handelt sich also um große, geladene Moleküle.<br />

Die Masse eines Heparinmoleküls liegt zwischen 4 000 – 15 000 – 40 000 Da.<br />

Wirkungsmechanismus:<br />

Es lagert sich an Antithrombin an <strong>und</strong> katalysiert dessen Reaktion mit den Serinproteasen, die<br />

Reaktion läuft dann ca. 1 000 mal schneller ab.<br />

Dadurch wird eine weitere Fibrinbildung verhindert.<br />

Substanzen:<br />

Ca- Heparin<br />

Na – Heparin<br />

Indikationen:<br />

• Thromboseprophylaxe <strong>und</strong> –therapie<br />

• Myocardinfarktprophylaxe<br />

• Embolien (in Hirn oder Lunge)<br />

UAW ´s:<br />

HIT II = Heparin induzierte Thrombopenie II<br />

Diese Nebenwirkung tritt vor allem bei nativen Heparinen auf. Es ist eine IgG vermittelte<br />

Immunerkrankung. Die kann mit einer Latenzzeit von 20 Tagen auftreten, falls dann erneut mit<br />

Heparin therapiert wird kann sie auch spontan auftreten.<br />

Es können sich in ihrem verlauf spontan Thromben bilden, was zu einer vermehrten<br />

Blutungsneigung führen kann, da die Zahl der Thrombozyten an sich stark zurückgeht.<br />

Niedermolekulare Heparine<br />

Sie haben die gleichen Wirkungen etc. wie die Heparine. Ihre Molekülgröße beträgt allerdings nur<br />

ca. 5 000 Da.<br />

Substanzen:<br />

Gertoparin<br />

Fraxiparin<br />

Enoxiparin<br />

Reviparin<br />

Tinzaparin<br />

107


Danaparoid<br />

Ist eine heparin – analoge Substanz, es fehlt ihr allerdings an L – Iduronsäure.<br />

Indikationen:<br />

• Gerinnungshemmung wenn eine HIT II vorliegt<br />

• Prophylaxe von tiefen Beinvenenthrombosen<br />

Hirudine<br />

Sind nativ Polypeptide aus dem Blutegel. Mittlerweile gibt es neben dem Hirudin auch<br />

gentechnisch gewonnene Substanzen, Lepirudin <strong>und</strong> Desirudin.<br />

Wirkungsmechanismus:<br />

Direkte Inaktivierung des Thrombin (Faktor II a). Sie erfolgt unabhängig von AT III.<br />

Indikationen:<br />

• Prophylaxe von tiefen Beinvenenthrombosen<br />

• Bei vorliegender HIT II<br />

Orale Antikoagulantien<br />

Es handelt sich hierbei um Cumarine, sie wirken i.a. als Vitamin – K – Antagonisten.<br />

Wirkungsmechanismus:<br />

Hemmung der Regeneration von Vit. K – Epoxid in der Leber. Es erfolgt ein langsamer<br />

Wirkungseintritt, da die Gerinnungsfaktoren II, VII, IX <strong>und</strong> X gehemmt werden müssen.<br />

Indikationen:<br />

• Thrombose- <strong>und</strong> Embolieprophylaxe<br />

• Thrombosetherapie<br />

• Herzinfarktprophylaxe (es werden immer zuerst Heparine gegeben, dann Cumarine)<br />

Antidot für die Substanzen ist das Vit. K, dies ist notwendig, da sie schwer zu händeln sind.<br />

108


Substanzen:<br />

Warfarin<br />

Halbwertszeit beträgt 150 St<strong>und</strong>en.<br />

Phenprocoumon<br />

Halbwertszeit beträgt 37 – 50 St<strong>und</strong>en.<br />

Man unterscheidet in zwei Gruppen:<br />

Fibrinolytische Wirkstoffe<br />

• Plasminogen – Aktivatoren<br />

• Plasminhemmstoffe<br />

Die Plasminhemmstoffe kann man in Hemmstoffe <strong>und</strong> Proteinase – Inhibitoren unterteilen.<br />

109


Plasminogen – Aktivatoren<br />

Indikationen:<br />

• Herzinfarkt zur Sofortmaßnahme<br />

• Tiefe Bein – Beckenvenenthrombose ( hat selbst nach einigen Tagen noch Erfolg)<br />

• Cerebralsklerose<br />

• Harnwegskonkremente<br />

Substanzen:<br />

Urokinase<br />

Alteplase gentechnisch hergestellt = rt AP = recombinant tissieu plasminogen aktivator<br />

Reteplase gentechnisch hergestellt<br />

Streptokinase die Dosierung gestellte sich schwierig<br />

Anistreplase Plasminogen + Streptokinase + Anissäure als Schutzmolekül ; Prodrug<br />

Plasmin – Hemmstoffe<br />

Indikationen:<br />

• Als Antidot für Streptokinase <strong>und</strong> Urokinase<br />

• Nach Operationen am Uterus / Prostata<br />

• Nach Geburten<br />

• Tranexamsäure wird auch bei übermäßigen Menstruationsblutungen eingesetzt<br />

Substanzen:<br />

Tranexamsäure<br />

P – Amino – Methyl – Benzoesäure = PAMBA<br />

Aprotinin ( wirkt als Proteinase – Inhibitor<br />

110


Wirkprinzipien zur Behandlung von Schmerzen<br />

Schmerzempfindung:<br />

Lokalanästhetika<br />

Sie findet statt durch fein verzweigte Nervenendigungen, die chemische Veränderungen durch ein<br />

Gewebsschädigung wahrnehmen, dies kann ein Anstieg der Kaliumkonzentration im<br />

Extrazellulärraum sein.<br />

Es kommt zu einer Depolarisation der Nervenendigung <strong>und</strong> damit zu einem Aktionspotential in<br />

Richtung Rückenmark. Dort erfolgt eine Umschaltung auf Nervenfasern, die ins Gehirn gehen.<br />

Durch Weiterleitung in die Hirnrinde wird das Schmerzempfinden ausgelöst.<br />

Es gibt auch andere Mediatoren, die zur Schmerzempfindung beitragen können, z.B. die<br />

Prostaglandine. Sie entstammen aus Membranen <strong>und</strong> werden aus Phospholipiden gebildet. Sie<br />

bewirken eine Erhöhung der Empfindlichkeit der Nervenendigungen.<br />

Formen der Lokalanästhesie<br />

• Infiltrations – Anästhesie<br />

Gabe im bereich der W<strong>und</strong>ränder, z.B. bei Platzw<strong>und</strong>en<br />

• Leitungs – Anästhesie<br />

Wenn man die Nervenendigungen nicht erreichen kann, werden Leitungsbahnen benutzt, z.B.<br />

im Zahn<br />

• Oberflächen – Anästhesie<br />

Lutschtabletten oder zur Kathederisierung der Harnröhre.<br />

Wirkungsmechanismus der Lokalanästhetika:<br />

Die Substanzen blockieren spannungsabhängige Na + - Kanäle in den Nervenfasern, welche die<br />

Scmerzimpulse an das ZNS weiterleiten.<br />

Sie hemmen den Einstrom von Na+ in die Zelle, wodurch die Bildung <strong>und</strong> Fortleitung der<br />

elektrischen Erregung gehemmt werden.<br />

Die Substanzen sind alle kationisch amphiphil.<br />

Die ungeladene Form bildet die Penetrationsform (zur Überwindung der Zellmembran), die<br />

geladene Form bildet die Wirkform.<br />

111


Amphiphile Moleküle neigen zur Einlagerung in Interphasen (eine Zusammenlagerung von<br />

lipophilen <strong>und</strong> hydrophilen Strukturen, die aneinander stoßen).<br />

Die Strukturen der Substanzen an sich sind sehr heterogen, die Gemeinsamkeit liegt in der<br />

kationischen Amphiphilie.<br />

Heutzutage weiß man, dass es innerhalb der Na + - Kanäle eine Bindungsort für Lokalanästhetika<br />

gibt. Man nennt ihn auch Lokalanästhetika – Rezeptor. Diese Bezeichnung ist unglücklich gewählt,<br />

da es kein Ort ist, an dem sich körpereigenen Substanzen anbinden. Außerdem zeigt er nur eine<br />

niedrige Affinität (keine gute Passform, daher hohe Dosierung) für die Substanzen.<br />

Warum gibt es die Bindungsstelle?<br />

Das Kanalprotein enthält eine Interphase, wo sich das kationisch amphiphile Lokalanästhetikum<br />

einlagern kann.<br />

Außerdem enthält das Protein verschiedene Aminosäuresequenzen, die als Andockstellen dienen<br />

können.<br />

Lokalanästhetika können auch andere Kationenkanäle hemmen, da auch hier Interphasen strukturell<br />

notwendig sind.<br />

Die unterschiedlichen Affinitäten lassen sich durch verschiedene Aminosäuresequenzen erklären.<br />

Der Angriff erfolgt auf der Innenseite der Zelle, die Bindung erfolgt im Ionenkanal.<br />

Die Penetrations- bzw. Transportform ist das ungeladene Molekül. Hemmend wirkt aber nur das<br />

geladene Molekül.<br />

Durch das sich einstellende Dissoziationsgleichgewicht entsteht die protonierte Form. Die Basizität<br />

der Stoffe ist relativ niedrig, damit noch genügend nicht protonierte Form vorliegt (pKs 7 – 9).<br />

112


Substanzen:<br />

Procain<br />

Wird aufgr<strong>und</strong> der Esterstruktur schnell zu wirkungslosen Metaboliten abgebaut. Procain ist zur<br />

Oberflächenanästhesie nicht geeignet, es ist zu labil <strong>und</strong> wird auf dem Weg zur Zielstruktur schon<br />

gespalten.<br />

Tetracain<br />

Ist nur für die Oberflächenanästhesie geeignet. Durch den n – butyl – Rest werden Esterasen<br />

gehemmt. Die Spaltung erfolgt so langsam, dass die Substanz sonst systemisch anfluten könnte.<br />

Lidocain<br />

Ist für alle Narkosearten geeignet. Die Metabolisierung erfolgt in der Leber, durch Abspaltung der<br />

Ethylreste am tertiären Stickstoff. Diese erfolgt relativ schnell.<br />

Benzocain<br />

Hier wird das Prinzip der kationischen Amphiphilie gebrochen, da kein kationische Form vorliegen<br />

kann.<br />

Bei ausreichend hoher Dosierung lagert sich auch die Transportform in eine Na+ - Kanal ein.<br />

Es kann schneller durch Membranen penetrieren, da es ungeladen ist. Dadurch erfolgt die Spaltung<br />

nicht so schnell, ist auch zur Oberflächenanästhesie geeignet.<br />

Die Substanzen haben also aufgr<strong>und</strong> ihrer unterschiedlichen Pharmakokinetik unterschiedliche<br />

Anwendungsgebiete.<br />

113


UAW ´s von Lokalanästhetika:<br />

• Am Herz<br />

Es kann zu Arrhythmien kommen, da auch hier Na + - Kanäle gehemmt werden können. Dies<br />

kann zur Bradykardie, dem AV – Block <strong>und</strong> im schlimmsten Fall zum Herzstillstand führen.<br />

Als Antidot gibt man Adrenalin<br />

• Am Gehirn<br />

Krämpfe, als Zeichen zu hoher elektrischer Erregung. Dies beruht auf einer Hemmung<br />

inhibitorischer Nerven.<br />

Als Gegenmaßnahme werden Benzodiazepine gegeben.<br />

• Allergische Reaktionen<br />

Ist auf die Struktur der Substanzen zurückzuführen, insbesondere auf die para – ständige –<br />

Aminogruppe. Es besteht die Gefahr einer Kreuzallergie, gegen Substanzen verschiedener<br />

Klassen mit para – ständigen, gleichen Gruppen).<br />

Der Wirkungseintritt erfolgt mit Latenz. Nachinjektionen sind mit der Gefahr eines<br />

Schwellenübertritts zu systemischen Konzentrationen verb<strong>und</strong>en, es gibt eine Dosislimitierung um<br />

dies zu verhindern.<br />

Zusatz von Vasokonstriktoren:<br />

Es ist typischerweise Adrenalin. Der Zusatz ist vorteilhaft, wenn er zulässig ist. Dadurch wird die<br />

Durchblutung eingeschränkt, die Gefahr des Auswaschens der Substanzen ist erniedrigt. Die Dauer<br />

der Wirkung ist eingeschränkt. Außerdem werden Blutungen geringer.<br />

Dies ist nicht zulässig in Akren (Gebieten mit geringer Durchblutung, wie Finger etc.)<br />

Kontraindikationen:<br />

Hyperthyreose<br />

Die Sympathikuswirkung ist bei diesen Substanzen heraufgesetzt, dadurch auch die<br />

Empfindlichkeit für Adrenalin <strong>und</strong> Noradrenalin.<br />

Eine Alternative bieten die Vasopressin – Analoga.<br />

Vasopressin ist ein Hormon aus dem Hypophysenhinterlappen, das eine Retention von Wasser in<br />

der Niere <strong>und</strong> eine Verengung der Gefäße.<br />

Bei Patienten mit Angina pectoris könnte dies gefährlich werden.<br />

114


Stufen der nozizeptiven Empfindung<br />

Gehirn: Bewusstwerden der Schmerzimpulse Narkotika<br />

↑<br />

Rückenmark: Impulsumschaltung Opioide<br />

↑<br />

Nervenfasern: Impulsleitung Lokalanästhetika<br />

↑<br />

Nervenendigungen: Impulsbildung Hemmstoffe der<br />

↑ Prostaglandinsynthese<br />

Gewebeschädigung<br />

Narkotika<br />

Das Ziel der Narkose ist heutzutage die Kombination verschiedener Wirkprinzipien.<br />

Ziele der Narkose:<br />

• Bewusstlosigkeit<br />

• Antinozizeption<br />

Nozizeption ist die Wahrnehmung von Schmerz.<br />

Es kann allerdings auch auf niedereren Ebenen als dem Gehirn zur Wahrnehmung von Reflexen<br />

kommen (z.B. im Rückenmark). Diese Impulse können so auf andere Bahnen umgeschaltet<br />

werden, dass es zu motorischen Reflexen kommt.<br />

Dies sind schnelle Reflexe, deren Weg nicht erst über das Gehirn führen soll. Ein Beispiel wäre<br />

das Zurückziehen der Hand, wenn man sich verbrannt hat.<br />

• Muskelrelaxation<br />

Diese ist unabdingbar bei bestimmten Operationen, z.B. beim Einsetzen eines künstlichen<br />

Hüftgelenkes.<br />

Der Chirurg muss hier sehr fein arbeiten, es dürfen keine Muskel- oder Knochenbewegungen<br />

auftreten.<br />

Ein weiteres Beispiel wäre eine Operation am offenen Bauchraum.<br />

• Vegetative Stabilisierung<br />

Kreislaufstabilisation, Beatmung bei vorliegender Muskelrelaxation etc.<br />

115


Zum Errechen dieser Ziele werden verschiedene Stoffe miteinander kombiniert:<br />

Ziel Stoff Stoff<br />

Bewusstlosigkeit Halothan (inhalative Gabe) Propofol (i.v. Gabe)<br />

Nozizeption N2O (Inhalative Gabe) Opioid (i.v. Gabe)<br />

Muskelrelaxation Pancouronium<br />

Vegetative Stabilisierung Atropin<br />

Mononarkose<br />

Ist heutzutage unüblich.<br />

Die wohl berühmteste Substanz ist der Diethylether.<br />

Er wird heute aufgr<strong>und</strong> der Explosionsgefahr von Ether – Luft – Gemischen nicht mehr verwendet,<br />

ist allerdings immer noch ein probates Mittel für Einsätze in Katastrophengebieten, da die Narkose<br />

keinen großen apparativen Aufwand erfordert.<br />

Anwendung:<br />

Man gibt den Diethylether in die sog. Schimmelbusch – Maske, der Patient atmet durch sie<br />

hindurch ein.<br />

Der Stoff gelangt über die Lunge in die Blutbahn, dann ins Gehirn <strong>und</strong> lagert sich dort in die<br />

Nervenzellen ein.<br />

Stadien der Narkose mit Diethylether:<br />

• Analgesie (geringere Schmerzempfindlichkeit)<br />

Der Patient ist noch bei Bewusstsein, vgl. mit dem Zustand der Alkoholisierung<br />

• Exzitation<br />

= Übererregung von Motorik <strong>und</strong> vegetativem Nervensystem. Der Patient muss fixiert werden,<br />

da es zu unkontrollierten Bewegungen kommt.<br />

• Bewusstlosigkeit<br />

Die Muskelbewegungen verschwinden, bei hoher Dosierung tritt eine Muskelrelaxation ein. Der<br />

Patient muss dann beatmet werden, da zur Atmung Teile der quergestreiften Muskulatur<br />

(Zwerchfell) benötigt werden!<br />

• Paralyse<br />

Tödliche Wirkung des Narkotikums, die durch eine Lähmung des Kreislaufzentrums oder des<br />

Atemzentrums eintreten können.<br />

Die graduelle Aufhebung der Hirnfunktionen sollte bis an das Stadium 4 herangehen, die grenze<br />

dorthin aber nicht überschreiten.<br />

In der Kombinationsnarkose ist die Sicherheit einfach höher.<br />

Die Narkose mit Diethylether ist gut steuerbar. Das Stadium 2 sollte möglichst kurz sein, Stadium 3<br />

bereits mit wenigen Atemzügen erreicht werden, da der Patient Stadium 2 als äußerst unangenehm<br />

empfindet.<br />

Wenn die Narkose zu tief zu werden droht, kann durch Abnehmen der Maske eine recht zügige<br />

Abatmung des Ethers erreicht werden.<br />

Diethylether ist i.a. gut verträglich.<br />

116


Inhalationsnarkotika<br />

Wirkungsweise:<br />

Je höher die Lipophilie der Substanz, desto wirksamer ist sie.<br />

Sie interferieren mit bestimmten Membran (Kanal) – Proteinen oder Transportproteinen, also<br />

funktionellen Proteinen der Zelle.<br />

Substanzen:<br />

Stickoxydul, Lachgas, N2O<br />

• Ist ein schwach wirksames Gasnarkotikum<br />

• Erfordert einen relativ hohen apparativen Aufwand (Gasflasche!)<br />

• Löst einen analgesierenden Effekt aus, Verwendung also zur Analgesie<br />

• Nicht geeignet um eine ausreichend tiefe Bewusstlosigkeit zu erreichen<br />

• Wenig lipophil, dringt also schwer ins Gehirn ein<br />

• Vorteil: schnelles An- <strong>und</strong> Abfluten<br />

• Ist gut verträglich<br />

Halothan <strong>und</strong> Halothanartige<br />

• Vorteil ist, dass es nicht explosiv ist<br />

• Flutet schnell an <strong>und</strong> ab<br />

• Hat eine hohe Wirksamkeit <strong>und</strong> führt eine ausreichend tiefe Bewusstlosigkeit hervor<br />

• Ist ein Dampfnarkotikum ( man braucht einen speziellen Verdampfer, man braucht also eine<br />

komplizierte Technik)<br />

• Der Nachteil ist des weiteren, das es eine Kreislaufschädigung hervorrufen kann, es wirkt<br />

Kreislaufdepressiv (Blutdrucksenkung)<br />

• Es ist außerdem hepatotoxisch, es werden Metaboliten in der Leber gebildet (20 % der<br />

zugeführten Menge)<br />

Halothan Enfluran Isofluran Desfluran<br />

Kreislaufeffekt Hoch weniger Noch weniger<br />

Biotransformation 20 % 2 % 0,2 %<br />

Sonstiges Stechender, für<br />

den Patienten<br />

unangenehmer<br />

Geruch<br />

117<br />

Besser steuerbar<br />

als die anderen<br />

Substanzen<br />

Rasches An- <strong>und</strong><br />

Abfluten


Injektionsnarkotika<br />

Sie dienen zur i.v. Injektion <strong>und</strong> werden im allgemeinen zur Einleitung der Narkose oder bei<br />

Kurzoperationen benutzt.<br />

Der Vorteil der Substanzen ist, dass der Patient schnell <strong>und</strong> ohne unnötiges Leiden einschläft.<br />

Die kurze Wirkdauer der Substanzen lässt sich durch das Phänomen der Umverteilung erklären.<br />

Nach der Gabe gelangt ein erheblicher Teil der Substanzen ins Gehirn, wo er nur ein geringes<br />

Verteilungsvolumen hat. Es gelangt so viel ins Gehirn, weil dieses das am Besten durchblutete<br />

Organ im Körper des Menschen ist.<br />

Es erfolgt also ein schneller Konzentrationsanstieg im Gehirn, die Verteilung der Substanz im<br />

restlichen Organismus ist allerdings ungleichmäßig. Zwangsläufig kommt es zum<br />

Konzentrationsausgleich, die Konzentration in den nicht so gut durchbluteten Regionen steigt an.<br />

Dadurch wird häufig die für die Wirkung nötige Konzentration im Gehirn unterschritten.<br />

Dieses Phänomen tritt bei vielen Injektionsnarkotika auf. Man hat dann allerdings Schwierigkeiten<br />

bei Nachinjektionen, da man hier dann nicht mehr zu hoch dosieren darf, die im Gewebe<br />

gespeicherte Substanz muss mitgerechnet werden. Es könnten sonst zu hohe Dosen im Gehirn<br />

erreicht werden.<br />

Außerdem muss auf eine zügige Injektion geachtet werden, bei zu langsamen Einspritzen der<br />

Substanzen kann es zu einer direkten Umverteilung kommen, wodurch die Gefahr einer evtl.<br />

Überdosierung steigt.<br />

Wenn eine Narkose länger andauern soll, setzt man nach der Einleitung i.a. Inhalationsnarkotika<br />

ein.<br />

Substanzen:<br />

Etomidat (Hypnomidate®)<br />

Der Wirkungsmechanismus der Substanz ist unbekannt. Sie wirkt weder analgetisch oder<br />

muskelrelaxierend, noch vegetativ stabilisierend.<br />

Propofol<br />

Die Substanz kann auch durch eine Infusion zugeführt werden. Durch die Geschwindigkeit der<br />

Infusion kann die Tiefe der Narkose gesteuert werden. Dies wird auch zur Erhaltung der<br />

Bewusstlosigkeit eingesetzt.<br />

118


Der Wirkungsmechanismus ist auch hier unbekannt. Die Substanz ist gut verträglich, das Phänomen<br />

der Umverteilung ist hier stark ausgeprägt.<br />

Man kann eine TIVA = totale intravenöse Anästhesie durchführen. Dies erspart die Verwendung<br />

von komplexen Geräten <strong>und</strong> ist technisch einfacher.<br />

Thiopental<br />

Ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Barbiturate, die ansonsten nur noch Bedeutung bei der<br />

Behandlung der Epilepsie haben.<br />

Es hat eine geringe therapeutische Breite, die Todesursache bei einer Überdosierung ist eine<br />

Atemdepression.<br />

Lege artis angewendet ist es allerdings ein sehr gutes Medikament. Beim Anfluten ist eine kurze,<br />

gefahrlose Atemwegsdepression zu beobachten. Es wirkt dämpfend auf das Bewusstsein, allerdings<br />

weder analgetisch oder muskelrelaxierend (man muss auf evtl. auftretende Reflexe aufpassen).<br />

Es wirkt ebenfalls nicht vegetativ stabilisierend, es kann neben der Atemdepression auch zu einer<br />

negativ inotropen Herzwirkung kommen.<br />

Es dient typischerweise zur Einleitung längerer Narkosen.<br />

Ketamin (Ketanest®)<br />

Wirkbild:<br />

Es liegt eine dissoziative Anästhesie vor.<br />

Der Patient wird zunächst für ca. 15 min tief bewusstlos. Dann wacht er auf, ist aber für äußere<br />

Reize nicht zugänglich. In dieser Phase haben die Patienten oft belastende Albträume.<br />

Nach ca. 30 min kommt der Patient wieder zu sich.<br />

Die Substanz bewirkt auch eine Analgesie. Sie ist bewusstlosigkeitsinduzierend <strong>und</strong> analgetisch,<br />

nicht muskelrelaxierend <strong>und</strong> nicht vegetativ stabilisierend (es erfolgt eine Stimulation des<br />

Sympathikus mit einer vermehrten Freisetzung von Adrenalin <strong>und</strong> Noradrenalin, was bei<br />

Hypertonikern zu Problemen führen kann).<br />

Der Einsatz erfolgt häufig in Kombination mit Midazolam (anxiolytisch), um eine<br />

Erinnerungslosigkeit zu erzeugen.<br />

119


Wirkungsmechanismus:<br />

Ketamin blockiert NMDA – Rezeptoren..<br />

Der Glutamat – Rezeptor ist ein exitatorischer, ligand – gesteuerter unspezifischer Ionenkanal. Er<br />

liegt an Zellen, an denen es zu einer schnellen Übertragung von Aktionspotentialen kommen muss.<br />

Wenn die Zelle in Ruhe ist kann Kalium schlecht austreten, wegen der auf der Innenseite<br />

vorhandenen elektrischen Ladungen. Natrium <strong>und</strong> Calcium können leicht eintreten, es kommt zur<br />

Depolarisation.<br />

Midazolam<br />

Ist ein Benzodiazepin. Es zeigt eine schnelle Metabolisierung in der Leber <strong>und</strong> daher eine geringere<br />

Umverteilung als die anderen Injektionsnarkotika.<br />

120


Analgetika = Schmerzmittel<br />

Stark wirksame Analgetika<br />

Analagetika<br />

Zentrale Analgetika periphere A.<br />

(Opioide) (NSAR)<br />

Agonisten<br />

Antagonisten<br />

Sufentanil Naloxan<br />

Fentanyl Nalbuphin<br />

Alfentanil Pentazocin<br />

Methadon Butorphanol<br />

Morphin Meptazinol<br />

Piritramid Nalorphin<br />

Pethidin<br />

Agonisten /<br />

Antagonisten<br />

Nicht Säuren Säuren<br />

Anilinderivate Salizylate<br />

Buprenophin Pyrazolderivate<br />

Was ist Schmerz?<br />

Als Schmerz bezeichnet man die Auslösung, Weiterleitung <strong>und</strong> zentrale Verarbeitung von<br />

Schmerzimpulsen, dies wird auch Nozizeption genannt.<br />

Man unterscheidet in der Schmerzempfindung zwei Systeme, das nozizeptive oder aufsteigende<br />

System <strong>und</strong> das antinozizeptive oder absteigende System.<br />

Das nozizeptive System zieht sich von der Peripherie bis in die Großhirnrinde, es ist für die<br />

Schmerzempfindung verantwortlich.<br />

Das antinozizeptive System entspringt im Hypothalamus. Es gibt einen Schwellenwert, ab dem der<br />

Körper registriert, dass Schmerzen zu stark werden. Dann wird das antinozizeptive System<br />

aktiviert, es greift an den Synapsen des aufsteigenden Systems an <strong>und</strong> verhindert die Weiterleitung<br />

der Schmerzimpulse.<br />

Funktionen von Schmerzen<br />

• Warnfunktion<br />

• Schutzfunktion<br />

121


Schmerzentstehung<br />

Schmerz kann auf vier verschiedenen Weisen entstehen:<br />

1) mechanisch<br />

2) thermisch<br />

3) chemisch<br />

4) elektrisch<br />

Diese Reize bewirken eine nachfolgende Freisetzung von Schmerzmediatoren. Dies können<br />

• Ionen, wie K+<br />

• Neurotransmitter<br />

• Oligo – Peptid – Transmitter<br />

sein.<br />

Schmerzmediatoren reagieren mit Nozizeptoren = Schmerzrezeptoren.<br />

Dies sind physiologische Rezeptoren, dies sind freie Nervenendigungen (ein anderes Beispiel wären<br />

Thermorezeptoren). In diesem Fall liegen sie direkt unter der Haut.<br />

Im Gegensatz zu den physiologischen Rezeptoren sind die pharmakologischen Rezeptoren Proteine!<br />

Schmerz - Arten<br />

• Dauerschmerz<br />

Man kann den Dauerschmerz in zwei weitere Arten unterscheiden<br />

a) chronischer Schmerz wie z.B. Rückenschmerzen<br />

b) chronisch rezidivierender Schmerz, z.B. Migräne<br />

Der Schmerz muss länger als 6 Monate bestehen um als Dauerschmerz zu gelten.<br />

Schmerz kann ein eigenes Krankheitsbild darstellen, ein Beispiel hierfür währen<br />

Phantomschmerzen. Diese entstehen durch eine Traumatisierung von Nervenbahnen.<br />

• Akuter Schmerz<br />

Schmerztherapie<br />

Diese Therapieform sollte stets individuell eingestellt werden, da es starke inter- <strong>und</strong> intraviduelle<br />

Schwankungen geben kann.<br />

Damit sich keine Gewöhnung / Sucht entwickelt sollten die Substanzen nach einem festen Zeit –<br />

Schema zugeführt werden. Dies sichert gleichmäßige Blutspiegel, so dass eine evtl. Euphorie<br />

ausbleibt.<br />

Des weiteren muss die Behandlung ausschleichend beendet werden.<br />

122


Opioide / Opiate<br />

Definition:<br />

Dies sind morphinartig wirkende Substanzen, sie haben Affinität zu den Rezeptoren des<br />

antinozizeptiven Systems.<br />

Indikationsbereiche:<br />

• Schmerzmittel ( wenn der Patient bei Bewusstsein ist)<br />

• Antidiarrhoika<br />

• Antitussiva (zentrale Hustenblocker)<br />

• (zur Narkose, z.B. Pentanyl; zur Antinozizeption wenn der Patient bewusstlos ist)<br />

• (Neuroleptanalgesie, Neuroleptanästhesie)<br />

Wirkungsmechanismus der endogenen Opiate<br />

Es erfolgt ein starker, zweiseitiger Angriff des antinozizeptiven Systems.<br />

An der Präsynapse wird die Ausschüttung der Substancia P gehemmt, an der Postsynapse erfolgt<br />

eine Hyperpolarisation, was die Weiterleitung eines Aktionspotentials verhindert.<br />

Dadurch wird insgesamt die Schmerzweiterleitung gehemmt.<br />

123


Wirkungsmechanismus des Morphins <strong>und</strong> der Opioide:<br />

Es erfolgt ein Angriff an den drei Subtypen der antinozizeptiven Rezeptoren.<br />

1) μ - Rezeptor<br />

2) χ- Rezeptor<br />

3) δ - Rezeptor<br />

Morphin ahmt die Endorphin Wirkung nach.<br />

Es gibt unterschiedliche Substanzen auf diesem gebiet, mit unterschiedlichen Wirkungen. Dies ist<br />

so, da die Rezeptoren zum einen unterschiedlich lokalisiert sind <strong>und</strong> zum anderen die Substanzen<br />

eine unterschiedliche Affinität zu ihnen aufweisen sowie eine unterschiedliche ZNS – Gängigkeit.<br />

Lokalisation der Rezeptoren:<br />

• im ZNS<br />

• in der Darmwandmuskulatur<br />

• in der Blasenwandmuskulatur<br />

Nicht ZNS – gängige Opioide können gut als Antidiarrhoika eingesetzt werden.<br />

Sie hemmen die Propulsivmotorik <strong>und</strong> fördern die Pendelmotorik (bessere Durchmischung des<br />

Speisebreies).<br />

Sie wirken stark spasmogen auf die Sphincteren <strong>und</strong> verlängern deshalb die Passagezeit um<br />

St<strong>und</strong>en.<br />

Deshalb kann bei Patienten mit Intoxikationen durch das Herbeiführen von Erbrechen oft noch<br />

geholfen werden, da die tödliche Dosis durch die verlängerte Passage noch im Magen verweilt.<br />

Bildung der Endorphine:<br />

Sie entstehen aus einem Vorläufer (=Precursor) – Protein, dem Pro – opio – melano – Cortin.<br />

Es wird in der Großhirnrinde freigesetzt <strong>und</strong> daraus bilden sich:<br />

• ß – Endorphin 31 Aminosäuren<br />

• Dynorphine 17 bzw. 18 Aminosäuren<br />

• Encephaline 5 Aminosäuren<br />

Allen Substanzen ist gemein, dass sie einen endständigen Tyrosinrest besitzen.<br />

Für das Vorläuferprotein gibt es zwar spezielle Rezeptoren, es wirkt aber nicht morphinartig.<br />

Die Rezeptorsubtypen werden nicht speziell von einer der drei Substanzen erregt.<br />

Man kann die Substanzen therapeutisch nicht einsetzen, da sie neben einem raschen Abbau die Blut<br />

– Hirn – Schranke nicht überwinden können.<br />

Man kann höchstens ihren Abbau hemmen, in der Erforschung sind Ansätze zur Förderung der<br />

Endorphinausschüttung.<br />

124


Typische, rezeptorvermittelte Wirkungen der Opioide auf den Organismus, am Beispiel des<br />

Morphins:<br />

1) zentrale Wirkungen<br />

• Dämpfend<br />

• Euphorisierend<br />

Diese Wirkung wird über den μ - Rezeptor vermittelt, über den auch die Analgesie<br />

vermittelt wird. Deshalb kann ausnahmslos keine Trennung der Wirkung vom<br />

Suchtpotential erfolgen!<br />

• Analgesie Indikation<br />

• Sedierung (nachlassen der Konzentration) [Indikation bei der Narkose]<br />

• Tranquillisierend<br />

• Atemdepression (zentral)<br />

Schmerzen regen das Atemzentrum an, die Atemdepression führt praktisch auf den<br />

Normalwert zurück.<br />

Sie ist nicht therapielimitierend bei Anwendung nach Indikation!<br />

Cave: Überdosierung<br />

• Hustendepression Indikation<br />

• Zunächst stimulierend, später inhibierend auf das Brechzentrum Indikation<br />

Hemmung des Brechzentrums bei einer Dauergabe kann so stark sein, dass bei<br />

Tumorpatienten auf ein Antiemetikum verzichtet werden kann.<br />

• Miosis<br />

Bei Bewusstlosen kann man hieran feststellen, ob eine Intoxikation mit Opioiden vorliegt<br />

2) periphere Wirkungen<br />

• Spastische Obstipation Indikation<br />

(Tonus der Sphincteren nimmt zu, die Pendelmotorik steigt an, die Propulsivmotorik<br />

nimmt ab)<br />

Die Zeitdauer der Gastroinstetinalpassage steigt.<br />

Therapielimitierende Nebenwirkung der Opioide!<br />

• Miktionsstörungen<br />

Cave: durch die Analgesie bleibt der Schmerzreiz zum Wasserlassen aus!<br />

• Antidiuretisch<br />

• Unspezifische Histaminfreisetzung<br />

Findet als pseudoallergische Reaktion statt, der Wirkungsmechanismus ist ungeklärt, aber<br />

nicht rezeptorvermittelt.<br />

125


Substanzen:<br />

Morphin<br />

Pharmakokinetik:<br />

Es erfolgt in der Leber eine Phase II – Reaktion, nämlich die Kopplung an Glucuronsäure. Dies<br />

führt nahezu quantitativ zu zwei Produkten, dem 3 – Glucuronid <strong>und</strong> dem 6 – Glucuronid.<br />

Die Glucuronide sind permanent geladen. Durch diese Polarität sind sie leichter nierengängig <strong>und</strong><br />

können so renal eliminiert werden.<br />

Das 3 – Glucuronid ist unwirksam. Das 6 – Glucuronid ist das eigentlich wirksame Derivat. Die<br />

Faltung des Moleküls schirmt die Ladung ab <strong>und</strong> mach dadurch die Passage der Blut – Hirn –<br />

Schranke möglich.<br />

Das 6 – Glucuronid ist ein voller Rezeptoragonist <strong>und</strong> in seiner Wirkung stärker als das Morphin.<br />

Es ist das wirksame Prinzip bei der per oralen Gabe der Substanz.<br />

Pentazocin (Fortral®)<br />

BTM<br />

Diese Substanz wirkt gemischt agonistisch / antagonistisch, ist also ein Partialagonist.<br />

Sie verursacht bei Süchtigen ein akutes Entzugssyndrom, wegen des Ceiling effektes.<br />

Ceiling effect bedeutet, dass auch bei einer Steigerung der Dosierung keine verstärkte Wirkung<br />

eintritt. Er ist typisch für Partialagonisten.<br />

Deshalb mach eine Dosissteigerung nur bei Vollagonisten einen Sinn.<br />

126


Buprenorphin (Temgesic®)<br />

BTM<br />

Es erfolgt eine sublinguale Applikation, wodurch der First – pass – Effekt ausgeschaltet wird, bzw.<br />

umgangen wird.<br />

Auch hier ist die Wirkung gemischt agonistisch / antagonistisch.<br />

Die Substanz hat eine hohe Haftneigung am Rezeptor, daher ist die Wirkung bei Gabe von Naloxon<br />

als Antidot auch nicht aufhebbar. Man muss hier auf ein unspezifisches Atem- <strong>und</strong><br />

Vasomotorenstimulanz wie Doxapram zurückgreifen.<br />

Tilidin / Naloxon (Valoron®) kein BTM<br />

Naloxon muss in Apotheken als Antidot für eine evtl. Opioid . Intoxikation bereitgehalten werden.<br />

Tilidin muss erst endogen zum Vollagonisten Nortilidin aktiviert werden, so ist eine langsame<br />

Anflutung im Gehirn gewährleistet.<br />

Bei parenteraler, missbräuchlicher Anwendung kommt es zur Rezeptorbesetzung durch den<br />

Vollantagonisten Naloxan. Dadurch tritt kein Wirkung mehr ein, das Präparat ist also vor<br />

Missbrauch geschützt.<br />

Bei bestimmungsmäßiger, oraler Applikation wird das Naloxan präsystemisch eliminiert.<br />

Aufgr<strong>und</strong> dieser Vorsichtsmaßnahme wird das Präparat von der Drogenszene abgelehnt.<br />

Im Tilidinmolekül ist eine Metamphetamin – Partialstruktur enthalten, es kommt daher zu eher<br />

untypischen Nebenwirkungen wie Schlaflosigkeit <strong>und</strong> Nervosität.<br />

Pethidin (Dolantin®) BTM<br />

Früher wurde angenommen, dass die Spasmogenität des Pethidins weniger stark ausgeprägt sei, als<br />

die des Morphins. Daher wurde es vielfach bei Koliken <strong>und</strong> überstarken Wehen angewendet.<br />

Eine neue Metaanalyse besagt jedoch, dass die Spasmogenität der Substanz nicht signifikant<br />

geringer ist als die des Morphins.<br />

Wichtig: Es gibt keine spasmolytisch wirksamen Opioide, sie wirken alle spasmogen!!!<br />

Tramadol (Tramal®) kein BTM<br />

Ist ein Partialagonist mit 10 – 20 % der Wirkungsstärke des Morphins.<br />

Es verursacht wahrscheinlich vegetative, mit dem Sympathikus interagierende Nebenwirkungen.<br />

Ist allerdings trotzdem das am meisten verschriebene Opioid in der BRD, da es als besondere<br />

Zubereitung von der BTM – Pflicht ausgenommen ist.<br />

127


Codein, Dihydrocodein (DHC) als Fertigarzneimittel kein BTM<br />

Es wirkt zentral antitussiv, bei einer Dosis von ca. 10 – 20 mg..<br />

Wird zu 5 – 10 % in Morphin umgewandelt, daher können Codein <strong>und</strong> Derivate in sehr hoher Dosis<br />

(1 – 2 g) als Suchtersatzmittel dienen.<br />

Cave:<br />

Säuglinge <strong>und</strong> Kleinkinder reagieren um ein Vielfaches empfindlicher als Erwachsene. Daher<br />

ist Codein hier <strong>und</strong> in der Schwangerschaft <strong>und</strong> Stillzeit kontraindiziert!<br />

Codein ist als Kombination mit Paracetamol in Form eines Analgetikums erhältlich. Außerdem ist<br />

seit einiger Zeit in der BRD eine retardierte Zubereitung des DHC als Schmerzmittel zugelassen<br />

(Dosierung: 60 / 90 / 120 mg).<br />

Die Indikation sind starke bis sehr starke Schmerzzustände.<br />

Der antitussive Effekt des DHC ´s tritt schon bei Dosen um 20 – 30 mg ein.<br />

Beide Substanze sind Vollagonisten an den Rezeptoren des antinozizeptiven Systems.<br />

DHC wird neuerdings auch als Suchtersatzmittel eingesetzt, allerdings mit geringem Erfolg.<br />

Fentanyl / Sufentanyl (Fentanyl Janssen®, Durogesic®= TTM) BTM<br />

Dies Substanzen sind sehr starke Vollagonisten, sie wirken ca. 5 000 mal so stark wie Morphin.<br />

China – White = α - Methyl – Fentanyl wirkt sogar 10 000 mal so stark wie Morphin.<br />

Die Substanzen habe nein sehr kurze Halbwertszeit, sie beträgt ca. 20 Minuten.<br />

Die Verwendung erfolgt i.v. zur Neuroleptanalgesie <strong>und</strong> als TTS zur Schmerztherapie. Das TTS<br />

wird alle drei Tage aufgetragen, die Wirkung ist gut steuerbar, der Einsatz erfolgt meist bei<br />

Tumorpatienten.<br />

Remifentanyl<br />

Markteinführung war 1996. Die pharmakodynamische Wirkung ist der des Fentanyls gleich zu<br />

setzen.<br />

Pharmakokinetisch gesehen, stellen diese Substanzen eine neue Klasse von Opioiden dar. Ihre<br />

Halbwertszeit ist extrem kurz <strong>und</strong> beträgt gerade mal 0,5 – 2 Minuten.<br />

Verwendet wird die Substanz in der Anästhesie als Dauerinfusion. Wird diese abgestellt, so erwacht<br />

der Patient nahezu instantan. Allerdings hat er dann auch nach spätestens 4 Minuten wieder<br />

Schmerzen. Hier wurde eine Dosierpumpe zur eigenständigen Gabe des Schmerzmittels entwickelt,<br />

bei der allerdings eine obere Limitierung eingestellt ist.<br />

128


Rezeptfreie Antitussiva<br />

Opioid – verwandte Substanzen<br />

Clobutinol (Silomat®) rezeptfrei<br />

Pentoxyverin (Sedotussin®) rezeptfrei<br />

Dextromorphan, in Kombinationspräparaten rezeptfrei<br />

Das Dextromorphan wurde als Analgetikum entwickelt, besitzt allerdings nur die antitussive<br />

Wirkung. Das Racemat, Levomorphan wirkt auch analgetisch, zur Gewinnung der Substanz wird<br />

eine Racemattrennung durchgeführt.<br />

Die antitussiv wirksame Dosierung liegt bei 30 mg. Da die Substanz fähig ist, NMDA – Rezeptoren<br />

zu blockieren kann sie in Dosen > 400 mg halluzinogen wirken. Deshalb <strong>und</strong> da sie im Test als<br />

Neuroprotektivum ist, wird über eine Aufhebung des Rezeptstatus nachgedacht.<br />

Der Wirkungsmechanismus der Substanzen ist noch ungeklärt, es liegt allerdings keine opioide<br />

Wirkung mehr vor.<br />

Antidiarrhoika<br />

Loperamid (Immodium®) rezeptfrei<br />

Die Indikation liegt vor, da das Loperamid nicht ZNS – gängig ist <strong>und</strong> somit nur peripher wirken<br />

kann.<br />

Der Stoff ist sehr lipophil <strong>und</strong> müsste eigentlich die Blut – Hirn – Schranke überwinden.<br />

Hier liegt allerdings eine Arzneistoffpumpe vor, welche die Substanz aus den Endothelzellen aktiv<br />

herausbefördert.<br />

Es erfolgt eine vielfache Anwendung vor allem in Reiseapotheken.<br />

Bei einer Diarrhoe, die auf einer bakteriellen Infektion des Darms beruht soll diese Substanz nicht<br />

angewendet werden, da sonst die Ausscheidung der Erreger <strong>und</strong> evtl. toxischer<br />

Stoffwechselprodukte langsamer als nötig erfolgt.<br />

Die Diarrhoe dient hier als Schutzfunktion des Körpers!<br />

In solchen Fällen sollten orale Rehydratationslösungen verwendet werden.<br />

Oralpädon®, Elotrans® rezeptfrei<br />

Diese bestehen aus viel Glucose, Natrium <strong>und</strong> Kalium.<br />

Durch einen Na – Glucose – Cotransport im Darm wird von der Lumenseite Natrium <strong>und</strong> Glucose<br />

aktiv ins Körperinnere befördert. Wasser diff<strong>und</strong>iert dann passiv nach. Kalium wird zur<br />

Vorbeugung von Herzschäden zugefügt.<br />

Diese Lösungen sind das Mittel der Wahl bei Säuglingen <strong>und</strong> Kleinkindern.<br />

Cave: In Entwicklungsländern sollte das Wasser immer abgekocht zugefügt werden !!!<br />

129


Neuroleptanalgesie / Neuroleptanästhesie<br />

Dies ist eine Narkosemethode, bei der man die Bewusstlosigkeit durch die Kombination eins<br />

Neuroleptikums mit einem Opioid – Analgetikum herbeiführt. Dies geschieht ohne oder mit<br />

geringem Einsatz von Narkotika.<br />

Der Einsatz erfolgt in der Alters- <strong>und</strong> Herzchirurgie, da diese Narkoseart die lebenswichtigen<br />

Funktionen in einem geringeren Ausmaß beeinflusst als die Narkotika. Das Erwachen erfolgt ohne<br />

Desorientierung, es gibt eine kurze (ca. 20 Minuten) andauernde postoperative Analgesie.<br />

Normalerweise werden Fentanyl als Opioid <strong>und</strong> Droperidol als Neuroleptikum kombiniert. Im<br />

Fertigarzneimittel Thalamonal® liegen sie im Verhältnis 1: 50 vor.<br />

Relativ gesehen ist die Narkosemethode allerdings unsicher, z.B. kann Fentanyl bei langjährigen<br />

Schmerzpatienten seine Wirkung verlieren, ebenso wie das Droperidol bei psychotisch Erkrankten.<br />

Des weiteren sind die Substanzen nicht so gut steuerbar.<br />

ORS = Opioid – Rotating – System<br />

Bei einer langfristigen Behandlung mit zentral wirksamen Analgetika lässt deren Wirkung<br />

irgendwann nach.<br />

Der Gr<strong>und</strong> hierfür ist die Down – Regulation des Organismus, der darauf auf die<br />

langanhaltende unphysiologische Stimulierung reagiert.<br />

Diese führt zur Unterdrückung der Neuexprimierung / Neubildung der Rezeptoren.<br />

Das ORS stellt hierfür eine Ausweichmöglichkeit dar. Man hat zwei Möglichkeiten:<br />

1) Unterlassung der Gabe ca. 1 mal pro Woche. Dies ist allerdings gerade bei<br />

Schmerzpatienten schwer möglich<br />

2) Rotation von Einzelsubstanzen, z.B. 3 * Tilidin <strong>und</strong> 4 * DHC<br />

Der gr<strong>und</strong> für die Verbesserung ist unbekannt, man vermutet einen Zusammenhang mit der<br />

unterschiedlichen Affinität der Substanzen zu den Rezeptorsubtypen!<br />

130


I. Periphere oder antipyretische Analgetika<br />

Paracetamol = para – Hydroxy – Acet – Anilid<br />

Indikation:<br />

Fieber, Zahnschmerzen, Kopfschmerzen<br />

Wirkungsmechanismus:<br />

Er ist auf molekularer Ebene unklar. Bekannt ist, dass es eine zentrale Komponente in der Wirkung<br />

geben muss.<br />

Wichtig:<br />

Das DAB hat eine Tageshöchstmenge festgelegt. Diese beträgt 8 g / Tag. Bei höheren Dosen kann<br />

es zu irreversiblen Leberschädigungen kommen, die zum Tode führen können.<br />

Diese Schädigungen basieren auf der Metabolisierung des Paracetamols zum schädlichen<br />

Metaboliten p – Chinonimid.<br />

Dieses reagiert mit den SH – Gruppen in Leberenzymen. Dadurch werden diese inaktiviert.<br />

Als Antidot können ACC oder Glutathion parenteral verabreicht werden. Diese dienen als SH –<br />

Donatoren. Allerdings muss die Gabe in den ersten 6 – 8 St<strong>und</strong>en nach der Intoxikation erfolgen.<br />

Besonderheit:<br />

Paracetamol greift nur wenig in den Eicosanoid – Stoffwechsel ein. Daher ist es das Mittel der<br />

Wahl bei leichten bis mittelschweren Schmerzen in der Schwangerschaft <strong>und</strong> Stillzeit sowie bei<br />

Säuglingen <strong>und</strong> Kindern.<br />

131


Metamizol – Natrium (Novalgin®)<br />

Die Substanz gehört chemisch zu den Pyrazolinonen.<br />

Indikation:<br />

Viscerale Schmerzen, dass sind Schmerzen der Eingeweiden, wie z.B. Kolik – Schmerzen.<br />

Des weiteren wirkt die Substanz auch leicht spasmolytisch. Dies ist gerade bei visceralen<br />

Schmerzen ganz angebracht.<br />

Da die Substanz auch nur zu einem sehr geringen Prozentsatz in den Eicosanoid – Stoffwechsel<br />

eingreift ist sie keine Kontraindikation für Schwangere oder Stillende, prinzipiell auch für Kinder.<br />

Wirkungsmechanismus:<br />

Hier ist der Wirkungsmechanismus ebenfalls unklar.<br />

Die Substanz kommt als Natrium – Salz in den Handel. Dadurch ist die Substanz sehr gut<br />

wasserlöslich <strong>und</strong> kann injiziert werden. Sie ist eine Weiterentwicklung der Vorgängersubstanzen<br />

Phenazon <strong>und</strong> Aminophenazon.<br />

Metamizol – Natrium zerfällt in der Umkehr der Synthese zu 4 – Aminophenazon als aktiven<br />

Metaboliten.<br />

Die Plasmahalbwertszeit beträgt ca. 5 St<strong>und</strong>en.<br />

Es ist das stärkste der antipyretischen Analgetika, kann in seiner Wirkung sogar Tramadol<br />

übertreffen.<br />

UAW´s:<br />

Bei rascher i.v. Applikation kann es in seltenen Fällen zum Kreislaufschock kommen.<br />

Eine weitere sehr seltene, aber schwerwiegende Nebenwirkung ist die Agranulozytose.<br />

Deren Symptome sind Halsschmerzen <strong>und</strong> hohes Fieber, ähnlich der Tonsilitis. Wenn falsch<br />

behandelt wird kann sie sich zu einer nekrotisierenden Tonsilitis ausweiten.<br />

Allgemein ist die Infektionsneigung erhöht.<br />

132


Stoffwechsel von Eicosanoiden<br />

Die Eicotetraisäure = Arachidonsäure ist die Vorstufe der Eicosanoide. Dieses sind<br />

Entzündungsmediatoren.<br />

Mechanismus:<br />

Phospholipidmembran Arachidonsäure<br />

Prostaglandine (PG) Leukotriene<br />

Prostacycline<br />

Thromboxan A2 (TX A2)<br />

Sobald die Synthese der Mediatoren fertig ist, hat sich die Entzündung manifestiert.<br />

Biosynthese <strong>und</strong> Stoffwechsel der Eicosanoide:<br />

Die Freisetzung der Arachidonsäure erfolgt aus den Phospholipidmembranen unter Katalyse von<br />

PAL II. Dieser Schritt wird durch die Glucocorticoide gehemmt.<br />

Die Arachidonsäure ist dann das Substrat für die COX <strong>und</strong> die LOX.<br />

Die Prostaglandine, Prostacycline <strong>und</strong> das Thromboxan sind C20 – Körper, die über cyclische<br />

Endoperoxide entstehen. Dies wird durch die COX katalysiert.<br />

Es existieren zwei Isoenzyme der COX:<br />

• COX I : ist konstitutiv, also permanent ubiquitär vorhanden (z.B. in Magen <strong>und</strong> Niere)<br />

• COX II: ist ein induzierbares Enzym, das im Rahmen einer Entzündung gebildet wird<br />

Die gebildeten Eicosanoide sind Lokalhormone, das bedeutet dass ihr Freisetzungsort gleichzeitig<br />

ihr Wirkungsort ist.<br />

Die Inaktivierung erfolgt durch die ubiquitär vorkommende 15 – Hydroxy – Prostaglandin –<br />

Dehydrogenase. Ihre Bildung ist ebenfalls ubiquitär.<br />

Bei einer Abgabe ins Blut würde der Abbau zu schnell erfolgen, deshalb wirken die Substanzen als<br />

Lokalhormone.<br />

Möglichkeiten zum medikamentösen Eingreifen:<br />

a) Hemmung der PAL II Glucocorticoide<br />

b) Hemmung der COX Nicht steroidale Antirheumatika<br />

133


Biologische Wirkungen der Eicosanoide:<br />

• Prostaglandine sind nicht selbst aktiv an den Nozizeptoren, haben aber keine<br />

schmerzerzeugende Wirkung. Sie steigern stattdessen die Empfindlichkeit der Nozizeptoren.<br />

• Der Sollwert der Körpertemperatur im Thermoregulationszentrum im Hypothalamus wird<br />

erhöht.<br />

• Vasodilatation ( fast alle Entzündungsmediatoren wirken vasodilatorisch)<br />

• Die Bildung von Magenschleim wird angeregt <strong>und</strong> die Säurebildung des Magens wird<br />

herangesetzt. Deshalb gelten die Prostaglandine auch als protektive Faktoren.<br />

Dies erklärt eine der wichtigen Nebenwirkungen der NSAR, nämlich die Magenschädlichkeit.<br />

• PGF 2α bewirkt die ischämische Nekrose der Endometriumschleimhaut vor der Menstruation.<br />

• Regen die Wehentätigkeit an (deshalb sind NSAR im letzen Trimenon der Schwangerschaft<br />

kontraindiziert)<br />

• Die Nierendurchblutung wird gesteigert, ebenso wie die Wasser- <strong>und</strong><br />

Natriumchloridausscheidung<br />

• TX A2 <strong>und</strong> Prostacycline regulieren als physiologische Nebenspieler die Aggregabilität der<br />

Blutblättchen<br />

Leukotriene sind die von den bisher bekannte Substanzen am stärksten bronchokonstriktorisch<br />

wirkenden. Hier könnte ein Ansatz für die Therapie des Asthma bronchiale liegen.<br />

AA<br />

Thrombozyten – Funktions – Hemmung<br />

COX in den TX A2 1) vasokonstriktorisch<br />

Thrombozyten 2) Thrombozytenaggregationsfördernd<br />

COX in den Prostacycline 1) vasodilatorisch<br />

Endothelzellen 2) Thrombozytenaggregationhemmend<br />

Man erhält durch die Hemmung COX folgende Effekte:<br />

1) ein relatives Überwiegender Prostacycline gegenüber des Thromboxan A2´s<br />

2) eine Thrombozytenfunktionshemmung<br />

Gründe für die auftretenden Effekte:<br />

Die Thrombozyten besitzen keinen Zellkern, sie können daher keine Cyclooxigenase nachbilden.<br />

Bei einer irreversible Hemmung des Enzyms werden auch die Thrombozyten irreversibel gehemmt.<br />

Da die Wirkung von der Enzymkaskade abhängt, setzt sie nicht schlagartig, sondern mit einer<br />

Latenz von ca. 12 St<strong>und</strong>en ein.<br />

134


Acetylsalicylsäure, ASS (Aspirin®)<br />

Wirkungsmechanismus:<br />

Die Substanz überträgt den Acylrest auf die Cyclooxigenase. Dadurch wird das Enzym irreversibel<br />

gehemmt. Die Hemmung ist unspezifisch <strong>und</strong> wirkt auf beide Isoenzyme.<br />

Die Halbwertszeit der Substanz beträgt ca. 15 – 20 Minuten.<br />

Die Wirkdauer wird jedoch nur durch die Geschwindigkeit bestimmt, mit welcher der Organismus<br />

neue COX nachsynthetisiert. Dies dauert ca. 20 St<strong>und</strong>en, wodurch die Wirkdauer die Halbwertszeit<br />

bei weitem übertrifft (s. Omeprazol).<br />

Auch der Effekt der Thrombozytenaggregationshemmung lässt sich hierdurch erklären.<br />

ASS ist das einzige NSAR, das die COX irreversibel blockiert, bei allen anderen Substanzen erfolgt<br />

die Blockade reversibel<br />

Indikationen:<br />

• Prophylaxe <strong>und</strong> Nachsorge des Herzinfarktes (als Haemorheolytikum = den Blutfluss fördernd),<br />

in geringen Dosen von 30 – 100 mg / Tag.<br />

• Leichte bis mittelschwere Kopf-, Zahn- <strong>und</strong> Gliederschmerzen; Regelschmerzen, in Dosen von<br />

0,5 – 1,0 g / Tag<br />

• Antipyretische Wirkung bei grippalen Infekten (meist in mehr oder weniger sinnvollen<br />

Kombinationspräparaten), in Dosen von ca. 0,5 – 1 g / Tag<br />

• Antiphlogistische Wirkung bei Beschwerden des rheumatoiden Regelkreises, dann allerdings in<br />

hohen Dosierungen (> 4 g / Tag), bei diesen können schon ZNS – Wirkungen wie<br />

Ohrensauasen, Schwindel, Unwohlsein <strong>und</strong> Konzentrationsstörungen auftreten.<br />

Es ist generell ein Fehler ein Analgetikum mit einer zentral wirksamen Substanz zu kombinieren, da<br />

hier sehr schnell eine Gewöhnung erfolgt, die bis zur Sucht führen kann.<br />

Einzige Ausnahme ist die Kombination von Paracetamol mit Codein, sie dient zur Stufe II in der<br />

Schmerztherapie.<br />

Kontraindikationen:<br />

Asthma<br />

Bei einer Hemmung der COX steht automatisch mehr Substrat für die LOX zur Verfügung. Durch<br />

das höhere Angebot an Substrat werden mehr Leukotriene gebildet. Da diese stark<br />

bronchokonstriktorisch wirken kann dies bei Asthma – Patienten zu Komplikationen führen.<br />

UAW´s der NSAR im Allgemeinen:<br />

Es kann zu einem Angriff auf die Magenschleimhaut kommen <strong>und</strong> zwar aus zwei Gründen:<br />

• Sobald die reine Säure auf den Magen trifft erfolgt ein direkter Angriff<br />

• Durch die Hemmung der Prostacyclinsynthese erfolgt ein indirekter Angriff<br />

135


Des weiteren können pseudoallergische Reaktionen erfolgen, meist in Form von Asthma –<br />

Anfällen.<br />

Die Ursache ist die vermehrte Bildung von Leukotrienen durch die Blockade der COX, der LOX<br />

steht einfach mehr Substrat zur Verfügung.<br />

UAW ´s der ASS:<br />

• Reye – Syndrom:<br />

Es tritt bei Säuglingen <strong>und</strong> Kleinkindern auf, wobei der Wirkungsmechanismus unbekannt ist.<br />

Es kommt zu einer schweren leber- <strong>und</strong> Hirnschädigung, die Prognose für die Betroffenen ist<br />

schlecht. Hier ist Paracetamol vorzuziehen.<br />

• Bei Einnahme im letzten Drittel der Schwangerschaft können<br />

- Wehenschwäche<br />

- Vorzeitiger Verschluss des Ductus Arteriosus butali (Hauptversorgung für das Kind)<br />

- Erhöhte Blutungsgefahr für Mutter <strong>und</strong> Kind auftreten<br />

Hier ist Paracetamol vorzuziehen<br />

Ibuprofen (Aktren®)<br />

Diclofenac (Voltaren®)<br />

Piroxicam<br />

Substanzenbeispiele für die NSAR im engeren Sinne:<br />

Allen Substanzen einschließlich der Acetylsalicylsäure ist gemein, dass sie gut enterale resorbiert<br />

werden <strong>und</strong> eine sehr hohe Plasmaeiweißbindung aufweisen (90 – 99 %).<br />

Dies kann zu Interaktionen mit anderen Arzneistoffen führen, die aus ihrer Plasmaeiweißbindung<br />

verdrängt werden können.<br />

Die Unterschiede der Substanzen liegen vorwiegend in ihrer Halbwertszeit.<br />

Die oben genannten Substanzen sind ebenfalls COX – Hemmstoffe, die Hemmung erfolgt hier<br />

allerdings reversibel.<br />

136


Meloxicam (Mobec®)<br />

Rofecoxib<br />

Selektive COX II – Hemmstoffe<br />

Die Substanzen sind selektive COX II – Hemmstoffe <strong>und</strong> erst seit 1996 bzw. 1998 auf dem Markt.<br />

Die Prävalenz von Meloxicam liegt bei ca. 3:1 für die COX II, man braucht für einen<br />

Wirkungseintritt allerdings so hohe Dose, dass wahrscheinlich auch schon eine Hemmung der COX<br />

I vorliegt.<br />

Die Prävalenz von Refecoxib liegt zwar höher, aber auch hier entsprachen die Ergebnisse nicht den<br />

Erwartungen.<br />

Mittlerweise geht man davon aus, dass der Denkansatz einer selektiven COX II – Hemmung falsch<br />

war <strong>und</strong> eine Hemmung dieses Enzyms einfach nicht ausreicht um die erwünschte Wirkung zu<br />

erzielen.<br />

Montelucast<br />

Dies ist ein LT – Rezeptor – Antagonist, der zur „Add – on – Therapie“ bei Asthma –<br />

Erkrankungen benutzt wird.<br />

Auch hier sind die Erfolge noch abzuwarten, da die Substanz noch sehr jung ist.<br />

In den USA wird zur Zeit der Weg der Hemmung der LOX begangen, um Asthma – Patienten zu<br />

helfen. Es steht noch zur Debatte, ob dadurch unter Umständen die Produktion von Prostaglandinen,<br />

-cyclinen <strong>und</strong> TX A2 zunimmt, da für die COX mehr Substrat zur Verfügung steht.<br />

137


Rheumatoide Arthritis = primär progradiente chronische<br />

Polyarthritis (cP / PcP)<br />

Arthritis = Gelenkentzündung<br />

Chronisch = sich langsam entzündend<br />

Primär = tritt ursprünglich auf<br />

Rheumatoid = Rheuma ähnlich<br />

Es handelt sich um eine Autoimmunerkrankung. Der Verlauf erfolgt in Schüben. Es handelt sich um<br />

eine fortschreitende, entzündliche, systemische Gelenkerkrankung, die allerdings auch innere Organ<br />

befallen kann. Daran liegt auch, dass die unbehandelte Krankheit zu einer Lebenszeitverkürzung<br />

von 10 – 15 Jahren führen kann.<br />

Sie beginnt normalerweise in den Gelenken von Fingern <strong>und</strong> Zehen. Da es sich um eine<br />

systemische Erkrankung handelt sind immer gleichzeitig beide Hände, Füße etc. betroffen.<br />

Pathogenese:<br />

Der Auslöser der Erkrankung ist nicht bekannt, es handelt sich um eine autoimmunologische<br />

Attacke.<br />

1) Entzündung der Gelenkinnenhaut (Synovialmembran)<br />

2) Im Rahmen der Entzündung kommt es zu einer Präsentation von Antigenen durch<br />

Makrophagen (Teile der Fremdkörper werden in der Oberfläche als Antigen präsentiert) =<br />

Immunstimulation<br />

3) Es kommt zur Aktivierung von T – Lymphozyten<br />

4) Die Reaktion erfolgt in Form einer erneuten Entzündung ( = normale einheitliche<br />

immunologische Reaktion des Körpers). Dadurch wird das entzündliche Geschehen<br />

unterhalten.<br />

5) Es kommt zur Freisetzung von Entzündungsmediatoren<br />

6) Diese sind chemotaxisch aktiv, sie beeinflussen die Bewegung von Entzündungszellen<br />

(weiße Blutkörperchen etc.) durch das Aussenden von chemischen Reizen.<br />

Chemotaxis: Anlocken aufgr<strong>und</strong> chemischer Reize<br />

7) Auswanderung neutrophiler Granulozyten / Makrophagen in das Synovialgewebe =<br />

DIAPEDESE<br />

8) Freisetzung von destruktiven Enzymen durch neutrophilen Granulozyten<br />

Durch die Aneinanderkettung dieser Ereignisse dehnt sich die Entzündung auf das gesamte Gelenk<br />

aus. Es kommt zu einer Knorpel- <strong>und</strong> Knochenschädigung.<br />

Das Synovialgewebe fängt dann an Narben- bzw. Granulationsgewebe zu bilden. Dies wird auch<br />

Panus genannt <strong>und</strong> äußert sich in Wucherungen, welche in das Gelenk hineinwachsen.<br />

Im gesamten Verlauf kommt es also zuerst zu Schmerzen, dann zu einer Versteifung des Gelenks,<br />

weil die betroffenen Knochen zusammenwachsen.<br />

138


Standarttherapie:<br />

Pharmakotherapie<br />

Man unterscheidet in Basistherapie <strong>und</strong> Anfallstherapie. Bei der Basistherapie ist mit dem<br />

Wirkungseintritt erst mit einer gewissen Latenz zu rechnen, nämlich 6 – 8 Wochen.<br />

Basistherapie<br />

1) Substanzen mit lysosomalen Speicher<br />

Aurothiomalat, Na – Salz (Tauredon®)<br />

Goldgehalt der Substanz: 46 %<br />

Wirkungsmechanismus:<br />

Die Substanzen reichern sich in den Lysosomen an. Dadurch reifen die Zellen mit Lysosomen<br />

langsamer aus, des weiteren ist ihre Migration = Beweglichkeit verringert.<br />

Es kommt außerdem zu einer Funktionsstörung in den Lysosomen, dadurch wird die lysosomale<br />

Freisetzung destruktiver Enzyme eingeschränkt <strong>und</strong> die Entzündung beruhigt sich.<br />

UAW ´s:<br />

• Extreme Dermatitis<br />

• Blutbildveränderungen<br />

Diese Nebenwirkung ist therapielimitierend. Ein Problem ist die langen Halbwertszeit der<br />

Substanzen, sie liegt zwischen 60 – 80 St<strong>und</strong>en.<br />

Es kommt also zu einer Akkumulation bei Nichterkennung.<br />

Substanzen:<br />

Es handelt es sich um organische Goldverbindungen, die Therapie wird deshalb auch als<br />

„Chrysotherapie“ bezeichnet.<br />

Sie müssen injiziert werden, die Ausnahme bildet Auranofin.<br />

Die Substanzen erwirken im günstigsten Fall einen Stillstand der Erkrankung, normalerweise wird<br />

nur eine Verlangsamung des Fortschritts erreicht.<br />

1a) Chloroquin, Hydroxychloroquin<br />

Resorchin®<br />

Die Gabe erfolgt in extrem hohen Dosen ( in normalen Dosen als Antimalariamittel).<br />

Die Substanzen werden ebenfalls lysosomal gespeichert<br />

139


UAW ´s:<br />

Es kommt durch eine Ablagerung der Substanzen in der Cornea zu Sehstörungen.<br />

2) Substanzen mit unklarem Wirkungsmechanismus<br />

d – Penicillamin<br />

Als Vermutung wird eine Komplexbildung mit Metallionen, die für die Enzymaktivität wichtig sind<br />

angenommen.<br />

Sulfasalazin = Salazosulfapyridin<br />

Die Substanz wird im Darm gespalten, es sollen beide Molekülteile an der Wirkung teilhaben.<br />

Zur Therapie des M. Crohn dient das Sulfonamid nur als Vehikel, dass die Resorption in den oberen<br />

Darmabschnitten verhindern soll.<br />

3) Immunsuppressive Therapie<br />

Methotrexat (Lantarel®)<br />

Wirkungsmechanismus:<br />

Bei der Substanz handelt es sich um einen Folsäure – Antimetaboliten. Er hemmt die<br />

Dihydrofolsäurereduktase, dadurch kann keine Tetrahydrofolsäure mehr produziert werden. Es<br />

können deswegen keine C1 – Bausteine mehr bei der DANN – Synthese übertragen werden.<br />

Man unterdrückt den Autoimmunprozess, da die Teilung der sich schnell teilenden Zellen<br />

unterdrückt wird.<br />

Es kommt zu einer Remission der Erkrankung, im besten Falle wird also der verschleiß gestoppt.<br />

140


Problem:<br />

Der Patient wird durch die Unterdrückung des Immunsystems insgesamt infektanfälliger,<br />

auftretende Infekte fallen deutlich stärker aus.<br />

Es kann eine phasenweise Immunstimulation durchgeführt werden, durch sie wird allerdings auch<br />

die Gefahr eines akuten Schubs erhöht.<br />

Weitere verwendete Substanzen:<br />

Cyclophosphamid<br />

Azathioprin<br />

Akuttherapie<br />

Es werden NSAR <strong>und</strong> Glucocorticoide eingesetzt. Diese helfen nur gegen die aktuellen Symptome,<br />

es erfolgt kein Eingriff in das Krankheitsgeschehen.<br />

Die Anwendung ist nur im akuten Schub angebracht oder zu Beginn der Basistherapie, um die<br />

Latenzzeit zu überbrücken.<br />

Es erfolgt wegen der Nebenwirkungen (Ulcusgefahr; M. Cushing) keine Daueranwendung.<br />

141


1) Selektive COX – 2 - Hemmstoffe<br />

Neue Therapieansätze<br />

Rofecoxib, Vioxx®<br />

Indikationsgebiet ist nur die Arthrose = degenerative Gelenkerkrankung, Gelenkverschleiß.<br />

Man kann das Medikament als besseres Schmerzmittel ansehen.<br />

Celecoxib (Celebrex®)<br />

Indikationsgebiete sind Arthrose <strong>und</strong> rheumatoide Arthritis.<br />

Problem:<br />

Die Metabolisierung in der Leber erfolgt über die CP 450 Enzyme, dadurch kann es zu<br />

Interaktionen mit anderen Arzneistoffen kommen, die ebenso abgebaut werden.<br />

2) neues Basistherapeutikum<br />

Leflunomid (Arava®)<br />

Es handelt sich bei der Substanz um ein Prodrug, dass in der Darmwand (<strong>und</strong> in der Leber) am<br />

Isoxazolring in den aktiven Metaboliten A771726 gespalten wird.<br />

Wirkungsmechanismus:<br />

Es erfolgt eine reversible Hemmung der Dihydroorotat – Dehydrogenase in den Mitochondrien.<br />

Diese ist wichtig für die de novo Synthese von Pyrimidinen, welche durch die Substanz dann<br />

gehemmt wird.<br />

Es schließt sich des weiteren eine Hemmung der DNS – <strong>und</strong> RNS – Synthese an.<br />

Da aktivierte T – Lymphozyten einen 7 – 8 fach höheren Pyrimidinbedarf haben als andere Zellen,<br />

werden gerade sie in ihrer Proliferation gehemmt.<br />

Die Wirkung ist daher auch immunsuppressiv.<br />

142


Weitere Wirkungen:<br />

Die Leukozytenadhäsion wird gehemmt. Dieses ist der erste Schritt der Diapedese.<br />

Die Adhäsion der Leukozyten erfolgt über, von der Endothelzelle exprimierte Adhäsionsmoleküle,<br />

an die Oberfläche der Endothelzelle.<br />

Dadurch wird insgesamt die Synthese von Entzündungsmediatoren gehemmt, ebenso die<br />

Autoimmunantikörperbildung. Letztere werden normalerweise in Plasmazellen, die aus B –<br />

Lymphozyten heranreifen, gebildet.<br />

Die Wirksamkeit der Substanz ist vergleichbar der des Methotrexats. Eine Kombination der beiden<br />

Arzneistoffe zeigt auch gute Wirkungen bei Patienten, die auf Methotrexat alleine nicht ansprechen,<br />

allerdings ist sie hepatotoxisch <strong>und</strong> nephrotoxisch.<br />

Kontraindikationen:<br />

Schwangerschaft; bis zu zwei Jahre nach Ende der Therapie sollte keine Schwangerschaft auftreten,<br />

da der aktive Metabolit A771726 teratogen ist.<br />

UAW ´s:<br />

Eine erhöhte Infektanfälligkeit durch die Immunsuppression.<br />

Die Halbwertszeit der Substanz beträgt 2 – 4 Wochen!<br />

3) Antizytokin - Therapie<br />

Es kommt im Verlauf der Krankheit zu einer sich aufschaukelnden Kaskade. Es erfolgt zunächst ein<br />

sehr großer Einstrom von Entzündungszellen ins Gelenk, dann eine Aktivierung <strong>und</strong> starke<br />

Proliferation derselben, was einen erneuten Einstrom weiterer Zellen nach sich zieht.<br />

Diese Immunzellen können nun Zytokine freisetzen.<br />

Definition der Zytokine:<br />

Es sind Proteine, die als chemische Botenstoffe Anweisungen an andere Immunzellen weitergeben.<br />

Sie werden auch als Sprache des Immunsystems <strong>und</strong> proinflammatorische Moleküle bezeichnet.<br />

Wirkungen <strong>und</strong> Effekte der Zytokine:<br />

1) Einwanderung von Immunzellen in das betroffene Areal wird begünstigt.<br />

2) Es erfolgt die Bildung weiterer Zytokine <strong>und</strong> Entzündungsmediatoren.<br />

3) Die Effektvermittlung erfolgt über spezielle Rezeptoren auf der Zelloberfläche.<br />

4) Sie fördern die lokale Entzündung.<br />

5) Sie aktivieren Metallproteasen, diese aktivieren wieder rum Kollagenasen. Es kommt zu<br />

chondrolytischen (knorpelabbauenden) <strong>und</strong> osteolytischen (knochenabbauenden) Prozessen.<br />

6) De Bildung von C – reaktivem – Protein (Entzündungsmarker im Blutbild, Akut – Phase –<br />

Protein) wird induziert.<br />

143


Was gehört zu den Zytokinen ?<br />

• Interleukine<br />

• Interferone<br />

• Kolonie – stimulierender Faktor (CSF)<br />

• Wachstums – Faktoren (GF)<br />

• Tumor – Nekrose – Faktor (TNF)<br />

Dem Krankheitsgeschehen der PcP liegt eine Gleichgewichtsstörung der Zytokine <strong>und</strong> ihrer<br />

Inhibitoren zugr<strong>und</strong>e.<br />

Das Schlüsselzytokin der Krankheit ist der TNF.<br />

Man unterscheidet zwei Arten des Tumor – Nekrose – Faktors, den α - TNF <strong>und</strong> den β- TNF.<br />

Wichtig ist vor allem der α - TNF, welcher von Makrophagen produziert wird.<br />

Wirkungen des α - TNF:<br />

• Zytolyse von Tumorzellen<br />

• Entzündungsmediator<br />

• Fördert die Bildung weiterer Zytokine<br />

Es gibt TNF – Rezeptoren auf der Zelloberfläche. Dies sind transmembranäre Proteine.<br />

Zellen, die TNF – Rezeptoren exprimieren setzen immer einen Teil der Rezeptoren in den<br />

Extrazellulärraum frei. Diese „freien“ Rezeptoren übermitteln keine Signaltransduktion in die Zelle.<br />

Sie haben daher die Aufgabe, die α - TNF – Aktivität zu regulieren.<br />

Bei einer zu hohen α - TNF – Aktivität werden mehr Rezeptoren in den EZR freigesetzt, welche<br />

das TNF binden <strong>und</strong> somit dessen Spiegel senken.<br />

Vermutung:<br />

Bei PcP erfolgt eine starke Bildung von α - TNF, es gibt aber keinen Überschuss von freien<br />

Rezeptoren im Extrazellulärraum.<br />

Dadurch erfolgt keine „Neutralisation“ der Wirkung <strong>und</strong> somit tritt die volle, überschüssige<br />

Entzündungsaktivität auf.<br />

144


Etanercept (Enbrel®)<br />

Neutralisierung von α - TNF<br />

Es handelt sich um lösliche TF – Rezeptoren zur Injektion, also um α - TNF – Antagonisten.<br />

Der Aufbau:<br />

Ein humanes TNF – Rezeptor – Fusionsprotein, dass sind zwei miteinander verb<strong>und</strong>ene TNF –<br />

Rezeptoren, über ein IG1 verb<strong>und</strong>en.<br />

Die dimere Form erhöht die Affinität zum α - TNF um den Faktor 1 000.<br />

Die Applikation erfolgt subkutan, die Verteilung über die Blutbahn in den ganzen Körper.<br />

Wirkungsmechanismus:<br />

Kompetitive Hemmung der TNF – Bindung an transmembranale Rezeptoren. Dadurch sinkt die<br />

Entzündungsaktivität sehr stark ab.<br />

Die Progression der Erkrankung wird verlangsamt, auch die Remissionsanfälle. Dadurch steigt die<br />

Lebensqualität stark an, es erfolgt erstmals in der Therapie ein kausaler Eingriff in die Pathogenese.<br />

Das Medikament ist sehr teuer, deshalb erfolgt die Anwendung nur in aggressiven Schüben.<br />

Der Patient kann sich das Medikament 2 mal wöchentlich selber applizieren.<br />

Es kann auch für die juvenile Form der PcP angewendet werden, die bei Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

zwischen 4 – 14 Jahren auftritt.<br />

Die Kombination mit Methotrexat ist verträglich.<br />

Gefahr:<br />

Es erfolgt ein Eingriff in die Immunabwehr, es werden alle α - TNF – Reaktionen verändert!<br />

Die Abwehrkraft des Patienten wird deutlich geschwächt, ob es ein erhöhtes Tumorrisiko gibt<br />

müssen Langzeitstudien ergeben, die Substanz ist noch nicht lange genug auf dem Markt.<br />

Kontraindikation:<br />

Patienten mit manifesten Infekten.<br />

UAW ´s:<br />

• Schwerwiegende Blutbildveränderungen<br />

Diese können bis zur Sepsis führen. Deshalb gilt hier eine Kontraindikation bei<br />

Blutbildveränderungen in der Vorgeschichte des Patienten.<br />

Der Patient muss sich selber während der Anwendung genau beobachten (Fieber,<br />

Halsschmerzen etc.)<br />

• Demyelinisierungserscheinungen im ZNS<br />

Die Myelinschicht ist die Umhüllung der Axone von Neuronen. Wenn diese schützende Schicht<br />

verloren geht, entwickelt sich das Bild der Multiplen Sklerose. Diese verläuft wahrscheinlich<br />

sogar progradient.<br />

Näheres lässt sich auch hier nicht sagen, da die Substanz einfach zu kurz auf dem Markt ist!<br />

Die Therapie sollte daher nur nach einer genauen Untersuchung der Anamnese der Patienten<br />

stattfinden.<br />

Für den normalen PcP – Patienten ist das Mittel trotz allem ein guter Fortschritt!!!<br />

145


Infliximab (Remicade®)<br />

Es handelt sich um einen chimeren, monoklonalen, human – neurinen Antikörper.<br />

Die FC – Teile sind humanen Ursprungs, der FAB – Teil stammt von Mäusen.<br />

Wirkungsmechanismus:<br />

Der AK bindet hochselektiv an α - TNF (sowohl gelöst, als auch membrangeb<strong>und</strong>en) <strong>und</strong> bildet<br />

einen Komplex mit ihm. Dadurch kommt es zu einer Inaktivierung der Wirkungen <strong>und</strong> somit zu<br />

einer Hemmung der α - TNF – Aktivität.<br />

Außerdem wird die Lyse von α - TNF exprimierenden Zellen gefördert.<br />

Der Wirkungseintritt erfolgt ca. zwei Wochen nach der ersten Anwendung. Die Wirkungen sind<br />

denen des Enbrels gleichzusetzen, allerdings ist es hier auch gelungen, die Gelenkdestruktion zu<br />

stoppen.<br />

Auch hier hat die Kombination mit Methotrexat gute Erfolge gezeigt, sie erfolgt durch eine i.v. –<br />

Infusion im Abstand einiger Wochen.<br />

Hier liegt ebenfalls ein kausaler Eingriff in die Pathogenese vor.<br />

UAW´s:<br />

• Immunsuppression, dadurch Schwächung der Immunabwehr, auch der Tumorabwehr!<br />

Deshalb ist die Anwendung bei Patienten mit manifesten Infektionen kontraindiziert!<br />

• Es treten mehr Allergien auf als unter Etanercept, deshalb ist jetzt auch ein rein humanes MAB<br />

in Phase III der klinischen Studien.<br />

• 12 / 00 traten unter der Behandlung mit Infliximab Tuberkulose – Fälle auf, die wahrscheinlich<br />

auf die Suppremierung des Immunsystems zurück zuführen sind.<br />

Seit 1999 ist die Substanz mit der erweiterten Indikation M. Crohn auf dem Markt! Zur Behandlung<br />

der PcP ist sie nur für Erwachsene zugelassen.<br />

146


Psychopharmaka<br />

Psychopharmaka sind Substanzen, die in psychisches Geschehen spezifisch <strong>und</strong> selektiv eingreifen.<br />

Man hat für Psychopharmaka die Indikationsgruppen Psychosen ( lassen sich unterteilen in<br />

Schizophrenie <strong>und</strong> manisch depressive Erkrankungen) sowie im eingeschränktem Maß die<br />

Neurosen.<br />

Psychosen<br />

Die Psychosen unterscheiden sich in Schizophrenie ( in unterschiedlichen Ausdrucksstärken <strong>und</strong> –<br />

formen) sowie die manisch depressiven Erkrankungen.<br />

Was den Krankheiten zugr<strong>und</strong>e liegt ist schwer zu sagen, man steht heutzutage allerdings auf dem<br />

Standpunkt einer vorhandenen Veranlagung.<br />

Es könnten auch Störungen im Transmitterhaushalt oder in Rezeptorfunktionen vorliegen, also<br />

somatische Störungen. Dies sind sozusagen Störungen in der „Hardware“, die Verschaltung stimmt<br />

nicht mehr.<br />

Schizophrenie kann ausbrechen, wenn zu einer genetischen Veranlagung ein traumatisierender<br />

Einfluss aus der Umwelt hinzukommt. Der Einfluss allein scheint nicht auszureichen.<br />

Psychosen verlaufen meist in Schüben, die Symptomatik zieht sich durch das gesamte Alltagsleben.<br />

Die Psychotherapie erfolgt somatisch, die Pharmaka greifen in den Haushalt der Neurotransmitter<br />

ein.<br />

Neurosen<br />

Die Neurose zeigt sich nur in bestimmten Situationen, sie zieht sich nicht durch das gesamte<br />

Alltagsleben. Hier liegt eher eine Störung in der „Software“ vor, es erfolgt ein irrationales<br />

verhalten, dass zum Nachteil des Betroffenen ist. Häufig ist es nicht leicht zwischen zwanghaftem<br />

Verhalten <strong>und</strong> einer Neurose zu unterscheiden.<br />

Angstneurose, z.B. „Herzangstneurose“<br />

• Herzschmerzen aus Angst alleine gelassen zu werden o.ä.<br />

Hysterie<br />

• Krankheitssymptome ohne somatische Gr<strong>und</strong>lage ( wird häufig für eine Simulation<br />

gehalten), der Patient denk allerdings definitiv, dass er krank sei.<br />

Phobie<br />

• Angstzustände, wie Platzangst o.ä.<br />

Der therapeutische Ansatz bei Neurosen liegt nicht in einer medikamentösen Behandlung, man<br />

sollte ohne Medikamente auskommen.<br />

Beispiele sind die Psychoanalyse, welche von einer frühkindlich erworbenen, falschen<br />

Verhaltensweise ausgeht. Die Fortschritte der Therapie sind langsam <strong>und</strong> sie ist sehr kostenintensiv.<br />

Bei Verhaltenstherapie kümmert man sich nicht um die Ursache der Neurose, sondern versucht ein<br />

neues Verhalten zu trainieren.<br />

147


Mittel zur Behandlung von Psychosen vom Typ der Schizophrenie =<br />

Neuroleptika<br />

Die Schizophrenie ist die häufigste Psychose überhaupt. Sie betrifft zu jedem Zeitpunkt ca. 1 % der<br />

Bevölkerung <strong>und</strong> verläuft typischerweise in Schüben.<br />

Die Schizophrenie äußert sich in Denkstörungen, die vom Wahn des Gedankenentzugs, der –<br />

eingebung <strong>und</strong> der –manipulation begleitet werden.<br />

Für diese Vorgänge werden Apparate oder besondere Personengruppen verantwortlich gemacht <strong>und</strong><br />

es kann zu, für andere Personen, gefährlichen Abwehrhandlungen kommen.<br />

Plus (+) – Symptome:<br />

- Gedankenlautwerden, wahnhafte Halluzinationen<br />

- Hören von Stimmen, z.B. als Rede <strong>und</strong> Gegenrede<br />

Diese Stimmen sind meist blass, unreal, gedankenähnlich <strong>und</strong> teilweise unverständlich<br />

Minus (-) – Symptome:<br />

- Depressive Verstimmung<br />

- Gefühlsverarmung<br />

- Motorische Verarmung<br />

Der Patient leidet unter der Symptomatik. Unter Neuroleptika – Therapie soll er weniger leiden, die<br />

Symptomatik soll gedämpft werden.<br />

Akuteffekte von Neuroleptika<br />

Eine Distanzierung von den krankhaften Gedankeninhalten ( obwohl sie noch da sind), sowie eine<br />

Anxiolyse. Diese Akuteffekte können auch von ges<strong>und</strong>en bei Einnahme der Mittel gespürt werden.<br />

Effekte mit Latenz<br />

Die antipsychotische Wirkung setzt mit Latenz von Wochen ein. Die Stimmen verschwinden. Diese<br />

Effekte können von einem ges<strong>und</strong>en nicht wahrgenommen werden.<br />

148


Typische Bauelemente aller Phenothiazine sind<br />

• Ein trizyklisches Ringsystem<br />

• Eine Seitenkette mit basischem Stickstoff<br />

Phenothiazine<br />

Sie wurden aus dem H1 – Antihistaminikum Prometazin entwickelt.<br />

Wirkungsmechanismus:<br />

Die Substanzen sind Antagonisten an<br />

• Dopamin – Rezeptoren<br />

• H1 – Rezeptoren<br />

• Muskarinischen ACh – Rezeptoren<br />

• α1 – Rezeptoren<br />

Chlorpromazin<br />

Alle betroffenen Neurotransmitter haben ein Bindungsareal für Seitenketten mit positiv geladenem<br />

Stickstoff.<br />

Die Phenothiazine besitzen einfach das falsche Ringsystem, was die unspezifische, antagonistische<br />

Wirkung ausmacht. Außerdem haben sie eine relativ schlechte Passform an den Rezeptoren.<br />

Wirkungen:<br />

Die Hemmung der einzelnen Rezeptoren bewirken folgende Effekte:<br />

• an den Dopamin – Rezeptoren die Antipsychose<br />

• an den H1 – Rezeptoren im Gehirn die Sedierung<br />

• an den muskarinischen ACh – Rezeptoren z.B. eine Tachykardie, trockenen M<strong>und</strong>, Obstipation<br />

• an den α1 – Rezeptoren eine Blutdrucksenkung, welche zu orthostatischen Beschwerden führen<br />

kann<br />

Insgesamt wirkt die Substanz dämpfend.<br />

UAW ´s:<br />

Es kommt zu einer Herabsetzung der Krampfschwelle, die Substanzen können also konvulsiv<br />

wirken <strong>und</strong> dürfen daher nicht als Antikonvulsiva (Antiepileptika) eingesetzt werden.<br />

Kontraindikationen:<br />

• Engwinkelglaukom <strong>und</strong> Prostatahyperblasie wegen der atropinartigen Effekte der Substanz<br />

• Epilepsie<br />

• Extrapyramidale Störungen<br />

149


Butyrophenone<br />

Haloperidol<br />

Wirkungsmechanismus:<br />

Es erfolgt eine vornehmliche Blockade von Dopamin – Rezeptoren, die anderen werden weniger<br />

stark besetzt.<br />

Dadurch haben die Substanzen weniger vegetative Nebenwirkungen <strong>und</strong> sind auch weniger zentral<br />

dämpfend.<br />

Die Wirkung ist insgesamt spezifischer.<br />

Früher dachte man, dass die Schizophrenie alleine auf Störungen im Dopamin – Haushalt<br />

zurückzuführen ist. Die Latenz bis zum Eintritt der antipsychotischen Wirkung führte man auf<br />

Adaptionen im Rezeptorsystem zurück.<br />

Wenn man ein Rezeptorsystem dauerhaft beeinflusst, können sie adaptieren, indem sie z.B.<br />

überempfindlich werden oder ihre Dichte ein Maximum erreicht.<br />

Die Vorstellung ist nun, dass durch diese Vorgänge die somatischen Symptome verschwinden.<br />

Indikationen:<br />

• Schizophrenie<br />

• Alkoholentzugsdelir<br />

Hier ist die Krampfschwelle interessant. Der Alkoholentzugsdelir ist lebensbedrohlich, es kann<br />

zu Halluzinationen <strong>und</strong> starken Krämpfen kommen.<br />

Wird nun Haloperidol o.ä. gegen die Halluzinationen eingesetzt, können die Substanzen<br />

zusätzlich krampffördernd wirken. Deshalb muss stets ein Antikonvulsivum (z.B. ein<br />

Benzothiazepin) dazu gegeben werden.<br />

• Antiemetikum (auch die Phenotiazine)<br />

Dopamin kann in der Area postrema Übelkeit <strong>und</strong> Erbrechen auslösen. Dies geschieht z.B. bei<br />

einer L – Dopa – Therapie ohne Zugabe eine Dopadecarboxylase – Hemmstoffs oder der Gabe<br />

eines Dopaminantagonisten (z.B. auch Apomorphin, dass benutzt wird um bei Vergiftungen<br />

erbrechen auszulösen).<br />

Auch H1 – <strong>und</strong> M – Rezeptorantagonisten (wie Scopolamin) wirken antiemetisch.<br />

UAW ´s:<br />

• Extrapyramidale Störungen<br />

In den Substanzgruppen der Phenotiazine <strong>und</strong> Butyrophenone hat es vielfache<br />

Weiterentwicklungen gegeben, um die Spezifität zu erhöhen <strong>und</strong> die Nebenwirkungen zu<br />

senken.<br />

Insgesamt dominiert bei den Substanzen der Einfluss auf die Plus – Symptomatik.<br />

150


Extrapyramidale motorische Störungen<br />

Frühdyskinesie Parkinsonoid Akathisie Spätdyskinesie<br />

Latenz S<strong>und</strong>en - Tage Wochen - Monate Wochen - Monate Monate – Jahre<br />

Therapieerfolg mit<br />

Antimuskarinika<br />

++ + (+) – gar nicht gar nicht<br />

Reversibilität rasch langsam langsam Reversibel bei<br />

einem Teil der<br />

Patienten<br />

Diese Nebenwirkungen treten seltener bei Phenothiazinen als bei Butyrophenonen auf. Dies kann<br />

man damit erklären, dass Phenotiazine in ihrem Wirkbild schon die Wirkungen aufweisen, welche<br />

das Antidot ausmachen.<br />

Dies ist nicht unbedingt positiv, da hierdurch Alarmsignale übersehen werden können (nämlich das<br />

Auftreten einer Frühdyskinesie). Dies kann zu der schwerwiegenden Nebenwirkung der<br />

Spätdyskinesie führen.<br />

Als Antimuskarinikum wird Biperiden (Akineton®) verwendet.<br />

Frühdyskinesie:<br />

Dies ist eine Störung der Motorik im Kopf – hals – bereich, wie z.B. das Zungen – Schl<strong>und</strong> –<br />

Syndrom, wobei der Patient meint ersticken zu müssen.<br />

Sie kann auch bei den als Antiemetika eingesetzten Substanzen wie Metoclopramid (Paspertin®),<br />

das ein D2 – Antagonist ist, auftreten.<br />

Die Gabe von Biperiden führt zu einem unmittelbaren Therapieerfolg.<br />

Parkinsonoid:<br />

Zeigt die gleiche reversible Symptomatik wie M. Parkinson.<br />

Akathisie:<br />

Motorische Unruhe, die Unfähigkeit still zu sitzen.<br />

Spätdyskinesie:<br />

Symptome sind Zuckungen im M<strong>und</strong>bereich o.ä., nicht beeinflussbare motorische Ticks. Sie<br />

kommen durch eine Überempfindlichkeit des Rezeptorsystems zustande.<br />

Die Spätdyskinesie zeigt sich häufig, wenn der Versuch unternommen wird, die Dosierung zu<br />

reduzieren (Dopamin wirkt wesentlich stärker an den Rezeptoren).<br />

Die Gabe eines Antimuskarinikums kann die Situation hier sogar noch verschlimmern, da die<br />

Dopamin – Wirkung relativ gesehen zu stark <strong>und</strong> die ACh – Wirkung sowieso zu schwach ist.<br />

Diese Nebenwirkung wirkt akzeptiert, da der Patient ohne das Medikament wahrscheinlich zwar<br />

frei von der Nebenwirkung, aber mit einem Schub der Krankheit in der geschlossenen Anstalt wäre!<br />

151


Atypische Neuroleptika<br />

Clozapin (Leponex®)<br />

Diese Stoffe haben vor allem Einfluss auf die Minus – Symptomatik <strong>und</strong> zeigen kaum<br />

extrapyramidale Nebenwirkungen!<br />

Wirkungsmechanismus:<br />

Blockade von D4 – Rezeptoren.<br />

Man unterscheidet bei den Dopamin – Rezeptoren 5 Subtypen, welche in zwei Gruppen unterteilt<br />

werden:<br />

Gruppe der D1 – artigen Rezeptoren: D1 ; D5<br />

Gruppe der D2 – artigen Rezeptoren: D2 ; D3 ; D4<br />

Allerdings weiß man heute nicht, ob die Blockade der D4 – Rezeptoren die Wirkung bedingt.<br />

Clozapin ist ebenso wie die Phenothiazine ein „Dirty Tool“, es werden auch H1 <strong>und</strong><br />

muskarinische ACh – Rezeptoren blockiert.<br />

UAW´s:<br />

• Blutbildschädigungen<br />

• Agranulozytose<br />

Diese Nebenwirkungen machen eine regelmäßige Kontrolle des Blutbildes von Nöten.<br />

Olanzapin<br />

Ist eine neuere, dem Clozapin verwandte Substanz.<br />

Hier wurde das Risiko einer Agranulozytose gesenkt, dafür besteht aber die Gefahr von<br />

Leukopenien.<br />

Risperidon<br />

Ist ein Antagonist an D2 <strong>und</strong> 5HT2 – Rezeptoren (Serotonin – Rezeptoren).<br />

Diese Substanz zeigt eine weiteren Weg zur Behandlung der Schizophrenie auf, nämlich die<br />

Blockade von Serotonin – Rezeptoren.<br />

Auch hier besteht eine geringe Gefahr extrapyramidaler motorischer Störungen.<br />

152


Symptome:<br />

• Halluzinationen<br />

• Motorische Störungen, Tremor<br />

• Gesteigerte Krampfanfälligkeit<br />

• Vegetative Störungen<br />

Insgesamt besteht Lebensgefahr!<br />

Mittel der Wahl:<br />

Alkoholentzugsdelir = Delirium tremens<br />

Der Wirkungsmechanismus der Substanz ist unbekannt.<br />

Wirkungen:<br />

Sedierend <strong>und</strong> antikonvulsiv.<br />

Clomethiazol (Distraneurin®)<br />

Problem:<br />

Das Medikament führt selbst zu einer Gewöhnung <strong>und</strong> einer Art von Abhängigkeit.<br />

Therapie der 2. Wahl:<br />

Kombinationstherapie mit Haloperidol <strong>und</strong> Diazepam.<br />

153


Antidepressiva<br />

Die schwerste Form der Depression ist die endogene Depression (Melancholie). Man kennt auch<br />

noch die somatische Depression (als Reaktion auf körperliche Erkrankungen) sowie die reaktive<br />

Depression (als Reaktion auf ein traumatisierendes Ereignis).<br />

Die Ursache für die endogene Depression ist unbekannt. Sie äußert sich in Lebensunlust mit<br />

bestehender Suizidgefahr verb<strong>und</strong>en (z.B. Traurigkeit, Antriebslosigkeit, Niedergeschlagenheit <strong>und</strong><br />

das Unvermögen Gefühle zu äußern <strong>und</strong> weiterzugeben).<br />

Die Krankheit verläuft typischerweise in Schüben, es können auch Phasen mit normaler<br />

Stimmungslage vorkommen.<br />

Wenn sich die Krankheit in Phasen gesteigerter Stimmungslage äußert, in welcher die Patienten<br />

absolut irrationale Taten in jeglichem Sinne ( familiär, finanziell <strong>und</strong> im Beruf) anstellen, die sie in<br />

einer normalen Stimmungslage bereuen, spricht man von MANIE.<br />

Endogene Depression Manie<br />

Stimmungslage ⇓ ⇑<br />

Antrieb ⇓ ⇑<br />

Man unterscheidet in der Depression des weiteren:<br />

• Agitierte Depression<br />

Psychomotorische Überaktivität<br />

• Passive Depression<br />

Lethargische Zustände<br />

• Lavierte Depression<br />

Es liegen kein psychischen, sondern somatische Beschwerden vor. Der Patient nimmt die<br />

Krankheit teilweise gar nicht war.<br />

Substanzen, welche nur den Antrieb steigern (Amphetamine, Cocain etc.)wären bei der passiven<br />

endogene Depression völlig kontraindiziert, da durch sie der Patient erst den Antrieb zum Suizid<br />

bekommen.<br />

Man muss also immer erst die Stimmungslage aufhellen.<br />

Die endogene Depression ist eine Psychose, man vermutet eine Störung im Serotonin (=5HT)<br />

Haushalt als Ursache.<br />

Fast alle verfügbaren Substanzen erhöhen die 5HT – Verfügbarkeit im synaptischen Spalt.<br />

154


Trizyklische Antidepressiva<br />

Imipramin (Leitsubstanz)<br />

Durch den 7 – Ring kommt es zu einer Faltung im Ringsystem. Sie interagieren wenig mit Dopamin<br />

– Rezeptoren, daher erzeugen sie keine extrapyramidal motorischen Nebenwirkungen. Es erfolgt<br />

keine Benutzung als Neuroleptika.<br />

Diese Punkte unterscheiden die Substanzen von den Phenothiazine.<br />

Gemeinsam mit diesen Substanzen sind den trizyklischen Antidepressiva :<br />

• Seitenkette mit protonierbarem Stickstoff<br />

• Antagonismus an D – Rezeptoren<br />

H1 – Rezeptoren<br />

α1 – Rezeptoren<br />

M – Rezeptoren, was eine Verschlechterung kognitiver Fähigkeiten nach sich<br />

ziehen kann.<br />

Wirkungsmechanismus:<br />

Interferenz mit der neuronalen Rückaufnahme von Noradrenalin <strong>und</strong> Serotonin.<br />

Die oben dargestellten Sachverhalte treffen auch auf Serotonin vor, dass allerdings aus definierten<br />

Nervenenden freigesetzt wird, nicht aus Varikositäten<br />

Die Konzentrationen der beiden Neurotransmitter im synaptischen Spalt steigen an.<br />

Akuteffekte (= UAW´s)<br />

Sie kommen durch die oben beschriebenen Phenothiazin – artigen Wirkungen zustande:<br />

• Trockener M<strong>und</strong>, Akkomodationsstörungen, Herklopfen, Obstipation durch die Interferenz mit<br />

muskarinischen ACh – Rezeptoren<br />

• Sedierung durch die Interferenz mit Histamin – Rezeptoren<br />

• Blutdruckabnahme, orthostatische Beschwerden durch die Interferenz mit α1 – Rezeptoren<br />

Latenzeffekte:<br />

Der antipsychotische Effekt tritt mit einer Latenz von ca. 1 – 2 Wochen ein. Auch hier erklärt der<br />

Wirkungsmechanismus alleine nicht den antidepressiven Effekt, es scheinen ebenfalls sich<br />

anschließende Prozesse in Richtung der Rezeptorsystemadaption zu erfolgen.<br />

155


Differenzierung der trizyklischen Antidepressiva<br />

Amitriptylin Imipramin Desipramin<br />

Stimmungslage steigert steigert steigert<br />

Antrieb senkt Mittelstellung steigert<br />

Die antriebssteigernde = psychomotorische Wirkung tritt rascher auf als die antipsychotische.<br />

Woher kommen die Unterschiede im Wirkbild?<br />

• Unterschiedliche Beeinflussung der Rückaufnahme von Noradrenalin <strong>und</strong> Serotonin<br />

• Beitrag des H1 – Rezeptor – Antagonismus<br />

Je sedierender die Substanz wirkt, desto weniger steigert sie den Antrieb.<br />

Amitryptillin ist hier am wirksamsten, Desipramin zeigt überhaupt keine Wirkung an H1 –<br />

Rezeptoren.<br />

Wirkbild der Substanzen:<br />

• Herabsetzung der Krampfschwelle, die Substanzen wirken nicht antikonvulsiv<br />

• EKG – Veränderungen<br />

Es handelt sich um kationisch – amphiphile Substanzen, die eine Ähnlichkeit mit Klasse I <strong>und</strong><br />

Klasse III – Antiarrhythmika aufweisen. Sie können daher mit Natrium-, Kalium- <strong>und</strong><br />

Calciumkanälen interagieren.<br />

Überdosierung / Vergiftung<br />

Als Antidot wird Physostigmin eingesetzt. Es ist ein indirektes Parasympathomimetikum, dass die<br />

Konzentration von ACh erhöht. Es ist ZNS – gängig.<br />

Die trizyklischen Antidepressiva sind keine Suchtmittel, da sie bei normaler Stimmungslage<br />

nicht zu einer Stimmungsaufhellung führen.<br />

156


SSRI = selektive Serotonin – Rückaufnahme – Inhibitoren<br />

Ist die Leitsubstanz diese Stoffgruppe.<br />

Fluoxetin<br />

Wirkungsmechanismus:<br />

Hemmt die neuronale Wiederaufnahme von Serotonin, aber nicht die Wiederaufnahme von<br />

Noradrenalin!<br />

Ist kein Antagonist an muskarinischen ACh – Rezeptoren (keine atropinartigen Nebenwirkungen)<br />

H1 – Rezeptoren ( keine Sedierung)<br />

α1 – Rezeptoren ( kein Blutdruckabfall)<br />

Wirkbild:<br />

Die Substanz wirkt antidepressiv, aber nicht dämpfend.<br />

UAW´s:<br />

• Nervosität<br />

• Schlaflosigkeit<br />

Aufgr<strong>und</strong> dieser Nebenwirkungen ist sind die Substanzen bei der agitierten Depression<br />

kontraindiziert!<br />

• Kopfschmerzen<br />

• Appetitlosigkeit<br />

• Gewichtsabnahme<br />

Wegen der Nebenwirkung der Gewichtsabnahme geriet Fluoxetin als Glückspille in Verruf <strong>und</strong><br />

führte zu Fehlanwendungen. Heute hat sich der Ruf wieder erholt.<br />

157


MAO – Hemmstoffe = Mono – Amin – Oxidase – Hemmstoffe<br />

Ist eine sehr alte Substanz.<br />

Tranylcypromin<br />

Wirkungsmechanismus:<br />

Es erfolgt eine irreversible Hemmung der MAO, die Blockade ist unspezifisch, es werden bei<br />

Isoenzyme, MAOA <strong>und</strong> MAOB gehemmt.<br />

Dadurch findet kein Abbau von Serotonin mehr über die MAO statt, die cytosolische Konzentration<br />

steigt an. Dadurch kann mehr Transmitter aus den Vesikeln freigesetzt werden.<br />

Wirkbild:<br />

Die Substanz wirkt vor allem antriebssteigernd = thymeretische Wirkung dominiert. Sie hat<br />

allerdings auch eine Stimmungsaufhellende Komponente.<br />

UAW´s:<br />

Die Gabe erfolgt per oral, das bedeutet, dass die Substanz im gesamten Körper die MAO hemmt,<br />

also auch in der Leber.<br />

Dadurch ist der Körper ungeschützt vor blutdruckwirksamen Stoffen, welche normalerweise<br />

präsystemisch eliminiert werden.<br />

Ein Beispiel wäre das biogene Amin Tyramin (z.B. in Käse <strong>und</strong> Rotwein), welches indirekt<br />

sympathomimetisch wirkt <strong>und</strong> den Blutdruck steigert ( es erfolgt eine Interferenz mit der<br />

Rückaufnahme oder Speicherung von Noradrenalin). Dadurch kann es zu einem krisenhaften<br />

Ansteigen des Blutdruckes kommen.<br />

Vor allem bei Hypertonikern kann dies zu Krisen führen, die Patienten müssen deshalb in ihrem<br />

depressiven Zustand strenge Diätvorschriften einhalten.<br />

Daher ist die Substanz heute obsolet.<br />

Moclobemid<br />

Wirkungsmechanismus:<br />

Es erfolgt eine reversible Hemmung der MAOA, die MAOB ist davon nicht betroffen. Sie kann in<br />

der Leber weiter arbeiten <strong>und</strong> hat eine auseichende Kapazität für die Umsetzung von Tyramin.<br />

Trotzdem ist eine vorsichtige Ernährung wichtig, aber die Lebensführung ist insgesamt einfacher.<br />

Wirkbild:<br />

Ist antriebssteigernd, ähnlich Tranylcypromin.<br />

158


Möglichkeiten zur Behandlung der Manie<br />

Es werden vor allem Neuroleptika zur Dämpfung eingesetzt <strong>und</strong> außerdem die spezifischeren<br />

Lithium – Salze.<br />

Diese bewirken eine Normalisierung von Stimmung <strong>und</strong> Antrieb. Ihre Wirkung tritt mit einer<br />

Latenz von 1 – 2 Wochen ein. Bei fortgesetzter Gabe stabilisiert sich die Stimmungslage auf einem<br />

mittleren Niveau, man kann sie also zur Prophylaxe von sowohl manischen als auch<br />

depressiven Schüben nutzen. Dafür muss die Einnahme allerdings über mindestens 6 – 12 Monate<br />

erfolgen, es handelt sich also um eine Dauertherapie.<br />

Die therapeutische Breite der Lithium – Salze ist sehr gering, es müssen regelmäßige Kontrollen<br />

des Blutspiegels erfolgen.<br />

UAW ´s:<br />

• Zentral nervöse Störungen (bei einer Intoxikation oder Überdosierung)<br />

• Strumabildung durch eine vermehrte Ausschüttung von TSH ( die Aktivität der Schilddrüse<br />

wird durch das Lithium primär gebremst)<br />

• In der Niere wird die Wirkung des antidiuretischen Hormons herabgesetzt, dadurch kommt es<br />

zu einem vermehrtem renalen Wasserverlust.<br />

Die Einstellung mit den Substanzen muss also sehr präzise vorgenommen werden, ist aber nicht<br />

einfach, da sie eng gekoppelt ist mit der Natrium – Homöostase im Organismus.<br />

Natrium – Kanäle <strong>und</strong> ähnliche Proteine sprechen auch auf Lithium an. Wenn also ein Ereignis<br />

eintritt, welches auf die Natrium – Homöostase einen Einfluss hat muss die Einstellung genau<br />

überwacht werden.<br />

Beispiele für solche Ereignisse:<br />

• Erbrechen <strong>und</strong> Durchfall<br />

• Anwendung von Diuretika<br />

• Anwendung von Laxantien<br />

Man kann zur Prophylaxe der Depression auch die trizyklischen Antidepressiva einsetzen, aber<br />

nicht zur Prophylaxe der Manie!<br />

159


Benzodiazepine<br />

Die Substanzen sind Tranquilizer oder Anxiolytika.<br />

Wirkungen der Benzodiazepine:<br />

1) Anxiolytisch<br />

2) Sedativ / sedierend<br />

3) Hypnotisch = schlafanstoßend<br />

4) Myotonisch = muskelrelaxierend<br />

5) Antikonvulsiv<br />

Alle diese Wirkungen treten zentral ein, auch die muskelrelaxierende Wirkungen.<br />

Wirkort:<br />

Wirkort ist das limbische System. Dies ist ein bestimmter ZNS – Bereich im Vorderhirn <strong>und</strong> im<br />

Hirnstamm.<br />

Es ist zuständig für das gefühlsbetonte Verhalten, das emotionale Denken <strong>und</strong> affektierte Verhalten<br />

sowie für Lern- <strong>und</strong> Gedächtnisfunktionen.<br />

Da die Wirkung über Bindung an zentrale Bindungsstellen für Benzodiazepine erfolgt, welche an<br />

GABAA – Rezeptoren sitzen, kann sich die Wirkung nur in solchen Hirnbereichen entfalten, welche<br />

GABA enerviert sind.<br />

160


Physiologische Erregung des Rezeptors:<br />

Der GABAA– Rezeptor ist ein Ligand – gesteuerter Ionenkanal für Chloridionen.<br />

Erreicht ein Aktionspotential die Synapse, kommt es zu einer Freisetzung von GABA aus den<br />

Speichervesikeln. Dies führt zur Öffnung der postsynaptischen Ionenpore <strong>und</strong> damit zu einem<br />

Einstrom von Chloridionen.<br />

Da in der Zelle ein Ruhepotential von – 80 mV, kommt es durch den erneuten Einstrom von<br />

negativen Ladungen zu einer Hyperpolarisation, dass bedeutet, dass die Nervenzelle in eine<br />

gesteigerten Ruhezustand versetzt wird. Falls nun das Aktionspotential eines anderen Neurons auf<br />

die Nervenzelle trifft, kann dies unter Umständen zu keiner weiteren Reaktion führen.<br />

Dies wird auch der inhibitorische Effekt von GABA genannt, dass bedeutet, dass die Erregbarkeit<br />

von Nervenzellen herabgesetzt wird.<br />

Erklärung der Wirkung der Benzodiazepine:<br />

Durch die Bindung an die Bindungsstelle erfolgt eine Erregung. Dadurch wird die Rezeptoraffinität<br />

für GABA an den GABAA – Rezeptor erhöht.<br />

Pro Zeiteinheit kann daher mehr GABA an den Rezeptor binden. Der physiologische Einfluss von<br />

GABA wird dadurch verstärkt <strong>und</strong> somit ist die Erregungsleitung im limbischen System deutlich<br />

gehemmt.<br />

Die Benzodiazepine verhalten sich also als allosterische Modulatoren.<br />

Der GABAA – Rezeptor hat also eine orthosterische Bindungsstelle für GABA <strong>und</strong> eine andere<br />

Bindungsstelle für die Benzodiazepine. Dadurch kommt die Allosterie zustande, bzw. die<br />

Modulierung durch die Erregung der anderen Bindungsstelle.<br />

Man unterscheidet drei Gruppen von Arzneistoffen, die am Benzodiazepin – Rezeptor angreifen<br />

können:<br />

1) Agonisten im klassischen Sinne<br />

Die Substanzen haben zeigen Affinität zum Rezeptor <strong>und</strong> haben intrinsische Aktivität. Im<br />

wesentlichen sind dies die Benzodiazepine <strong>und</strong> die Benzodiazepin – Analoga<br />

2) Inverse Agonisten<br />

Diese Substanzen zeigen ebenfalls Affinität <strong>und</strong> intrinsische Aktivität, haben aber die<br />

umgekehrte, also inverse Wirkung. Sie vermindern die Wirkung von GABA <strong>und</strong> rufen daher<br />

Ängste etc. hervor <strong>und</strong> sind somit keine medikamentös relevanten Substanzen.<br />

3) Antagonisten<br />

Sie zeigen Affinität zum Rezeptor, haben aber keine intrinsische Aktivität am Rezeptor,<br />

sondern sie blockieren ihn.<br />

Eine dieser Substanzen ist das<br />

Flumazenil (Anexate®)<br />

161


Indikationen:<br />

• Benzodiazepin – Intoxikation<br />

• Aufwecken von Benzodiazepin – sedierten Patienten nach einer Operation<br />

Bei einem nicht mit Benzodiazepinen behandeltem Patienten würde überhaupt keine Wirkung<br />

hervorgerufen, die GABAA – Rezeptoren würden ganz normal arbeiten.<br />

Indikationen für Benzodiazepine:<br />

I. Angstzustände wegen der anxiolytischen Wirkung<br />

Bei dieser Indikation unterscheidet man zwei Unterindikationen:<br />

a) Angstneurosen, Phobien <strong>und</strong> ängstliche Depressionen<br />

Hier erfolgt die Gabe am Anfang einer Psychotherapie, um dem Therapeuten <strong>und</strong> dem<br />

Patienten den Einstig zu erleichtern, sowie um kurzfristig Reaktionen des Patienten<br />

abzumildern.<br />

b) Zur psycho – vegetativen Entkopplung bei Herzinfarktpatienten<br />

Hier möchte man schädigende Sympathikus – Einflüsse ausschalten.<br />

II. Schlafstörungen wegen der hypnotischen Wirkung<br />

In der Medikation der Schlafstörungen haben die Benzodiazepine die Barbiturate verdrängt, da:<br />

• Ihre therapeutische Breite wesentlich größer ist<br />

Die Barbiturate führen schon in relativ geringen Dosierungen zum Tod durch eine<br />

zentrale Atemlähmung <strong>und</strong> Kreislaufdepression.<br />

Benzodiazepine führen selbst in Unmengen kaum zu einer Atemdepression.<br />

Ausnahmen:<br />

Bei einer i.v. Gabe können die Substanzen so schlagartig anfluten, dass die<br />

Reizleitung unterbrochen werden kann.<br />

Bei Patienten mit einem vorgeschädigtem, empfindlichen Atemzentrum ist mit<br />

Komplikationen zu rechnen.<br />

• Ein Antidot vorhanden ist<br />

• Barbiturate eine negativ inotrope Herzwirkung haben<br />

•<br />

III. Praemedikation <strong>und</strong> Narkoseeinleitung wegen der Sedierung <strong>und</strong> des Schlafanstoßes<br />

Die Praemedikation soll dem Patienten die Angst vor einer Operation nehmen <strong>und</strong> ihn sedieren.<br />

Eine hierfür gut geeignete Substanz ist<br />

Midazolam (Dormicum®)<br />

Es ist ein Kurnarkotikum mit schnellem Wirkungseintritt <strong>und</strong> kurzer Wirkungsdauer. Es wird<br />

auch zur Narkoseeinleitung verwendet, meist als Bolusinjektion, gefolgt von fraktionierten<br />

Gaben Propofol.<br />

162


IV. Muskelspasmen wegen der Myotonolyse<br />

Tetrazepam (Musaril®)<br />

Bei dieser Substanz tritt die Myotonolyse stärker hervor als bei den anderen Benzodiazepinen.<br />

V. Epilepsie wegen der Antikonvulsion<br />

Clonazepam (Rivotril®)<br />

Die Substanz dient nicht zur Prophylaxe der Epilepsie, da ihr Suchtpotential zu groß ist. Sie wird<br />

beim Status epilepticus angewendet, dies ist eine Serie generalisierter Krampfanfälle. Dieser<br />

zustand ist lebensbedrohlich <strong>und</strong> muss sofort durch eine relaxierende Narkose unterbrochen werden.<br />

Eine andere verwendete Substanz, welche ebenfalls einen schnellen Wirkungseintritt <strong>und</strong> eine lange<br />

Wirkungsdauer zeigt ist<br />

Die Gabe bei krampfenden Patienten erfolgt rektal!<br />

Diazepam (Valium®)<br />

163


Einteilung der Benzodiazepine<br />

Man teilt die Substanzen in drei unterschiedlichen Gruppen ein, nach ihrem Wirkprofil.<br />

Gruppe 1:<br />

Substanzen, die als Prodrug eingesetzt werden.<br />

Chlordiazepoxid (Librium®)<br />

Die Substanzen dieser Gruppe werden zur Dauertherapie angewendet, bei der ein verzögerter<br />

Wirkungseintritt geduldet werden kann.<br />

Gruppe 2:<br />

Benzodiazepine mit pharmakologischer Eigenwirkung, die langsam <strong>und</strong> über wirksame, aktive<br />

Metabolite im Organismus abgebaut werden.<br />

Diazepam (Valium®)<br />

Die Substanzen werden aufgr<strong>und</strong> der langen Wirkungsdauer bei einem schnellen Wirkungseintritt<br />

zur Anxiolyse, Dauertherapie <strong>und</strong> Therapie des Status epilepticus angewendet.<br />

Gruppe 3:<br />

Benzodiazepine mit pharmakologischer Wirkung, deren biologische Inaktivierung <strong>und</strong> renale<br />

Ausscheidbarkeit in<br />

einem Schritt Oxazepam (Adumbran®)<br />

oder in zwei Schritten Midazolam (Dormicum®)<br />

erfolgt!<br />

Die Anwendung erfolgt bei kurzfristiger, kurz andauernder Indikation als Einschlaf- <strong>und</strong><br />

Durchschlafmittel (eine andere verwendete Substanz wäre Bromazepam) sowie als Narkotika zur<br />

Kurznarkose <strong>und</strong> Narkoseeinleitung.<br />

164


UAW´s der Benzodiazepine:<br />

1. unter der Dauertherapie mit Benzodiazepinen kann es zu Persönlichkeitsveränderungen („alles<br />

– egal – Einstellung“; „Wurstigkeit“) kommen.<br />

Die Ursache hierfür liegt im Wirkungsmechanismus der Substanzen, nämlich der Abmilderung<br />

von affektiven Reaktionen.<br />

2. Konzentrationsstörungen <strong>und</strong> Müdigkeit treten auf, dies ist auf den sedierenden Effekt der<br />

Substanzen zurückzuführen.<br />

3. Es treten weiterhin Bewegungsstörungen auf. Diese äußern sich sowohl in motorischen<br />

Störungen, als auch in Bewegungsstörungen. Es kommt zu längeren Reaktionszeiten .<br />

Dies stellt vor allem bei älteren Personen ein Problem dar, da es zu vermehrten Stürzen <strong>und</strong><br />

brechen kommen kann. Eine Dosisanpassung ist daher wirklich dringend von Nöten!<br />

4. Die Verkehrstüchtigkeit wird herabgesetzt.<br />

5. Von den Substanzen geht ein sehr hohes Abhängigkeitspotential aus, schon nach 2 – 3<br />

wöchiger Anwendung kann eine sowohl psychische als auch physische Gewöhnung /<br />

Abhängigkeit bestehen.<br />

Entzugssymptome bestehen in Angstzuständen, Nervosität , Unruhe, Schlaflosigkeit <strong>und</strong><br />

teilweise Krämpfen.<br />

Diese Zustände ähneln der Situation, in welcher der Patient die Medikation bekam, er kann<br />

deshalb das Gefühl bekommen noch krank zu sein.<br />

Gründe für die Anhängigkeit:<br />

Der Körper reagiert aufgr<strong>und</strong> der Dauerstimulation der GABAA – Rezeptoren gegen. Dies kann<br />

sich z.B. in einer Internalisierung der GABAA – Rezeptoren äußern. Dadurch fällt der wichtige<br />

inhibitorische Einfluss von GABA weg, der Körper produziert praktisch selbst Ängste <strong>und</strong><br />

vermehrte Erregung.<br />

Das einzige Mittel bei einer Benzodiazepin – Abhängigkeit ist das langsame Ausschleichen der<br />

Therapie, da sich dann die Gegenregulation ebenfalls ausschleicht.<br />

6. Verminderung der Schlafqualität<br />

Schlaf kann man als eine Ruhephase definieren, während der sich im Gehirn mehrere aktive<br />

Phasen abspielen, welche in Zyklen verlaufen.<br />

Man unterscheidet dabei in zwei große Phasen, den REM (rapid eye movement) <strong>und</strong> den<br />

NREM (non rapid eye movement) Schlaf.<br />

Die REM – Phasen machen ca. 25 % des Schlafes, die NREM – Phasen ca. 75 % des Schlafes<br />

aus.<br />

In den REM – Phasen herrscht eine erhöhte celebrale Aktivität vor, man hat z.T. lebhafte<br />

Träume. In diesen Phasen ist der Schlaf nicht besonders tief.<br />

Für die Regeneration ist er allerdings genauso wichtig wie der NREM – Schlaf <strong>und</strong> das<br />

ausgewogene Verhältnis zwischen den beiden.<br />

Alle Schlafmittel verkürzen nun die REM – Phasen. Der Körper reguliert hier allerdings<br />

binnen einer nacht gegen, damit die beiden Schlafphasen wieder auf einem normalen Verhältnis<br />

stehen.<br />

165


Beim Absetzen der Substanzen erfolgt uznächst weiterhin eine Gegenregulation des Körpers,<br />

die daraufhin ins Leere läuft. Man hat dann eine unphysiologisch hohen Anteil an REM –<br />

Phasen, wodurch der Patient sehr viel träumt <strong>und</strong> sich kaum erholt.<br />

Ohne Schlafmittel kann es nun schon nach sehr kurzer Einnahmedauer bis zu 3 Wochen dauern,<br />

dass sich wieder ein normaler Schlaf einstellt. Da der Patient aber seine Erholung braucht, kann<br />

es sein, dass er immer wieder zu dem Schlafmittel greift <strong>und</strong> dadurch in eine Abhängigkeit<br />

gerät.<br />

Auch hier gilt also, das dringenst ausschleichend dosiert werden muss!<br />

7. Paradoxe Erregungszustände / Halluzinationen<br />

Der Wirkungsmechanismus dieser Nebenwirkung ist ungeklärt. Sie kommt hauptsächlich bei<br />

älteren Patienten vor, deren Arzneistoffmetabolisierung normalerweise nicht mehr so gut<br />

funktioniert. Daher ist sie vielleicht auf eine Kumulation der Substanzen zurückzuführen, wobei<br />

allerdings paradoxer Weise umgekehrte Effekte hervorgerufen werden.<br />

8. anterograde Amnesie<br />

Hierbei handelt es sich um eine Gedächtnislücke, welche beim Abklingen der Wirkung einsetzt<br />

<strong>und</strong> für den Zeitraum unmittelbar davor gilt. Die Ausprägung ist von Mensch zu Mensch<br />

unterschiedlich.<br />

Bei Kurznarkotika ist diese Nebenwirkung teilweise erwünscht, bei Einschlafmitteln ist sie eher<br />

negativ zu beurteilen.<br />

Triazolam (Halcion®)<br />

Diese Substanz wird als Einschlafmittel genutzt <strong>und</strong> zeigt diese Nebenwirkung. Ihre<br />

Halbwertszeit liegt bei 2 – 3 St<strong>und</strong>en, sie zeigt des weiteren die Nebenwirkungen:<br />

Alpträume, Erregungszustände <strong>und</strong> Depression.<br />

Diese damit zu erklären, dass die Gegenregulation des Körpers wesentlich langsamer abklingt,<br />

als die Wirkung der Arzneistoffe.<br />

9. Atemdepression bei i.v. Gabe<br />

Hierbei fluten die Substanzen so schnell im ZNS an, dass die inhibitorische Wirkung soweit<br />

gehen kann, die Reizweiterleitung im Atemzentrum zu unterdrücken.<br />

10. Floppy – Infant – Syndrom<br />

Bei der Gabe während der Schwangerschaft oder der Geburt gehen die Substanzen auf den<br />

Feten über.<br />

Dadurch steht das Kind unter einer Muskelrelaxation <strong>und</strong> zeigt eine flache, im schlimmsten Fall<br />

keine, Atmung. Im Fall der Atemdepression muss sofort Flumazenil als Antidot gegeben<br />

werden.<br />

166


Interaktionen von Benzodiazepinen:<br />

Eine Interaktion der Benzodiazepine besteht mit Ethanol.<br />

Ethanol potenziert die Wirkung der Benzodiazepine im gefährlichen Maß. Dies geschieht durch<br />

eine Beschleunigung der Resorption, dadurch kommt es ähnlich wie bei der i.v. Gabe zu einem<br />

wesentlich schnellerem Anfluten der Substanzen.<br />

Dies geschieht der gemeinsamen Einnahme bzw. wenn zuerst Ethanol <strong>und</strong> dann das Benzodiazepin<br />

eingenommen wird.<br />

Bei der Einnahme eines Benzodiazepin zur nacht <strong>und</strong> Alkoholgenuss am nächsten Tag kann sich<br />

dennoch ein überadditiver Effekt des Benzodiazepins ergeben!<br />

Bei all diesen Interaktionen ist eine Atemdepression möglich.<br />

Ethanol ist i.a. als Resorptionsbeschleuniger anzusehen!<br />

167


Benzodiazepin – Analoga = neuere Schlafmittel<br />

Diese Substanzen sind mit den Benzodiazepinen nicht struktur-, aber wirkungsverwandt.<br />

Substanzen:<br />

Zolpiden (Stilnox®)<br />

Zolplicon (Ximovan®<br />

Zalepon (Sonata®)<br />

Diese Substanzen sollte selektiv sedierend <strong>und</strong> hypnotisch wirken, des weiteren sollten sie kein<br />

Suchtpotential aufweisen. Sie sind des weiteren nicht myotonolytisch <strong>und</strong> haben daher etwas<br />

geringere Nebenwirkungen.<br />

Es stellte sich allerdings heraus, dass die Substanzen ebenso an den GABAA – Rezeptoren<br />

angreifen.<br />

Erklärung:<br />

Die GABAA – Rezeptoren stellen ein Heteropentamer dar, welches sich wieder rum in<br />

• zwei α - Untereinheiten<br />

• zwei β - Untereinheiten<br />

• eine γ - Untereinheit<br />

aufteilen.<br />

Auf den α - Untereinheiten sitzt die Bindungsstelle für die Benzodiazepine, auf den β -<br />

Untereinheiten die für GABA.<br />

Die α - Untereinheiten lassen sich des weiteren in vier Untereinheiten unterteilen, nämlich<br />

• α1<br />

• α2<br />

• α3<br />

• α5<br />

Dadurch, dass sich die Untereinheiten unterscheiden, unterscheiden sich auch die sich auf<br />

ihnen befindlichen Benzodiazepin – Bindungsstellen = Benzodiazepin – Rezeptoren<br />

= Omega – Rezeptoren.<br />

168


Die Benzodiazepin – Analoga oder non – Benzodiazepine zeichnen sich durch eine Prävalenz für<br />

die Omega1 – Rezeptoren aus, während die Benzodiazepine gleichermaßen an alle Omega –<br />

Rezeptoren binden. Sie können sich allerdings durch eine unterschiedliche Affinität unterscheiden<br />

(Ist bis jetzt nur Spekulation !!!)<br />

Aufgr<strong>und</strong> dieser Mechanismen könnten die Analoga selektiv sedativ <strong>und</strong> hypnotisch sein.<br />

Der Wirkungsmechanismus der Analoga kann ebenfalls mit Flumazenil antagonisiert werden.<br />

Die Anxiolyse wird über Omega2 – Rezeptoren vermittelt!<br />

169


Hyperuricämie = Gicht<br />

Bei der Gicht handelt es sich um eine Erkrankung des rheumatischen Formenkreises. Es ist eine<br />

Stoffwechselerkrankung, welche auftritt wenn die Harnsäurekonzentration im Blut zu hoch wird<br />

<strong>und</strong> es deshalb zu anfallsweisen Ausfällungen von Natrium – Urat - Kristallen im Gewebe kommt.<br />

Die Harnsäure ist das Endprodukt des Purinstoffwechsels. Ihre Entstehung ist außerdem<br />

ernährungsabhängig, sowie abhängig von der Zahl der zugr<strong>und</strong>e gehenden Zellen im Organismus<br />

(während einer Zytostatika – Therapie sind die Spiegel z.B. sehr hoch, da ein massiver Purinabbau<br />

vorherrscht).<br />

Beim Abbau der Harnsäure entstehen zwei wichtige Zwischenprodukte, das Xanthin <strong>und</strong> das<br />

Hypoxanthin.<br />

Der normale Harnsäurespiegel im Blut liegt bei 5,5 – 6,0 mg / dl.<br />

Die Harnsäure liegt physiologischerweise im Gleichgewicht mit ihrem Anion vor. Bei<br />

physiologischem pH - Wert liegt das Urat – Anion vor, dies ist auch die Substanz, welche im<br />

Gewebe auskristallisiert.<br />

In den ableitenden Harnwegen ist der pH – Wert sauer, daher würde hier im Fall der Fälle<br />

Harnsäure auskristallisieren.<br />

Eine Methode zur Auflösung dieser Kristalle in den ableitenden Harnwegen wäre die Alkalisierung<br />

des Harns, sie wird mit Hydrogencitraten durchgeführt, welche Protonen auffangen (z.B. Uralyt®).<br />

Harnsäure Urat – Anion<br />

Saurer pH – Wert<br />

Ursachen für die Hyperuricämie:<br />

• Erhöhte Harnsäurebildung<br />

• Verminderte renale Harnsäureausscheidung<br />

Diese Ursache kommt weitaus häufiger vor <strong>und</strong> kann eine genetisch bedingte mangelhafte<br />

Fähigkeit zur Ausscheidung von Harnsäure sein.<br />

170


II. Pathophysiologie der Gicht<br />

Die erste Ausfällung von Harnsäure erfolgt vor allem in bradytropen Geweben, also Geweben in<br />

denen Stoffwechselvorgänge vermindert sind. Ein typisches „Anfangsgewebe“ stellt das<br />

Großzehenendgelenk dar.<br />

Die Auskristallisation an sich tut nicht weh, die Urat – Kristalle werden allerdings als Fremdkörper<br />

behandelt <strong>und</strong> dem entsprechend bekämpft.<br />

Die eingewanderten Phagozyten mit ihren Phagolysosomen können die Kristalle nicht verdauen.<br />

Bei ihrer amöboiden Bewegung verschieben sich die Kristalle gegeneinander. Die Phagolysosomen<br />

– Membran ist allerdings dich an den Kristallen fixiert <strong>und</strong> in sich nicht flexibel, sie reißt aufgr<strong>und</strong><br />

der mechanischen Beanspruchung.<br />

Beim Zerreißen der Membran laufen die Kristalle <strong>und</strong> die lysosomalen Enzyme in den Phagozyten<br />

aus, der angegriffen <strong>und</strong> lysiert wird.<br />

Dadurch werden die destruktiven Enzyme nun in das Gewebe des Gelenks freigesetzt <strong>und</strong> greifen<br />

dort alle Strukturen an.<br />

Es kommt zu einer Entzündung <strong>und</strong> somit zur Freisetzung von Entzündungsmediatoren. Diese<br />

locken chemotaxisch weitere neutrophile Granulozyten an <strong>und</strong> es beginnt ein Circulus vitiosus.<br />

Dadurch flammt der Gichtanfall auf.<br />

171


Beim Durchlaufen des ersten Kreislaufes kommt es zur Ausfällung von Natrium – Urat ins Gewebe.<br />

Durch die hervorgerufene Entzündung, werden Protonen freigesetzt, wodurch der pH – Wert sinkt.<br />

Im folgendem fällt daher Harnsäure aus.<br />

Man hat einen Kristallisationskeim von Natrium – Urat, es kann daher sein, dass sich die<br />

ausgefallene Harnsäure wieder zu Natrium – Urat umlagert, um eine einheitliche Kristallstruktur<br />

aufzubauen.<br />

172


Therapie des akuten Gichtanfalls<br />

Das Ziel dieser Therapie ist das Unterbrechen der Entzündung.<br />

Substanz:<br />

Colchicin (Colchicum Dispert®)<br />

Wirkungsmechanismus:<br />

Es erfolgt eine Hemmung der Phagozytoseaktivität <strong>und</strong> der amöboiden Beweglichkeit der<br />

neutrophilen Granulozyten.<br />

Dies wird durch eine Hemmung der Mikro – Tubuli – Bildung erreicht. Colchicin ist also ein<br />

sogenanntes Spindelgift.<br />

Durch seinen Einsatz kann der Circulus vitiosus unterbrochen werden, bevor die Phagozytose<br />

beginnt.<br />

Bei 95 % der behandelten Patienten gehen die Anfälle innerhalb von St<strong>und</strong>en zurück.<br />

UAW ´s:<br />

Leibschmerzen, Erbrechen <strong>und</strong> Diarrhöe.<br />

Da die Gabe der Substanz per oral erfolgt, kommt es zu hohen lokalen Konzentrationen an der<br />

Darmschleimhaut. Diese Epithelzellen zeichnen sich vor allem durch eine sehr hohe Teilungsrate<br />

aus. Dadurch kommt es zu einer sehr zytotoxischen Wirkung auf die Epithelzellen, wodurch sie<br />

zugr<strong>und</strong>e gehen <strong>und</strong> oben genannte Beschwerden ausgelöst werden.<br />

Diese Nebenwirkung ist therapielimitierend, sobald der Durchfall auftritt muss die Substanz<br />

abgesetzt werden!<br />

Bei drastischer Unverträglichkeit der Substanz, oder Weitergabe trotz bestehender Notsignale kann<br />

es zu einer Polyneuropathie mit aufsteigender Paralyse kommen, die meist letal endet. Der Tod tritt<br />

durch eine Lähmung des Atemzentrums ein.<br />

Alternative Substanzen:<br />

Bei einer absoluten Unverträglichkeit können NSAR oder Glucocorticoide während eines Anfalls<br />

gegeben werden.<br />

Sie hemmen die Freisetzung der Entzündungsmediatoren, wodurch die Entzündung geringer<br />

ausfällt.<br />

Der Vorteil ihrer Gabe ist, dass sie gegen jegliche Art von Entzündungen helfen, nicht nur gegen<br />

die Gicht. Sie können bei Patienten eingesetzt werden, bei denen die Ursache des bestehenden<br />

Anfalls noch nicht geklärt werden konnte.<br />

173


Anfallsprophylaxe<br />

Die Gr<strong>und</strong>lage jeder Prophylaxe ist eine purinarme Diät. Für die medikamentöse Prophylaxe kann<br />

man zwei Wege gehen,<br />

1) verminderte oder verhinderte Harnsäurebildung = Therapie mit Urikostatika<br />

2) erhöhte Harnsäureausscheidung<br />

Urikostatika = Substanzen zur verminderten Bildung von Harnsäure<br />

In dieser Gruppe gibt es nur eine Substanz, das Allopurinol.<br />

Wirkungsmechanismus:<br />

Die Substanz blockiert <strong>und</strong> beschäftigt die Xanthinoxidase, sie ist ein abnormer Metabolit des<br />

Hypoxanthins.<br />

Allopurinol ist ein schlechtes Substrat des Enzyms, seine Umsetzung verläuft sehr langsam.<br />

Dadurch wird allerdings auch die Xanthinoxidase länger blockiert, was hier im Sinne der Wirkung<br />

steht.<br />

Allopurinol hat, obwohl es ein abnormes Substrat ist keine zytotoxischen Eigenschaften, es erfolgt<br />

kein Einbau in die DNS einer Zelle. Deshalb ist es auch der einzige Vertreter dieser<br />

Wirkstoffklasse.<br />

Das gebildete Oxopurinol kann nicht weiter umgesetzt werden <strong>und</strong> wird renal eliminiert.<br />

Hypoxanthin <strong>und</strong> Xanthin kumulieren unter der Therapie mit Allopurinol <strong>und</strong> können ebenfalls<br />

renal eliminiert werden.<br />

174


Urikosurika = Substanzen zur vermehrten Ausscheidung von Harnsäure<br />

Sie erhöhen die renale Ausscheidung der Harnsäure.<br />

Wirkungsmechanismus:<br />

Das Rückresorptionssystem hat physiologischer weise eine höhere Kapazität als das<br />

Sekretionssystem.<br />

Urikosuretika konkurrieren um das Rückresorptionssystem <strong>und</strong> um das Sekretionssystem. Bei einer<br />

genügend hohen Dosierung erfolgt die Verdrängung der Harnsäure. Die Ausscheidung der<br />

Harnsäure wird beschleunigt, d sie nicht mehr in die Säurerückresorption <strong>und</strong> Säuresekretion mit<br />

eingeht.<br />

Substanzen:<br />

Probenecid<br />

Benzbromaron<br />

Problem dieser Therapie:<br />

Die Dosis der Substanzen kumuliert im Körper, man muss eine ehr hohe Dosis geben, um das<br />

Rückresorptionssystem auszulasten.<br />

Bis zu diesem Zeitpunkt kann noch Harnsäure rückresorbiert werden, ihre Sezernierung ist dann<br />

allerdings unmöglich. Dadurch kommt es zu einer Anreicherung der Harnsäure im Gewebe, was<br />

einen akuten Gichtanfall auslösen kann.<br />

Man muss also dringend die Aufdosierungsphase durchhalten obwohl in der Anfangsphase<br />

Gichtanfälle auftreten können.<br />

Deshalb wird die Therapie mit einer Kombination der Substanzen <strong>und</strong> Colchicin (oder NSAR,<br />

Glucocorticoiden) begonnen.<br />

175


Das gleiche Problem tritt auch bei der Therapie mit Allopurinol auf, da hier das Oxopurinol die<br />

Ausscheidung der Harnsäure durch aktive Sekretion behindert.<br />

Kontraindikationen:<br />

Das Vorliegen von kleinen Harnsäurekristallen oder Konkrementen in den ableitenden Harnwegen<br />

gilt als Kontraindikation.<br />

Dadurch ist das Wachstum von Konkrementen möglich, hier ist die Gabe von Uricostatika<br />

vorzuziehen.<br />

Gefährlich ist, dass sehr kleine Konkremente übersehen werden können!<br />

176


Pharmakotherapie des Asthma bronchiale<br />

Die Therapie der Erkrankung ist relativ kompliziert <strong>und</strong> setzt daher ein gewisses Verständnis des<br />

Patienten voraus. Deshalb muss der Patient gut behandelt werden.<br />

Definition des Asthma bronchiale:<br />

Es handelt sich um eine anfallsweise auftretende Atemnot, ausgelöst aufgr<strong>und</strong> bronchialer<br />

Überempfindlichkeit infolge eines Bronchospasmus.<br />

Pathophysiologie des Asthma bronchiale:<br />

Es handelt sich um eine chronische Entzündung der Bronchialschleimhaut, verursacht durch eine<br />

allergische Reaktion.<br />

Allergene<br />

⇓<br />

chronische Entzündung<br />

Ozon, Stäube<br />

Kalte Luft<br />

ß – Blocker, NSAR<br />

⇒ ⇒ Bronchospasmus<br />

bronchiale Überempfindlichkeit<br />

andere mögliche Noxen sind:<br />

Virusinfekte, Schadstoffe aus der Umwelt<br />

177


Der Bronchus liegt eingebettet im Lungenparenchym. Die Entzündung spielt sich im lockerem<br />

Bindegewebe des Bronchus ab. Das bedeutet, dass die verwendeten Arzneistoffe durch das<br />

Flimmerepithel hindurch müssen, um an ihren Wirkort zu gelangen.<br />

Durch die Entzündung reagiert die glatte Muskulatur stärker auf bronchokonstriktorische Stimuli.<br />

Bronchokonstriktoren:<br />

• ACh, enerviert durch den Nervus vagus<br />

• Histamin, freigesetzt aus Mastzellen<br />

• Leukotriene, freigesetzt aus Mastzellen<br />

Dies ist ein Gr<strong>und</strong>, warum Antihistaminika keine Rolle in der Pharmakotherapie des Asthma<br />

bronchiale spielen:<br />

Aus den Mastzellen werden noch andere Bronchokonstriktoren freigesetzt, dadurch hätten die<br />

Antihistaminika keine durchschlagende Wirkung.<br />

Bronchiale Überempfindlichkeit<br />

Bei Patienten mit Asthma bronchiale lösen schon wesentlich geringere Konzentrationen von<br />

Bronchokonstriktoren eine entsprechende Reaktion aus.<br />

Stimuli, die beim ges<strong>und</strong>en Patienten die Bronchien nicht beeinflussen, wie z.B. kalte Luft, können<br />

bei Asthma Patienten eine Asthma- Anfall auslösen.<br />

Des weiteren kann es bei sportlichen Anstrengungen kommen, dem sog. Anstrengungsasthma. Dies<br />

lässt sich dadurch erklären, dass die kalte <strong>und</strong> ggf. trockene tiefer in die Lunge eindringen kann <strong>und</strong><br />

weitere Regionen erreicht.<br />

Therapeutische Ansätze<br />

• Vermeidung der bronchokonstriktorischen Stimuli<br />

• Entzündungshemmung<br />

• Medikamentöse Bronchodilatoren<br />

Bronchokonstriktoren Entzündungshemmung<br />

ß2 – Mimetika inhalativ Glucocorticide inhalativ<br />

(Ipratropium) inhalativ Mastzellstabilisatoren inhalativ<br />

Theophyllin systemisch<br />

(es gibt Hinweise auf eine antiphlogistische Wirkung)<br />

Antileukotriene systemisch<br />

(Montelucast, Leukotrien – Rezeptorantagonist)<br />

systemisch:<br />

Die Substanzen erreichen die Bronchien über die Blutbahn. Damit hier eine Wirkkonzentration<br />

erreicht wird, muss diese Konzentration im gesamten Organismus erreicht werden. Deshalb besteht<br />

hier eine relativ große Gefahr von systemischen Nebenwirkungen.<br />

178


Inhalative Substanzen haben in dieser Hinsicht ein besseres Nutzen Risiko Verhältnis, da sie<br />

normalerweise nur lokal wirken <strong>und</strong> nicht in systemischen Konzentrationen resorbiert werden<br />

können.<br />

Die inhalativ verabreichten Substanzen können durchaus die systemische Zirkulation erreichen, die<br />

Gefahr einer systemischen Wirkkonzentration ist bei normaler Dosierung allerdings praktisch nicht<br />

vorhanden.<br />

Cromoglycat – Natrium<br />

Mastzellstabilisatoren<br />

Wirkungsmechanismus:<br />

Mastzellen setzen auf Stimuli hin Entzündungsmediatoren wie das Histamin frei. Dies wird durch<br />

die Mastzellstabilisatoren verhindert. Dies heißt, dass die Mastzellen nicht mehr nach Antigenreiz<br />

degranulieren.<br />

Es scheint des weiteren einen Eingriff in die Kommunikation der Entzündungszellen , welche über<br />

Botenstoffe abläuft zu geben.<br />

Sie wird so beeinflusst, dass die Entzündung gestoppt wird. Der molekulare Wirkungsmechanismus<br />

dieser Wirkung ist allerdings noch nicht geklärt.<br />

Die Mastzellstabilisatoren eignen sich nur für die lokale Gabe, sie wirken auf den Schleimhäuten<br />

(Nase, Auge, Bronchien). Falls eine per orale Verabreichung erfolgt, kann dies zur Therapie einer<br />

auf der Darmschleimhaut ablaufenden Lebensmittelallergie sein.<br />

Eine regelmäßige, lokale Anwendung ist allerdings zwingend notwendig, der Effekt der Substanzen<br />

tritt langsam <strong>und</strong> mit Latenz ein. Die Substanzen müssen um an ihren Wirkort zu gelangen erst das<br />

Flimmerepithel überwinden, was aufgr<strong>und</strong> einer chronischen Entzündung allerdings Defekte<br />

aufweisen kann.<br />

Eine weitere Substanz ist das Nedocromil, es ist strukturell dem Cromoglycat verwandt, die<br />

Wirkung ist genau gleich.<br />

179


Glucocorticoide<br />

Glucocorticoide für die inhalative Therapie haben einen hohen First – Pass – Effekt. Dies bedeutet,<br />

dass sie in einem hohen Maß präsystemisch eliminiert werden. Dies ist wichtig, da pro Sprühstoß je<br />

nach Partikelgröße bis zu 90 % der Dosis im Magen – Darm – Trakt landet.<br />

Die Zufuhr erfolgt deshalb mittels eines Spacers, damit das Verhältnis besser wird ( weniger im<br />

Magen <strong>und</strong> gleich viel in den Bronchien).<br />

Es ist eine regelmäßige Anwendung über einen bestimmten Zeitraum notwendig, es gibt allerdings<br />

auch keine bessere Medikation gegen Entzündungen als die Glucocorticoide. Da keine systemische<br />

Darreichung erfolgt, gibt es auch keine systemischen Nebenwirkungen.<br />

UAW ´s der inhalativen Glucocorticoiden:<br />

• M<strong>und</strong>mykosen<br />

Nach der Anwendung essen, oder die Zähne zu putzen <strong>und</strong> den M<strong>und</strong> zu spülen reicht<br />

normalerweise als vorbeugende Maßnahme aus.<br />

• Heiserkeit<br />

Der stimmbildende Muskel ist ein Skelettmuskel, der durch die Glucocorticoide beeinflusst<br />

wird.<br />

Die inhalative Gabe von Glucocorticoiden sollte auch bei der Therapie der Stufe IV noch<br />

fortgeführt werden, damit lokal genügend hohe Konzentrationen erreicht werden.<br />

Mit der per oralen Gabe der Glucocorticoide erreicht man eine systemische Immunsuppression,<br />

welche die lokale Wirkung unterstützt.<br />

Theophyllin:<br />

Die Substanz hat eine sehr geringe therapeutische Breite. Es kann zentral – nervöse<br />

Nebenwirkungen wie Krämpfe oder auch Herz – Rhythmus – Störungen, eine gesteigerte Diurese<br />

oder Schlafstörungen geben.<br />

Es sollten daher regelmäßige Blutspiegelkontrollen erfolgen.<br />

Antileukotriene:<br />

Sie wirken besonders beim Aspirin – Asthma <strong>und</strong> beim Anstrengungsasthma.<br />

Der Patient sollte auf alle Fälle den Schweregrad <strong>und</strong> die medikamentöse Einstellung der<br />

Erkrankung regelmäßig mittels „peak – flow – Messung“ kontrollieren. Des weiteren ist es gut, ein<br />

Asthma – Tagebuch zu führen.<br />

180


Diuretika = harntreibende Substanzen<br />

Diuretika werden im allgemeinen zu zwei verschiedenen therapeutischen Zwecken verwendet, der<br />

Ödemausschwemmung <strong>und</strong> zur Therapie des essentiellen Bluthochdrucks, sowie der<br />

Herzinsuffizienz.<br />

Die Wirkungen sind hier nicht gleichbedeutend anzusehen, die Gabe als Antihypertensiva erfolgt in<br />

einer niedrigeren Dosierung. Die Blutdrucksenkung erfolgt hierbei, obwohl der Flüssigkeitszustand<br />

des Körpers nach der zunächst vorkommenden Abnahme wider auf normale Werte zurückgeht.<br />

Dies liegt an der Gegenregulation durch das Aldosteron.<br />

Der vermutete Wirkungsmechanismus ist eine Tonusverringerung der glatten Gefäßmuskulatur,<br />

durch eine Verringerung der Natriumchloridkonzentration in ihrem Inneren.<br />

Physiologische Mechanismen der Ödembildung <strong>und</strong> der Ödemausschwemmung<br />

Der Blutdruck ist die treibenden Kraft für den Austritt von Flüssigkeit ins Gewebe. Man braucht des<br />

weiteren einen Gradienten zwischen dem Blutdruck <strong>und</strong> dem Druck im Gewebe.<br />

Der kolloid – osmotische Druck kommt durch Eiweißmoleküle zustande. Die Eiweißkonzentration<br />

in der Blutbahn (z.B. das Albumin) ist höher als im Gewebe, da die Kapillarwände für große<br />

Moleküle schlecht durchlässig ist.<br />

Dadurch, dass der Blutdruck von den Arterien zu den Venen hin sinkt, wird die austreibende Kraft<br />

immer geringer, im arteriellen Strombett ist der kolloid – osmotische Druck wieder rum relativ<br />

gering. Das bedeutet, dass die Verhältnisse regelrecht umgedreht werden.<br />

Lymphgefäße enden blind im Gewebe <strong>und</strong> neben Gewebsflüssigkeit auf. Die abfließende<br />

Flüssigkeit wird in das venöse System zurückgeführt.<br />

181


Ödembildung:<br />

• Bei Herzinsuffizienz<br />

Durch den Rückstau vor dem rechten Herzen wird der Druck im venösen System erhöht.<br />

Deshalb kann der kolloid – osmotische Druck nicht mehr so gut wirken.<br />

• Bei Varikosis, Krampfadern<br />

Venenklappen funktionieren nicht mehr richtig, dadurch kommt es zu einer venösen Stauung.<br />

Bei Anwendung eines Kompressionsstrumpfes wird der Gewebsdruck erhöht, wodurch die<br />

austreibende Kraft des Druckgradienten geringer wird.<br />

• Lymphgefäßschädigung<br />

Sie bedingt Lymphabflussstörungen, sie kann häufig nach Bestrahlungen o.ä. Behandlungen<br />

auftreten.<br />

• Leberzirrhose<br />

Hier kommt es zu Flüssigkeitsablagerungen speziell in der Bauchhöhle.<br />

Es kann aufgr<strong>und</strong> der eingeschränkten Leberfunktion wesentlich weniger oder gar kein Albumin<br />

mehr gebildet werden. Dadurch sinkt der kolloid – osmotische Druck, also die rücktreibende<br />

Kraft stark ab.<br />

Da der Blutfluss durch die geschrumpfte Leber stark erschwert ist, kommt es zu einer portalen<br />

Hypertension (hierdurch steigt der Blutdruck im Pfortaderstrombett stark an). Dies bedingt, dass<br />

der Blutdruck im venösen Schenkel zu hoch wird.<br />

• Absenkung der Selektivität des glomerulären Systems<br />

Dies bedeutet, dass die Niere aufgr<strong>und</strong> einer Funktionsstörung Proteine passieren lässt. Dadurch<br />

sinkt wieder rum die rücktreibende Kraft des kolloid – osmotischen Drucks ab, da es zu einem<br />

massiven Albuminverlust kommt.<br />

Diese Vorgänge treten meist im Verlauf einer Glomerulonephritis auf.<br />

• Entzündliches Ödem<br />

Bei einer Entzündung ist die Gefäßpermeabilität des betroffenen Gebietes stark gesteigert.<br />

Dadurch wird das Gewebe durchlässig für Albumin, dessen Konzentration im Blut abfällt. Dies<br />

bedingt eine Senkung des kolloid – osmotischen Drucks <strong>und</strong> damit der rücktreibenden Kraft.<br />

Des weiteren dilatieren die Widerstandgefäße im betroffenen Gebiet, dadurch wird der<br />

Blutdruck <strong>und</strong> somit der Druckgradient gesenkt, was allerdings der Ödembildung entgegen<br />

wirkt!<br />

Ödemausschwemmung<br />

⇑<br />

Bluteindickung<br />

⇑<br />

Diuretika<br />

Durch diese Vorgänge tritt Flüssigkeit aus dem Gewebe in die Blutbahn über.<br />

Durch eine sehr starke Gabe kann es zu einer sehr starken Eindickung kommen, dadurch werden die<br />

Fließeigenschaften des Blutes herabgesetzt. Dies bedeutet eine Steigerung der Thrombosegefahr!<br />

Die Bluteindickung darf also nicht zu stark sein, sie erfordert eine genaue Dosierung.<br />

182


Harnbildung im glomerulären System<br />

Im proximalen Konvulent hat man eine lange Bahn. Dadurch können große Mengen an<br />

Flüssigkeit rückresorbiert werden. Das erfolgt immer isoton, dem Wasser folgen also entsprechende<br />

Mengen an Ionen!<br />

Des weiteren endet hier das aktive Säure- bzw. Anionensekretionssystem des Körpers ein.<br />

In der Henle´schen Schleife erfolgt die Rückresorption von Salzen. Im aufsteigenden Schenkel<br />

wird nur noch NaCl, aber kein Wasser mehr rückresorbiert. Dadurch steigt der osmotische Druck<br />

im umgebenden Markgewebe stark an, von normalerweise 300 mosmol auf bis zu 1500 mosmol.<br />

Dies ist Teil des Haarnadel – Gegenstromprinzips. Durch die hohe Ionenkonzentration wird die<br />

Rückresorption von Wasser aus dem angrenzendem Sammelrohr gefördert.<br />

Regulation der Wasserrückresorption:<br />

Sie erfolgt durch das antidiuretische Hormon = Adiuretin.<br />

Es ist ein Hypophysenhormon, dass die Epithelzellen des Sammelrohrs stimuliert. Dadurch erfolgt<br />

der Einbau von vesikulär gespeicherten Wasserkanälen in die Membran der Epithelzellen. Dies<br />

bedingt eine Steigerung der Permeabilität des Sammelrohrs <strong>und</strong> damit eine Antidiurese!<br />

Im distalen Konvulent gibt es Rückresorptionssysteme für Ionen (aktive Transportsysteme), am<br />

die verschiedene Diuretika angreifen.<br />

Im frühdistalen Konvulent befindet sich ein NaCl – Cotransportsystem, im spätdistalen Tubulus<br />

gibt es ein Transportsystem zum Austausch von Natrium- gegen Kaliumionen, welches unter dem<br />

Einfluss von Aldosteron steht.<br />

183


Mannitol<br />

Osmotische Diuretika<br />

Es handelt sich hierbei um einen Zuckeralkohol, der osmotisch Wasser binden kann. Die Moleküle<br />

können aus dem Primärharn nicht rückresorbiert werden, daher wird vermehrt Wasser<br />

ausgeschieden.<br />

Es muss eine parenterale Gabe erfolgen, bei enteraler Gabe wirken die Substanzen als Laxantien.<br />

Indikationen sind verschiedenen klinische Zwecke, z.B. das Ausschwemmen von Organödemen.<br />

Acetazolamid<br />

Carboanhydrase – Hemmstoffe<br />

Das Molekül besitzt einen Sulfonamidrest, der ein Proton abgeben <strong>und</strong> dadurch negativ geladen<br />

werden kann.<br />

Dieser wird aktiv in das proximale Konvulent ausgeschieden, durch den<br />

Anionensekretionstransporter. Des weiteren wird die Substanz schlechter rückresorbiert als<br />

Natriumchlorid <strong>und</strong> Wasser.<br />

Dies bedeutet, dass die Konzentration der Substanzen im Harn höher ist als im Blut <strong>und</strong> steigt<br />

während der Nephronpassage stetig an.<br />

Dies erklärt die selektive Wirkung der Substanzen an der Niere.<br />

Wirkungsmechanismus:<br />

184


Diese Substanzen wirken an den Epithelzellen des proximalen Tubulus. Dort befindet sich auf der<br />

Harnseite <strong>und</strong> im Zelllumen die Carboanhydrase.<br />

Die Carboanhydrase katalysiert die Bildung von Kohlensäure aus Wasser <strong>und</strong> Kohlenstoffdioxid.<br />

Diese zerfällt weiter in Protonen <strong>und</strong> Hydrogencarbonat. Auf der Lumenseite werden diese<br />

Protonen benötigt, um sie gegen Natriumionen auszutauschen, welche mit einem aktiven<br />

Transportsystem von der Harnseite in die Zelle transportiert werden. Das entstehende<br />

Hydrogencarbonat wird auf die Blutseite transportiert, ebenso wie die Natriumionen ( Transport<br />

mittels Na / K – AT – Pease), wo sie einen Vorrat an Basenäquivalenten bilden.<br />

Das Hydrogencarbonat gelangt so wieder in den Primärharn. Im proximalen Tubulus wird nun auf<br />

der Harnseite (wiederum unter Katalyse der CAH) Kohlenstoffdioxid aus dem Hydrogencarbonat<br />

<strong>und</strong> den bereits sezernierten Protonen gebildet.<br />

Das entstandene Kohlendioxid kann leicht durch Membranen penetrieren <strong>und</strong> seht somit zur<br />

erneuten Bildung von Protonen <strong>und</strong> Hydrogencarbonat im Intrazellulärraum zur Verfügung.<br />

Man benötigt die Carboanhydrase zu einer schnelleren Einstellung des Reaktionsgleichgewichts, da<br />

die Reaktion in der relativ schnellen Strömung des Primärharns quantitativ ablaufen soll.<br />

Die Bilanz der Reaktion ist, das sowohl Hydrogencarbonat als auch Natriumionen von der<br />

Harnseite auf die Blutseite geschafft werden.<br />

Die CAH – Reaktion dient der temporären Überführung des Hydrogencarbonats in seine transportoder<br />

Penetrationsform Kohlenstoffdioxid. Dies dient der Rückresorption von Basenäquivalenten.<br />

Die Carboanhydrase – Hemmstoffe hemmen die oben angegebene Reaktion. Dadurch reicht die<br />

Zeit zur quantitativen Umsetzung nicht mehr aus, wodurch die Elimination von Natriumionen <strong>und</strong><br />

Hydrogencarbonat zunimmt. Da im proximalen Tubulus die Rückresorption stets normal erfolgen<br />

würde, nehmen die Natriumionen das Wasser mit.<br />

Beobachtung:<br />

Bei einer längeren Anwendung der Substanzen geht die Wirkung zurück.<br />

Wenn zuviel Hydrogencarbonat verloren geht kommt es zu einer Acidose, d.b. dass die<br />

Protonenkonzentration im Harn ansteigt. Dies bedingt aber, dass der Natrium / Protonen –<br />

Austauscher leistungsfähiger wird. Dadurch wird die Natriumelimination <strong>und</strong> somit die<br />

Wasserelimination geringer.<br />

Deshalb werden die Substanzen heutzutage nur noch selten eingesetzt, nur noch zur lokalen<br />

Anwendung am Auge. Dort senken sie beim Glaukom die Kammerwasserproduktion.<br />

UAW ´s:<br />

• Acidose<br />

Durch die steigende Konzentration von Protonen im Harn ( <strong>und</strong> später auch im Blut).<br />

185


Hydrochlorothiazid<br />

Thiazide<br />

Das Molekül besitzt einen Sulfonamidrest, der ein Proton abgeben <strong>und</strong> dadurch negativ geladen<br />

werden kann.<br />

Dieser wird aktiv in das proximale Konvulent ausgeschieden, durch den<br />

Anionensekretionstransporter. Des weiteren wird die Substanz schlechter rückresorbiert als<br />

Natriumchlorid <strong>und</strong> Wasser.<br />

Dies bedeutet, dass die Konzentration der Substanzen im Harn höher ist als im Blut <strong>und</strong> steigt<br />

während der Nephronpassage stetig an.<br />

Dies erklärt die selektive Wirkung der Substanzen an der Niere.<br />

Wirkungsmechanismus:<br />

Die Substanzen greifen am Na / Cl – Cotransportsystem des frühen distalen Tubulus an <strong>und</strong><br />

hemmen es.<br />

Dadurch werden vermehrt Natriumchlorid <strong>und</strong> Wasser auszuscheiden.<br />

Das Extrazellulärvolumen nimmt unter dem Einfluss der Thiazide ab, dadurch wird das RAAS<br />

aktiviert <strong>und</strong> es wird u.a. vermehrt Aldosteron ins Blut abgegeben. Es erfolgt der Versuch der<br />

Rückresorption von Natriumionen (ebenso wie Chloridionen <strong>und</strong> Wasser) auf Kosten einer<br />

Kaliumausscheidung. Dies geschieht durch das Aldosteron – abhängige Rückresorptionssystem im<br />

spätdistalen Tubulus.<br />

Dadurch bedingen Thiazide auch eine vermehrte Ausscheidung von Kaliumionen!<br />

Durch die Gegenregulation von Aldosteron kommt es zur Wirkungsabnahme, es ist ein<br />

Steroidhormon, das seine Wirkung über die Proteinsynthese vermittelt. Dadurch erfolgt die<br />

Gegenregulation erst mit Latenz!<br />

Die Blutdrucksenkung bleibt allerdings erhalten, trotz der Gegenregulation.<br />

Unter der Gabe von ACE – Hemmstoffen ist die Tendenz gegeben, dass weniger Kaliumionen<br />

ausgeschieden werden.<br />

Beim Hydrochlorothiazid tritt der Effekt mit mäßiger Geschwindigkeit ein, es hat eine geringere<br />

Maximalwirkung als ein Schleifendiuretikum.<br />

Bei einer bestehenden Niereninsuffizienz können die Substanzen unter Umständen keine<br />

ausreichende Wirkung mehr erzielen.<br />

Die Anwendung der Thiazide erfolgt typischerweise zur Dauertherapie bei Bluthochdruck <strong>und</strong><br />

Herzinsuffizienz.<br />

186


UAW ´s:<br />

• Verminderte Glucosetoleranz<br />

Der Organismus kann auf Glucosezufuhr nur eingeschränkt mit einer Insulinfreisetzung<br />

antworten, dies bedeutet, dass die Substanzen eine gewisse Wirkung an der B – Zelle haben.<br />

Dies bedeutet nicht, dass eine Diabetes mellitus entsteht. Bei einem latenten Diabetes mellitus<br />

kann sich die diabetische Stoffwechsellage allerdings manifestieren. Diese Nebenwirkung ist<br />

reversibel.<br />

• Anstieg der Harnsäurekonzentration<br />

Der Säuresekretionsmechanismus im proximalen Tubulus wird durch die Substanz besetzt,<br />

dadurch kann es zu Anreicherung von Harnsäure im Gewebe kommen.<br />

• Erhöhte Magnesiumausscheidung<br />

• Verminderte Calciumausscheidung<br />

Diese Nebenwirkung kann bei vorliegender Osteoporose oder einer erhöhten Osteoporosegefahr<br />

zum Einsatz kommen.<br />

187


Furosemid<br />

Schleifendiuretika<br />

Das Molekül besitzt einen Sulfonamidrest, der ein Proton abgeben <strong>und</strong> dadurch negativ geladen<br />

werden kann.<br />

Dieser wird aktiv in das proximale Konvulent ausgeschieden, durch den<br />

Anionensekretionstransporter. Des weiteren wird die Substanz schlechter rückresorbiert als<br />

Natriumchlorid <strong>und</strong> Wasser.<br />

Dies bedeutet, dass die Konzentration der Substanzen im Harn höher ist als im Blut <strong>und</strong> steigt<br />

während der Nephronpassage stetig an.<br />

Dies erklärt die selektive Wirkung der Substanzen an der Niere.<br />

Wirkungsmechanismus:<br />

Die Substanzen hemmen ebenfalls das Cotransportsystem für Natrium, Kalium <strong>und</strong> Chlorid.<br />

Dadurch wird die Ausscheidung von Wasser (Magnesium <strong>und</strong> Calcium) gefördert.<br />

Der Wirkort der Substanzen ist die Harnseite der Zellen, da sie dort in besonders hoher<br />

Konzentration vorhanden sind.<br />

Indikation:<br />

• Ausschwemmung von Organödemen<br />

• Niereninsuffizienz<br />

Wirkungsqualität:<br />

Die Substanzen wirken rasch, kurz <strong>und</strong> heftig. Man nennt sie deshalb auch high – sealing –<br />

Diuretika, sie vermitteln den maximal möglichen diuretischen Effekt.<br />

Deshalb sind sie eigentlich gut zur Akuttherapie, für die Dauertherapie jedoch weniger geeignet.<br />

Durch ihren schnell einsetzenden Effekt besteht zudem eine zusätzliche Thrombosegefahr!<br />

Auch hier erfolgt eine Aktivierung des RAAS, zur Gegenregulation. Diese kann dann, aufgr<strong>und</strong> der<br />

geringen Wirkungsdauer der Substanzen ins Leere laufen <strong>und</strong> die gewünschten Effekte voll<br />

kompensieren.<br />

UAW ´s:<br />

• Hörstörungen (Cave : Substanzen, welche ebenfalls ototoxisch wirken)<br />

• Hypokaliämie ( auch hier kann die gleichzeitige Gabe von ACE – Hemmern die<br />

Kaliumausscheidung verringern)<br />

• Anstieg der Harnsäurekonzentration<br />

• (verminderte Glucosetoleranz, geringer ausgeprägt wegen der kurzen Wirkungsdauer)<br />

188


Triamteren<br />

Kalium – sparende Diuretika<br />

Es handelt sich bei der Substanz um eine Base, die tubuläre Sekretion erfolgt über einen<br />

Kationentransporter.<br />

Wirkungsmechanismus:<br />

Die Substanzen interferieren mit einem Natrium – Transporter (= Kanalprotein, welches verstopft<br />

wird) des Natrium / Kalium – Transportes.<br />

Dieser befindet sich im spätdistalen Tubulus.<br />

UAW ´s:<br />

Hyperkaliämie<br />

Der Wirkungsmechanismus ist ähnlich den Thiaziden, man kann eine Kombinationstherapie<br />

verfolgen.<br />

Die Natriumausscheidung wird erhöht, die Kaliumausscheidung wird vermindert.<br />

ACE – Hemmer wirken in ihrer Tendenz kaliumausscheidungserhöhend. Deshalb sollte<br />

Kombinationen dieser Substanzklassen.<br />

Besondere Vorsicht muss man bei Patienten wallten lassen, welche schon mit ACE – Hemmern<br />

behandelt werden.<br />

189


Spironolacton<br />

Aldosteron – Antagonisten<br />

Bei der Substanz handelt es sich um ein Steroidanalogon, welches antagonistisch am Aldosteron –<br />

Rezeptoren wirkt.<br />

Dabei handelt es sich um Rezeptoren, welche die Genexpression regulieren.<br />

Aldosteron bewirkt:<br />

Expression von Natrium – Kanälen<br />

Na / K – AT – Peasen<br />

Der Effekt der Wirkung tritt langsam ein, innerhalb weniger Tage. Dies kann man auf zwei Wegen<br />

erklären:<br />

1) Bildung eines wirksamen Metaboliten, der im Blut kumuliert, Canrenon. Die Einstellung<br />

des Gleichgewichts braucht ein wenig Zeit<br />

2) Der Wirkungsmechanismus wirkt erst, wenn der Nachschub erforderlich ist.<br />

UAW ´s:<br />

Gynäkomastie (kommt relativ häufig vor)<br />

Die Masse des Brustkörpers, gerade bei Männern steigt. Es gibt hier keine Regulationsmöglichkeit,<br />

die Substanz greift in die Geschlechtshormone ein.<br />

Allerdings ist die Prognose bei der Herzinsuffizienz sehr günstig.<br />

Eine Kombination mit ACE – Hemmstoffen kann sich als gefährlich erweisen, es kann sich eine<br />

Hyperkaliämie auftreten.<br />

190


Antiepileptika, Antikonvulsiva = Mittel gegen Epilepsie<br />

Die Epilepsie wird auch als Fallsucht bezeichnet. Sie verläuft in Anfällen, welche plötzlich<br />

auftreten können. Dazwischen ist der Patient unauffällig.<br />

Es handelt sich um eine Erkrankung des ZNS, man spricht auch vom Gewitter im Gehirn. Die<br />

Krankheit ist i.a. chronisch rezidivierend <strong>und</strong> betrifft ca. 0,5 – 1 % der Bevölkerung. Es gibt auch<br />

Fälle eines einmaligen Anfalls mit klarem Auslöser, z.B. ein Fieberkrampf. Dies betrifft bis zu 5 %<br />

der Bevölkerung.<br />

Die Anfälle können völlig zusammenhangslos auftreten <strong>und</strong> stellen eine große Belastung für den<br />

betroffenen Patienten dar, ebenso für seinen Angehörigen.<br />

Es handelt sich hierbei nicht um eine geistige Behinderung, sie kann allerdings als Folge von häufig<br />

auftretenden Anfällen <strong>und</strong> dem damit verb<strong>und</strong>enen Sauerstoffmangel auftreten.<br />

Die Patienten sind sowohl im Alltag als auch in der Berufswahl stark eingeschränkt. Es herrscht bei<br />

sehr jungen Menschen ( bis zur Pubertät) ein Maximum der Anfälle, dann nehmen sie ab. Eine<br />

Zunahme erfolgt noch mal im höheren Alter, was sich durch eine sowieso verminderte celebrale<br />

Durchblutung erklären lässt.<br />

Die Kenntnisse der Bevölkerung bezüglich der Krankheit sind sehr gering.<br />

Symptome eines epileptischen Anfalls<br />

• Bewusstseinstörungen, die bis zur Bewusstlosigkeit führen können<br />

• Auftreten abnormer, motorischer Erscheinungen (Zucken mit einem Arm o.ä.)<br />

• Tonische (Körper spannt sich an) oder tonisch – klonische (zuckende) Anfälle<br />

• Stereotypien (M<strong>und</strong>lecken), dies sind eher unauffällige Anfälle<br />

• Erhöhung vegetativer Reaktionen, z.B. eine Zunahme des Blutdrucks oder der Herzfrequenz,<br />

Stuhl- <strong>und</strong> Harnabgang<br />

Die Anfälle können bei einzelnen Patienten monosymptomatisch sein <strong>und</strong> unterscheiden sich<br />

mitunter stark!<br />

191


Pathophysiologie der epileptischen Anfälle<br />

• Es herrscht eine Übererregbarkeit bestimmter Areale im Gehirn vor<br />

• Hier kommt es zu extremen, unkontrollierten Synchronisation der Neuronenaktivität (alle feuern<br />

gleichzeitig)<br />

• Es können kleinere oder größere Gruppen von Neuronen betroffen sein (Focus, Herd oder<br />

Schrittmacher)<br />

• Ein Anfall wird in dem Moment manifest, wo die synchronisierte Fociaktivität auf andere<br />

Hirnregionen übergreift<br />

• Während eines Anfalls gehen Neuronen zugr<strong>und</strong>e, z.B. aufgr<strong>und</strong> von Sauerstoffmangel oder<br />

großen Spannungsunterschieden<br />

• d.b., dass die Herde eher größer werden oder es können sich neue Herde ausbilden<br />

Bei der Epilepsie kann im Bereich der Herde das Ruhepotential nicht aufrecht erhalten werden, oder<br />

es gibt einen abgesenkten Schwellenwert.<br />

Ein weiterer Gr<strong>und</strong> kann eine Störung im Elektrolythaushalt der Nervenzellen sein.<br />

Normalzustand des Elektrolythaushaltes:<br />

Ionenart Intrazellulärraum Extrazellulärraum<br />

Natrium 5 mM 150 mM<br />

Kalium 150 mM 5 mM<br />

Chlorid 7 mM 120 mM<br />

Calcium 10 –7 M 10 –3 M<br />

192


Weitere Epilepsieauslöser<br />

• Herabsetzung des Schwellenwertes im Bereich der Foci<br />

• Unfähigkeit das Ruhepotential im bereich der Foci zu halten<br />

• Ein Zuviel an Glutamat<br />

• Ein Zuwenig an GABA<br />

• Niedergang inhibitorischer Neurone<br />

• Defekte in den Ionenkanälen<br />

Spannungsabhängige Natriumkanäle<br />

Na / K – ATPeasen<br />

193


Vorgänge während eines epileptischen Anfalls<br />

Fokaler (lokaler) Anfall:<br />

Hier ist der Herd genau lokalisiert, die Signalleitung erfolgt zunächst in die Umgebung. Von dort<br />

gelangen die Signale in die Peripherie, wobei immer die rechte Hirnhälfte die linke Körperhälfte<br />

enerviert <strong>und</strong> umgekehrt.<br />

Generalisierter (primärer) Anfall:<br />

Hier sitzt der Focus in der Formatio reticularis, dadurch erfolgt eine Signaltransduktion in alle<br />

Richtungen<br />

Generalisierter, sek<strong>und</strong>ärer Anfall:<br />

Dies ist ein fokaler Anfall, der mit so heftigen Signalen in Richtung der Formatio reticularis läuft,<br />

dass dort ein neuer Herd entsteht. Dies löst dann einen generalisierten Anfall auf.<br />

194


Erscheinungsformen der Epilepsie<br />

Primär generalisierte Epilepsie:<br />

• Grand mal:<br />

Beim Anfall werden Zeiten tonischer Rigidität gefolgt von massiven Krämpfen. Dieser zustand<br />

kann in eine Status epilepticus münden <strong>und</strong> ist lebensbedrohlich<br />

• Petit mal:<br />

Bewusstseinstörungen, da die normale Rindenfunktion gestört ist, ein Anfall dauert<br />

normalerweise weniger als 10 Sek<strong>und</strong>en.<br />

Sie ist daher sehr schwierig zu erfassen, muss aber unbedingt therapiert werden.<br />

Es können auch tonische Anfälle oder konische Anfälle auftreten<br />

Fokale Anfälle:<br />

• Z.B. Jackson Anfall ( es krampft nur eine Körperhälfte)<br />

• Kann auch multifokal mit sek<strong>und</strong>ärer Generalisierung auftreten<br />

Status epilepticus:<br />

• Grand mal Anfälle in schneller Folge<br />

• Lebensbedrohlich, die Letalität liegt trotz Behandlung bei 10 %<br />

Der Tod erfolgt aufgr<strong>und</strong> eines generalisierten Sauerstoffmangels.<br />

Was führt zu einer Epilepsie?<br />

• Unfälle mit Schädel – Hirn – Traumen, diese Schäden können durchaus mit Latenz eintreten<br />

• Vergiftungen ( schwere Schädigungen durch Intoxikationen)<br />

• Folgen einer schweren Geburt (für das Neugeborene)<br />

Durch einen bei der geburt erlittenen Sauerstoffmangel können Gehirnzellen geschädigt worden<br />

sein<br />

• Infektionen (Hirnhautentzündungen)<br />

• Tumore (Verdrängung normaler Neurone, wobei diese in ihrer Funktionsfähigkeit gestört<br />

werden)<br />

• Vererbung, z.B. über das CHRNA4 – Gen<br />

• Alter (cerebro – vaskuläre Ursachen, welche zu Versorgungsstörungen bestimmter Hirnpartien<br />

führen)<br />

Diagnose der Epilepsie<br />

• Gespräche mit Angehörigen<br />

• Computertomographie<br />

• EEG<br />

Hierbei provoziert man eine epileptischen Anfall durch Schlafentzug (u.U. mit Einsatz von<br />

Stroboskop – Licht = Flimmer – Licht)<br />

195


Therapieprinzipien<br />

• Auslösefaktoren vermeiden<br />

Regelmäßigen Tagesablauf einhalten, regelmäßige Zuckerzufuhr, kein hohes Fieber,<br />

Stroboskoplicht vermeiden etc.<br />

• Symptomatische, medikamentöse Therapie mit dem Ziel, die Anfälle zu unterdrücken<br />

• Therapiebeginn nach dem zweiten sicheren Anfall ohne bekannte Ursache (Nicht –<br />

Gelegenheitsanfall)<br />

• Bei Nichtansprechen auf die medikamentöse Therapie evtl. Entfernen des Focus<br />

Gr<strong>und</strong>sätze der medikamentösen Therapie<br />

• So niedrig wie möglich, so hoch wie nötig, da es sich um eine Dauertherapie handelt<br />

• Sorgfältige Überwachung mittels Drug – Monitoring (Plasmaspiegelbestimmung des<br />

Arzneistoffes o.ä.)<br />

• Compliance unterstützen <strong>und</strong> fördern (wg. Der häufigen <strong>und</strong> schwerwiegenden<br />

Nebenwirkungen)<br />

• Therapie immer einschleichend dosieren ( Tage – Wochen)<br />

• Therapie immer ausschleichen dosieren (Wochen bis Monate)<br />

• Medikamente gemäß des Anfallstyps einsetzen<br />

• Wenn möglich eine Monotherapie durchführen<br />

• Interaktionen beachten<br />

Anforderungen an ein Antiepileptikum<br />

• Heraufsetzen der Krampfschwelle<br />

• Möglichst nicht sedierend<br />

• Möglichst keine Beeinflussung der normalen motorischen Erregbarkeit<br />

• Geringe Nebenwirkungen<br />

• Möglichst lange Plasma – Halbwertszeiten<br />

196


Carbamazepin (Tegretal®)<br />

Medikamente zur exzitatorischen Hemmung<br />

Indikationen:<br />

• Epilepsie: fokale Anfälle<br />

Hier stellt Carbamazepin das Mittel der ersten Wahl da<br />

• Trigeminusneuralgien, diese sind sehr schmerzhaft<br />

• Neuralgische beschwerden, wie die Gürtelrose<br />

UAW ´s:<br />

• Stark sedierend ( es handelt sich hier um eine Dauertherapie!)<br />

• Augenzittern bei Überdosierung<br />

• Doppelsehen bei Überdosierung<br />

Spezielles:<br />

• Enzyminduktion am CYP 450<br />

Dies bedingt zahlreiche Interaktionen mit anderen Arzneistoffen <strong>und</strong> setzt die Wirksamkeit<br />

oraler Kontrazeptiva stark herab!<br />

Wirkungsmechanismus:<br />

Es erfolgt eine Blockade der spannungsabhängigen Natriumkanäle, vor allen derjenigen, welche<br />

sich in einem erhöhten Aktivitätszustand befinden!<br />

Oxcarbazepin (Trileptal®)<br />

Ist in der Wirkung dem Carbamazepin sehr ähnlich, zeigt allerdings weniger Nebenwirkungen (bis<br />

jetzt, da die Substanz gerade neu zugelassen worden ist).<br />

Ist die erste interessante Neuerung auf dem Sektor der Antiepileptika.<br />

197


Valproinsäure (Convulex®)<br />

Indikation:<br />

Ist bei primär generalisierten epileptischen Anfällen das Mittel der 1. Wahl.<br />

In der USA auch zur Behandlung von Manien zugelassen.<br />

UAW´s:<br />

• Blutgerinnungsstörungen, vermehrtes Nasenbluten<br />

• Pankreatitis<br />

Diese Nebenwirkungen bedingen, dass der Blutspiegel genau überwacht werden muss.<br />

• Gewichtszunahme<br />

Spezielles:<br />

Die Substanz wirkt wenig sedierend<br />

Wirkungsmechanismus:<br />

Es erfolgt eine Blockade spannungsabhängiger Natriumkanäle.<br />

Phenytoin (Zentropil®)<br />

Indikationen:<br />

• Grand mal Epilepsie, Jackson – Epilepsie<br />

• Trigeminusneuralgien<br />

• Herz – Rhythmus – Störungen<br />

UAW´s:<br />

• Gingiva Hyperplasie = Zahnfleischwucherungen, man muss eine nachhaltige M<strong>und</strong>hygiene<br />

durchführen; kommt bei 20 % der Patienten vor<br />

• Vermehrte Körperbehaarung = Hyperticose<br />

• Osteoporose<br />

Spezielles:<br />

Induktion von CYP 450, daher vermehrte Interaktionen mit anderen Arzneistoffen<br />

198


Wirkungsmechanismus:<br />

Blockade spannungsabhängiger Natriumkanäle, wahrscheinlich auch von NMDA – Rezeptoren<br />

Ethosuximid<br />

• Anwendung dieser Substanz erfolgt nur bei der Absence, hier vor allem bei Kindern<br />

• Sie blockiert wahrscheinlich Calcium – Kanäle<br />

Topiramat (Topamax®)<br />

Indikation:<br />

Add – on – Therapie<br />

UAW´s:<br />

Bildung von Nierensteinen, es ist eine vermehrte Flüssigkeitszufuhr nötig<br />

Spezielles:<br />

Es liegt eine große therapeutische Breite vor<br />

Wirkungsmechanismus:<br />

Es erfolgt einer Blockade spannungsabhängiger Natriumkanäle<br />

Felbamat<br />

• Blockiert NMDA – Rezeptoren<br />

• Add – on – Therapie<br />

• Schlimme UAW´s (Leberfunktionsstörungen)<br />

Lamotrigin<br />

• Es erfolgt eine Blockade der spannungsabhängigen Natriumkanäle, vor allem in exzitatorischen<br />

Nerven<br />

199


Medikamente, welche die inhibitorischen Effekte verstärken<br />

Inhibitorische Neurotransmission<br />

Glutamat wird in die Zelle aufgenommen <strong>und</strong> durch die Glutamatdecarboxylase in GABA<br />

umgewandelt. Diese neu entstandene GABA wird entweder vesikulär gespeichert oder dem Abbau<br />

durch die GABA – Transaminase zugeführt.<br />

Phenobarbital<br />

Indikation:<br />

Status epilepticus ( eingeschränkt Grand mal)<br />

UAW ´s:<br />

Stark sedierend<br />

Wirkungsmechanismus:<br />

Allosterische Modulation am GABAA – Rezeptor, dadurch wird die Affinität von GABA zum<br />

Rezeptor erhöht <strong>und</strong> es kommt zu einer Hyperpolarisation der Zelle.<br />

Es muss noch ein weitere unbekannte Komponente in der Wirkung geben.<br />

200


Vigabatrin (Sabril®)<br />

Wirkungsmechanismus:<br />

Ist ein Vinyl – GABA – Transaminase – Inhibitor, es wird also der Abbau von GABA gehemmt.<br />

Indikation:<br />

Add – on – Therapie<br />

Spezielles:<br />

Es erfolgt eine Gesichtsfeldeinengung, welche regelmäßig augenärztlich kontrolliert werden muss.<br />

Tiagabin<br />

• Ist eine GABA – Wiederaufnahme – Hemmstoff<br />

• Add – on – Therapie<br />

Gabapentin<br />

• Es fördert die Glutamataufnahme in die Zelle <strong>und</strong> somit die Synthese von GABA<br />

• Add – on – Therapie<br />

Kontraindikationen bei der Epilepsie<br />

• ß – Lactam – Antibiotika (in hohen Dosen)<br />

• Gyrasehemmstoffe (setzen die Reizschwelle herab)<br />

• Isoniazid (senkt die GABA – Konzentration)<br />

• Cortisol<br />

• Einige Antidepressiva<br />

• Einige Neuroleptika<br />

• Alkohol darf nur in Maßen genossen werden, da er inhibitorische Neuronen dämpft<br />

Orale Kontrazeptiva werden schneller verstoffwechselt.<br />

Alle Antiepileptika sind teratogen, allerdings können Schäden bei einem während der<br />

Schwangerschaft auftretenden Anfall auch sehr fatal sein. Studien haben gezeigt, dass die Kinder<br />

von während der Schwangerschaft behandelten Müttern gesünder sind als bei unbehandelten<br />

Müttern.<br />

Es ist eine Folsäureprophylaxe zu empfehlen!<br />

201


Lipoproteine<br />

Bedeutung der Lipoproteine<br />

• Triglyceride<br />

Sind Energiespeicherformen, aus Glycerol <strong>und</strong> Fettsäuren<br />

• Cholesterin<br />

Dient als Baustein von Membranen <strong>und</strong> als Gr<strong>und</strong>stoff der Steroidhormone<br />

Diese beiden Stoffe müssen so verpackt werden, dass sie im wässrigen Medium der Lymphe <strong>und</strong><br />

des Blutes transportiert werden können.<br />

• Lipoproteine<br />

Sie bestehen aus Triglyceriden, Cholesterin, Phospholipiden <strong>und</strong> Apolipoproteinen. Es handelt<br />

sich um sphärische Partikel mit einem bestimmten Durchmesser, welche mittels<br />

Ultrazentrifugation voneinander getrennt werden können.<br />

Klassifizierung der Lipoproteine<br />

Lipoprotein Dichte Elektro- Durchmesser Protein Cholesterin Triglyceride Phospholipide<br />

Phorese [nm] [%] [%] [%] [%]<br />

Chylomikronen - 100 - 1000 2 5 85 8<br />

VLDL Prä - ß 25 - 75 10 25 50 15<br />

IDL ß; Prä-ß 25 20 35 10 35<br />

LDL ß 20 - 25 25 45 10 20<br />

HDL α 5 - 12 50 20 5 25<br />

VLDL: Very low density lipoprotein<br />

Wird der Ausdruck der erhöhten Triglyceride angewendet, bezieht er sich auf den<br />

Triglyceridanteil in diesen Partikeln.<br />

Bildung erfolgt in der Leber<br />

LDL: low density lipoprotein<br />

Ist ein Marker für die Prognose verschlechterndes Protein, da es durch Aufnahme in<br />

Makrophagen diese in Schaumzellen umwandelt.<br />

Entsteht im Blut aus VLDL<br />

IDL: intermediate density lipoprotein<br />

Entsteht im Blut aus VLDL<br />

HDL: high density lipoprotein<br />

Enthält das die Prognose verbessernde gute Cholesterin<br />

Das HDL kann überschüssiges Cholesterin im extrahepatischen Raum aufnehmen<br />

(unverestert) <strong>und</strong> es in veresterter Form an die drei verschiedenen Lipoproteine abgeben.<br />

Werden in der Leber gebildet<br />

Chylomikronen: Werden im Darm unter der Aufnahme von Nahrungsfetten gebildet <strong>und</strong> in die<br />

Lymphe abgegeben. So gelangen sie unter Umgehung der Leber ins Blut.<br />

202


Pathologie <strong>und</strong> Pathophysiologie<br />

Man unterscheidet in primäre <strong>und</strong> sek<strong>und</strong>äre Erkrankungen. Bei den sek<strong>und</strong>ären Erkrankungen<br />

liegen die erhöhten Blutfettwerte aufgr<strong>und</strong> einer anderen Erkrankung vor.<br />

Hyperlipoproteinämie:<br />

Es liegt eine vermehrte Anzahl von LDL vor .Der Körper sendet deshalb Makrophagen aus, welche<br />

diese LDL – Partikel phagozytieren. Diese wandeln sich dann in die schädlichen Schaumzellen um,<br />

welche sich in das intakte Endothel der Arterien <strong>und</strong> Arteriolen einlagern <strong>und</strong> diese schädigen.<br />

Es kommt dann zu Ablagerungen von Kalk, Fibrin <strong>und</strong> oder Thrombozyten. Dies führt zu einer<br />

Verengung der Arterien <strong>und</strong> somit zur Arteriosklerose.<br />

Durch die Arteriosklerose steigt die (kardio)vaskuläre Morbidität, damit auch die (kardio)vaskuläre<br />

Letalität <strong>und</strong> somit die Gesamtletalität.<br />

Risikofaktoren für die Hyperproteinämie:<br />

LDL > 200 mg / dl<br />

VLDL > 200 mg / dl<br />

Dies sind Richtwerte, man muss des weiteren noch auf andere Faktoren achten, wie z.B.<br />

• Rauchen<br />

• Übergewicht<br />

• Hypertonie<br />

• Alkohol<br />

Ebenfalls wichtig für die Veranlagung ist die Anwesenheit von Cholesterin. Dieses wird in der<br />

Leber unter anderem durch die HMG – CoA – Reduktase synthetisiert. Sie greift in einem sehr<br />

frühen Stadium der Synthese ein <strong>und</strong> ist für sie geschwindigkeitsbestimmend.<br />

HDL kann überschüssiges Cholesterin in den extrahepatischen Raum aufnehmen (unverestert) <strong>und</strong><br />

dieses in veresterter Form an die drei verschiedenen Lipoprotein abgeben.<br />

(LDL kann ebenfalls ins Muskelgewebe aufgenommen werden).<br />

Wichtig ist daher auch ein hoher HDL – Spiegel, damit überschüssiges Cholesterin aufgenommen<br />

werden kann.<br />

Als für die Erkrankung wesentlich gilt der Überschuss an LDL, die HDL – Konzentrationen spielen<br />

teilweise mehr in den Statistiken eine Rolle.<br />

203


Klassifikation der Hyperlipoproteinämien<br />

Primäre Erkrankungen:<br />

1) Hypercholesterinämie<br />

Hier liegt ein erhöhter LDL – Spiegel vor.<br />

a) polygene Hypercholesterinämie (macht ca. 80 % der Hypercholesterinämien aus)<br />

Sie wird von mehreren Genen codiert. Sie kann bei entsprechender Disposition (wie<br />

Übergewicht o.ä.) eigentlich jeden treffen.<br />

b) familiäre Hypercholesterinämie<br />

Sie kann sowohl homozygot, als auch heterozygot vererbt werden.<br />

Es handelt sich um genetisch bedingte Defekte am LDL – Rezeptor oder am Apo – B – 100<br />

Protein.<br />

Bei Homozygoten werden überhaupt keine Rezeptoren mehr exprimiert, bei Heterozygoten<br />

ist seinen Bildung nur eingeschränkt.<br />

2) Kombinierte Hyperlipidämien<br />

Diese zeichnen sich durch einen Anstieg von HDL <strong>und</strong> LDL aus.<br />

3) Hypertriglyceridämien<br />

Hier ist nur das VLDL erhöht, selten können auch die Chylomikronenspiegel erhöht sein.<br />

Sek<strong>und</strong>äre Erkrankungen:<br />

1) Hypercholesterinämie<br />

• Hypothyreose<br />

• Schwangerschaft<br />

2) Kombinierte Hyperlipidämie<br />

• Diabetes mellitus (Typ 2)<br />

3) Hypertriglyceridämie<br />

• Diabetes mellitus (Typ 2)<br />

• Schwangerschaft<br />

Stufenplan lipidsenkender Maßnahmen<br />

1) Diät, Sport<br />

- Reduktionsdiät<br />

- Umschichtung der zugeführten Fette<br />

2) Monotherapie<br />

3) Kombinationstherapie<br />

(Anionenaustauscher + Statin / Fibrate / Nicotinate)<br />

4) Technische Verfahren<br />

(extrakorpuläre LDL – Extraktion)<br />

204


Cholestyramin<br />

Colestipol<br />

Hemmstoffe der Gallensäuren – Resorption =<br />

Anionenaustauscherharze<br />

Wirkungsmechanismus:<br />

Sie unterbrechen den enterohepatischen Kreislauf, in dem sie im Darm Gallensäuren binden.<br />

Dadurch werden sie aus dem Organismus ausgeschieden, der Körper muss also unter Verwendung<br />

von Cholesterin erneut Gallensäuren produzieren.<br />

Dies geschieht unter anderem durch die Produktion von LDL –Rezeptoren, damit der gesteigerte<br />

Cholesterinbedarf gedeckt werden kann. Dadurch wird vermehrt LDL in die Leber aufgenommen<br />

<strong>und</strong> somit der LDL – Spiegel gesenkt.<br />

Die Substanzen werden nicht resorbiert, die Patienten müssen löffelweise Sand schlucken. Es<br />

erfolgt also eine lokale Wirkung im Darm.<br />

Wirkungen:<br />

LDL – Senkung um 20 %<br />

HDL bleibt gleich<br />

VLDL kann geringfügig ansteigen<br />

UAW ´s:<br />

• Obstipation<br />

• Magen – Darm – Beschwerden<br />

Die Einnahme sollte 1 – 4 h vor oder nach der Einnahme anderer Arzneistoffe erfolgen, damit diese<br />

nicht durch die Substanzen geb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> somit wirkungslos werden.<br />

ß – Sitosterin<br />

Hemmstoffe der Cholesterin – Resorption<br />

Ist ein nicht resorbierbares pflanzliches Chlosterin – Analogon.<br />

205

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